Kitabı oku: «Rudolf Cronau: Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika Teil 3», sayfa 2

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Die Deutschamerikaner seit der Aufrichtung der Union

Die Deutschamerikaner seit der Aufrichtung der Union


Die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von

Amerika am 4. Juli 1776.

Nach dem im Kapitol zu Washington befindlichen Gemälde von J. Trumbull.

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Der Anteil der Deutschen an der Erschließung und Besiedlung der westlich von den Alleghany’s gelegenen Gebiete – Die deutschen Ansiedler im Strombebiet des Ohio

Der Anteil der Deutschen an der Erschließung und Besiedlung der westlich von den Alleghany’s gelegenen Gebiete – Die deutschen Ansiedler im Strombebiet des Ohio

Von allen Dokumenten und großen Ereignissen der menschlichen Geschichte haben keine die freiheitlichen Bestrebungen und die Zustände der Völker so mächtig beeinflusst, wie die Unabhängigkeitserklärung und die Aufrichtung des Bundes der Vereinigten Staaten von Amerika. Die erste bedeutete nicht bloß eine entschlossene Lossagung von einem mächtigen Monarchen, dem man unverblümt sein Sündenregister vorhielt, sondern zugleich einen geharnischten Protest gegen die uralte, bisher unangefochtene Lehre vom Gottesgnadentum der Herrscher.

Gleich die zu Anfang des Schriftstückes niedergelegten Erklärungen waren, von einer weltumwälzenden, alle früheren Anschauungen umstoßenden Bedeutung. Sie lauteten: „Wir halten die folgenden Wahrheiten als erwiesen: Dass alle Menschen gleich geschaffen und von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind. Dass zu diesen Rechten Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt wurden, welche ihre Befugnisse durch die Zustimmung der Regierten empfangen; dass, wenn jemals eine Regierung gegen ihren Zweck verstößt und zerstörend wirkt, das Volk das Recht hat, die Regierung zu ändern oder abzuschaffen, eine neue Regierung einzusetzen, deren Grundlage auf solche Prinzipien zu legen und ihre Gewalt in solche Formen zu kleiden, wie sie dem Volk zur Förderung seiner Sicherheit und Wohlfahrt am zweckdienlichsten scheinen.“

Gleich einem Feuerbrand wälzte sich dieser durch Thomas Jefferson in Worte gefasste, durch George Washington so glänzend in die Tat umgesetzte Freiheitsgedanke über die ganze Erde. Er flackerte zuerst in Frankreich auf, dem Land, welches den Amerikanern gegen England zur Seite gestanden hatte. Dann trieb er die spanischen Kolonien Mittel- und Südamerikas zu ihren erfolgreichen Unabhängigkeitskämpfen. Er fand ferner in den Freiheitsbestrebungen der westindischen Neger, der südafrikanischen Buren, in den Verfassungskämpfen fast sämtlicher europäischen Länder ein lebhaftes Echo.

In Deutschland hatte man den Verlauf der amerikanischen Unabhängigkeitskämpfe mit äußerster Aufmerksamkeit verfolgt. Nicht bloß darum, weil viele hunderttausend Deutsche Amerika zu ihrer neuen Heimat erkoren hatten und zahllose Deutsche in den kämpfenden Heeren standen. Sondern weil auch in den Herzen der in Deutschland Zurückgebliebenen eine ungestüme Sehnsucht nach Freiheit brannte.

Deutschlands Dichter und Philosophen feierten George Washington als einen Helden, der den größten aller Zeiten gleichzustellen sei. Das allgemeine Staunen wuchs, als Washington nach dem siegreich zu Ende geführten Krieg die Regierung der jungen Republik übernahm und dieselbe unter der Beihilfe von Männern bewährten Verstandes, unantastbaren Charakters und erprobter Vaterlandsliebe zu einem vollendeten Erfolg machte.

Dieser Erfolg bewirkte natürlich eine starke Zunahme der Einwandrung. Verbürgten doch die Vereinigten Staaten den Ankömmlingen volle Gleichstellung in sozialer, und volle Freiheit in religiöser und politischer Beziehung. Obendrein waren durch den Krieg dem Gebiet der Union neue gewaltige Ländermassen hinzugefügt worden, die sich bis zum Mississippi erstreckten und wo sich den Einwanderern tausend Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer materiellen Lage darboten.

Über die Stärke der deutschen Einwandrung während des vom Ende des Kriegs bis zum Jahre 1820 reichenden Zeitraums sind wir nur ungenügend unterrichtet. Weder in Europa noch in Amerika stellte man über den Abgang und Zuzug von Personen statistische Erhebungen an. Aber aus manchen anderen Quellen können wir schließen, dass die deutsche Einwandrung in die Vereinigten Staaten während der genannten Periode beträchtlich gewesen ist.

Die Neuankömmlinge ließen sich entweder in den an der Ostküste bereits bestehenden Ortschaften nieder oder rückten den Kolonisten nach, welche sich zum Einmarsch in die jenseits der Alleghany-Gebirge liegende Gebiete entschlossen.

Die furchtbaren Gräueltaten, welche von den verbündeten Briten und Indianern während des Krieges sowohl in jenen Gebieten, wie in den anstoßenden Teilen von New York, Pennsylvanien, Maryland und Virginien verübt worden waren, hatten den Zug der Ansiedler dorthin gänzlich zum Stocken gebracht. Die Ländereien der „Ohio Compagnie“, der „Mississippi Compagnie“ und anderer Kolonisationsgesellschaften lagen brach. Desgleichen die großen Besitzungen, welche George Washington als Anerkennung für seine während des Franzosenkriegs geleisteten Dienste zugesprochen worden waren. Wie sich aus noch erhaltenen Briefen ergibt, hatte Washington bei der Frage der Besiedlung seiner Besitzungen in erster Linie an deutsche Ackerbauer gedacht. Im Februar 1774 schrieb er von Mount Vernon an James Tilghman in Philadelphia: „Gewichtige Gründe fordern eine rasche, erfolgreiche und zugleich billige Kolonisierung dieser Ländereien. Von allen Vorschlägen, die mir unterbreitet wurden, versprechen keine bessere Erfolge, als die Besiedlung der Ländereien mit Deutschen aus der Pfalz.“

Aus anderen Quellen wissen wir, dass Washington sich eifrig erkundigte, wie dieser Plan ausgeführt werden könne und ob es ratsam sei, einen intelligenten Deutschen nach der Pfalz zu senden, um dort Auswandrer anzuwerben und ihre sichere Überführung nach Amerika zu bewirken. In derselben Angelegenheit wandte er sich an den Reeder Henry Riddle und versprach den deutschen Bauern, die für ihn angeworben würden, nicht bloß die Reisekosten bis zum Ohio zu bezahlen, sondern sie auch bis zur ersten Ernte mit allem Nötigen zu unterstützen und ihnen für vier Jahre den Pachtzins zu erlassen. – Allen diesen Plänen machte der Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges ein Ende.

Auch nach dem Kriege geschah die Besiedlung des Ohiogebietes nur langsam. Die unwirtlichen, mit ihren höchsten Gipfeln 2.000 m emporsteigenden Ketten der Appalachen- oder Alleghanygebirge bildeten einen Wall, der dem Vordringen der Ansiedler gen Westen außerordentliche Hindernisse bereitete. Denn das ungeheure, vom 32. bis zum 49. Grad n. Br. reichende Gebirgssystem bestand nicht etwa aus einem einzigen Rücken, sondern aus zahlreichen parallelen Ketten, die sämtlich mit dichten, an Unterholz reichen Urwäldern bewachsen waren. Diese zu durchdringen und die Ketten zu überschreiten, hatten bereits die ersten Erforscher dieses Gebirgssystems, die beiden Deutschen Johann Lederer und Henry Batte, während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sich vergeblich bemüht. Überall waren sie auf ein Chaos von Steinblöcken und gefallenen Baumriesen gestoßen, über und zwischen welchen üppig wuchernde Moose, Schlingpflanzen, Rhododendronsträucher und Balsamtannen dem menschlichen Fuß das Vordringen wehrten, dagegen Bären, Panthern, Wölfen, Füchsen und anderen Raubtieren sichere Schlupfwinkel darboten.

Erst nachdem die Gefahr blutiger Zusammenstöße mit Franzosen und Briten geschwunden und es gelungen war, in der Gebirgsmauer einige Pässe zu entdecken, kam die Westwärtsbewegung der Ansiedler wieder in Fluss.

Es standen für dieselben mehrere Wege offen: im Süden das berühmte Cumberland Gap, ein von Nordkarolina und Virginien nach Tennessee und Kentucky leitender Engpass; ferner der vom Potomac zum Monongahela führende Saumpfad, den der englische General Braddock im Jahre 1754 zu seinem unglücklichen Vorstoß gegen das französische Fort Duquesne benutzt hatte. Drittens der Weg, der von Henry Bouquet im Jahre 1758 bei seiner gegen dasselbe Fort gerichteten Expedition gebahnt worden war. Weiter im Norden gesellte sich dazu das Mohawktal, welches in späteren Zeiten auch den Eisenbahnen als wichtigste, zum Westen führende Pforte diente.


Cumberland Gap. Nach einem Gemälde von W. L. Sonntag

Die Entdeckung des Cumberlandpasses schreibt man dem Virginier Walker zu, einem jener kühnen Männer, die sich von dem Gemeinwesen absonderten, um in das sie mächtig anziehende geheimnisvolle Innere des nordamerikanischen Kontinents vorzudringen und dort der Jagd auf Pelztiere obzuliegen.

Der Pelzhandel bildete bekanntlich während des 17. und 18. Jahrhunderts die wichtigste Einnahmequelle der europäischen Kolonien in Nordamerika. Mit ihm beschäftigen sich Tausende und Abertausende Personen. Ihm verdankten zahllose Handelsplätze und Ortschaften Ursprung und Dasein. Er rief auch neue, in Europa ganz unbekannte Menschengattungen hervor: die Trapper, Voyageurs und Pelzhändler.


Ein Trapper des 18. Jahrhunderts

Schwerlich gab es jemals verwegenere Männer als diese. Zu Fuß, zu Ross oder auf schwanken Rindenbooten, meist allein, manchmal zu zweit, seltener zu mehreren vereint folgten sie den natürlichen Wegweisern, den Strömen, oder schmalen, nur geübten Augen erkennbaren Wild- und Indianerpfaden. Ihr ganzes Dasein bildete eine ununterbrochene Kette furchtbarer Entbehrungen und Gefahren. Bald mussten sie mit dem Beil mühsam Wege durch das Dickicht bahnen, bald Moräste und Ströme überschwimmen, daneben Hunger und Durst, im Sommer glühenden Sonnenbrand, im Winter bittere Kälte ertragen. Befanden sie sich in Feindesland, so durften sie nicht wagen, die Zeit mit einem lustigen Lied zu kürzen oder ein wärmendes Feuer anzuzünden, um nicht die Aufmerksamkeit ihrer gefährlichsten Feinde, der Indianer, zu erregen. Denn die letzteren erkannten in den weißen Jägern nicht bloß Konkurrenten, die ihnen im Ausbeuten des Jagdreviers Schaden zufügten, sondern sie trugen ihnen auch einen unversöhnlichen Rassenhass entgegen. Wehe dem Trapper, den das Missgeschick in die Gewalt eines feindlichen Stammes geraten ließ. Er entging nur dann einem grauenhaften Tode, wenn, was bisweilen geschah, eine noch unverheiratete oder verwitwete Indianerin ihn zum Gatten begehrte, oder wenn eine Frau, die ihre Söhne verloren, ihn adoptierte. Wo keine solche Lösung erfolgte, da endete das Leben des Gefangenen am Marterpfahl, unter Qualen, die an Entsetzlichkeit hinter den von den Ketzerrichtern des mittelalterlichen Europa ausgeklügelten Torturen nicht zurückblieben. Bestanden sie doch in der stückweisen Zerstörung des Körpers unter Schonung der die Lebensdauer verbürgenden edlen Teile. Sie begannen mit dem Ausreißen der Nägel an den Zehen und Fingern, dem Ausbrechen der Zähne, dem Zermalmen der einzelnen Glieder, dem Bloßlegen und Zerstören der einzelnen Nerven, um sich zu immer raffinierteren Quälereien zu steigern, die manchmal tagelang dauerten, bis der Unglückliche ihnen endlich erlag.

Unter den Verwegenen, welche solchen Mühseligkeiten und Gefahren mutig Trotz boten und als Vorläufer der Kultur in die Wildnis am Ohio eindrangen, befanden sich auch viele Deutsche. Sie kamen vom Fuß der den Staat Pennsylvanien durchziehenden Blauen Berge; sie kamen aus Maryland, Virginien und Karolina.

Die Taten mancher dieser Wackeren sind bis heute nicht vergessen. So erzählt man noch heute von Georg Jäger, der, lange bevor der von den Anglo-Amerikanern als „Pionier Kentuckys“ gefeierte Daniel Boone dort auftauchte, in der „großen Wildnis“ jagte. Im Jahre 1771 traf er am Kanawha mit Simon Kenton, dem späteren Helden des Ohiotals, zusammen und entflammte durch die Beschreibung der gesehenen Landschaften und ihrem Wildreichtum die Phantasie des jungen Mannes so, dass derselbe sich entschloss, mit Jäger dorthin zu ziehen.

Michael Steiner oder Stoner durchstreifte bereits im Jahre 1767 Tennessee. Im Jahre 1774 ward er in Gemeinschaft mit Daniel Boone ausgesandt, eine Gesellschaft von Landvermessern aufzusuchen und heim zu geleiten, die sich in der Gegend, wo heute die Stadt Louisville steht, verirrt hatte.

Kaspar Mansker war einer der berühmten „long-hunters“ oder „langen Jäger“, die im Jahre 1769 von Nordkarolina zu einem Jagdzug in die westlichen Regionen aufbrachen und durch deren Schönheit und Wildreichtum so gefesselt wurden, dass sie der Heimkehr fast vergaßen. Sie traten erst nach einem vollen Jahre den Rückmarsch an und erhielten wegen ihres langen Ausbleibens den obigen Spitznamen. Mansker kreuzte die westlichste Kette der Appalachen, die Cumberlandgebirge, unzählige Male. Er war auch der erste Weiße, welcher den Cumberlandfluss befuhr.

Ein ähnlicher Waldsohn war Michael Schuck. Seine aus Deutschland eingewanderten Eltern waren samt seinen Geschwistern in Nordkarolina von Indianern ermordet worden, worauf der allein im Wald zurückgebliebene Knabe auf die abenteuerlichste Weise sein Leben fristete. Mit dem Instinkt eines Panthers und dem Scharfblick eines Adlers begabt, wuchs er zum echten Trapper heran. Außer seinem mächtigen Bau war dieser deutsche Indianer in seinen späteren Tagen durch schneeweiße Haare gekennzeichnet, die weit über die breiten Schultern herunterfielen. Beständig mit den Rothäuten kämpfend, drang Schuck in jahrzehntelangen Streifzügen bis nach Missouri vor, in dessen unbekannten Wäldern er seinen Geist aushauchte.

Einen ähnlichen Lebenslauf hatte der berühmte Indianerjäger Ludwig Wetzel, ein Sohn des Pfälzers Johann Wetzel, der zu den ersten Ansiedlern von Wheeling gehörte, aber im Jahre 1787 von Indianern erschlagen und skalpiert wurde. Seine fünf Söhne schwuren, den Tod ihres Vaters zu rächen. Keiner erfüllte diesen Schwur in so furchtbarer Weise, wie Ludwig, der jüngste der Brüder. Mit der Kampfweise der Indianer genau vertraut, stellte er sich die Aufgabe, ihrer so viele als möglich umzubringen, unbekümmert darum, dass die Regierung sich große Mühe gab, mit den Indianern Friedensverträge abzuschließen.

Als Wetzel fortfuhr, einen Indianer nach dem andern wegzuschießen und infolgedessen die Unruhen kein Ende nehmen wollten, setzte der Befehlshaber des an der Stelle der heutigen Stadt Cincinnati erbauten Forts Washington einen Preis auf die Festnahme Wetzels. Er wurde tatsächlich gefangen und eingesperrt. Es gelang ihm aber zu entkommen, worauf er die Indianerjagd mit neuem Eifer aufnahm. Abermals gefangen, sollte er erschossen werden. Aber nun brachen die Pioniere von beiden Seiten des Ohio in Massen auf, um Wetzel mit Gewalt zu befreien. Sie drohten, die ganze Besatzung des Forts zu massakrieren, wenn man Wetzel ein einziges Haar krümme. Um Blutvergießen zu vermeiden, gab der Befehlshaber des Forts den Gefangenen frei, nachdem derselbe sich feierlich zum Einhalten des Friedens verpflichtet hatte. Nach mancherlei anderen Abenteuern starb Wetzel später in Texas.

Solcher Art waren die deutschen Männer, die an der Erschließung des Ohiogebietes teilnahmen. Ihnen folgten einzelne Truppenabteilungen, welche die von den Franzosen und Engländern erbauten Forts besetzten, an anderen geeigneten Stellen neue Befestigungen anlegten und so überall Stützpunkte schufen, von wo aus die Besiedlung des Ohiogebiets in gesicherter Weise erfolgen konnte.

Solche Stützpunkte waren die Forts Pitt, Campus Martius, Steuben, Washington, Defiance, Recovery, Sandusky, Detroit, St. Joseph, Adams, Wayne und andere. Im Jahre 1803 legte der Artillerieleutnant J. Swearingen, der Sohn eines zu Schäferstown in Virginien lebenden Deutschen, an der Mündung des Chicagoflusses in den Michigansee das Fort Dearborn an, welches mehrere Jahre später infolge der Abschlachtung seiner Bewohner durch feindliche Indianer eine traurige Berühmtheit erlangte.

Diese aus rohen Baumstämmen aufgeführten, mit Holztürmen und Palisaden versehenen Forts dienten zugleich als Stationen für den Pelzhandel wie als Niederlagen, wo die Trapper und Ansiedler Waffen, Munition, Fallen, Kochgeschirre, Kleider, Ackergeräte und alle anderen Notwendigkeiten gegen die erbeuteten Pelze oder den Überschuss ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse eintauschen konnten.

Nachdem auf diese Weise den dringendsten Forderungen der Sicherheit Rechnung getragen war, schritt die Besiedlung des Ohiogebiets rasch vorwärts. Trotz der unbeschreiblichen Mühseligkeiten, die das Überschreiten der rauen Gebirgsketten mit sich brachte.

Eine im Jahr 1784 entworfene Karte Kentuckys zeigt bereits fünfzig Forts, acht Niederlassungen und zahlreiche, aus mehreren Blockhütten bestehende „Stationen“. Vornehmlich an den Ufern der Ströme entfaltete sich reges Leben. Denn die meisten Einwandrer zimmerten, sobald sie die Gebirge hinter sich hatten und an schiffbare Gewässer kamen, Flöße oder sogenannte „Flachboote“ und „Archen“, geräumige Fahrzeuge mit hüttenartigen Aufbauten, die den Reisenden nachts und bei unfreundlichem Wetter als Unterkunft dienten.

Der erste Flachbootschiffer auf dem Ohio war der Deutsche Jakob Joder. Er fuhr im Jahre 1757 den Strom hinab.

Die Habseligkeiten und das mitgeführte Vieh waren im Hinterteil des Fahrzeugs untergebracht. Zwei mächtige, auf dem Dach der Hütte befestigte Ruder, die „broad horns“, dienten dazu, das schwimmende Farmhaus im Fahrwasser des Stroms zu halten. So ließ man sich oft wochenlang die Flüsse abwärtstragen, bis man an Plätze kam, die dem Geschmack der Reisenden zusagten und durch ihre Lage und Umgebung gute Aussichten für die Zukunft boten. Dann wurde das Fahrzeug ans Ufer gesteuert, zerlegt und zum Bau der Hütten verwendet. Auf solche Weise entstanden am Ohio und seinen Nebenflüssen zahlreiche Orte, deren Bevölkerung aus englischen, deutschen, schottischen, irischen, französischen, holländischen und indianischen Elementen bestand. An vielen Orten zählten Deutsche zu den Gründern. Major Benjamin Steitz und Mathias Denman besaßen z. B. im Jahre 1788 den größten Teil des Bodens, auf dem Cincinnati erbaut wurde. Einem deutschen Helden des Unabhängigkeitskrieges, Major David Ziegler, fiel die Ehre zu, im Jahre 1802 als erster Bürgermeister des Dorfs gewählt zu werden.


Ein Fort des 18. Jahrhunderts

Israel Ludlow gründete in Gemeinschaft mit einigen Amerikanern im Jahre 1795 Dayton; Ebenezer Zane (Zahne) 1796 Zanesville und Neu-Lancaster.

Die Namen der in den Staaten Ohio, Indiana, Kentucky und Tennessee gelegenen Orte Frankfort, Potsdam, Hannover, Germantown, Berlin, Minster, Freiburg, Glandorf, Wirtemberg, Osnaburg, Speyer (Spires), Bern, Geneva, Saxon, Oldenburg, Hermann, Ferdinand, Betzville, Baumann, Neu-Elsass, Bremen, Wartburg und viele andere verraten schon durch ihren Klang die deutsche Herkunft ihrer ersten Besiedler. Deutsche gründeten auch die Stadt Steubenville, deren Namen an den berühmten Organisator des amerikanischen Heeres erinnert.

In der Folge wurden die Täler des Ohio und seiner Nebenflüsse, insbesondere auch die vom Mohawktal nach Buffalo, Cleveland, Pittsburg und Detroit führenden Straßen zu einem Hauptsiedlungsgebiet der Deutschen in Nordamerika.

Es war hauptsächlich das junge unternehmungslustige Volk der östlich von den Alleghanys bestehenden älteren Niederlassungen, das sich hier ansiedelte, um, wie die Väter es getan, im Urbarmachen neuer schöner Landschaften die eigne Kraft zu proben.

Gestärkt wurde es später durch stetig wachsende Scharen aus Deutschland kommender Einwandrer. Gemeinschaftlich verliehen diese Deutschen zahlreichen Plätzen jenes eigenartige Gepräge, das die ältere deutsche Einwandrung manchen Teilen der Oststaaten aufgedrückt hatte. In friedlichem Wettbewerb mit ihren Mitbürgern anglo-amerikanischer Abkunft halfen sie im Lauf der Jahrzehnte die ungeheure, vom Stromsystem des Ohio bewässerte Wildnis in jene Gefilde verwandeln, die heute zu den ertragreichsten der ganzen Union gehören.

Wie die Deutschen im Osten sich vielfach als Pioniere der Industrie und des Handels zeigten, so trugen sie auch zur industriellen Entwicklung des Ohiogebiets in reichstem Maße bei. Kaum war Louisiana in den Besitz der Amerikaner übergegangen, so wendeten sie ihre Aufmerksamkeit der wichtigen Frage zu, wie die weite Entfernung nach der zum Hauptstapelplatz für alle Ein- und Ausfuhrgüter werdenden Stadt New Orleans am raschesten zurückgelegt werden könne.


Cincinnati im Jahre 1802

Der Verkehr mittels der Flöße und Flachboote war äußerst langwierig. Obendrein konnte man diese Transportmittel nur für eine einzige Reise flussabwärts benutzen, da mit solchen Fahrzeugen unmöglich gegen die starke Strömung des Mississippi angekämpft werden konnte.


Ein Flachboot auf dem oberen Ohio

Zur Rückfahrt mussten die Mannschaften stets leichte Kanus verwenden.

Auch die Rundreisen der später an Stelle jener Flachboote tretenden Kielboote gestalteten sich überaus langwierig. Zwischen den beiden äußersten Punkten, Pittsburg und New Orleans, dauerten sie gewöhnlich ein volles Jahr. Diese lange Zeit wurde auf die Hälfte verkürzt, als der ehemalige Rheinschiffer Heinrich Bechtle im Auftrag des in Cincinnati lebenden Kaufmanns Martin Baum mehrere Segelbarken baute, die zur Rundreise nicht mehr als sechs Monate benötigten.

Deutsche gaben auch die erste Anregung zur Anlage des die Ohiofälle umgehenden Kanals bei Louisville. Ein Deutscher namens Bernhard Rosefeldt baute ferner das erste Dampfschiff der westlichen Ströme. Es erhielt den Namen der Stadt New Orleans und legte seine erste Reise dorthin im Jahre 1811 zurück.

Die Entdeckung der unerschöpflich reichen Kohlen- und Eisenerzlager im Ohiogebiet hatte die Übertragung der Eisenindustrie dorthin zur Folge. Wie auf der Ostseite der Alleghanygebirge, so halfen die Deutschen auch hier diese Industrie mächtig entwickeln. Der bei Strasburg geborene Georg Anschütz wurde durch Anlage einer Schmelze im Jahre 1792 der Pionier der Eisenindustrie Pittsburgs. Der kluge deutsche Geschäftsmann Jakob Meyers aus Baltimore errichtete um dieselbe Zeit am Slate Creek in Kentucky ein Schmelzwerk, wo außerdem allerlei Bedarfsgegenstände, Werkzeuge, Öfen, Kochtöpfe, Geschützläufe und andere Dinge hergestellt wurden. Anfangs litten die Arbeiter freilich so sehr unter den Nachstellungen der Indianer, dass die Hälfte der Leute stets Waffendienst verrichten musste. Deutsche namens Schreeve gründeten auch im Greenup County einen Hochofen mit Dampfgebläse, der von 1824 bis 1860 in Betrieb war.

Mit dem immer mächtiger anschwellenden Strom der Einwandrung verbreiteten die Deutschen sich über das ganze südlich von den großen Seen liegende Gebiet. Sie befanden sich unter den ersten Bewohnern der Städte Indianapolis, Louisville, Knoxville, Nashville, Chicago, Peoria und Milwaukee und erwarben überall durch Fleiß, Ausdauer und Ordnungsliebe die Achtung ihrer Mitbürger. Dass sie durch ihre Erfolge sogar den Neid minder glücklicher Mitbewerber herausforderten, erhellt aus manchen, von Nativismus durchtränkten Klagen, denen man in verschiedenen anglo-amerikanischen Zeitungen jener Periode begegnet, und wo es heißt, dass die Deutschen im Erobern des Handels und Gewerbes unwiderstehlich seien.


Fort Washington am Ohio. Nach einer Zeichnung vom Ende des 18. Jahrhunderts.


Amerikanische Flussdampfer aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

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Die deutschen Ansiedler im Mississippital

Die deutschen Ansiedler im Mississippital

Der erfolgreiche Unabhängigkeitskrieg hatte den Amerikanern zwar den Zutritt zu der großen Stromseele des nordamerikanischen Kontinents, zum Mississippi gebracht, aber sie besaßen nicht die volle Kontrolle über diesen wichtigen Wasserweg. Sein Westufer sowie sein Mündungsgebiet, das ehemalige Louisiana, waren nach der Verdrängung der Franzosen vom nordamerikanischen Kontinent in den Besitz der Spanier übergegangen, die von freier Schifffahrt auf dem „Vater der Ströme“ nichts wissen wollten.

Ungehinderter Verkehr bedeutete aber für sämtliche am Ohio und auf dem Ostufer des Mississippi gegründeten amerikanischen Niederlassungen und Staaten eine Lebensfrage, da sie sonst ihre Erzeugnisse nicht ausführen konnten. Die Lage war unerträglich. Denn der überaus schwierige Transport über die Alleghanygebirge verbot sich der ungeheuren Kosten wegen.

Da, mit Anbruch des 19. Jahrhunderts, änderten diese Zustände sich plötzlich in einer für die Amerikaner überaus günstigen Weise. Spanien musste am 1. Oktober 1800 sein ganzes Besitztum am Mississippi an Frankreich zurückgeben. Napoleon Bonaparte aber, der seinen bereits in der Luft liegenden unvermeidlichen Krieg mit England voraussah, empfand den überseeischen Besitz als eine schwere Last, da er außerstande war, Louisiana gegen einen englischen Flottenangriff zu schützen. Er beschloss deshalb, sich jenes Riesenreichs in einer Weise zu entäußern, die Frankreich nicht nur materiellen Nutzen bringen, sondern zugleich seinen Gegnern einen argen Strich durch die Rechnung machen sollte.

„Die Engländer“, so erklärte er seinen Ministern, „streben, die Reichtümer und den Handel der ganzen Welt an sich zu reißen. Um die Völker von ihrer unerträglichen kommerziellen Tyrannei zu befreien, ist es nötig, ihren Einfluss durch eine Seemacht zu balancieren, die ihnen eines Tages die Handelssuprematie streitig machen kann. Diese Macht sind die Vereinigten Staaten. Stärke ich deren Stellung durch Abtreten des Mississippigebiets, so erhält England im Welthandel einen Mitbewerber, der seinen Übermut früher oder später dämpfen wird.“

Die mit den Vereinigten Staaten angeknüpften Verhandlungen kamen am 30. April 1803 zum Abschluss, wodurch Louisiana gegen eine Summe von 15 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten überging. Durch dieses großartigste Landkaufgeschäft aller Zeiten wurden die Vereinigten Staaten um ein Gebiet bereichert, das demjenigen von Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und der Schweiz gleichkommt und den bisherigen Flächeninhalt der Union verdoppelte.


Die Unterzeichnung des Louisiana-Vertrags.

Bildhauerarbeit von Karl Bitter in New York.


Der Bannerträger. Skulptur von Karl Bitter auf der Weltausstellung zu Buffalo,

New York.

Von welch unermesslicher Bedeutung die Erwerbung Louisianas für die Kulturentwicklung der Vereinigten Staaten werden sollte, konnte damals allerdings niemand voraussehen, da man weder die fabelhafte Ausdehnung des Mississippisystems, noch die Beschaffenheit der westlich vom Hauptstrom liegenden Ländermassen kannte.

Vorderhand war für die Amerikaner kein Punkt so wichtig, als der durch den Ankauf Louisianas ermöglichte freie Verkehr auf dem Mississippi. Das war ein Gewinn, der alles andere überschattete. Denn nun war den westlich von den Alleghanygebirgen entstandenen Staaten die heiß ersehnte Möglichkeit geboten, mit ihren Erzeugnissen auf dem Weltmarkt zu erscheinen.

Ihr dadurch bewirkter Aufschwung wurde durch die gleichzeitige Erfindung der Dampfboote mächtig gefördert. Kaum hatte Fulton durch seine im Jahre 1807 mit dem Dampfer „CLERMONT“ zurückgelegte Fahrt auf dem Hudson die Verwendbarkeit der Dampfkraft für die Schifffahrt bewiesen, so begannen die Flüsse Amerikas sich mit diesen neuen Verkehrsmitteln zu bedecken. Das erste Dampfschiff der westlichen Ströme wurde bereits im Jahre 1811 von dem Deutschen Bernhardt Rosefeldt in Pittsburgh erbaut und auf den Namen „NEW ORLEANS“ getauft. Sein Führer war gleichfalls ein Deutscher, Kapitän Heinrich Schreeve, derselbe, welcher eine Dampfmaschine zum Zersägen und Entfernen der die Schifffahrt auf den westlichen Strömen so sehr gefährdenden „snags“ (losgewaschene, mit ihren Wurzeln und Ästen in den Flussbetten verankerte Baumstämme) erfand. Sein Name ist in demjenigen der Stadt Shreevesport in Louisiana erhalten.

Der Dampfer machte noch im Jahr seiner Erbauung die erste Reise den Ohio und Mississippi hinab. Es war eine ereignisreiche Fahrt, während der man unter anderem ein heftiges Erdbeben erlebte, das damals das untere Mississippital heimsuchte.

Mit dem Aufkommen der Dampfboote und der gleichzeitigen Anlage von Schiffskanälen öffneten sich den Einwanderern mehrere neue, bequemere Wege zum Westen. Der eine führte von New York den Hudson hinauf bis Albany. Dort bestiegen die Reisenden Kanalboote zur Fahrt nach Buffalo, von wo aus Dampfer den Weitertransport über die großen Seen nach den im Westen entstandenen Ansiedlungen vermittelten.

Den von England kommenden Einwanderern bot sich ein ähnlicher Weg, wenn sie den St. Lorenzstrom hinauf bis Toronto reisten und von dort die Schiffe benutzten, welche die großen Binnenseen befuhren.

Eine dritte Verbindung boten jene Dampferlinien, welche von europäischen und amerikanischen Häfen aus einen direkten Verkehr mit New Orleans aufnahmen, wo bequem eingerichtete Flussdampfer die Weiterreise den Mississippi und seine Nebenflüsse hinauf ermöglichten. Infolge dieser bequemeren und billigeren Verbindungen steigerte sich die Einwandrung in die Täler des Ohio und Mississippi von Jahr zu Jahr.

Die Erfindung der Eisenbahnen fügte den bisher bekannten Mitteln zur Überwindung räumlicher Entfernungen neue von größter Bedeutung hinzu.

Mit der gleichen Energie, welche die Amerikaner bisher beim Dienstbarmachen der Natur, im Ausbeuten ihrer reichen Gaben bekundeten, schritten sie nun dazu, ihr Land mit einem förmlichen Netz von Schienengleisen zu überziehen. Bei der Anlage solcher Eisenbahnen rechneten sie nicht wie die Europäer auf sofortigen Gewinn, sondern bauten die Bahnen oft in ganz unbewohnte Wildnisse hinein, um den Ansiedlern die Möglichkeit zu bieten, nachzurücken und ihre Erzeugnisse zu befördern.

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