Kitabı oku: «Das Ende des Wachstums», sayfa 3

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Das Peak-Oil-Szenario

Wie bereits erwähnt, lautet die zentrale Aussage dieses Buchs, daß das weltweite Wirtschaftswachstum zu Ende ist, weil drei Faktoren zusammentreffen: die Erschöpfung der Ressourcen, die Belastung der Umwelt und Fehlfunktionen im Finanzwesen und Währungssystem. Doch ein einzelner Faktor könnte eine Schlüsselrolle dabei spielen, das Zeitalter des Wachstums zu beenden. Und dieser Faktor ist das Öl.

Erdöl hat zentrale Bedeutung in der modernen Welt – im Verkehrsund Transportwesen, in der Landwirtschaft, der Chemie und der Materialentwicklung. Die Industrielle Revolution war tatsächlich die Revolution der fossilen Brennstoffe, und das anhaltende Wirtschaftswachstum – einschließlich der Entwicklung der Finanzinstitutionen, die Wachstum fördern, wie etwa das Mindestreservesystem – basiert letztlich auf der immer weiter wachsenden Zufuhr von billiger Energie. Wachstum erfordert mehr Produktion, mehr Handel und mehr Transport, und all das verlangt wiederum mehr Energie. Wenn die Energieversorgung nicht mehr ausgeweitet werden kann und die Energie darum deutlich teurer wird, wird das Wirtschaftswachstum stocken, und die auf die Erwartung ewigen Wachstums gegründeten Finanzstrukturen werden zusammenbrechen.

Bereits im Jahr 2000 diskutierte der Geologe und Erdölexperte Colin Campbell folgendes Peak-Oil-Szenario:14 Um das Jahr 2010 herum wird das Angebot an Öl stagnieren oder sinken, dadurch werden die Preise stark steigen und schwanken, und das wiederum wird einen weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch herbeiführen. Die wirtschaftliche Krise wird einen scharfen Rückgang der Nachfrage nach Energie bewirken, und die Ölpreise werden fallen. Aber sobald sich die Wirtschaft wieder erholt hat, wird auch die Nachfrage nach Öl wieder wachsen, die Preise werden wieder steigen, und in der Folge wird die Wirtschaft erneut kollabieren. Dieser Kreislauf wird so weitergehen, und dabei wird jede Erholungsphase kürzer und schwächer ausfallen als die letzte und jeder Einbruch tiefer und härter, bis die Wirtschaft in Trümmern liegt. Finanzsysteme, die auf der Annahme von anhaltendem Wachstum gründen, werden kollabieren, und das wird größere soziale Verheerungen anrichten als die Ölpreisspitzen.

Grafik 7. Ölproduktion weltweit.

Quelle: Colin Campbell, persönliche Mitteilung.

Bis es soweit ist, werden nach diesem Szenario die stark schwankenden Ölpreise Investitionen in alternative Energiequellen hemmen: In einem Jahr ist Öl so teuer, daß nahezu jede andere Energiequelle im Vergleich dazu sich billig ausnimmt. Im nächsten Jahr ist der Ölpreis wieder so weit gefallen, daß die Verbraucher zum Öl zurückkehren und Investitionen in andere Energiequellen unsinnig erscheinen. Aber niedrige Ölpreise werden die Suche nach neuen Ölvorkommen bremsen, was zu noch schlimmeren Engpässen führt. Auf jeden Fall werden die Mittel für Investitionen knapp sein, weil die Banken nach dem Zusammenbruch insolvent sind und die Regierungen wegen rückläufiger Steuereinnahmen kein Geld haben. Unterdessen könnte die internationale Konkurrenz um die schwindenden Ölreserven bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Ölimportländern, zwischen Importeuren und Exporteuren und zwischen rivalisierenden Fraktionen innerhalb von Exportländern verursachen.

Unmittelbar nach der Jahrtausendwende verkündeten viele Experten, neue Technologien zur Rohölgewinnung würden es möglich machen, aus jeder Quelle mehr Öl zu fördern, und enorme Vorkommen alternativer Kohlenwasserstoffressourcen (hauptsächlich Teersande und Ölschiefer) könnten erschlossen werden und nahtlos das konventionelle Öl ersetzen, was den unvermeidlichen Peak um Jahrzehnte hinausschieben werde. Außerdem gab es die Stimmen derjenigen, die sagten, der Peak Oil werde kein größeres Problem darstellen, selbst wenn er in absehbarer Zeit kommen sollte, weil der Markt schnell genug andere Energiequellen und Transportmittel finden würde – etwa Flüssigtreibstoffe aus Kohle oder Elektro- und Wasserstoffautos.

Der Gang der Ereignisse seither scheint das Peak-Oil-Szenario zu bestätigen und die Auffassung der Öloptimisten zu widerlegen. Der Ölpreis kletterte stetig weiter – und aus vollkommen nachvollziehbaren Gründen: Immer weniger neue Ölfelder wurden entdeckt, und die Erschließung der meisten neuen Felder war viel schwieriger und teurer als die der früher entdeckten. Mehr und mehr ölproduzierende Länder erlebten, daß ihre Förderquoten einen Höhepunkt überschritten und dann zurückgingen, trotz aller Bemühungen, das Produktionswachstum durch den Einsatz neuer, kostspieliger Fördermethoden wie Einpressen von Wasser, Stickstoff oder Kohlendioxid zu erhalten. Auf den alten, gigantischen Ölfeldern der Erde, die den Löwenanteil der weltweiten Ölfördermenge liefern, beschleunigte sich der Rückgang der Produktion. Gleichzeitig wuchs die Produktion von Flüssigbrennstoffen aus Teersanden nur langsam, und die Ausbeutung von Ölschiefer ist immer noch ein leeres Versprechen für die ferne Zukunft.15

Von der erschreckenden Theorie zur noch erschreckenderen Realität

Im Jahr 2008 wurde das Peak-Oil-Szenario auf einmal sehr real. Die weltweite Ölproduktion stagnierte seit 2005, die Preise waren in die Höhe geschnellt. Im Juli kostete ein Barrel Öl fast 150 Dollar – um die Hälfte mehr (inflationsbereinigt) als beim »Ölpreisschock« in den 1970er Jahren, der die schlimmste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte. Im Sommer 2008 wankten die PKW- und LKW-Industrie, das internationale Transportwesen, die Landwirtschaft und die Fluggesellschaften.

Aber was dann passierte, fesselte die weltweite Aufmerksamkeit derart, daß die Ölpreise bald vergessen waren: Im September 2008 stand das Weltfinanzsystem vor dem Zusammenbruch. Am meisten diskutiert als Gründe für die plötzliche, massive Krise wurden Immobilienblasen, fehlende Regulierung der Banken und die Schwemme seltsamer Finanzprodukte, die fast niemand mehr richtig verstand. Tatsächlich spielte aber auch der Ölpreis eine wichtige (wenngleich häufig übersehene) Rolle als Auslöser des ökonomischen Kollapses.16

Nach dieser Nahtoderfahrung des globalen Finanzsystems sah es so aus, als würden das ein Jahrzehnt zuvor beschriebene Peak-Oil-Szenario und das Standard-Szenario aus Die Grenzen des Wachstums von 1972 mit geradezu unheimlicher und erschreckender Präzision eintreffen. Der weltweite Handel brach ein. Die größten Automobilproduzenten der Welt rangen ums Überleben. Die US-Flugzeugindustrie war um fast ein Viertel geschrumpft. In armen Ländern überall auf dem Globus brachen Hungerrevolten aus. Kriege im Irak (dem Land mit den zweitgrößten Rohölvorkommen weltweit) und in Afghanistan (dem Standort umstrittener Öl- und Gaspipeline-Projekte) leerten die Kassen der wichtigsten erdölimportierenden Länder der Welt immer weiter.17

Unterdessen bot die anhaltende Debatte, was getan werden könnte, um den weltweiten Klimawandel aufzuhalten, ein Beispiel der politischen Untätigkeit, die die Welt seit den frühen 1970er Jahren auf den Weg ins Verderben gebracht hatte. Inzwischen lag es für die große Mehrheit der Menschen, die mit den wissenschaftlichen Daten vertraut waren, auf der Hand, daß die Welt zwei dringende, unabweisbare Gründe hat, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden: einerseits die drohende Klimakatastrophe, andererseits die schrumpfenden Brennstoffvorräte. Doch bei der großen internationalen Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 traten die Prioritäten der meisten vom Erdöl abhängigen Länder klar zutage: Begrenzung von Kohlenstoffemissionen und weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, aber nur, wenn dadurch das Wirtschaftswachstum nicht in Gefahr gerät.

Grafik 8. Weltmarktpreise für Rohöl, 2000–2011.

Quelle: US Energy Information Administration.

Platzende Blasen

Wie wir in den Kapiteln 1 und 2 sehen werden, hatten die Erwartungen, daß das Wachstum anhalten werde, in früheren Jahrzehnten zu einer gewaltigen Verschuldung von Konsumenten und Staaten geführt. Ein immer geringerer Teil von Amerikas Wohlstand kam durch die Erfindung neuer Technologien und die Herstellung von Konsumgütern zustande, ein immer größerer Teil durch den Kauf und Verkauf von Häusern oder durch das Verschieben von Geld von einer Anlage zur nächsten.

Während das neue Jahrhundert heraufdämmerte, taumelte die Weltwirtschaft von Blase zu Blase: von der Blase der asiatischen Volkswirtschaften über die Dotcom-Blase zur Immobilienblase. Kluge Investoren wußten, daß diese Blasen schließlich platzen würden, weil Blasen immer platzen, und die allerklügsten lauerten darauf, früh einzusteigen und schnell genug auszusteigen, um große Gewinne mitzunehmen und dem anschließenden Chaos zu entgehen.

Um 2007/2008 schlossen der Peak Oil und andere Ressourcengrenzen die Zapfhähne des Wachstums, aber die Nöte der Durchschnittsbürger schienen ganz andere Ursachen zu haben: Arbeitsplatzverluste und kollabierende Immobilienpreise.

In den fieberhaften Jahren zwischen 2002 und 2006 verließen sich Millionen Amerikaner auf steigende Immobilienpreise als Einkommensquelle, sie nutzten ihre Häuser gewissermaßen als Geldautomaten (um die damals so oft gebrauchte Formulierung noch einmal zu strapazieren). Solange die Preise weiter kletterten, fühlten Hausbesitzer sich berechtigt, mit geliehenem Geld Küche und Bad zu modernisieren, und die Banken gaben gerne Kredit. Unterdessen fanden die Zauberer an der Wall Street Mittel und Wege, ausfallgefährdete Hypotheken in Scheiben zu schneiden und neu zu verlockenden CDOs (besicherten Schuldverschreibungen) zusammenzusetzen, die sie mit Gewinn an Investoren verkaufen konnten – mit wenig oder ganz ohne Risiko! Schließlich galt als ausgemacht, daß die Immobilienpreise immer weiter steigen würden. Gott schafft nicht mehr Land, lautete die Binsenweisheit.

Kredite und Schulden expandierten in der Euphorie des leichten Geldes. Der sprühende Optimismus brachte mehr Arbeitsplätze in der Bau- und Immobilienbranche und verschleierte, daß in der Produktion kontinuierlich Arbeitsplätze verlorengingen.

Ein paar starrköpfige Finanzexperten beschrieben die Situation mit Begriffen wie »Kartenhaus«, »Pulverfaß« und »Dynamit«. Es fehlte nur der sprichwörtliche Windstoß oder Funke, der die Katastrophe auslösen würde. Der extreme Ölpreisanstieg Mitte 2008 führte dazu.

Tatsächlich wirkte die Immobilienblase selbst nur wie eine lange Zündschnur: Das gesamte Wirtschaftssystem war mittlerweile abhängig von nichteinlösbaren Erwartungen an anhaltendes Wachstum und mußte unweigerlich explodieren. Das Geld war an Kredite geknüpft, und die Kredite waren an Wachstumserwartungen geknüpft. Als das Wachstum 2008 einbrach, setzte eine Kettenreaktion von Insolvenzen und Bankrotten ein: Wir erlebten eine Explosion in Zeitlupe.

Inzwischen haben die Regierungen hart dafür gearbeitet, daß das Wachstum wieder anspringt. In sehr bescheidenem Maße und nur vorübergehend waren die Bemühungen Ende 2009 und 2010 erfolgreich, aber man übersah dabei geflissentlich den grundlegenden Widerspruch im Zentrum unseres gesamten ökonomischen Systems: die Annahme, wir könnten in einer endlichen Welt unendliches Wachstum haben.

Was kommt nach dem Wachstum?

Die Erkenntnis, daß wir den Punkt erreicht haben, an dem das Wachstum nicht weitergehen kann, ist unbestreitbar deprimierend. Aber haben wir diese psychische Hürde erst einmal überwunden, erwarten uns halbwegs gute Nachrichten. Das Ende des Wirtschaftswachstums bedeutet nicht automatisch, daß es keine qualitativen Verbesserungen unseres Lebens mehr geben wird.

Nicht alle Ökonomen sind dem Glauben verfallen, daß das Wachstum für alle Zeit so weitergehen wird. Es gibt ökonomische Denkschulen, die die Grenzen der Natur anerkennen. In politischen Kreisen ignoriert man diese Denkschulen weithin, doch sie haben inzwischen Pläne entwickelt, die sich als hilfreich bei der Anpassung der Gesellschaft erweisen könnten.

Wir können die grundlegenden Faktoren, die bestimmen werden, was nach der Wachstumswirtschaft kommt, identifizieren. Damit Gesellschaften überleben und über lange Zeit gedeihen können, müssen sie mit dem vorhandenen Angebot des Planeten an nachhaltig nutzbaren Ressourcen auskommen. Das bedeutet, selbst wenn wir nicht im Detail wissen, wie eine wünschenswerte Wirtschaft und Lebensweise in der Nach-Wachstums-Ära aussehen werden, wissen wir genug, um ohne Verzug darauf hinarbeiten zu können.

Wir müssen herausfinden, wie das Leben in einer nichtwachsenden Wirtschaft erfüllend, interessant und sicher sein kann. Das Fehlen von Wachstum bedeutet nicht automatisch, daß sich nichts mehr ändern oder verbessern läßt. In einer nichtwachsenden oder im Gleichgewicht befindlichen Wirtschaft kann es immer noch eine kontinuierliche Weiterentwicklung praktischer Fertigkeiten, des künstlerischen Ausdrucks und bestimmter Arten von Technologien geben. Tatsächlich sagen manche Historiker und Sozialwissenschaftler, das Leben in einer Gleichgewichtsökonomie könne besser sein als das Leben in einer rasch wachsenden Wirtschaft: Zwar schafft das Wachstum Chancen für einige Menschen, aber es verstärkt auch die Konkurrenz – es gibt große Gewinner und große Verlierer, und die Qualität der Beziehungen innerhalb einer Gemeinschaft kann dadurch leiden (wie in den meisten boomenden Städten). In einer nichtwachsenden Volkswirtschaft ist es möglich, die positiven Wirkungen zu maximieren und die negativen zu reduzieren, aber das verlangt, daß die richtigen Ziele verfolgt werden: Statt mehr zu wollen, müssen wir Besseres wollen; statt wirtschaftliche Betätigung um ihrer selbst willen zu propagieren, müssen wir die wirtschaftliche Betätigung fördern, die die Lebensqualität erhöht, ohne den Konsum anzuheizen. Ein Weg dahin ist, das Wachstum an sich neu zu erfinden und neu zu definieren.

Der Übergang zu einer Wirtschaft ohne Wachstum (oder einer, in der Wachstum grundsätzlich anders definiert wird) ist unvermeidlich, aber er wird viel besser verlaufen, wenn wir ihn planen, statt daß wir nur mutlos zusehen, wie Institutionen versagen, auf die wir uns seit langem verlassen, und dann versuchen, ohne diese Institutionen eine Überlebensstrategie zu improvisieren.

Wir müssen eine wünschenswerte »neue Normalität« schaffen, die den Einschränkungen Rechnung trägt, die uns die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen auferlegt. An der »alten Normalität« festzuhalten ist keine Alternative; wenn wir nicht neue Ziele finden und unseren Übergang von einer wachstumsbasierten Wirtschaft zu einer gesunden Gleichgewichtsökonomie planen, werden wir mit einer sehr viel weniger wünschenswerten »neuen Normalität« dastehen. Tatsächlich erkennen wir ihre Umrisse bereits in Form anhaltend hoher Arbeitslosigkeit, einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und immer häufigeren und schlimmeren Umweltkrisen – all das bringt viele Belastungen quer durch die Gesellschaft.

Eine Anleitung für dieses Buch

Am Anfang dieses Buches stand eine plötzliche Erkenntnis am Morgen des 16. September 2008 (dem Tag nach der Pleite von Lehman Brothers). Ich saß in einer Konferenz von rund 40 Leitern und Geldgebern von Nonprofit-Organisationen und hörte zu, wie ein ehemaliger Geschäftsführer von JP Morgan erklärte, was Derivate sind und warum die Finanzwelt sich gerade in diesem Augenblick aufzulösen schien. Einer der Geldgeber nahm einen Anruf auf seinem Handy entgegen, und danach flüsterte er: »Ich habe gerade 40 Millionen Dollar verloren.« Mir ging durch den Kopf: Wir erleben den Anfang vom Ende des Wirtschaftswachstums. Ich wußte, daß das Ende unvermeidlich war, aber nun wirkten Ereignisse in der Finanzwelt mit ökologischen Grenzen zusammen, und das beschleunigte und verstärkte die Entwicklung sehr viel mehr, als irgend jemand vorausgeahnt hätte.

Dieser Gedanke wäre mir nicht gekommen, wenn ich nicht darauf vorbereitet gewesen wäre – weil ich vor Jahrzehnten Die Grenzen des Wachstums gelesen hatte, aber vorbereitet auch durch die allmähliche Erschöpfung der Ressourcen in den Jahren danach. Der Gedanke setzte sich fest, und in den folgenden Monaten drehte und wendete ich ihn und prüfte, ob er vernünftig, verfrüht oder schlichtweg falsch war.

Ich diskutierte darüber mit Ökonomen, Unternehmensberatern, Energieexperten und auf Ressourcen spezialisierten Analysten. Ich las viele Stunden über Wirtschaftsgeschichte und die Ursachen der sich entfaltenden Finanzkatastrophe. Ich sprach mit meinen Kollegen beim Post Carbon Institute und fragte sie: Selbst wenn es stimmt – daß die Welt aus der Möglichkeit weiteren Wachstums »herausgewachsen« ist –, sollte man diese Botschaft dann der Welt verkünden, oder sollte ich lieber weiter über Energie- und Ressourcenthemen schreiben? Mitte 2010 wurde schließlich klar (aus Gründen, auf die ich in Kapitel 7 näher eingehen werde), daß die Geschichte vom Ende des Wachstums erzählt werden mußte.

Die Erkenntnis, daß das Wachstum sein Ende erreicht haben dürfte, wirft viele Fragen auf. Werden die finanziellen Auswirkungen inflationär oder deflationär sein? Werden manche Länder besser damit zurechtkommen als andere, was zu protektionistischen Handelskriegen führen könnte? Wird die »Verschlankung« der Wirtschaft auch zu einer »Verschlankung« der menschlichen Spezies führen? Wie schnell wird das gehen? Wie können wir uns schützen und anpassen?

Das sind nur einige der Themen, die in den folgenden Kapiteln behandelt werden.

Kapitel 1 ist eine kurze Geschichte der Volkswirtschaften und der Wirtschaftswissenschaften. Lesern, die sich in diesen Themen auskennen, mag das sehr verkürzend erscheinen. Das liegt nicht daran, daß mir die Ausbildung als Wirtschaftswissenschaftler oder Historiker fehlt (obwohl das tatsächlich der Fall ist), sondern daß ich hier nur den Kontext skizzieren will. Die weiteren Kapitel setzen ein Grundverständnis voraus, wie und warum Volkswirtschaften auf Wachstum bauen und warum die meisten Theorien des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams ökologische Grenzen ausblenden.

In Kapitel 2 sehen wir, warum Wirtschaftswachstum aus Gründen, die in den Währungs- und Finanzsystemen der Welt verankert sind, ins Straucheln geraten ist. Vor allem werden wir untersuchen, ob es praktische Grenzen der Verschuldung gibt und ob wir sie womöglich erreicht haben. Dieses Kapitel enthält auch eine kurze Geschichte der gegenwärtigen weltweiten Wirtschaftskrise und der Bemühungen von Regierungen und Zentralbanken, das Chaos in den Griff zu bekommen.

In Kapitel 3 untersuchen wir, welche externen Faktoren verhindern, daß die Wirtschaft sich erholen und wieder wachsen kann – dazu zählen unter anderem die Erschöpfung der fossilen Brennstoffe, der Minerale und anderer natürlicher Ressourcen sowie immer schlimmere Naturkatastrophen und industrielle Zusammenbrüche.

Viele Leser werden einwenden, Grenzen bei Energieressourcen und Mineralen könnten durch Effizienz und Substitution überwunden werden, so daß künftiges Wirtschaftswachstum möglich sei. In Kapitel 4 gehen wir auf diese Argumente ein und zeigen, warum die wirtschaftlichen Strategien, mit denen wir im 20. Jahrhundert auf Expansionskurs bleiben konnten, ihre Wirksamkeit verlieren.

Kapitel 5 erforscht, wie sich der Rückgang des weltweiten Wirtschaftswachstums mutmaßlich in der Demographie, bei der internationalen Entwicklung, in Währungskriegen und geopolitischen Rivalitäten manifestieren wird. In diesem Kapitel behandeln wir auch Chinas anhaltend hohe Wachstumsraten und untersuchen ausführlich die Frage: Kann das langfristig so bleiben?

In Kapitel 6 betrachten wir Wege, wie Regierungen und Zentralbanken den unvermeidlichen Übergang von einer wachstumsabhängigen zu einer schrumpfenden oder statischen Wirtschaft erfolgreich bewältigen könnten. Wir beginnen das Kapitel mit der eher krassen Beschreibung eines »Szenarios des Scheiterns«, das wahrscheinlich eintreten wird, wenn die für das globale Währungssystem Verantwortlichen ihren bisherigen Kurs fortsetzen. Nebenbei hören wir von alternativen Währungen, ökologischer Ökonomie und Glücksökonomie.

Schließlich erörtern wir in Kapitel 7, was Einzelne und Gruppen heute tun können, um sich auf die veränderten Bedingungen in der Zukunft vorzubereiten, wie sie die Grundlagen für eine Wirtschaft und Lebensweise ohne Wachstum und ohne Kohlenstoff legen können. Als hoffnungsvolle Zeichen und Ansätze stellen wir Übergangsinitiativen und Common Security Clubs vor.

Ich empfehle, die Kapitel der Reihe nach zu lesen, weil die Argumente in diesem Buch aufeinander aufbauend entwickelt werden.

Die Arbeit an Das Ende des Wachstums hat mich verändert. Obwohl ich gut darauf vorbereitet war, das Projekt in Angriff zu nehmen, nachdem ich die letzten vier Jahrzehnte beobachtet hatte, wie und warum unsere bestehende wachstumsbasierte Wirtschaft nicht nachhaltig ist, fand ich es mehr als ernüchternd, zu Ende zu denken, welche Auswirkungen es hat, wenn weltweit die ökonomische Expansion aufhört. Auch Leser, die sich mit den relevanten Themen wie ökologische Ökonomie gut auskennen, werden wahrscheinlich feststellen, daß dieses Buch ihr seelisches Gleichgewicht in einer Weise erschüttert, die zugleich zutiefst verstörend und erhebend ist – weil es eine ganze Menge Ängste und Zweifel an der Wirtschaft explizit macht, die, wie ich denke, die meisten von uns unbewußt mit sich herumtragen.

E.3DIE GEFAHREN DER VORAUSSAGE

Dieses Buch trifft faktisch eine Voraussage: daß es kein weltweites Wirtschaftswachstum mehr geben wird. Es ist eine vorsichtige Voraussage, weil die Wahrscheinlichkeit einbezogen wird, daß relatives Wachstum weiter möglich ist, das heißt eine temporäre Expansion in einigen Volkswirtschaften und gelegentliche partielle Aufschwünge in anderen. Doch vorsichtig oder nicht, Voraussagen sind immer gefährlich, beim Wetter ebenso wie beim Pferderennen und ganz gewiß in der Wirtschaft.18

Manche werden sagen, entscheidend für eine Voraussage sei das Timing.19 Wenn eine Voraussage ein paar Jahre (oder bei manchen wissenschaftlichen Experimenten nur ein paar Millisekunden) zu spät kommt, geht sie daneben. Paul Ehrlich scheiterte spektakulär, als er 1980 mit Julian Simon wettete, die Preise von fünf Metallen würden in den nächsten zehn Jahren ansteigen. Eigentlich lag Ehrlich nur mit seinem Timing falsch: Wie wir gesehen haben, klettern seit 2000 die meisten Rohstoffpreise. Aber weil er den Anstieg der Rohstoffpreise zu früh verkündete, verlor er 10 000 Dollar und lieferte all jenen, die optimistisch sind, was die Rohstoffversorgung betrifft, eine endlos wiederholbare Anekdote.

Andere werden vielleicht sagen, in Situationen, bei denen die Vorhersage eine ernste Warnung beinhaltet, sei es oftmals wichtiger, daß die Warnung richtig ist, als daß sie zur richtigen Zeit kommt. Nehmen wir an, das Nationale Hurrikan-Vorhersagezentrum kündigt an, gegen 17 Uhr werde Miami von einem Hurrikan getroffen. Doch über dem Wasser verliert der Hurrikan an Geschwindigkeit, er trifft Miami erst um 23 Uhr und richtet dennoch erhebliche Zerstörungen an. Wichtig ist, daß die Menschen gewarnt waren und sich in Sicherheit bringen konnten. Daß nicht der genaue Zeitpunkt vorausgesagt wurde, ist demgegenüber nicht so wichtig – der Hurrikan ist deshalb nicht verschwunden.

Das Ende des Wachstums ist ein Prozeß, und zwar, wie ich hoffentlich deutlich machen konnte, ein unausweichlicher. Der Crash des Jahres 2008 war zweifellos ein Schlüsselmoment in diesem Prozeß, aber der Übergang von Wirtschaftswachstum zu wirtschaftlicher Schrumpfung wird sich noch über Jahre hinziehen. Phasen von relativem Wachstum werden es schwierig erscheinen lassen, unterdessen die in dem Titel dieses Buchs enthaltene Voraussage zu bestätigen oder zu widerlegen. Doch das wahre Anliegen dieses Buchs ist nicht, Punkte für die korrekte Vorhersage eines Ereignisses zu sammeln, das auf jeden Fall eintreten wird (ob in diesem Jahr oder erst in zehn Jahren), sondern die Leser und die Gesellschaft insgesamt zu warnen, damit wir uns erfolgreich anpassen und die Schäden möglichst gering halten können.

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9783948075736
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