Kitabı oku: «Das Haus der Masken», sayfa 3
„Bist du gern eine Hure?“, fragte er.
„Nein“, antwortete sie bestimmt.
„Im Bad schien es dir Vergnügen zu bereiten.“
Sie senkte den Kopf. „Im Bad hat es mir auch Vergnügen bereitet.“
Diese Antwort ließ ihn lächeln. „Du kannst gehen, John. Lass die Sahne hier. Ich nehme jetzt das zweite Dessert ein.“
Ohne ein Wort verschwand der Butler und schloss die Tür. Master Ash betrachtete sie stumm und sein Blick war eindeutig hungriger geworden.
„Die Schnüre lassen sich ganz lösen“, sagte er mit einem Blick auf ihr Dekolleté.
„Soll ich das tun?“
Er nickte und sie löste den Knoten, zog die Schnüre aus den Häkchen und der Stoff fiel zur Seite, entblößte ihre nackten Brüste, deren Spitzen schon begannen, sich zusammenzuziehen.
„Reib sie“, forderte er. „Mach sie hart.“
Er beobachtete, wie ihre Finger zu Werke gingen, die Höfe umkreisten, schließlich die Knospen zwirbelten. Es dauerte nicht lange, bis diese prall abstanden. Er strich über ihre Schultern und das Oberteil fiel ganz herab.
„Leg dich auf den Tisch.“
Sie erhob sich, drehte sich um und beugte sich nach hinten, bis ihre Schultern die Tischplatte berührten. Dabei lösten sich ihre Zehen vom Boden. Ein Stuhl stand nah genug, dass sie ihre Füße darauf abstellen konnte und ihr Rücken sich lang an das polierte Holz der Tischfläche schmiegte. Seine Hand strich warm über ihren Bauch, dann beugte er sich über sie und umschloss ihre linke Brustwarze mit seinen Lippen.
Unwillkürlich zog sie die Luft ein.
Bisher hatten die Männer, die das entsprechende Extra gezahlt hatten, ihre Brüste mit einer fordernden Gier bearbeitet, die immer etwas Widerliches an sich gehabt hatte. Seine Berührungen hingegen waren sanft und zärtlich. Seine Zunge liebkoste die empfindliche Haut, seine Lippen drückten zarte Küsse auf die weichen Hügel und sie fühlte das Pochen anschwellen, das sich während des ganzen Essens schon zwischen ihren Beinen bemerkbar gemacht hatte.
Nach einer Weile stummer Zuwendung richtete er sich auf und wandte sich um. Ihr Blick folgte ihm zum Buffet und als er zurückkam, hielt er ein silbernes Kännchen in der Hand, von dem sie wusste, dass es flüssige Sahne enthielt. Die Sahne war so kalt, dass das Metall beschlagen war.
Kara musste lächeln. Das also war das zweite Dessert.
Als die kalte Sahne auf ihre Haut tröpfelte, wölbte sie sich ihm unwillkürlich entgegen, und er begann erneut, ihre Brüste zu lecken. Die Schamlosigkeit seiner Küsse ließ ihren Atem stocken, die fettige Creme machte seine Berührungen noch erregender, das Sehnen zwischen ihren Beinen wurde beinahe schmerzhaft. Verstohlen hob sie mit der Linken den Rock, um sich selbst Linderung zu verschaffen.
„Untersteh dich“, raunte er, die Lippen noch immer auf ihrer Haut. Er hob den Kopf, nur leicht, und sie sah sein graues Auge glitzern. „Leg die Arme über den Kopf.“
Sie gehorchte zögernd.
Die Erkundungsreise seiner Zunge wurde nun weiträumiger, umschloss Bauch und Arme, sogar die Achseln, bei deren Berührung Kara ein überraschter Laut entfuhr.
Die duftende Sahne, von der er mehrfach nachgegossen hatte, bedeckte seine Lippen und sein Kinn und so ziemlich ihren gesamten Oberkörper. Er hielt ihr sein Gesicht hin. „Mach mich sauber!“
Gehorsam hob sie den Kopf und leckte die Milch von seinem rauen Kinn und den Lippen, die er geschlossen hielt, als respektiere er die Regel der Huren, mit einem Freier niemals einen Kuss zu tauschen. Die Sahne war gezuckert und schmeckte köstlich. Verstohlen züngelte Kara zu der bronzenen Platte auf seiner Wange hinüber, versuchte, ihre Zunge darunter zu schieben, doch das Metall saß fest und unverrückbar.
Schließlich ging er um den Tisch herum und spreizte ihre angewinkelten Beine. Sie schloss die Augen, erwartete sehnsüchtig das Eindringen seines steifen Gliedes, doch stattdessen spürte sie voller Überraschung erneut seine Zunge. Seine Lippen umfassten ihr pulsierendes Knötchen wie zuvor ihre Brustwarzen. Er saugte sanft daran, ließ ab, begann erneut. Kara stöhnte auf und als er sich schließlich aufrichtete, wimmerte sie vor Lust. Dann zuckte sie zusammen, als er den letzten Rest der kalten Sahne auf ihre Schamlippen träufelte. Wieder beugte er sich zu ihr hinunter und seine Zunge wanderte durch die Schluchten und Spalten, die seine Finger sachte auseinander zogen. Die Empfindungen waren unglaublich, und als er tiefer in sie hinein züngelte, zog sich alle Wahrnehmung zusammen auf das eine, glühende Zentrum ihrer Lust. Ihre Schenkel zitterten, ihre Hüfte hob sich ihm entgegen und ihr Höhepunkt näherte sich wie eine gewaltige Welle.
Doch bevor diese Welle sie erreicht hatte, ließ er erneut von ihr ab.
„Nein!“, rief sie und wollte sich aufrichten. „Bitte!“
„Bleib liegen“, war seine Antwort. Sein scharfer Blick genügte und sie ließ sich zurück fallen. Ohne Vorwarnung glitt er in sie hinein. Seine Hände warm um ihre Hüften, sein erigierter Penis in ihrem Leib ritt er sie, bis sie sich stöhnend auf dem Tisch wand und das silberne Kännchen scheppernd zu Boden wischte.
Noch nie hatte ein Mann ihre Lust so sehr geschürt und befriedigt. Selbst während Vince’s Werbung um sie, die nicht lange angehalten hatte, war seine eigene Befriedigung immer das eindeutig vorrangige Ziel ihrer Vereinigungen gewesen. Niemals wäre ihm eingefallen, sie mit seiner Zunge zu verwöhnen. Obgleich er seinerseits diesen Dienst von ihr gerne und oft eingefordert hatte.
Wie anders war dieser Mann, der jetzt in einem Sessel vor dem Kamin saß, die Füße auf einen Hocker gelegt, und eine Zigarette rauchte. Kara füllte sein Glas mit Whiskey und brachte es ihm. Er schaute zu ihr auf und lächelte, als er die Menge der goldenen Flüssigkeit sah.
„Du meinst es gut mit mir.“
Sie hatte die Schnüre des Kleides wieder angelegt, aber nicht mehr so eng gezogen, sodass sich in dem Ausschnitt links und rechts die Rundungen ihrer Brüste zeigten. Sie setzte sich vor ihm auf den Boden, zog ihm Schuh und Strumpf aus und begann damit, seinen rechten Fuß zu massieren. Er beobachtete sie gedankenverloren.
„Du hast keine Angst vor mir“, stellte er fest.
Sie wollte ehrlich antworten und horchte einen Moment lang in sich hinein. „Nein“, sagte sie dann.
„Obwohl du weißt, dass ich dich umbringen werde?“
Sie zuckte die Schultern, während sie den Schuh von seinem anderen Fuß zog. „Vielleicht werden Sie mich töten. Aber Sie werden mir nicht wehtun.“
Sie hörte ihn leise lachen. „Bist du dir sicher?“
„Ja“, sagte sie, ohne weiter nachzudenken. Dann stockten ihre Bewegungen und sie schaute zu ihm auf. „Darf ich auch etwas fragen?“
„Sicher“, antwortete er lächelnd.
„Warum verbergen Sie sich vor mir?“
Er wusste sofort, was sie meinte, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Im Bad hatte er sie von hinten genommen und dann, am Tisch, wieder so, dass sie keinen Blick auf das Körperteil hatte werfen können, das sie verwöhnt hatte.
„Ich verberge mich nicht“, antwortete er.
„Doch, das tun Sie.“
Wieder bildete sich die unwillige Falte auf seiner Stirn. „Widersprich mir nicht!“
Eine Weile war es still zwischen ihnen. Sie nahm ihre Tätigkeit wieder auf, zog ihm den verbliebenen Strumpf aus. Er hatte wohlgeformte Füße, kräftig und dennoch feingliedrig, wie seine Hände, doch auf dem linken Fuß erkannte sie ebenfalls die Spuren des Feuers. Ob seine gesamte linke Körperhälfte so entstellt war? Verbarg er deshalb vor der Hure gerade das Körperteil, das andere Männer vor ihr so gerne präsentierten? Schließlich brach sie das Schweigen. Schüchtern blickte sie zu ihm auf.
„Ich hatte mein zweites Dessert noch nicht.“
Er schwieg, überrascht. Dann sagte er: „Du willst mich sehen? Dann komm näher.“
Kara schob den Hocker zur Seite, setzte sich zwischen seine Beine. Er hielt die Zigarette in der einen Hand, den Whiskey in der anderen und machte keine Anstalten, etwas davon abzulegen. So griff Kara selbst nach dem Gürtel, öffnete die Schnalle, langsam, spürte dabei seinen Blick auf sich. Sie öffnete seine Hose, Knopf für Knopf und wappnete sich innerlich gegen den Anblick, doch als sie es dann sah, erwies sich diese Vorsicht als unnötig.
Die Haut seiner linken Hüfte war vernarbt, und was immer diese Verletzung hervorgerufen hatte, es hatte auch seinen linken Hoden und einen Teil des Penis in Mitleidenschaft gezogen. Doch da war nichts, was sie als abstoßend empfunden hätte. Sie beugte sich vor und drückte einen zärtlichen Kuss auf die empfindliche Haut.
Die Reaktion war prompt. Spontan fing sie an, die Reste der Sahne und ihrer eigenen Wollust von dem Schaft zu lecken. Nicht lange und er streckte sich ihr steif entgegen.
Jetzt erkannte sie, weshalb er sich so fremd in ihr angefühlt hatte. Durch die Verletzung war ein Teil des Schwellkörpers vernarbt, sodass sein erigierter Penis eine unregelmäßige Form hatte. Eine Form, die durchaus geeignet war, ihre Lust zu steigern.
Wieder beugte sie sich vor, schloss ihre Lippen um die Eichel und ließ ihre Zunge über die glatte Haut wandern, die nur eine einzige, feine Narbe aufwies.
Master Ash ließ sie wortlos gewähren.
Sie begann zu saugen, setzte ihre Zunge ein, ihre Lippen, und merkte, wie er sich mehr und mehr anspannte. Sie war drei Jahre lang eine Hure gewesen, sie wusste, was Männern gefiel, und sie setzte ihr Wissen ein, um diesen Mann zu einem weiteren Höhepunkt zu führen. Es war die einzige Möglichkeit, ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.
Als er kam, stöhnte er leise auf. Viel war nicht mehr in ihm, das in ihren Mund spritzen konnte, doch das Zittern der Wollust durchlief ihn unübersehbar.
Er hielt das Whiskeyglas noch immer in der Hand, und obwohl sie es so voll gemacht hatte, hatte er keinen Tropfen davon verschüttet. Sie wusste nicht, warum ihr das auffiel. Sein Blick ruhte mit forschender Neugier auf ihr.
„Denkst du, das wird dich retten?“
Sie wich seinem Blick nicht aus. „Sie haben mich schon gerettet“, sagte sie.
MORGEN
Als Kara erwachte, schien die Morgensonne goldgelb durch die Vorhänge. Sie musste nicht überlegen um zu wissen, wo sie war. Die Decke aus Daunenfedern schmiegte sich weich an ihre nackte Haut und sie bewegte sich genießerisch zwischen den Stoffen.
Dann fiel ihr ein, dass sie nicht erwartet hatte, die Nacht zu überleben.
Sie richtete sich auf und blickte sich um. Es war sein Schlafzimmer, doch er war nicht da. Nach der Helligkeit zu schließen war der Morgen bereits fortgeschritten. Sie spürte leichten Hunger. Kaum zu glauben, nach dem reichlichen Dinner, das sie am Vorabend genossen hatte.
Sollte sie hier warten oder den Raum verlassen? Das Kleid war im Rauchzimmer zurückgeblieben und ihre eigenen Sachen im Bad, doch über dem Sessel lag ein heller Hausmantel, was sie als Aufforderung verstand.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte hinaus. Niemand war auf dem Flur zu sehen. Ihre nackten Füße machten kein Geräusch, als sie hinaustrat und leise die Tür schloss. Sie folgte dem Gang bis zu der Treppe, die in die Eingangshalle führte, und stieg die Stufen hinab, die Master Ash sie gestern Abend hinaufgetragen hatte. Als sie sich daran erinnerte, wie sie ihn auf seinem Bett zu einem weiteren Höhepunkt geritten hatte, atmete sie tief ein.
Sie war eine Hure, doch auch in ihren Kreisen hielt man sich zumeist an das, was die Gesellschaft für akzeptabel erachtete: eine schnelle, verschämte Vereinigung im Dunkeln, sie unten, er oben. Die Frauen warnten einander vor den „Perversen“ und Kara erinnerte sich an Agnes‘ Belehrungen an ihrem ersten Abend am Trevelyan Square. „Der dort will in deinen Mund kommen, halt dich lieber fern. Der da steckt sein Ding in deinen Hintern, als wüsste er nicht, wie’s richtig geht!“
Nichts von dem, was sie gestern Nacht getan hatten, war im Geringsten gesellschaftlich akzeptabel gewesen, und dennoch, als Perversen würde sie Master Ash niemals bezeichnen. Was er war, dafür kannte sie kein Wort.
Rechts von ihr befand sich das Zimmer, in dem er sie gestern empfangen hatte. Wie weit schien das zurück zu liegen! Ihr war, als sei sie seitdem eine Andere geworden. Sachte drückte sie die Klinke und öffnete die Tür.
Ein Gespräch stockte. Master Ash saß hinter seinem Schreibtisch, zwei Fremde, die nichts von seiner ruhigen, vornehmen Ausstrahlung hatten, saßen im gegenüber. Kara kannte diese wieseläugigen Fabrikaufseher, die sich etwas darauf einbildeten, sich über die anderen hinaus gearbeitet zu haben; nicht durch Fleiß oder Können, sondern durch Falschheit und Intrigen. Es war die Art von Männern, die sie keuchend in schmutzigen Zimmern genommen hatten, die sie in der Dunkelheit gegen die Wand gedrückt und sich an ihr befriedigt hatten – Männer, die sie im Hellen als Hure beschimpften.
Dem einen blieb vor Staunen der Mund offen stehen, der andere stieß hervor: „Eine Frau? Hier?“
Kara hatte offenbar einen Fehler begangen und wandte sich um, doch sein Befehl hielt sie zurück. „Bleib!“
Zögernd drehte sie sich wieder in den Raum hinein.
Einer der Männer zog unwillig die Stirn kraus. „Du hast sie behalten? Warum? Wieso ist sie noch hier?“ Offenbar war er nicht sicher, ob er aussprechen durfte, was mit den anderen Frauen geschehen war.
„Komm her!“, forderte Master Ash.
Zögernd trat sie näher und er erhob sich vom Stuhl hinter dem Schreibtisch.
„Hier her!“ Er deutete auf den Boden vor sich.
Folgsam stellte sie sich zwischen ihn und den Schreibtisch.
„Dreh dich um!“
Sie schaute jetzt auf die beiden Männer, die vor ihr saßen, schäbige Hüte in den Händen, das fettige Haar in der Mitte gescheitelt.
Hinter sich fühlte sie Master Ashs Wärme. Er schob ihre Füße schulterbreit auseinander und dann hörte sie seinen Befehl: „Mach den Gürtel auf.“
Für einen kurzen Moment zögerte sie. Wollte er sie vorführen, um sie diesen Männern zu verkaufen? Irgendetwas sagte ihr, dass es nicht so war. Sie traute ihm vieles zu, sogar ihren Tod – doch das nicht.
Sie löste den Gürtel und der Hausmantel öffnete sich. Sie spürte die kühle Luft an ihrem Bauch.
„Zeig dich ihnen!“
Kara zog den Mantel langsam auf, bis der Stoff ihre Brüste nicht mehr bedeckte. Die Blicke der beiden Männer klebten an ihrem Körper, und verwirrt stellte sie fest, dass sie das erregte. Dann spürte sie, wie Master Ash den Saum des Mantels anhob. Zwei Finger schoben sich zwischen ihre Beine und sie machte einen überraschten Laut. Als er begann, sie zu massieren, hätte sie sich ihm am liebsten entgegen gestreckt, doch sie blieb gerade aufgerichtet stehen. Die Blicke der Männer waren gebannt auf ihre Spalte gerichtet, wo zweifellos das Reiben seiner Finger zu beobachten war. Karas Hüfte bewegte sich leicht, und dumpfe Laute der Lust kamen über ihre Lippen, während seine Hand rau über ihr erregtes Knötchen rieb.
„Sei still!“ befahl er.
Sie presste die Lippen aufeinander und für eine Weile war nichts anderes zu hören als ihr eigenes, erregtes Atmen. Sie wusste, dass die wachsende Lust sich in ihrem Gesicht widerspiegelte, doch die Männer sahen nur ihren Körper: ihre Brüste, deren Spitzen sehnsüchtig aufgerichtet waren, ihre Möse, deren Falten unter seiner Berührung anschwollen. Auch die Hosen der beiden Betrachter waren inzwischen prall ausgebeult und Kara erkannte die Qual der unbefriedigten Lust in ihren Mienen. Schmutzige Finger kneteten verzweifelt die Hutkrempen.
Viel zu früh hörte er auf und zog seine Hand zurück. Beinahe hätte Kara aufgestöhnt vor Enttäuschung, doch sie blieb seinem Befehl folgend stumm.
„Sie ist hier“, sagte Master Ash ruhig, „weil sie tut, was ich sage – wie ihr. Und sie wird sterben, sobald sie damit aufhört – wie ihr.“
Die Männer schluckten hart, aber Kara war nicht sicher, ob sie die Worte in ihrer Erregung überhaupt begriffen hatten.
Sie selbst hatte verstanden. Gehorsam war die Garantie für ihr Leben. Doch er bot ihr mehr an als reines Überleben. Es würde ein Leben in diesem Haus, an seiner Seite bedeuten.
„Ihr könnt jetzt gehen.“
Die Männer erhoben sich und strebten mit steifem Gang zur Tür, die sich hinter ihnen schloss.
Weder Kara noch Master Ash hatten sich gerührt. Noch immer spürte sie seine Wärme an ihrem Rücken, und obwohl niemand mehr da war, der sie sehen konnte, fühlte sie sich in dem offenen Mantel merkwürdig ausgeliefert.
„Du wirst dieses Zimmer nie wieder ohne Aufforderung betreten, ist das klar?“ Seine Stimme, direkt an ihrem Ohr, war leise aber bestimmt.
Sie senkte gehorsam den Kopf. „Völlig klar.“
Plötzlich fühlte Kara seine Hände nach ihren Brüsten greifen und biss sich dabei auf die Lippen, um nicht überrascht aufzustöhnen.
„Hat dir das gereicht?“, fragte er leise, während seine Hände fester zupackten und sie den Duft ihrer eigenen Wollust an seinen Fingern roch.
„Nein, Herr“, sagte sie leise. Seine Hände hielten kurz inne. Sie hörte geradezu, dass er lächelte.
„Dann beug dich nach vorn.“ Langsam hob er den Mantelsaum über ihren Hintern.
Als der Butler kam, saß Kara mit züchtig geschlossenem Mantel auf dem Sessel.
„Zeig ihr das Zimmer, John.“
„Selbstverständlich.“ Der Butler verneigte sich knapp. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Miss.“
Neugierig stieg sie hinter John die Treppe hinauf. Es erinnerte sie an die Weihnachtsmorgen ihrer Kindheit, als sie aus ihrem Zimmer geschlichen und zu den am Kamin aufgehängten Socken gelaufen war. Obwohl ihre Eltern nicht reich gewesen waren, war Kara doch nie von ihnen enttäuscht worden.
John führte sie bis hinauf in das Dachgeschoss, öffnete dort eine Tür und ließ sie eintreten.
Mit offenem Mund schaute Kara sich um.
Es störte sie nicht, dass es ein Dienstmädchenzimmer war, mit Dachschrägen und einem kleinen Gaubenfenster. Es war ihr Reich, ihr neues Zuhause. Eine Quiltdecke lag auf dem Bett, ein Stuhl und ein Tisch standen unter dem Fenster. Ein Nachttisch mit Kerze und eine Kommode mit Waschschüssel und Krug vervollständigten die Einrichtung.
An einem Wandhaken hing auf einem Bügel ein schwarzes Kleid mit weißer Schürze. Die Arbeitskleidung eines Dienstmädchens. Kara fragte sich, wohin ihre eigenen Kleider verschwunden waren.
„Ich erwarte Sie dann in der Küche“, sagte John. „Den Morgenmantel bringen Sie bitte mit.“ Damit schloss er die Türe.
„Gefällt Ihnen Ihr Zimmer?“, fragte John später, als sie in die Küche kam und den weichen Mantel über eine Stuhllehne legte.
„Er ist ganz wunderbar. Das Kleid und die Schuhe passen perfekt. Nur …“ Sie beugte sich zu ihm hinüber und senkte die Stimme. „Ich finde keinerlei Unterwäsche. Weder Mieder noch Hosen.“
John räusperte sich. „Es mag Ihnen bereits aufgefallen sein, dass Master Ash sein weibliches Personal gerne … verfügbar hat.“
„Sie meinen, es gibt keine Unterwäsche?“
„Ich fürchte nein.“
„Oh“, sagte Kara verblüfft. „Und wenn ich meine Monatsblutungen habe?“
Sie sah, wie John für einen Augenblick die Kontrolle über seine Mimik verlor. „Ich werde diese Frage Master Ash vorlegen. Steht eine solche Zeit denn unmittelbar bevor?“
„Nicht in den nächsten Tagen“, sagte sie leichthin und unterdrückte ein Kichern darüber, dass ein so gewöhnlicher Vorgang den Butler derart verunsichert hatte.
Liz stand nicht an der üblichen Stelle. Blackwell schaute sich um und ging dann auf zwei Frauen zu, die unter einer Gaslaterne herumlungerten. Die eine kannte er als Maggie, die andere war neu. Völlig überschminkt und vorne flach wie ein Brett.
„Wo ist Liz?“, fragte er gerade heraus. „Hat sie schon zu tun?“
Die Neue, sie mochte kaum siebzehn sein, drehte den Oberkörper hin und her wie ein Mädchen auf dem Schulhof.
„Was willst du denn mit der Fetten?“, fragte sie. „Ich bin nicht so schnell außer Puste wie die!“
Ihre Begleiterin beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin die Neue reservierter wurde und ihn scheu musterte.
„Stimmt“, sagte er trocken, „ich bin Coroner und schneide Leichen auf. Wo ist Liz?“
„Sie sitzt noch im Pub“, sagte Maggie und zeigte mit dem Daumen über die Schulter. „Hinten im Nassen Dackel.“
„Danke, und gute Geschäfte, Maggie.“
Er tippte sich an den Hut und ging zu der Kneipe hinüber.
Sie saß tatsächlich dort, ganz allein an einem Tisch, die Wand im Rücken, und las irgendetwas. Allein ihr Anblick ließ ihm warm werden. Seine Handflächen juckten bei dem Gedanken, sie zu berühren. Ihr Körper war überall weich, warm und nachgiebig, sie war überall Brust. In seinen Fantasien wurde er klein wie ein Däumling und ließ sich ganz in sie hinein sinken wie in ein Daunenbett.
Aber es war nicht nur das, was ihn zum Stammkunden hatte werden lassen. Er mochte ihren Humor, den sie trotz allem Elend nicht verloren hatte. Er brachte sie gerne zum Lachen und beobachtete dann, wie ihr Körper Wellen schlug. Sie besaß ein feines Gespür für Menschen und eine Gradlinigkeit, die klar zwischen Gut und Böse unterschied, ohne die Moral bemühen zu müssen.
Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, und er nutzte die Gelegenheit, sie ganz unbefangen zu beobachten. Wie meistens trug sie ein weißes Kleid, das irgendwie mit zu vielen Rüschen versehen war. Das blondierte Haar hatte sie hochgesteckt und mit bonbonfarbenen Perlen geschmückt. Üppige Glasimitate von Edelsteinen baumelten an ihren Ohren und reflektierten das künstliche Licht. Er musste lächeln. In all der Routine und der Kaltschnäuzigkeit, mit der hier das Fleisch gehandelt wurde, hatte sie sich die unschuldige Sehnsucht des kleinen Mädchens bewahrt, Prinzessin zu sein.
„Hallo Coroner!“ Es war der Bartender, der ihn an der Tür entdeckt hatte. „Kommen Sie doch rein!“
Liz blickte bei der Begrüßung auf und mit Bestürzung sah er den Ausdruck in ihrem Gesicht. Drei Schritte brachten ihn an ihren Tisch.
„Was ist passiert?“, fragte er.
Sie faltete verlegen das Papier zusammen. „Ach nichts, Coroner. Ich bin ganz bei Ihnen. Gehen wir rüber ins Hotel?“
Heute war ihr Lächeln so unecht wie ihr Schmuck. Er setzte sich ihr gegenüber und nahm ihre Hand. Ihre Finger waren eiskalt.
„Was ist, Liz? Du weißt, du kannst mit mir reden.“
Wortlos reichte sie ihm das Papier und er faltete es auf.
Es war ein Brief, geschrieben von einer gewissen Agnes. Sie berichtete darin, wie ihre Freundin Kara vor ein paar Tagen in den schwarzen Wagen gestiegen war und sie, Agnes, dafür eine stattliche Summe erhalten hatte. Offenbar war sie klug genug gewesen, damit nicht zu ihrem Zuhälter zurückzugehen, sondern die Stadt zu verlassen. Er schaute auf.
„Es ist der gleiche Wagen, in den Mira eingestiegen ist“, flüsterte Liz.
„Mira ist in einen Wagen gestiegen?“ Wie nachlässig hatten die Kollegen ihre Verhöre durchgeführt, wenn das nicht in den Akten stand? „Und dieses Mädel, Kara, auch? Hatte sie Todessehnsucht?“
Liz kaute an ihrer Unterlippe. „Ich denke, ja.“ Sie schaute ihn an. „Ich wusste es an dem Abend noch nicht, aber Vince, ihr Lude, hat ihr und einem anderen Mädchen so schlimm mitgespielt, dass die andere sich aufgehängt hat. Ich denke, Kara wollte auch nicht mehr.“ Liz war erschreckend blass. „Ich hätte es erkennen müssen“, sagte sie leise. „Dieser Blick. Ich wusste gleich, dass etwas nicht stimmte. Aber ich hätte doch nie gedacht …“
„Warte hier.“ Er ging an den Tresen und kam mit zwei Ale zurück. Sie griff dankbar danach und nahm einen tiefen Schluck.
„Es war ihre eigene Entscheidung“, sagte er. Inzwischen erinnerte er sich an Kara – ausdrucksstarke Augen, ein Gesicht wie eine griechische Göttin. Er würde es hassen sie auf seinem Seziertisch vorzufinden. „Mach dir keine Vorwürfe, Liz. Wir wissen ja nicht, ob der Wagen wirklich etwas damit zu tun hatte.“ Dass der Wagen nach dem Leichenfund wieder aufgetaucht war, sprach tatsächlich dagegen. „Kommt er immer noch?“
„Nein, nicht mehr seit Agnes und Kara verschwunden sind. Aber nach den ersten Mädchen hat es auch immer ein paar Wochen gedauert …“
„Nach den ersten Mädchen?“ Blackwell setzte das Bier so heftig auf den Tisch, dass der Schaum über den Rand schwappte. „Wie viele hat er denn mitgenommen, vor Mira?“
„Zwei“, antwortete Liz.
„Und das hat niemand der Polizei gemeldet?“
Liz zuckte die Schultern. „Es hat keinen sonderlich interessiert.“
Ein Mann kam vom Billardtisch herüber und baute sich neben dem Tisch auf. „Seid ihr zwei bald handelseinig?“, fragte er herausfordernd. „Vom Biertrinken verdien ich nämlich nichts!“
Blackwell hob den Blick und schaute den Mann drohend an. Es war ein mageres Bürschlein mit dem Gesicht einer Ratte. Er hatte die Hände in den Hosentaschen und stand, die schmale Brust eingefallen, die knochige Hüfte nach vorne gedrückt, wie ein Fragezeichen da. Blackwell fragte sich nicht zum ersten Mal, wie solche Männer ihre Macht erlangen und halten konnten. Vermutlich war es einfach ihre Rücksichtslosigkeit, der die Frauen nichts entgegenzusetzen hatten.
„Was kostet die ganze Nacht?“, fragte er. Der Zuhälter nannte einen Preis und der Coroner blätterte die Scheine ohne zu handeln hin. „Und jetzt verpiss dich.“
Liz schaute ihn dankbar an.
„Komm“, sagte er. „Lass uns rüber ins Hotel gehen. Dort kannst du mir alles erzählen.“
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