Kitabı oku: «Mini-Me auf Kreuzfahrt»
Mini-Me auf Kreuzfahrt
Einhörner, Hamburger
und Caipirinha
S. M. Syrch
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Erste Auflage 2021
© Text: S. M. Syrch
© net-Verlag, 09117 Chemnitz
© Coverbild: Clker-Free-Vector-Images from Pixabay
Covergestaltung: net-Verlag
ISBN 978-3-95720-315-1
eISBN 978-3-95720-316-8
Inhalt
Angsthasen fahren Auto
Mini-Mama oder Mini-Papa
Koffer packen für Perfektionisten
Hamburger essen mit Möwen
8248 ist wo?
Der Weihnachtsmann und frische Fische
Mit Haien tauchen
Delfine füttern verboten
Papageien und Orcas
Shopping gegen Langeweile
Alles nur 5 Eur
Die Ankunft der König
Was hilft gegen Seekrankheit?
Versöhnliche Schneeballschlacht
Über die Autorin
Buchempfehlungen:
Angsthasen fahren Auto
Nein!«, hörte ich mich schreien. Viel zu schrill hallte meine Stimme über den endlos weiten Ozean, während ich an der Reling stand und in die Tiefe blickte.
Schweißgebadet schreckte ich aus dem Albtraum hoch, es war seit Wochen immer wieder derselbe.
Ja, warum nur, was suchte ich denn im Wasser? Die Erleuchtung oder gar die Erlösung? Ein Kind konnte es nicht sein, denn die Geländer waren alle mit Glasscheiben abgesichert, für den perfekten Rundumblick und dennoch rausfall- und absturzsicher.
Dennoch, wie viele schlaflose Nächte hatte ich nun hinter mir, in denen ich die Vor- und Nachteile von Kreuzfahrten mit Kindern abgewogen hatte.
Für mich war es die letzte Chance, doch noch in den Urlaub fahren zu können, denn alle anderen Versuche waren bis jetzt gescheitert. Schicke Innenstadthotels hatten uns freundlich erklärt, dass wir nicht mehr erwünscht waren, nachdem unsere Ältere mehrmals ihr Essen unverdaut wieder hochgewürgt hatte. Ich gestehe, irgendwann waren alle Handtücher aufgebraucht, der Abfalleimer quoll über vor Windeln, und meine zur Schüssel geformten Hände … Ach, lassen wir das!
Aber auch abseits gelegene Pensionen hatten uns gebeten, zukünftig woanders zu nächtigen, denn das Schreibaby, unser Jüngster, sei nicht auszuhalten.
Das wiederrum konnte ich niemandem verübeln, aber hatte auch schon mal jemand mich gefragt, wie es für mich war?
»Jeden Tag ein Geschrei von bis zu acht Stunden, das erträgt doch auf Dauer keiner.« Dieser Kommentar konnte nur von einem Mann kommen, in diesem Fall von meinem, der das ruhige Büro dem ihm zustehenden Homeoffice vorzog und meinen erstaunten Das-meinst-du-nichternst-Blick gekonnt übersah.
Man konnte sich also vorstellen, dass unsere Urlaube in den letzten Jahren an einer Hand abzuzählen waren. Wie eine Süchtige befand ich mich auf trockenem Entzug, lechzte nach einem Tapetenwechsel, am liebsten mit Palmen und Sandstrand, doch ich gab mich auch mit einem Pinienwald zufrieden, Hauptsache, weit weg von zu Hause.
Als Paar waren Kreuzfahrten für uns die angenehmste Art zu reisen. Das schwimmende Hotel, meist in den Ausmaßen eines kleinen Dorfes, mit mehreren Tausend Passagieren, brachte uns über Nacht in eine andere Stadt, oft sogar in einen anderen Staat, manchmal sogar zu einem anderen Kontinent, und man brauchte sich um nichts kümmern. Das Essen wurde nahezu rund um die Uhr in den verschiedensten Selbstbedienungs- oder À-la-carte-Restaurants angeboten. Zwischendurch gab es ein Animationsprogramm, welches vom Kreativworkshop über Tanzen bis hin zu Kochkursen reichte, und abends ließen wir uns von Unterhaltungsshows berieseln. Was hatten wir doch für ein erfülltes, aufregendes Leben! Langeweile verspürten wir nie, denn selbst, wenn wir einmal keinen angebotenen Programmpunkt absolvierten, lagen wir faul mit einem Cocktail in der Hand in Sonnenliegen. Die Außenbereiche der Passagierdecks waren vollgestopft mit verschiedenen Bars, Pizza- und Hamburgerstationen, Pools und Outdoorsportbereichen. Und sollte es einen dennoch ins Innere des Schiffes ziehen, vergnügte man sich im Wellnesstempel, beim Friseur oder im Fitnessstudio. Nur wenige der Passagiere nutzten Letztgenanntes tatsächlich für körperliche Betätigung, die anderen quälten sich alibihalber auf einem Laufband oder hantierten ungeschickt mit Hanteln, nur um ihr schlechtes Gewissen niederzuringen.
»Wusstest du, dass viele Freizeitunfälle nicht während der Landausflüge passieren, sondern durch Überschätzung der ungeübten Sportler auftreten?«, fragte ich neulich meinen Mann und prahlte mit Wissen, das mir auf unserer letzten Reise der erste Offizier im Vertrauen erzählt hatte.
Aber auch weniger Sport- und Kosmetikbegeisterte kamen auf ihre Kosten, etwa im Casino, in den zahlreichen Shops, an den Sonnendecks oder in Raucherlounges. Hier durfte man noch ungeniert seinen Lastern frönen, denn überall sonst wurde man nach draußen verbannt und quetschte sich mit anderen Süchtigen unter kleine Heizstrahler im Freien.
Reiste man als gesunder Erwachsener, abgesehen von den üblichen Wehwehchen wie Rückenschmerzen, Computerbildschirmbrille oder Tennisarm, dann machte man sich keine Sorgen über Krankheiten, Schiffsärzte, Medikamente oder die jeweilige Entfernung vom Ankunftshafen bis nach Hause. Man lebte einfach seinen Urlaubstraum und vergaß seine Sorgen.
Mit Kindern jedoch änderte sich dies schlagartig.
Und noch größer wurden die Sorgen, reiste man mit einem Kleinkind und einem Baby. Viktoria ist gerade 2,5 Jahre, und diese würde ihre erste Kreuzfahrt sein. Baby Bruno, seit Kurzem acht Monate alt, kam ungefragt in diesen Genuss und ich hoffentlich endlich zu mehr Schlaf, vertraute man auf dieses geheimnisvolle weiße Rauschen, von dem sich alle Eltern hinter vorgehaltener Hand erzählten wie von einem Geheimtipp. Im Vorfeld machte man sich als Eltern viele Gedanken. Schließlich wollte man nicht in irgendeinem Hafen freundlich, aber bestimmt aufgefordert werden, das Schiff zu verlassen, da die Kinder allen anderen Passagieren den letzten Nerv raubten. Natürlich versuchte ich, Viktoria auch darauf vorzubereiten. Vergessen Sie es, ein Kleinkind kann diese Art von Dimensionen, die für uns so leicht nachvollziehbar sind, weder einschätzen noch zuordnen. Bei Baby Bruno wäre es sinnlos, denn jeglicher Erklärungsversuch wäre mit stundenlangem Schreien quittiert worden. Ob er es als Zustimmung oder Ablehnung meinte, könnte ich nur schwer deuten.
274,9 Meter war unser Schiff, die MSC Wellenreiter, lang, und 54 Meter ragte das Schiff in die Höhe.
»Wie viel sind 54 Meter?«, fragte mich Viktoria, als ich ihr diese Art zu reisen schmackhaft machte.
»Ungefähr sechs Elefanten hoch, die übereinanderstehen.«
»Und wie sind die Elefanten da hochgekommen?«, war die Antwort meiner Tochter.
Also kein guter Vergleich, aber ein berechtigter Einwand, dachte ich mir und überlegte etwas Treffenderes, welches sie sich vorstellen konnte.
»Siehst du diese Wolken am Himmel?«, fragte ich sie vorsichtig, in der Hoffnung, nun ein Gleichnis gefunden zu haben.
Ein heftiges Nicken folgte. »Und kannst du dich noch an die Geschichte mit den Zauberbohnen erinnern, die dann in den Himmel wachsen, und in den Wolken befindet sich die Welt der Riesen?«
Auch jetzt bejahte sie strahlend. »Das ist aber hoch.« Sie lächelte, denn der Vergleich gefiel ihr anscheinend.
Ein zufriedener Seitenblick auf meinen Mann wurde sofort mit einer hochgezogenen Augenbraue seinerseits und einem verachtenden Kopfschütteln abgetan. Mit einem Räuspern wollte er zu einer Richtigstellung ansetzen, dass selbst tiefe Wolken bis zu zwei Kilometer von der Erde entfernt seien, gar nicht erst zu sprechen von hohen Wolken, die eine Entfernung von bis zu dreizehn Kilometern aufweisen können. Mit einem bösen Blick brachte ich ihn sofort zum Schweigen und griff meine Urlaubsvorbereitung wieder auf.
Vollbepackt reisten wir mit dem Auto bis Genua, welches zugleich auch unser Einschiffungshafen war. 987 Kilometer würden wir zurücklegen, und dafür würden wir rund zehn Stunden brauchen, nicht eingerechnet die ständigen Pausen, um quengelnde Kinder zu beruhigen, oder Besuche in diversen Raststätten zum Befriedigen der Grundbedürfnisse.
»Aber ein Flugzeug ist doch viel schneller«, kam der Einwand von Viktoria, womit sie natürlich recht hatte.
»Bevor ich fliege, springe ich noch eher in ein Becken voller Haie, das ist bei Weitem ungefährlicher!«, murrte mein Mann und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich brach in schallendes Gelächter aus und lachte solange, bis mir der Bauch wehtat und mir Tränen über die Wangen liefen. Atemlos erklärte ich ihr, dass Papa, der Techniker, wusste, wie man Schiffe und Flugzeuge baute, so eine Angst hatte, dass er niemals in seinem Leben freiwillig in ein Flugzeug steigen würde.
»So ein Schisser«, sagte Viktoria daraufhin, drehte sich um und verließ das Zimmer.
»Das hat sie eindeutig von dir«, kicherte mein Mann gespielt bestürzt.
Und jetzt brachen wir beide in Gelächter aus. Dieses Wort aus dem Mund unserer kleinen Tochter zu hören, erheiterte dann auch meinen Mann, und für kurze Zeit vergaß er seine Flugangst.
Mini-Mama oder Mini-Papa
Ist es wirklich so?«, fragte ich mich, »kann man eindeutig sagen, wem die Kinder mehr ähneln?«
Nach der allgemeinen Aussage der 60+-Gesellschaft zu beurteilen, scheinbar ja.
»Wie süß, ganz der Papa!« Wie ich diese Aussage hasste.
»Nein«, wollte ich dann jedes Mal den in den Kinderwagen guckenden Omas ins Gesicht schleudern. »Seid ihr denn alle blind?«, brüllte es tief in mir drinnen, während die Wut hochkochte und mein Gesicht dunkelrot einfärbte.
»Ach, meine Liebe, Sie müssen doch nicht rot werden«, lächelten sie mich an und tätschelten mir dabei den Arm.
»Ich hätte mir diesen feschen Kerl auch geschnappt und Kinder mit ihm gemacht. So süß die zwei Kleinen, ganz der Papa!«
Es war sinnlos, die Fakten auf den Tisch zu legen und sie vom Gegenteil zu überzeugen. Ganz abgesehen von ihren schlechten Augen hatten sie auch keinen Funken Empathie.
Ich errötete nicht vor Scham, sondern aus Wut und Verzweiflung, weil sie einfach nicht verstanden, dass es keine Mutter gerne hörte, dass die Schöpfung scheinbar ihre DNA vergessen hatte.
Zumindest war es wissenschaftlich bewiesen, dass die Intelligenz der Mutter auf das Kind überging, beruhigte ich mich selbst. In unserem Fall würde mein Mann sagen: »Die ›überkreativen-vor-Allgemeinwissen-strotzende-Genies‹ werden es später einmal als ›belehrungsresistente Mathematik-Antigenies‹ schwer haben.«
Das rieb er mir schon seit Jahren unter die Nase, weil ich selbst für die simpelsten Kalkulationen einen Taschenrechner brauchte, aber aus den einfachsten Dingen wahre Kunstwerke schaffen konnte.
Ich wiederum fand, dass es einen im Leben weiterbrachte, wenn man solche wichtigen Informationen wusste, wie etwa, dass Jakutsk die kälteste Großstadt der Welt war. Aber einem Small Talk-Verweigerer mit ausgeprägter Vorliebe für Social Distancing dies näherzubringen, war sinnlos, da es ihm schlichtweg egal war.
Ich betrachtete meine zwei Blondschöpfe, die eine perfekte Miniatur-Abbildung von mir selbst waren. Meine eigene Persönlichkeit spiegelte sich in jedem ihrer Atemzüge wider: stur oder anders gesagt beratungsresistent, ständig am zurückreden oder mit anderen Worten: kommunikativ, chaotisch oder besser sehr kreativ. Mit gutem Gewissen konnte ich also sagen, dass meine Genetik dominierte.
Ich betrachtete die kleinen Versionen meines Ichs, streichelte Viktoria und Bruno über den Kopf, während ich triumphierend lächelte und ihnen zuflüsterte: »Ich habe euch lieb, Mini-Me.«
Koffer packen für Perfektionisten
Der Vorteil einer überperfektionistischen und durchorganisierten Ehefrau ist: »Mann« muss sich um nichts kümmern«, prahlte mein Mann bei einem Abendessen mit Freunden und lehnte sich dabei entspannt zurück. »Meine einzige Aufgabe besteht darin, das Geld für die Reise zu erwirtschaften, ein nicht zu knappes Reise-Taschengeld zur Verfügung zu stellen und die wochenlangen Selbstgespräche meiner Frau zu ertragen«, fuhr er fort und aalte sich in Selbstmitleid.
Während sich die Männer, allesamt Väter und in ihren Augen hart arbeitende Alphatierchen, zu kurzen Bestätigungslauten zwischen Bierschlucken hinreißen ließen, war meine Freundin Julia ein lebendig gewordenes Modell der nonverbalen Gesprächstheorie. Weit über den Tisch gebeugt verfolgte sie mit schräg gelegtem Kopf seine Ausführungen. »Wochenlange Selbstgespräche«, echote sie, dabei war ihre Anspannung deutlich sichtbar.
»Du meinst also, du leistest genug bei den Reisevorbereitungen?«, paraphrasierte auch Marie, Mutter von drei Mädchen, und strafte meinen Mann sowie ihren mit einem vernichtenden Blick.
Leidensgenossinnen unter sich, dachte ich mir, und warf beiden einen aufmunternden Blick zu.
»Natürlich«, konterte mein Mann, völlig ahnungslos und frei von jeglicher Schuld, »ich lehne mich einfach zurück und warte auf den Startschuss, dass ich das Auto packen kann.«
»Und während deine Frau bügelt, packt und organisiert, bespaßt du die Kinder, damit sie an diesem Punkt entlastet ist?«, platzte Marie wild gestikulierend heraus.
Julia pflichtete ihr unter starkem Kopfnicken bei. Dabei fixierte sie die Männer mit ihren durchdringenden grünen Augen, während sie angriffslustig die Unterlippe vorschob.
Darauf wusste dann keines der Alphatierchen etwas zu erwidern. Stattdessen stießen sie mit ihrem Bier an und diskutierten die Sportergebnisse der letzten Woche.
Frustriert blickten wir Frauen uns an. Wie schön, dass es in jeder Familie so ablief, dachte ich mir und lehnte mich zurück.
Abends fragte ich dann zum gefühlt hundertsten Mal: »Meinst du, es war richtig, die Reise zu buchen?«
»Ja, Schatz, das haben wir doch schon besprochen.«
Die nachfolgende Erklärung, welche zur Beruhigung meiner Nerven dienen sollte, mich aber nie wirklich zufriedenstellte, endete immer mit derselben Frage meinerseits. »Du weißt doch, er ist ein Schreibaby. Glaubst du, sie können uns des Schiffes verweisen, wenn er zu viel weint?« Bei dem Gedanken daran zitterte meine Unterlippe. Die Augen wurden wieder einmal glasig, doch mein Mann hatte sofort ein gutes Argument dagegen: »Kreuzfahrtschiffe sind deshalb ideal, da sie über das weiße Rauschen verfügen, und jedes Baby findet sofort in den Schlaf.« Dabei senkte er seine Stimme, raunte mir diesen Geheimtipp zu und betrachtete mich mit einem selbstgefälligen, allwissenden Blick.
Diese Antwort brachte er jedes Mal. Ich nahm sie hin, hoffte darauf, dass er recht hatte, und langsam versiegten meine innere Unruhe und Anspannung.
Gewissenhaft las ich mich in das Formular für besondere Bedürfnisse ein, welches verpflichtend auszufüllen war, reiste man mit Babys oder Kleinkindern, wie mir die nette Dame vom Kundenservice mitgeteilt hatte. Ich saß über der Liste und arbeitete sie akribisch ab, während mir mein Mann kopfschüttelnd zusah. Jede einzelne Milchflasche, jedes Päckchen mit Grießbrei, jedes Gläschen mit Mittagsbrei und sonstige Lebensmittel wie Babykekse oder Maisstangen mussten genau abgezählt, verwogen und im Formular eingetragen werden, da dies auf dem Schiff weder in Restaurants angeboten wurde noch käuflich erworben werden konnte.
Warum die Reederei dies dann aber wissen wollte, war mir ein Rätsel. Befürchteten sie, wir seien zu schwer und könnten sinken, dann sollten sie wohl eher bei den Koffern der Frauen Gewichts- und Mengenbeschränkungen verhängen.
Kurz vor Reiseantritt erhielt ich per Mail die Auskunft der Reederei, dass das Formular nur eine Fleißarbeit war.
Wütend trat ich nach einem Polster, unter welchem sich unfairerweise die Bauklötze versteckten und brach mir prompt zwei Zehen. Na großartig, dachte ich mir, ade Glitzerpumps!
Mein Mann nahm sich das tadelnde Gespräch meiner Mütter-Freundinnen zu Herzen und nervte mich mehr, statt dass er mir half, mit lästigen Kommentaren. »Wenn ich jede Boxershorts wende, kann ich sie zweimal tragen, und wenn das Wetter mitspielt, kann ich sie sogar ganz weglassen.«
Böse starrte ich ihn an und versuchte, ihm zu verstehen zu geben, dass es besser war, doch keinen Beitrag zu leisten.
»Schon gut, ich wollte dir nur beim Platzsparen helfen, damit mehr High Heels und Glitzershirts in den Koffer passen.«
Leider war nur das Polster in Reichweite. Wütend schleuderte ich ihm dieses an den Kopf und wünschte, es wären die Bauklötze.
Belustigt beobachtete er mich beim Kofferpacken, murmelte unnötige Bemerkungen wie »Ich weiß schon jetzt, dass die Hälfte davon nicht getragen wird« und öffnete sich geräuschvoll ein Bier.
»Man muss auf alles vorbereitet sein. Stell dir vor, den Kindern wird schlecht, und wir haben zu wenig Klamotten mit.«
Was für eine Katastrophe, dachte ich mir und erntete sogleich einen spöttischen Blick meines Mannes.
»Dann kann ich das Reise-Taschengeld ja beruhigt kürzen. Shopping wird also nicht notwendig sein, wenn wir genug Klamotten mithaben«. Entsetzt starrte ich ihn an.
Ehe ich entrüstet etwas entgegnen konnte, wandte er sich lachend ab und provozierte mich damit noch mehr. »Ich geh schlafen.«
»Wenn ich zehn Milchflaschen pro Tag einpacke, müssten wir doch durchkommen«, entriss ich ihn unsanft aus dem Land der Träume.
»Weißt du, wie spät es ist?«, antwortete er schlaftrunken.
»Halb vier morgens«, kam meine Antwort, und die ursprüngliche Frage wiederholte ich im selben Atemzug.
»Ja, sicher, du machst das schon«, war seine Reaktion darauf, und er rollte sich dabei auf die Seite, um weiterzuschlafen.
Wütend schnaufend schleuderte ich ihm entgegen: »Immer schiebst du die ganze Verantwortung auf mich ab, aber beschwere dich dann nicht, wenn etwas fehlt!« Damit war diese Unterhaltung beendet, und im selben Augenblick schlief mein Mann wieder ein.
Am nächsten Morgen, dem Tag der Abreise, sah mein Mann ungläubig auf die Anzahl der Koffer und Taschen. »Was ist da alles drin?« Schockiert musterte er mich.
Achselzuckend erwiderte ich: »240 Windeln, 130 Flaschen trinkfertige Milch, Abendkleider, Freizeithosen, Kindershirts, Blusen, High Heels.«
»Und ist auch irgendwas für mich dabei zum Anziehen?«, fragte er irritiert.
Belustigt antwortete ich: »Ja, stell dir vor, diesmal gilt das Motto Family Matching!«
Niedergeschlagen gab sich mein Mann geschlagen. Dies war mein kleiner Sieg, weil er zu faul gewesen war, sich einzubringen und mir zu helfen. Ich wusste genau, woran er in diesem Moment dachte, und musste laut lachen.
Unweigerlich musste ich auch an das Babybauchshooting unserer Tochter denken. Ich hatte ein pinkes Umstandskleidchen getragen und mein Mann, Family-Matching-like, ein pinkfarbiges Poloshirt. Vom Bauchumfang her war nur schwer erkennbar, wer denn nun das Baby bekommen würde. Das war schon ein besonderer Augenblick gewesen. Die Fotos danach in Händen zu halten hatte diesen magischen Moment zerstört. Von unten zu fotografieren, war ein absolutes No-Go, das wusste doch jeder. Und so lächelten uns auf den Bildern zwei pinke Walrosse an, mit Doppelkinn und voluminösen Bäuchen.
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