Kitabı oku: «Achtsam leben, lieben, handeln», sayfa 2

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Erfahrung

„Das ist doch im wirklichen Leben völlig unmöglich“, behauptete der Schüler. „Wie kann Jesus fordern, seine verwandtschaftlichen Beziehungen gering zu achten. Wie kann er verlangen, das Kreuz zu tragen, wie kann er sagen: ‚Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche, keine Schuhe an den Füßen‘. Völlig unmöglich in unserer Zeit!“

„Und doch“, antwortete ihm ruhig der Mönch, „beginnt das ganze Glück des Lebens wie des Glaubens mit dem mutigen Sprung aus der Sicherheit in die Unsicherheit.“

Jesus gebot den Jüngern, nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel.

Markus 6,8

Ein Anfang ist kein Meisterstück, doch ein guter Anfang halbes Glück.

Deutsches Sprichwort

Jeder Aufbruch eröffnet dem Wachstum neue Möglichkeiten. An den Pflanzen auf unserem Fensterbrett können wir das mit einiger Geduld sehr gut beobachten. In jedem Menschen ist sehr viel grundgelegt und verborgen. Es müsste verkümmern, gäbe es die Entschlossenheit zum Aufbruch nicht. Kardinal Newman formuliert es so: „Wachsen heißt, sich ändern. Vollkommen sein, sich oft geändert haben.“

Sich auch im Alter noch ändern können ist ein Zeichen der Reife. Alles andere führt in die Absonderung und Verschlossenheit, letztlich in die Erstarrung. In gewisser Weise wird schon in der Jugend grundgelegt, was uns im Alter glücklich macht oder beschwert. Es kommt darauf an, was wir in uns groß werden lassen; wem wir Nahrung geben, was wir zulassen oder fördern.

Der Aufbruch zu Neuem ist immer ein Risiko, aber das muss keinesfalls bedrohlich sein. Wer die Gefahren eines neuen Weges scheut, bleibt sitzen. Doch er bringt sich um Erfahrungen, die ihn für Größeres öffnen, vielleicht sogar für ein Wunder, von dem er noch nicht einmal zu träumen wagte und das ihm unversehens geschenkt wird.

Jeder Tag ist anders. Deswegen will sich der Aufbruch nicht mit dem Ballast von gestern behindern lassen. Er weigert sich auch, sich die Sorgen und Ängste von morgen aufzuladen. Er geht offen und erwartungsvoll in jeden neuen Tag. Jesus sagt: „Jeder Tag hat genug an eigener Last.“ Aber auch genug an eigener Freude. Wir übersehen sie leicht. Wir sollten lernen, die Freuden eines Tages jeden Abend zusammenzuzählen.

Das Floß

Ein Mensch kam nach langer, beschwerlicher Wanderung an einen Fluss. Den musste er noch überqueren. Aber da waren weder Weg noch Steg und auch kein Boot zum Übersetzen. Der Wanderer baute sich ein Floß aus Baumstämmen, Ästen und Zweigen. Damit konnten er und seine bescheidene Habe ans andere Ufer kommen. Drüben angekommen, schulterte er zu seinem schweren Rucksack auch noch das Floß und trug es schnaufend und schwitzend über Land. Ein Mensch, der ihm entgegenkam, meinte: „Haben die Dinge unseres Lebens ihren Zweck erfüllt, lassen wir sie dankbar los, sonst wird die Last zu schwer.“

Ist der Mensch am Ende angelangt, steht er noch am Anfang, wenn er es aufgibt, ist er ratlos.

Jesus Sirach 18,7

Wer aufbrechen und Neues finden will, muss zuvor Abschied nehmen.

Wir fürchten uns vor dem Abschied. Unwiederbringlich muss mit jedem Abschied etwas aufgegeben werden, was uns lieb und wertvoll war. Besonders schmerzlich ist der letzte Abschied von einem Menschen, der uns nahestand. Wenn es keine Abschiede gäbe, würde unser Leben zur überfüllten Rumpelkammer, zum qualvoll engen Gefängnis. Meist wird uns gar nicht bewusst, wie oft wir an jedem Tag Abschied nehmen und Menschen wie Sachen für immer loslassen. Wer am Abend einmal darüber Bilanz zieht, wird überrascht sein.

„Ade“ ist ein Wort des Aufbruchs. Wir gebrauchen es meist zu oberflächlich. Ade kommt vom Französischen Adieu und meint „Geh mit Gott“. Das bedeutet heute so viel wie „Lebe wohl“, in der Ahnung, den zu verabschiedenden Menschen oder die aufzugebende Sache nicht mehr wiederzusehen. Jedenfalls nicht mehr so, wie wir sie losgelassen haben. Was und wen wir loslassen, geben wir mit einem Ade getrost in die Hände Gottes.

Ohne Abschied kein Aufbruch. Das Neue will offenbar unter Schmerzen geboren werden. Das macht es so wertvoll. Die Schmerzen markieren das Neue und sorgen dafür, dass es nicht geringgeschätzt wird. Wie bei der Geburt eines Menschen oder bei seinem Tod ist deswegen der Schmerz unser Begleiter. Damit die Abschiedsschmerzen nicht zu groß werden, gilt es ein Leben lang in vielen kleinen Schritten das Loslassen zu üben und zur Gelassenheit zu finden. Wo die Schmerzen des Neuen oder des Verabschiedens zugelassen werden, geschieht im Leben des Menschen etwas Heilsames, eine Art Verwandlung auf das große Ziel hin.

Abbruch

Ein Pilger wanderte eine Straße entlang. Er kam an einem Mönch vorbei, der meditierend am Rande des Weges saß. In der Nähe arbeiteten Männer an einem großen Gebäude. „Du siehst wie ein Mönch aus“, sagte der Pilger. „Ich bin einer“, antwortete der Mönch. „Was sind das für Leute, die an dieser Abtei arbeiten?“ „Meine Mönche“, sagte der Mann; „ich bin der Abt.“ „Oh, das ist wunderbar“, freute sich der Pilger, „es ist gut, eine neue Abtei wachsen zu sehen.“ – „Wir reißen sie nieder“, sagte der Abt. „Niederreißen?“, rief der Pilger erstaunt. „Warum denn das?“ – „Damit wir wieder sehen können, wie die Sonne aufgeht“, sagte der Abt.

Fasst alle Mut und macht euch an die Arbeit!

Denn ich bin bei euch.

Haggai 2,4

Jedes Ziel ist der Startplatz für den Aufbruch zu neuen Zielen.

Manche verwechseln den täglich notwendigen Aufbruch mit aufwändigen Programmen, Plänen oder weiten Reisen. Das gilt vor allem für unsere spirituellen Bedürfnisse. Sie werden nicht durch ständig neue Rezepte und absonderliche Methoden gestillt. Die Aufgaben liegen vor unserer Haustüre, in unserer Straße. Wir müssen nicht von uns weggehen, um uns zu finden. Wer weit genug gegangen ist, kommt doch wieder nur bei sich selber an, heißt es.

Eines darf allerdings nicht geschehen: Wir dürfen nicht selbstzufrieden und damit sesshaft werden. Sesshaftigkeit führt in die Erstarrung oder Verhärtung. Das Alte wird heiliggesprochen. Es bewegt sich nichts mehr. Der Sesshafte neigt zum Fundamentalismus: Alles muss bleiben, wie es war.

Das Leben hat eine Aufgabe für und vor uns. Auch wenn diese Aufgabe uns noch so schwer erscheint, wir sollten nicht zurückschrecken. Vor allem uns keine allzu großen Sorgen machen.

Schon nach dem ersten Schritt sieht alles ganz anders aus, wenn hinter diesem Schritt die geballte Energie einer klaren Entscheidung liegt. Der erste Schritt darf nicht durch Zögerlichkeit oder Ängste gehemmt werden. Es gilt, mutig zu springen. Im ersten mutigen Schritt liegt der ganze Weg verborgen. Nicht selten beginnt ein Aufbruch in das Neue mit der Versöhnung mit der Vergangenheit. Die Erinnerung hilft uns, Vergangenes loszulassen und zu heilen. Dann ist die kurze Rückkehr in die Vergangenheit kein Umweg oder Rückzug, sondern wie der erste Schritt in die Zukunft.

Der Berg

Das Haus eines Mannes lag fast den ganzen Tag im dunklen Schatten eines steilen Hügels. Weil er das Licht der Sonne sehr liebte, griff der Mann zu Schaufel und Karre und begann dem Hügel zu Leibe zu rücken. Tag für Tag ging das so. Die Nachbarn, deren Häuser im Licht der Sonne lagen, spotteten über das aussichtslose Unternehmen: „Das schaffst du nie!“, sagten sie und verschränkten die Hände. Doch der Mann blieb stur: „Ich werde es schaffen. Wenn nicht ich, dann meine Söhne oder Enkel!“ Da hatte sogar der Himmel ein Einsehen. Gott schickte zwei Engel. Über Nacht trugen sie auf ihren Schwingen den Rest des Hügels davon.

Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.

Lukas 15,18

Eine Handvoll Monatsimpulse

Täglich ganz bewusst mit

dem Atem fünfzig Schritte tun:

einatmen – Schritt; ausatmen – Schritt.

Am Ende eines jeden Tages das Gute und Schöne

benennen, das man erfahren hat. Sich für jedes

Ereignis einen grünen Punkt schenken.

Mindestens einmal in der Woche sich von etwas

trennen, was zur Gewohnheit werden oder was sich

als überflüssig erweisen könnte.

Mindestens einmal in der Woche

die Namen jener Menschen in Erinnerung rufen,

die in der Kette der Generationen stehen.

Den Monat nicht verstreichen lassen,

ohne dass ein guter Gedanke, eine Idee,

ein Vorhaben verwirklicht ist.

Sich am Ende des Monats fragen:

Welche Visionen habe ich?

Am Ende des Monats

sollten drei dieser Impulse

verwirklicht sein.

MÄRZ

Drei Pfade hat der Mensch in sich, auf denen sich sein Leben bewegt: die Seele, den Leib und die Sinne.

Hildegard von Bingen

Nirgendwo zeigen sich unsere Sinne und damit unsere Gesinnung eindrucksvoller und spürbarer als im Gesicht. Ein humorvoller Mensch mit einer guten Portion Selbstkritik hat einmal gesagt: „Wenn du am Morgen in den Spiegel blickst und es schaut ein Griesgram heraus, bist du selber schuld.“ Der Mensch zeichnet sein Gesicht durch sein Denken und markiert es durch seine Taten.

Auf der kleinen Fläche des Gesichtes kommt alles zum Ausdruck, was einen Menschen bewegt, was er sieht, hört, spürt und riecht, auch was er erleidet. Die Art, wie er spricht, verrät Weiteres aus dem Schatz oder dem Abfalleimer seiner Seele. Im Gesicht, selbst noch im verschlossenen, erfahren wir mehr über das Leben unseres Gegenübers und wir verraten ihm mehr von dem unseren als mit allen anderen Äußerungen. Unsere guten Seiten lachen uns aus dem Gesicht, unsere schlechten hinterlassen auf ihm derbe Spuren, unsere Trostlosigkeit gräbt Linien der Trauer. Das Gesicht bündelt und hinterlässt die Spuren unserer sinnlichen Erfahrungen. Ein Mensch, der in seinem Leben viel Leid erfahren hat, bewahrt sich ein ausgeglichenes Gesicht, wenn er sich davon gelöst, also an seiner Seele keinen Schaden erlitten hat. Die Spuren im Gesicht und die Geschichte der Seele sind von überraschender Übereinstimmung. Blicken wir auf das Gesicht eines Verstorbenen, entdecken wir nicht selten die Zeichen des Friedens und einen Hauch von Heiligkeit.

Erwachsenwerden

Auf einem Kongress gab es eine heftige Auseinandersetzung über die Frage, warum selbst durch die gemeinsamen Anstrengungen der Völker die Gewalt und das Unrecht nicht überwunden werden können. Ein unbekannter Wissenschaftler ergriff das Mikrofon und sagte: „Das Problem unserer Erde ist, dass die Menschen nicht erwachsen werden wollen!“ Ein Teilnehmer fragte zurück: „Und wann sind Ihrer Meinung nach die Menschen erwachsen?“ Die Antwort kam prompt: „Wenn sie endlich wie die Kinder ihre fünf Sinne gebrauchen.“

Halte deinen Sinn von Ärger frei, und schütz deinen Leib so vor Krankheit.

Kohelet 11,10

Die Sinne schlagen die Brücke vom Unfassbaren zum Fassbaren.

Unsere Sinne sind wie große Türen. Sie lassen herein, was uns begegnet, spiegeln und bearbeiten es. Dabei wirken alle fünf Sinne zusammen. Sie ergänzen einander. Was der eine Sinn nicht ganz oder richtig erfasst, gleicht der andere aus oder ergänzt es. „Diesen Menschen kann ich nicht riechen“, signalisiert die Nase und alle anderen Sinne schalten auf Vorsicht, obwohl eigentlich das Auge zuerst sein Urteil hätte abgeben müssen. Das Auge empfängt nicht nur die Impulse, es versendet sie auch. Ein liebevoller Blick kann viel mehr sagen als Worte, mehr noch, er kann einen Menschen verändern, ihn zur Einsicht bringen, ihn zur Versöhnung führen, ihm Mut machen, ihn aber auch in helle Wut versetzen. Das Schönste an einem Menschen ist, wenn seine Sinne Liebe ausstrahlen. Wenn wir das immer vermöchten, könnten sich die Menschen um uns, könnte sich die Welt verändern. Denn wer liebt, sieht anders und tiefer und wird damit seinem Gegenüber gerechter. Das ist das Geheimnis: Unsere Sinne können die Seele heilen wie die Seele unsere Sinne.

Um auf diesen heilsamen Weg zu kommen, ist es gut, sich an jedem Abend zu fragen: „Was habe ich heute wirklich gesehen? Habe ich meine Mitmenschen mit den Augen der Liebe angesehen?“ Oder auch: „Was habe ich gehört? Habe ich wirklich hingehört, was mir ein anderer sagen wollte?“ Und: „Warum habe ich nicht gespürt, was er gerade jetzt braucht?“ Wir sind am menschlichsten, aber auch am verwundbarsten, wenn wir Liebe mit allen Sinnen verschenken.

Die Seele

Er war ein exzellenter Prediger. Die Menschen hingen an seinen Lippen, weil er große, eindrucksvolle Worte fand. Er war einfach und bescheiden. Er gönnte sich wenig, fastete viele Wochen im Laufe des Jahres. Seine Anhänger nannten ihn einen Heiligen. Aber der Prediger war mit sich unzufrieden. Eines Tages suchte er einen Einsiedler auf, der sich rund um seine Zelle einen Garten angelegt hatte, ein kleines Paradies. Ihn fragte der berühmte Prediger: „Ich komme nicht dahinter, was mir fehlt.“ Der Einsiedler, gerade damit beschäftigt, seine Rosen festzubinden, schaute nur kurz auf und sagte: „die Seele.“

Verständiger Sinn nimmt die Gebote an, wer Törichtes redet, kommt zu Fall.

Sprichwörter 10,8

Die Liebe öffnet unsere Sinne gegen alle Vorurteile und Ängste.

Der Tastsinn bringt uns auf besondere Weise mit unserer Außenwelt in Verbindung. Dieser Sinn liegt nicht nur in unseren Händen verborgen, er liegt buchstäblich in unserer Haut, an unserer Oberfläche. Der Tastsinn ist so etwas wie das Fingerspitzengefühl der Liebe. Am Anfang unseres Lebens berühren und begreifen wir die Menschen und die Sachen um uns mit dem Mund. Was wir auf diese Weise berühren und erfahren durften, bleibt uns vertraut. Es macht uns keine Angst mehr.

Dann sind es die Hände, die das ursprüngliche Begreifen fortsetzen. Vor allem, wenn wir das Gesicht der Mutter, des Vaters betasten, wenn wir die Haut des Geliebten streicheln. Das alles geschieht in großer Offenheit. Jede Berührung, die wir zulassen oder verschenken, zeigt zugleich unsere Verletzlichkeit, die immer besteht. Schließlich signalisiert der Tastsinn auch den Schmerz, der uns ganz unmittelbar überrascht und an unsere Grenzen bringt.

Der Tastsinn spricht seine eigene Sprache. Wenn wir einem Menschen sexuell begegnen, dann lässt er uns in seine Welt hinein und wir öffnen uns ihm in großer Freiheit. Es kann ein heiliger Raum entstehen, denn es wird eine Zärtlichkeit verschenkt und empfangen, wie sie größer kaum sein kann.

Doch dürfen wir nicht übersehen, dass die Heiligkeit dieses Geschehens erst wieder entdeckt werden muss. Denn nur dann werden Berührungen als etwas Großes und Heiliges empfunden, wenn sie nicht mit Gewalt und damit als Missbrauch daherkommen. Wobei die Gewalt von leidenschaftlicher Ursprünglichkeit und Wildheit weit entfernt ist, weil diese immer Achtsamkeit und Zärtlichkeit bewahren.

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