Kitabı oku: «Die dunklen Bücher - Vergiss den Vampir», sayfa 2

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V.U.U.V

Über den Bergen macht sich das erste Grau der Dämmerung bemerkbar.

Geschafft! Der Bauch ist voll, der Hunger weg.

Nebel schiebt sich über den See. Wie still es hier ist.

Ganz anders als am Abend. Die grölenden Leute sind verschwunden. Viktor hat sich aus der Deckung der alten Eiche gewagt. Er lehnt sich vor und sieht hinunter auf die Wasseroberfläche.

Bleib fern vom See!, hört er sofort Tante Udines Stimme in seinem Kopf.

Er rollt die Augen. Warum eigentlich? Nur, weil die Altehrwürdigen nicht in der Lage sind, fließende Gewässer zu überqueren? Anders als Graf Dracul kann Viktor das. Um es Tante Udine zu beweisen, ist er extra mehrmals über den kleinen Bach am Schlossberg gesprungen. Daraufhin ist sie noch bleicher im Gesicht geworden, als sie schon ist.

Außerdem ist das hier ja ein See und kein fließendes Gewässer.

Lautlos landet Viktor auf dem Steg und setzt sich vorsichtig im Schneidersitz hin. Er legt den Kopf schief und überlegt. Zumindest kurz die große Zehe einzutauchen, sollte doch in Ordnung sein, oder?

Er löst die Schnürsenkel seiner Lederschuhe, stellt sie ordentlich neben sich und rollt die schwarzen Socken hinunter. Doch da knarzt es hinter ihm auf dem Holzsteg.

Er fährt herum.

Der Junge von gestern … gepflöckt und zugenäht, der schon wieder!

Entfliehe!, meldet sich Tante Udines Stimme zu Wort. Zu spät.

Der Junge hat ihn gesehen und der Weg zurück an Land ist blockiert.

„Solltest du nicht im Bett sein?“, stammelt Viktor.

„Ähm …“ Der Junge fährt sich mit der Hand durch seine unfrisierten Haare.

Hat er einen Schlafanzug an? Auf dem T-Shirt steht „Tor!!!“ und auf der kurzen Hose sind ganz viele kleine Fußbälle abgebildet. Damit sieht er aus wie ein übergroßer 5-Jähriger.

Viktor schmunzelt. Schnell zieht er seine Socken wieder hoch. Das mit dem Eintauchen wird warten müssen.

Der Junge setzt sich neben ihn und lässt mir nichts, dir nichts die Füße ins Wasser baumeln. Gebannt beobachtet Viktor die Kreise, die sich rund um die Zehen auf der Wasseroberfläche bilden.

„Kann nicht schlafen“, murmelt der Junge, „Gestern Abend war irgendetwas komisch … ich komme nur nicht drauf was.“


Viktor räuspert sich. Schnell schlüpft er zurück in die Schuhe. Die Wolken über den Berggipfeln färben sich rötlich. Gleich wird die Sonne da sein. Nichts wie weg!

Der Junge mustert ihn. „Mann, warst du auf einer Kostümparty?“

„Ähm …“, betont auffällig gähnt Viktor hinter vorgehaltener Hand und erhebt sich. „Es var eine lange Nacht. Nun verde ich mich zur Ruhe betten. Ich vünsche einen guten Tag!“

„Haha, du spielst das echt gut! Verwandelst du dich gleich in eine Fledermaus und fliegst zur Burg hinauf?“

Er zwinkert ihm zu.

Viktor erstarrt. Woher weiß er das?

Der Junge springt auf und lächelt ihn freundlich an.

„Hey, nur Spaß! Kommst du heute Abend auch zum Dorffest? In normaler Kleidung? Ich bin übrigens Pascal.“

Viktor streckt ihm die Hand entgegen und zieht sie schnell zurück. Der Junge darf nicht merken, wie kalt sie ist!

Doch da schleicht sich ein Grinsen auf sein Gesicht.

Dieser Junge scheint keine Angst vor ihm zu haben.

Vielleicht könnte sich das noch als günstig erweisen, falls Viktor einmal wieder unbändigen Hunger verspürt – Fast Food sozusagen! Na ja, da wäre jemand zum Reden … Die Erinnerungen wird er dem Jungen auf jeden Fall wieder nehmen müssen. Warum sich also vorher nicht auf Pläuschchen einlassen? Selbst seine tiefsten Vampir-Geheimnisse würde Pascal ja gleich wieder vergessen.

Viktor strafft die Schultern. „Sehr erfreut! Mein Name ist Viktorianus Urban Udomar Vilhelm von Blutstein.“ Pascal prustet los. „Udomar … ernsthaft? Soll ich dich Udo nennen? Oder lieber Willi?“

„Villi? Kommt nicht in Frage. Viktor väre genehm!“

„Also gut, Viktor, warum hast du so viele Namen? Und bist du echt adelig?

Viktor zuckt die Schultern. „Das hat Tradition bei … uns.“ „Alle in deiner Familie haben so viele Vornamen?“

„Nicht nur, sie beginnen alle mit den Initialen V. U. U. V.“ Er grinst Pascal an und tippt mit dem Zeigefinger zuerst auf seinen rechten Eckzahn, dann auf die beiden Schneidezähne und zuletzt auf den linken Eckzahn.

Pascals Augen werden groß und er geht ein Stück weiter von Viktor weg. „Aber Dracula fängt doch mit ‚D‘ an.“

„Das ist sein Nachname. Er heißt Vladimir Umran Uladislaus Vsevolod Dracul.“

Pascal ist plötzlich fahl wie der Nebel, der ihn umgibt.

„Den … den gibt‘s wirklich?! Und du … du … bist echt? Wirst du mich jetzt beißen?“ Mit zittrigen Fingern zieht er den Kragen des Fußball-Shirts hinauf bis über das Kinn. ‚Tor‘ steht jetzt quer über seinen Hals geschrieben.


Was für eine Einladung! Viktor grinst. Seine Eckzähne blitzen zwischen den Lippen hervor. Warum hat der Kerl das nicht gestern Abend gemacht? Wasser läuft ihm im Mund zusammen.

Er schluckt. „Danke. Ich bin gerade satt!“

Erleichtert atmet Pascal aus. „Heißt das, du hast heute Nacht schon jemanden … ähm …“ Mit dem Daumen fährt er quer über seinen Hals und lässt die Zunge seitlich aus dem Mund hängen.

Viktor rollt die Augen. Natürlich hat er. Aber dem Zeitungslieferanten geht es gut. Er hat ihm sogar das Morgenblatt geschenkt, freiwillig. „Nein, vir töten nicht.“

Pascal sieht ihn immer noch mit weit aufgesperrten Augen an, nur nicht mehr ängstlich, sondern eher neugierig: „Werden die, die du beißt, auch zu Vampiren?

Das steht so in meinem Buch.“

Viktor prustet los. „Tsss, vas die Menschen alles glauben. Dann vürde schnell die ganze Velt nur noch aus Vampiren bestehen.“

„Wie bist du dann verwandelt worden?“

„Indem mir das Vertvollste geschenkt vurde.“

„Vampirblut?!“


Viktor nickt. Plötzlich spürt er ein Prickeln auf der Haut.

Verflixt und zugebissen, die Sonne!

Schnell tritt er nahe an Pascal heran. Schade, eigentlich ist er nett.

„Es tut mir leid! Du hörst nur meine Stimme und meine Stimme allein. Du hast nie einen Vampir getroffen und erinnerst dich nicht an dieses Gespräch. Vergiss den Vampir und geh vieder schlafen! All das ist für dich nicht mehr als ein Traum.“

Totenstill

In normaler Kleidung …?! Wie stellt Pascal sich das vor?

Viktor sieht an sich hinunter. Rüschenhemd, Hose, Umhang, fein säuberlich geputzte Schuhe, alles in Schwarz. Wenn etwas normale Kleidung ist, dann das!

Was kann er dafür, dass die Menschen sich in dieser Zeit nur noch blaue Arbeiterhosen und bunte Oberteile anziehen?

Naja, Pascal hat schon recht. Wenn Viktor sich tatsächlich unters Volk mischen will, ist es notwendig, weniger aufzufallen. Ratlos steht Viktor vor seinem offenen Kleiderschrank.

Beim Blut des Grafen, wo denkst du hin?, hätte Tante Udine jetzt sicher gesagt, aber sie liegt nur still in ihrem Sarg. So still, dass es in den Ohren wehtut.

Sich mit Pascal zu unterhalten hat gutgetan. Zu schade, dass er schon wieder alles vergessen hat. Ob er trotzdem noch einmal mit ihm reden könnte?

„Vergiss es!“, sagt Viktor zu sich selbst und wirft die Schranktüren wieder zu. Es ist einfach zu gefährlich.

Doch da ist sie wieder, die Totenstille dieser Gruft.

Unruhig wandert er auf und ab. Nicht einmal Geige zu spielen hilft, da fehlt einfach die zweite Stimme von Tante Udines Cello. Aber wenigstens ein Set Arbeiterhosen und T-Shirts zu haben, wäre praktisch. Sei es auch nur, um sich damit unauffälliger zwischen den Menschen bewegen zu können. Es würde die Jagd wesentlich einfacher machen!

Unten, entlang der Uferpromenade beim Dorffest, gib es Stände, an denen man bunte Kleidung kaufen kann.

Geschäfte, die heute in dieser Sommernacht offen haben. Eine einmalige Chance!

Doch allein um dorthin zu kommen, ist es notwendig, sich zu verkleiden. Mit einem schnellen Griff zieht Viktor die Schranktür wieder auf und holt eines seiner Rüschenhemden heraus.

Ein Seitenblick zu den Särgen, dann zieht Viktor leise die oberste Lade der Kommode heraus und sucht die Schere aus Tante Udines Nähbeutel. Vorsichtig legt er beides auf den Tisch. Seufzend betrachtet er zuerst die Schere, dann das Hemd. Knoblauch, aber auch! Wenn Tante Udine jetzt aufwacht … das wäre ein Sonnenbad!

Jedes einzelne seiner Kleidungsstücke ist ein Kunstwerk, maßgeschneidert und von Tante Udine in langen Winternächten von Hand genäht. Zu kaufen gibt es so etwas seit hundert Jahren nicht mehr.

Aber das Dorffest ist sicher schon voll in Gang!

Viktor nickt und murmelt: „Es hat sich ausgerüscht!“

Er setzt die Schere an und schneidet die spitzenbesetzten Ärmel ab. Mit einem dritten Schnitt fällt die Rüsche vom Kragen.

Viktor betrachtet sein Werk. Es könnte als kurzärmeliges Hemd durchgehen.

Er schlüpft hinein und mustert seine weißen Arme.


Wie der Vollmond in einer düsteren Nacht leuchten sie in der fahlen Kerzenbeleuchtung. Damit wird er bestimmt zwischen all den braungebrannten Sommergästen auffallen.

Ach was, der Typ, der jede Nacht beim Computerspielen das Fenster offenlässt, ist mindestens genauso blass.

Viktor öffnet den Deckel einer schweren Truhe.

Sie ist bis zum Rand gefüllt mit Goldmünzen aus längst vergangenen Zeiten. Nur links hinten stecken Euro-Scheine.

Hmm … drei von den Grünen, oder lieber einen Violetten?, überlegt Viktor. Einer seiner Mundwinkel hebt sich zu einem schelmischen Grinsen. Wenn schon bunte Kleidung gekauft wird, muss das Geld ein Regenbogen sein!

Also steckt er von jeder Farbe einen Schein ein.

Viktor flattert vom Burgberg hinunter und verwandelt sich zwischen zwei parkenden Autos neben der Uferpromenade. Vom Platz vor der Kirche ist eine Musikkapelle zu hören.

„Vas für ein Lärm!“ Nicht zu vergleichen mit den sanften Harmonien von Viktors Geige. Vorsichtig lugt er über eine Motorhaube. Menschen schlendern in Scharen auf das Dorffest zu. Paare, Familien und Gruppen von Leuten. Ihre fröhlichen Stimmen dringen zu ihm herüber. Sie nur aus den Schatten zu beobachten, wie Tante Udine es immer getan hat, ist nicht genug. Dazugehören – das ist es, wonach Viktor sich sehnt.

Er nimmt all seinen Mut zusammen und richtet sich auf. Doch er bleibt wie angewurzelt stehen. Weiter hinten am Parkplatz steht ein weißer Lieferwagen mit wohlbekanntem Aufdruck.


Sofort duckt Viktor sich wieder zwischen die Autos.

Ein Schauer läuft ihm über den Rücken.

Mit Schädlingen meinen die Exenbergers nämlich nicht nur Motten, Schaben und Ratten. Seit Generationen jagt diese Familie auch Vampire!

Schon deren Urgroßvater Hieronymus Exenberger war schuld daran, dass Tante Udines rechter Eckzahn abgebrochen ist. Daraufhin musste sie sogar ihren ersten Vornamen Viviane ablegen.

Und in dieser Generation sind es sogar zwei. Zwillinge! Klar, dass Ansgard und Roderich nach dem Kampf letzte Woche nach Tante Udine suchen. Sie ist ihnen schließlich nur knapp entkommen.

Viktor lugt durch die Scheiben des Autos vor ihm. Die beiden Exenberger-Brüder sind nicht bei ihrem Wagen. Mit Sicherheit sind sie auf dem Dorffest.

Viktor presst die Lippen aufeinander. Was jetzt? Pascal und die bunte Kleidung … so eine Gelegenheit kommt nicht wieder!


Zwischen den Autos geht Viktor auf und ab.

Endlich aussehen wie ein normaler Junge? Oder doch lieber zurück zur Burg?

Hinter ihm kracht es. Sofort duckt er sich wieder zwischen zwei parkende Fahrzeuge. Die Härchen an seinem Nacken stellen sich auf. Haben sie ihn schon entdeckt?

Vorsichtig schielt er über eine Motorhaube. Ach so, das war nur eine Autotür.

Trotzdem, einen Kampf gegen die großen, bulligen Männer würde er nicht gewinnen. Tante Udine hat sich erbittert zur Wehr gesetzt. Trotzdem hat sie Viktor mit Blicken verboten, aus seinem Versteck zu kommen – nur damit die Exenbergers nicht auf ihn aufmerksam werden.

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