Kitabı oku: «Die Kunst und Philosophie der Osteopathie», sayfa 6
QUANTENEFFEKT
Quantenmechanische Prinzipien, sei es auf funktioneller oder auf konzeptioneller Ebene, vereinigen Energie, Masse und Information. Sie bieten eine Sichtweise auf Substanz, die besagt, dass palpatorische Intention einen entscheidenden und strategischen Stimulus in Richtung Gewebe geben kann, so dass über einen Prozess, der als Einschwingen bekannt ist69, Kohärenz70 gefördert wird werden kann.71 Des Weiteren verändern feine taktile Stimuli, die spezifisch und klug auf das Körpergewebe angewendet werden, über die bioelektrische Reaktionsfähigkeit des lebendigen Gewebes das gesamtkörperliche tensegrische Arrangement bzw. die Formation der Bindegewebsmatrix. So werden die strukturelle Integrität beeinflusst und günstige Wirkungen auf die Physiologie ausgeübt. Das Zusammenspiel von Mentalem und Körper ist für viele immer noch umstritten, aber es ist eine Untersuchung wert. Hierbei sind uns die Arbeiten all jener Forscher, die Oschman so gut verständlich in seinen Texten zusammengefasst hat, von großer Hilfe. Wir werden später weiter darauf eingehen.
Man sollte hier betonen, dass in Folge funktioneller reziproker Arbeitsabläufe unterschiedlicher Elemente der Körperstruktur tiefgreifende bindegewebliche oder fasziale Veränderungen eindeutig die Folge eines Behandlungsansatzes sind, der überwiegend auf Muskeln und Knochen fokussiert ist – was auch in umgekehrter Richtung gilt. Minimalste, sehr gezielte vertebrale Anpassungen haben beispielsweise eine durchdringende Wirkung auf globale strukturelle Funktionen, so wie auch auf neurophysiologische und zirkulatorische Dynamiken. Ähnlich können faszial und kranial orientierte Ansätze effektive muskuloskelettale Reflexe, Muskeltonus und vertebrale Beweglichkeit verändern. Holistisch angewendete Behandlungen haben eine holistische Resonanz, unabhängig von der Art des Gewebes, auf welches initial eingewirkt wurde.
Anpassung
Da das von mir vorgestellte Modell, welches besagt, dass Dysbalancen und Anomalien der zuvor genannten Parameter unausweichlich zu Fehlfunktion, Krankheit oder Leid führen, nicht wortwörtlich genommen werden sollte, wird es nun Zeit das universale Konzept der ‚Anpassung’ hervorzuheben. Dabei handelt es sich um einen wesentlichen Bestandteil beim Aufrechterhalen von Gesundheit bzw. beim Überwinden und Umkehren von Dysbalancen. Diese Anpassung arbeitet zusammen mit dem Prinzip der Homöostase, eben jener Tendenz des Körpers sein Equilibrium (funktionell und mechanisch) so gut als möglich zu erlangen und zu erhalten. In der Tat, der menschliche Körper ist ein Meister der Anpassung und der Kompensation vieler funktioneller Anomalien und Störungen. Eigentlich war Erwin Schrödinger 1944 der Begründer der Quantentheorie und derjenige, der die Antwort fand auf das Mysterium, was Leben an sich ist. Lebende Dinge zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Lage sind Ordnung aus Unordnung zu erschaffen, d. h. die Entropie gewissermaßen umzukehren. Dort wo dieser Prozess versagt oder zu kostspielig für die physiologischen (und manchmal psychologischen) Reserven des Individuums ist, entsteht ein Element des Zusammenbruches und Hilfe ist erforderlich. Dies sind die Menschen, die gewöhnlich zu uns kommen, vollkommen adaptierte tun dies in der Regel nicht.
FAZIT
Der osteopathische Ansatz wurde in Stills geflügeltem Wort als das Gesetz von Mentalem, Materie und Bewegung festgehalten. Näher ausgeführt kann man sagen: Er basiert auf dem Konzept der Struktur-Funktion-Einheit; und er basiert auf der Vorstellung des Körpers als einer Organisation oder Inszenierung von Informationsfeldern, die zirkulatorische, neurale, biochemische und bioelektrische Signale wiedergeben und so das Potential für die Selbstregulation und Reparatur erzeugen. Letztlich besagt dies auch, dass diese über physikalische (manuelle) Interventionen zugänglich sind und angepasst werden können, insofern dies wissens- und intentionsbasiert geschieht.
Im Großen und Ganzen ist das Ziel der Behandlung daher nicht so sehr die Auseinandersetzung mit Krankheit und Leid (auch wenn sich viele palliative Pfeile im osteopathischen Köcher befinden). Es ist eher der Zugang und die Stimulation wesentlicher Qualitäten von Gesundheit, sowie die Fazilitation ihres Ausdrucks, womit viele der Probleme unserer Patienten überwunden werden können – und das Ausmaß dieser Überwindungsfähigkeitist erstaunlich. Zunehmend finden sich Osteopathen in der Rolle des Hausarztes und in diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage, bis zu welchem Ausmaß es den Osteopathen in England erlaubt werden kann, diese Rolle überhaupt einzunehmen, insbesondere wenn man bedenkt, dass sie nur einen begrenzten Zugang zu eben jenen Notfallverfahren, Hilfsmitteln und Einrichtungen, einschließlich des direkten Zugangs zu Krankenhäusern und den orthodoxen Kollegen besitzen, der in einigen kritischen Situationen erforderlich wäre. Im Grunde ist es der Zugang zur ärztlichen Nachversorgung, welcher die hausärztliche Versorgung unter gewissen Umständen so effektiv machen würde.
Selbstverständlich hat unser Ansatz bezüglich seiner Wirksamkeit auch Grenzen. Schwere Pathologien und hoch virulente Infektionen können die durchschnittliche Konstitution eines Menschen in die Knie zwingen, und dies geschieht auch trotz osteopathischer Unterstützung. Dennoch können osteopathische Methoden bei einer hohen Anzahl menschlicher Leiden, vor allem bei jenen 80 Prozent, die funktionell bedingt sind, ein erstaunlich hohes Level an Wirksamkeit verzeichnen. Ausprägungen schlechter Gesundheit (mit den damit in Verbindung stehenden multiplen Symptomen, die häufig fälschlicherweise als unterschiedliche Krankheiten diagnostiziert werden) werden umgekehrt oder aufgelöst und Gesundheit kann sich erneut und mit größerer Kraft als zuvor behaupten.
Caveat 72
Für den Fall, dass Sie die Eleganz dieses Ansatzes dazu verführen sollte, dies als ultimatives Allheilmittel anzusehen, weise ich ausdrücklich darauf hin, dass es auch hier, wie bei allen therapeutischen Ansätzen, Grenzen gibt. Wie oft sind wir bei rätselhaften und hartnäckigen Fällen demütig in unsere Schranken verwiesen worden? Die familiären Bedingungen eines Patienten waren gut geklärt und ‚gelesen’. (oder diagnostiziert), es herrschte eine starke Patient-Behandler-Verbindung ohne versteckte psychologische Elemente, d. h. ohne symbiotische Patienten-Bindung, und nirgendwo war eine lauernde oder überwältigende Pathologie festzustellen. Und trotz all der treibenden Kraft der inneren Heilung kämpfte der Patient immer weiter. Diese Suche nach einem eindeutigen Verständnis und nach Gewissheit wird, trotz all unseres Engagements und unserer Erkenntnisse, uns stets daran erinnern, dass es noch immer mehr zu wissen gibt, vielleicht mehr als wir wissen können. Daher wird jedes Modell und werden alle ihre Vertreter stets in Grenzen bleiben. Jedoch, auch wenn es essenziell ist, sich seiner Grenzen und der Grenzen eines Systems bewusst zu sein, kann dies manchmal auch alles andere als eindeutig in Erscheinung treten. Denn, wie bereits gesagt, viele häufig gesehene Zustände werden manchmal einfach nicht ansprechen, wohingegen außergewöhnliche und unerwartete Erfolge bei sehr seltenen oder komplexen Fällen eintreten. Darüber hinaus können voreilige Überweisungen unklug sein, da sie einerseits die Möglichkeit eines Durchbruchs verhindern können und andererseits überlässt man den Patienten einer Serie von Überweisungen, was an sich bereits destabilisierend ist (besonders wenn Trennung oder emotionale Zurückweisung in der Geschichte des Patienten eine Rolle spielt).
Die osteopathischen Prinzipien und ihr darauf beruhendes Modell bleiben der Schlüssel, denn nur mit ihm können wir darauf hoffen, einen Zugang und Stimulus zur Konstitution des Patienten zu erlangen, die inneren Ressourcen eines jeden Individuums hervorzulocken und zu verbessern und ihr Potential und ihre Möglichkeiten in der Wiedergewinnung ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens zu unterstützen.
FIGUR 1: OSTEOPATHISCHES SCHEMA
2. DIE WESENTLICHEN QUALITÄTEN DER BEWEGUNG
Als Lehrer war ich immer ein Anhänger von Aufsätzen im Examen, und auch während des Aufstiegs des Multiple-Choice-Wahns hielt ich weiterhin an der Aufsatzform meiner Prüfungen fest. Ich hatte das Gefühl, dass Aufsätze die Gedankenprozesse der Studenten besser widerspiegelten, da sie bei dieser Prüfungsform einzelne Aspekte miteinander verbinden mussten, wohingegen Multiple Choice diese einfach vorgibt. Ich stellte also bisweilen sehr wortreiche Fragen und trieb meinen Schabernack mit den Studenten, z. B. wenn ich zu ihnen sagte, dass sie lediglich die Wörter neu arrangieren müssten und vielleicht käme so die richtige Antwort dabei heraus.
Ein sehr provokativ ausgedrücktes Beispiel bestand in der Verwendung von Stills Aussage: „Osteopathie ist das Gesetz von Mentalem, Materie und Bewegung.“ Die Aufgabe lautete: „Stelle dar, warum wir uns so viele Gedanken über die Bedeutung von Bewegung machen?“73,74 Natürlich war ich interessiert an der Interpretation der Studenten bezüglich der Bedeutung der Bewegung im osteopathischen Kontext. Auch wenn einige von ihnen hervorragende Antworten zu Papier brachten, möchte ich im Folgenden meinen eigenen Versuch unternehmen, die Frage zu beantworten:
Es ist wohl richtig zu sagen, dass selbst in der turbulenten Welt der Osteopathie, einer Welt geplagt von Mutmaßungen, Debatten und, seien wir ehrlich, Meinungsverschiedenheiten, immer noch ein Gebiet existiert, in dem wir uns alle einig sind: der wie auch immer gearteten Bedeutung von Mobilität. Und auch wenn es abgedroschen klingen mag, es geht um Mobilität in einer Art, seine Qualität, Ausmaß, Verbreitung, gemeinsam mit unterschiedlichen häufig subtilen Formen der Gewebebeschaffenheit und des physiologischen Ausdrucks, die uns die essenziellen diagnostischen Indikatoren in unserer Praxis liefern.
Nun, diese Idee ist nicht gerade revolutionär. Wissenschaftler, von Zellbiologen bis hin zu Nuklearwissenschaftlern, wissen alle um die Bedeutung der Bewegung. Im Reich der Biowissenschaften jedoch wird Bewegung als Grundvoraussetzung für Leben gesehen. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal des Lebens, da es letztlich die Bewegung unterschiedlichster Proteine ist, die daran teilhaben, Leben hervorzubringen und zu erhalten – mit all ihren lebenserhaltenden Funktionen. Durch Bewegung bringen lebendige Dinge Leben zum Ausdruck. Und durch eine spezialisierte Form viszeraler Bewegung ist unsere Physiologie in der Lage uns zu versorgen, so dass wir fortfahren können Leben auszudrücken.
Ich denke man kann sagen, dass die unterschiedlichen Arten, in denen das osteopathische Konzept interpretiert wurde und zu einer Vielzahl von Auseinandersetzungen führte, zum einen Teil daraus resultiert, dass die verschiedensten Bewegungsqualitäten als bedeutsam, palpierbar und zugänglich betrachtet wurden. Im Folgenden schauen wir uns daher einmal jene Arten von Bewegung an, die von Osteopathen in Betracht gezogen werden.
Der Physiologe Irvin Korr, der Jahrzehnte der Forschung der Erkundung der Grundlagen der Osteopathie widmete, war in seinen vielen erleuchtenden Schriften bezüglich dieses Themas von bemerkenswerter Deutlichkeit. Er sprach von der Bedeutung der Körperstruktur – dem muskuloskelettalem System – als die primäre Lebensmaschine, durch die das Leben gelebt oder ausgedrückt würde.76 In diesem Sinne stärkte er die vorrangige Stellung der Körperstruktur und seine klinische Bedeutung für Osteopathen (und andere in ähnlichen Gebieten arbeitende Therapeuten, wie etwa Chiropraktiker etc.). Wie vorher schon beschrieben, ist das muskuloskelettale System der größte Energieverbraucher im Körper. Daher und weil es sich in permanentem Zusammenspiel mit dem gesamten Metabolismus innerhalb des Organismus befindet, kann man es nicht isoliert betrachten.
Nun beginnt es osteopathisch zu werden, denn wir werfen einen Blick darauf, warum die Qualität der Bewegung innerhalb des Körpers – bleiben wir momentan ruhig einmal beim muskuloskelettalem System – einen Einfluss auf irgendetwas haben sollte. Ganz unverblümt, warum sind Osteopathen der Meinung, sie könnten irgendetwas Sinnvolles im klinischen Gebiet ausrichten, allein dadurch, dass sie eine gute, ausgeglichene Bewegung der Körperstrukturen wiederherstellen? Mit anderen Worten, warum sind Struktur und Funktion für einander innerhalb des Organismus so wichtig?
Für mich ist es unvorstellbar, dass jemand da anderer Meinung sein sollte, aber das liegt vielleicht daran, dass ich schon so viele Jahre mit der Osteopathie vertraut bin. Wenn die Art und Weise, wie sich der Körper bewegt – von seiner zellulären Oszillation bis hin zu seiner Fähigkeit große Bewegungen auszuführen –, ohne bedeutenden Einfluss auf die gesamte Physiologie wäre, hielte ich das wohl für äußerst sonderbar.
Bleiben wir rein muskuloskelettal, ohne zu sehr ins Detail zu gehen: gut abgestimmte, integrierte und relativ anomale Bewegungen der Wirbelsäule und der restlichen Strukturen reflektieren und beeinflussen viele vitale Prozesse. Dazu gehören der Kreislauf, neurale Reflexe und fluktuierende Flüssigkeitsdynamiken, die so wichtig für die Gewebs- und Zellgesundheit sind, bis hin zu den Feinheiten der bioelektrischen Signale, die vom Bindegewebe in die Zelle ausgehen via der Zellmembran und ihren transmembranösen Proteinen.
Im ersten Kapitel haben wir uns einige von Osteopathen unterstützte Konzepte bezüglich des Struktur-Funktions-Dialogs angesehen. Warum, trotz des geringeren Wissens im Vergleich zu heute, haben Osteopathen erfolgreich Funktion (Physiologie) mittels Struktur behandelt, während zugleich Struktur durch Struktur behandelt wurde? Letzteres passt dabei wesentlich besser zum stereotypen Bild des Osteopathen, und selbst Skeptikern fällt es geringfügig leichter, ihnen dies zuzugestehen (d. h. den Bereich der Rücken-, Nacken- und Extremitätenschmerzen etc.)
Aber nun sehen wir uns die unterschiedlichen Aspekte von Bewegung, zu denen wir Zugang haben und die wir in der Praxis beurteilen, einmal etwas genauer an. Wie wir sehen werden, ist es die Integration der Bewegung, die den Mechanismus von Gesundheit reflektiert bzw. unterhält und weniger die lokalen und diskreten Bewegungen in bestimmten Gebieten. Oder holistisch betrachtet, jedes begrenzte Gebiet einer dysfunktionalen Beweglichkeit ist beides: eine Spiegelung der Bewegungsmuster des Körpers als Ganzem und zugleich die eigene Widerspiegelung in selbigem. Relative Bewegung ist der Schlüssel zum Verständnis der Bedeutung von Beweglichkeit für die Gesundheit des Organismus. Ohne diese Betrachtungsweise reduzieren wir uns auf eine eher lineare Sicht und somit auf einen limitierten therapeutischen Einfluss.
Anomale strukturelle Funktion wird somit im Großen wie im Kleinen durch ein verändertes Bewegungsmuster ausgedrückt. Traditionellerweise wurden solche Phänomene osteopathische Läsion genannt. Und da das Wort Läsion eine gewisse Assoziation zur herkömmlichen Medizin hat, wurde der Ausdruck weitestgehend durch den etwas sperrigen Begriff somatische Dysfunktion ersetzt. (Einige von uns bevorzugen noch immer die alte Terminologie.)
DIE LÄSION
In der herkömmlichen Medizin bezeichnet der Begriff Läsion eine pathologische Gewebeveränderung von unterschiedlichster Gestalt. In der Osteopathie jedoch hat der Begriff Läsion oder osteopathische Läsion eine mehr funktionelle Bedeutung. Er meint eine veränderte Funktion im Sinne von Bewegung oder Beweglichkeit, von Aufbau, Belastbarkeit, Reaktionsfreudigkeit oder Erregbarkeit jeglichen Gewebes, aber zumeist bezüglich des strukturellen Gewebes, also der Bindegewebe im weitesten Sinne. Historisch bezog sich dieser Begriff hauptsächlich auf die Wirbelkörper, die Wirbelsäule und die dazugehörigen Gewebe, und das Hauptaugenmerk ruhte auf Qualität und Umfang intervertebraler Bewegungen. Anomalien diesbezüglich verursachen sowohl lokale wie auch generalisierte physiologische Veränderungen, die in veränderten Physiologiekreisläufen einschließlich des reflektorischen und informativen Austausches zwischen den kranio-spinalen Strukturen (und ihrer Mechanismen) ersichtlich werden und in assozierten viszeralen, neuralen und zirkulatorischen Bestandteilen zu finden sind. Diese Interaktionen sind Gegenstand der Prinzipien, die wir im vorherigen Kapitel in dem Teil über Struktur-Funktions-Zusammenhänge beleuchtet haben. Sie sind nicht nur Ausdruck der Veränderung in den strukturellen Mechanismen, sondern, und das ist wesentlich wichtiger, sie reflektieren und bedingen ebenso komplexe physiologische (neuronale und biochemische) Veränderungen, durch welche sich der gesamte funktionale Bereich dieser Region verändert zeigt. Derartige Läsionen interagieren darüber hinaus natürlich auch wechselseitig und liefern uns letztlich jene Dysfunktionsmuster, die wir zu einer Diagnose formen. Bei den besagten Mustern handelt es sich jedoch lediglich um Spiegelungen des Zusammenspiels sämtlicher bereits weiter oben besprochener funktioneller Dimensionen, die letztlich den Patienten in klinischer und allgemeiner Hinsicht als Person ausmachen.
Osteopathisch ausgedrückt können wir somit sagen, dass es ein Bewegungsspektrum gibt, das in lebendigen Organismen in seiner strukturellen und viszeralen Anatomie zum Ausdruck kommt. Einige Teile des Spektrums sind groß und auffällig: Lokomotion, Übungen, gelenkige und muskuloskelettale Bewegungen im Allgemeinen und die Atembewegung; andere sind wiederum weniger auffällig, zum Beispiel Die peristaltische Bewegung, zirkulatorische Dynamik, fluktuierende Bewegungen, die sogenannte Tide-Bewegung, wie man sie innerhalb der Kranialen Osteopathie versteht, zelluläre Oszillation, Molekularbewegung, bis hinunter zur abgeleiteten Bewegung der subatomaren Partikel und dem Ausdruck der Kraftfelder mit ihren eigenen Frequenzen und wellenartigen Eigenschaften.
Diese unterschiedlichen Formen an Bewegungen werden im Allgemeinen als wichtiger Ausdruck des organischen Lebens (vom Großen über die Zelle und zum Molekül) und der Aufrechterhaltung des Lebensprozesses angesehen. Dieser Gedanke – nicht exklusiv für Osteopathen, jedoch sicherlich zentral für sie –, dass das anomale Ausmaß an Bewegung wesentlich für eine gute Physiologie ist, kann von den meisten Menschen gut angenommen werden. Die wahrlich Struktur und Funktion vereinigende Idee, die Aussage Struktur sei verdichtete Funktion77, muss in diesem Kontext unterstrichen werden, wobei Integration besonders hervorgehoben wird; Bewegung verlangt danach, innerhalb gewisser Grenzen integriert, koordiniert, abgestimmt und gestaltet zu sein. Dies sind aus osteopathischer Sicht ziemlich grundlegende Kriterien.
Die Feinheit und Komplexität dieser relativen Bewegung sowie ihr Ausmaß an physiologischem Einfluss wird im kranialen Ansatz beispielhaft erläutert, jedoch keinesfalls ausnahmslos nur dort. Das Thema Bewegung, wie es in der Kranialen Osteopathie beschrieben wird, hat zu Kämpfen innerhalb der Osteopathie geführt, die wahrlich sportlichen Charakter angenommen haben.
An diesem Punkt muss gesagt werden, dass Bewegungsanomalien, genauso wie alle anderen Kompromisse im Innern des Körpers, Eigenschaften sind, an die sich der Organismus anpassen kann, so dass ein angemessener Gesundheitszustand selbst bei veränderter oder gestörter Beweglichkeit weiterhin aufrechterhalten wird. Allerdings trifft für alle Diskussionen rund um Gesundheit zu, dass es in manchen Fällen die extremen Zustände an Zusammenbrüchen oder übermäßigen Abweichungen von der Norm und ihre erforderlichen Kompensationen, d. h. der ultimative Fehlversuch, damit zurechtzukommen, selbst sind, die zu sichtbaren Dysfunktionen und Krankheiten führen können.
Nachdem wir nun einen Blick auf die Bedeutung einer genauen, komplexen und integrierten Bewegung für die Gesundheit geworfen haben, gehen wir nun über zu den Bewegungsqualitäten selbst.
An einem Ende des Spektrums an Bewegungen haben wir deutlich sichtbar die Fortbewegung, also die Bewegungen mit Körpereinsatz. F. M. Alexander hat diese Arten der Bewegung auf geradezu geniale Weise in seinem Ansatz eingebaut. Die außergewöhnliche Art, wie das Konzept der Richtung hier gelehrt und durch die Schüler implementiert wird, ist einzigartig und inspirierend. Die Vorteile von Balance, Bewegung und tatsächlicher Gesundheit sind bei den zahllosen Lehrern und Schülern der Alexander-Technik erkennbar.78
Wenn wir uns ganz allgemein die gesunde artikuläre und muskuloskelettale Funktion betrachten, sind wir uns alle der Vorteile bewusst, die diese für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben: Vorteile bezüglich des körperlichen Wohlbefindens, des psychologischen Habitus, zur Stressbewältigung sowie auch in Bezug auf eine verbesserte kardiovaskuläre Funktion und andere positive physiologische Nebeneffekte, speziell auch für die, die Lust auf Sport haben.
Atemmuster sind nicht nur interessant in Bezug auf den offensichtlichen Vorteil einer gesunden und angenehmen Atmung und adäquater Sauerstoffversorgung, sondern auch bezüglich ihres Einflusses auf eine gesunde O2 -CO2 -Balance, den Stoffwechsel allgemein und die Energieproduktion. Des Weiteren hat die Atmung bei gutem respiratorischen Bewegungsumfang, gesunden intrathorakalen und -abdominalen Drücken einen ‚massierenden’ Effekt auf Durchblutung und Eingeweide. Dementsprechend können veränderte Atemmuster einen profunden Einfluss auf Struktur und Physiologie haben, weit mehr als es das respiratorische System dies allein und unmittelbar bewerkstelligen könnte. Es geht also um die direkten und indirekten Einflüsse auf z. B. die intrakraniale Durchblutung, das kardiovaskuläre System, gastro-intestinale Funktionen, periphere Durchblutung und vieles mehr, in ihrer Gesamtheit.
Betrachten wir nun die Zusammenhänge zwischen muskuloskelettaler Beweglichkeit (einschließlich der Wirbelsäulenbewegung) und der Gesundheit in Bezug auf die Segmentebene mit seinen neuronalen und zirkulatorischen Phänomenen. Dieser Bereich, in deren Zusammenhang die Struktur-Funktions-Verbindung im Bereich des traditionellen osteopathischen Denken am häufigsten vorkommt, ist Osteopathen und Patienten wohl am vertrautesten. Wir haben uns bereits in den vorherigen Kapiteln damit beschäftigt, aber es ist eine Wiederholung wert.
Integrierte intersegmentale Beweglichkeit über die gesamte Wirbelsäule ist äußerst förderlich für eine integrierte neuronale und zirkulatorische Funktion, lokal wie auch systemisch. Wie Professor Korr es so eloquent ausdrückt hat: Das dysfunktionale spinale Segment, wie es offensichtlich bei aberranter Beweglichkeit vorliegt, verhält sich wie ein aus dem Gleichschritt geratener Soldat in einer ansonsten perfekt gedrillten Brigade. Er verhält sich nicht nur auffällig, sondern verursacht auch noch Ärger. Er stört jeden in seiner Nähe und droht somit die Ordnung der gesamten Gruppe zu stören.79 Wenden wir uns nun vom Exerzierplatz wieder der Wirbelsäule zu. Wahrscheinlich stört es nicht nur die spinale Mechanik als Ganze, sondern auch die lokale Physiologie und schafft somit eine Region zunehmender Irritation oder gesteigerter Fazilitation. Das betroffene Segment (einschließlich der entsprechenden Gewebe, Nerven und zirkulatorischer Elemente) wird anfällig für neuronale Überaktivität (Irritabilität), so dass Stimuli egal welchen Ursprungs im Körper das Segment ggf. weiter aktivieren, da seine Reaktionsschwelle herabgesenkt wurde.80 Der gesamte Prozess bildet ein physiologisches ‚Ereignis‘, begleitet von biomechanischen, biochemischen und bioelektrischen Veränderungen. Somit ist die osteopathische Läsion eine Art Mikropathologie und nicht nur, wie man sich das so häufig vorstellt, einfach ein fehlgestellter Knochen. Veränderte Reflexaktivitäten einschließlich der propriozeptiven und nozizeptiven sensorischen Bahnen dienen dazu, diese Situation der veränderten Funktion aufrechtzuerhalten, und werden somit zu einem Bestandteil der Totalläsion, auf die wir uns so häufig berufen. Das Phänomen der veränderten Propriozeption und Nozizeption ist maßgeblich für die Entstehung und Erhaltung der Läsion verantwortlich. Sie erzeugen Veränderungen im Bindegewebe, im Kreislauf, auf viszeraler und immunologischer Ebene sowie die gesteigerte Fazilitation, die wir mit der somatischen Dsyfunktion oder osteopathischen Läsion in Verbindung bringen. Die auf das (die) betroffene (n) Segment (e) zentrierte neuronale Information erzeugt Misstimmung. In erster Linie ist es wichtig zu verstehen, dass die Fehlfunktion einer Körperstruktur, häufig eine Bewegungsstörung (groß wie klein) offenbart, ohne dabei pathologisch zu sein. Zugleich bezeichnet sie einen komplexen physiologischen Prozess oder ein entsprechendes Ereignis, das nicht selten weitreichende klinische Konsequenzen hat.
Die Wiederherstellung einer guten segmentalen Mobilität – manchmal auf einfache und lokale Art durchgeführt – kann ausreichend sein und einen beachtlichen Unterschied für die physiologischen Funktionen ausmachen und ein Wiederherstellen des Equilibriums in den somato-viszeralen, viszero-somatischen und somato-somatischen Nervenbahnen bewirken. In den meisten Fällen ist es jedoch unzureichend, wenn man nicht entsprechend den Kontext, d. h. im weiteren Sinne das strukturelle und physiologische Gesamtbild des Patienten, innerhalb dessen sich die lokale spinale Läsion Ausdruck verschafft hat, berücksichtigt.
In der klinischen Arbeit kann man diese Bedeutung der Zusammenhänge gar nicht genug betonen. Darüber hinaus wird, zumindest innerhalb der osteopathischen Ausbildung, ein erhebliches Gewicht auf die spinale Mobilität und die Gesetze ihrer Bewegung gelegt. Sie wurden für alle Zeiten von H. H. Fryette81 in The Principles of Osteopathic Technique deutlich gemacht und ermöglichen sowohl eine diagnostische Kategorisierung wie auch die Verordnung einer korrektiven Technik und die Reversion der spinalen strukturellen Läsion oder Dysfunktion.82 Diese Gesetze bieten eine Möglichkeit intervertebrale Funktionen und Fehlfunktionen zu erklären. Sie begründen die Ätiologie anomaler spinaler Konfigurationen und liefern eine methodische Basis für manipulative Korrekturen.
Das holistische Modell und die Bedeutung der ganzkörperlichen Muster mit ihren Zusammenhängen sollten jedoch nicht von den Veränderungen physiologischer Dynamiken ablenken, die so häufig von anomalen segmentalen Funktionen der Wirbelsäule wie auch dezenten dysfunktionalen Gebieten anderer Körpergewebe getriggert werden. Möglicherweise bedarf es hier mehr lokaler lindernder Maßnahmen, die einen anhaltenden Nutzen mit sich bringen. Aber wie dem auch sei, der direkte Weg des Symptomausdrucks sollte immer berücksichtigt und entsprechend angesprochen werden. An diesem Punkt kann man sich dann entscheiden, ob man lieber einen eher linearen oder besser einen holistischen Ansatz wählt. Unabhängig davon muss der lineare Prozess (als einfache Ursache und Wirkung) möglicherweise eingebettet in ein kontextuelles Muster gesehen werden. Nur so ist eine Behandlungsstrategie möglich, die beides, palliative und konstitutionelle Zielsetzungen, beinhaltet.
Schließlich ist es natürlich wichtig zu bedenken, dass die intersegmentale spinale Bewegung (und ihre Störungen) funktionell nicht von der neuromuskulären Funktion im Allgemeinen zu trennen ist. Gemeinsam mit dem gesamten Bindegewebssystem bildet sie eine Schnittstelle mit sämtlichen Aspekten der Körperphysiologie. Hierin kann man viele Aspekte der Kondition, Konstitution und des Potentials des Patienten gespiegelt finden. Und hier beginnt auch das Aufgabenfeld des Osteopathen, basierend auf der Anwendung von Theorien und Prinzipien.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.