Kitabı oku: «Jager-Sünden»
Six Walter-Leroux
Jager-Sünden
Jagdliche Gedichte
wie’s sein soll – und wie’s manxmal wird
geschrieben und vorzulesen
in österreichischer
Mundart
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte bei H.S. Walter
Layout: Lukas Treffner
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhalt / Gedichte
Cover
Titel
Impressum
A stinkerta Jager
D enk wie das Tier
M ondliachtjagern
N et g’schossn is a g’fahtlt
D achsjagern
H auptjagd in der Oststeiermark
W ann’s tuat dann tuat’s
A G’scher mit’m G’wehr
D es Jägers Weihnachtsbaum
J agersprach
K aiserschmarrrn
D er doppelköpfige Adler
F erdinand der oft Beschossene
D er g’schenkte Spielhahn
D a Sickl beim Rosshandel
H irschliefern
D er sitzerte Jager macht Wildbrat
D er Handy-Hirsch
E in Lebenshirsch
T rophäenschau
D er Jagdhund Hirschmann u.d.Grandln
W aldgams
U nd dies ist meine Welt
Die Aquarell-Porträts von Winfried Aubell
Winfried Aubell
Ernst Reisenbüchler
Hans Dona
Leopold Astegher
Franz Ernest
Franz Moissi
Leopold Zwicklgruber
Adolf Gschwandtner
Jager-Sünden
Jager-Sünden: gibt’s die überhaupt? Kann denn Jagen Sünde sein?
Das Verständnis für die Jagd hat sich in den Jahrzehnten meines Lebens gewaltig verändert. Zu den Zeiten meiner Jugend waren die Jäger eine selbstbewusste Männergesellschaft mit eigenen Regeln und Gesetzen. Wer im Land etwas gelten wollte musste dazu gehören, ob Arzt oder Fabriksdirektor, ob Großgrundbesitzer oder Landespolitiker – und der Adel war so und so dabei. Ein echter Mann war auch ein rechter Jager.
Das hat sich geändert. Der Tierschutzgedanke hat den alten Grundsatz des rechten Jagens: das Leben in der Natur zu pflegen und zu hegen, auf Nachhaltigkeit zu achten und das Gehegte zu ernten, überlagert und der Jäger wird zum Mörder gestempelt.
Dabei sollte es offensichtlich sein: in Regionen mit einer lebendigen, geregelten Jagdkultur gibt es deutlich mehr Wild (wildlebende Tiere) als anderswo. Diese reiche Tierwelt genießen auch alle Gegner der Jagd, und wir freuen uns dass wir in unserem Land Rehe und Hasen, hin und wieder einen Fuchs, im Gebirge (fast sicher) Gams und – seit einigen Jahren – auch Steinböcke beobachten können. Wer sich dafür interessiert kann an einem kalten Oktobertag in unseren Alpentälern die dramatisch-erregten Brunftschreie des Rotwildes hören, und mit einigem Glück sieht man im Mittelgebirge in gar nicht großer Entfernung ein Rudel Muffelwild beim Äsen.
Das alles – und noch viel mehr – gäbe es nicht ohne die Jagd. Ohne eine Jagd, die einem strengen Regelwerk unterworfen ist. Diese Regeln sind einerseits im Jagdgesetzt zusammengefasst, andererseits durch lange Tradition Grundlage für eine waidgerechte Jagd geworden.
Bleibt immer noch der Vorwurf: aber der Jäger tötet.
Es würde ins Unendliche führen zählte ich hier auf, was alles an Lebendigem durch den „Betrieb“ unserer Zivilisation zu Tode kommt, getötet wird, damit wir (bequem) leben können. Dieses Töten geschieht abseits unsrer Aufmerksamkeit, in dafür geschaffenen Einrichtungen, in solchen Massen, dass dafür kein persönliches Engagement mehr möglich ist. Vieles von diesem Töten wollen wir gar nicht wissen.
Aber der Jäger schießt, um zu töten. Er spürt seinem Opfer nach – ja, er heftet sich noch eine Trophäe an seinen Hut, er hängt Teile des getöteten Tieres an die Wand! Dass dieses Töten in freier Natur geschieht, dass das Tier in seinem gewohnten Umfeld, ohne es zu merken, vom Tod ereilt wird; dass es nicht gemästet, in stinkenden LKWs transportiert, in nach Blut riechende Schlachthöfe getrieben wird, das entgeht uns.
In unserer übersteigerten Humanität verleugnen wir den Tod, auch wenn es ein Tod in Freiheit nach einem vollen Leben in „freier Wildbahn“ ist, im Unterschied zu einem Tod im Schlachthaus nach Monaten in engen Käfigen, vorsortiertem Futter und aufgezwungener Gesellschaft.
Die Jagd als Leidenschaft
Nichtjäger haben keine Ahnung, wie wenig das Schießen Teil des Jagens ist. Wie viele Pirschen oder Stunden am Hochsitz nötig sind, um ein bestimmtes Stück zu erlegen. – Und das ist einer der Grundsätze heutigen Jagens: ein Jäger darf nicht irgendein Stück, das ihm gerade vor die Büchse kommt, erlegen, sondern er muss auf bestimmte Stücke jagen. Es gibt für jedes Jagdrevier einen Abschussplan, in dem Geschlecht und Alter der zu erlegenden Stücke festgehalten sind – und natürlich auch die Stückzahl, die sich mit aller Sorgfalt nach dem Grundsatz einer nachhaltigen Bewirtschaftung richtet. Nachdem diese lt. Abschussplan freigegebenen Stücke nur einen Bruchteil des vorhandenen Wildes ausmachen ist das Jagern eine zeitaufwändige Tätigkeit, deren Erfolg oft allein vom Jagdglück abhängt.
Jagen ist eine Leidenschaft. Auch das lässt Manchem die Jagd suspekt erscheinen. Ohne Leidenschaft würde sich jedoch niemand den Anstrengungen unterwerfen und die Energie aufwenden, die zum Jagen gehören. Und ganz billig ist das Jagen ja auch nicht. Daraus resultiert, dass ein fermer (ein echter) Jager die Jagd nicht als Vergnügen bezeichnet. Die Jagd ist kein Vergnügen, Jagen ist Glück (meistens!).
Über die Jagd wurde vieles gesprochen, auch vieles geschrieben, vieles gemalt und gezeichnet.
Mein Buch stützt sich auf die Aquarelle und Zeichnungen von Winfried Aubell, der als Direktor der Salinen im Salzkammergut ein Leben lang mitten im jagdlichen Geschehen war.
Dem Verwalter seines Werkes, seinem Enkel Clemens Aubell, sage ich Dank für die liebevolle Zusammenarbeit!
Salinendirektor Hofrat
Dipl.Ing. Dr. Winfried Aubell
Als Direktor der Salinen kannte er das Salzkammergut im wahrsten Sinn des Wortes von innen und außen. Und er kannte den besonderen Menschenschlag, der dort lebt.
Individualität ist in der Zeit des Konformismus zur Seltenheit geworden. So wichtig für die menschliche Gesellschaft eine gewisse Angepasstheit zu sein scheint, so braucht es dennoch den Menschen, der sich abhebt, anders denkt, anders handelt.
Das Salzkammergut bildete seit je eine von der übrigen Welt abgeschlossene Einheit. Das ergab sich allein schon aus der Topographie, aus den umliegenden Gebirgszügen. Der Ab-oder Eingeschlossenheit wirkte entgegen, dass dieses besondere Land eine unglaubliche Anziehungskraft auf Menschen ausübte, die ihren Platz vom Schicksal mitten in der Welt, inmitten des Weltgeschehens angewiesen erhalten hatten. Diese Kombination bewirkte ein glückliches Geben und Nehmen: die von der Welt Gejagten fanden Ruhe und Zeit zur Besinnung, das Salzkammergut erlebte Aufgeschlossenheit und Weitsicht.
Winfried Aubell ist Zeuge und Beweis für diese Lebensform.
Eine glückliche Hand hat ihn befähigt, uns Bilder zu hinterlassen, aus denen die Besonderheit, die Individualität der Menschen, die er gekannt hat, herausleuchtet.
Die Jagd als Zerstreuung?
Jager sagen hin und wieder, um dem Vorwurf der Familienfeindlichkeit zu begegnen, die Jagd bringe ihnen die Zerstreuung die sie in ihrem Beruf brauchen. Ortega y Gasset meint, dass dies dem Wesen der Jagd nicht gerecht würde. Sich zerstreuen heißt für einige Zeit unsere Persönlichkeit willkürlich in eine andere zu verwandeln, um einige Augenblicke aus unserer Welt in andere Welten zu entkommen. Zerstreuungen sind gewöhnlich bequeme Erscheinungsformen ohne Mühsal und ohne Wagnis, die keine anhaltende Aufmerksamkeit erfordern.
Aber die Jagd, wie sie der wahre Jäger ausübt, schließt gerade Mühsal und Wagnis ein. Es geht nicht darum, mit dem Gewehr über der Schulter durch sein Revier zu streifen. Es geht darum, dass der Jäger der Jagd einen Teil seiner Existenz hingibt. Damit verliert die Zerstreuung ihren passiven Charakter und wird zu höchster Aktivität.
Von der Seltenheit des Wildes
Was die Jagd so spannend, ja was das eigentliche Wesen der Jagd ausmacht ist die Seltenheit des Wildes. Seit Menschen jagen waren jagdbare Tiere immer selten. Wenn es, wie beispielsweise bei den großen Büffelwanderungen in den Prärien Nordamerikas, große Ansammlungen von Wild gab, so mussten die Jäger genau wissen, wann und wo es zu solchen Ansammlungen kommen konnte. Denn wenn an einem Ort viele Tiere sind, so sind an allen anderen Orten aus diesem Grund keine. Ortega y Gasset sagt, dass diese Seltenheit des Wildes sein natürlicher und bester Schutz gegen das Gejagtwerden ist.
Der erste Akt jeglichen Jagens besteht darin, das Tier zu entdecken, dass man es aufspürt. Es ist dies nicht nur die erste, sondern die grundlegende Aufgabe bei allem Jagen: zu erreichen, dass Wild da ist.
Alles läuft darauf hinaus, das Tier erst einmal zu erblicken.
Das Wild aufspüren; das Wort spüren sagt schon aus, dass es mehr als nur vom Verstand gelenkte Handlungen sind, dass sich in der Jagd eine mystische Einheit mit dem Wild entwickelt. Der Jäger beginnt, die ganze Umgebung vom Blickpunkt des Tieres aus zu betrachten und mit der Aufmerksamkeit, die diesem eigen ist. Das nennt Ortega y Gasset drinnen im Felde sein. Wind, Licht, Temperatur, Bodenform, Gestein und Pflanzen haben ihre Rollen, sie sind nicht einfach da wie für einen Wanderer oder Bergsteiger, sondern in der Jagd wirken sie mit.
Ein beträchtlicher Teil der grundlegenden Jagdtechnik besteht in der Nachahmung des Tieres: sich ducken, anschleichen, Geräusch vermeiden, etc. Der Verfolger kann nicht verfolgen, wenn er nicht sein Schauen mit dem des Verfolgten vereinigt.