Kitabı oku: «Oni - Sicherheitslücke Mensch», sayfa 2

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Auch das Nichtstun hatte klare Konsequenzen. Einige Wochen vergingen und ich erhielt weitere Mahnungen für Rechnungen, die ich mit meiner Sozialhilfe nicht alle bezahlen konnte.

Auch das Geld, was ich beim Putzen und Betteln sammelte, sollte nicht reichen.

Ich bekam einen Anruf meiner Bank. Ich wusste, was dieser Anruf zu bedeuten hatte. Ich rief die Unternehmen an, denen ich Geld schuldete und versuchte mit aller Kraft, verzweifelt kleinste Ratenbeiträge auszuhandeln. Doch das System nahm mir auch den letzten Funken an Hoffnung, den ich in mir trug. Manipulation gelingt nur bei Menschen, Systeme lassen sich leider nicht durch Steuerung emotionaler Elemente nach eigenem Belieben richten.

Ich konnte die Rechnungen nicht bezahlen, weil ich zu wenig Leistung vom System erhielt. Ich konnte die Rechnungen nicht bezahlen, weil mir das System keine Arbeit gab, und würde ich kriminell werden wie viele vor mir, würde es, sobald ich ins Gefängnis gehen würde, niemanden mehr geben, der die Rechnungen meiner kleinen Schwester zahlen würde.

Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Weinend und schreiend. Mir hatte das System alles genommen und die Konzernmedizin würde es ohne mit der Wimper zu zucken übers Herz bringen, meine Schwester ohne Behandlung in den sicheren Tod zu schicken. Das Gefühl, etwas ändern zu wollen, aber es nicht zu können. Wer kennt es nicht? Es zerreißt einem langsam und schmerzhaft das Herz.

Ich suchte meinen Laptop raus. Mein rot-schwarzer Laptop mit der blauen LED Maus. Er wurde mir als Kind von meinen Eltern geschenkt. Ich war 12. Ich sollte lernen, mit der Technik umzugehen, um später ein guter Mitarbeiter im Konzern zu werden. Doch daraus wurde nichts. In dieser Zeitepoche eine hohe emotionale Intelligenz zu besitzen bedeutet, psychisch labil zu sein. Daraus folgend wurde ich durch das System arbeitsunfähig.

Es musste sich was tun. Mein Kopf arbeitete nun auf Hochtouren. Meine Schwester durfte nicht sterben, ich ging Wahrscheinlichkeitsrechnungen in meinem Kopf durch, durchsuchte Kriminalstatistiken und schmiedete einen Plan.

Durch meine schnelle Auffassungsgabe und mein Verständnis für Technik hatte ich mir in kleinen Schritten das Hacken mit bestimmten Tools beigebracht und diese Tools waren nun meine letzte Hoffnung, um meine Schwester vor dem sicheren Tot zu bewahren.

Über verschiedenste Tricks und Fakes erschuf ich eine Mehrzahl an für Profis leicht zu durchschauenden Fake Identitäten. Ich freundete mich in Bars und sozial beliebten Treffpunkten mit Menschen an, die ich über eine Vielzahl kleiner Hackerangriffe um ihre Vermögen brachte. Da ich immer Fake Identitäten nutze und keiner mich als Freund in Verdacht hatte, würde ich ziemlich abgesichert sein und könnte möglicherweise sogar Rücklagen für die Zukunft bilden. Vielleicht war ich nun nicht besser als das System, das mir jede Möglichkeit nahm, aber ich konnte beschützen, was mir lieb war.

„Ich habe doch gar keine andere Wahl als die Kriminalität!” schrie ich mir selber zu.

Über die Zeit wurde ich im Untergrund der Hacker-Szene immer bekannter und die Medien nannten mich „Oni“, da der einzige Hinweis auf mich von der Einsatz-Abteilung der IT-Polizei ausging und die mich nur bis zu einem Proxy-Server in Japan zurückverfolgen konnten, dachte sich irgendein Witzbold, dass dieser Name wohl zu mir passen würde.

Mir war es relativ, wie sie mich nannten, ich konnte nun meine Rechnungen zahlen und mir blieb am Ende des Monats sogar ein wenig Geld übrig, warum sollte ich nicht die beklauen, die mehr als genug besaßen?

Den Medien war bekannt, dass das Synonym „Oni“ besonders reichen Geschäftsleuten Kleinbeträge abnimmt und die allgemeine Meinung von meiner Hacker-Identität war sehr negativ. Um nicht zu sagen: Die Menschen hassten mich, und das leider Gottes mit Recht. Doch interessieren tat es mich nicht wirklich. Ich nutzte meine Mittel. Ich war besser als jeder von ihnen. Ich wollte beschützen, sie nur reich werden, und wenn was für mich übrigblieb, nahm ich es. Immerhin hatte ich ja auch dafür gearbeitet, diese reichen Kaufleute auszunehmen.

Doch ich hatte nach Wochen des Diebstahls jetzt viel größere Probleme als die öffentliche Meinung meiner selbst.

Ein Mitarbeiter der IT-Polizei gab ein öffentliches Statement per Schreiben, dass sie auf bestem Wege, sind mich zu verhaften.

Das Gesicht der Pressekonferenz kam mir bekannt vor:

“Lass dir eins gesagt sein “Oni”, das, was du tust, tust du ohne Recht, und wir von der IT-Polizei werden dich dafür belangen!”.

Mir lief es kalt den Rücken runter. Hatte ich einen Fehler begangen? Wo habe ich nicht aufgepasst, waren meine Tools und meine Software fehlerhaft?

Ich musste die Schuld von mir weisen. Es gab zwei Dinge, die nicht passieren durften:

Nummer 1: Mein Konto würde gesperrt werden,

Nummer 2: Ich würde ins Gefängnis gehen.

Ich schlich mich in derselben Nacht raus. Ich machte mich auf den Weg zum Finanzdistrikt. Den am besten verdienenden Mann meines Bezirks, diesen würde ich verantwortlich machen. Er würde sich freikaufen und keiner hätte ein Problem. Geld regelt alles in dieser Welt, oder nicht?

Ich kopierte einen Sicherheitsausweis für Besucher in einem Internetshop auf dem Weg und laminierte diesen nach dem Online-Vorbild des aktuellen Besucherausweises. Ich sehe für mein Alter glücklicherweise sehr jung aus. In einer Gasse fing ich an, mich selbst zu verletzen. Ich schlug mir mit aller Kraft einen Ziegelstein auf die Hand und biss dabei in meine Jacke, damit niemand mein Leiden mitbekommen würde.

Mit gebrochener Hand und einigen kleinen blauen Flecken im Gesicht ging ich nun ans Sicherheitstor und sagte, dass ich mein Handy vergessen hätte. Ich hatte den folgenden Trick zwar aus einem Film, aber mir war klar, dass er funktionieren würde.

Auf die erste Absage des Sicherheitsdienstes, mich reinzulassen, erfand ich die Lüge, dass ich doch von einer Gang misshandelt werden würde. Ich hätte Schulden und würde es an sie abgeben. Ich erzählte weinend davon, wie sie mir die Hand brachen, und dass die Polizei nichts unternehmen würde.

Der Sicherheitsdienst sah meine gebrochene Hand und die blauen Flecke, sah sich meinen Besucherausweis ein paar Sekunden an.

Ich sagte wehleidig: „Bitte helfen Sie mir …“

„Mein Gesichtsausdruck gegenüber meinem wahren ich könnte keine größere Differenz tragen.” sagte ich mir selber in Gedanken.

Mit dieser Aussage gab ich ihm aus psychologischer Sicht die Verantwortung für alle Konsequenzen, die diese imaginäre Gang mir antun würde, wenn er nicht Partei für mich ergreifen würde. Es war wichtig, ihn als Menschen anzusprechen und nicht als Sicherheitsdienstes des Finanzdistrikts.

Ich wandte mich nach drei Sekunden der Nichtreaktion von ihm ab, um ihn unter Zeitdruck zu setzen. Er reagierte und ließ mich kurz mein Handy suchen. Zu allem Überfluss begleitete er mich nicht einmal. Er gab mir einfach nur ein Zeitfenster von 15 Minuten, um mein Handy zu suchen und zu verschwinden.

Ich ging zum Serverraum und installierte einen Keylogger. Ein Programm, das die Tastatureingaben mitschreiben konnte. Als Vorgabe gab ich bei den Servern, die alphabetisch sortiert waren, meinen Bezirksserver und den Benutzer mit den höchsten Einnahmen an. Mir war, wie erwähnt relativ egal, wer dieser Mann war, ich wusste nur, ich musste meine kleine Schwester retten.

Ihr Zustand hatte sich seit meinem letzten Besuch verschlechtert und ich würde sie auf jeden Fall wieder öfters besuchen kommen, wenn das hier vorbei war.

Ich verließ den Raum und meldete meine falsche Identität beim Wachmann mit einem breiten zufriedenen Lächeln und einem riesigen Dankeschön mit Umarmung ab. Ich zeigte ihm beim Umdrehen zufrieden das Handy und sicherte mir das Vertrauen.

Nun hieß es nur noch, bis zum nächsten Tag warten, wenn sich der Mitarbeiter des Finanzamtes einloggen würde, um seine Steuerabgaben an den reichsten Mann meines Bezirkes abzugeben, würde der Keylogger greifen, und ich würde seine Identitätsnummer verwenden, um meine Datenströme auf seine Internetadresse umzuleiten. Mein Plan erfolgte automatisiert und erfolgreich.

Am nächsten Tag saß ich zufrieden in meiner Küche. Ich wusste, durch die Bestätigung des Keyloggers, dass alles geklappt hatte. Dieser löschte sich nach Übertragung selbst. Es gab nichts, was zu mir zurückführen könnte, und alles, was den reichsten Mann meines Bezirkes für die Verhaftung belasten sollte, war nun auch bei ihm angekommen.

„Er bekommt meine gestohlenen Einnahmen, Ich sein Reichtum, ich habe gewonnen.” sagte ich mir selbst.

Wie jeden Morgen machte ich mir einen Kaffee und machte mich auf den Weg in den Hausflur, um meine Zeitung abzuholen.

Als ich nun vor meiner Tür stand, mit dem schon fast kalten Kaffee in der Hand, sah ich zu Boden und entdeckte, dass wohl diesmal auch ein Lokalextra meines Bezirkes dabei war.

Ich wusste, dass die Verhaftung doch noch nicht durch sein konnte. Also fragte ich mich, was es so Interessantes zu lesen geben würde.

„Lokale Extraausgabe für Ihren Bezirk!“

Der Umsatz des Konzernkrankenhauses schießt in die Höhe und der jetzige Chefarzt kaufte die absolute Mehrheit der Marktanteile an dem Krankenhaus. Er möchte die medizinische Versorgung verbessern und zu einem gesünderen Bezirk für uns alle beitragen!

Im Interview mit der Konzernzeitung sagte der Chefarzt und nun auch Eigentümer des Krankenhauses:

Es gibt so viel Leid an jeder Ecke, man muss nur genau hinsehen. Durch meine Familie im Vorstand des Konzerns der Stadt erbte ich letzte Woche ein kleines Vermögen und ich wollte nicht nur als der reichste Mann des Bezirkes bekannt sein. Nein, ich möchte als jemand bekannt sein, der etwas für die Menschen getan hat. Deshalb habe ich mein Vermögen heute um 16 Uhr genutzt, um das Krankenhaus privat aufzukaufen und medizinische Verbesserungen in jeglicher Hinsicht vorzunehmen.

Beeindruckende Leistung des Chefs und neuen Inhabers des Bezirkskrankenhauses. Sie können stolz auf sich sein!

Und dann dämmerte es mir. Der zum gestrigen Abend reichste Mann des Bezirkes war der Eigentümer und Chefarzt des Krankenhauses. Der Mann würde nach der Verhaftung seine Lizenz und sein Eigentum an den Bezirk verlieren. Die IT-Polizei würde den Schluss ziehen, dass er durch die gestohlenen Gelder immer mehr Anteile am Konzernkrankenhaus kaufen konnte.

„Verdammt!“ schrie ich aufgebracht auf.

Diejenigen, die es sich leisten können, würden versetzt werden, und diejenigen, die es sich nicht leisten können, würden entlassen werden.

Würde ich mich stellen, würde ich ins Gefängnis gehen, und mein Konto würde staatlich eingefroren werden.

Ich hatte mir die letzte Möglichkeit auf Besserung genommen. Ich und das System wir waren beide Abschaum.

Ich hatte den Tod meiner kleinen Schwester herbeigeführt. Ich war verantwortlich für den Tod des letzten Menschen, den ich wirklich aufrichtig liebte

Ich brach in meiner Küche zusammen. Ich weinte und schrie. Mein eigener Fehler, und ich konnte ihn nicht wiedergutmachen.

Sie würde morgen nach der Verhaftung von der Polizei zu mir gebracht werden, da ich ihr Notfallkontakt war. Sie würde mit ihrer lieblichen Art, immer wieder betonen, dass es nicht meine Schuld sei das sie nun sterben würde.

Dass sie im Unrecht damit liegen würde zerriss mir mein Herz, ich konnte nicht atmen, schnappte nach Luft und wurde bewusstlos.

„Du musst doch nicht viel mehr tun, als die Reichen erneut zu beklauen, vergiss nicht, du bist Oni!” Ich musste Träumen, diese schwarze Maske war wie ein Ebenbild meiner verzerrten Gelüste, nach Geld.

Dann wurde es wieder schwarz um mich herum.

„Was war das bloß?” fragte ich mich selber.

Die Tasse mit Kaffee lag auf dem Boden, der Kaffee verschüttet und die Tasse zerbrochen. Ich fing mich und meine Gedanken ein. Es kommt, wie es kommen musste, am Abend ist es in allen möglichen Nachrichtenkanälen, die Verhaftung des Mannes, den ich seiner Existenz beraubt hatte, um meine eigene aufrechtzuerhalten.

Nun hatte ich den Namen „Oni“, den mir der Untergrund und die Medien gaben wirklich verdient. „Oni“, ein Dämon, ein Verursacher von Unheil, dessen einziger Lebensinhalt die Zerstörung ist.

Ich stand an meinem Küchenfenster und drehte mir eine Zigarette aus Resttabak.

Es klingelte an der Tür, und meine Schwester stand mit Angst in den Augen und zwei Beamten hinter sich vor der Tür.

Ich bat sie herein und erledigte mit den Beamten den Papierkram. Sie waren wie Roboter, kein Mitgefühl oder sonstiges. Die Hauptsache war für sie, dass sie nichts mit so einer Situation zu tun haben. Ich merkte der Tonlage an, dass sie sich über den Zustand meiner Wohnung lustig machten.

„Was für Arschlöcher“, ging es mir durch den Kopf. Ich hatte nicht die Kraft, um mit ihnen zu diskutieren.

Ich nahm meine kleine Schwester in den Arm und sagte ihr, dass alles gut werden würde.

Die Beamten verließen meine Wohnung.

Nach einigen Minuten Stille sagte meine kleine Schwester „Ich weiß, dass ich sterben werde.“

Ich fing an zu weinen, ich konnte diesem unfairen Druck nicht mehr standhalten, warum sollte das alles uns passieren? Warum bekamen wir Leid und andere badeten in Geld? Warum konnte mir das System nicht die Möglichkeit geben zu arbeiten?

Sie redete weiter: „Ich weiß, dass du alles versucht hast, aber ich habe dem Arzt zugehört und auch er sagte, selbst bei erfolgreicher Behandlung würde ich niemals das Alter von 15 überschreiten.“

Ich drückte sie fest an mich.

Sie fuhr fort: „Weißt du großer Bruder, eine Krankenschwester kam zu mir und sagte mir, dass ich dir bei deinem nächsten Besuch meine Ziele und Wünsche erzählen soll.“

Ich unterbrach sie und gestand lautstark, dass es alles meine Schuld war.

Sie fragte mich, was ich meinen würde, und ich erklärte ihr alles, so gut es nur möglich war. Dass ich Oni war, die Umschuldungen, die Kürzungen meines Geldes, das Putzen und Betteln und den größten meiner Fehler, die Schuld jemandem in die Schuhe zu schieben, der die Welt ein kleines Bisschen besser machen wollte und damit den sicheren Tod für sie zu besiegeln.

Sie weinte nun auch und nahm mich in den Arm, sie sagte, es würde alles gut werden und ihre Wünsche seien, dass ich was gegen die Ungerechtigkeit des Systems unternehmen sollte, dass ich ein glückliches Leben führe, so als wäre sie noch an meiner Seite und dass wir irgendwann im Himmel zusammen Waffeln essen.

Bei dem letzten Wunsch wussten wir beide nicht mehr, ob wir lachen oder weinen sollten. Bevor sie einschlief, sagte sie noch, dass sie mich lieb habe und ich erwiderte. Es hörte sich mehr wie eine Verabschiedung an als wie eine Begrüßung im neuen Heim. Ich wusste, das Ende für sie würde früher kommen, als der Arzt es diagnostiziert hätte.

In dieser Nacht starb meine kleine Schwester in meinen Armen.

Es vergingen Tage und Wochen, in denen ich das Haus nicht verlassen konnte. Ich wurde schwer depressiv, hasste mich selbst für die zuletzt geschehenen Ereignisse. Ich wollte nicht essen und konnte nicht schlafen.

Auch bei zukünftigen Systemchecks zur Arbeitsvermittlung sah meine psychologische Auswertung nicht vor, mir eine Arbeitserlaubnis zu erteilen. Dieses System war krank. Es war genauso krank wie ich, der dachte, er könnte was ändern. Mit der Intention Böses zu tun, nur um sein eigenes Leben zu nähren. Ich glaubte schon lange nicht mehr daran, dass die Menschen ihre Augen öffnen würden, indem man ihnen positive Impulse geben würde. Denn das tat der Konzern ja schon seit einem halben Jahrhundert als Werbemaßnahme, um die Masse still zu hallten.

War es überhaupt möglich, die Welt zu ändern? Die Welt zu einem besseren Ort zu machen, so, wie es meine kleine Schwester vor ihrem Tot wollte? Wollen die Menschen nicht lieber schlafen?

Konsum gesteuert und blind gemacht von den Problemen, die unsere Welt hat. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, die fehlende Menschlichkeit lässt diejenigen, die von Hilfe abhängig sind langsam aber mit Sicherheit in die Armut rutschen. Das Wort Menschlichkeit scheint ersetzt durch „finanzielle Freiheit“ und diejenigen die ein Problem mit dieser Welt haben wie ich?

Wir sind nur schlafende Kritiker, die nicht die Macht haben was zu unternehmen und ich muss mich ehrlich fragen: Wäre ich auf der Sonnenseite des Systems aufgewachsen, ohne die Probleme, die diese Welt hat, wirklich zu realisieren, würden sie mich überhaupt interessieren?

Korruption und Elend sind der Spiegel des Reichtums. Wo einer gewinnt verlieren zwei andere das, das ist das System, auf dem der Sieg des Konzerns sich ausruht. In Monopolstellung weltweite Nummer 1. Wie denn auch anders, jedes andere Unternehmen wurde aufgekauft, erpresst oder durch gezielte Medienberichte in den Ruin getrieben. Bildung basiert nur noch darauf für die Monopolstellung des Konzerns zu arbeiten.

Kreativität in allen ihren Formen ist schon lange kein fester Bestandteil dieser Gesellschaft, sie ist nur noch ein Stilmittel für die sogenannte „finanzielle Freiheit“ nach der sich der Mensch immer noch so sehnt.

Nächstenliebe ist schon lange ein Traum. Der Hass, der sich im 21. Jahrhundert aufgestaut hat, dieser hat sein Misstrauen auch bis heute nach sich gezogen. Wir Menschen haben uns unsere eigenen Mauern geschaffen und uns entschieden diese nie wieder einzureißen.

Vertrauen gibt es nur noch als Sicherheit und ist im Endeffekt auch nur ein Mittel, um die emotionale Gesundheit seiner selbst aufrechtzuerhalten, um immer weiterzuarbeiten und mit der Illusion zu leben, da wäre jemand, der einen auffängt, wenn ich falle. Doch die traurige Wahrheit ist, wir als Menschen haben versagt.

Wir wollten immer und immer mehr. Immer höher, immer schneller und immer reicher werden. Geführt hat uns das in Umweltkatastrophen, Armut, Hass und Spaltung. Aber lobpreisten den technischen Fortschritt wie die Götter, für die wir uns selbst hielten.

Gier, Neid, Armut, Hass und Spaltung.

Die Gesellschaft, ein Wrack der vorgegaukelten Emotionen.

Das ist die Welt, die wir schufen.

Sequenz 2: Der Romeo Agent / Das Reziprozitätsprinzip

Diese Gedanken ließen mich nicht mehr los. Sie hatten ihre Krallen so tief in meinen Kopf gerammt, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte, ohne an dieses kranke System von Gesellschaft zu denken. Ohne an den Traum meiner kleinen Schwester zu denken, die diese Welt zu einem besseren Ort machen wollte, wäre ich wahnsinnig geworden.

Ich ging raus und besuchte ihr Grab. Ein kleines standardisiertes Grab. Der Friedhof ähnelte einem Massengrab. Sie gaben keinen Wert auf die Toten. Ich legte eine Orchidee auf ihr Grab und verließ es, ohne ein Wort zu verlieren.

Ein komisches Gefühl aus Trauer und Zufriedenheit machte sich in mir breit. Es schien fast, als würde sie von oben auf mich hinabsehen und warten, dass ich mich in Bewegung setze.

Ich ging in die Staatsbibliothek und erkundigte mich über die Zeit vor dem großen Bürgerkrieg, vor dem Zusammenschluss der Reichen und vor dem kranken System von psychologischer Begutachtung rein durch Maschinen. Sie analysierten dich und stellten eine eigene Beurteilung deines Wesens dar. Fakt war, was das System von sich gab. Niemand zweifelte die Entscheidung der Maschine an. Wir hatten Probleme im Staatssystem, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft. Aber die Hauptsache war doch der Frieden und die vorgegaukelte Freiheit.

Die Menschen hatten schon immer Kriege, immer Probleme zwischen Rasse, Religion und Sexualität, es reichten einfache Meinungsverschiedenheiten, um Kriege auszulösen. Doch nach einiger Zeit stieß ich in einem Reimbuch auf folgende Zeilen:

„Wem das Leid des gegenüberliegenden Menschen im Herz nicht brennt, der ist es nicht Wert, dass man ihn Mensch noch nennt.“

Ich las Liebesromane, Abenteuergeschichten über wahre Freundschaft und emotionale Dramen. Spannend zu beobachten, wie diese Kreativität über das nächste Jahrhundert verloren ging. Nach dem großen Krieg war die Kreativität wie von einem riesigen Loch verschlungen. War der Wunsch meiner Schwester den Menschen die Augen zu öffnen und sie wieder menschlich sein zu lassen?

Ich hatte das Gefühl, es verstanden zu haben.

Ich ging zurück an das Grab meiner kleinen Schwester. Nun verstand ich ihren letzten Wunsch, sie wollte den Menschen die Menschlichkeit zurückgeben. Das System von heute brechen.

Nur wie sollte das funktionieren? Man müsste den Menschen der ganzen Welt gleichzeitig das Leid der ganzen Welt präsentieren, man müsste der Weltregierung soziale Wärme in ihr Herz pflanzen. Man müsste die Mauern aus Hass und Misstrauen einreißen und den Menschen zur Nächstenliebe bewegen. Das ganze System auf den Kopf stellen und die Judikative zu Rechtsprechungen bewegen, die rein sozialistisch ausgelegt wären.

Gleichermaßen müsste dem Menschen wieder mehr Kompetenz als der Maschine zugerechnet werden, und die Reichsten des Konzernes müssten freiwillig bereit sein, die Finanzen auf der ganzen Welt an jeden gleich zu teilen.

Es hörte sich schon fast nach Karl Marx Version des Kommunismus an, doch auch dieser scheiterte an der Gier des Einzelnen. Die Masse müsste so umgepolt werden, dass die „finanzielle Freiheit“ nicht der Mittelpunkt des Lebens ist, sondern ein zufriedenes Miteinander. Wenn jeder individuell für sich sein könnte, aber dennoch jeder Mensch, egal, ob aus armem oder reichem Hause stammende die gleiche Vergütung erhalten würde?

Dann würde der Mensch sich vielleicht wirklich darauf konzentrieren, was ihn im Leben erfüllt und nicht nur gierig das Geld jagen. Doch jedem das Gleiche zu geben und den Menschen individuell zu behandeln, schien mir schier weg unmöglich.

Ich brauchte einen Plan, einen Plan und klare Reglementierungen, um so ein Unglück wie das meiner Schwester erneut zu verhindern.

Ich habe ein Talent. Das limbische System, die Manipulation von Menschen und Menschenmassen ist tief in mir verankert. Ich besitze eine hohe Auffassungsgabe. Ich bin kein Superheld, nur jemand, der bereit war, etwas zu verändern.

Mein Wissen basiert auf Experimenten, Studien und Selbstversuchen und dem Hacken. Ich versuchte vor der Planung, mir alles in Kurzfassung ins Gedächtnis zu rufen.

Was macht das Social Engineering aus?

Der Begriff trat erstmalig im Buch „The open society it´s enemys“ geschrieben von Karl Popper, der bis dato gefährlichste Hacker, der dem FBI jemals bekannt war. Nur mit dem Unterschied, dass Karl nicht so unglaublich viele Codingskills eines IT-lers kannte. Er machte sich das schwächste Glied der Kette zum Ziel, die Variable Mensch. Massen oder Einzelpersonen zu einem vorhergesagten festen Verhalten zu bewegen. Totalitäre Systeme wie die Reichstage der Nazizeit waren ein angegebenes Beispiel für Massenmanipulation in der Praxis. Ich fragte mich jedoch, ob man die Massenmanipulation auch zum Zweck des Guten missbrauchen konnte?

Social Engineering ist also im Endeffekt nichts anderes als Missbrauch der allgemeinen Psychologie zur Erfüllung der eigenen Intention. Wie definieren wir Manipulation? Ein sehr negativ angehauchtes Wort. Ist Gesprächslenkung schon manipulativ oder macht die boshafte Intention die Manipulation erst zu eben dieser?

Ich setzte mich an das Grab meiner Schwester und versprach ihr, dass ich dieses System ändere. Es gab nur drei einfache Regeln dabei: 1. Riskiere kein Leben; 2. Bestrafe nur die, die es verdienen; 3. Das Ziel bleibt die Verbesserung der Gesellschaft.

Mit diesen Regeln war Oni geboren. Der Dämon, der die Mauern der Gesellschaft einreißen sollte, um sie durch Menschlichkeit zu ersetzen. Oni sollte von nun an kein kleinkrimineller Hacker sein, ich wollte die Welt verändern.

Ich wusste, wenn ich etwas Verändern wollte, musste ich es erst einmal ganz nach oben schaffen. Ich musste mir als Untergrund Synonym „Oni“ einen Namen machen und in eine Position kommen, in der ich auch im realen Leben auf Informationen zugreifen konnte, bis zu einer Führungspersönlichkeit, die wirklich in der Lage wäre, etwas zu ändern.

Ohne den direkten Kontakt zur Weltregierung und zum Vorstand des Weltkonzerns könnte ich realistisch gesehen nichts ändern.

Ich brauchte also Druckmittel gegen die Weltregierung und Druckmittel gegen den Konzern.

Gleichermaßen müsste ich die Führungspositionen der Welt darauf hinweisen, dass das, was sie tun, falsch ist. Doch wie sollte ich, der es noch nicht einmal schafft, einen Job zu bekommen, mich mit den Herrschern dieser Welt messen?

Auch fragte ich mich wer, selbst wenn ich es gegen jede Wahrscheinlichkeit schaffen würde, mir Gehör zu verleihen, die Exekutive bilden sollte, um die Regierung zu stürzen und ein neues System aufzubauen. Würden IT-Polizei und Militär etwas unternehmen oder würden sie die Beweise billigend in Kauf nehmen?

„Es wird sich etwas ändern, ich spüre es.”

Oder sollte ich die Gesellschaft zum Handeln zwingen? Würden sie es möglicherweise von selber tun, wenn sie die Krankheit des Systems wahrnehmen?

Es häuften sich immer mehr Fragen in meinem Kopf. Doch fürs Erste wusste ich, was ich zu tun hatte, nun ging es daran, meinen Plan zu konkretisieren.

Ich verbreitete in einigen Untergrundnetzwerken unter verschiedensten Namen und Identitäten das Gerücht, dass es ein Hacker geschafft hätte, sich in den Konzern einzuklinken. Ich musste ein Problem schaffen, ein Problem, für das die reale Version meiner selbst die Lösung war.

So vergingen Monate, in denen ich, Tag ein Tag aus, über verschiedene IP-Adressen Gerüchte über den Hacker Oni in die Welt setzte und diese verbreiteten sich zu meinem Glück wie ein Lauffeuer.

Gleichzeitig musste ich mir, als erstes richtig primäres Ziel, die Möglichkeit verschaffen, Eintritt in die Welt des Konzerns zu bekommen. Doch wie? Ich war unter meiner realen Personalidentifikationsnummer im System als psychisch arbeitsunfähig registriert.

Doch was wäre, wenn ich einem Obdachlosen die Identität klaue?

Ich ging in meine Straße.

An der Kreuzung in der Gasse unter Decken und Kartons saß er. Der Obdachlose, der mir noch vor einiger Zeit sagte, ich solle ruhig um Hilfe fragen, wenn ich sie bräuchte.

Ich bat ihn in meine Wohnung. Schenkte ihm einen Kaffee ein, ließ ihn warm duschen und drehte uns zwei Zigaretten.

Er fragte: „Womit habe ich dieses erneute Glück verdient?“

Ich erzählte ihm von meinem Plan und davon, dass ich seine Identität bräuchte, um mich auf eine Stelle als IT-Sicherheitsexperte zu bewerben. Er zog kräftig an der Zigarette und lachte. „Weißt du junger Mann, mein Leben war nie viel wert, was soll schon passieren?“

„Doch schaffst du es wirklich, mit meinem Namen etwas in dieser Welt zu bewegen, sterbe ich als der glücklichste Mann der Welt“, fuhr er fort.

„Also haben wir einen Deal?“, fragte ich. Er entgegnete mit einem Nicken und setzte sich seinen Hut beschämt über seine eigene Lage auf.

Ich sagte ihm, dass er erst einmal bei mir bleiben könnte, da der Winter bald hereinbrechen würde, sei es zu kalt für jemanden in seinem Alter draußen. Er freute sich riesig und holte seine Decken zu mir.

Nun hatte ich die Möglichkeit der Bewerbung und musste nur noch so viel wie möglich dafür tun, dass der Standort meiner Stadt ein Problem wahrnimmt, das gar nicht existierte.

Die Gerüchte verbreiteten sich weiter. Bis ich auf ein Interview einer Plattform stieß, auf dem der Zentralleiter meiner Stadt darauf hinwies, dass alle Systeme überprüft werden würden und er es unverantwortlich von der Polizei finden würde, dass der Hacker, oder die Hacker-Gruppe Oni, noch nicht gefasst wurde.

Später fand ich bei genauer Recherche noch ein Statement der IT-Polizeieinheit mit Foto des Beamten, der mir meinen Geldbeutel zurückbrachte. „Ich wusste doch, dass ich ihn kannte!”. Die Erinnerung war nur ein wenig verschwommen, doch jetzt kehrte sie klar wieder zu mir zurück.

„Danny Lee, 24 Jahre alter IT-Polizeikommissar”

Er gab in dem Interview an, die Energie seiner Abteilung auf den Hacker bzw. die Hacker-Gruppe Oni zu fokussieren.

„Wenn sogar die Polizei eingeschaltet ist, dann habe ich auf jeden Fall Unwohlsein verursacht“, flüsterte ich lächelnd vor mich hin.

Gleichzeitig mit den Gerüchten erstellte ich eine Fake Identität über den Namen meines obdachlosen Freundes. Fake Websites mit seinem Namen als IT-Experte, Fake Preise, Fake News. Ein Lügenkonstrukt, das mich in der realen Welt von nun an begleiten sollte.

Ich wusste, ich würde einen Zugang brauchen, der selbst bei erfolgreicher Einstellung in den Konzern, nicht auf mich zurückzuführen ist. Rein IT-technisch brauchte ich nur eine Nummer zu „spoofen“ die sich dann als meine ausgeben würde, wenn ich einen Anruf durchführen würde.

So kam ich auf die Idee des Romeo Agenten. Eine der vielen dunklen Seiten des Social Engineerings sollte sich hier zu meinem Vorteil ausbauen.

Aber zuallererst ist es wichtig zu verstehen, was einen Romeo Agenten ausmacht. Romeo-Falle ist die Bezeichnung für eine nachrichtendienstliche Sexualspionage-Operation, bei der ein männlicher Agent eine Liebesbeziehung zu einer Zielperson anknüpft, zum Beispiel zum Zweck der Anwerbung oder Informationsgewinnung. Es funktioniert auch mit dem anderen Geschlecht, wird dann aber als Venus Falle bezeichnet.

Es funktioniert durch die emotionale Abhängigkeit, die ein Partner entwickelt, sobald es zu einer starken Bindung kommt, wie sie zumeist in Liebesbeziehungen der Fall ist. Gute Beispiele für die Stärke dieser Bindung sind Frauenmisshandlungen.

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