Kitabı oku: «Kolumbien 1993 - Jeder Tag ein Abenteuer»

Yazı tipi:

Kolumbien

1993 - Jeder Tag ein Abenteuer!

Fünf Wochen – Fünf Regionen

Rechtehinweis

Copyright © 2013 Schila Lomcans

Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved.

ISBN Nr. 978-3-8442-7220-8

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Autorenkalligrafie: Claudia Bjerstedt



Prolog

Es ist nun 20 Jahre her und dennoch will ich heute aufschreiben, was damals passierte.

Noch mal 12 Monate zuvor waren Patricia und ich uns nähergekommen und schließlich ein Paar geworden. Ich stand kurz vor dem Ende meines Studiums und es war Patricia, die mir den Antrieb gab es schnellstmöglich abzuschließen. Nicht, weil ich vorher getrödelt hätte, sondern weil ich durch unsere Beziehung endlich den Wunsch verspürte dauerhaft bei einer Frau zu bleiben, eine Familie zu gründen und sozusagen ernsthaft zu werden. Wir lebten schon nahezu ein Jahr zusammen, als ich im Frühling des Jahres 1993 erfolgreich mein Diplom absolvierte. Nun stand die nächste Bewehrung für uns auf der Agenda und das war ein langer gemeinsamer Urlaub, ehe ich meine Stellung antreten sollte, um den erlernten Beruf auszuüben.

Patricia kannte Kolumbien schon von früher und hatte dort eine Freundin aus einer Familie der gehobenen Mittelschicht in Bogota.

Heute sehe ich ab und an im Fernsehen oder dem Internet den einen oder anderen Bericht über Kolumbien und ich bin ehrlich etwas erstaunt, wie langsam sich die Dinge dort entwickeln. So gesehen ist auch nach 20 Jahren dieses Buch noch interessant und die vielen Dummheiten, aus denen sich die Abenteuer ergaben, die diesem Text zugrunde liegen sind wohl unserer Jugend zuzuschreiben. Tatsächlich war ich damals 26 Jahre alt, konnte kein Wort Spanisch und hatte eine vollkommen falsche Vorstellung von dem, was mich erwarten sollte.

Patricia hat seinerzeit ein Reisetagebuch geführt und nur allzu gerne würde ich heute darauf zurückgreifen. Leider haben sich vor 10 Jahren unsere Wege getrennt und sie spricht bis heute nicht mehr mit mir. So müssen die Bilder und Erinnerungen an diese Reise ausreichen, um alles aufzuschreiben und wenn ich ehrlich bin, so ist dies nicht eine Reise, sondern es sind fünf.

Nein, wir sind nicht fünfmal nach Kolumbien gereist – obgleich dies durchaus erstrebenswert wäre – sondern die Reise ist in fünf Regionen unterteilt, die wir jeweils eine Woche lang bereist haben:

Karibikküste

Santa Marta, Cartagena und etwas den Rio Magdalena hinauf Mompós

Pazifikküste

Cali, Buenaventura und Isla Gorgona

Karibik

St. Andres und Providencia

Anden

Villia de Lejva

Popayan bis Inzá

Die Wochenenden verbrachten wir jeweils in Bogota bei der Freundin von Patricia und deren Familie.

Mein Name ist Tom und das sind unsere Geschichten aus Kolumbien:

Ankunft in Bogota

Wir kamen damals mit einer 747 aus Europa via Caracas nach Bogota. Die meisten Passagiere hatten in Caracas das Flugzeug verlassen und so waren wir fast alleine, als die Boeing auf dem internationalen Flughafen in Bogota aufsetzte. Entsprechend schnell waren dann auch die Einreiseformalitäten erledigt und das Gepäck abgeholt. Mit einem Taxi ließen wir uns zum Haus von Maria, Patricias Freundin, unweit des Stadtzentrums von Bogota bringen.

Wir waren etwas zu früh dran und Maria noch nicht von der Arbeit zu Hause angekommen, aber wenige Minuten später saßen wir schon in Ihrem zu Hause und Ihre Hausangestellte versorgte uns mit allem nötigen, bis Maria schließlich eintraf. Maria war, wie mir schien, wie viele Menschen in Kolumbien, nicht besonders groß, etwa Anfang 30 hübsch, freundlich und, ihrem Stand gemäß, im Look und Chic der „zivilisierten“ westlichen Welt gekleidet. Nach allem, was ich auf der Fahrt vom Flughafen bis hierher beobachtet hatte, passte ich noch besser nach Kolumbien, als diese Frau. Aber so denkt man nur, wenn man sich nicht bewusst ist, dass es in Kolumbien eine deutliche Trennung zwischen den Nachfahren der Eroberer und den Nachkommen der Ureinwohner, der afrikanischen Sklaven und den sich aus diesen Gruppen ergebenden Mischlingen gibt. Einige Länder hatte ich auch zu diesem Zeitpunkt bereits bereist und so deutlich hatte ich eine Trennung zwischen Führungselite und Volk bisher noch nie wahrgenommen. Offenbar wusste ein jeder, wo sein Platz sei, und war dort für sich und seinesgleichen glücklich. Die einen leben in Häusern und Palästen mit Golfklubs und der Gleichem mehr. Die anderen in selbst gezimmerten Behausungen. Wer sich hier zur Mittelschicht zählen darf, hat fließendes Wasser im Haus und einen Kühlschrank. Die Oberschicht lebt etwa wie Deutsche der gehobenen Mittelschicht und die Mächtigen, also ob es kein Morgen gäbe.

Mit Vorurteilen bin ich nach Kolumbien gekommen, und wenn es etwas gibt, dass schnell klar wurde, dann, dass die Vorurteile vollkommen falsch waren. Seinerzeit waren Entführungen durch die Guerilla immer wieder Thema im europäischen Fernsehen und die Kokainmafia Kolumbiens eine zu Tode gefürchtete Gesellschaft. Nun ehrlich gesagt ganz ähnlich wie heute ja auch.

Tatsächlich habe ich in den fünf Wochen ständig Gebiete bereist, in denen es sowohl von Guerilleros als auch von sogenannten Narkos wimmelte. Getroffen oder belästigt worden sind wir aber weder von den einen noch den anderen.

Man sollte meinen, wir Deutschen wüssten, was Rassismus ist. Nun ich dachte das auch. Was wirklicher Rassismus ist, habe ich damals in Kolumbien aber erst lernen und begreifen müssen. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich daran gewöhnen könnte.

Tatsächlich haben wir dann auch mehr Zeit in Gebieten zugebracht, in denen die Mehrzahl der Einwohner lebt und Städte mit ihren Sozialunterschieden überwiegend gemieden.

Da wir keine festen Pläne gemacht hatten und alle Reisen innerhalb Kolumbiens mit einem lokalen Reiseveranstalter organisieren wollten, mussten wir nun mit Maria unsere Reiseroute festlegen. Einige Diskussionen später waren die groben Pläne gemacht und Maria kümmerte sich mit einer Reiseagentur um den Rest. Wir ruhten uns erst mal aus von der Reise und gingen später mit Maria in einen angesagten Klub unweit ihres Hauses. Es waren nicht mal 200 Meter zu bewältigen und dennoch bestand Maria darauf, dass wir das Auto nahmen. Ja, es war eine Sicherheitsfrage und sowohl bei der Abfahrt als auch bei der Ankunft wurden wir von Sicherheitspersonal beaufsichtigt, damit uns auch ja nichts passieren würde. Die würzigen Wings im Klub, der Champagner und die dazu gereichten Ormigas 1 waren einfach köstlich.

Mein Ansinnen, die Innenstadt von Bogota zu Fuß zu begehen wurden mir schlicht weg verboten. Das wäre doch zu gefährlich und es wäre doch besser, einen Klub aufzusuchen, um sich dort etwas zu entspannen. So erklärte man es uns am folgenden Morgen und so kam es dann auch. Tatsächlich habe ich Bogota nur vom vorbeifahren kennengelernt. Dafür kenne ich nun die Klubs der High Society und das Reisebüro, das unsere Inlandsreisen organisierte. Ehrlich? Mehr habe ich von Bogota nicht in Erinnerung und auch nicht auf den Bildern.


Erster Abschnitt
Karibik Küste Barranquilla

Die Motoren der 727 verstummten vor dem kleinen Flughafengebäude von Barranquilla. Patricia und ich suchten und fanden das Gepäck und ein Taxi, das uns an die Küste unweit der Stadt Barranquilla brachte. Auf dem Weg passierten wir mehrere mit Stacheldraht errichtete Straßensperren der Guardia Civile und überfuhren ein streunendes Huhn. Nein, gestoppt haben wir nur wegen der Maschinengewehre nicht wegen des Huhns. Wenig später checkten wir in einem äußerst einfachen Hotel ein, belegten dort ein spartanisches Zimmer und schauten uns ein wenig am Pool um. Etwas hungrig von der Reise bestellte Patricia „Huevos Pericot”2 und ein paar andere Kleinigkeiten für uns. Wir chillten am Pool, warteten auf das Essen und die Reiseleitung. Für den kommenden Tag, wie auch den Rest der Woche hatten wir so einiges vor. Geplant war zunächst eine Fahrt mit einem Schnellboot, das uns zu kleinen Inseln bringen sollte, die etwa 2 Stunden vor der Küste lagen. Dann wollten wir nach Santa Marta zu den „Ecohabs“ und von dort zu Fuß zu einer Indio-Siedlung, die einige Kilometer im Landesinneren lag. „Ciudad Perdita“ wäre auch unser Wunsch gewesen, aber der Hubschrauber war nicht startklar und zu Fuß sprengte es sowohl unsere körperlichen Möglichkeiten als auch unseren Zeitplan. Ein Tag Bootsentspannung, schwimmen und schnorcheln. Dann nach Cartagena und von dort über Magangué nach Mompós, El Banco und zurück nach Barranquilla. Die Strecke Magangué bis El Banco wollten wir auf dem Rio Magdalena zurücklegen.

Viel vor für eine Woche, aber wir waren ja erst angekommen und ohnedies noch im Stress und Zeitgefüge Europas gefangen. Das war wohl auch der Grund, warum ich nicht verstehen konnte, dass Eier und Essen so lange auf sich warten ließen und die Reiseleitung erst einiges nach Ende der Mahlzeit vorstellig wurde. Zeit ist Kolumbien zwar eine Konstante, findet aber im täglichen Leben Kolumbiens nur wenig Beachtung, wie ich noch mehrfach erleben durfte. Prioritäten sind dort anders verteilt und hat man sich erst einmal daran gewöhnt, so kann man gar nicht mehr verstehen, wieso es in Europa oder anderen industrialisierten Erdteilen so anders läuft als beispielsweise hier.

Das Wetter war uns wohl gesonnen. Wir ließen den Tag am Pool ausklingen und gingen früh zu Bett. Noch war der Jetlag unser Begleiter und die Abfahrt war für den frühen Morgen geplant.

Patricia, so schien mir, war hier anders als zu Hause. Sie rückte näher als sonst, war fröhlicher und freute sich zusehends ihre Spanisch-Kenntnisse zum Einsatz zu bringen. Ich selbst sprach gar kein Spanisch, hatte aber, vor allem wohl durch meinen Französisch-Unterricht schon bald so einiges drauf und verstand oftmals schneller, was die Gesprächspartner meinten als Patricia.

Wenn es etwas gibt, dass Ihnen in Kolumbien sofort auffallen wird, so ist es die Musik. Sie begrüßt Sie, wenn Sie ankommen, und verlässt Sie zu keinem Zeitpunkt, bis Sie Kolumbien wieder verlassen. Immer ist irgendwo ein Radio im Einsatz und man hört die stets gleichartigen Lieder die sich meist um eines drehen: die Liebe und das Herz. Tausende Geschichten darüber habe ich wohl von Hunderten Sängern in Kolumbien gehört und doch nicht verstanden. Eins aber ist sicher. Die Menschen in Kolumbien sind wie Ihre Musik. Etwas melancholisch aber herzensgut und immer verliebt. Die größte Liebe haben sie wohl zu ihrem Land, und auch wenn sie im größten Dreck an der Straßenecke sitzen und keine Peso bei sich tragen, so lächeln sie doch und hadern nicht mit ihrem Leben. Sie helfen sich gegenseitig und ich glaube wirklich, dass ich nicht eine Auseinandersetzung in diesen Wochen erlebt habe. Dies gilt wohl nur deshalb, weil wir die Städte meist gemieden haben und überwiegend so zu sagen bei den Menschen auf dem Land, den Campesinos unterwegs waren. Es mag sein, dass die Menschen in den kolumbianischen Städten ganz anders sind, aber bei uns ist das ja auch so.

Ein paar Papageienschreie und etwas Musik weckte mich aus meinen Träumen und aus dem Fenster unserer „Hotelhütte“ sah ich den Morgen grauen.

Nach Käfern im Zimmer hatte ich erst gar keine Ausschau gehalten. So was findet sich in diesem Land überall und lässt sich wahrscheinlich auch nicht in wirklich guten Hotels ausschließen. Meist bleiben die am Boden in irgendwelchen Ecken oder ritzen und ignorieren mich genauso wie ich sie.

Patricia schlief noch und so trat ich auf leisen Sohlen meinen Ausflug zum Pool an. Kolumbien ist ein warmes Land, zumindest, wenn man sich auf Meeresniveau befindet, und ein morgendlicher Sprung in den Pool genau das Richtige, um den Tag zu beginnen.

Ein paar Bahnen und Vorbereitungen später saßen wir auch schon in einem langen Holz-Boot, das von einem PS starken Motor in wilder Hatz über das relativ ruhige Meer schoss. Das Festland blieb schnell weit hinter uns zurück und nur allmählich erkannte man voraus kleine Fleckchen am Horizont. Die Inselchen, die unser Ziel waren.

Etwa 2 Stunden später betraten wir den Strand einer Privatinsel. Sie war klein, der Strand an beiden Seiten von Mangroven bewachsen und hatte ein großes herrschaftliches Gebäude aus Holz, das sich auf zwei Etagen entlang des Strandes schmiegte. Eine offene Bauweise, ohne Wände und Fenster, durch die Luft ziehen konnte und die nur durch ihre Konstriktion in Räume unterteilt war. Alte Fischernetze und präparierte Meerstiere schmückten, genau wie verschiedenes Strandgut, die imaginären Wände und sorgten so für weitere Unterteilung im Inneren. Gleich neben dem Gebäude gab es ein paar brackige Tümpelchen in denen eine große Anzahl von wilden Flamingos nach Nahrung schnatterte.

Der Reiseleiter erzählte einiges zur Geschichte dieses Platzes, aber nur eines blieb mir in Erinnerung: Wir waren auf einer Privatinsel der Narkos zu Besuch.

Weiter ging die Fahrt und nur kurze Zeit später kamen wir an ein Eiland, das gegensätzlicher gar nicht sein konnte. Es scheint, als rage hier ein winziges Atoll aus dem Meer. Kein Sand nur Kalkformationen. Nahezu rund und etwa 80 – 100 Meter im Durchmesser. Ringsum entlang der Küste mit schäbigen Hütten bestanden und im Gegensatz zur Narko Insel nicht menschenleer, sondern vollkommen überbevölkert. Um nicht die Füße an den scharfkantigen Kalkformationen zu verletzen, hatten die Menschen auf dem durch die Hütten gebildeten Innenhof zerstoßene große Muschelstücke und dergleichen benutz, um ein Planum zu erstellen.

Es gab einen Kai und große Mengen von Kokosnüssen, die in großen Haufen aufgetürmt in der prallen Sonne auf ihre Verarbeitung warteten. Alle Einwohner lebten davon, diesen Naturrohstoff in verschiedene Produkte zu verarbeiten. Manche waren für das Entfernen der weichen Außenhaut und der darunterliegenden Fasern zuständig, während andere die Nüsse teilten und den Saft oder das Fleisch gewannen und wieder andere die Fasern trockneten und dann zu Matten verwoben. Das Erstaunlichste aber war, dass es auf der ganzen Insel gar keine Palmen gab.

Hier lebten Familien in einer Art von Generationenhäusern zusammen. Vom Baby bis zum Alten waren alle Altersklassen vertreten und wirkten zusammen um das Gelingen des Ziels zu erringen. Süßwasser gab es dort keines und auch alle anderen Lebensmittel mussten herbeigeschafft werden.

Wen wundert es, dass ich bereits auf dem Rückweg zum Festland ungläubig vor mich hin sinnierte. Wenn Sie mal ein Kind haben, das nicht versteht, welches Privileg es hatte, als es in Ihre Familie geboren wurde, dann schicken Sie es an diesen Ort. Es wird anschließend nie wieder „Nein“ sagen, wenn Sie es um Mitarbeit bitten und es wird verstehen, dass der Besuch einer Schule kein Zwang, sondern eine Auszeichnung ist.

Der Abend verlief ruhig und harmonisch. Patricia machte ein paar Notizen in ihr Reisetagebuch und ich saß nach Sonnenuntergang noch im Liegestuhl am Pool. Spät gingen wir in diesem Land nie zu Bett. Der natürliche Lauf des Lebens beginnt hier früh und endet früh. Die Sonne geht schnell auf uns schlagartig unter. Mit ihr erwacht das Leben und endet der Tag. Noch ein Cervesa 3 und dann bis morgen.

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