Kitabı oku: «Handbuch Anti-Aging und Prävention», sayfa 12
Krankheiten, bei denen Radikale wesentlich beteiligt sind:
● Alzheimer
● Arteriosklerose
● Arthritis
● Ausbrechen von Aids
● Ausbrechen von Grippe
● Chronisches Müdigkeitssyndrom
● Diabetes
● Downsyndrom
● Hautalterung
● Katarakte
● Krebs
● Leberschäden aufgrund hohen Alkoholkonsums
● Morbus Crohn
● Pankreatitis
● Reperfusionsschaden (v. a. in Herz und Gehirn)
● Schäden am zentralen Nervensystem
● Überlastungsschäden im Sport
Johanniskraut – der Trick der Käfer
Hypericin, der Hauptwirkstoff des auch bei uns beheimateten Johanniskrauts, ist ein weiteres Beispiel für einen Wirkstoff, der Radikale verursacht. Johanniskraut hat als wirksames Antidepressivum und stimmungsaufhellendes Mittel eine lange Tradition. Was aber wenige wissen: Hypericin ist ein Prooxidant, das heißt, es erhöht die Radikalbildung im Körper. Diese Nebenwirkung ist allerdings nicht allzu dramatisch und bei normaler Dosierung gesundheitlich unbedenklich. Doch es gibt eine Ausnahme:
Hypericin potenziert die radikalbildende Wirkung bestimmter Lichtwellen der Sonne. Die Folge ist eine erhöhte Bildung verschiedener Sauerstoffradikale, vor allem im Auge. Als Konsument kann man diese Wirkung spüren, nachdem man Johanniskraut als Tabletten oder in Form von Tee eingenommen hat. Die Augen werden deutlich lichtempfindlicher, und auch die Gefahr eines Sonnenbrands der Haut ist erhöht. Abhilfe können solche Antioxidantien schaffen, die speziell im Auge ihren Hauptwirkungsort haben. Das sind neben Glutathion die Karotine Zeaxanthin und besonders Lutein. Das bekanntere Beta-Karotin ist dort dagegen wirkungslos. In der Haut sind es wiederum andere Antioxidantien, welche die Radikalbildung unter dem Einfluss von UV-Licht blockieren – auf die verschiedenen Antioxidantientypen werden wir noch näher eingehen.
Interessanterweise gibt es nun einige Käferarten, die sich mit Vorliebe von hypericinhaltigen Pflanzen ernähren. In Untersuchungen fand man gefährlich hohe Konzentrationen von Hypericin im Körper der Tiere, aber keine besonders erhöhten Abwehrmechanismen gegen Radikale. Wie, so fragte man sich, schützen sich die Käfer. Ein Experiment brachte die erstaunliche Lösung zutage. Je mehr Hypericin sich im Futter befand, desto mehr hielten sich die Käfer im Schatten auf. Die Tiere praktizieren also die effektivste Art, sich vor Radikalen zu schützen. Sie ließen sie erst gar nicht entstehen. Dieses Verhalten kann nur zur Nachahmung empfohlen werden.
Den antioxidativen Schutz gezielt verstärken
Die Fähigkeit, einmal entstandene Radikale abzufangen und möglichst schnell zu entschärfen, unterscheidet kurzlebige von langlebigen Lebewesen. Auch der Mensch passt in dieses Schema. Unsere Radikalabwehr ist relativ aufwendig, und gegenüber vergleichbaren Säugetieren haben wir deshalb eine große maximale Lebensspanne. Allerdings ist auch beim Menschen der antioxidative Schutz nicht maximiert, sondern ein Kompromiss zwischen Effektivität und biologischem Aufwand (s. Teil I). Unsere körpereigenen Schutzsysteme sind also durchaus verbesserungsfähig. Und sie lassen sich auch mit den richtigen Mitteln tatsächlich steigern und optimieren.
Körpereigene Abwehrenzyme optimieren
SOD und Katalase. Wie wir bereits gesehen haben, ist es inzwischen möglich, einfache Tiere wie den Fadenwurm C. elegans durch einen gezielten genetischen Eingriff langsamer altern und drei Mal länger leben zu lassen. Das hat wenig mit Hexerei zu tun. Die genetische Umprogrammierung bewirkt vor allem, dass die Tiere oxidativem Stress besser widerstehen können. In ihren Zellen arbeiten die Radikalfänger SOD und Katalase besonders intensiv.
Höher entwickelte Tiere und Menschen können diese zwei ersten Abwehrenzyme grundsätzlich dynamischer der Belastungssituation anpassen. Dennoch funktionieren diese einfachen Radikalfänger nicht bei jedem Menschen gleich gut. Personen, bei denen Katalase in Teilbereichen reduziert arbeitet, leiden beispielsweise unter Zahnkrankheiten (Parodontopathien). Gleiches gilt übrigens für Menschen mit unzureichendem Spiegel an Coenzym Q10. Wie wir noch sehen werden, sorgt dieses Coenzym unter anderem dafür, dass bei der Energieproduktion weniger Radikale entstehen, wodurch auch die Katalase entlastet wird. Eine vermehrte Zufuhr von Q10 hilft, außer Zahnkrankheiten noch andere Alterserscheinungen zu vermeiden (s. Kap. II.10).
Langzeitbehandlungen mit dem Wirkstoff Selegilin (beispielsweise unter den Handelsnamen Deprenyl® und Movergan® als Parkinsonmedikament zugelassen) führten bei verschiedenen Tierstudien zu einer Verlängerung der durchschnittlichen und auch der maximalen Lebensspanne. Selegilin erhöht unter anderem die Effektivität von SOD und Katalase. Seitdem der Wirkstoff von Professor Knoll von der Semmelweis Universität in Budapest in die Alternsdiskussion eingeführt worden ist, wird er inzwischen auch von Gesunden zur Alternsprophylaxe genutzt − allerdings in geringerer Dosierung als bei der klassischen Verwendung in der Parkinsontherapie. Mit Ausnahme der Länder Ungarn und den USA ist die Verwendung von Selegilin für dieses Anwendungsgebiet bisher wenig bekannt.
Auch Retinol (Vitamin A) erhöht die Aktivität von SOD. Dieser Effekt könnte bei der Abwehr von Krebszellen eine Rolle spielen. Tumorzellen sind besonders empfindlich gegen das von SOD produzierte Wasserstoffsuperoxid. Im Tierversuch mit chemisch verursachtem Pankreaskrebs führte die hoch dosierte Gabe sowohl von Retinol als auch Vitamin C zu einer Reduktion der Krebshäufigkeit um 64 beziehungsweise 71 Prozent.
GPOX und GSH. Insekten und andere einfache Organismen sind beim Radikalen-Schutz fast ausschließlich von den Enzymen SOD und Katalase abhängig. Höher entwickelte Tiere und der Mensch besitzen zwei zusätzliche Spezialisten für ihre Radikalabwehr: Das Enzym Glutathion-Peroxidase (GPOX) und seinen Helfer Glutathion. Damit die beiden Schutzstoffe mit optimaler Stärke arbeiten können, müssen wir sie aber unterstützen. Das gilt ganz besonders für die Glutathion-Peroxidase. Untersuchungen bei Primaten und am Menschen zeigen, dass die Effektivität von GPOX davon abhängt, wie viel von dem Spurenelement Selen über die Nahrung aufgenommen wird. Auch die Aktivität von Glutathion lässt sich, wie wir gleich sehen werden, unterstützen.
Krankheiten, die bei Selenmangel entstehen:
● Herzschwäche
● Infarkte
● Katarakte
● Strahlenschäden (Selen schützt vor allem gegen ionisierende Strahlung)
● verschiedene Krebsarten (z. B. Prostatakarzinom)
Selen in der Nahrung
Auf der sicheren Seite im Hinblick auf eine ausreichende Selenversorgung ist man nur bei einer Ernährung, die sehr reich an Seefisch und Meeresfrüchten ist. Der Selengehalt anderer Nahrungsmittel, zum Beispiel im Knoblauch, hängt stark davon ab, wie hoch das Selenvorkommen im jeweiligen Ackerboden ist. Optimale Selenspiegel weisen nur Bewohner von selenreichen Gegenden auf. Einige Vergleichsstudien deuten auf einen umgekehrten Zusammenhang zwischen dem Selengehalt des Bodens und der Häufigkeit verschiedener Krebsarten hin. Deutschland gehört zu den selenarmen Gegenden der Erde.
Die offiziell wünschenswerte tägliche Selenaufnahme von 50 bis 75 μg Selen (μg = Mikrogramm = 1 Millionstel Gramm) wird von breiten Bevölkerungsschichten in Mitteleuropa − außer den Küstenregionen − nicht erreicht. Das ist um so tragischer, als die optimale Selenmenge mit großer Wahrscheinlichkeit höher liegt als die bisher aufgestellten Vorgaben. Für eine optimale Alterungs- und Krankheitsprophylaxe sollte die Zufuhr im Bereich von 200 bis 400 μg liegen. Männer benötigen mehr Selen als Frauen, unter anderem weil das Mineral besonders stark in den Hoden, der Prostata und der Samenflüssigkeit angereichert ist.
In kontrollierten Studien am Menschen reduzierte eine dauerhafte vorbeugende Selensubstitution das Auftreten von Lungen- und Darmkrebs, ganz besonders aber das Risiko für Prostatakrebs. Für diese Krebsform könnte sich eine optimierte Selenzufuhr als eine der wichtigsten und effektivsten Vorbeugemaßnahmen erweisen (mehr zu Prostatakrebs s. Kap. II.6). Selenpräparate sind frei verkäuflich, in Deutschland allerdings nur vergleichsweise gering dosiert.
Risiken. Selen ist in den genannten therapeutischen Dosen ohne nennenswerte Nebenwirkungen. In Extremdosen von mehreren Hunderttausend Mikrogramm wirkt das Mineral aber toxisch (das 100- bis 1000-Fache der optimalen täglichen Aufnahme). Anzeichen von Überdosierungen sind Knoblauchgeruch, Bauchschmerzen, Gelbfärbung der Haut und Nagelverlust. Die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin C reduziert die Giftigkeit von Selen bei Überdosierung.
Selen – eine unglaubliche Karriere
Noch in den 50er-Jahren hielt man das Metall Selen für nichts anderes als ein giftiges Mineral, ähnlich wie Arsen. Erst spät stellte sich heraus, dass es für den Menschen ein absolut lebensnotwendiges Spurenelement ist. Im Unterschied zu anderen Mineralien existiert es aber im Organismus nur im Mengenbereich von einigen Millionstel Gramm (deshalb die Bezeichnung Spurenelement).
Ende des 20. Jahrhunderts schnellte die Zahl neuer Erkenntnisse über das Spurenelement in die Höhe. Selen erwies sich als einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegen eine Reihe degenerativer Prozesse, unter anderem im Bereich der Herz-Kreislauf-Krankheiten. Der Selengehalt im Körper korreliert beim Menschen positiv mit dem schützenden HDL-Cholesterin und negativ mit koronarer Herzkrankheit. Das Auftreten einer Reihe von Tumorarten sinkt bei hohem Selenspiegel ganz erheblich, unter anderem Prostatakrebs.
Wichtig: Durch seine zentrale Bedeutung im Radikalen-Stoffwechsel entstehen Gesundheitsschäden nicht erst beim Vorliegen eines akuten Selenmangels (Beispiel extremer Mangelerscheinungen ist die Keshan-Krankheit, bei der besonders Herzmuskelschäden auftreten). Beschleunigte Alterungsprozesse treten bereits dann auf, wenn die Versorgung mit Selen nur wenig unterhalb einer optimalen Zufuhr liegt. Dass sich schon bei suboptimalem Selenspiegel oxidativer Stress und damit Krankheitsrisiken erhöhen, ist inzwischen verschiedentlich belegt. So fanden Forscher der Universität Grenoble 2001 einen nahezu linearen Zusammenhang zwischen der Selenaufnahme und chronischer Herzkrankheit.
Glutathionspiegel erhöhen
Wie gut sich unser Körper gegen Vergiftungsreaktionen – zum Beispiel nach Aufnahme von Schwermetallen – wehren kann, hängt entscheidend von der Aktivität von Glutathion ab. Ähnliches gilt für immunologische Abläufe und die Krebsabwehr. Alkoholkonsum reduziert die Glutathion-Vorräte der Leber, wodurch wiederum die Schädlichkeit von Alkohol und Medikamenten (zum Beispiel Paracetamol) gefährlich ansteigen kann. Auch in der Netzhaut und der Linse der Augen ist Glutathion einer der wichtigsten Schutzstoffe. Leider sinkt sein Spiegel in den meisten Organen generell mit zunehmendem Alter. In einigen asiatischen Industrieländern setzt man Glutathion-Präparate schon einige Zeit gezielt therapeutisch ein. In Deutschland ist Glutathion zur Nahrungsergänzung nicht erhältlich, ein Bezug über Importanbieter ist möglich.
Statt Glutathion direkt zuzuführen, kann man allerdings auch die körpereigene Produktion unterstützen. Durch folgende Maßnahmen ist das sogar billiger und effektiver:
● Aminosäuren. Glutathion wird aus den Aminosäuren Glycin, Glutaminsäure und Cystein gebildet. Besonders das schwefelhaltige Cystein bestimmt dabei die Produktionsgeschwindigkeit. Je mehr Cystein aufgenommen wird, desto mehr Glutathion wird auch gebildet (ebenso wirksam ist die verwandte Aminosäure Methionin oder Acetyl-Cystein, das auch bei uns als schleimlösendes Medikament in Apotheken rezeptfrei erhältlich ist). Typische Substitutionsmengen für Cystein liegen bei 200 bis 2000 mg täglich.
Bitte beachten Sie: Cystein sollte immer mit der etwa zwei- bis dreifachen Menge Vitamin C kombiniert werden, um einer Oxidation von Cystein in Cystin und damit der Gefahr einer Nierensteinbildung vorzubeugen.
● Ginkgo. Extrakte aus Ginkgo Biloba entwickeln einen Teil ihrer therapeutischen Wirkungen im Auge, Ohr oder Gehirn über eine Erhöhung von Glutathion. Ginkgo-Präparate sind in Deutschland in Apotheken erhältlich.
● Alpha-Liponsäure. Das erst in jüngerer Zeit verstärkt untersuchte natürlich im Körper vorkommende Antioxidans Alpha-Liponsäure (AL) verhindert in bestimmten Situationen das Entstehen von Hydroxyl-Radikalen. Vor allem unterstützt und verlängert es die Wirksamkeit der Enzyme SOD und Katalase sowie von Glutathion. Liponsäure kommt in Fleisch und grünem Gemüse vor. Die Nahrungsaufnahme spielt für die Bereitstellung von AL allerdings eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist die körpereigene Produktion, die von der Verfügbarkeit der schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin, Cystein und Taurin bestimmt wird. Präparate mit AL sind in einigen Ländern als Nahrungsergänzung verfügbar. In Deutschland ist Alpha-Liponsäure apothekenpflichtig und wird in erster Linie als Medikament zur Vermeidung von Diabetes-Folgeschäden in Dosierungen von 400 bis 600 mg eingesetzt. Als Dauereinnahme zur allgemeinen Alternsprophylaxe sind solche Dosierungen nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu empfehlen. Wie effektiv sich eine vorbeugende Einnahme von täglich 50 bis 200 mg langfristig auswirkt, wird derzeit untersucht.
● Vorsicht bei Alkohol! Bereits mäßiger Alkoholkonsum lässt den Spiegel an Glutathion sinken; besonders in der Leber, der Lunge und in den Hoden. Gezielt zugeführtes Cystein oder ACC (engl. NAC) kann diesen Abfall beträchtlich kompensieren.
Auswirkungen auf die Lebensspanne
Eine Vielzahl von lebensnotwendigen Antioxidantien müssen dem Körper von außen zugeführt werden. Die Qualität und die Menge dieser aufgenommenen Wirkstoffe bestimmt dann im Zusammenspiel mit körpereigenen Enzymen die Effizienz des Schutzschildes gegen oxidativen Stress, dem wichtigsten Schrittmacher der Alterung. Welche Alterserscheinungen auftreten und letztlich auch wie schnell der Mensch altert, hängt also nicht unwesentlich von ihm selbst ab. Doch wie stark genau lässt sich – realistisch betrachtet – das Altern über die Reduktion von Radikalbildung und oxidativem Stress tatsächlich beeinflussen?
Maximale Lebensspanne: Die ständige Belastung durch oxidativen Stress und Radikale ist praktisch bei allen Lebewesen ein Schrittmacher der Alterung. Dabei unterscheiden sich komplexe Organismen wie der Mensch nicht von anderen Lebensformen. Allerdings, je einfacher strukturiert der Organismus, desto leichter lassen sich auch Radikale bekämpfen. Im Körper von kleinen Würmern oder Fliegen entstehen beispielsweise weniger unterschiedliche Radikale. Entsprechend benötigen sie kein extrem komplexes Abwehrsystem. Bereits durch die gezielte Unterstützung eines einzelnen körpereigenen Abwehrenzyms oder die erhöhte Zufuhr eines einzigen Antioxidans über die Nahrung kann man experimentell den Schutzschild der Tiere so stark verbessern, dass damit die Alterung insgesamt verlangsamt wird. Die logische Folge ist dann ein Anstieg des erreichbaren Höchstalters und damit der maximalen Lebensspanne.
Doch, wie gesagt, die Abwehrmechanismen dieser Tiere sind relativ einfach und entsprechend leicht zu unterstützen. Bei hoch entwickelten Säugern und beim Menschen sind die Schutzmechanismen komplexer. Bisher gibt es nur wenige antioxidativ wirksame Substanzen, die in speziellen Langlebigkeitsstudien bereits im Alleingang die Geschwindigkeit der Gesamtalterung beeinflussen konnten. Beispiele sind der Arzneistoff Selegilin oder das synthetische Antioxidans 2-MEA (s. o.).
Wie wahrscheinlich ist es also nun, das menschliche Höchstalter von 120 Jahren allein durch die gezielte Zufuhr von Antioxidantien erhöhen zu können? Wissenschaftlich spricht nichts dagegen, doch die praktische Umsetzung dürfte ungleich schwerer werden als bei Fliegen und Würmern. In jedem Fall sollten wir lieber nicht auf die Universalwirkung einzelner Schutzstoffe setzen, sondern auf eine komplexe Gesundheitsstrategie, die auf einer Reduktion von oxidativem Stress basiert und die Unterstützung körpereigener Abwehrenzyme sowie die gezielte Zufuhr unterschiedlicher Antioxidantien und eine hochwertige Ernährung mit einschließt.
Durchschnittliche Lebensspanne: Reichert man die Nahrung von hoch entwickelten Säugern mit ausreichend hoch dosierten Antioxidantien an, verlängert sich in der Regel die durchschnittliche Lebensspanne der Tiere. Ursache für das längere Leben ist vor allem die starke Reduktion verschiedener typischer Alterskrankheiten und degenerativen Erscheinungen. Bestimmte synthetische Antioxidantien sind in dieser Hinsicht schon als Einzelwirkstoff besonders effektiv. (Anmerkung: Synthetische Antioxidantien sind zum Beispiel Etoxyquin, ein Antioxidans im Tierfutter, oder BHT, das auch Lebensmitteln zugesetzt werden darf [E321], um ungewollte Oxidation und damit die Bildung schädlicher Radikale zu verhindern.) Doch was passiert eigentlich im Organismus, wenn, wie oben dargestellt, allein durch den Zusatz des Antioxidans 2-MEA die durchschnittliche Lebensspanne um etwa 30 Prozent verlängert wird? Auch synthetische Radikalfänger funktionieren nicht irgendwie „künstlich“ oder gar unnatürlich, sondern arbeiten mit den körpereigenen Abwehrsystemen zusammen. BHT ist so ein Beispiel. Als Lebensmittelzusatz verhindert es schädliche Oxidationsvorgänge besonders von Fetten und schützt uns so davor, bereits aggressive Nahrung aufzunehmen. Einmal im Körper fängt BHT direkt Radikale ab und erhöht darüber hinaus den Spiegel des körpereigenen Glutathions. Einige Präventionsexperten nehmen deshalb BHT sogar gezielt als Nahrungsergänzung ein, meist in Dosierungen zwischen 200 und 600 mg.
BHT blockiert Herpes
Das synthetische Antioxidans BHT hemmt die Vermehrung von Herpesviren. Bei prophylaktischer Anwendung lässt sich deshalb die Ausbruchhäufigkeit deutlich reduzieren. Leider ist dieser Effekt nur wenig bekannt. Die Pharmaindustrie beschränkt sich bei der Forschung und Vermarktung von Herpesmitteln verständlicherweise auf lukrativere selbst entwickelte Medikamente. Eine Zulassung von BHT als Arzneimittel gegen Herpes scheitert an den hohen Kosten, die ein solches Verfahren verursachen würde und die aufgrund der Nichtpatentierbarkeit von BHT für keine Firma refinanzierbar wäre.
Besonders effektiv bei Ausbruch der Herpesbläschen hat sich die Kombination von BHT (500 mg) mit der Aminosäure Lysin (3 x 500 mg täglich) erwiesen. Zur Weiterentwicklung benötigt das Herpesvirus die Aminosäure Arginin. Lysin ist ein natürlicher Gegenspieler von Arginin und hemmt deshalb die Vermehrung der Viren. Umgekehrt bricht bei vielen Menschen regelmäßig Herpes aus, wenn sie argininreiche Lebensmittel wie Walnüsse essen.
Funktionelle Lebensspanne: Die Substitution einzelner Antioxidantien führt bei höher entwickelten Lebewesen fast ausnahmslos zu einer Vergrößerung zumindest der durchschnittlichen Lebensspanne. Zwei Fragen sind jetzt besonders interessant. Erstens: Gilt das in gleichem Maß auch für den Menschen? Zweitens: Handelt es sich bei der verlängerten Lebenszeit nur um eine Verlängerung des Altseins oder kommt es zu einer Verlängerung der gesunden und aktiven Lebenszeit? Wird also nicht nur der Tod hinausgeschoben, sondern werden wirklich Abbau und Krankheit verhindert?
Tatsächlich gibt es zu diesen Fragen inzwischen nicht nur Antworten aus der Tierforschung − dort liegt mittlerweile eine große Zahl von Studien vor −, sondern auch aus der Humanmedizin. Einige Krankheiten und typische Alterserscheinungen, bei denen oxidativer Stress eine Rolle spielt, haben wir schon genannt. Wenn diese Krankheits- und Alterserscheinungen mit Hilfe einer optimierten Aufnahme von Antioxidantien vermeidbar sind, sollten sich auch Beziehungen zwischen der Höhe der Zufuhr und dem Auftreten von Krankheiten finden lassen.
WHO-Studie: Ende des 20. Jahrhunderts untersuchte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer großen internationalen Untersuchung die Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit. Dabei gab es einige Besonderheiten: Die Forscher verglichen nicht nur innerhalb einer Bevölkerungsgruppe, sondern solchen aus 16 verschiedenen europäischen Regionen, die sich hinsichtlich der Sterblichkeit an Herzkrankheiten bis zu sechsfach unterschieden. Ebenso vielfältig und verschieden waren die Ernährungsgewohnheiten. Die spannende Frage war: Wodurch lassen sich die großen Unterschiede in der Erkrankungshäufigkeit erklären?
Das Ergebnis war einigermaßen überraschend – zumindest für alle, die sich bisher nur am Rande mit dem Stoffwechsel der freien Radikalen beschäftigt hatten. Nicht die bekannten Risikofaktoren wie das Cholesterin entschieden über Gesundheit und Krankheit, sondern in drei Viertel aller untersuchten Regionen war es der Vitamin-E-Status der einzelnen Personen, der das Krankheitsrisiko bestimmte. Je besser der antioxidative Schutz durch diesen Radikalfänger, desto größer war die Überlebensrate.