Kitabı oku: «Kriegerin der gekreuzten Schwerter»
Sandy Sponhauer
Kriegerin der gekreuzten Schwerter
Band 1 Die Harfe der Kaßandhra
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Prolog
Persönliches Vorwort des Autors
Die Legende der goldenen Harfe
Einleitung
Kapitel 1, Am Grab des Südens
Kapitel 2, Ein Fluch erwacht
Kapitel 3, Bewaffnet und bereit (Beide Seiten!)
Kapitel 4, Der Kurs der Vernichtung
Kapitel 5, Auf zur flammenden Gegenwehr
Kapitel 6, Verbotene Wahrheit
Kapitel 7, Die Wellen des Trauerschocks
Kapitel 8, „Das ist eine Invasion!“
Kapitel 9, Nur noch eine Chance!
Kapitel 10, Die Bindung bricht!
Kapitel 11, Zur letzten Ruhestätte
Kapitel des verborgenen Daseins
Kapitel 13, Aufzeichnung der Pressekonferenz.
Schlusskapitel
Schlusswort
Auf dem Pfad von A-T Entertainment
Impressum neobooks
Prolog
„Die gebrochene Seele eines Missbrauchsopfers kann heutzutage mit einer Therapie behandelt werden, damit das Opfer mit dem Leid zu Leben lernt.
Doch was geschah zu den Zeiten, als die Möglichkeiten der Therapiebehandlungen noch fremd waren?
Wie konnten die Opfer ihr Leid verarbeiten?”
(Faszination Kaßandhra,
von Dr. Marcus Marino)
Persönliches Vorwort des Autors
Vor etwa zehn Jahren kam mir die Idee einer etwas anderen Kriegerin, die eine kleine goldene Harfe trägt. Vor fünf Jahren verband ich meine Kriegerin mit Missbrauch und Schändung. Die Teufelreiterinnen waren geboren. Die Geschichte um Kaßandhra und ihre goldene Harfe zieht sich bereits durch vier Bände. Wer den ersten Teil gelesen hat, wird sich doch fragen, wie kann ein zweiter Teil zustande kommen, oder gar ein dritter und vierter? Nun, dazu muss man sagen, dass alle vier Teile natürlich zusammen gehören, doch ist jeder Teil, ein Buch für sich.
Zu Band zwei kann ich schon mal so viel verraten, dass es etwas mehr ins Detail geht.
(Inspiration und Anmerkungen)
Missbrauch und Vergewaltigung: Ein Thema, das gern ignoriert wird! (Aussage des Autors!) Beides ein ernstes Thema, das Global einfach zu lasch behandelt wird. (Vor allem in Deutschland!) Die Bestrafungen für solche Taten sind auch eher lächerlich. Ich habe dieses Thema bewusst aufgegriffen, denn meiner Meinung nach, muss Global wirklich etwas passieren. Allerdings tat es sehr gut, den Spieß mal umzudrehen und die Opfer in den Vordergrund zu stellen. Ich wollte keine Standard Handlung, in dem die misshandelten Mädchen nur Rache üben. Der Leser sollte brutal merken, wie sie seelisch entstellt wurden und somit nicht mehr zu heilen waren. Und eigentlich nichts für ihr Handeln können. Dadurch könnte die Lesergemeinschaft gespalten sein, zum einen, Sympathie für die Frauen, für das, was sie in ihrer Vergangenheit durchleben müssten. Oder! Der Leser entwickelt Hass, für das, was sie anderen angetan haben. Dem einem oder anderen mag diese Geschichte etwas absurd oder suspekt vorkommen, wieder anderen brutal, aber wer die Dialoge in dieser Geschichte mit denen der realen Welt vergleicht, stellt doch gewisse Gemeinsamkeiten fest. “Ironie des Schicksals”, lässt es sich auch nennen, dass es Misshandlungsopfer sind, die den Kontinent ins Unglück stürzen. Wenn man die Geschichte von dieser Sicht betrachtet, sieht man die Botschaft dahinter und man begreift, was genau der Verfasser will. Eines möchte ich aber dazu sagen. Sie lesen nicht nur eine Fantasy Geschichte, sondern eine starke Kritik an die globale, nur noch kapitalistisch denkende und Frauenverachtenden Gesellschaft. Denn es gibt eine traurige Gewissheit und die lässt sich nicht leugnen: Die nachweisliche Tatsache, dass nur weniger als 15% aller zur Anzeige gebrachten Vergewaltigungen mit einer Verurteilung der Täter endet! Traurig, aber leider wahr! Deswegen sollte man sich eine Frage stellen: Ist es richtig, ein solches Buch, zu diesen Zeiten, in der immer wieder Gewalt gegen Frauen in den Nachrichten zu sehen ist, veröffentlichen? Die Antwort ist klar und eindeutig,…
Die Zeit war nie besser!
Danke
(Sandy Sponhauer)
Lese-Chronik
Herzlich willkommen in der Fantasy-Reihe „Kriegerin der gekreuzten Schwerter“.
Einer Saga, die sich dem globalen Problem der Frauenverachtung widmet.
Da unsere Reihe etwas umfangreicher ist, empfehlen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wie unten zu lesen, eine gewisse Chronik zu bewandern. Gestartet wir natürlich mit dem „Band 1“.
Buch 1:
Band 1, Die Harfe der Kaßandhra
(Erste Hauptgeschichte)
Buch 2:
Faszination Kaßandhra
(Fiktives Fachbuch)
Buch 3:
Band 2, Die lachende Blutgier der Kaßandhra
(Zweite Hauptgeschichte)
Buch 4:
Band 3, Der wahre Kuss der Kaßandhra
(Dritte Hauptgeschichte)
Buch 5:
Chinukai, Legende der freien Sklavin
(Zusatzgeschichte zu „Band 3“)
Buch 6:
Band 4, Band der letzten Befehle
(Das actiongeladene Baller-Finale)
Buch 7:
Fan-Girls
(Zusatzgeschichte zu „Band 4“)
Buch 8:
Das Flügelkind
(Zusatzgeschichte zu „Band 4“)
Einige Informationen zu diesen Büchern finden Sie am Schluss dieses Buches im Kapitel „Auf dem Pfad von A-T Entertainment“.
Und nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei dem verheerenden Feldzug gebrochener Seelen junger Frauen, also von denen, die immer wieder in Vergessenheit geraten,…
…,die Opfer
(Sandy Sponhauer)
Die Legende der goldenen Harfe
Vernebelte Länder in grauer Vorzeit. Wildmordende Horden, bestehend aus jungen Frauen. Vereint durch das Schicksal von Schändung und Folter, Vergewaltigung und grausamen Ausbeutung ihrer Weiblichkeit. Geführt von einer Frau, einer Kriegerin, der mächtigen Kriegerin der gekreuzten Schwerter! Sie brachte diese Opfer auf den Weg der Vergeltung. Getrieben von Wut und Hass auf ihre Schänder mutierte diese Truppe zu den erbarmungslosen Teufelsreiterinnen. Brutale Überfälle und kaum zu stillende Blutgier nannte sie ihr Alltag. Weiten von brennenden Dörfern. Tausende Opfer von Gallien bis nach Ägypten. Dieses Unheil: Gebändigt durch einen Mann, einem Herrscher über Wüsten, Meer und dunklen Mächten. Einem Pharao! Er fertigte eine kleine goldene Harfe und machte sie der scheinbar unzähmbaren Kriegerin der gekreuzten Schwerter zum Geschenk. Und seine Mühen wurden belohnt. So vereinigte das kleine Instrument diese beiden Liebenden, die verschiedener wahrlich nicht sein konnten. Es war eine Bindung, die nicht bestand hielt. Das Reich von Ägypten zerbrach und die Harfe verschwand. Die Teufelsreiterinnen fanden den Tod und die Harfe wurde an einen unbekannten Ort verscharrt. So wartet sie nun über Jahrtausende darauf,… gefunden zu werden.
Sie trägt den Namen Afrat Va Usiris
Die Harfe der Kaßandhra und Neos
Geschehen ca. 65v. - 61v. Chr.
Einleitung
Dezember 2013
Vor drei Monaten wurde an der A3 nahe Nürnberg ein knapp drei Meter hohes Denkmal errichtet. Grund hierfür war die, an diesem Ort beginnende „Schwarze Woche“, die vor mehr als einem Jahr über Europa brach.
Das Denkmal stellt eine Frau dar, die siegreich zwei Schwerter über ihren Kopf kreuzt. Neben dem Denkmal ragt eine kleine Steinsäule empor, auf der sich eine Inschrift befindet, die an dieser Stelle noch nicht offenbart werden darf. Schneefall hat die Landschaft unter einer weißen Decke gehüllt. Vor diesem Denkmal steht ein Ehepaar mittleren Alters. Sie schweigen und sehen das Denkmal einfach nur an. Von hinten umschließen die Arme des Mannes liebevoll seine Frau und presst sie an seine Brust. Fest umschlungen denkt das Archäologenpaar an das vergangene Jahr. Die Ereignisse der schwarzen Woche, waren hart und düster. Acht Tage Grausamkeit und Schrecken. Acht Tage unaufhaltsamer Vormarsch dunkler Truppen. Acht Tage brutale Gewalt, die unzähligen Menschen das Leben nahmen, das Militär fast zum Äußersten trieb und die Welt an den Rand einer nuklearen Katastrophe brachte …
Kapitel 1, Am Grab des Südens
(Fünfzehn Monate zuvor)
Ein blauer Himmel überspannt das Feld, in der Nähe von Nürnberg, auf dem sich ein sechzehnköpfiges Archäologenteam, zum größten Teil aus Studenten bestehend bei Ausgrabungen befindet. Die vereinzelten weißen Wölkchen, die so hoch entlang ziehen, versprühen den Hauch von friedlich Ruhe.
Dr. Mark Marino, Experte für altgermanische Geschichte, der seit seinem Studium vor knapp zwanzig Jahren ebenfalls ein weltweit anerkannter Experte für Kaßandhra und ihre Teufelsreiterinnen ist, hat hier die Leitung. Wie auch seine Frau Dr. Dina Marino, Expertin für ägyptische Geschichte und ägyptischen Schriftzeichen. Von beiden wird die Arbeit streng überwacht und ernst genommen. Der achtunddreißigjährigen Ägyptologin fallen die Bewegungen im Sand recht leicht. Die mit zweiundzwanzig Jahren recht früh Mutter gewordene Dina hatte sich im Laufe der Jahre mit viel Sport sehr fit gehalten und das sieht man ihr auch an. Ein Grund mehr für Mark stolz auf seine Frau zu sein. Dina und Mark sind zwar bekennende Militärgegner, trotzdem tragen sie Militärhosen. Die vielen Taschen schaffen genug Stauraum für Bürsten und Kratzwerkzeuge für ihre Ausgrabungen. Ebenfalls im Team der Leitung ist Professor Dr. Dr. Günther Uhlenkamp, Doktor für physikalische Kräfte und Doktor für Mathematik. Er wird von allen einfach nur Doc genannt. Aufgrund seiner leicht zotteligen schulterlangen gräulichen Haare wirkt er immer etwas ungepflegt. Sein alter, schon löchriger weißer Kittel trägt sein übriges dazu bei, doch dieser Kittel hat für ihn eine besondere Bedeutung. Die drei Freunde, seit ihrer Studienzeit unzertrennlich, glauben an die Legende der Afrat Va Usiris und hoffen Kaßandhra und vor allen ihre goldene Harfe eines Tages zu finden. Schon seit ihrer Studienzeit verfolgen sie diese Legende und scheinen ihrem Ziel hier näher zu sein, als je zuvor.
Nach reichlichen Recherchen und Ausgrabungen in den Pyramiden von Usiris in Ägypten, in denen sie vor drei Jahren die Mumien von Pharao Neos und dessen Geliebter Kokka Hena, der passiven Königin von Ägypten fanden, wussten Mark, Dina und Doc, dass die Grabstätte hier irgendwo sein müsste. Auch eine Karte, die sie in einer der drei Usirispyramiden fanden, beschrieb den Weg an etwa diese Stelle. Dadurch konnten sie den Standort des Grabes schon deutlich eingrenzen. Und das in einem Gebiet, in dem es damals keine Siedlungen oder Stämme gegeben haben soll. Warum sie letztlich hier bestattet worden sein soll, wird wohl das Geheimnis von Neos bleiben. Ein glücklicher Zufall führte Mark schließlich an diesen Ort und das war ein Treffer. Auf dem abgesperrten Gelände, von der Größe eines Fußballfeldes, legen sie vorsichtig ein ägyptisches Grab frei, welches nach Süden ausgerichtet ist. Schon seit Wochen wird müheselig Stein für Stein vom Dreck gesäubert. Auf vereinzelten Steinen befinden sich Schriftzeichen,… ägyptische Schriftzeichen. Täglich entdeckt das Team weitere Artefakte, die Rätsel aufgeben. Inmitten der Ausgrabungsstelle hatten Dina und Mark schon vor zwei Wochen menschliche Überreste frei graben können. Die Knochen wurden schnell einer Frau zugeordnet. Kaßandhra können sie hier ausschließen – Die Kleidung passt nicht und es gibt keine Waffen. Was an dieser Stelle damals geschehen war, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Entdeckt wurden diese Überreste von einer neuen Technologie, die bereits bei der Suche nach Fossilien eingesetzt wurde. Hierfür wird ein kleiner Wagen über den Boden geschoben. Ein Laser arbeitet sich dabei durch den Boden und findet verborgene Artefakte, wie Steine und Metalle, Holz und auch Knochen. Über einen Rechner wird das Bild des Lasers auf einen Monitor übertragen. Diese Methode reicht bis zu drei Meter tief in die Erde. Somit erübrigt sich das Graben an den falschen Stellen. Die Überreste der Frau fanden sie in etwa zwei Metern Tiefe. Diese Technik bekamen sie erst vor vier Wochen und arbeiten sich seitdem vom südlichen Rand langsam zur Mitte vor.
7. September 2012
Ein sonniger Vormittag, verschönt vom blauen Himmel, an dem weiße Wolken vorüber ziehen. Für diese Jahreszeit ist es angenehm warm. Eine traumhafte Ruhe liegt auf der gesamten Ausgrabungsstelle. Gemeinsam mit ihrem Mann legt die Ägyptologin Dina vorsichtig eine Reihe von aneinander gelegenen fußballgroßen rechteckigen Steinen frei. Auf jedem einzelnen wurde jeweils ein ägyptisches Schriftzeichen eingemeißelt. Sie markieren den äußeren, rechteckigen Rahmen des Grabes. Jeden Stein sieht sich Dina genau an. Einige der Zeichen kann sie sofort zuordnen zu Freiheit und Frieden, Kampf und Wiedergeburt.
Ein Mitarbeiter ist auf dem Weg zu Mark und ruft schon von weiten: „Dr. Marino, wir sind fertig für den nächsten Versuch.”
Mark steht auf. „Wir kommen“, antwortet er und wischt sich dabei den Staub aus dem Gesicht. Gemeinsam mit Dina geht er zum Monitor, um den sich bereits ein Großteil des Teams versammelt hat. Doc sitzt an der Tastatur und bedient den Laser. Nervös kaut er dabei auf einer Zigarre, während Dina und Mark erwartungsvoll auf den Monitor starren. Ein etwas verschwommenes Bild ist zu sehen. Mark zeigt auf den Monitor und sagt: „Seht euch diese Form hier an! Rechteckig?”
Mit dem langsam deutlicher werdenden Bild werden auch die Augen des Teams immer größer. Bei Doc entwickelt sich langsam ein leichtes Grinsen im Gesicht.
„Ich würde sagen“, murmelt er vor sich hin, „das ist ein Schacht!”
Verbirgt sich hier der erhoffte Treffer? Er zeigt auf eine bestimmte Stelle: „Sieh mal Mark! Da führt eine Wand abwärts und das hier oben, das könnte eine Platte sein.”
„Ja, eine recht große Platte sogar“, gibt Mark ihm Recht. Einige Sekunden betrachtet er das Bild.
„Ok!“, sagt Mark schließlich mit entschlossenem Ton. „Das Ding legen wir frei! Auf geht’s.”
Nun heißt es vorsichtig sein. Es wird gegraben und geschaufelt um die Platte in fast zwei Metern Tiefe zu erreichen.
Gegen vierzehn Uhr ist der Schacht endlich frei gelegt. Das Team ist erschöpft, steht aber glücklich vor einer großen Steinplatte von zwei Metern Länge und genauso breit, die den Zugang zu dem Schacht versperrt. Auf der Platte befinden sich ebenfalls ägyptische Schriftzeichen. Sofort beginnt Dina, diese zu übersetzen. Mark steht neben ihr und ist gespannt, genau wie der Rest des Teams.
Mark wirkt langsam ungeduldig: „Und? Hast du es?”
Doch Dina winkt ab: „Geduld mein Schatz. Das hier hinten heißt ganz klar ,Tor auf oder öffnen’ und das hier heißt ,sie oder ihre’ oder ,Vergeben’ oder auch beides, wenn man hier eine Verbindung sehen würde und das mittlere …” Sie bürstet noch einigen Sand von der Platte, dann scheint sie es zu haben.
Mark sieht sie fragend an: „Und jetzt?”
„Ja, hab ich. Ganz genau heißt das ,Ihre Vergebung soll öffnen mein Tor’!”
Große fragende Augen sind nun auf Dina gerichtet. Mit dieser Bezeichnung kann so niemand etwas anfangen und auch Dina ist noch etwas überfragt. Mit Hilfe eines Radladers wird die schwere Platte zur Seite gewuchtet. Der Blick wird frei auf einen tiefen dunklen Schacht, der sich mit einem Winkel von fünfundvierzig Grad in die Erde neigt. Es ist feucht und riecht moderig. Mark legt sich auf den Boden und leuchtet mit einer Taschenlampe in den Schacht hinab, doch sehen kann er nur vier Meter weit. Er steht wieder auf.
„Nichts!“, sagt er enttäuscht. „Nur Wasser! Der ganze Schacht steht unter Wasser.”
Mark überlegt: „Ok, wir haben zwei Möglichkeiten! Erstens: Wir pumpen den Schacht leer.“
„Davon würde ich abraten“, äußert Doc seine bedenken. „Ich rechne damit, dass der momentane Wasserdruck den Schacht in sich stabil hält. Leer pumpen könnte den Schacht zum Einsturz bringen.“
„Dann Möglichkeit zwei!“, sagt Mark. Er hat zwar Möglichkeit zwei im Kopf, nur die Umsetzung ist ihm noch nicht ganz klar. Nach einigen Sekunden kommt ihm die rettende Idee: „Ich muss mal kurz telefonieren.”
Er geht ein paar Schritte weiter. Dina und Doc bleiben am Schacht zurück. Während Doc die Mitarbeiter wieder verteilt, sieht Dina mit Ehrfurcht in den Schacht. Sie kniet sich nieder und streichelt die Wand, auf der die Platte lag. Es ist wahrlich gut verarbeitet. Wer ihn wohl gefertigt hat? Und warum gerade hier? Und wie passt die gefundene Leiche in dieses Bild? Gehören sie und das Grab überhaupt zusammen? Tausende Fragen, die Dina durch den Kopf schwirren. Ja, die Vergangenheit ist verworren und verwinkelt. Schließlich kommt Doc wieder zu ihr.
„Was hast du?“, fragt er sie.
„Ich weiß nicht“, sagt Dina leise. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich ….“
Dann wird sie unterbrochen als Mark zurückkommt.
„So“, legt Mark fleißig los. „Ich habe mit einem alten Studienfreund gesprochen. Der schickt uns einen kleinen Unterwasserroboter, kommt aber erst Morgenfrüh.”
„Och, das reicht aber”, sagt Dina gutgelaunt.
„Ja, das muss es wohl“, grinst Mark nun Doc an. „Und du kennst das Ding sogar. Kannst du dich an die Ausgrabung in der Nordsee erinnern, die du geleitet hast?”
„Ach!“, sagt Doc erstaunt und auch positiv überrascht. „Das Teil kriegen wir? Das ist ja super. Damit kann ich gut umgehen.”
„Genau der ist es“, freut sich Mark. Dann wendet sich Mark seinem Team zu. „Ok Leute, mit dem Schacht machen wir Schluss für heute. Wir machen hier morgen früh weiter. Aber wir haben ja noch genug anderes zu tun.”
Der Schacht wird nun abgesperrt. Mark und Dina gehen wieder an ihre Steinreihe zurück und Doc macht Notizen für seine Unterlagen. Mark ist unruhig. Immer wieder geht er zum Schacht und sieht runter. Es ist Neugier, was wohl unterhalb der Wasseroberfläche auf ihn wartet.
Gegen neunzehn Uhr entschließen sich alle, ihre Arbeit zu beenden und sich in das angemietete Gasthaus zurückzuziehen. Mit Folien und Tüchern wird alles abgesichert und zugedeckt. Das Gelände wird abgesperrt. An diesem Abend hat sich das Team in die Gasthauseigene Kneipe zu einem gemütlichen Abend zusammengefunden. Sie reden über Kaßandhra, den gefundenen Schacht und die goldene Harfe und darüber, ob sie überhaupt gefunden werden kann, falls es sie überhaupt gibt. Einige Studenten diskutieren untereinander ihre ganz eigenen Theorien, was im Schacht zu finden sei. Mark, Dina und Doc sitzen allein an einem Tisch und grübeln über Schriftrollen, die sie aus Ägypten mitgebracht haben. Mark fragt seine Frau: „Konntest du die Texte aus Alexandria schon übersetzten?”
„Nein“, schüttelt Dina leicht den Kopf. „Nicht so wirklich. Eine Menge wirres Zeug über blauen Steinen und irgendwas von Mondseelen und von Antalas.”
Doc und Mark sehen sich an, dann fragt Mark: „Antalas? Was ist das denn? Hab ich ja noch nie gehört.”
„Ich habe keine Ahnung. Ich kann es einfach nirgends finden. In keiner Schriftrolle. Auch in der Bibliothek unserer Uni habe ich nichts gefunden”, antwortet Dina. In ihrer Stimme ist die Enttäuschung klar zu hören. Einige Studenten kommen zu Mark und bitten ihn, von Kaßandhra zu erzählen. Und so legt Mark die Schriftrolle zur Seite und lehnt sich in seinen Stuhl zurück. Dann beginnt er zu erzählen. Die Studenten machen es sich vor ihm auf dem Boden bequem. So erzählt er von dieser jungen Kriegerin, die im Alter von gerade mal vierzehn Jahren ein Land, einen ganzen Kontinent ins Verderben stürzen konnte und die von einem einzigen Ägypter und einer kleinen Harfe gebändigt worden war. Aufmerksam hören sie ihm zu, denn Mark hat das Talent, seine Gedanken märchenhaft zu erläutern. Dina ist wieder einmal Stolz auf ihren Mann. Sie beugt sich zu ihm rüber.
„Du erzählst es immer wieder gern oder Schatz?”, flüstert sie ihm zu.
„Du kennst mich doch!”
Dann gibt er ihr einen sanften Kuß auf die Stirn. Bis spät in die Nacht hinein redet und erzählt Mark von dieser jungen Frau. Einige Studenten wollen nun von Mark wissen, was er in den Schacht zu finden glaubt. Doch Mark schweigt. Er hat eine Vermutung, oder wohl eher eine Hoffnung, doch er schweigt.
8. September
Seit sechs Uhr ist Mark bereits an dem Grab und hilft beim Entladen des Roboters und der dazugehörigen Ausrüstung.
Um sieben Uhr hat sich das ganze Team wieder an der Grabstätte versammelt und bereitet den Roboter für seinen Einsatz vor. Die Luft ist angespannt und könnte vor Neugier fast platzen. Über Funk ist der Roboter mit einem Monitor verbunden. Doc setzt sich an die Fernbedienung, mit der er bereits vertraut ist. Vorsichtig lassen einige Mitarbeiter den Roboter den Schacht hinab. Langsam taucht dieser in die dunkle Brühe. Elegant, eher schwebend wirkt die Fortbewegung des technischen Wunderwerks. Leicht und sanft taucht der Roboter tiefer hinab. Das Licht ist eingeschaltet und erste Bilder werden übertragen. Mark ist vertieft.
Er redet leise: „Etwas wenig Licht.”
„Stimmt“, gibt Doc ihm Recht. „Mehr Strom bitte!”
Dina hält die Hand ihres Mannes. Der Roboter schwebt Meter für Meter vor, bis er in einen großen Saal kommt. Doc schwenkt leicht zur Seite und Mark hält den Atem an und sagt: „Seht euch mal die Wände an! Die sind ja voll.” Dina traut ihren Augen kaum und bekommt Gänsehaut.
„Oh mein Gott!”, gibt sie leise von sich. An den Wänden befinden sich Frauen, bewaffnete Frauen. Diese könnten Kaßandhras Teufelsreiterinnen darstellen. Zwei Meter weiter erscheint die Zeichnung von einer Art Wolke, unter der verstümmelte Leichen zu erkennen sind. Der Roboter schwebt weiter. An der nächsten Wand, die Zeichnung von drei Pyramiden und Mark schreit einmal laut auf: „Ich hab’s gewusst.”
Der Roboter schwebt weiter und kommt zu einer offenen Kammer. Das Bild wird langsam klarer und Doc freut sich: „Oh Mark, siehst du das? Siehst du, was da steht?“
Die Blicke des Teams fallen auf eine Art Sarkophag. Zeichnungen von ägyptischen Soldaten und ägyptische Schriftzeichen auf den Seiten sind noch erhalten, aber in einem schlechten Zustand. Wasser und Zeit hatte an ihnen genagt. Auch auf dem Deckel wurden Zeichen eingemeißelt, die in einem Rahmen eingefasst wurden. Das Team ahnt, was sie da vor sich haben. Dina springt hastig auf. „Stopp“, ruft sie laut. „Doc, halt den Roboter da, wo er jetzt ist.“
Sie zieht ihr Buch aus der Tasche und blättert los. Dieses Buch hatte sie schon zu ihrem Studienbeginn als Notizbuch angefangen. Das Buch diente teils als Übersetzungshilfe und anderseits als Tagebuch. Mittlerweile an die siebzig Seiten dick hatte sie im Laufe der Jahre unzählige Schriftzeichen, Satzteile und ganze Sätze hinzugefügt und selber Übersetzungsmethoden entwickelt. So kann sie schnell und sicher Schriften übersetzen, doch kommt sie auf Grund des schlechten Zustands dieser Zeichen zu keinem Ergebnis und muss leider sagen: „Das kann ich nicht lesen. Davon machen wir Fotos und füttern damit unser neues Programm Tomo-Mac.“
Das Tomo-Mac - Dieses Programm wurde speziell auf ägyptische Zeichen programmiert. Ein schlecht-erkennbares Schriftzeichen wird mit originalen ägyptischen Zeichen solange verglichen, bis eine achtzigprozentige Übereinstimmung festgestellt wird. Dieses vollständige Zeichen wird dann ausgedruckt.
So können auch ganze Texte lesbar gemacht werde. Bei diesem Programm reicht ein einfaches Foto der Zeichen vollkommen aus. Diese gesamte Übersetzung kann allerdings bei der Vielzahl von ägyptischen Zeichen einige Stunden in Anspruch nehmen.
Doc bereitet eine neue Zigarre vor: „Und Mark? Deine Entscheidung. Wie geht’s weiter?”
„Ja was wohl!“, sagt Mark entschlossen. „Wir sehen nach. Wir müssten da bloß runter und Ketten an den Sarkophag anbringen. Leerpumpen sagst du, geht nicht.”
„Nein, die Kammern sind viel zu groß. Das fällt uns alles zusammen!“, antwortet Doc mit einer runzelnden Stirn.
„Dann müssen wir eben tauchen!“, sagt Mark zu allen. Da meldet sich Torsten. Ein junger Student im zweiten Semester. Er und sein Studienfreund Nils haben mehrjährige Taucherfahrung.
„Gut”, sagt Mark. „Auf dem Hänger des Roboters liegt noch ein Taucheranzug.“
Sofort stürmen die Jungs los und legen Torsten die Taucherausrüstung an. Er selbst ist kaum zu bändigen, so treibt ihn seine Neugier. Mark muss ihm Einhalt gebieten und stoppt den übereifrigen Jungen. Am Taucherhelm ist ein Mikrofon eingebaut. Mark nimmt sich das andere Mikro. Torsten setzt sich an den Rand des Schachtes. An einem Seil gesichert, rutscht er langsam ab. Einen Meter und noch einen bis er die Brühe erreicht. In einer Hand hält er eine dicke Kette und einige Schekel als Verbindungsmöglichkeit. In der anderen Hand hält er eine wasserfeste Lampe. Als er in der Brühe verschwunden ist, geht Nils zu den anderen. Der Roboter befindet sich noch an seinem Platz und leuchtet den Sarkophag aus. Torsten taucht durch den Gang in Richtung Saal. Nun braucht er nur den Kabeln des Roboters folgen. Mit seiner Lampe leuchtet er die Wände aus. Immer wieder von links nach rechts. Es ist doch ein anderes Gefühl, die Wandmalungen real zu sehen. Er meldet sich: „Dr., ich kann das Licht sehen.“
„Ok“, antwortet Mark, der bereits mit Dina bei Doc und den anderen steht. Alle sehen auf den Monitor. Mit Sorge sagt Mark: „Sei vorsichtig!“
„Na klar Boss. Ich bin schon öfter in engen Höhlen getaucht.“
Nun schubst Nils Mark leicht an. „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagt er zu Mark. „Er hatte einen guten Lehrer.“
„Ach, hatte er das?“
„Ja, seinen Vater!“
Torsten nähert sich dem Roboter. „Bin jetzt da”, ertönt es aus dem Mikrofon. Er kommt nun ins Bild und schon sind alle erleichtert, ihn sehen zu können. Gleich beginnt er, die Ketten um den Sarkophag zu legen und verbindet sie mit dem Schekel, dann meldet er sich wieder: „Ok, das müsste es gewesen sein.”
„Gut, dann komm wieder raus. Wir ziehen erst, wenn du wieder oben bist”, sagt Mark, steht auf und geht zum Schacht. Doc bleibt an seinem Platz und beobachtet weiter den Sarkophag. Dina bleibt bei ihm. Einige Studenten ziehen Torsten aus dem Schacht. Der Radlader setzt sich mit Vorsicht in Bewegung und fährt langsam zurück.
Doc ruft: „Mark. Kette jetzt auf Spannung … weiter … er bewegt sich … Kommt … gut so … weiter.”
Der Sarkophag setzt sich in Bewegung und rutscht Richtung Ausgang. Vorsichtig dreht Doc den Roboter um. Er muss vorsichtig sein, weil sehr viel Schlamm und Dreck aufgewühlt wurde. Die Sicht ist nun stark begrenzt. Schon fast bei null. Doc bewegt den Roboter nur einen Meter hinter den Sarkophag her. Sobald er sich weiter entfernt, ist er trotz der kräftigen Beleuchtung blind. Mark beugt sich zum Schacht runter. Stück für Stück kommt die Kette weiter aus dem Wasser, dann erscheint die erste Seite des Sarkophags. Langsam und sanft zieht der Fahrer auf Marks Kommandos weiter. Gut eine halbe Stunde nach der Ankettung, steht der riesige Brocken von fast zwei Metern Länge vor dem Schacht. Aufgeregt laufen alle um ihn herum.
Doch plötzlich ertönt ein Ruf von Doc: „Du solltest mal kommen.”
Sofort eilt Mark Doc zum Monitor nach. Mark kann kaum glauben, was er sieht. Auch Dina sieht mit großen Augen auf den Monitor. Als der Sarkophag aus dem Schacht gezogen wurde, hatte Doc den Roboter wieder zurück gesteuert. An der Stelle, an der gerade eben noch der Sarkophag stand, ist noch ein rechteckiges Loch im Boden, das vom Sarkophag verdeckt wurde. Mit nur gerade einen Meter Seitenlänge geht es senkrecht nach unten. Doc versucht den Roboter hinein zu steuern, doch es ist zu eng. Der Roboter passt einfach nicht hinein.
„Verdammt!”, ruft Mark. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein.”
Torsten stand die ganze Zeit hinter Mark „Dr., ich kann doch da runter tauchen.”
Mark denkt nach: „Wir haben keine Ahnung, was da unten drin ist oder wie es da aussieht und ein Bild haben wir dann auch nicht.”
„Wir werden auch nicht erfahren, was da unten ist, wenn ich es nicht tue und außerdem haben wir doch Funk.”
„Er hat ein sehr gutes Argument”, sagt Doc zu Mark. Nach einigen Sekunden ist Mark dann doch überzeugt. Mit einem Seil gesichert taucht Torsten ein zweites Mal in den Schacht hinab. Doc hat den Roboter an dem Loch in eine gute Sichtposition gebracht. Einen kurzen Moment dauert es nur und Torsten kommt wieder am Roboter an und winkt gut gelaunt in die Kamera. Dann beginnt er langsam kopfüber im Loch zu versinken und ist nun aus dem Bild verschwunden. Ab jetzt ist nur noch Funkkontakt das Lebenszeichen des Studenten. Verbunden mit einem leichten Störgeräusch ertönt es erneut aus dem Mikrofon: „Dr., es ist Stockdunkel hier, … immer noch geht es abwärts.“
Keiner des Teams ist nun mit Ausgrabungen beschäftigt. Alle sehen auf den Monitor, auf das Loch, in dem der Kollege verschwand.
„Bow … schweinekalt hier … Tiefenmesser zeigt jetzt vierzehn Meter.“
„Er ist schon achtzehn Meter unter der Erde”, flüstert Dina Mark zu.
„Ich weiß“, flüstert Mark besorgt zurück. Dann sagt er ins Mikrofon: „Torsten, für wie lange hast du noch Luft?”
„Etwa zwölf Minuten …… Halt … Ich sehe etwas, bin jetzt siebzehn Meter tief.“
Torsten kommt zu einer Abzweigung. Mit einem leicht stärkerem Störsignal sagt er: „Dr. … Tunnel ist zu Ende … es geht jetzt nach links und rechts … in beide Richtungen ist es dunkel … Wohin jetzt?“
Mark denkt nach. Der Luftmangel lässt nun keine Fehlentscheidung zu, oder er muss abbrechen lassen. Mark denkt und grübelt und redet dabei mit sich selbst: „Es geht nach links und rechts, typisch Ägypter. Ägypter! Das ist es. Das Grab ist nach Süden ausgerichtet, also muss er nach ...“ Nun spricht er hektisch ins Mikrofon: „Torsten, du musst nach links.” Sofort taucht er los.