Kitabı oku: «Seewölfe - Piraten der Weltmeere 700»

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Impressum

© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

eISBN: 978-3-96688-122-7

Internet: www.vpm.de und E-Mail: info@vpm.de

Sean Beaufort

Die Dschungelwölfe

Der letzte Kampf um die Schebecke entbrennt

Capitán Luis de Xira stützte sich schwer auf das Schanzkleid und starrte in den dunklen Dschungel, aus dem die vielen lauten Geräusche der nachtjagenden Tiere ertönten. Der Portugiese schwankte zwischen Haß und Erschöpfung, zwischen Angst und rasendem Zorn, zwischen einem Rest von Aberglauben und dem Wunsch, diesen verdammten Dschungel anzuzünden. Die Augenpaare, die ihn anstarrten wie die eines Gespenstes, gehörten zu Tieren, die andere Tiere jagten und fraßen.

Auch er und seine kleine Crew wurden gejagt. Der Feind steckte im Dschungel.

Er kannte diese Strolche nicht, die seine verzweifelte Arbeit ständig störten. Aber er war entschlossen, jeden zu töten, der sich zwischen ihn und die Stunde stellte, in der sie davonsegeln würden.

Es dauerte nur noch wenige Stunden. Dann war das Notruder fertig …

Die Hauptpersonen des Romans:

Luis de Xira – der portugiesische Capitán hat nur einen Wunsch: so schnell wie möglich aus der Bucht zu verschwinden.

Pete Ballie und Blacky – bewähren sich als Wildentenfänger und bringen eine Beute von neunundzwanzig „Schnattertanten“ ins Lager.

Don Juan de Alcazar – hat mehr Glück als Verstand, als er zwei Antilopen zur Strecke bringt.

Dan O’Flynn – betätigt sich als Artist und schaltet den portugiesischen Stückmeister aus, der gerade seine Drehbasse auf die Seewölfe abfeuern will.

Philip Hasard Killigrew – braucht viel Geduld, um den richtigen Augenblick zum Entern der Schebecke abzupassen.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Capitán Luis de Xiras tiefliegende, dunkelbraune Augen verrieten nicht, wie es um seine Stimmung stand. Er beherrschte sich nur noch mühsam, aber es erleichterte ihn, wenn auch nur wenig, daß er arbeiten mußte. Er selbst schuftete vom Morgengrauen bis in die späte Nacht – weit mehr als jeder seiner Männer.

De Xira hatte Angst.

Er fürchtete um sein Leben und um das seiner letzten zehn Mannen.

Alvaro Belmonte, trotz der frühen Stunde bereits schweißüberströmt, richtete seinen Rücken gerade und deutete mit dem Daumen über die Schulter.

„Morgen früh sind wir verschwunden, endgültig“, sagte er halblaut.

„Das glaube ich erst, wenn wir auf hoher See und auf Südkurs sind“, entgegnete de Xiras mürrisch. „Gute Arbeit, das alles.“

„Ja. Sieht ganz gut aus“, antwortete Pedro Pascual und hämmerte weiter.

Das Ruderblatt war und blieb verschwunden. Wer es gestohlen hatte, während auf der savannenähnlichen Fläche die Strohpuppe brannte, wußten die Portugiesen nicht. Sicherlich dieselben Schurken, die in den Nächten heulend und dröhnend als Spukgeister erschienen und daran schuld waren, daß ein halbes Dutzend der Crew kopflos geflüchtet war.

Sie hatten die Taue durchschnitten sowie mehrmals die Balken und Stützgerüste losgeschlagen und eingerissen. Schließlich hatten sie auch noch ein Beiboot und eine Tranfunzel gestohlen. Sie würden, wenn sie die geringste Möglichkeit dazu hatten, in der nächsten Nacht wieder zuschlagen.

„Aber sie kommen mir nicht an Deck“, schwor sich der Stückmeister, der in den letzten Stunden die Pistolen durchgesehen und frisch geladen hatte, ebenso zwei Drehbassen. Er würde auf alles feuern, was sich bewegte.

Das Notruder würde eine einfache, aber wirkungsvolle Konstruktion werden. Ein langes, rechteckiges Stück Holz, aus breiten Planken mit Querbändern hergestellt, würde mit dem Schaft durch die Öffnung geschoben werden, über der die Pinne auf dem wirklichen Ruderblatt lag. Sämtliche Befestigungen bestanden nicht mehr aus Metall, sondern aus Leinen und Tampen.

Bartolomeu Gomes hob den Kopf. Er glaubte, wieder einen fernen Donnerschlag gehört zu haben.

„Schon wieder Ärger in Kavali?“ murmelte er und zuckte mit den Schultern.

Aber das Geräusch wiederholte sich nicht, und als er mit rotgeränderten Augen die Umgebung ausspähte, sah er vor den Hügeln, hinter denen seines Wissens das elende Kaff Kavali zu liegen schien, nur eine kleine Schafherde. Die Tiere fraßen am dürren Gras, und der Hirte, winzig klein, schien sich für alles andere als das Schiff zu interessieren.

„Hoffentlich brennt alles ab“, sagte Gomes und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

Cristobal Dias und Nicolao Lamego, der Stückmeister, wateten, schwammen und balancierten zwischen Heck und Stützgerüst und bereiteten die Leinenenden vor, mit denen das Notruder leicht beweglich belegt werden sollte. Die Arbeit ging gut voran, obwohl die Müdigkeit groß und die Stimmung der winzigen Crew mehr als miserabel waren.

„Alberto!“ rief der Kapitän. „Bring uns etwas zu trinken!“

Heute sorgte der Messerwerfer für Backen und Banken. Gottlob hatten die Seewölfe genügend gebunkert. Die Vorräte für die Crew reichten mindestens einen Monat lang. Schließlich waren nur noch elf von einst fünfunddreißig Mann übriggeblieben.

„Sofort, Capitán!“ rief Alberto Roque aus dem Luk und verholte zur Kombüse.

Keiner von ihnen konnte sich erklären, was hinter den Hügeln und dem kümmerlichen Saum aus Gebüsch und braunen Palmenwedeln vorgefallen sein mochte.

Gestern, am Nachmittag, schien die Erde kurz gebebt zu haben. Dann hatten sie dumpfe Donnerschläge gehört. Schließlich war am Himmel eine große, träge davonziehende Wolke erschienen. Wolken dieser Art und Farbe hatten sie noch nie gesehen, jedenfalls nicht über dem Meer. Hier schien ein riesiger Brand gewütet zu haben, obwohl sie weder am Tag noch in der Nacht Flammen oder den Widerschein von Feuer hatten sehen können, auch nicht durch die Spektive.

Ob es etwas mit der Schwefelmine zu tun hatte?

Jedesmal, wenn de Xira daran dachte, zuckte er nur mit den Schultern. Schon möglich. Für ihn gab es Wichtigeres. Er hob die kleine Zimmermannsaxt und versuchte, die Oberfläche der wuchtigen Planke zu glätten. Unter den Schritten der Männer erzitterte das Achterdeck und das Grätingsdeck der Schebecke.

Der Tag hatte eben erst angefangen.

Er versprach, heiß zu werden, aber im Nordosten türmten sich schon jetzt Wolken auf. Sie versprachen Regen, wenn nicht Schlimmeres.

„Gleichgültig“, murmelte de Xira und wischte mit dem Unterarm den Schweiß aus dem Gesicht. Die Bartstoppeln kratzten.

„Wenn wir das echte Ruderblatt noch hätten“, sagte Alberto und hob den Krug und die Becher. „Hierher! Ein Schluck Wein wird keinem schaden.“

Lamego enterte auf. Sie hatten die Jakobsleiter an Backbord über das Schanzkleid zum Wasser abgefiert. Auch der Stückmeister, ein sonst kräftiger Mann, war am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Obwohl es achtern gut aussah, war auch sein Gesicht von Verzweiflung gezeichnet. Jeder von ihnen hatte längst ein paar dutzendmal bereut, sich auf Drawida Shastri eingelassen zu haben.

„Von mir aus können wir das Notruder abfieren“, sagte er und schnappte sich den Becher. „Seid ihr soweit?“

„Da fehlt noch etwas“, antwortete der Kapitän.

„Wir werden schon rechtzeitig fertig“, meinte Alvaro Belmonte, der Erste.

Er schliff wie ein Besessener an den weniger glatten Holzteilen und schaute auf. Über die Schultern der anderen Seeleute hinweg sah er in der Richtung, in der sie Kavali und die Schwefelmine vermuteten, eine fahle Wolke davontreiben.

Das Sonnenlicht lag voll auf dem Gespinst und färbte es tatsächlich schweflig gelb. War das Rauch oder Staub? Hatte es in Kavali gebrannt, oder hatten die verdammten Inder die Mine in die Luft gejagt?

„Wir schaffen alles“, knurrte de Xira und stürzte den Wein herunter. „Auch diese Bucht. Und zwar bald.“

Wolken im Nordosten – der Monsun, der in den zurückliegenden Tagen wenig Wind und keinen Regen gebracht hatte, erhob sich wieder. Wolken über dem Land – was war wirklich bei den Indern passiert? Die wenigen Ochsengespanne, die sie zufällig fast am Rand der Ebene gesehen hatten, die kleinen Herden – die Inder schienen keineswegs beunruhigt zu sein.

Luis de Xira dachte auch an die Seewölfe. Sie waren in die Schwefelmine verschleppt worden. Und wenn die Inder die geflüchteten, abergläubischen Hundesöhne aus seiner eigenen Mannschaft geschnappt hatten, dann konnte er sich drastisch genug vorstellen, wo und wie sie endeten. Nämlich so wie die Männer um Killigrew. Er warf Roque den Becher zu und ging wieder an die Arbeit.

„Also, Freunde“, sagte er eine halbe Stunde später in einem Tonfall, der sie alle einhalten ließ, „wir sehen zu, daß wir gegen Mittag das Notruder eingebaut haben. Wir klaren dann auf, so schnell wie es geht. Dann verschwinden wir.“

Er zeigte zu den Monsunwolken.

„Wir müssen die Bucht verlassen haben, bevor die Wolken da sind, sonst gelangen wir weder in der Nacht noch am Morgen aus der Bucht. Das Beiboot vergessen wir, eins ist genug für uns.“

„Verstanden, Capitán“, sagte der Erste und nickte zufrieden. „Ich denke, das ist zu schaffen.“

„Das denke ich auch. Das müssen wir schaffen“, entgegnete der Kapitän. „Los, weiter. Auf See können wir ausschlafen.“

„Si, Capitán.“

Das Sägen, Hämmern und Schleifen ging weiter. Langsam schwang der provisorische Ladebaum herum, die Enden glitten über Deck, die Blöcke knarrten und klapperten gegeneinander.

Die Männer, die im warmen Wasser der Bucht arbeiten, erzeugten plätschernde Geräusche. Im nahmen Dschungel kreischten die Vögel, und die seltsamen Schreie der Affen rissen nicht ab.

Kapitän Philip Hasard Killigrew fuhr mit dem Kamm aus Fischbein, den Dan O’Flynn von seinen verschwundenen Fischerfreunden aus Madras erhalten hatte, durch sein sauberes, aber triefendes Haar. Das dreckige, zerfetzte Hemd oder dessen schäbige Reste lagen zwischen den Wurzeln des mächtigen Baumes, an denen der schmale Wasserlauf vorbeirieselte.

Hasard fühlte sich erfrischt, sauber und nicht mehr durstig. Der letzte Geruch und Geschmack nach dem verdammten Schwefel war vergangen. Nur die langen, inzwischen weichen Bartstoppeln störten ihn. Allerdings störten ihn noch einige andere Dinge.

Clint, der tüchtige Moses, tauchte zwischen den Büschen auf und grinste breit.

„Sir“, sagte er in seiner gewohnten Fröhlichkeit, „ich komme gerade von unserem Ausguckbaum.“

Hasard nickte ihm lächelnd zu. Natürlich fand er, was der Kleine seit dem Überfall Shastris in Madras geleistet hatte, der Bewunderung wert.

„Und was hast du von deinem Baum aus gesehen? Etwa Sir John, unsere Radauente?“

„Interessante Sachen, Sir.“

„Erzähl“, forderte ihn Hasard auf, während er seine Zehen mit Sand, staubiger Lagerfeuerasche und viel Wasser säuberte. Er war einer der letzten, die sich den Wonnen eines Bades hingaben. „Was haben die Portus inzwischen fertiggekriegt?“

Dan O’Flynn, sein Söhnchen Hasard und der Moses hatten den Seewölfen berichtet, auf welch denkwürdige Weise sie die Tage und Nächte in der Nähe der Schebecke verbracht hatten.

Die Erleichterung, die er nach den ersten Fragen, Antworten und Zusicherungen empfunden hatte, betraf jeden der Arwenack-Crew. Jetzt hatten sie Zeit, die Einzelheiten zu erfragen, darüber zu sprechen, zu beraten und selbst nachzusehen. Die nächste Antwort des Moses beruhigte den Seewolf noch mehr.

„Das Notruder wollen sie gerade einhängen. Sie schuften wie die Teufel“, sagte Clint.

„Ist jemand auf dem Baum? Bist du abgelöst worden?“

Clint nickte.

Die Hälfte der Arwenacks hatte sich irgendwo in der Nähe des Lagerfeuers einen möglichst ruhigen und gemütlichen Platz gesucht und schliefen oder versuchten es, nachdem sie Beeren, Bananen und andere Früchte gegessen hatten, die hier im Dschungel zu finden gewesen waren.

Sie alle hatten versucht, die letzten Spuren ihres schwefligen Abenteuers aus den Haaren, den Bärten und von der Haut zu waschen. Die Stiefel derer, die sie bis hierher gerettet hatten, hingen an den Ästen und trockneten.

„Hasard und Philip, sie sind oben und beobachten die elf Portus.“

„Recht so. Aber sie haben das Notruder noch nicht gebrauchsfertig?“ fragte der Seewolf und versuchte, sich mit dem Fetzen, der einmal der Arm seines Hemdes gewesen und jetzt einigermaßen sauber, aber triefend naß war, abzutrocknen. „Oder etwa doch schon?“

Clint schüttelte den Kopf. „Vor Mittag ist das nicht möglich. Aber sie könnten schon vor Einbruch der Nacht ablegen. Der Anker ist an Bord, am Kranbalken. Sie haben zum Land vertäut, kommen also schnell los.“

Schweigend hörte Hasard zu. Big Old Shane saß in der Nähe des Feuerchens und schnitzte aus einem wuchtigen Ast einen handlichen Knüppel. Dabei riß er den Mund weit auf und gähnte hingebungsvoll.

„Ihr habt das Ruderblatt gut versteckt?“ fragte Hasard nach einer Weile.

Der Moses nickte.

Dan O’Flynn schlenderte heran und setzte sich auf die nächste Baumwurzel.

„Wie schnell habt ihr es ausgebuddelt?“ frage der Seewolf, und seine eisblauen Augen blitzten. Er schien über einen aufregenden Einfall nachzudenken.

„Dauert keine halbe Stunde, Sir“, erwiderte Dan.

Hasard winkte die beiden zu sich heran und fragte halblaut: „Habt ihr vielleicht auch festgestellt, wie die Strömung in der Bucht verläuft? Gibt es dort eine Strömung, die ihren Namen verdient?“

Dan und Clint schauten sich an und dachten nach. Schließlich sagte Dan O’Flynn: „Klar. Die Strömung ist nicht gerade schwach. Wir haben es gemerkt, als wir ums Schiff herumschwammen und spukten. Die Strömung kommt an der nördlichen Huk herein und wird am Südende der Bucht wieder hinausgesogen.“

„Hervorragend.“ Der Seewolf lachte kurz. Sein Magen knurrte, und er dachte an die Vorräte unter Deck der Schebecke. Er sagte: „Die Kerle scheinen gut zu arbeiten, sie verstehen wohl etwas von diesem Geschäft. Ich möchte nicht, daß wir, kaum ist das Schiff wieder in unserem Besitz, noch mehr schuften müssen als in der Schwefelmine. Wenn sie das Ruderblatt hätten …“

„… würden sie es lieber einbauen als ihr lausiges Notruder“, ergänzte Dan und grinste breit. „Ausbuddeln, Sir?“

„Ausgraben und dafür sorgen, daß sie es bald in der Strömung treibend finden, und zwar ziemlich nahe an der Schebecke. Ich möchte ein einwandfreies Schiff besetzen. Notruder!“

„Aye, aye, Sir“, sagte Clint. Schlagartig war seine gute Laune wieder da.

Der Seewolf sagte: „Holt euch die Zwillinge. Meine Söhnchen haben lange geschlafen und sind stark und ausgeruht. Seht zu, daß euch niemand bemerkt. Ich könnte mir denken, daß die Portus aufgeregt sind und auf jeden schießen. Sie dürfen nicht wissen, was sich im Dschungel versteckt.“

„Verstanden, Sir.“

„An Deck liegen Pistolen. Die Drehbassen sind wieder geladen“, berichtete Dan. „Dieser Stückmeister Lamego ist ein ziemlich harter Brocken.“

Hasard sah sich im halbdunklen Wald um und schien wieder mal seine Arwenacks zu zählen. An den Ästen trockneten die ausgespülten Kleidungsstücke, und Ben Brighton bearbeitete nach dem Rezept Clintons und Hasard juniors seine Stiefel mit dem öligen Saft!

„Um so mehr müßt ihr aufpassen“, sagte er nachdenklich. „Los, holt das Ding und seht zu, daß es ihnen direkt vor die Nase treibt. Und seht nach, ob die Jolle noch in ihrem Schilf versteck ist. Schnell.“

„Aye, aye, Sir.“

Dan und Clint liefen in langsamem Trab zum Feuer und auf dem Pfad weiter in Richtung der Bucht. Der Pfad war mittlerweile tief ausgetreten. Vom kleinen Kessel über den Flammen zog ein strenger Geruch durch einen kleinen Teil des Waldes. Der Kutscher und Mac Pellew hatten Würzkräuter gefunden, deren Geschmack ihnen bekannt war. Sie versuchten, einen Tee zu kochen, der nicht allzu übel schmeckte.

Ben Brighton, der Erste, sandte den beiden einen langen, verwunderten Blick nach. In diesen Stunden schien es undenkbar, daß jemand freiwillig rannte. Hinter einem Baum drang des Schnarchen des alten Admirals und Higgys hervor, die sich auf Moos und Laub ausgestreckt hatten und von besseren Zeiten träumten.

Die Zwillinge waren vom Ausguckbaum abgeentert und flüsterten mit Dan und Clinton Wingfield. Dann, als sie verstanden hatten, um was es ging, folgten sie Hasard junior, der sich nach Osten wandte und auf dem uralten Tierpfad entlang dem unsichtbaren Ufer der Bucht die Gruppe in Richtung des freien Geländes führte.

Clint rief nach fünfzig Schritten halblaut: „Und was tun wir, wenn die Portus das Ruderblatt zwar sehen, aber es nicht einbauen wollen?“

Philip junior drehte den Kopf und rief über die Schulter zurück: „Dann wird es eben Ferris Tucker mit unserer Hilfe einbauen. Schließlich ist er unser Zimmermann.“

Dan war anderer Meinung. „Der Kapitän de Xira ist ein gründlicher, gewissenhafter Mann. Ihr habt gesehen, daß es kaum eine Wuhling gibt, daß er, trotz der Arbeit, die Schebecke aufklaren läßt.“

„Er denkt ja auch, daß es sein Schiff ist!“ rief Hasard. „Also lohnt sich die Arbeit. Auch mit dem Ruderblatt. Bis sie es an Deck gehievt und vertäut haben, ist es auch eingebaut. Das Gerüst steht noch immer.“

„Wahrscheinlich freuen sie sich also über das Treibholz“, sagte Clint zufrieden. Er hatte sich überzeugen lassen.

Sie liefen durch den Dschungel, der sich allmählich zu lichten begann. Die meisten Tiere, die vor Tagen noch ohne Scheu die zweibeinigen Mitbewohner angestarrt hatten, schienen vom Lärm und der Anwesenheit der übrigen Seewölfe vertrieben worden zu sein. Nur die vielen Vögel und Affen ließen sich nicht stören.

Aber die vier jungen Leute sahen keine frischen Spuren, auch nicht, als sie durch das Buschwerk stießen und auf die zerzausten Palmen zugingen, die schräg vor der niedrigen Düne aufragten.

Clint deutete nach oben. „Auf dem Rückweg sollten wir die Kokosnüsse mitnehmen. So viele wie möglich. Da kriegen wir etwas zwischen die. Zähne.“

Hasard lachte und rief: „Du willst doch aus der Milch nur wieder einen Palmwein gären und dich hoffnungslos vollaufen lassen, Kleiner.“

„Genau daran habe ich gedacht“, sagte Clint grinsend und zeigte auf den Zweig und das Treibholz, mit dem sie ihr Versteck markiert hatten. Wind und ein flüchtiger Regen hatten längst alle anderen Spuren verwischt.

„Hier ist es“, sagte Clint. „Los!“

An vier Stellen, die er bezeichnete, gruben sie mit bloßen Händen im Sand. Sie brauchten nicht tief und lange zu scharren, dann stießen sie auf das trockene, glatte Holz. Minuten später hatten sie das Ruderblatt in voller Länge und Breite freigeschaufelt, griffen unter die Kanten und hoben es aus der Grube.

„Wohin, Dan?“ fragte der Moses. „Ich meine, es ist sicherer, wenn wir es erst hinter dem Schilf ins Wasser schieben.“

„Richtig“, erwiderte Dan O’Flynn. „Wir sind zu Fuß schneller als die Strömung.“

Sie schleppten das schwere Stück wieder auf den Wald zu, vorbei am Landeplatz des Fischerbootes von Nanak und Balshak, mit dem Dan und Hasard junior hier so überraschend aufgetaucht waren, durch ein Stück sumpfiges Gelände und am Schilfgürtel vorbei.

Dan rief: „Sieht jemand das Beiboot?“

Hasard junior schob die Halme auseinander, watete ein paar Schritte auf den Mittelpunkt des Schilfes zu, scheuchte ein paar Wasservögel auf und entdeckte zwischen dem Röhricht den Bug des Bootes.

„Alles in Ordnung“, sagte er. „Die Portus haben’s nicht gesucht und auch nicht gefunden. Vielleicht baut ein Seeadler sein Nest zwischen den Duchten.“

„Sehr gut“, murmelte Dan und bückte sich. „Weiter nach Westen, Freunde. Bis zu den drei Bäumen. Wenn wir dahinter auftauchen, können uns die Portus sehen.“

„Aye.“

Sie schleppten das Ruderblatt weiter, zerkratzten sich die Haut an Dornen und harten Blättern und erreichten schließlich ein Stück Ufer, das aus sandigem Schlick bestand. Als sie ins Wasser wateten, versanken ihre nackten Füße tief in dem körnigen Schlamm. Das Holz tauchte halb unter, schwamm wieder auf, und der aufgelöste Schmutz im Wasser zog nach rechts davon, auf den Liegeplatz der Schebecke zu.

„Das wird nur ein paar Minuten dauern, vielleicht eine Viertelstunde“, meinte Dan, als sie das Ruderblatt mit einem kräftigen Stoß ins freie Wasser und in die Strömung schoben, „dann werden unsere Freunde laut jubeln.“

„Hoffentlich“, sagte Hasard junior.

Clint und Philip junior sahen dem davontreibenden Ruderblatt nach, dann wies Philip auf die Palmen.

„Holen wir die Nüsse“, sagte er. „Der Kutscher wird sich freuen.“

Sie eilten quer über die sandige Fläche, auf der nur ein paar seewasserfeste Buschpflanzen ihre stacheligen Zweige nach allen Seiten reckten, erreichten die schlanken Palmstämme und fingen an, mit Armen und Schultern an den Bäumen zu rütteln. Zwischen ihren Füßen lagen verfaulte, aufgebrochene und trocknende, leere Nüsse.

„Ich glaube, unser Schimpanse Arwenack war schon vor uns hier. Aber er ist leichter aufgeentert, als wir es könnten“, sagte Philip und suchte mit den Blicken nach einem Steinbrocken, mit dem sie an den Stamm hämmern, oder kleineren Steinen, die sie in die braune Krone werfen konnten.

Schließlich entdeckten sie kleinere Wurfgeschosse und zielten nach den Nüssen, die im Schatten der Palmwedel hingen und nur einzeln, nach vielen vergeblichen Versuchen, herunterfielen.

„Weiter so!“ rief Dan. „Wir brauchen vierunddreißig Nüsse!“

Hasard tippt mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen seine Stirn. Mehr als eineinhalb Dutzend Kokosnüsse waren nicht zu entdecken. Dan lachte und schleuderte mit aller Kraft einen Stein. Es gab ein hohles Klappern, und gleichzeitig fielen drei Kokosnüsse zwischen die Seewölfe. Die vier sprangen auseinander und hoben die Arme über ihre Köpfe.

Hasard gelang es, noch zwei Nüsse herunterzuholen, aber dann nutzten weder weitere Treffer etwas noch mehrere Versuche, die Stämme zu schütteln.

„Immerhin elf Stück“, maulte Clint.

Hasard junior lachte kurz und erklärte: „Für jeden Portu eine, wie?“

Sie nahmen die Nüsse und trotteten auf die Stelle zu, an der sie den Wald verlassen hatten. Nach einer kurzen Wanderung zwischen den knorrigen Wurzeln der Bäume, von denen Lianen und die langen Bärte von Flechten herunterhingen, rochen sie den Rauch des Feuers, der träge, in den schmalen Streifen Sonnenlicht aufschimmernd, zwischen den Stämmen davonzog. Minuten danach ließen sie die Nüsse vor die Füße des Kutschers und Mac Pellews fallen.

„Abendessen“, sagte Dan. „Für jeden von uns eine Handvoll von dem Fleisch, und sauft die Nüsse nicht allein leer.“

„Danke“, sagte der Kutscher ruhig. „Damit können wir eine gutgehende Schenke mitten im indischen Urwald eröffnen.“

Hasard junior stach Clint mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen die Brust.

„Du, Moses, kannst dich ausruhen. Philip und ich sehen zu, wie die Portus unser Schiffchen reparieren. Wenn du willst, Dan, kannst du mit uns in den Ausguck.“

Dan nickte und sah zu, wie Mac mit seinem Messer ein dreieckiges Loch in die erste Nuß stach. Batuti und Roger Brighton hoben die Köpfe und leckten sich die Lippen.

„Ich komme später nach“, versprach Dan. „So eilig ist es nicht.“

Don Juan de Alcazar trat zum Feuer, hatte einen armlangen Ast im Gürtel stecken und beide Arme voller Rinde und Holz.

Er schichtete das Brennmaterial sorgfältig auf den bereits vorhandenen Haufen und murmelte: „Für die Portus.“

Er zog das unregelmäßige Rundholz aus dem Gurt und schwenkte es über seinem Kopf. Die Zwillinge tranken einen Schluck der Kokosmilch, erhielten ein Stück Fruchtfleisch und verholten zu ihrem Baum.

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