Kitabı oku: «Mel macht´s anders», sayfa 3

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Di. 02.10.12

Ich habe es getan. Jawohl. Ich habe mich hinter meinem Rechner vorgetraut und habe mich mit einem Mann aus diesem Online-Club getroffen.

Jules Kommentar: »Ja, bist du denn des Wahnsinns???«

Ich daraufhin: »Ja entschuldige mal, du bist doch sonst immer die Erste, die mich den Kerlen zum Fraße vorwerfen will. Und wenn ich dann mal von selbst losgehe, ist es auch wieder nicht recht, oder wie?«

Sie: »Doch, schon. Aber wieso hast du nicht Bescheid gesagt? Ich hätte dich doch covern können.«

»Covern?«

»Ja, Mensch. Wenn du zu einem Date mit einem wildfremden Typen gehst, musst du jemandem vorher Bescheid sagen. Der muss wissen, wo du dich mit dem Mann triffst und sollte per Handy immer erreichbar sein.«

»Falls mein Date ein psychopatischer Frauenmörder ist, oder wie?« Ich wollte witzig klingen, aber irgendwie wurde mir noch im Nachhinein mulmig.

Jule schlug auch gleich rein in die Kerbe: »Das ist nicht lustig! Weißt du, wie viele echt kranke Leute da draußen rumlaufen?? Außerdem hätten wir verabreden können, dass ich dich um eine gewisse Uhrzeit anrufe. Wenn der Typ eine Niete ist, hättest du so tun können, als wäre ich ein familiärer Notfall und du müsstest dringend weg.«

Hm … also das klang praktisch. Wieso kannte Jule wieder mal alle Tricks und ich nicht? Ich war einfach losmarschiert. Wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass Nils ein Psycho sein könnte. Der kam schon per Mail so … normal rüber. Ja, normal klingt in diesem Fall wie ein Todesurteil, ich weiß. War es dann ja schließlich auch. Aber von Anfang an:

Nils hatte mir zwei oder drei nette Mails geschrieben, auf den Fotos sah er auch nett aus und ich dachte, für den Einstieg wäre »nett« ganz nett. Als er kam, saß ich schon da und konnte auch gar nicht anders, als ihn sofort zu erkennen. Er trug die gleichen Klamotten wie auf seinen Profilbildern. Wollte er es mir nur besonders leicht machen oder besaß er nichts anderes? Man weiß es nicht. Jedenfalls kam er motiviert-federnden Schrittes auf mich zu - Jeans, Turnschuhe, kariertes Hemd ganz ungebügelt, braune Locken, blaue Augen - und streckte mir die Hand entgegen. »Hi, du bist bestimmt die Melanie. Hab dich gleich erkannt. Ich bin der Nils.«

Ich lächelte verhalten. Der Nils? Der Nils, der kann nichts dafür, aber dieser Artikel vor dem Namen beim Vorstellen, der ist für mich ein rotes Tuch. Der Nils. Nicht etwa der damals aus dem Kindergarten oder der in der Parallelklasse auf dem Gymnasium, nicht mein ehemaliger Gitarrenlehrer und auch nicht mein Arbeitskollege mit dem unangenehmen Mundgeruch (wow, zum Glück nicht der Nils!) sondern eben genau der Nils. Der Nils aller Nilse. Ich weiß, ich bin eine Zicke. Aber der Nils geht für mich ebenso wenig wie die Monika oder der Horst oder der Waldemar, Dackel meiner Nachbarin Frau Kleinschmidt. Ich bin auch nicht die Melanie. Ich bin eine Melanie von bestimmt sehr vielen auf dieser Welt, machen wir uns doch nichts vor. Und das sagte ich ihm auch gleich.

»Hallo, ja, ich bin Melanie. Schön, dass du gekommen bist.«

Der Nils und ich, wir hatten wirklich einen ganz, ganz putzigen Abend. Wie plauderten bei 2-3 Fassbrausen über Gott und die Welt und den komischen Online-Club und wieso ausgerechnet wir da eigentlich gar nicht hinpassten und dass es ja mit der Partnersuche auch nicht leichter würde mit der Zeit. Der Nils war wirklich … nett. So nett, dass ich nicht mal behaupten kann, der Abend sei langweilig gewesen. Das wäre gemein dem Nils gegenüber. Aber wiedersehen möchte ich den Nils auch nicht. Und ich kann nicht mal genau sagen, wieso. Er war sympathisch, behandelte mich sehr zuvorkommend, war nicht unattraktiv und hatte offensichtlich ein Talent für Smalltalk. Gehöre ich etwa zu diesen Frauen, für die »nett« der kleine Bruder von scheiße ist? Mag ich keine netten Männer? Ich glaube, ich muss mir diese Frage an mich selbst wirklich mal gefallen lassen. Denn Tilo, der war auch nett. Hat er mich deswegen so schnell gelangweilt? Fehlte da der Reibungswiderstand? Ist das nicht auch wieder so ein blödes Klischee, dass Frauen nur auf Typen stehen, die sie schlecht behandeln? Ich will nicht schlecht behandelt werden. Also … nicht so richtig. Nicht schlecht-schlecht. Nicht Frauenhaus-und-Anzeigeschlecht. Aber zu nett ist eben tatsächlich auch nicht gut.

An dieser Stelle höre ich förmlich die Aufschreie der lesenden Männerschaft: »HA! Wir haben’s ja immer gewusst! Erst schneidet ihr uns die Eier ab mit eurer Emanzipation, zwingt uns zum Putzen und zum Windeln wechseln und dazu, gefälligst nach eurem G-Punkt zu suchen und dann seid ihr nicht mehr zufrieden mit der Generation Weichei, die ihr Euch da ranerzogen habt und heult, dass ihr den guten alten Macho zurückwollt. Weiber. Aus denen soll noch mal einer schlau werden.«

Ja, meine Herren. Ihr habt ja recht. Wir wollen die eierlegende Wollmilchsau. Aber wisst Ihr was? Wir wollen da auch nicht mehr, als uns selbst jeden Tag abverlangt wird. Eine Frau muss heute auch auf etlichen Hochzeiten gleichzeitig tanzen, um am ganz normalen Alltagswahnsinn teilhaben zu können. Sie muss nach wie vor die Chefin des Haushalts geben (richtig, es wird immer noch erwartet, dass sie selbstverständlich alle Knöpfe an der Waschmaschine kennt und weiß, in welchem Gang im Supermarkt das Klopapier liegt und welche Sorte die richtige ist. Männer fragen da gern auch noch das zehnte Mal nach, Frauen dagegen haben Waschmaschinentechnik und Lagepläne von Supermärkten offenbar mit der Muttermilch eingesogen. Ist doch wahr. Schick einen Kerl einkaufen, weil du selbst es mal nicht geschafft hast und er kommt garantiert an mit einem Korb voller Zeug, das sich zuvor noch nie in deinem Haushalt befunden hat. »Ach, das ist nicht der Schinken, den du immer kaufst? Ich dachte …« »Wirklich, Schatz? Nach Denken sieht das hier aber nicht aus.«), sie geht selbstverständlich Vollzeit arbeiten und hat in ganz vielen Fällen auch noch Kinder und Hund und Katz zu versorgen. Wenn der Tag dann wieder ellenlang war und gleichzeitig wieder nicht genug Stunden hatte um alles zu erledigen, soll Frau selbstverständlich auch noch die Sirene und die Verführerin geben, denn ein modernes Paar hat wahnsinnig viel wahnsinnig aufregenden Sex und das natürlich mindestens täglich. Es stecken so viele verschiedene Personen in einer Frau, dass man schon von einer multiplen Persönlichkeitsstörung sprechen kann. Eine moderne Frau hält immer unglaublich viele bunte Bälle gleichzeitig in der Luft und zaubert nebenbei noch einen Hasen in Form von Lieblingsessen und Geburtstagsmuffins für den Kindergarten aus dem Zylinder. Ich finde, da ist es einem modernen Mann abzuverlangen, ein Held im Haushalt zu sein und trotzdem den Weichspüler eben nur an die Wäsche zu geben und nicht an die eigene Persönlichkeit. Wie man das macht? Keine Ahnung, liebe Männer, aber wir Frauen schaffen das schon länger.

Aber zurück zu Nils. Zu dem Nils. Dem Nils der Nilse. Er war mir zu nett und deswegen mag ich ihn nicht wiedersehen. Das war mir alles zu … einfach. Zu undoppelbödig. Zu uninteressant. Zu un-alles. Ja, leider. Ich kann nicht genau sagen, was ich hätte anders haben wollen am Nils. Nichts. Alles. Keine Ahnung. Manno. Vielleicht bin ich das. Ich bin zu schwierig. Zu anspruchsvoll. Ach Quatsch. Bin ich gar nicht. Ich will gar nicht so viel. Ich will nur keinen weiteren Tilo. Einen, der nett ist so wie Usambaraveilchen nett sind oder diese kleinen Kräcker in Fischchenformat oder diese Taschenwärmerherzen mit bunter Flüssigkeit drin zum Kneten. Ist alles nett, will ich aber alles nicht haben. Nice to have but easy to live without. Nein, ich will mehr als das. Ich will Herzflattern 3000, für weniger gebe ich mich nicht mehr her. Und solange ich das nicht habe, lese ich eben weiter Bücher. Fertig, aus.


Fr. 12.10.12

Habe überlegt, mir einen Callboy zu leisten. Nein, ernsthaft. Und wieso eigentlich nicht?

Ich habe Tom davon geschrieben – also, dass ich darüber nachdenke – und der hat sich kaputtgelacht. Dann hat er geschrieben, wenn ich es schon so nötig hätte, müssten wir uns wohl wirklich mal treffen. Witzig. Haha. Das brauche ich ja sowas von gar nicht, ein Mitleidsdate! So nebenbei schrieb er das außerdem, als hätte er schon zigmal ein Treffen vorgeschlagen. Hat er aber nicht. Hat er noch nie. Und darum bin ich auf so eine halbherzig dahingeblödelte Einladung auch gar nicht eingegangen. War bestimmt sowieso gar keine.

Nein, ich werde mich zumindest mal mit dem Gedanken befassen, mir einen Abend mit einem sündhaft teuren, sündhaft gut aussehenden und sündhaft versierten Mann zu gönnen. Ich meine, praktischer geht es doch nicht: Man hat eine klare Absprache, es gibt sehr klare Regeln, es ist klar, was passiert und was garantiert nicht. Ich weiß, ich habe geschrieben, ich sei nicht der Typ für One-Night-Stands, aber mit einem Callboy ist das etwas anderes. Das ist rein geschäftlich. Da geht Geld über den Tisch und man bekommt eine (hoffentlich) entsprechende Gegenleistung.

Ist das vielleicht auch schon der Haken an der Sache? Wenn er mir Komplimente macht und dafür sorgt, dass ich mich begehrenswert fühle, dann macht er das, weil 2-3 Komplimente im Pauschalpreis inbegriffen waren (ab 4 Komplimente kostet es dann extra) und weil es sein Job ist, dass ich mich begehrenswert fühle. In Wirklichkeit findet er meinen Hintern vielleicht zu platt und findet, dass ich mich im Bett ungeschickt anstelle. Also, alles nur gelogen. Mit Geld erkaufte Lügen. Muss man sich da nicht wahnsinnig anstrengen, also, kopfmäßig, um so einen Abend mit einem Callboy trotzdem genießen zu können?

Ich hab mich da auf den einschlägigen Seiten mal umgeschaut … meine Güte, da ist ja wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Fast wie auf der Speisekarte bei meinem Lieblingsitaliener. Von geschniegelt und gebügelt über wild, tätowiert und unordentlich bis zu glatzköpfig und mit Meister-Proper-Charme … auf einer dieser Seiten habe ich Kjell gefunden. Ist das nicht hübsch? Kjell? Ist bestimmt ein Künstlername, ich wette, in Wirklichkeit heißt er Jürgen. Kjell lässt sich einfach schöner stöhnen. Naja, wenn man kommt. Dann klingt »Ooooh Kjell!!« ja wohl sehr viel erotischer als »Ooooh Jürgen, du scharfer Hund.« Mir egal wie er wirklich heißt, ich kaufe mir eine Illusion. Und Kjell ist 29. Haha, sind wir das nicht alle? Nein, mal im Ernst. Selbst wenn er wirklich jünger ist, na und? Wenn ich schon einen Haufen Schotter locker mache (und Kjell kostet wirklich einen Haufen Schotter, ist ja nicht irgendeiner, ist ja ein Schicker …) dann möchte ich es auch jung, attraktiv und knackig unter meinen Fingern spüren. Diese Gelegenheit kommt nämlich sicher nicht so schnell wieder, das hat mein Geldbeutel mir glaubhaft versichert.

Ich werde mich da melden. Und dann werde ich mit Kjell-Jürgen ausgehen und werde mal testen, ob er wirklich ein solcher Virtuose ist, wie man es von einem Mann mit seinem beruflichen Hintergrund erwarten kann.


So. 14.10.12

Habe Tom von Kjell erzählt. Irgendwie war er – also, Tom – daraufhin ein wenig einsilbig. Naja, wenn ich meinte, das nötig zu haben und mir das geben zu müssen, für etwas Geld zu bezahlen, was ich über den Club haufenweise gratis bekommen könnte … er moserte herum. Was ist eigentlich sein Problem? Ist ja nicht so, als würde er seit Wochen um ein Date mit mir betteln. Nö. Weiß ich, wo er aktuell seine Kicks herkriegt, seit seine Frau ihn rausgeworfen hat?? Nö. Will ich es wissen? Nö. Also … naja, nicht wirklich. Aber irgendwann werde ich ihn mal danach fragen, wieso seine Frau ihn rausgeworfen hat. Das wird dann wirklich interessant. Ich habe Tom geschrieben, dass ich ihm brühwarm jede Einzelheit von dem Abend mit Kjell erzählen werde. Er schrieb zurück, er könne es kaum erwarten. Wie er das wohl gemeint hat? Ich mag ja Leute, die Sarkasmus nicht für eine Geschlechtskrankheit halten.

Jule war jedenfalls begeistert. Sie hat sich auf der Stelle geärgert, dass sie ihr Erspartes kürzlich in eine neue Designerhandtasche investiert hat und wir kein Doppeldate draus machen können. Sie will mir ihr kleines Schwarzes mit dem Spitzenbesatz leihen und ihr werde ich auch alle Einzelheiten erzählen. Müssen. Sie besteht natürlich darauf, weil sie die ganze Sache irre spannend findet. Und bei ihr bin ich mir auch sicher, dass sie das genau so meint.


So. 21.10.12

Der Abend mit Kjell war … interessant.

Ok, ok. Er war weitaus mehr als das. Es war ein wunderschöner, stilvoller, charmanter, unterhaltsamer und gegen Ende sehr erotischer Abend mit allem Drum und Dran. Ja, natürlich, dafür hatte ich auch bezahlt. Aber trotzdem denke ich, es war Kjells Erfahrung zu verdanken, dass es eigentlich nach der ersten halben Stunde schon gar keinen Gedanken mehr wert war, dass zwischen uns Geld geflossen war. Also, zwischen mir und seiner Agentur. Man legt das Geld weder auf den Nachttisch noch steckt man es ihm verschämt unterm Esstisch zu. Man zahlt es an die Agentur. Sehr professionell.

Er war alles, was sein Profil versprochen hat. Und noch mehr, denn wenn ich eines inzwischen weiß, dann, wie zweidimensional so ein Online-Profil doch ist. Man kann eben nicht beschreiben, wie die Stimme klingt, wie sich jemand gibt, die kleinen Gesten, die er beim Sprechen macht oder die Fältchen, die sich beim Lachen um die Augen kräuseln. Natürlich weiß ein Mann wie Kjell, wie er auf Frauen wirkt, sonst würde er mit seinem Nebenjob (eigentlich studiert er BWL und wenn er nächstes Jahr fertig ist, will er »seriös« werden, sagt er) auch wenig Geld verdienen. Er weiß, dass seine athletisch gebauten 1,85m ebenso ein Hingucker sind wie das bemerkenswert hellblonde Haar, das ihm im Nacken bis über den Hemdkragen reicht und wie seine ozeanblauen Augen. Selbst im Anzug – stand ihm ausgesprochen gut, der hellbraune Einreiher mit blauer Krawatte, von der er mit Sicherheit wusste, was sie mit seinen Augen tat – wirkte er noch, als würde er in lässigen Boardshorts mit dem Brett unterm Arm den Strand von Maui entlangschlendern. Und diese Lachfältchen um die Augen. Und diese entspannte Art. Hach. Aber er ließ es keinen Moment raushängen, wie unwiderstehlich er doch ist. Zum Glück, ein solches Gehabe kann ich nicht ausstehen. Nein, er war zurückhaltend charmant und ein perfekter Gentleman. Inklusive Türaufhalten, aus dem Mantel helfen und Stuhl zurechtschieben. Da hatten wir dann auch gleich unser erstes Gesprächsthema. Ob er meinte, diese kleinen Gesten wären nach wie vor modern, habe ich ihn gefragt. In meinem Online-Club-Forum habe ich nämlich inzwischen gelesen, dass viele Männer so etwas »aus Prinzip nicht mehr machen«. So nach dem Motto »Ihr wolltet die Emanzipation, dann lebt auch damit und haltet euch die Türen gefälligst selbst auf«. Kjell fand das köstlich. Nein, meinte er, die Erfahrung würde einfach zeigen, dass sehr vielen Frauen solche Gesten nach wie vor sehr gefallen. Er hätte es eigentlich noch nie erlebt, dass einer Frau so etwas unangenehm gewesen wäre. Warum denn auch? Es gäbe doch wohl andere Wege und Anlässe, einer Frau zu zeigen, dass man sie für ihre Unabhängigkeit und ihre Eigenständigkeit bewundert und schätzt. Das könnte man tun und ihr trotzdem in den Mantel helfen, wenn man mit ihr ausginge. Er sähe da keinen Widerspruch. Ich auch nicht.

Wir haben uns gut unterhalten, er hat natürlich mit mir geflirtet und es tatsächlich auch ein paarmal geschafft, dass ich rot werde. Ich glaube, er hat gemerkt, dass ich mir neben ihm wie ein unscheinbares Pflänzchen vorkam. Ich hatte mich bemüht und wirkte in Jules kleinem Schwarzen mit spitzenbesetzten Trägern und mit meinem hochgesteckten Haar fein und verletzlich. Ich war mit meinem Spiegelbild zufrieden gewesen, als ich zu Hause losging, aber Himmel, was für ein Kontrast zu diesem ohne Mühe schillernden Mann, der mir gegenübersaß. Er fand mich »zart« und »bezaubernd«. »Ach, das sagst du doch allen«, sagte ich und grinste schief und darüber mussten wir dann beide lachen. Wir waren essen, danach waren wir in einer netten Bar, haben Cocktails getrunken … und langsam fühlte ich mich immer wohler an der Seite dieses Mannes und fing an, es zu genießen, dass andere Frauen ihm bewundernd hinterherschauten. Wusste ja keine von ihnen, dass ich ihn mir ganz schön etwas kosten lassen hatte. Der Abend schritt fort und wir hatten noch gar nicht … naja, wir hatten das Geschäftliche noch gar nicht besprochen. Ich war etwas verunsichert, wie es weitergehen würde. Während wir uns bei Mojitos gegenübersaßen, sprach ich das Thema vorsichtig an und rührte mit einem Minzstängel in meinem Glas. Kjell lächelte und bekam wieder diese Lachfältchen. Dann stand er auf und hielt mir die Hand hin. »Lass uns tanzen«, sagte er. Oh je … ich mag nicht tanzen. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, mich vollkommen linkisch zu bewegen. Ich wirke beim Tanzen weder lässig noch elegant. Ich sah auf seine Hand, dann in sein Gesicht. Er lächelte und deutete mit dem Kopf in Richtung Tanzfläche. Es sah nicht aus, als könnte ich mich hier noch aus der Affäre ziehen. Unsicher erhob ich mich und legte meine vor Nervosität ganz kalten Finger in seine warme, große Handfläche. Er führte mich zur Mitte der Tanzfläche. Es wurde ruhige, jazzige Musik gespielt und außer uns tanzten noch drei weitere Paare. Ruhig ist gut, dachte ich. Das könnte ich hinbekommen. Kjell nahm meine rechte Hand in seine Linke. Mit dem freien Arm umfasste er meine Taille und zog mich zu sich heran. Meine linke Hand legte ich auf seine Schulter. Das war … puh, nah. Auf einmal. Unsere Füße standen versetzt und als er nun die ersten Schritte machte, schob sich sein Bein jedes Mal zwischen meine Schenkel. Durch den dünnen Stoff meines Kleides und den seiner Hose konnte ich die Muskeln seines Oberschenkels fühlen. Es ging so viel Wärme von ihm aus, überall. Auch unter meiner Hand, die auf seinem Arm ruhte, fühlte ich seine harten Muskeln. Wärme und Härte, überall auf mir. Am deutlichsten spürte ich aber seine Hand, die meine Taille umfasst hielt. Sie glühte förmlich durch mein Kleid hindurch direkt auf meine Haut. Er umfasste mich kraftvoll und sicher und irgendwie blieb mir gar keine Gelegenheit dazu, mich ungeschickt anzustellen beim Tanzen, so sicher führte er mich. Ich atmete aus und versuchte, mich zu entspannen. Keiner meiner bisherigen Freunde war je mit mir tanzen gegangen. Wenn sich das immer so anfühlte, könnte ich mich daran gewöhnen … Kjell lächelte auf mich herunter, dann sagte er ganz dicht an meinem Ohr: »Ich werde dir jetzt ein paar Dinge zuflüstern. Wenn dir gefällt, was du hörst, sagst du ›heiß‹, wenn nicht, dann sagst du ›kalt›. Ok?« Ich nickte und mein Herz begann schneller zu schlagen. Wir bewegten uns zur Musik und für die übrigen Gäste sah es bestimmt so aus, als würden wir uns ganz vertraut unterhalten, während ich ihn leise sagen hörte: »Du magst Berührungen und möchtest meine Hände überall auf dir.«

Ich schluckte nervös, nickte und flüsterte durch sein blondes Haar hindurch zurück: »Heiß.«

Gleich darauf hörte ich: »Du magst Küsse. Kleine, feine Küsse, aber auch tiefe, lange Küsse und harte Küsse, die deine Lippen glühen lassen. Du magst Küsse überall auf dir.« Ich schluckte erneut, mir wurde ein wenig warm und ich murmelte: »Heiß.«

»Du magst es auch, wenn ich deine kleine Pussy mit Küssen und mit der Zunge verwöhne.« Oha. Ja! Ich nickte. »Heiß.« »Wenn wir uns gegenseitig ein wenig verwöhnt haben mit unseren Mündern, dann möchtest du mich auch ganz spüren. Du willst meinen Schwanz in dir.«

Seine Worte prickelten auf meiner Haut. »Heiß!«, flüsterten meine Lippen an seinem Ohr.

Ich musste wohl sehr begeistert geklungen haben, denn ich konnte spüren, wie ein Lachen seinen Körper entlanglief. »Du magst es an verschiedenen Orten, kannst dir neben dem Bett auch den Esstisch oder die Dusche vorstellen oder andere Stellen, die uns spontan gefallen.«

Wieder raunte ich ihm zu »Heiß« und meine Vorstellung schlug bereits Purzelbäume. Dann hörte ich, wie er nach einer kleinen Pause flüsterte: »Du magst es, die ganze Kraft eines Mannes zu spüren, Du magst, wenn er die Regie übernimmt, dich leitet und führt.«

»Heiß!«, sagte ich spontan. Im Grunde hatte ich keine Ahnung, ob mir das gefiel. Das war fast schon unbekanntes Terrain. Wenn er es so meinte wie ich dachte, dass er es meinte.

»Du magst es, wenn ich deine Hände festhalte dabei oder dich fessele.« Ich blinzelte. Also doch. Unbekanntes Terrain. »Heiß …«, flüsterte ich, aber es hörte sich mehr nach einer Frage an als nach allem anderen. Kjell sah prüfend auf mich hinab und lächelte.

»Ich … ich weiß nicht«, flüsterte ich wahrheitsgemäß und gar nicht mehr so mutig. Er sah mich an, als versuche er, meinen Gesichtsausdruck zu lesen. Dann neigte er sich wieder zu meinem Ohr hinab.

»Du bist neugierig in dieser Richtung, hast aber bisher keine Erfahrungen gemacht.«

Ich atmete hörbar aus. »Heiß«, sagte ich.

»Du erlaubst mir, dich ein paar erste Schritte zu führen. Nur soweit, wie du es möchtest. Du kannst jederzeit Stopp sagen und ich werde das sofort respektieren.«

Ich schwieg. Ich wusste nicht … ich bekam einfach nichts über meine Lippen. Ob Kjell wohl die Fragezeichen in meinen Augen sah? Ob er sah, wie mein Puls ängstlich an meinem Hals flatterte? Er strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und lächelte. »Wir müssen das nicht tun. Etwas sagt mir, dass du neugierig genug bist. Aber du bestimmst, was nachher geschieht. Du allein. Es ist eine Frage dessen, was dir gefällt und eine Frage des Vertrauens. Du kennst mich erst wenige Stunden. Du entscheidest, inwieweit du mir vertrauen kannst und willst.«

Ich … wieso fiel mir ausgerechnet jetzt Jules Predigt von den ganzen Irren aus dem Internet ein und davon, dass man sich covern lassen muss und von all den Dingen, die passieren können? Aber galt das alles auch für Kjell? Der Mann war ein Professioneller, herrjehnocheins! Er hatte eine Agentur. Er hatte einen geschäftlichen Ruf zu verlieren! Er war kein Psychopath. Er wollte einfach ausloten, was mir gefallen würde. Er versuchte, mich einzuschätzen, damit er diesen Abend für uns besonders machen konnte. Ich meine, teuer genug war er ja schließlich. Ich sah seine ozeanblauen Augen und seine erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen und sein kleines Lächeln. Und dann hob ich das Kinn zu seinem Ohr und flüsterte, während seine blonden Haare meine Wange berührten: »Heiß.«

Ich spürte, wie sein Griff um meine Taille sich ein klein wenig verstärkte und er mich noch näher zu sich zog. Aber das kann auch Einbildung gewesen sein.

Wenig später erreichten wir das luxuriöse Hotel, das ich mir für den Anlass ausgeguckt hatte. Ja, wir hätten auch zu mir gehen können. Aber das wollte ich nicht. Auch wenn es ein sehr schöner Abend war, so war es doch nichts Persönliches. Der Mann war ein Profi und ich wollte ihm einfach nicht meine Küche, mein Bad und meine geblümte Bettwäsche zeigen. Das kam mir irgendwie unsexy vor. Hätte nicht zur Illusion gepasst.

Kjell hatte mir seine Hand gereicht, um mir aus dem Taxi zu helfen und mich dann einfach nicht mehr losgelassen. Fest umschlossen seine Finger meine und sein Daumen, der auf meinem Handrücken lag, malte dort kleine Kreise, die mich ganz verrückt machten. So gingen wir Hand in Hand durch die warm und schummrig beleuchteten Hotelflure und unsere Schritte wurden von dem dicken Teppich fast völlig geschluckt. Vor einer Zimmertür blieb ich stehen und löste widerstrebend meine Hand aus seiner.

»Die Schlüsselkarte«, murmelte ich, wühlte hektisch in meiner Tasche und wandte ihm dabei den Rücken zu. Kjell brach den Körperkontakt zu mir nicht ab. Die Hand, die zuvor meine gehalten hatte, legte er mir auf eine Schulter. Sofort wurde ich etwas ruhiger. Da war ja die verfluchte Karte. Kjells Hand fuhr meine Wirbelsäule entlang, blieb dann in meinem Kreuz liegen. Ich drehte die Karte zweimal herum, dreimal, bis sie endlich richtig herum im Schloss landete und die Tür sich mit einem leisen Klacken öffnete. Kjell behielt die Hand in meinem Rücken, führte mich so vor sich in den von der Klimaanlage angenehm heruntergekühlten, dunklen Raum. Ich schob die Karte in einen weiteren Schlitz gleich neben der Tür und sogleich leuchteten im ganzen Zimmer an verschiedenen Stellen Lampen auf. Warmes, weiches Licht verteilte sich überall, während die Tür hinter uns ins Schloss fiel. Ich drehte mich zu Kjell herum. Er trat einen Schritt auf mich zu, war jetzt ganz dicht vor mir. Wieder strich er mir eine Haarsträhne hinter ein Ohr. Dann trat er hinter mich und half mir aus dem Mantel.

»Danke«, sagte ich leise und meine Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens. So kam es mir jedenfalls vor. Er legte meinen Mantel über die Armlehne des Sofas. Dann zog er seine Anzugjacke aus und legte sie dazu. Jetzt konnte ich noch deutlicher erkennen, wie muskulös seine Oberarme sein mussten, wie flach sein Bauch. Das schmal geschnittene Hemd schmiegte sich um seine Konturen und ich konnte einfach nicht anders, als hinzuschauen. Alles meins. Für einen Abend. Und jetzt? Wie ging es denn jetzt weiter? Wie kam man denn jetzt mit einem fremden Mann von jetzt auf gleich von Distanz zu größtmögliche Nähe?? Er spürte meine Unsicherheit bestimmt, denn er trat wieder hinter mich und legte mir die Hände auf die Schultern. Leicht, ohne Gewicht. Mit den Daumen strich er meine Halslinie entlang, massierte dann an beiden Seiten meines Halses kleine Kreise.

»Hey, entspann dich«, sagte er leise. »Alles ist gut. Sag mir, was du tun möchtest.«

Ich drehte mich unter seinen Händen zu ihm herum und sah zu ihm empor.

»Ich möchte es dir ein wenig bequemer machen«, sagte ich und begann, seinen Krawattenknoten zu lösen. Ich zog ihn ganz auf und ließ den leuchtend blauen Stoff von seinem Kragen gleiten. Dann öffnete ich ihm die obersten beiden Hemdknöpfe. Er schmunzelte und sah mich an, ohne sich zu bewegen. Dann löste ich ihm die Manschettenknöpfe, legte sie auf den Couchtisch. Ich schlug die Ärmel seines Hemdes zweimal um. Er hatte kräftige, gebräunte Unterarme, auf deren Rücken helles Haar kaum sichtbar wie ein Flaum wuchs.

»Besser«, sagte ich.

Kjell lachte leise, dann umfasste er meine Schultern wieder mit den Händen. Ich streifte meine hohen Sandaletten von den Füßen, stand barfuß vor ihm und kam mir sehr klein vor. Er zog Schuhe und Strümpfe aus. Barfuß in Anzughose. Das gefiel mir. Es war sexy, irgendwie. Er trat ganz nah an mich heran. Seine Handflächen glitten an meinen Armen hinunter, dann strichen sie wieder hinauf. Hinunter, wieder hinauf, bis mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper kroch. Dann führte er einen Finger unter mein Kinn, hob meinen Kopf an, sodass ich in seine Augen sah und dann sagte er: »Du bist eine schöne Frau.«

Ich verzog das Gesicht. »Also das sagst du doch jetzt bestimmt …« Kjell schüttelte lächelnd den Kopf, machte einen schnalzenden Laut mit der Zunge und legte mir einen Zeigefinger auf die Lippen. Mein Mund prickelte unter der Berührung.

»Es gibt vieles, was man einer Frau sagen kann, damit sie sich besser fühlt und nicht mehr so unsicher ist«, sagte er. »Ich muss dir nichts sagen, was nicht stimmt.«

Er griff um meinen Kopf herum und öffnete meine Haarspange. Er legte sie zu seinen Manschettenknöpfen auf den Tisch, dann fuhr er mit beiden Händen in mein Haar und löste es, bis es in Wellen locker über meine Schultern fiel. Er zog mich zu sich, nahm mit einer Hand mein Kinn und legte die andere in meinen Rücken, während er sich zu mir beugte und seinen Mund ganz dicht vor meinen brachte. Er roch nach After Shave, frisch und holzig und ein wenig nach den Mojitos von vorhin. Mein Herz schlug mir bis hinauf in den Hals, als er mit seinem Mund sanft an meiner Oberlippe nippte. Noch einmal nippte er und noch einmal, eine zarte, kaum merkliche Berührung. Er stupste meine Lippe mit seinem Mund, es war fast wie eine neckische, kecke Aufforderung. Unsere Nasen berührten sich. Noch einmal. Ich machte ein kleines, seufzendes, fast ungeduldiges Geräusch und drückte mich näher an ihn. Dann endlich waren seine Lippen ganz auf meinen, er massierte meinen Mund mit seinem. Unsere Lippen waren kaum geöffnet. Himmel, er wusste wirklich mit kleinen Reizen zu spielen. Zeit und Raum schienen plötzlich wie eingefroren, man hörte nichts als unser beider leisen Atem und das Ticken einer Uhr irgendwo im Zimmer.

Dann endlich umfasste er mit beiden Händen meinen Kopf, tauchte seine Finger in mein Haar und öffnete meinen Mund mit seinem. Tief glitt seine Zunge in mich, langsam, genießerisch. Ich stöhnte leise auf und schlang meine Arme um seinen Hals. Er vertiefte unseren Kuss noch mehr, tauchte, knetete, forderte meinen Mund und ich spürte, wie alles an mir weich und nachgiebig wurde, wie ich an ihn heranschmolz. Meine Finger liefen über seine Arme, spürten seine harten Muskeln und die Wärme seiner Haut durch den Stoff seines Hemdes. Ich tastete mich nach vorn, glitt über seinen Oberkörper. Alles an ihm war so … stark. Er fuhr mit seiner Zunge meine Zähne entlang, dann über meine Lippen, malte die Konturen mit seiner Zunge nach. Oh ja, dieser Mann wusste, wie man küsst. Ooooh ja! Ich begann an den Knöpfen seines Hemdes zu nesteln, zupfte und zog es ihm aus der Anzughose, während er mich weiter mit seinen Lippen und seiner Zunge verführte. Schließlich hatte ich alle Knöpfe geöffnet und fuhr mit meinen Händen unter sein Hemd. Mein Gott. Muskeln. Warm, hart, voller Kraft. Meine Hände erfühlten seinen Torso, hinauf und hinunter, genossen jeden Millimeter seiner Haut. Als ich seine Brustwarzen berührte, sog er hörbar den Atem ein. Ah. Ich konnte Dinge auslösen in diesem Mann. Gut! Ich glitt tastend abwärts, strich sanft über das harte Sixpack seines Bauchs, umspielte zart seinen Bauchnabel, ertastete die feine Linie aus Haar, die unter seinem Bauchnabel begann und dann hinter dem braunen Ledergürtel seiner tief auf der Hüfte sitzenden Hose verschwand. Rechts und links dieses herrlichen Happy Trails bildeten seine Bauchmuskeln ein verführerisches V. Unglaub-lich sexy. Puh. Und mein für eine Nacht. Mein.

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