Kitabı oku: «BRISANTES ... Worüber man(n) nicht spricht», sayfa 2
Nachgedacht
Mit ihrem Wuschelkopf stieg Ruth am nächsten Morgen aus dem Bett. Sie ging zum Fenster. Das tat sie jeden Morgen. Sie zog den Vorhang an die Seite und machte das Fenster weit auf. Sie atmete die kühle Morgenluft ein und spürte den leichten Nieselregen auf ihrer Haut. Sie fühlte sich in diesem Moment frei von den bösen Erinnerungen des gestrigen Tages. „Heute ist ein neuer Tag, ich werde es schaffen, so wie ich es in den letzten Jahren immer geschafft habe.“ Sie sprach es laut in den Morgen.
Das kleine Haus war genau das, was sie für einen Neuanfang damals brauchte. Mit viel Liebe war es von ihr renoviert worden. Glücklicherweise war es ihr gelungen, sich einen Maler leisten zu können. Den Behandlungsstuhl kaufte sie gebraucht. Der schwierige Anfang ihrer kleinen Existenz war von ihr „gemeistert“ worden, was nicht ohne Folgen blieb: Es hatte ihr Selbstbewusstsein gestärkt.
Mit viel Enthusiasmus war sie an die Wohnungssuche herangegangen. Der kleine Kissenbezug war nach dem Lehrgang in der Großstadt nicht mehr so gut gefüllt. Die Schlüsselübergabe stand bevor. „Wie und wann wollen Sie die Kaution überweisen?“, fragte die Eigentümerin.
„Gleich in den nächsten Tagen“, antwortete Ruth mit einer Selbstverständlichkeit, dass sie bei der Schlüsselübergabe beinahe die Fassung verlor. Ruth spürte, wie ihr die Hände zitterten und ihr vor Scham und Angst, der Lüge von der Eigentümerin überführt zu werden, das Blut in den Kopf schoss.
„Viel Arbeit kommt auf Sie zu. Warum nehmen Sie sich nicht einen Anstreicher?“, fragte die Vermieterin.
„Werde ich tun“, flunkerte Ruth, als die Vermieterin im Begriff war, das kleine Häuschen zu verlassen.
Warum überkommt mich gerade jetzt das Gefühl von damals? Ruth konnte es heute noch nachempfinden. Mit Nonchalance war sie der Vermieterin entgegengetreten. „Ich muss es schaffen“, sagte sie sich immer wieder.
Unmöglich, mit dieser Lüge, ein Objekt anzumieten. Es war ein wahres Vabanquespiel. Ruth besaß kaum die erste Miete, geschweige denn die Kaution. Wenn da nicht der Zufall in Form einer großen Überraschung für sie gewesen wäre. Alles war gut gegangen. Doch warum stellen sich am heutigen Morgen Selbstzweifel bei mir ein?, fragte sie sich. Warum habe ich so ein komisches Gefühl und gestern beinahe versagt? Der Bäcker von nebenan hatte bei ihr etwas ausgelöst, was sie sich nicht erklären konnte. Alles war so lange her, und doch kamen die Erinnerungen von damals zurück.
Ruth hatte nach den Vorkommnissen des gestrigen Abends eine schlaflose Nacht gehabt und es drückte auf ihre Stimmung. Sie setzte sich, nachdem sie das Fenster vom Schlafzimmer geöffnet hatte, zurück auf die Bettkante und versuchte ihren Traum mit der Realität auseinanderzuhalten. Was der sich erlaubt …! Vielleicht bin ich zu nett. Sollte ich eventuell zu diesen Männern etwas zurückhaltender sein? Es ist einfach verrückt, ich bin so, wie ich bin, so brauchte er das nun auch nicht gleich aufzufassen. Das kommt sicher daher, weil ich mal mit ihm ein paar nette Worte bei der Behandlung seiner Füße wechsle. Sie fühlte sich in jenen Zustand zurückversetzt, als sie sich von ihrem Ehemann Willi trennte. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Der hatte auch nichts weiter zu tun, als mich zu demütigen!, hämmerte es in ihrem Kopf.
So fühlte sie es nicht nur am gestrigen Tag. Sobald sie Männerbekanntschaften hatte, machten sich bei ihr längst vergangene unangenehme Gefühle plötzlich bemerkbar. Daher mied sie seit Jahren nähere Bekanntschaften. Der Bäcker hatte sie gestern mit seinem Versuch, ihr näher zu kommen, an längst vergangene Zeiten erinnert. Still saß der Bäcker sonst im Behandlungsstuhl, er war ihr als ein ruhiger Geselle bekannt. Kein Gedanke kam bei Ruth auf, dieser Mann könnte sich ihr so nähern, geschweige denn ihr so auflauern. Im Rhythmus von vier Wochen kam er vorbei. Er schaute ihr geduldig und interessiert zu, wie sie ihm die Fußnägel und die Fußsohlen von Hornhaut befreite. Auffällig war er ihr nie entgegengetreten. Und doch …, überlegte sie an diesem Morgen. Waren es nicht seine gierigen Blicke, die ihr am letzten Behandlungstag schon aufgefallen waren? Eine große Bedeutung hatte sie diesen Blicken nicht beigemessen, sondern ihm mit ihrer gewohnten Höflichkeit die übliche Gleichbehandlung entgegengebracht, wie sie es immer tat. Doch der Gedanke an ihren ehemaligen Ehemann ließ sie nicht los.
Ruth lernt Willi kennen
Öfter, als sie es am heutigen Tag zulassen wollte, dachte Ruth an den Anfang ihres Kennenlernens. Mit ihrer Freundin Helga war sie vor Jahren zur Kirmes gegangen. Von dem Mann, der in der Mitte von einem Pulk von uniformierten Männern stand, war sie angetan. Es war die angenehme Stimme, die sie veranlasste, ihren Blick dahin schweifen zu lassen. Ihre Blicke trafen sich genau in diesem Augenblick. Er delegierte die Männer in das Festzelt.
Ruth stand gelangweilt an der Ausgabe von Getränken und wartete auf Helga. Helga, die in dem Gewusel von festlich gekleideten Menschen irgendeinen Freund suchte. Helga beteuerte, dass es ein wichtiger Freund wäre und sie ihn unbedingt treffen müsste. Ruth fühlte sich gelangweilt.
„Komm!“, rief sie plötzlich. Helga, die umgeben von singenden Besuchern stand, rief ihr aus der Menge zu. „Ich habe einen Platz im Zelt für uns gefunden.“ Ruth folgte ihr. „Äh … es tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen.“ Ruth sagte nichts. Den Platz hatte Helga mit einem Glas reserviert. „Komm setz dich“, sagte sie. „Ich habe meinen Freund nicht gefunden.“ Die Kapelle spielte Marschmusik. Ruth sah zum Eingang, wo sich in diesem Augenblick die Uniformierten gruppierten, der Mann mit der kräftigen Stimme vorneweg. So marschierten sie jetzt unter der Begleitung von Marschmusik ins Festzelt. An ihrem Tisch vorbei trafen sich ihre Blicke zum zweiten Mal.
„Was war denn das?“, fragte Helga.
„Es war nur ein kurzer Augenblick, wo wir uns angesehen haben.“
„Dann hat er aber Feuer gefangen, so wie der geguckt hat“, meinte Helga.
„Lass ihn doch gucken, ich sehe den sowieso nicht wieder.“ Ruth fand es nicht lustig, dass ihre Begleiterin das mitbekommen hat.
„Komm, lass uns noch ein Bier trinken.“ Sie ging zum Bierstand. Ganz plötzlich stand die „Stimme“ am Tisch. Ruth war in Gedanken.
Sie hatte heute vor, sich noch etwas auszuruhen. In der kommenden Woche sollten die Vorbereitungen für die Prüfung zur Fußpflegerin beginnen. Die „Stimme“ stellte sich vor. „Ich bin der Willi.“ Er machte eine Verbeugung und forderte sie zum Tanzen auf.
Ruth bemerkte ihn zuerst kaum. Auch sprachen sie nicht viel miteinander. Aber Willi steuerte beim Tanz in die Richtung, wo die anderen Männer mit ihren Uniformen saßen. Was soll das denn? Der führt mich ja wie eine Trophäe vor, dachte sie in diesem Augenblick. Sie war ungehalten über so viel Anmaßung. So ein Angeber!, ärgerte sie sich. Willi versuchte immer wieder, sie beim Tanzen so zu drehen, dass seine Eroberung gut zu sehen war. Wieder in der Mitte der Tanzfläche angelangt, winkte Helga ihr zu. Das Winken sollte Ruth verständlich machen, sie hatte ihren Freund im Getümmel gefunden.
Umtata, umtata. Willi schien in Fahrt zu kommen. Ruth lag in seinen Armen, er drückte sie fest an seinen Körper. Wie unangenehm!, sagte sie zu sich und überlegte schon, wie sie den Tanz unterbrechen könnte. Doch die Kapelle machte eine Pause und hörte auf zu spielen.! Ruth war erleichtert. Willi brachte sie zurück an den Tisch. Helga war nicht mehr allein. Sie saß jetzt mit ihrem Freund, der sie gefunden hatte, auf ihrem Platz. Etwas zu eng war es für sie geworden.
Willi strahlte übers ganze Gesicht „Na …“, sagte er, „wollen wir nachher noch mal?“ Ruth nickte ihm nur kurz zu und setzte sich zu Helga und ihrem Freund.
Die beiden hatten sich endlich gefunden und waren angeregt im Gespräch. Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, dass Ruth sich verabschieden wollte. Sie hatte den Entschluss gefasst, nach Hause zu gehen.
Ein kurzer Gruß an das Liebespaar und Ruth verließ das Festzelt. Sie sah noch einmal zurück, ein kurzes Winken und sie verließ die Stätte. Auf dem Weg nach Hause holte sie erst mal tief Luft und freute sich auf den Abend, den sie bei sich zu Hause verbringen würde.
Willi steht plötzlich an der Tür
Der Morgen, an dem Willi an der Tür klingelte, sollte ihr Leben verändern.
Ruth dachte damals nicht mehr an die Begegnung mit ihm im Festzelt. Nach einigen Tagen, es war gerade mal acht Uhr, klingelte es Sturm bei ihr an der Wohnungstür. Ungewöhnlich, überlegte sie. Wer kann das schon sein?
Sie hatte verschlafen. Eigentlich wollte sie an ihrem freien Tag ins Schwimmbad, die Tasche war von ihr schon am Abend vorher gepackt worden. Damit es am Morgen schneller ginge. Es klingelte wieder. Derjenige, der da schellte, schien sehr ungeduldig zu sein. So früh hatte sie aber niemanden erwartet.
Ruth taumelte noch schlaftrunken zur Wohnungstür. Sie war zu schnell aufgestanden, ihr wurde schlecht. Die schwarzen Flecken vor ihren Augen flackerten gewaltig. Ruth hielt sich an der Türklinke fest. „Ich mache gleich auf“, rief sie und versuchte, sich auf den Stuhl, der noch einen Meter entfernt war, zu retten. „Ich komme gleich“, erklärte sie, als sie den Stuhl erreicht hatte. Kurz nachdem sie sich setzen konnte, war der Schwindel vorbei. Ruth brauchte am Morgen ihr Ritual, um den Tag zu beginnen.
Sie staunte nicht schlecht, als sie Willi aus dem Festzelt vor ihrer Wohnungstür stehen sah. Ruth bat ihn in die Küche. „Ich mache mir erst mal einen Kaffee, wollen Sie auch einen?“, fragte sie höflich.
„Ach lass uns doch Du zueinander sagen.“
„Ja, ja, ist in Ordnung.“ Sie zog sich den Gürtel vom Morgenmantel enger um ihre Taille. „Kaffee ist gleich fertig, nehmen Sie … nimm doch Platz.“
Willi sah sich um. „Ist aber ziemlich klein – die Küche.“
„Für mich reicht es“, antwortete Ruth.
„Sind Sie …? Jetzt mach ich es auch schon, bist du alleinstehend?“
„Ja“, antwortete sie. „Ich lebe allein.“ „Der Kaffee ist fertig.“ Ruth fragte ihn nach Milch oder Zucker und war froh, endlich ihren morgendlichen Muntermacher trinken zu können.
„Wie hast du mich denn gefunden?“, fragte sie nach dem ersten Schluck aus ihrer Tasse. „Ich habe dich gesucht, habe überall nachgefragt, bis mir jemand sagen konnte, wo du wohnst.“
Ruth schüttelte ihren Wuschelkopf. „Wieso?“, fragte sie.
Willi sah sie verständnislos an. „Wieso nicht? Ich wollte dich wiedersehen.“ Er sprach weiter und sagte ihr unverblümt, was er heute mit ihr vorhatte. „Ich will dich heute zum Essen ausführen“.
Ruth ging, nachdem sie ihm zugesagt hatte, ins Bad um sich für den Tag fertig anzukleiden.
Willi war nicht gerne gegangen. Er war es gewohnt, dass er sofort ans Ziel kam.
Doch Ruth blieb dabei, erst wollte sie zum Schwimmen und erst dann mit ihm zum Essen gehen. Ruth war nicht erfreut, über seinen „Überfall“. Er war für sie ein Fremder, und doch war es, als würde sie ihn schon länger kennen.
So, wie er es am Morgen gesagt hatte, stand er pünktlich zur verabredeten Zeit vor ihrer Wohnungstür.
Der Weg zum Restaurant
Willi war sportiv gekleidet. Ruth konnte sich erinnern, dass er die Jacke trug, die er auch an dem Tag, als sie ihn das erste Mal sah, getragen hatte. Ruth war heute von seiner sanften Art und seiner Stimme angetan. Ein schöner Mann war er nicht, doch fand sie sich wohl in seiner Obhut. Sie spürte eine gewisse Sicherheit in seiner Gegenwart.
„Und hat es dir geschmeckt“?, fragte Willi mit vollem Mund.
Er riss sie aus ihren Überlegungen heraus. „Ja, danke“, antwortete Ruth. Sie fühlte sich bereits gemästet.
Nachdem sie schweigsam ihre Speisen verzehrt hatten, kam ein Gespräch nur mühsam in Gang.
Ruth sah, wie sich bei Willi die Schweißperlen auf der Stirn bildeten. Mit seiner Serviette wischte er sich erst den Mund und dann die Stirn ab. „Willst du noch eine Nachspeise?“, fragte er und goss mit einer Selbstverständlichkeit den Rest aus der Weinflasche in ihr Glas. „Ich wollte nichts mehr trinken.“ Willi bestellte sich ein Eis; er hatte sich zunächst in Zurückhaltung geübt, fing dann aber an, den Eisbecher in sich hineinzuschlürfen. Willi hatte Ruths Bitte, nichts mehr trinken zu wollen, einfach überhört.
Seinen Eisbecher hatte er gierig fast leer geschleckert. Ruth wollte schon gar nicht mehr zu ihm hinübersehen. Nun schob er den letzten Happen vom Schokoladeneis in sich hinein. „Herr Ober, ich will zahlen.“ Es war die fordernde Stimme vom Festplatz, die er auch hier anwandte. Ruth gefiel diese Art nicht.
„Könnte man auch netter sagen“, sprach sie leise zu ihm.
„Ach was! Papperlapapp, der soll laufen“, griente er Ruth an. „Musst du nicht so ernst nehmen, Kleine, die verstehen das schon.“
Obwohl Willi den Kellner mit seiner groben Manier an den Tisch beordert hatte, um die Rechnung zu bezahlen, war er doch sehr großzügig. „Siehst du, so wird das gemacht.“ Willi gab dem Kellner einen Zehner als Trinkgeld und er lächelte seinem Gast zu.
Ruth wollte den Weg zu ihrem Zuhause antreten, doch Willi wohnte ganz entgegengesetzt und er zog sie in seine Richtung. „Wir gehen jetzt in mein Haus, ich will sehen, ob es dir gefällt.“
Willis Schlafzimmer
Ruth staunte nicht schlecht; das Haus von Willi war größer, als sie es aus seinen Erzählungen heraushören konnte. Auf dem Weg zu seinem Haus hatte er ununterbrochen erzählt, wie er es gebaut hatte. Mit eigenen Händen hätte er die Steine geschleppt, den Mörtel angerührt. Da war sie doch neugierig geworden, obwohl sie alles erst mal für total übertrieben hielt. Sie dachte an den Tag im Festzelt, wie er die Kameraden scheuchte. Ist er nur ein großer Spinner? Ein Angeber? Dann war sein Haus zu sehen.
„Das ist es“, sagte er voller Stolz, und als würde sich seine Brust in dem Augenblick vergrößern, stand er mit Ruth davor. Willi zeigte ihr seinen Garten.
Ruth war überrascht; sie konnte sich sogar vorstellen, hier zu wohnen. Sie gab den Gedanken jedoch keinen Raum. Wer weiß schon, was aus uns wird, vielleicht sehe ich Willi nie wieder.
Ein großes Grundstück mit alten Bäumen, ein mächtiger Walnussbaum in der Mitte. „Ein bisschen Paradies“, sagte er zu Ruth.
Sie war überwältigt. Von einer Frau, die eventuell mal hier gewohnt hatte, sprach er nicht. Als sie die unteren Räume sah, ahnte sie, dass hier keine Frau gewirkt haben konnte. Die Küche, das große Wohnzimmer und ein kleines Zimmer waren sehr steril eingerichtet. Alles war funktionell, aber auch alles einfach so gekauft und hingestellt.
„Nun komm schon, ich zeige dir mal die anderen Räume.“ Willi war schon auf der ersten Treppe angelangt, während sie noch den schönen Ausblick in den Garten genießen wollte. Es musste alles hopphopp bei ihm gehen. Ruth war auf der oberen Etage angekommen. Willi kam gleich zur Sache, zog sie ins Schlafzimmer. Die Vorhänge waren schon von ihm zugezogen worden. Nach einigem Hin und Her bewegte er sich flink von der einen Schublade zur nächsten. „Aha, da hab ich sie.“ In der Hand hielt er einen Stummel von Kerze, dass sich Ruth das Grinsen nicht verkneifen konnte. Er hatte doch etwas Lustiges an sich. Es sah so aus, dass sie nicht mehr aus dem Schlafzimmer herauskommen sollte.
Ruth war nicht überrascht. Wieso eigentlich nicht?, dachte sie. Verliebt in Willi war sie nicht, aber er war ihr in der kurzen Zeit ihres Kennenlernens sympathisch.
Er umarmte Ruth und setzte sie aufs Bett. „Komm zieh dich schon mal aus.“ Er ging davon aus, dass Ruth für ihn bereit war. Er achtete nicht auf ihre Signale. Will sie … oder will sie nicht? Viele Worte verschwendete er nicht; wie sie sich erinnern konnte, war das seine Art, mit Menschen umzugehen. Die Bettdecke hielt sie sich wie einen Schutz über ihren Körper. Bis zum Kinn mummelte sie sich ein. Ruth sah ihm zu, wie er sich entkleidete. Meine Güte!, sagte sie zu sich. Was hat er nur für dünne Beine? Zu seinem mächtigen Körper passen diese Proportionen überhaupt nicht. Sie wusste, aus dieser Situation kam sie nicht mehr heraus. Zweifel befielen sie. Wie würde sie sich danach fühlen, fragte sie sich. Eine lange Zeit war sie allein geblieben, irgendwie kam Willi ihr da gerade recht. Wie er auch ist, meinte sie zu sich selbst. Er kann mir die Sicherheit geben, die ich dringend brauche.
Während Ruth ihre Situation überdachte und die Bettdecke fest um ihren nackten Körper hielt, konnte sie Willi zusehen, wie er sein letztes Kleidungsstück auszog. Sie erschrak. Willi hatte einen übergroßen Hodensack, und da, wo ein Mann seinen Penis hat, war ein Loch zu sehen. Die Bettdecke zog sie sich noch fester um ihren Körper. Willi kam auf sie zu, riss die Decke, die sie „beschützen“ sollte, mit enormer Kraft einfach an die Seite. Er legte sich ins Bett. Für Sekunden fummelte er an seinen Hoden herum. Ruth mochte nicht hinschauen und plötzlich war bei Willi ein Penis zu sehen. Er hatte eine „Männlichkeit“. Und schon warf er sich auf Ruth mit geballter Kraft, dass es sie wunderte, wie schnell das alles bei ihm ging.
„Nun komm, Kleine, beweg dich“, gab er schnaufend von sich – und mit seinen kreisenden Bewegungen steckte er sie an … Ruth spürte nach einer langen Zeit der Enthaltsamkeit, wie sich ihr Körper zu einer brennenden Lust mit Willi vereinte.
Ruth weicht aus
Jahre waren vergangen. Es versetzte sie immer mehr in Sprachlosigkeit, sie konnte die lauten Worte ihres Ehemannes nicht mehr aushalten.
Ruth ging unter Vorbehalt in den Garten. Sie sagte ihm, wenn er mürrisch zu ihr sprach, warum sie das jetzt täte, es wäre wichtig, die Blumen zu gießen. Oder sie mähte den Rasen, wenn er wieder laut wurde, dann hörte sie Willi nicht. „Was soll das denn …?“, schrie er ihr hinterher. Ruth versuchte mit sanfter Stimme, ihm klarzumachen, dass es wichtig ist, den Garten zu pflegen. Willi beruhigte sich kaum. Er war wieder in der Phase, wo er meinte, sich behaupten zu müssen. „Ihr könnt mich nicht kleinkriegen“, brüllte er.
Die ersten Ehejahre waren etwas harmonischer. Sie war davon überzeugt, dass es der Rausschmiss aus dem Verein bewirkt hatte, dass Willi ein aggressives Verhalten angenommen hatte. Sie kam nicht an ihn heran. Wenn er doch etwas liebevoller mit ihr umgehen würde, dann könnte sie mit ihm fühlen. Ihre Gedanken schweiften umher. Sie könnte ihn trösten, all ihre guten Gedanken verwarf sie in dem Augenblick, wenn er, kaum dass er den Raum betrat, wieder laut vor sich hin brummelte. Es war für ihn ein Verlust von Macht – der Tag, als der gesamte Vorstand im Verein ihm anheimgelegt hatte, seinen Posten im Vorstand niederzulegen. Willi war bei Versammlungen oft über alle Maßen über das Ziel hinausgeschossen. Und so verlor er im Verein seine Macht und seinen Einfluss.
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