Kitabı oku: «Das Festival der Liebe», sayfa 11

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Ein wenig gestärkt verließ Keira den Waschraum und kehrte an den Tisch zurück. Dort sah sie ihren Laptop stehen.

„Was tust du da?“, fragte sie entsetzt und eilte zu Shane.

„Ich wollte nur sehen, was du bisher geschrieben hast“, antwortete er unschuldig.

Keira klappte das Gerät schnell zu. „Mit Verlaub, das geht dich nichts an.“

„Wie denn das?“, fragte er lachend. „Es wird doch veröffentlicht. Jeder kann es dann lesen.“

Aber Keira konnte nicht darüber lachen. Shane war ihr fast auf die Schliche gekommen, das hatte sie schwer erschüttert.

„Wenn es editiert wurde, dann erst. Den ersten Entwurf darf eben nie jemand sehen.“

Es war nur eine halbe Lüge. Selbst wenn ihre ersten Entwürfe wirklich schlecht waren, so war doch der eigentlich Grund, dass Shane nicht sehen sollte, was sie geschrieben hatte. Ohne Erklärung und den Hintergrund dazu würde es sie in ein extrem schlechtes Licht rücken. Streng genommen wurde es mit der passenden Erklärung auch nicht wirklich besser.

„Außerdem richtet es sich an ein ganz spezielles Publikum. Bist du eine unverheiratete Amerikanerin in der Altersgruppe 24-34? Nein? Dachte ich mir.“

Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Tut mir leid“, sagte Shane. Ihm war offenbar nicht entgangen, dass sie ungehalten war. „Ich werde nie wieder herumschnüffeln. Ich war nur neugierig. Wir sind ständig beschäftigt, und ich wollte nur sehen, womit eigentlich. Ich meine, du hast mich Geige spielen hören, aber ich habe noch keinen einzigen Satz von dir gelesen. Und du hast mich als Reiseführer erlebt. Ich würde dich eben gern mal als Journalistin erleben.“

„Ein anderes Mal“, sagte sie steif.

Sie beendeten ihre Mahlzeit, die Stimmung deutlich nüchterner als zu Beginn. Keira fühlte sich schuldig. Wenn sie nicht so eine falsche Schlange wäre, die so viel zu verbergen hätte, wäre Shane nie auf den Gedanken gekommen, heimlich nachzuforschen.

Sie fuhren zurück nach Lisdoonvarna. Dieses Mal behielt Keira ihr Handy bei sich. Die Sache mit dem Laptop hatte ihr zu denken gegeben. Was, wenn Nina ihr eine Nachricht zu dem Text schickte, oder einen Kommentar zu ihrer bissigen Tirade abließ? Wenn Shane das jemals sah, wäre sie am Boden zerstört.

Sie erreichten die Stadt und Keira stellte das Auto ab. Als sie das B&B betraten, sahen sie, dass Orin wieder aufgetaucht war. Er wirkte etwas verlegen, benahm sich aber ansonsten so freundlich wie gewohnt.

„Was zu trinken?“, fragte er.

„Ist etwas zu früh für mich“, antwortete Keira. „Und ich muss jetzt mal etwas arbeiten. Ich setzte mich da hinten in die Ecke; ihr beiden, lasst euch nicht aufhalten.“

Während Orin zwei Bier zapfte, zog sich Keira möglichst weit zurück von ihnen. Sie fühlte sich so elend betrügerisch, dass sie an der Fröhlichkeit der anderen nicht mehr teilhaben konnte. Sie hatte es zu weit kommen lassen mit der Beziehung. Als Shane einfach nur ein sexy Typ gewesen war, den sie scharf fand, war es irgendwie einfacher gewesen. Sie hatte nicht das Gefühl gehabt, ihm etwas schuldig zu sein wie Aufrichtigkeit. Der Gedanke bereitete ihr Übelkeit.

Keira schaute sich Ninas letzte E-Mail an, mit den Veränderungen den Text betreffend, den sie am Morgen geschickt hatte. Zu ihrer Erleichterung waren es gute Neuigkeiten. Joshua gefiel es tatsächlich und er wollte genau so weitermachen.

Hat er wirklich das Wort 'gefallen' benutzt?, schrieb Keira zurück.

Ihre Antwort kam prompt. Ich weiß, was du meinst. Ich nehme an, der Arzt hat einfach nur die Dosis Advil erhöht, also gewöhne dich besser nicht dran.

Keira lachte innerlich. Es war angenehm, mit Nina zu schreiben. Es hielt sie auf dem Boden der Tatsachen, erinnerte sie daran, wer sie war, woher sie kam, warum sie hier war. Ohne die regelmäßigen Updates und den trockenen Humor ihrer Freundin hätte sich Keira vielleicht noch mehr treiben lassen als ohnehin schon.

Während sie mit ihrem Laptop beschäftigt war, genossen Shane und Orin ihr Bier und unterhielten sich gut gelaunt.

„Also, Keira“, rief Orin herüber, „Shane meint, du wärst etwas geheimnistuerisch mit deinem Geschreibsel.“

„Nur mit dem schlechten Zeug“, rief sie zurück.

Sie wollte das nicht noch einmal diskutieren und schnappte daher nicht nach dem Köder. Sie fühlte sich auch so schon schlecht genug dabei. Aber weder Orin noch Shane konnten es offenbar dabei belassen.

„Es muss ja kein erster Entwurf sein“, schlug er vor. „Wie wäre es mit etwas aus der letzten Ausgabe?“

Keira verkrampfte. Das nahm keine gute Entwicklung. Aber was hatte sie schon für eine Wahl? Sie hatte Shane gegenüber als Ausrede benutzt, nichts Unfertiges zeigen zu wollen. Aber in der letzten Ausgabe war ein Artikel von ihr und auch in der davor. Wenn sie also die Webseite von Viatorum aufrief, würde sie ihnen etwas von ihrer Arbeit zeigen können. Das würde sie vielleicht schon zufriedenstellen und sie ließen sie mit dem Thema dann endlich in Ruhe.

„Also schön“, sagte sie. „Hier ist ein Artikel, den ich letzten Monat über eine Parade geschrieben habe. Ich muss allerdings warnen, er ist nicht sonderlich gut.“

Shane und Orin kamen herüber zu ihr. Sie bewunderten das schicke Design der Webseite, allerdings wusste Keira mit ziemlicher Sicherheit, das zumindest Shane es bestimmt eigentlich eher zu protzig fand.

Shane griff plötzlich nach dem Laptop und zog in zu sich. Er kicherte, als wäre das ein Scherz. Ein Blick zu Orin verriet ihr, dass die beiden das geplant hatten. Sie hatten sich verbündet, um sie zu überlisten und zu sehen, was sie über das Festival geschrieben hatte.

„Nicht!“, flehte Keira sie an.

Sie hatten ja keine Ahnung! Sie dachten, das wäre ein ganz unschuldiger Spaß. Sie dachten, sie spielten mit ihr, mit ihrer scheinbaren Bescheidenheit. Aber Keira kannte ja die Wahrheit. Ihr wurde übel bei dem Gedanken, was nun unweigerlich passieren würde.

Es war zu spät. Shane begann, den letzten, bitterbösen Text, den sie geschickt hatte, vorzulesen. Seine Stimme änderte sich von heiter zu verzagt und tief verletzt.

„Erdrückende irische Gastfreundschaft?“, las er und schaute sie mit traurigen Augen an. „Schmieriger Schuppen? Das denkst du?“

„Es tut mir leid“, flüsterte Keira. Ihr war übel.

Shane betrachtete sie voller Schmerz. „Was soll das? Warum bist du so gemein?“

„So lautet der Auftrag“, versuchte sie zu erklären. „Ich denke nicht wirklich so. Ich muss so herablassend schreiben für den Artikel, mehr nicht. Das bin nicht ich. Es tut mir leid.“

„Du meinst, es zählt also nicht, weil du es nicht so meinst?“ Shane klang sehr aufgebracht.

„Es tut mir so leid“, wiederholte Keira. Mehr hatte sie dazu einfach nicht zu sagen. „Ich weiß, es ist keine richtige Entschuldigung.“

„Das kannst du laut sagen“, meinte Shane. „Du ziehst uns in den Schmutz. Ich dachte, es handelt sich um ein Tourismus-Magazin. Was ist denn das für eine Zeitschrift, die das Reiseziel so runterputzt?“

Keira biss sich auf die Lippen. „Es geht weniger um Tourismus als um Reisen und Lifestyle, nehme ich an.“

„Sarkastische Reisen und ironischen Lifestyle“, sagte Shane. „Wo ist der Sinn dabei?“

Keira fühlte sich furchtbar. Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Es ist dämlich. Oberflächlich. Und es war dämlich von mir, mich darauf einzulassen. Was soll ich sagen, um es wieder gutzumachen? Mehr als mich bei euch beiden zu entschuldigen, weiß ich einfach nicht.“

Orin sprach auch endlich. „Und du meinst, damit ist es getan? In diesem B&B steckt mein Herzblut. Dieser Artikel wäre vielleicht mein Ruin.“

Sie schaute ihn an. Er sah so enttäuscht von ihr aus. Sie war enttäuscht von sich selbst.

„Es tut mir so leid“, sagte sie leise. „Ich wollte deinem Geschäft sicher nicht schaden. So viele Leute lesen die Zeitschrift gar nicht. Ich denke nicht, dass es einen Einfluss auf sie hätte. Unsere Leser würden sowieso nie zu einem solchen Ort wie diesem reisen.“ Keira klappte den Mund zu, als ihr bewusst wurde, wie mies das klang und wie die beiden das auffassen würden.

Shane blickte sie kühl an. „Zu einem Ort wie diesem?“, wiederholte er.

Keira fröstelte. Jetzt hatte sie es endgültig versaut.

Shane trank sein Bier aus und nahm seine Jacke vom Tresen.

„Wohin gehst du?“, fragte Keira. Sie hatte ein elendes Gefühl im Magen.

Shane blieb unterkühlt. „Du brauchst keinen Reiseführer mehr. Du hast alles gesehen, was es zu sehen gibt. Ich denke, es ist besser, wenn sich unsere Wege nun trennen. Du kriegst das schon allein hin.“

„Shane!“, rief Keira. Sie wollte nach ihm greifen, ihn aufhalten. Sie bedauerte das alles zutiefst.

Aber es war zu spät. Er drehte sich um und verließ den Pub. Keira schaute Orin an. Der schüttelte den Kopf und blickte weg.

Keira hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Sie rannte zur Tür und die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Dort holte sie ihr Handy hervor und rief Bryn an.

Als ihre Schwester dran ging, ließ Keira ihren Tränen freien Lauf.

„Schwesterchen“, sagte Bryn sanft. Was ist passiert? Ist es Shane?“

„Ja“, gab Keira zu. „Aber nicht nur. Orin auch. Sie haben meinen Artikel gelesen und jetzt hassen sie mich.“

„Ist Orin nicht ein alter Mann?“, fragte Bryn verwirrt. „Was kümmert es dich, wie er über dich denkt?“

„Er ist mein Freund!“ Keiras Brust war wie zusammengeschnürt vor lauter Schuld und Scham. „Ich weiß ehrlich nicht, ob ich hier noch bleiben kann. Der Pub gehört Orin. Und wozu auch? Ich kann nichts schreiben. Nicht, wenn mich alle hier hassen. Es macht keinen Sinn, noch zu bleiben.“

„Was soll's, wenn ein paar Leute dich nicht leiden können? Du bist nicht da, um Freunde zu finden. Du bist da der Karriere wegen. Nichts hat sich daran geändert. Es ist nur einfach wieder genau so, wie es war, als du angekommen bist.“

„Aber ich habe mich geändert, Bryn“, jammerte Keira. „Ich weiß nicht einmal mehr, wie man schreibt. Das ist alles Mist.“

„Das glaube ich nicht“, antwortete Bryn. „Du bist eine ausgezeichnete Autorin, Schwesterherz. Warst du immer schon. Und du bist eine Kämpferin. Du läufst vor deinen Problemen nicht davon. Du stellst dich ihnen. Rede mit Shane. Du stehst das durch.“

Keira schniefte geräuschvoll. „Ich dachte, du hältst ihn für einen Spieler? Eine Trost-Affäre? Was kümmert es dich, ob ich mich mit ihm vertrage?“

„Das weiß ich auch nicht“, sagte Bryn und atmete geräuschvoll aus. „Es klang nur so, als hättest du eine tolle Zeit mit einem tollen Typen. Lass dir das doch nicht von einer solchen Lappalie verderben. Was genau erwartet dich denn hier in New York? Du wirst auf meiner Couch schlafen!“

„Großartig“, schnaufte Keira und schmollte. „Ich komme also vom Regen in die Traufe.“

„Man weiß nie, was noch kommt“, sagte Bryn. „Wickle Shane mit deinen Worten ein, ich bin sicher, du kannst ihn überzeugen.“

Aber Keira war davon längst nicht so überzeugt. Das noch einmal umzubiegen, erschien ihr unmöglich. Shane hatte sehr verletzt ausgesehen. Er würde ihr niemals verzeihen. Sie hatte das einzige ruiniert, was ihr wichtig war.

KAPITEL VIERZEHN

Am nächsten Morgen war es für Keira nicht gerade eine Überraschung, dass kein Frühstück für sie bereit stand. Auch als Shane nicht wie üblich für einen Ausflug kam, war das nicht überraschend. Ihr drehte sich vor Traurigkeit der Magen um.

Sie wusste, sie sollte besser wenigstens ein paar Veranstaltungen auf dem Festival besuchen, aber sie fühlte sich wie betäubt. Ohne Shane wäre es viel zu deprimierend. Also kehrte sie zurück in ihr Zimmer und schloss die ganze Welt einfach aus.

Keira wollte weg, weg von diesem Ort, raus aus Irland, alles hinter sich lassen und vergessen. Aber ihr Aufenthalt dauerte noch weitere vier Tage. Selbst wenn sie Heather per Telefon anflehte, würde sie keinen Flug umbuchen. Selbst wenn Heather genug Mitgefühl für sie aufbringen könnte, was sie nicht tat, wäre da immer noch Joshua. Er würde ihr vorhalten, wie viel sie die Firma jetzt schon gekostet hatte. Er müsste schließlich den Kopf für sie hinhalten. So oder so ähnlich würde er reden. Das letzte, was sie jetzt brauchte, war eine Auseinandersetzung mit Joshua.

Keira war vollkommen ratlos. Sie wünschte sich, es gäbe eine Möglichkeit, mit Shane zu reden. Aber sie hatte nicht einmal seine Telefonnummer. Wenn er ihr nur eine Chance geben würde, konnten sie vielleicht in Ruhe darüber reden und eine Lösung finden.

Da fiel ihr wieder ein, dass Heather ihr eine Zusammenstellung mitgegeben hatte, mit Daten und Fakten. Joshuas Assistentin hatte alles minutiös vorbereitet. Bestimmt war irgendwo auch Shanes Nummer notiert.

Keira suchte in ihren Taschen nach dieser Aufstellung. Sie fand sie und suchte nach Shanes Nummer. Da war sie! Aufgeführt als Tourguide. Es war merkwürdig, ihn sich jetzt noch in der Rolle als Reiseführer vorzustellen, nachdem er so viel mehr geworden war.

Ihre Nerven flatterten, als sie seine Nummer in ihr Handy tippte. Sie ließ es klingeln, bis der Anrufbeantworter anging. Nach kurzer Überlegung hinterließ Keira eine Nachricht.

„Hey, Shane, ich bin es, Keira. Können wir reden?“

Ihre Stimme klang steif, viel nervöser als ihr lieb war. Sie verlor allen Mut und legte auf, bevor sie noch etwas hinzufügen konnte. Was sie eigentlich wollte, war, sich bei ihm zu entschuldigen. Aber das hatte zuvor auch nichts gebracht und jetzt hatte sie jeglichen Kampfgeist verloren.

Ihr Handy summte. Eine Textnachricht. Sie hoffte, es war nicht Joshua. Sie betete, dass es Shane war. Weder noch. Es war eine Nachricht von Nina.

Ich habe eine Idee. Du musst testen, mit wem der Matchmaker dich verkuppeln würde. Das wäre ein super Abschluss des Artikels, meinst du nicht?

Keira rutschte das Herz in die Hose. Der Gedanke, jetzt zu William hinzugehen und sich verkuppeln zu lassen, bereitete ihr Übelkeit. Sie wollte nicht einmal darüber nachdenken, sich mit einem anderen Mann zu treffen. Sie wollte, dass alles so war wie vorher mit Shane.

Aber Nina hatte recht. Sie musste diese Schreibblockade überwinden. Vielleicht bekam sie von William genau die Inspiration, die sie brauchte. Ein schlechtes Date wäre genau passend für den letzten Abschnitt des Artikels.

Wie sie es schließlich schaffte, war ihr ein Rätsel, aber Keira raffte sich auf und ging hinaus. Sie schlenderte langsam Richtung William, zögerte die Begegnung hinaus. Aber selbst schlendernd kam man in Lisdoonvarna recht bald ans Ziel. Und so stand sie schließlich vor dem orangen Haus.

Sie atmete einmal tief durch und klopfte an. Maeve machte ihr auf.

„Keira? Ich habe mich schon gefragt, wann wir dich wiedersehen.“

Die Bemerkung schmerzte. Hatte wirklich jeder sehen können, dass ihre Beziehung mit Zachary praktisch vorbei gewesen war? Dachte wirklich jeder, sie sei eine hoffnungslose Jammergestalt, die früher oder später natürlich beim Matchmaker landen würde?

Sie folgte Maeve ins Haus. Die Hausherrin machte sich sofort daran, Tee aufzusetzen.

William blickte von seinem Tisch auf und lächelte.

„Setz dich doch. Du bist hier für den passenden Partner, nehme ich an?“

Keira zuckte zustimmend mit den Schultern. Sie setzte sich mit einem flauen Gefühl im Magen auf den angebotenen Stuhl.

William blätterte durch seine Aufzeichnungen, er nahm sich viel Zeit. Maeve schenkte Tee ein. Keira trank ihn schweigend.

Plötzlich schlug William das Buch zu. Das Ergebnis stand fest. Aber was er als nächstes sagte, traf Keira mitten ins Herz.

„Keine Übereinstimmung.“

„Ich verstehe nicht“, sagte sie.

„Ich finde niemanden für dich. Es passt einfach keiner.“

„Was soll das heißen, es passt keiner?“ Keira war entsetzt.

„Nun, es ist nicht leicht, den passenden Partner zu finden. Nicht, wenn ich jemanden finden will wie Simon und Sylvia.“

„Wer sind Simon und Sylvia?“, fragte Keira. Sie fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen.

„Ich habe sie vor fünfzig Jahren auf dem Festival zusammengebracht“, erklärte William. „Sie haben sich Hals über Kopf verliebt und noch hier auf dem Festival den Bund fürs Leben geschlossen. Und heute sind sie immer noch glücklich verheiratet.“

Er zeigte ihr ein Schwarzweißfoto, ein glücklich lächelndes Paar, an ihrem Hochzeitstag. Sie erkannte Williams Haus im Hintergrund. Die Tür mit dem kleinen Amor.

„Sie haben hier geheiratet? In diesem Büro?“

„Davor. Sie kommen fast jedes Jahr nach Lisdoonvarna, um ihren Hochzeitstag zu feiern.“

Keira gab ihm das Foto zurück. „Nun, ich suche nicht nach einem Ehemann“, sagte sie. „Ich will nur ein Date. Für die Inspiration. Für meinen Artikel. Da kannst du doch sicher etwas machen.“

William war wenig beeindruckt von ihren Worten. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Das wäre ein Missbrauch meiner Dienste“, erklärte er.

Keira verließ frustriert Williams Büro. Ihr Ego war angeschlagen. Typisch, dachte sie, dass selbst der Matchmaker niemanden für sie finden konnte. Sie musste wohl aussätzig sein oder so etwas.

Das einzig Gute an der ganzen Sache war, dass Keira am Abend zwei Seiten voller Bitterkeit zustande brachte, darüber, dass sie nicht vermittelbar war. Nina war begeistert. Selbst Joshua schien zufrieden, wobei Keira sich fragte, ob das nicht eher mit seinen Schmerzmitteln zusammenhing. Entweder das, oder er empfand Freude über ihr Elend. Keira nahm an, dass es wahrscheinlich letzteres war.

KAPITEL FÜNFZEHN

Als Keira an ihrem letzten Tag in Lisdoonvarna erwachte, war ihr schwer ums Herz. Es war kaum vorstellbar, dass sie am nächsten Tag abfliegen würde. Der Monat war fast um und sie würde nach New York zurückkehren. Sie wusste nicht, wie gut sie zurechtkommen würde mit all den Hochhäusern und verstopften Straßen nach der Ruhe hier in Irland.

Während des Duschens kam ihr Williams Geschichte vom glücklichen Paar wieder in den Sinn. Vielleicht konnte sie Simon und Sylvia irgendwie ausfindig machen und sich ihre Version der Geschichte anhören. Das wäre dann alles, was sie noch für ihren Artikel brauchte. Es musste schließlich dahinter stecken als Liebe auf den ersten Blick und dann einfach mal eben so fünfzig Jahre glückliche Ehe. Sie weigerte sich, zu glauben, dass es so einfach funktionierte.

Das Problem war, Keira hatte nichts weiter als die Erinnerung an ein Foto, das vor fünfzig Jahren gemacht wurde, um die beiden ausfindig zu machen.

Sie klapperte alle Orte ab, die in Frage kamen, wie Pubs und Tante-Emma-Läden. Jeder, mit dem sie sprach, kannte Simon und Sylvia persönlich oder hatte von ihnen gehört. Aber niemand schien zu wissen, ob sie in diesem Jahr angereist waren. Und wenn sie nach Kontaktdaten fragte, begegnete man ihr mit Misstrauen.

Die Frau im Pub neben Orins B&B kannte Simon und Sylvia offenbar gut. Aber sie wollte Keira nicht helfen.

„Du bist diese Reporterin, richtig? Die Amerikanerin?“, fragte sie mit vorwurfsvollem Ton und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ja“, gab Keira mit einem Seufzen zu. Sie hatte sich schon damit abgefunden, dass die Menschen ihr nun misstrauten. Es hatte schnell die Runde gemacht, welcher Art ihr Artikel sein würde und wie schlecht alle hier dabei weg kamen. Sie sah immer seltener ein freundliches Gesicht.

„Dann sage ich dir gar nichts. Ich habe dich durchschaut. Du drehst mir hinterher die Worte im Munde um, damit es für dein Geschreibsel passt.“

Keira verließ niedergeschlagen den Pub.

In das St. Paddys Inn zurückzukehren, behagte Keira auch nicht. Orin sprach nach wie vor fast gar nicht mit ihr. Also wanderte sie allein ziellos durch die Straßen.

Gleich außerhalb des Ortes bemerkte sie ein Stück Land, das ihr vorher nicht aufgefallen war. Ein Schild behauptete, dies sei ein Park, der kleinste in ganz Irland. Keira war sofort bereit, das zu glauben, denn das Fleckchen war nicht länger und breiter als ein Bus. Es gab einen einzelnen Baum, eine Bank und eine Statue der Jungfrau Maria. Keira ließ sich auf der Bank nieder. Ihr Blick glitt über eine kleine Plakette, die daran angebracht war.

Simon & Sylvia.

Sie konnte es nicht fassen. Das Liebespaar von Lisdoonvarna hatte seinen eigenen Park mit eigener Bank und eigenem Baum. Es war geradezu absurd romantisch.

Keira entschied, dass es für sie nichts weiter zu tun gab, als hier auf der Bank zu sitzen und zu warten, bis die beiden auftauchten. Früher oder später wäre das sicher der Fall. Sie musste nur Geduld haben. Wo hätte sie auch sonst noch hingehen sollen?

Sie wartete und wartete, fühlte sich zwischendurch ziemlich albern, dann wiederum wie ein geduldiger Zenmeister. Mit schwindendem Tageslicht wurde es zunehmend kühler. Die ersten Türen der Hotels und B&Bs öffneten sich, die Besucher strömten die Straße herunter zum Festival. Aber Keira blieb, wo sie war. Sie hatte genug Geschichten gehört. Sie wollte nur noch die von Simon und Sylvia. Sie war überzeugt, dass nur diese eine Geschichte ihr noch fehlte für den Artikel.

Sie musste irgendwann eingeschlafen sein, denn sie wurde sich sehr plötzlich zweier Gesichter bewusst, die auf sie herab starrten. Sie richtete sich etwas benommen auf, der Rücken tat ihr weh. Wie lange hatte sie denn auf der Bank geschlafen?

Die Gesichter der beiden alten Leute kamen ihr irgendwie bekannt vor. Es war das alte Ehepaar, das sie beim Wagenrennen gesehen hatte, damals, als sie sich noch gut verstanden hatte mit Shane. Bevor sie alles ruiniert hatte. Bevor zu dem Schmerz über die Trennung von Zach noch ein weiterer hinzugekommen war.

„Ihr seid nicht zufällig Simon und Sylvia?“, fragte Keira.

Die beiden schauten einander an.

„Das sind wir“, sagte Simon lächelnd. „Wir müssen wohl berühmt sein, Sylvia, wenn man uns schon auf der anderen Seite vom großen Teich kennt.“

Die Frau kicherte. „Das wurde aber auch Zeit. Weißt du, ich wollte immer schon mal bei Oprah Winfrey in der Talkshow auftreten.“

„Ich habe nach euch beiden gesucht“, erklärte Keira. „Ich bin Journalistin und schreibe einen Artikel über das Festival der Liebe. Und ihr seid das Goldene Paar, die Erfolgsstory des Festivals.“

Sylvia strahlte bei ihren Worten. „Wir sind wirklich berühmt, Simon.“

„Darf ich euch beiden ein paar Fragen stellen?“

„Aber sicher.“

Sie setzten sich links und rechts neben Keira, was ihr ein wenig Unbehagen bereitete.

Keira holte ihr Notizbuch hervor und einen Stift. Dann hielt sie inne.

„Ich will ganz offen sein“, sagte sie. „Der Artikel, den ich schreibe, ist nicht gerade freundlich.“

Simon runzelte die Stirn, sichtlich irritiert. „Wieso nicht?“

„Ach, herrje“, sagte Sylvia. „Sie ist eine Zynikerin.“

Simon schaute sie bedauernd an. „Es bricht mir das Herz, das Verhalten der jungen Leute heutzutage mit anzusehen. Keiner glaubt noch an den anderen. Keiner hält noch an einer Beziehung fest. Sie denken, es geht nur um Lust und Leidenschaft. Aber das bringt einen höchstens durch die ersten paar Jahre. Danach beginnt die Arbeit.“

Keira schrieb sich das auf. „Dann ist eure Ehe auch harte Arbeit?“

Sylvia lachte auf. „Grundgütiger! Nein, nicht hart. Aber Arbeit schon. Arbeit ist aber auch immer bereichernd, meinst du nicht auch?“

Keira war sich da nicht mehr so sicher. Für sie war diese Erfahrung eher zermürbend und ermüdend gewesen. Allerdings fand sie ihre Karriere immer noch wichtiger als ihr Liebesleben.

„Ich nehme es an“, gab sie zu.

„Und selbst wenn es manchmal anstrengend ist“, fügte Simon hinzu, „dann macht das nichts aus, weil man ja möchte, dass es funktioniert. Man strebt gemeinsam danach, dass die Ehe ein Erfolg wird.“

Keira notierte, wie sehr die Gedanken der beiden übereinstimmten, einer fing an, der andere nahm den Gedanken auf und setzte ihn fort. Es schien, dass sie so lange zusammen waren, dass keiner mehr wusste, wo der eine anfing und der andere aufhörte.

„Die Schwierigkeiten würden mich am meisten interessieren“, sagte Keira. Ihr habt beide gesagt, dass man an der Beziehung arbeiten muss. Was war denn schwierig für euch?“

„Fast alles“, sagte Sylvia mit amüsiertem Glitzern in den Augen. „Man muss sehr viele Kompromisse eingehen. Soll die Küche grün oder blau gestrichen werden? Sollten wir seine Mutter zu Weihnachten einladen oder meine?“

„Es muss andere Auseinandersetzungen gegeben haben als solche“, beharrte Keira. Das klang doch eher nach Nichtigkeiten. „Sylvia, sag mal, musstest du dich nicht entscheiden zwischen Karriere und Familie?“

„Oh ja, für eine Weile. Die Kinder waren noch klein und brauchten mich. Ich war Krankenschwester, musst du wissen. Aber wenn du erst einmal in mein Alter kommst und zurück blickst, dann kommen dir fünf Jahre Pause nicht mehr so lang vor. Das ist wohl kaum als Opfer zu bezeichnen.“

Keira schrieb eifrig mit und wandte sich dann an Simon. „Wusstest du es zu schätzen, dass Sylvia dieses Opfer auf sich genommen hat, um deine Kinder zu bekommen?“

„Natürlich!“, rief er aus. „Unsere Kinder sind das Allerwichtigste, für uns beide.“

„Simon hat in der Zeit ebenfalls Opfer gebracht“, fügte Sylvia hinzu. „Er musste ja viel mehr arbeiten, um die Familie zu finanzieren. Wir mussten eben beide Abstriche machen, für das, was wir wollten.“

Keira versuchte, das Negative an der Geschichte zu sehen, wollte zwischen den Zeilen etwas Kritisches finden. Aber die beiden waren einfach viel zu liebenswert. Sie strahlten so eine zufriedene Ruhe aus, die sicher der jahrelangen Geduld und Kompromissbereitschaft entsprungen war.

Sie schlug das Notizbuch zu. „Meint ihr, dass es euch zu besseren Menschen gemacht hat, seit ihr euch gefunden habt?“

Sie fragte nicht mehr für ihren Artikel, sondern für sich selbst, aus reiner Neugier. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, wenn man sesshaft wird, dann hat man irgendwie aufgegeben. Sich einer anderen Person für immer hinzugeben, bedeutete, sich selbst aufzugeben. Aber nun schien sie eine andere Sichtweise kennenzulernen. Sich mit einem geliebten Menschen dauerhaft einzulassen, machte beide stärker, besser, netter. In dieser Einheit lag eine besondere Kraft. Es war ihr nur nie bewusst gewesen.

Simon und Sylvia lächelten einander an.

„Auf jeden Fall“, sagten sie beide.

Keira konnte die Liebe und Bewunderung sehen, die in diesen Blicken lag. Sie hatte das zuvor schon einmal gesehen, bei Calum und Eve. Und bei den Gewinnern des Wagenrennens ebenfalls, bei der polnischen Frau und ihrem neuen Verehrer.

Und sie hatte es in noch jemandes Augen gesehen. In Shanes. Wenn er sie angeschaut hatte. Hatte sie beinahe die wahre Liebe gefunden, nur um diese dann einem bissigen Artikel zu opfern? Hatte sie getan, was Zach ihr immer vorgeworfen hatte? Joshua mehr von sich zu geben als ihrer Beziehung?

„Ich könnte einen Rat gebrauchen“, sagte Keira.

„Nur zu“, sagte Simon. „Wir sind über die Jahre so etwas wie die Kummerkasten-Tanten geworden, nicht wahr, Sylvia?“

Die Frau nickte zustimmend.

„Ich glaube, ich habe jemanden gefunden“, erklärte Keira. „Einen sehr anständigen Mann. Aber ich habe seine Gefühle verletzt. Ich habe einige gemeine Sachen gesagt.“

„Hast du dich dafür entschuldigt?“, fragte Simon. „Das Wort Entschuldigung kann viel bewirken. Das ist eine der wichtigsten Lektionen in einer Ehe. Selbst wenn man überzeugt ist, recht zu haben, ist das nicht notwendigerweise der Fall.“

„Ich hatte keine Gelegenheit.“, sagte Keira niedergeschlagen. „Er ignoriert mich. Ich habe ihn seit dem Streit nicht mehr gesehen.“

„Hast du ihn angerufen?“, fragte Sylvia.

„Er nimmt nicht ab. Und selbst wenn er es täte, so wüsste ich doch nicht, was ich sagen sollte, damit er mir vergibt.“

„Sei aufrichtig“, riet Simon. „Sprich aus freiem Herzen. Wenn deine Absichten rein sind, dann wird er das erkennen. Ob er danach handelt oder nicht, ist eine ganz andere Sache. Das können wir dir leider nicht beantworten. Aber wenn du ihm jede Chance einräumst, dir zu vergeben, dann kannst du besser schlafen, weil du weißt, dass du alles in deiner Macht stehende getan hast, um es wieder gerade zu biegen.“

Keira schaute die beiden der Reihe nach an. Der Ratschlag klang gut. Und sie würde die beiden unmöglich in ihrem Artikel unterbringen können. Sie waren zu authentisch. Und mehr als je zuvor wurde ihr bewusst, dass sie an die wahre Liebe glaubte. Nicht als etwas, das einen vielleicht ereilte, oder als eine Folge von Kompromissen gegen die Einsamkeit. Sondern als etwas Reines, Wunderbares, das gehegt und gepflegt werden musste, wie ein schöner Garten.

Keira erhob sich voller Energie von der Bank.

„Vielen Dank euch beiden.“ Sie wollte direkt zurück zu St. Paddys Inn, drehte sich aber noch einmal zu den beiden um. „Alles Gute zum Hochzeitstag.“

Sie winkten ihr zum Abschied zu, während Keira voller Energie und Zuversicht losging. Sie wollte, was die beiden hatten. Sie wollte eine silberne Hochzeit und eine goldene. Sie wollte Kompromisse und Opfer. Den Respekt und die Geduld. Sie wollte daran wachsen und erleben, was Liebe, wahre Liebe, zu bieten hatte. Und sie wusste, mit wem sie all das erleben wollte. Sie musste ihn nur davon überzeugen, dass er das auch wollte.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
241 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9781640291997
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