Kitabı oku: «Systemische Beratung der Gesellschaft», sayfa 2

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1.1Das technische Modell: Gesellschaft als Maschine und Veränderung als Reparatur

Maschinen werden von Ingenieuren entwickelt. Eine Maschine ist von Anfang an mit den Intentionen und Gestaltungsmöglichkeiten ihrer Erfinder und Erfinderinnen ausgestattet, sie bekommt ihre Form und ihre Standards des Funktionierens gleichsam in die Wiege gelegt. Eine Maschine soll sich auch nicht verändern. Veränderung bedeutet bei einer Maschine: Sie ist kaputt, sie hat eine Panne.

Pannen sind Ausnahmen von den »normalen« Zuständen und Funktionsprozessen, wie sie vom Ingenieur geplant sind und werden als Störung definiert. Die Beseitigung der Panne dient der Wiederherstellung des normalen Funktionierens der Maschine. Pannen werden zunächst auf ihre Ursachen untersucht und dann möglichst repariert. Durch Reparatur verschwindet das Problem, der Prozess kann ungestört weiterlaufen (siehe Abb. 1): Die Waschmaschine wäscht wieder, das Auto fährt wieder, die Rakete fliegt weiter zum Mond.


Abb. 1: Technisches Verständnis von Veränderung

Dem technischen Modell liegen Annahmen zugrunde: Jedes Problem hat eine Ursache, für jedes Problem gibt es eine Lösung, für jede Lösung gibt es ein Werkzeug. Das klingt bestechend einfach und einleuchtend. Dieser Ansatz wurde und wird allerdings nicht nur auf Maschinen, sondern auf alle Fragen des Lebens angewendet: Alle Probleme – Probleme von Menschen, der Gesellschaft und der Natur – könnten einfach repariert werden. Man müsste nur den richtigen Schraubenschlüssel und den richtigen Hebel finden. In unserer Welt, die noch immer mit weitgehend technisch-wissenschaftlichen Vorstellungen beschrieben und erklärt wird, werden die meisten gesellschaftlichen Institutionen und deren Prozesse nach diesem Paradigma gestaltet: Schulen, Krankenhäuser, Unternehmen sind organisiert wie Maschinen, die funktionieren sollen und in deren Kontext Veränderungen als unangenehme Störungen behandelt werden. Das betrifft auch Kinder, Kranke, Mitarbeiter.6

Wer allerdings jemals versucht hat, Veränderungen bei anderen Menschen, etwa bei den eigenen Kindern, nach dieser Logik anzugehen und angenommen hat, es genüge zu sagen, »Räum endlich dein Zimmer auf!«, wird erleben, dass das Kind sein Verhalten vielleicht ändert, vielleicht aber auch nicht, vielleicht in eine andere als die gewünschte Richtung. Veränderung lebender Systeme verlaufen nicht geradlinig wie eine Reparatur, sondern turbulent, unvorhersehbar, in Schleifen, Kreisen, Spiralen oder ganz verrückten Sprüngen.

Um gesellschaftliche Transformation zu begreifen, brauchen wir andere Modelle von Veränderung. Wir brauchen Modelle und Konzepte von Veränderung, die den Eigenheiten lebender Systeme gerecht werden.

1.2Das dialektische Konzept: Tanz der Gegensätze

»Die Krise besteht gerade in der Tatsache, dass das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann.« 7

Antonio Gramsci

Der Begriff Dialektik bezeichnet eine Form des Denkens, die durch den Prozess der Bearbeitung von Widersprüchen zu deren Aufhebung – in der doppelten Bedeutung von »Auf-Lösung« und »Aufbewahrung« – und damit zu neuen Erkenntnissen führt. Dialektik ist ursprünglich die Kunst des Diskurses, der Rede und Gegenrede, der Argumentation und Widerlegung zur Überwindung von Widersprüchen. Das Veränderungskonzept der Dialektik zeichnet ein dynamisches Bild von Prozessen, das in einer stetigen Auseinandersetzung zwischen These, Antithese und Synthese besteht, die zu einer Weiterentwicklung des Bewusstseins und Handelns führt.

»Die Wirklichkeit wird im dialektischen Denken als etwas aufgefasst, das sich in ständiger Bewegung befindet, das verändert wird und selbst verändert, das aufhebt und aufgehoben wird.«8

Im Zentrum des dialektischen Veränderungsmodells steht der Gegensatz, der Widerspruch, der Konflikt: ohne Gegensätze, ohne Widersprüche und Konflikt keine Veränderung. Das dialektische Konzept beschreibt Veränderung als einen kontinuierlichen Prozess der Bearbeitung von Widersprüchen. Weil aber das Leben voller Widersprüche und Konflikte ist, kann es keinen »veränderungslosen« Moment im Leben lebendiger Systeme geben, Veränderung ist Leben, das Leben ist Veränderung, keine Veränderung ist gleichbedeutend mit Tod.

Veränderungen lebender Systeme werden im dialektischen Verständnis nicht als lineare Prozesse gedacht, sondern als schleifenförmige Bewegungen, als kontinuierlicher Tanz der Widersprüche. Bei gesellschaftlichen Veränderungen sind wir selbst die Tänzer und Tänzerinnen, die widersprüchliche Themen, Interessen oder Vorstellungen in der Gesellschaft vertreten. Der Tanz ist also nicht harmonisch, man steigt einander durchaus auf die Füße, kämpft um die Führung.

Die Gegensätze werden bei diesem Tanz nicht zerstört und entfernt, sondern bleiben in den beiden Seiten aufgehoben. Das wunderbare Zeichen von Yin und Yang zeigt diese »Aufhebung« und »Behebung« der Gegensätze (siehe Abb. 2):


Abb. 2: Yin und Yang

Das einleitende Zitat von Antonio Gramsci beschreibt die gesellschaftliche Geschichte als einen kontinuierlichen Prozess des Entstehens und Vergehens: Das eine, die These, vergeht in einem Prozess der Dekadenz, des Abstiegs; das andere, die Antithese, entsteht in einem Prozess der Aszendenz, des Aufstiegs. Das dialektische Modell von Veränderung ist ein Prozess, in dem das Alte ein Neues hervorbringt und von diesem abgelöst wird. Das Neue enthält dabei Elemente des Alten, das Alte hat das Neue immer schon wie einen Samen in sich getragen.

Irgendwann wird das Neue selbst zu einem Alten und ein Neues, ein anderes Neues entsteht. Das ist der dialektische Gang der Geschichte und der Entwicklung: Jede gesellschaftliche Situation bringt durch die »Aufhebung der Widersprüche« eine neue Entwicklungsform hervor.

Dieser Prozess verläuft nicht harmonisch und glatt. Im Übergang des einen Prinzips zum anderen entsteht ein Moment des »Niemandslands«, eine Krise (siehe Abb. 3). Von Krise sprechen wir dann, wenn dieser Kampf der Widersprüche noch nicht entschieden ist: Wird sich das Alte – das Traditionelle, Gewohnte, Bekannte – durchsetzen, oder wird sich etwas Neues, das Zukünftige, Riskante, Aufregende Bahn brechen? In dieser Unentschiedenheit ist alles offen, es wird an unterschiedlichen Ecken und Enden gezogen, es wird gekämpft und schließlich entschieden.


Abb. 3: Dialektisches Konzept von Veränderung

In ihrer politischen Ökonomie wenden Karl Marx und Friedrich Engels diese Formen des dialektischen Prozesses auf gesellschaftliche Veränderungen an: Als Träger dieser gesellschaftlichen Hauptwidersprüche sahen Marx und Engels die unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen, ihre unterschiedlichen Lebensbedingungen und gegensätzlichen Ziele und Interessen:

»Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.«9

So lautet die einleitende These des Manifests der Kommunistischen Partei (erstmals veröffentlicht in London im Februar 1848). Gesellschaftliche Entwicklungen werden als Auseinandersetzungen zwischen den jeweils »herrschenden Klassen« und den »beherrschten« Klassen gesehen. Dieser Prozess – der Klassenkampf – treibt im marxistischen Bild die gesellschaftlichen Veränderungen, die Geschichte, an. Aus diesem Verständnis von Veränderung und Geschichte entstand der kommunistische Traum einer gesellschaftlichen Situation, in der die gesellschaftlichen Widersprüche aufgehoben sind und die zu einer neuen Synthese, der »klassenlosen Gesellschaft«, führt.

Die Phase des Übergangs ist eine Zeit des Kampfes, in der es um die Frage geht, welches Prinzip, welche Interessen, welche Standpunkte sich durchsetzen. Es sind Machtkämpfe, die diese Wendepunkte der Gesellschaft prägen.

Yuval Harari drückt das so aus: »Wir leben an der Schwelle zwischen Himmel und Hölle.«10

1.3Das systemische Konzept11

Ausgangspunkt für systemisches Denken ist der Begriff »System«. Ein System wird als ein Set von Elementen beschrieben, die miteinander verbunden und zusammengehörig sind. Diese Elemente markieren gemeinsam eine Systemgrenze und schaffen eine Differenz zwischen dem Innen, dem System, und dem Außen, der Umwelt des Systems.

Wer aber wählt die Elemente aus, wer setzt sie in einen Zusammenhang, wer markiert die Grenze des Systems und seiner Umwelt? Die Antwort aus systemischer Sicht lautet: Es ist der Beobachter, wir sind es selbst, die Systeme schaffen, indem wir Elemente auswählen und zusammenstellen und indem wir unterscheiden, was zum System gehört und was nicht. Systeme sind daher nicht einfach so da, sie sind unsere eigenen Konstruktionen.

Systemisches Denken ist ein komplexes Theoriegebäude12, das sich mit folgenden Fragen beschäftigt:

 1)Wie konstruiert der Beobachter, wie entstehen Wahrnehmung und Erkenntnis über die Welt?

 2)Wie konstruiert der Beobachter Interaktionen und Bewegungen zwischen den Elementen des Systems, und welche Regeln, welche Muster zeichnet er bei den Operationsweisen lebender Systeme?

 3)Welche Systeme unterscheiden wir? Biologische Systeme wie Pflanzen und Tiere; kognitive Systeme, damit sind Menschen gemeint, und soziale Systeme wie Gruppen, Familien, Organisationen bis hin zur menschlichen Gesellschaft.

Ein systemisches Konzept von Veränderung setzt bei der Frage an, welche Prozesse in lebenden Systemen zu beobachten sind, welche Veränderungen diese Prozesse aufweisen und nicht zuletzt bei der Frage, welche Rolle Beobachter innehaben. Dabei spielt die Kybernetik eine zentrale Rolle.

Kybernetik

Das Wort Kybernetik bedeutet Steuerung und Regelung und beschreibt Phänomene der wechselseitigen Beeinflussung der Elemente eines Systems. Kybernetische Prozesse sind Regelkreise, bei denen jedes Element zugleich Ursache und Wirkung der Interaktion ist. Niemand steuert diese Interaktion, sie steuert sich gleichsam selbst (siehe Abb. 4).


Abb. 4: Kybernetischer Regelkreis

Ein für solche Regelkreise häufig herangezogenes technisches Beispiel ist die Zentralheizung: Der Thermostat wird auf eine bestimmte Temperatur eingestellt, die Therme heizt, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist, daraufhin gibt der Thermostat ein Signal an die Therme, die aufhört zu heizen, bis die Temperatur wieder absinkt. Der Thermostat gibt daraufhin ein Signal, damit die Therme wieder heizt, bis die gewünschte Temperatur wieder erreicht ist, usw. Genauso funktioniert auch die Steuerung des Füllstands eines WC-Spülkastens als wechselseitige Steuerung zwischen dem Schwimmer und dem Wasserzufluss. Das Besondere an solchen Systemen ist, dass sie so gebaut sind, dass sie keine Steuerung von außen brauchen, sondern dass die Elemente einander durch Feedback gegenseitig steuern. Es ist in diesem Prozess unentscheidbar, was Ursache ist und was Wirkung oder, anders gesagt, wo der Prozess beginnt.

Muster

Muster entstehen durch Wiederholungen. Das Gehen des immer gleichen Weges lässt einen Trampelpfad entstehen. Werden Interaktionen öfter wiederholt, entstehen Interaktionsmuster: Reagiert man in einer kybernetischen Schleife immer wieder in gleicher Weise aufeinander, kann man irgendwann nicht mehr feststellen ist, wer damit begonnen hat. Muster halten sich selbst durch Wiederholung aufrecht, sie bestätigen sich selbst und tragen zur Aufrechterhaltung bestehender Bedingungen im System bei. Muster sind das Symbol des Stillstands.

Im systemischen Sinne bedeutet Veränderung vor allem eine Veränderung von Mustern. In sozialen Systemen bedeutet sie die Veränderung von Mustern der Wahrnehmung, des Verhaltens und der Interaktion bzw. der Kommunikation. Veränderung sozialer Systeme ist der Prozess von einem Muster zu einem anderen (siehe Abb. 5).


Abb. 5: Musteränderungen (Flipchart von Fritz B. Simon)13

Nicht jede Veränderung ist allerdings ein Musterwechsel. Wenn Veränderungen lediglich ein oder mehrere Elemente im System betreffen, also etwa ein neuer Tisch für das Pingpongspiel benutzt wird, dann ändert sich damit nicht das Spiel, das Muster des Spiels bleibt gleich. Man kann möglicherweise besser spielen, aber es bleibt Pingpong. Solche Veränderungen werden im systemischen Feld Veränderungen erster Ordnung genannt.

Beziehen sich Veränderung in sozialen Systemen allerdings auf Muster der Kommunikation, also auf die Art und Weise, wie ein soziales System operiert, wie darin kommuniziert wird, dann wird die Kommunikation selbst zum Gegenstand der Veränderung. In diesem Fall sprechen wir von einem Musterwechsel und von einer Veränderung zweiter Ordnung. In Organisationen kann Veränderung zweiter Ordnung bedeuten, dass sich die hierarchische Struktur und das Muster der Top-down-Entscheidungen zu einer partizipativen Entscheidungsform verändert.

Veränderungen zweiter Ordnung bedeuten einen Paradigmenwechsel, eine fundamental andere Weltsicht und neue Prinzipien der Gestaltung von Kommunikation, Strukturen, Werten und Problemlösungen. Musterwechsel sind tiefgreifende Veränderungen und lassen keinen Stein auf dem anderen, sie verunsichern und irritieren. Veränderungen zweiter Ordnung sind aufwendig und mühsam: So etwas unternimmt man nur, wenn man mit seinem Latein am Ende und an der Grenze der Handlungsfähigkeit angekommen ist. Davon müssen Menschen überzeugt und für diese Veränderung gewonnen werden.

Es stellt sich die Frage, wie und woran die Mitglieder von sozialen Systemen erkennen können, dass das System mit seinem Latein am Ende ist und es Veränderungsbedarf gibt? Das kann nur geschehen, indem die Mitglieder des Systems, sich in eine neue Beobachtungsperspektive begeben, aus der sie so etwas sie einen Blick von außen auf das System erhalten. Wir sprechen hier von der Beobachtung zweiter Ordnung. Dieser Begriff geht auf Heinz von Foerster zurück, der von zwei Regelkreisen spricht: dem einen zwischen den Elementen des Systems und dem anderen zwischen dem Beobachter und dem von ihm beobachteten System. Er nennt das die »Kybernetik der Kybernetik«.14

Will ein Beobachter seine eigene Wirkung auf ein von ihm beobachtetes System erkennen, wird er sich in eine neue Beobachterperspektive begeben, in der er sich selbst beim Beobachten beobachtet, er wird zum Beobachter zweiter Ordnung. Der Beobachter begibt sich damit gleichsam auf den Balkon in der Muppet Show und sieht sich selbst beim Agieren gemeinsam mit den anderen Akteuren und Akteurinnen auf der Bühne zu, mit Kermit, Miss Piggy und den anderen. Von oben und außen kann man die Muster des Spiels erkennen. Das geht nur vom Balkon aus. Das sieht man nicht, wenn man auf der Bühne steht und mitspielt.

Der systemischen Konzeption von Veränderung in sozialen Systemen liegt die Annahme zugrunde, dass Veränderungen zweiter Ordnung, Musterveränderungen der Kommunikation, nur aufgrund einer organisierten und kollektiven Beobachtung zweiter Ordnung, durch gemeinsames Wahrnehmen, Reflektieren und Lernen bezüglich der Muster im System und des eigenen Beitrags der Beobachter dazu in Gang gesetzt werden. In der systemischen Beratung von Organisationen hat sich schon seit Langem der Begriff der lernenden Organisation etabliert.15 Wenn es um gesellschaftliche Veränderungen geht, wird es ein solches Konzept ebenfalls brauchen: eine lernende Gesellschaft.

Und nicht zuletzt müssen wir den Prozess der Veränderung auch selbst beobachten können:

»Aber unbeobachteter Wandel ist kein Wandel, weil das System darauf nicht reagieren kann.«16

Eine Veränderung zweiter Ordnung – ein Paradigmenwechsel – ist also immer auch ein beobachteter Prozess.

Das von Simon gezeichnete Bild der Musterveränderung könnte man daher durch den Prozess der Veränderung zweiter Ordnung ergänzen (siehe Abb. 6): durch den Prozess der Selbstbeobachtung und Selbsterforschung der Organisation.


Abb. 6: Beobachtung zweiter Ordnung – das System beobachtet sich bei der eigenen Veränderung

1.4Transformation: Das integrierte dialektisch-systemische Modell von Veränderung

»Gesellschaftliche Kommunikation entscheidet über Macht und über die Richtung, in die sich Gesellschaften entwickeln.« 17

Armin Thurnher

Der Begriff Transformation kann unterschiedlich definiert werden. Ich stelle hier mein Modell vor: Es umfasst nicht nur die Inhalte der Veränderung, sondern vor allem den Prozess des Wandels. Dafür verbinde ich das dialektische mit dem systemischen Konzept:

 Das dialektische Konzept sieht Transformation als einen dynamischen und krisenhaften Prozess zwischen alten und neuen gesellschaftlichen Interessen. Dabei geht es vor allem um Muster der Erhaltung von Macht über die Entscheidungen, Kommunikation und Kooperation und um die Veränderung der materiellen Lebensbedingungen der Menschen (siehe Abschn. 1.2).

 Im systemischen Verständnis bedeutet Transformation vor allem eine Veränderung des bestehenden Paradigmas. Es ist ein Musterwechsel auf der Ebene der Beobachtung, Erklärung und Bewertung gesellschaftlicher Muster, die zu verändertem gesellschaftlichen Agieren führen. Veränderung entsteht, wenn die bestehenden Muster etwa von Macht und Entscheidungen als dysfunktional, schädlich und bedrohlich bewertet werden.

Bildhaft lässt sich dieses Modell so darstellen wie in Abbildung 7 gezeigt.


Abb. 7: Dialektisch-kybernetisches Modell von Veränderung

Gesellschaftliche Transformation bedeutet vor diesem Hintergrund:

 einen gesellschaftlichen Paradigmen- und Musterwechsel im Denken und Handeln

 einen krisenhaften und nicht geradlinigen Prozess der Auseinandersetzung zwischen alten und neuen Prinzipien und Regeln, die im Allgemeinen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen und Vorstellungen verbunden sind

 einen sich selbst beobachtenden und selbst beobachteten gesellschaftlichen Lernprozess, den Weg in eine lernende Gesellschaft.

Die Kernfrage dabei ist, wie der Prozess der Transformation eingeleitet, gestaltet und organisiert werden kann, welche Strategie also entwickelt werden kann.

Ich habe mir in diesem Buch die wahnwitzige Aufgabe gestellt, ein Modell für eine Strategie für gesellschaftliche Transformation zu entwickeln. Als Grundlage dafür habe ich die Mittel herangezogen, die ich als Beraterin bei Transformation von Organisationen erlernt und erprobt habe:

 systemisches Denken: Dieses ist die theoretische Grundlage für alle beraterischen Tätigkeiten bei der Begleitung komplexer Veränderungsprozesse. Ohne systemisches Denken ist für mich gesellschaftliche Transformation unvorstellbar.

 Methoden und Instrumente des systemischen Change-Managements: Diese haben sich in der Begleitung und Gestaltung von Transformationsprozessen in komplexen Systemen bewährt und könnten – so die Hypothese und meine Hoffnung – auch in gesellschaftlichen Transformationsprozessen hilfreich sein.

 meine (professionelle und gesellschaftspolitische) Haltung: Hinter jeder Intervention steht jemand, der sie setzt. Theorie und Instrumente werden eigenen Werten und Prinzipien entsprechend gesetzt. Diese haben meine gesamte Praxis als Beraterin begleitet, ihnen bin ich immer treu geblieben.

Dieses Buch soll ein »großes Bild« in drei Richtungen bieten:

 1)das große Bild eines Beratungsprozesses der Gesellschaft:

 –Kontextklärung: Wer ist das »Kundensystem«?

 –Problembeschreibung und Auftragsklärung

 –Interventionen

 2)das große Bild der Krisen, auf die die Gesellschaft Antworten finden muss:

 –Ökonomie

 –Ökologie

 –Demokratie

 3)das große Bild des Strategieprozesses:

 –Treiber der Veränderung

 –Visionen

 –Ressourcen

 –erste Schritte

Abbildung 8 gibt einen Überblick über die Struktur des Buches.


Abb. 8: Fahrplan dieses Buches