Kitabı oku: «Informationsorganisation und makrostrukturelle Planung in Erzählungen», sayfa 3

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3.1. Vorgaben der Quaestio für die Textplanung

In den folgenden Abschnitten wird aufgezeigt, wie sich die Quaestio gliedernd auf die Textplanung auswirkt. Dieses strukturierende Moment der Quaestio zeigt sich anhand von Vorgaben, die die Quaestio sowohl inhaltlich als auch strukturell für einen Text macht.

Die Quaestio wirkt sich auf die inhaltliche Planungsseite eines Textes aus, indem sie die Auswahl und die Organisation von Informationen beeinflusst, die in einem Text spezifiziert werden. Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang drei Geltungsbereiche, in denen die Quaestio als strukturierende Kraft wirksam wird. Es handelt sich dabei um:

 die Schaffung eines referentiellen Rahmens innerhalb dessen die zu spezifizierenden Informationen organsiert werden

 die Auswirkung der Quaestio auf die Wissensorganisation

 die Erzeugung einer Perspektive für die Darstellung

Die Wahl der sprachlichen Mittel, die der Sprecher unternimmt, um innerhalb des gegebenen makrostrukturellen Rahmens seine Antwort zu spezifizieren, wird von Vorgaben beeinflusst, die als inhaltliche und strukturelle Vorgaben bezeichnet werden (von Stutterheim 1997, Klein und von Stutterheim 1992, 2002).

3.1.1. Der referentielle Rahmen

Es ist zunächst festzustellen, dass durch die Quaestio ein bestimmter Sachverhalt für die Diskursrepräsentation eingeführt wird. Bei der Beantwortung einer Frage, sei sie explizit gestellt oder im Sinne eines impliziten Redeanlasses gemeint, geht es immer um die Spezifizierung von Eigenschaften des eingeführten Sachverhalts (im Sinne einer referentiellen Spezifizierung, vgl. von Stutterheim und Carroll 2018). Durch die Quaestio wird die Bezugnahme auf den Sachverhalt gleichzeitig durch einen sogenannten referentiellen Rahmen (Klein und von Stutterheim 1987) eingeschränkt, da mit ihm Referenzbereiche festgelegt werden.

Verdeutlichen wir diesen Rahmen anhand eines Beispiels. Eine explizite Frage wie »Wann seid Ihr eigentlich das letzte Mal nach Mailand gefahren?« setzt eine Antwort voraus, in der eine spezifische Zeitreferenz zum Ausdruck gebracht wird, wie in der Antwort »Wir sind vor zwei Wochen zuletzt nach Mailand gefahren«. Neben dieser explizit erfragten Zeitreferenz, findet sich in der Antwort der Bezug zu weiteren Referenzbereichen. Alle Referenzbereiche sind als konzeptuelle Domänen zu verstehen, die vom Sprecher in seiner zu spezifizierenden Antwort besetzt werden und für den gesamten Text erhalten bleiben (von Stutterheim 1997).

Klein und von Stutterheim listen folgende konzeptuellen Domänen auf, auf die in Abhängigkeit der Quaestio, Bezug genommen werden kann (Klein und von Stutterheim 2002):

 Der Bezug zu den Teilnehmenden am dargestellten Ereignis, nämlich jene Personen, die nach Mailand gereist sind.

 Der Bezug zu einer spezifischen Aktivität, nämlich des Reisens.

 Der Bezug zu einem Ort (Mailand).

 Der Bezug zur bereits genannten Zeitreferenz.

 Der Bezug zu einer gegeben Modalität (faktisch und nicht etwa fiktiv).

Nicht in jeder Frage werden alle Referenzbereiche aufgerufen. So ist offensichtlich, dass mit der Frage »Ist siebzehn eine Primzahl?« kein Bezug zu den Referenzbereichen Zeit oder Ort hergestellt wird. Festzuhalten bleibt jedoch, dass bei der Beantwortung von redeeinleitenden Fragen der Sprecher je nach Frage Referenten aus den oben genannten Domänen auswählt und sie in eine Äusserung eingliedert. Der Sprecher verfügt dabei immer über einen gewissen Spielraum für die referentielle Besetzung (beispielsweise in Bezug auf strukturelle oder lexikalische Wahlmöglichkeiten). Jedoch wirkt sich die Quaestio gliedernd und beschränkend auf diese Wahlmöglichkeiten aus, da sie Vorgaben für die referentielle Besetzung macht (Klein und von Stutterheim 2002).

Der durch die Quaestio eingeleitete Referenzrahmen kann folgende referentielle Domänen bzw. Referenzbereiche umfassen, die konzeptuell sind und sich auf folgende Bereiche beziehen:

 Entitäten (im Sinne der Beteiligten Personen und Objekten an einer Situation)

 Prädikat (im Sinne von Zuständen, Ereignissen und Eigenschaften, die eine Situation charakterisieren)

 Zeitspannen (im Sinne eines Zeitraumes oder Zeitpunktes)

 Ort

 Modalität (faktisch oder fiktiv)

Bei der Einbettung der Referenten in die Äusserung, geht der Sprecher nicht willkürlich vor. Es wird zunächst der Zusammenhang zwischen Entitäten und Prädikaten hergestellt, der das Kernstück der Äusserung darstellt. Die Kombination zwischen Entität und Prädikat wird anschliessend in Bezug auf Zeit und Ort lokalisiert. Abschliessend wird die Äusserung im Hinblick auf ihre Realitätsstatus markiert (Klein und von Stutterheim 2002).

3.1.2. Die Wissensbasis

Neben dem referentiellen Rahmen, der die inhaltlichen Komponenten des Antworttextes beeinflusst, ruft die Quaestio ein bestimmtes Wissen auf, das für die Beantwortung der Frage relevant ist. Dabei erzeugt der Sprecher eine konzeptuelle Struktur, die vom eigenen aber auch vom Wissenstand des Hörers geprägt wird. Unter Wissen ist dabei nicht ein »neutrales Abbild der Realität« zu verstehen, sondern ein Wissen, das »seinerseits perspektivisch gebunden im Gedächtnis gespeichert« ist (von Stutterheim & Klein 2008: 228).

Im Hinblick auf die Wissensbasis, die mit dem zu spezifizierenden Sachverhalt verbunden ist, unterscheidet von Stutterheim (1997) zwischen einem spezifischen und einem standardisierten Wissen. Erläutern wir diese beiden Typen von Wissen anhand eines Beispiels. Nehmen wir die Frage »Wie sieht Deine Lieblingshose aus?«. Für die Beantwortung dieser Frage wird ein spezifisches Wissen aufgerufen, das »akzidentelle, individuelle Eigenschaften« (lang und nicht kurz, Farbe, Material etc.) der Lieblingshose desjenigen enthält, an den die Frage gerichtet wurde. Gleichzeitig hat Wissen auch mit standardisiertem Wissen zu tun. Der Sprecher verfügt über eine standardisierte Vorstellung von einer Hose, die von den charakteristischen Eigenschaften einer Hose geprägt ist (Kleidungsstück, das die Beine teilweise oder ganz von der Taille abwärts bedeckt etc.) (von Stutterheim & Klein 2008: 228).

Der Wissensstand des Hörers wird vom Sprecher ebenfalls für den Aufbau der konzeptuellen Struktur berücksichtigt (vgl. Herrmann & Grabowski 1994). Inwieweit der Wissensstand geteilt wird liegt unter anderem am geteilten, soziokulturellen Hintergrund (denkbar sind soziokulturelle Gegebenheiten, in denen erfragte Sachverhalte nicht vorhanden sind, beispielsweise Elemente aus der regionenspezifischen Flora oder Fauna). Festzuhalten bleibt, dass der Hörer nicht mit Verlässlichkeit ein mit dem Hörer geteiltes Standardwissen antizipieren kann, da dies von Situation zu Situation variieren kann (von Stutterheim 1997).

Für die hier vorliegende Fragestellung ist herauszustellen, dass die Quaestio sich auf drei Operationen auswirkt, die der Sprecher vollzieht, um auf das Wissen zurückzugreifen, das in seinem Gedächtnis gespeichert ist. Die Quaestio liefert dabei Anhaltspunkte für das Zusammenspiel von standardisiertem und spezifischem Wissen. Dabei ergeben sich Auswirkungen für:

1 die Selektion von Informationen:Welche Eigenschaften sind explizit zu benennen und welche können aufgrund einer angenommenen gemeinsamen Wissensbasis implizit bleiben? Mit der Selektion der Information eng verbunden ist somit auch

2 die Wahl des Detaillierungsgrades:Auf welchem Granularitätsniveau bewegt sich die Darstellung des erfragten Sachverhalts? Sehr feinkörnig mit zahlreichen Verweisen auf Details oder sehr grobkörnig? Vgl. in dieser Hinsicht die verschiedenen Antwortmöglichkeiten auf die Frage »Was habt Ihr im Urlaub gemacht?«, die von »Wir sind Ski gefahren« bis hin zu einer minutiösen Beschreibung des Urlaubs reichen können. Des Weiteren wirkt sich die Quaestio aus auf

3 die Serialisierung von Teilinformationen:Der erfragte Sachverhalt wirkt sich auf die Darstellung der Teilinformationen aus. Geht es um die Darstellung eines Ereignisses, wird eine chronologische Abfolge der Teilereignisse im Vordergrund stehen (vgl. Klein und von Stutterheim 2006, Klein 1992). Werden dagegen Objekte oder Gegenstände beschrieben, werden räumliche Relationen (x ist über y, x liegt neben y etc.) als Parameter für die Serialisierung von Teilinformationen genutzt (vgl. Carroll 1993, 1997, Kohlmann 1997). Abschliessend bleibt zu den Auswirkungen der Quaestio auf die Serialisierung anzumerken, dass »mit den Eigenschaften des Sachverhalts selbst nicht die Festlegung eines Serialisierungsprinzips verbunden ist. Sie schränken lediglich die Möglichkeiten ein, die prinzipiell gegeben sind« (von Stutterheim 1997: 23).

3.1.3. Die Perspektive

Als letzten inhaltlichen Geltungsbereich der Quaestio wird an dieser Stelle die Bedeutung der Quaestio für die Perspektive behandelt. Wir haben bislang gesehen, dass die Quaestio Vorgaben für die Schaffung eines referentiellen Rahmens schafft, innerhalb dessen sich der Antworttext auf eine redeeinleitende Frage bewegt. Ebenso hat die Quaestio Auswirkungen auf die Wissensorganisation.

Zu betonen ist an dieser Stelle nun, dass die Quaestio einen Sachverhalt nicht in einer neutralen Weise einführt (von Stutterheim 1997: 25), sondern stets ein bestimmter Blickwinkel bzw. eine Perspektive oder viewpoint mit der Thematisierung des eingeführten Sachverhalts verbunden ist. Es geht dabei um einen subjektiven Betrachtungswinkel, der die Gültigkeit einer dargestellten Information auf eine bestimmte Person innerhalb eines Diskurses beschränkt (Sanders und Redeker 1996). Graumann und Kallmeyer geben folgende Defintion für Perspektive:

With ‚perspective’ and ‚viewpoint’ we refer to a position from which a person or group view something (things, persons or events) and communicate their views. (Graumann und Kallmeyer 2003: 1)

Jede Äusserung in einem Diskurs enthält eine Perspektive, die entweder durch grammatische Phänomene oder durch die Wahl bestimmter lexikalischer Einheiten zum Ausdruck kommt (Sanders und Redeker 1996: 290ff.). In Bezug auf den grammatikalischen Ausdruck einer Perspektive soll hier das Beispiel des viewpoints angebracht werden.

Im Falle des grammatikalischen Aspekts wird durch den viewpoint beispielsweise ausgedrückt, welche temporale Eigenschaft einer darzustellenden Situation hervorgehoben wird. Dazu schreibt Smith (1991):

Aspectual viewpoints function like the lens of a camera, making objects visible to the receiver. Situations are the objects on which viewpoint lenses are trained. And just as the camera lens is necessary to make the object available for a picture, so viewpoints are necessary to make visible the situation talked about in a sentence.

Selbst wenn das metaphorische Moment des »Sehens« nur bedingt für die tatsächliche Erfassung von aspektuellen Kategorien nutzbar gemacht werden kann (vgl. die Kritik von Sasse 2002 und Klein et al. 2000), soll hier hervorgehoben werden, dass mit der Wahl bestimmter grammatischer Kategorien eine bestimmte Perspektive auf ein Geschehen deutlich gemacht werden kann. Durch die Kodierung eines Verbs mit dem progressiven Aspekt (vgl. die Form stare + gerundio im Italienischen) wird beispielsweise zum Ausdruck gebracht, dass sich das Ereignis, auf das referiert wird, im Verlauf befindet.

Die Perspektive, im Sinne einer »Blickpunkt bezogenen Verarbeitung kognitiven Materials« (von Stutterheim & Klein 2008: 220), hat folgende Auswirkungen auf die sprachliche Darstellung eines Sachverhalts (von Stutterheim 1997: 24ff.):

1 Sie schafft eine Auswahl für das Wahrnehmbare. Innerhalb des Wahrnehmbaren wird eine Menge durch die Perspektive ausgewählt.

2 Durch die Perspektive werden Relationen zwischen den beteiligten Grössen einer Konfiguration festgelegt.

3 Mit der Perspektive verleiht der Sprecher einzelnen Komponenten einer Sachverhaltsdarstellung eine bestimmte Gewichtung.

Die Quaestio wirkt sich dahingehend auf die Sprachproduktion aus, die für die vorliegende Arbeit von besonderem Interesse ist, dass der Aufbau einer konzeptuellen Struktur immer unter einer bestimmten Perspektive erfolgen kann. Die Quaestio bestimmt Auswahl, Anordnung und Gewichtung der Informationen, die für die Darstellung eines Sachverhalts relevant sind.

Zusammenfassend soll hier festgehalten werden, dass mit der Quaestio ein conceptual perspective point auf den darzustellenden Sachverhalt festgelegt wird, der in seiner Reichweite unendlich spezifiziert sein kann. Die durch die Quaestio eingeführte Perspektive gilt global und bildet in gewisser Weise den default-Wert für die sprachliche Umsetzung, in der Weise, dass Abweichungen davon explizit markiert werden müssen. (von Stutterheim 1997: 26)

Zu bemerken ist hierbei, dass der Sprecher jederzeit von den Vorgaben der Quaestio abweichen kann. In diesem Fall muss er allerdings in Kauf nehmen, dass der produzierte Text nicht mehr als Antwort auf eine Frage betrachtet wird und somit im Sinne der Frage auch kein kohärenter Text entsteht (von Stutterheim und Klein 2008).

Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten der Einfluss der Quaestio im Hinblick auf ihre inhaltlichen Auswirkungen behandelt wurde, stehen im folgenden Unterkapitel strukturelle Faktoren im Vordergrund, die die Quaestio für den Antworttext macht.

3.2. Strukturelle Vorgaben: Haupt- und Nebenstruktur

Die Eigenschaften, die oben in Bezug auf den referentiellen Rahmen, die Wissensbasis und die Perspektive beschrieben wurden, lassen sich nicht nur auf Erzählungen, sondern auch auf andere Texte anwenden (wie beispielsweise Beschreibungen oder argumentative Texte). Diese Angaben definieren die »konstitutiven makrostrukturellen Eigenschaften eines Textes«, die, so von Stutterheim und Carroll (2018), als »Gerüst« zu verstehen sind, in das Informationen auf mikrostruktureller Ebene implementiert werden. Aus diesem »Gerüst« ergibt sich dann eine Auswahl an Informationen und Ausdrucksmitteln, die für jede Frage-Antwort-Konstellation angewandt werden kann. Darin enthalten sind folgende Elemente:

1 Die zu spezifizierenden Kategorien in den relevanten konzeptuellen Domänen (wie Zeit und Raum).

2 Die referentielle Bewegung innerhalb der Domänen (die Bewegung von einer Hauptstrukturäusserung zur nächsten).

3 Die Zuweisung von spezifischen Bedeutungselementen zur Topik- oder Fokuskomponente.

Zu bemerken ist, dass diese Angaben die Wahlmöglichkeiten einschränken, aber dem Sprecher auch Wahlmöglichkeiten eröffnen, innerhalb derer sprachspezifische Einschränkungen wirksam werden, die in dieser Arbeit in Bezug auf die Informationsorganisation im Vordergrund stehen.

In Bezug auf die bereits besprochenen konzeptuellen Domänen des referentiellen Rahmens gelten folgende strukturellen Angaben:

1 Modalität Der zugewiesene Status wird beibehalten (faktisch oder fiktiv).

2 Zeit Die einzelnen Bezüge auf die Zeit erfahren eine Verschiebung (gemäss der Anordnung der Ereignisse, auf die referiert wird) und bewirken so die Progression der Information.

3 Raum Den Raum betreffend sind die Bezüge nicht festgelegt (sie können beibehalten und verschoben werden oder unspezifiziert bleiben).

4 Entitäten Bezüge auf Entitäten werden entweder eingeführt oder beibehalten.

5 Prädikate Müssen jeweils neue Informationen einführen.

Sie werden im Folgenden anhand eines kurzen Textes erläutert, der auf die folgende Frage eine Antwort gibt. »Was habt ihr gestern Nachmittag eigentlich gemacht?«

Wir sind nach der Vorlesung in die Stadt gegangen. Ich bin noch in das Schreibwarengeschäft gegangen, Lea in die Bibliothek und Luca hat eine Eisdiele gesehen und hat dann noch Lust auf ein Eis bekommen. Das Wetter war ja zum Glück bis zum Abend noch sehr schön und warm. Dass wir auch noch Keren, Ninaund Lenny getroffen haben, war der Knaller. Kurzerhand sind wir noch ins Schwimmbad gefahren. Der Nachmittag war echt schön.

Die Modalität bleibt faktisch, es geht nicht um ein fiktives, sondern um ein »reales« Ereignis. Die Bezüge auf die Zeit sind auf der Zeitachse entsprechend der chronologischen Abfolge der Ereignisse, auf die referiert wird, in Bezug aufeinander verschoben. Alle Ereignisse liegen vor dem Sprechzeitpunkt und sind als abgeschlossen zu betrachten.

1___ 2___ 3___ 4___ 5___ 6___

1 nach Vorlesung in die Stadt fahren

2 ins Geschäft gehen

3 in die Bibliothek gehen

4 Eis essen

5 Keren, Nina und Lenny treffen

6 ins Schwimmbad gehen

Die Bezüge auf den Raum, die nicht festgelegt sind, werden in diesem Beispiel verschoben: Universität, Stadt, Schwimmbad. Die Entitäten (individuelle, spezifizierte Personen) werden eingeführt (zunächst Lea und Luca, dann Keren, Nina und Lenny) und beibehalten. Die Prädikate enthalten entsprechend der Ereignisse, auf die sie referieren, jeweils neue Informationen und umfassen sowohl Zustände als Ereignisse.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es in Bezug auf die strukturellen Vorgaben der Quaestio um eine »strukturierte Informationsentfaltung« handelt. Die Quaestio macht Vorgaben für die Kohärenzrelationen zwischen den Äusserungen, indem Muster für die referentielle Bewegung geschaffen werden (von Stutterheim 1997).

Dabei können des weiteren Haupt- und Nebenstrukturen des Textes unterschieden werden. Die Hauptstruktur des Textes wird von jenen Äusserungen gebildet, die eine direkte Antwort auf die Quaestio liefern. Nebenstrukturen hingegen werden von jenen Äusserungen gebildet, die von dem Rahmen abweichen, der von der Quaestio gesetzt wird. Darunter werden Informationen gefasst, die von Stutterheim (1997: 29) als rahmensetzend und beschreibend bezeichnet. Nehmen wir erneut das oben besprochene Beispiel: »Was habt ihr gestern Nachmittag eigentlich gemacht?«:

1 Wir sind nach der Vorlesung in die Stadt gegangen.

2 Ich bin in das Schreibwarengeschäft gegangen.

3 Lea ist in die Bibliothek.

4 Luca hat dann eine Eisdiele gesehen und Lust auf ein Eis bekommen.

Das Wetter war ja zum Glück bis zum Abend noch sehr schön und warm.

6 Dass wir auch noch Keren, Nina und Lenny getroffen haben,

war der Knaller.Kurzerhand sind wir noch ins Schwimmbad gefahren.

Der Nachmittag war echt schön.

Anhand dieses Abschnitts wird deutlich, dass nicht alle Äusserungen eine Antwort auf die redeeinleitende Fragen geben. Die in kursiv abgedruckten Äusserungen wie »das Wetter war ja zum Glück bis zum Abend noch sehr schön und warm«, »war der Knaller« und »Der Nachmittag war echt schön« geben Auskünfte, die nicht zur Beantwortung der Frage dienen, sondern stellen zusätzliche Informationen dar. Die Hauptstrukturäusserungen hingegen geben eine unmittelbare Antwort auf die Frage und sind entsprechend des Linearisierungskriteriums der chronologischen Abfolge der Ereignisse organsiert.1

3.3. Quaestio und Informationsstruktur

Im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit wird die Informationsorganisation in Erzählungen, also in komplexen Texten und nicht auf Äusserungsebene im Vordergrund stehen (vgl. Lambrecht 1994). In den folgenden Abschnitten werden im Kapitel 3.3.1. zunächst das Gebiet der Informationsstruktur sowie der Topikbegriff in Anlehnung an die Forschungsliteratur überblicksartig diskutiert. In Kapitel 3.3.2. wird auf die Topik-Fokusgliederung in Zusammenhang mit dem Quaestio-Ansatz eingegangen, um einen Lösungsansatz für terminologische Schwierigkeiten darzustellen, die sich im Bereich der informationsstrukturellen Forschung ergeben. Der folgende Abschnitt skizziert in Form eines Exkurses diese Schwierigkeiten.

3.3.1. Exkurs: Informationsstruktur und der Topikbegriff

Im Kapitel 3.3.2. wird die strukturelle Auswirkung der Quaestio behandelt, die sich auf die Topik- und Fokusgliederung innerhalb des Textes bezieht. Damit befinden wir uns in einem Kernbereich der informationsstrukturellen Forschung, in der aufgrund terminologischer Undurchsichtigkeiten die Handhabung der Begriffe wie Topik und Fokus jedoch nicht immer eindeutig ist. Es gibt kaum eine Veröffentlichung, die sich mit der Gliederung von Informationen in sprachlichen Kontexten beschäftigt, die nicht auf die scheinbar beklagenswerte Tatsache verweist, dass die zentralen Begrifflichkeiten wie Topik und Fokus sehr heterogen verwendet werden. Levinson geht so weit, dass er dieses terminologische Problem als Belastung für die Fachliteratur beschreibt: »Terminological profusion and confusion, and underlying conceptual vagueness plague the relevant literature to a point where little may be salvagable« (Levinson 1983: X, vgl. auch von Stutterheim 1997, Musan 2010). Bereits seit den Anfängen der informationsstrukturellen Forschung tritt diese terminologische, sich zum Teil widersprechende Vielfalt zutage (s. den Gebrauch der Begrifflichkeiten »psychologisches Subjekt« und »psychologisches Prädikat« als Vorläufer der Begriffe Topik und Fokus bei Georg von der Gabelentz 1868 und Hermann Paul 1919/1920, vgl. Musan 2002).

Der Grund für diese terminologische Problematik liegt darin, dass verschiedene informationsstrukturelle Phänomene mit denselben Begrifflichkeiten etikettiert werden, obwohl sie verschiedene Erscheinungen beschrieben. Die Bezeichnung für eine Information, die bereits bekannt und kontextuell gebunden ist, wird beispielsweise derweilen unter Topik (vgl. Höhle 1982, Lambrecht 1994, Meinunger 1995), Thema (vgl. Ammann 1928, Danes 1974, Halliday 1967, Sgall 1972) oder auch Hintergrund bzw. Präsupposition (vgl. Prince 1981, Vallduvì 1992) gefasst. Gemeint sind damit Ausdrücke, die den Gegenstand für etwas liefern, worüber etwas gesagt wird (Ammann 1928, Halliday 1967). Sie sind somit von Bedeutung für die folgende Prädikation (Dik 1997), identifizierbar (Molnar 1993) und weisen somit einen hohen Grad an Vorhersehbarkeit sowie eine niedrige kommunikative Dynamik auf (Firbas 1964).

Informationen, die neu, unbekannt und kontextuell ungebunden sind, werden als Rhema (Ammann 1929, Halliday 1967), Kommentar (Hocket 1958, Gundel 1985) oder Fokus bezeichnet (Vallduvì 1992). Diese Informationen werden von Ausdrücken gestellt, die etwas über die Topik oder das Thema etc. darstellen.

Begriffe wie Topik oder Thema sind dabei nicht etwa als Synonyme zu betrachten. Je nach Autor werden verschiedene Aspekte der Informationsstruktur hervorgehoben.1 Musan (2010: 60) fasst die Gründe für die terminologischen »Irrungen und Wirrungen«, die in besonderer Weise die Fachliteratur zur Informationsstruktur prägen, folgendermassen zusammen:

Was sich hier abzeichnet – die Betrachtung verschiedener sprachlicher Phänomene, die Verwendung unterschiedlicher Begriffspaare, unterschiedliche Definitionen für ein und denselben Begriff – hat sich seitdem in der Forschung weiter entwickelt, und weiter verwickelt: Es wurden mehr informationsstrukturelle Dimensionen entdeckt und untersucht; es wurden noch mehr Begriffspaare in die Diskussion eingeführt; und diese wurden munter mal so und mal anders miteinander gepaart und einmal so und einmal anders definiert.2

Im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit steht der Informationsaufbau im Vordergrund. Dabei geht es insbesondere um die Prozesshaftigkeit, die der Informationsorganisation zugrunde liegt. Für jeden produzierten mündlichen Erzähltext kann informationsstrukturell eine »fertige« Struktur beschrieben werden, jedoch wird in dieser Arbeit auch der Weg zum fertigen Muster, insbesondere der Weg zum Subjektstatus von Entitäten einen entscheidenden Raum einnehmen.

Bewusst distanzieren wir uns im empirischen Teil vom Begriff der Informationsstruktur,3 der von Halliday 1967 eingeführt wurde, um eine deutliche Abgrenzung zu jenen Studien zu vollziehen, in denen die Informationsgliederung im Hinblick auf einzelne Äusserungen untersucht wird (vgl. Lambrecht 1994). Weitere Begrifflichkeiten, die sich mit der Gliederung von Information im Satz beschäftigen sind zum einen die funktionale Satzperspektive, die von der Prager Schule (vgl. Danes 1974) geprägt wurde, zum anderen aber auch das information packaging (vgl. Chafe 1976). Vorgezogen wird für den empirischen Teil der Arbeit der Begriff der Informationsorganisation, der, wie bereits angedeutet, der Prozesshaftigkeit, insbesondere auf dem Weg zum Subjektstatus von Entitäten, gerechter wird.

Im Folgenden werden einleitend Grundgrössen für die Beschreibung der Informationsorganisation behandelt. Dabei wird ein knapper forschungsgeschichtlicher Überblick gewährt, der auch auf Studien zur Informationsstruktur auf Äusserungsebene verweist, da diese forschungsgeschichtlich den Ausgangspunkt für informationsstrukturelle Untersuchungen für komplexere Texte wie Erzähltexte darstellen, wie sie hier empirisch behandelt werden.

Wenn von Informationsstruktur oder Informationsorganisation die Rede ist, geht es um die Art und Weise wie Informationen in einer Äusserung oder in einem Text »verpackt« werden, um den kommunikativen Anforderungen in einem bestimmten Kontext gerecht zu werden. Sprecher versehen demnach ihre Äusserungen durch den Einsatz von syntaktischen, morphologischen oder prosodischen Mitteln mit einer bestimmten Struktur. Sie verpacken sie folglich auf eine bestimmte Art und Weise, um die darin enthaltenen Informationen an den Informationsstand des Hörers anzupassen (Engdahl und Vallduví 1996, Musan 2010).

Die gewählte Enkodierung, die ein Sprecher vornimmt, stellt immer eine Auswahl an verschiedenen sprachlichen Strukturen dar, die einen bestimmten kommunikativen Effekt erzielt (Foley 1994). Ziel eines solchen kommunikativen Effektes ist es, beispielsweise bestimmte Aspekte einer Botschaft (= Informationen) einer Äusserung in den Vordergrund oder in den Hintergrund zu rücken und sie als alte oder neue Informationen zu deklarieren (dazu später mehr). Dieser beabsichtigte, kommunikative Effekt geht von Hypothesen aus, die der Sprecher über den Wissensstand des Hörers anstellt und entsprechend anpasst.

Prince (1981: 224) drückt diese Anpassung an den Informationsstand des Hörers plastisch mit dem »Zuschneiden« der Äusserung auf den Hörer aus:

On all levels the crucial factor appears to be the tailoring of an utterance by a sender to meet the particular assumed needs of the intended receiver. That is, information packaging in natural language reflects the sender’s hypotheses about the receiver’s assumptions and beliefs and strategies.

Der Begriff des information packaging geht zurück auf Chafe (1976), der betont, dass für den Linguisten in erster Linie die Muster der linguistischen Verpackung von Informationen im Vordergrund stehen und nicht die Information selbst. Durch die Auswahl, die der Sprecher für die Kodierung oder das »packaging« der Informationen trifft, treten seine eigenen Vermutungen bezüglich des Wissenstandes des Hörers zutage:

[The phenomena at issue] have to do primarily with how the message is sent and only secondarily with the message itself, just as the packaging of toothpaste can affect sales in partial independence of the quality of the tooth paste inside (…). The statuses to be discussed here have more to do with how the content is transmitted than with the content itself. Specifically, they all have to do with the speaker’s assessment of how the addressee is able to process what he is saying against the background of a particular context (…). Language functions effectively only if the speaker takes account of such states in the mind of the person he is talking to. (Chafe 1976: 27–28)

Mit dieser ersten Annäherung an eine Definition von Informationsorganisation wird deutlich, dass es bei der Gliederung von Informationen im Prinzip um zwei Ebenen geht:

1 Zum einen geht es um eine sprachliche Ebene, die Mittel für die Verpackung von Informationen zur Verfügung stellt (Syntax, Morphologie, Prosodie). Es handelt sich dabei um Optionen, die ein Sprecher hat, um ein und denselben Sachverhalt je nach kommunikativen Erfordernissen in unterschiedlichen Kontexten darzustellen (Andorno 2003).

2 Zum anderen geht es um eine aussersprachliche, konzeptuelle, psychologische Ebene, die die Hypothesenbildung des Sprechers in Bezug den Status von Informationen beim Hörer betrifft. Zu dieser psychologischen Ebene gehören »ausserlinguistische kognitive oder ‚mentale’ Zustände der Referenz, wie Aktion, Örtlichkeit oder auch Zeitlichkeit« (Féry 2010: 2).4

Es wird deutlich, dass sich das Feld der Informationsorganisation an der Schnittstelle von verschiedenen linguistischen Disziplinen befindet: Aspekte der Grammatik, der Pragmatik, der formalen Semantik und der Diskursanalyse werden berücksichtigt (Chini 2010: 9).

Lambrecht betont jedoch in seinen Ausführungen, dass die psychologische Komponente, die der Informationsorganisation zugrunde liegt (Lambrecht verwendet den Begriff Informationsstruktur) und sich auf die Hypothesenbildung in Bezug auf die »mental states« des Hörers bezieht, nur dann relevant ist, wenn sie sich auch in grammatischen Strukturen widerspiegelt:

Information is NOT concerned with psychological phenomena which do not have correlates in grammatical form. (Lambrecht 1994: 3)

Damit verankert Lambrecht die Informationsstruktur in einem grammatischen Rahmen und folgt somit Traditionen wie beispielsweise denen der Prager Schule (vgl. Daneš 1966), die die Informationsstruktur als eine der drei Ebenen der Grammatik ansehen (vgl. auch Fillmore 1976) und gelangt so zu folgender Definition von Informationsstruktur:

That component of sentence grammar in which propositions as conceptual representations of states of affairs are paired with lexikogrammatical structure in accordance with the mental states of interlocutors who use and interpret these structures as units of information in given discourse contexts. (Lambrecht 1994: 5)

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