Kitabı oku: «Das Festival der Liebe», sayfa 13
Shane schnaubte. „Was riecht hier so?“
„Ich nehme an, das bin ich“, gab Keira zu. „Die Schafe sind entlaufen und haben die Straße versperrt. Ich musste mich hindurch kämpfen.“ Sie schaute auf ihre verschmutzte Jeans und spürte, dass sie rot wurde.
Sie sah Shane hoffnungsvoll an. Zum ersten Mal erschien so etwas wie ein Grinsen auf seinem Gesicht. Aber sofort hatte er sich wieder unter Kontrolle.
„Ich muss schon sagen, sich durch eine Schafherde zu kämpfen, ist sicher die ungewöhnlichste Art und Weise, auf die mir jemand seine Liebe gestanden hat.“
„Und ungewöhnlich ist gut?“, fragte Keira zaghaft.
Shanes Lächeln kehrte zurück. Offenbar hatte er es aufgegeben, dagegen anzukämpfen. Dann begann sein Körper vor Lachen zu beben. Er brach schließlich in lautstarkes Gelächter aus. Gegen ihren Willen stimmte Keira mit ein. Shanes Lachen war schon immer ansteckend gewesen, erst recht in diesem angespannten Augenblick.
„Ja“, sagte er schließlich. „Ungewöhnlich ist gut.“
Er machte einen Schritt auf sie zu und berührte sie leicht am Arm. Keira fühlte sich wie elektrisiert.
Sie schaute ihm in die Augen. „Vergibst du mir?“
Shane berührte sie am Kinn und nickte. Dann neigte er sich zu ihr und küsste sie.
Keira ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Sie schmiegte sich an ihn, voller Erleichterung und Liebe, aber auch erfüllt von dem Bedauern darüber, dass sie es fast für immer ruiniert hatte.
Plötzlich ging die Küchentür auf und Shanes Schwestern stürmten heraus. Sie eilten auf sie zu, lachten und jubelten und umarmten sie beide.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, rief Hannah. „Du hättest sehen sollen, wie elend Shane in den letzten Tagen ausgesehen hat.“
„Ich kann dir versichern, genauso elend ging es mir auch“, sagte Keira zu Shanes jüngster Schwester.
Neala nahm Keiras Hand. „Komm, das muss gefeiert werden.“
Sie zog Keira in die Küche, die anderen folgten laut plappernd.
„Ich kann nichts trinken“, sagte Keira kopfschüttelnd. „Ich muss noch zurückfahren.“
„Du kannst hier bleiben“, sagte Hannah. „Kann sie doch, oder, Shane?“
Shanes Augen weiteten sich und er lief rot an. Keira sprang ihm bei und rettete ihn aus der peinlichen Situation, eine so direkte Frage beantworten zu müssen.
„Ich kann leider nicht bleiben. Morgen fliege ich zurück. Ich muss zurück ins B&B.“
„Selbst wenn du fahren musst, kannst du trotzdem ein Glas trinken“, sagte Aisling. „Komm schon.“
„Mädels!“, rief Shane. „Keira möchte nichts trinken. Zwingt sie doch nicht dazu!“
Alle am Tisch schwiegen. Keira blickte Shane an. Tränen standen ihm in den Augen.
„Was ist denn?“, fragte sie.
Shane blickte die Schwestern an. Als wären sie telepathisch verbunden, verstanden sie, dass sie gehen sollten. Keira überkam der furchtbare Gedanke, dass er ihr etwas Unangenehmes zu sagen hatte.
Sie schaute den Schwestern nach, die nacheinander das Zimmer verließen und wünschte, sie würden nicht gehen. Ihre Anwesenheit hätte Shane davon abgehalten, zu sagen, was er zu sagen hatte und was ihn auf einmal so niedergeschlagen aussehen ließ.
Sobald sie draußen waren, atmete er aus. „Es ist einfach nur, dass es der letzte Abend des Festivals ist. Morgen reist du ab.“
Keira fröstelte. Sie hatte das Gefühl, als zöge ihr jemand den Boden unter den Füßen weg.
„Was willst du damit sagen?“, flüsterte sie. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Ich dachte, du hättest mir vergeben. Ich dachte, wir sind wieder auf dem richtigen Weg.“
Shane schaute sie traurig an. „Ich habe dir vergeben. Aber es ist zu spät. Wir haben keine Zeit mehr.“
KAPITEL NEUNZEHN
Die Fahrt zurück nach Lisdoonvarna war herzzerreißend für Keira. Ihre Gedanken kreisten um das Gespräch mit Shane und ließen sie unsicher und verwirrt zurück. Sie hatte das Gefühl, er wäre schon an der ersten Hürde eingeknickt. Oder interpretierte sie alles falsch? Vielleicht hatte er es einfach nicht über sich gebracht, ihr zu sagen, dass er nicht so viel für sie empfand und ihre Abreise als Ausrede benutzt? Er hatte nicht wirklich gesagt, dass er sie liebte.
Die zunehmende Dunkelheit passte zu Keiras Stimmung. Mit jedem Meter auf der kurvenreichen Straße wurde ihr das Herz schwerer. Sie wünschte, sie hätte nicht so lange gebraucht, um Shane ihre Gefühle zu gestehen. Und sie wünschte, sie hätte den Artikel sofort sausen lassen, als sie gemerkt hatte, dass sie sich verliebte. Sie war offenen Auges in die Falle getappt, hätte erkennen müssen, dass das nicht gut geht. Sie hatte es versaut und viel zu spät versucht, es wieder gutzumachen. Dass sie sich ausgesöhnt hatten, machte es irgendwie noch schwieriger, als hätte er sie einfach abgewiesen.
Auf der Zufahrtsstraße nach Lisdoonvarna waren bereits eine Menge Menschen unterwegs. Es war der letzte Tag des Festivals und die Besucher wollten den noch einmal richtig auskosten. Keira hätte sie gern alle aus dem Weg gehupt, aber es waren einfach zu viele. Statt dessen fuhr sie langsam hinter ihnen her, als wäre es die Schafherde von vorhin. Sie war umringt von Menschen, dabei wollte sie doch einfach nur ins Bett.
Die Leute klopften an ihre Scheibe und riefen ihr fröhlich etwas zu, sangen angetrunken ihre Lieder. Keira hatte dafür keinen Kopf. Ihr Festival endete mit Liebe und Romantik, aber für Keira endete es mit einem gebrochenen Herzen.
Sie bewegte sich im Schneckentempo vorwärts. Niemand schien es sonderlich eilig zu haben. Sie kam am Troubadour vorbei, einige Leute um ihn herum tanzten. Dann passierte sie eine Fressbude. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie diesen Ort vermissen würde. Sie hatte sich nicht nur in Shane verliebt, sondern auch in Irland. Der Gedanke, nach New York zurückzukehren, machte ihr das Herz schwer.
Als sie die Hauptstraße erreichte, sah sie über der Straße ein großes Banner flattern, das den letzten Tanz des Festivals ankündigte. Die Party würde die ganze Nacht gehen. Damit war für Keira klar, dass sie keinen Schlaf finden würde bei dem Lärm. Erfahrungsgemäß verschlechterte das ihre Stimmung noch.
Auf dem zentralen Platz war eine Bühne aufgebaut worden. Darauf standen zwei Throne, mit rotem Samt ausgeschlagen. Davor stand ein Mikrofon. Vor der Bühne hatte sich bereits eine große Menschenmenge versammelt. Sie hatten Getränke dabei und sahen alle sehr gespannt aus. Über der Bühne war ein Schild angebracht: Mr. Lisdoonvarna und die Königin des Burren. Keira runzelte irritiert die Stirn.
Direkt vor der Bühne begannen die Leute zu applaudieren, alle drängten nach vorn und zwangen Keira schließlich dazu, den Wagen anzuhalten. Sie war vollkommen umringt von Menschen. Da war kein Durchkommen mehr. Das Auto war eingeklemmt, als wäre es einfach nur ein weiterer Besucher des Festivals, der sehen wollte, was da auf der Bühne vor sich ging.
Sie seufzte resigniert und kurbelte das Fenster herunter. So würde sie wenigstens hören, worum es ging.
Zur ihrem Erstaunen betrat William die Bühne. Er hatte sich extra für diesen Anlass einen glänzenden Anzug angezogen. Die Menge skandierte „Matchmaker! Matchmaker!“. William winkte ihnen wie ein Star zu seinen Fans. Er hatte sein Buch dabei, in dem alle Paare vermerkt waren. Hinter ihm erschien auch seine rothaarige Assistentin Maeve auf der Bühne. Sie sah sehr glamourös aus in ihrem grünen Glitzerkleid.
William trat ans Mikrofon. „Dies ist der Moment, auf den ihr alle gewartet habt!“, rief er. „Die Bekanntgabe der diesjährigen begehrtesten Junggesellen, die Krönung von Mr. Lisdoonvarna und der Königin des Burren.“
Alle applaudierten laut.
„Wie üblich, haben wir Kronen für die Gewinner dieser begehrten Auszeichnung“, fuhr William fort.
Hinter ihm hielt Maeve ein Samtkissen bereit, auf dem zwei Kronen lagen.
„Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen und verkünde daher nun die Gewinner.“
Maeve reichte ihm einen goldenen Umschlag. William öffnete ihn.
„Die diesjährige Königin des Burren ist…. Keira Swanson!“
Die Menge applaudierte. Keira saß stocksteif in ihrem Auto. Es musste sich um ein Missverständnis handeln. Sie hatte doch gar nicht an dem Wettbewerb teilgenommen. Erlaubte sich William etwa einen Scherz mit ihr?
Als es sich in der Menge herumsprach, dass die diesjährige Gewinnerin in dem Auto inmitten der Zuschauer saß, drehten sie sich zu ihr um und jubelten ihr zu. Keira schüttelte den Kopf. Das letzte, was sie jetzt wollte, war, auf die Bühne gezerrt zu werden. Sie hatte immer noch Schafmist an der Hose!
Aber die Zuschauer ließen sich nicht beirren. Und jetzt rief William sie auch noch zu sich.
Maeve griff nach dem Mikrofon. „Keira, wenn du nicht auf die Bühne kommst zur Krönung, dann kommen wir zu dir herunter, um sie dir aufzusetzen.“
Es war offensichtlich, dass sie keine Wahl hatte. Keira löste zögernd den Sicherheitsgurt und stieg aus. Alle jubelten ihr zu und bildeten eine Gasse. Menschen, denen sie nie zuvor begegnet war, klopften ihr auf die Schulter und gratulierten ihr. Keira fühlte sich schlecht bei dem Gedanken daran, wie viele diese Krone wirklich gewollt hätten, aber sie war diejenige, die sie bekam.
Sie trat auf die Bühne, wo Maeve sie sogleich herzlich umarmte, William ebenfalls. Er nahm erneut das Mikrofon.
„Für diejenigen unter euch, die Miss Swanson noch nicht kennen, sie ist eine Journalistin aus New York. Als sie herkam, hatte sie sehr zynische Ansichten über die Liebe, das Festival und die Romantik im Allgemeinen. Ich hoffe, diese Krone belehrt sie eines Besseren.“
Maeve platzierte die Krone auf Keiras Kopf. William hatte ja keine Ahnung, wie sehr sich Keiras Meinung tatsächlich geändert hatte.
„Jetzt gilt es, Mr. Lisdoonvarna zu küren“, sagte William in das Mikrofon. „Es ist jemand, den viele von euch kennen. Seit vielen Jahren schon wollte ich ihn krönen, aber nie fand ich die passende Dame für ihn. Bis Keira auftauchte.“
Keira hatte eine grauenvolle Ahnung, wohin sich das entwickeln würde. Er würde Orin krönen, den Mann, der wie ein Vater für sie geworden war. Es würde eine peinliche Szene geben, eine Demütigung und Strafe für ihren Artikel und ihre hochnäsige Art. William hatte das sicher seit dem ersten Tag schon geplant. Natürlich würde sich die Menge großartig auf ihre Kosten amüsieren.
„Der diesjährige Mr. Lisdoonvarna ist natürlich niemand anderes als unser aller beliebtester Tourguide…. Shane Lawder!“
Keira klappte der Unterkiefer herunter. Sie schaute William irritiert an.
„Was?“, fragte sie.
William klopfte auf sein Buch. „Ich habe euch beide schon am ersten Tag miteinander zusammen gesehen“, sagte er.
Keiras Blick weitete sich. „Warum hast du nichts gesagt?“, rief sie.
„Du hattest einen Freund und musstest erst noch eine Menge lernen.“ William lächelte.
Keira konnte es nicht glauben. Wäre es für sie und Shane anders gelaufen, wenn William ihr dieses Geheimnis gleich verraten hätte? Es fühlte sich an wie ein weiterer Tiefschlag. Schon wieder hatte sie das Gefühl, irgendwie immer zu spät dran zu sein.
„Shane ist nicht hier“, sagte sie traurig zu William. „Er ist nach Hause gefahren.“
Maeve deutete auf die Menge. „Nein, ist er nicht!“, rief sie.
Keira schaute suchend in die Zuschauermenge und sah Shane, wie er sich einen Weg zur Bühne bahnte. Die Leute schoben ihn, feuerten ihn an. Ein Stück hinter ihrem eingekesselten Auto stand seines. Er war ihr hierher gefolgt?
Ihr Herz raste. Passierte das gerade wirklich?
Shane erreichte den Bühnenrand und wurde hinauf gehoben. Er eilte zu Keira und umarmte sie, hob sie hoch und wirbelte sie herum.
„Was tust du hier?“, rief sie.
Er stellte sie wieder auf die Füße und blickte ihr tief in die Augen. „Meine Schwestern haben mich überzeugt, dass ich ein Idiot war. Dass ich unseren letzten gemeinsamen Abend vergeude. Sie meinten, selbst wenn es der letzte Abend für uns sei, dann sollten wir doch das Beste daraus machen.“
Keira schaute ihn bewundernd an. Dann küssten sie sich leidenschaftlich. Die Menge jubelte begeistert.
Maeve setzte Shane seine Krone auf. Er lachte, hielt sie mit einer Hand fest, hatte aber nach wie vor nur Augen für Keira. Sie verlor sich ganz und gar im Glück des Augenblicks. Als wären sie ganz allein in diesem wunderbaren Moment. Sie wollte diesen Tag festhalten und das Beste daraus machen.
KAPITEL ZWANZIG
Keira und Shane verloren sich in der Musik. Sie tanzten, als sei es ihr letzter Tag auf Erden.
„Möchtest du etwas Wein?“, fragte Shane.
Keire schüttelte den Kopf. Sie wollte keine schwammigen Erinnerungen an diesen Abend. Sie wollte sich ganz genau an jede Sekunde erinnern können. Außerdem war sie trunken vor Liebe.
„Aber ich will ein Foto“, sagte sie.
Sie war so beschäftigt damit gewesen, alles zu fotografieren, die schrägen Ortsnamen und die Schafe, dass ihr erst jetzt bewusst wurde, wie sehr sie alles vernachlässigt hatte, was wirklich wichtig war. Shane, Orin und William. Die wollte sie für immer im Bild festhalten, die Menschen, ihre Gesichter, nicht ein paar lustige Straßenschilder.
„Klar“, sagte Shane und nahm ihre Kamera. Er tippte einem Mann auf die Schulter, der neben ihnen tanzte. „Kannst du ein Bild von uns machen?“
Der Mann nickte. Keira stellte sich neben Shane. Gerade als der Mann auf den Auslöser drückte, zog Shane sie an sich und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Lippen. Als er sie losließ, lachte Keira lauthals.
„Ich will ein richtiges Bild!“, rief sie. „Eines, auf dem ich dein wundervolles Gesicht erkennen kann.“ Sie wandte sich an den Mann mit der Kamera. „Noch eines, bitte.“
Dieses Mal legte Shane den Arm um sie und schaute in die Kamera. Als der Mann ihr das Gerät zurückgab, schaute Keira sich die beiden Bilder an. Beide erfüllten sie mit unbändiger Freude. Das erste fing Shanes Schalkhaftigkeit sehr gut ein. Dass er sie mit seinem Kuss überrascht hatte, war sehr passend, denn er hatte sie ja wirklich mit seiner Liebe von den Beinen geholt. Auf dem zweiten Bild sahen sie beide so glücklich und verliebt aus, als wären sie ein richtiges Paar. Keira erkannte sich beinahe nicht wieder. Sie hatte noch nie so glücklich ausgesehen.
„Ich will eine Million Fotos“, sagte sie. „Ein ganzes Album voll, als Entschädigung für die verlorene Zeit. An so vielen Schauplätzen wie möglich.“
Shane schien die Herausforderung zu gefallen. Er klatschte in die Hände und führte sie durch die Menge zu Orins Pub. Sie machten mehrere Bilder mit dem Barbesitzer. Dann schloss sich Shane der Gruppe Musiker an, die in der Ecke saßen, und begleitete einige ihrer Songs auf der Geige. Keira schoss ein Foto nach dem anderen. Der Anblick des Mannes auf der Bühne bereitete ihr weiche Knie. Sie hätte nie erwartet, dass es so sexy aussehen könnte, wenn jemand Geige spielte, aber Shane kriegte das irgendwie hin.
Er beendete den Song und kehrte zurück zu ihr zurück, um sie in den Arm zu nehmen.
„Wohin als nächstes?“, fragte er.
„William“, antwortete sie.
Sie eilten Hand in Hand hinaus und rannten die Straße hinunter.
„Es ist Vollmond“, sagte Shane. „Lass uns ein Selfie machen.“
Lachend blieben sie mitten auf der Straße stehen und drehten sich passend ins Mondlicht. Sie machten ein Bild und eilten dann weiter Richtung Williams Haus.
Keira wurde bewusst, dass sie nun wirklich eine von ihnen war. Zuvor hatte sie in ihrem Zimmer im B&B gesessen und mit Verachtung herabgeblickt auf Menschen wie sie und Shane. Ihr war nun klar, dass das nichts als Eifersucht gewesen war. Sie hatte auch gewollt, was die anderen offenbar alle hatten, konnte sich das damals aber nicht eingestehen. Es war leichter gewesen, sich selbst zu belügen und auf sie herabzusehen, während sie in Wirklichkeit neidisch gewesen war. Jetzt befand sich sich auf der anderen Seite und fühlte sich herrlich leicht und beschwingt.
Vor Williams Haus machten sie Fotos mit dem Amor im Hintergrund und stellten sich zu albernen Posen auf. Einmal tat Keira, als würde sie den Amor wie ein Baby halten, dann wiederum imitierte Shane das Schießen mit Pfeil und Bogen. Die Bilder waren einfach wunderbar albern und komisch.
Sie klopften. Nach einer Weile öffnete ihnen Maeve die Tür. Sie trug noch immer das grüne Glitzerkleid von der Zeremonie. Mit ihrem roten Haar sah sie ganz aus wie eine irische Schönheit.
„Maeve!“, rief Keira. „Wir müssen ein Foto mit dir machen.“
„Oh“, sagte Maeve überrascht. „Aber sicher.“
Sie posierte mit ihnen neben dem Buch des Matchmakers. Dann traf William ein, sichtlich erschöpft von der Party und bereit fürs Bett. Er war überrascht, Shane und Keira in seinem Büro anzutreffen.
„Ich reise morgen ab“, erklärte Keira. „Und ich möchte so viele Bilder wie möglich machen. Ich will nichts und niemanden vergessen.“
William stellte sich in seinem glänzenden Anzug für ein Bild auf.
„Schick mir eines davon, für meine Wand mit all den Paaren“, sagte er und zwinkerte ihr zum Abschied zu.
Draußen auf der Straße schlossen sich Keira und Shane den anderen Partygästen an. Sie tanzten, hielten einander umschlungen und küssten sich. Schließlich gelangten sie wieder zu Keiras Auto, das noch immer umringt war von den Besuchern des Festivals. Sie lachten und machten einige Fotos mit dem Auto. Dann zog Shane sie auf das Dach des Fahrzeugs und tanzte dort mit ihr. Keira fühlte sich himmlisch.
Sie war so aufgekratzt von den Ereignissen und ihren Gefühlen, dass keine Müdigkeit aufkam. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Als die Sonne aufging, kam das ziemlich überraschend. Ihr Abenteuer neigte sich unwiderruflich dem Ende zu.
Sie wurde plötzlich ernst und wandte sich Shane zu. „Ich muss wissen, wie es weitergeht“, sagte sie. „Wenn ich morgen in meinen Flieger steige, sehe ich dich dann jemals wieder?“
„Natürlich“, sagte Shane und hielt sie an den Armen fest. „Unsere Geschichte endet hier nicht. Das verspreche ich.“
Er wirkte aufrichtig. Aber hatte er überhaupt darüber nachgedacht, wie das zu bewerkstelligen war? Das war eine Fernbeziehung, wie sie ferner kaum sein konnte. Und sie hatten beide wahrlich kein riesiges Einkommen.
„Dann wirst du mich besuchen?“, fragte sie.
„Wenn du mich auch besuchst“, antwortete er.
„Natürlich werde ich das! Erst recht, wenn du wieder daheim bist. Von deiner wundervollen Familie mit Tee und Kuchen vollgestopft zu werden, ist meine Vorstellung vom Himmel.“
Shane lachte. „Wir kriegen das hin, Keira. Vertrau mir.“
Keira nickte und versuchte, die Ernüchterung nicht zu zeigen, die wie eine dunkle Wolke bedrohlich über ihr schwebte. Es war nicht so, dass sie ihm nicht vertraute. Sie vermutete eher, dass er es nicht wirklich durchdacht hatte. Aber sie wollte in dieser Nacht auch kein Trübsal blasen, oder über Flugpläne nachdenken. Sie wollte den magischen Augenblick festhalten. In ein paar Stunden konnte trotz ihrer Wünsche und Bemühungen alles vorbei sein. Sie würde diese turbulente Romanze nicht mit trüben Gedanken enden lassen.
„Wir müssen noch zu einem weiteren Ort für ein paar Bilder“, sagte Keira und verdrängte jeden Gedanken an die Zeit, die ihnen davonlief.
„Wohin?“, fragte Shane stirnrunzelnd.
Sie lächelte und nahm seine Hand. Sie zog ihn durch die Straßen zurück zum B&B, die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Shane zog eine Augenbraue hoch als sie auf das Bett wies.
„Keine Sorge“, sagte sie. „Die Fotos sind nur für meine private Verwendung.“
*
Keira und Shane bekamen nicht viel Schlaf, denn sie wollten jeden Augenblick, der ihnen noch blieb, genießen. Aber es ließ sich leider nicht verleugnen, dass die Sonne aufging, und ihr Zimmer in helles Licht tauchte. Jede Stunde brachte sie näher zum Ende.
Gegen 7 Uhr morgens konnte Keira die kalte Realität nicht länger ignorieren. Sie würde in ein paar Stunden heimkehren. Was bedeutete, sie musste jetzt packen. Der Anblick ihres Koffers machte sie elend.
„Mach das nicht“, sagte Shane, als er sah, dass die den Koffer auf das Bett legte.
„Ich muss.“
„Warum bleibst du nicht noch ein paar Tage länger?“
Keira schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Der Flieger ist gebucht.“
„Dann verpasst du ihn eben.“
Sie schaute ihn traurig an. „Ich kann nicht. Die Firma hat ihn bezahlt. Ich könnte mir einen Heimflug sonst nicht leisten.“
Shane setzte sich auf die Bettkante. „Dann flieg nicht. Bleib hier.“
Keira konnte kaum glauben, was er da sagte. „Du meinst, mit dir?“ Die Versuchung war groß. Aber dazu war sie zu sehr Realistin. „Und dann tue ich was? Auf der Farm deiner Eltern arbeiten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Du weiß, so funktioniert das nicht. Es kann nicht jeder Tag eine große Party sein, Shane.“
Er zog sie an sich, auf seinen Schoß, dann wiegte er sie sanft hin und her. „Ich weiß“, seufzte er.
Sie verharrten eine Weile so.
„Kann ich dich wenigstens zum Flughafen bringen?“, fragte er.
„Sicher“, antwortete Keira. Die Geste berührte sie.
Sie packte ihre Sachen und machte ein paar letzte Bilder vom Zimmer, dann ging sie nach unten. Orin hatte ihnen Frühstück gemacht. Keira lächelte bewegt.
„Iss doch mit uns“, bat sie.
Orin schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ihr beide sollt noch ein bisschen Zweisamkeit genießen.“
„Ich bestehe drauf“, sagte Keira.
Ihr fehlte das gemeinsame Frühstück mit ihm. Es war schon eine Weile her, dass sie das zuletzt geteilt hatten und sie wollte es ein letztes Mal als schöne Erinnerung mitnehmen.
Orin gab nach und sie aßen alle gemeinsam.
„Wie wäre es mit einem Guinness für den Weg?“, schlug Keira vor.
Orin und Shane freuten sich.
Viel zu schnell war das Frühstück vorbei und Keira musste sich auf den Weg zum Flughafen machen. Sie drückte Orin zum Abschied fest an sich.
„Vertrau nur fest auf den Matchmaker“, sagte sie ihm, als sie ihn umarmte. „Irgendwo da draußen ist auch jemand für dich. Und William findet diesen Menschen. Okay?“
Orin lächelte und nickte. Shane trug ihr den Koffer nach draußen, zum Auto. Keira folgte ihm und winkte Orin zum Abschied zu.
Draußen auf der Straße sah sie sich ein letztes Mal um. Der Anblick war ihr inzwischen so vertraut, die Straße, die Felder ringsum, die Reihe der bunten Häuser. Sie betrachtete wehmütig die letzten Übriggebliebenen, die es von der Party nicht nach Hause geschafft hatten. Sie würde diesen Ort vermissen. Noch einmal atmete sie die frische Luft tief ein.
Ihr Auto stand noch immer mitten auf der Straße. Sie schaute zu, wie Shane die Koffer in den Kofferraum lud. Sein eigenes Auto stand ein Stück die Straße herunter. Er würde sich auf dem Rückweg ein Taxi nehmen müssen. Der Gedanke stimmte sie irgendwie noch trauriger.
Sie trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Rücken. Er drehte sich zu ihr um und lächelte sie traurig an, dann schlug er den Kofferraum zu. Sie stiegen in das Auto, auf dessen Dach sie vor wenigen Stunden noch getanzt hatten. Aber jetzt war es nicht mehr die Bühne ihrer Liebe, sondern das Fahrzeug, das sie trennen würde.
Keira startete den Wagen und fuhr langsam die Straße entlang, vorbei am Müll der letzten Nacht. Sie musste einigen Paaren ausweichen, die noch immer tanzten. Zu gern wäre sie eine von ihnen gewesen. Aber irgendwann endete die Party für jeden. Sie fragte sich, wie viele wohl eine völlig neues Leben beginnen würden, berührt von der Liebe, und wie viele in ihren alten Trott zurückkehrten, den sie nur für kurze Zeit hinter sich gelassen hatten.
Es war der sonnigste Tag, den Keira in Irland erlebt hatte. Das warf ein neues Licht auf den Ort. Die klare Sonne machte alles noch viel schöner.
„Mir werden die Bäume fehlen“, sagte sie wehmütig. „Und die Schafe.“
„Du wirst mir fehlen“, sagte Shane und schaute sie voller Sehnsucht an.
Keira schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Ich werde dich auch vermissen.“
*
Der Flughafen Shannon war voller Touristen, viele von ihnen trugen T-Shirts mit typischen Bildern, wie Kleeblätter, Leprechauns und Harfen. Keira fragte sich, ob sie wohl nur die touristische Seite von Irland gesehen hatten, dieselbe, die sie bei ihrer Ankunft erwartet hatte. Mit mehr hatte sie nicht gerechnet. Sie hoffte, all diese Besucher würden wenigstens einmal den Tourismus-Pfad verlassen und die wahre Schönheit des Landes erkennen.
Durch die Fenster im Wartebereich sah sie ein Flugzeug nach dem anderen starten. Bald würde eines auch sie fortbringen von hier. Von Shane.
Der Flug nach New York erschien auf der Anzeigetafel.
„Das ist meiner“, sagte sie zu Shane.
Er wurde blass. Er nahm ihre Hände und küsste sie.
„Schreibst du mir, wenn du angekommen bist?“, fragte er. „Nur, damit ich weiß, dass du sicher gelandet bist.“
Keira nickte, tief bewegt von seiner Fürsorglichkeit. Ihr wurde flau im Magen. Sie schluckte alles herunter, denn sie wollte hier keine Szene machen. Dann fielen ihr Simon und Sylvia wieder ein und ihre Mahnung, immer aufrichtig zu sein. Sie warf ihre Arme um Shanes Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Es war ihr egal, ob andere das sahen.
„Ich liebe dich“, hauchte sie.
Shane drückte ihre Hand, als sie sich von ihm löste. „Ich liebe dich auch“, sagte er.
Sie wandte sich ab, bevor er ihre Tränen sehen konnte, und ging zu ihrem Terminal.
Sobald sie an Bord war, hielt sie die Tränen nicht länger zurück. Sie ließ sie einfach laufen.