Kitabı oku: «Für Dich Für Immer », sayfa 3
Daniel und Chantelle gingen in die Küche, um Essen zu machen. Emily beschloss, während des Kochens in das Kinderzimmer zu gehen. Sie wollte eine andere von Charlottes Boxen durchsehen, ob es noch irgendwelche Spielsachen gab, die sie an das Baby weitergeben konnte.
Sie ging in das Babyzimmer und setzte sich auf den Boden neben einer der vielen Kisten, in denen die alten Spielsachen und Klamotten ihrer Schwester lagen, die von Dachboden heruntergebracht worden waren, wo sie seit Jahren sorgfältig gelagert hatten.
Diese Aufgabe war immer mit Melancholie gefärbt. Obwohl Emily spürte, dass Charlottes Geist bei ihr in diesem Haus war und sie auf sie und die Familie, die sie geschaffen hatte, lächelte, fühlte es sich immer ein bisschen so an, als ob sie mit jedem verstreichenden Tag mehr verschwand. Die Zeit sollte die Schmerzen lindern, aber Emilys Vermissen wurde täglich grösser, denn so lag das letzte Mal, dass sie miteinander gesprochen hatten, wieder ein bisschen weiter in der Vergangenheit.
Sie öffnete die Pappschachtel, darin roch es nach Staub. Wie die meisten Kisten war auch diese mit Kuscheltieren gefüllt. Es überraschte Emily, dass Charlotte so viele Stofftiere besessen hatte. Sie hatte kaum Erinnerungen an ihre Schwester, wie sie mit Bären oder Puppen spielte. Sie verbrachten die meiste Zeit damit, sich Welten vorzustellen und Theaterstücke zu spielen. Anders als bei ihren Zwillings-Stoffpuppen und Charlottes Lieblingsbär, Andy Pandy, konnte Emily sich nicht erinnern, dass sie jemals mit solchen Spielsachen gespielt hatten.
Aber als sie hineingriff und ein verblichenes pinkfarbenes Plüschtier hervorholte, spürte Emily einen plötzlichen Anflug einer Erinnerung. Sie drehte das Plüschtier in ihren Händen und sah, dass es ein Einhorn war, dessen einst schimmerndes Paillettenhorn jetzt ausgeblichen war.
„Sparkles“, murmelte sie laut, der Name des Spielzeugs erschien auf ihrer Zunge, bevor ihre Gedanken überhaupt in Gang kamen.
Dann fühlte sie plötzlich ein vertrautes wirbelndes Gefühl, das sie schon lange nicht mehr empfunden hatte. Sie tauchte ab in die Vergangenheit, in ihren alten Erinnerungen.
Die Rückblenden hatten begonnen, als sie zum ersten Mal in die Pension zurückgekehrt war. Zuerst hatte sie Angst gehabt, schreckliche Erinnerungen wie an die Nacht, in der Charlotte gestorben war, und die wütenden Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern. Aber dann, als die Zeit verstrichen war, als Emily diese verdrängten Erinnerungen verarbeitet hatte, hatte sie angefangen, einige der angenehmeren zu erleben. Zeiten, in denen sie und Charlotte zusammen gespielt hatten, sorglos gewesen waren. Diese Erinnerung erfüllte Emily mit einem Gefühl der Ruhe, und sie wusste, dass es ein angenehmer Flashback werden würde.
Charlotte und sie waren auf dem Dachboden, in einem der Räume, die ihr Vater mit Antiquitäten gefüllt hatte. Auf dem Boden neben ihnen war ein kleiner Globus aus Bronze, und Charlotte drehte ihn müßig mit einem Finger. Neben Charlotte saß Sparkles, das schöne Einhorn-Plüschtier. Brandneues, flauschiges Pink mit Paillettenhorn.
„Sparkles ist traurig“, sagte Charlotte zu Emily.
„Warum?“, fragte Emily neugierig, als sie die Stimme eines Kindes aus ihrem Mund hörte.
„Weil sie das letzte Einhorn ist“, erklärte Charlotte. „Sie hat keine anderen Einhornfreunde.“
„Das ist traurig“, antwortete Emily. „Vielleicht solltest du sie auf ein Abenteuer mitnehmen, um sie aufzuheitern?“
Charlotte schien sich auf den Vorschlag einzulassen. „Wo willst du hin, Sparkles?“, fragte sie ihr Spielzeug. Dann drehte sie die goldene Kugel und hielt sie mit einem spitzen Finger an. Er traf auf eine kleine Insel im Osten des amerikanischen Kontinents. „Sparkles will auf eine Insel reisen“, informierte Charlotte Emily.
Emily nickte. „In diesem Fall sollten wir besser ein Boot besteigen.“
Sie holten alte Stühle und Couchtische heraus, stöberten den Staub auf und rührten an dem Geruch von Schimmel, dann bauten sie alles so auf, dass sie ihre Vorstellung davon überzeugten, dass sie ein Boot gebaut hatten. Dann benutzten sie einen fadenscheinigen Vorhang als Segel und kletterten mit Sparkles in ihr Boot.
Emily konnte fast den Wind in ihren Haaren fühlen, als sie über den Ozean zu einem entfernten Ufer segelten. Charlotte benutzte ein Kaleidoskop als Teleskop und scannte den Raum, als suche sie.
„Land in Sicht!“, rief sie plötzlich.
Emily warf den Anker - in Wirklichkeit war es ein hölzerner Kleiderbügel, der an eine Vorhangschnur gebunden war. Dann sprangen sie vom Boot und schwammen zur Küste.
Keuchend vor Anstrengung begannen die beiden Mädchen, die Insel zu erkunden, stapften durch die Stapel von Antiquitäten und taten so, als wären diese ein Vulkan.
„Schau hier rein“, rief Charlotte Emily zu. „Da unten im Vulkan!“
Emily spähte hinter den Hutständer, auf den Charlotte zeigte. „Ich glaube es nicht!“, schrie sie spielerisch auf.
Charlottes Augen waren weit aufgerissen. „Es ist der Rest der Einhörner“, sagte sie. Dann sprach sie hastig zu Sparkles. Ihr Gesicht fiel zusammen. „Sparkles will in den Vulkan hinunter, um bei ihnen zu sein“, sagte sie zu Emily.
„Oh“, sagte Emily, ein wenig traurig. „Obwohl das bedeutet, uns zu verlassen?“
Charlotte sah ihr geliebtes Einhorn an und nickte. „Sie sagt, das ist ihre Heimatinsel. Sie vermisst ihr Zuhause sehr und all ihre Freunde. Sie möchte hier leben. Aber wir dürfen kommen und sie besuchen.“
„Dann ist es okay“, sagte Emily.
Sie banden ihre Cardigan-Ärmel zusammen, um eine Schleuder für Sparkles zu machen. Dann ließen sie das Einhorn hinter den Möbeln hinunter und ließen es dort liegen.
„Bist du traurig, dass du auf Wiedersehen sagen musst?“, fragte Emily Charlotte, als sie zurück in ihr provisorisches Boot stiegen.
Charlotte schüttelte den Kopf. „Nein. Weil ich weiß, dass ich sie wiedersehen werde.“
Emily schnellte plötzlich in den heutigen Tag zurück. Sie hielt Sparkles fest an ihrer Brust und der Kopf des Plüschtiers war feucht von ihren Tränen. Auf der einen Seite war sie verzweifelt traurig, weil sie wusste, dass Charlotte nie wieder die Chance hatte, Sparkles zu sehen. Aber der andere Teil von ihr fühlte sich beschwingt vor Freude. Das Spielzeug war ein Zeichen von Charlotte, da war Emily sich sicher. Sparkles war auf der Insel hinter den Möbeln zurückgeblieben, bis zu diesem Moment völlig vergessen, war vielleicht sogar speziell für diesen Moment bestimmt gewesen.
Sie umarmte Sparkles fest, dann legte sie sie auf das Regal mit Blick auf Baby Charlottes Krippe. Sie fühlte, wie sich der Kreis des Lebens fortsetzte, und lächelte, wissend, dass Charlotte einmal einen Schutzengel haben würde, der ihren Schlaf bewachte.
*
Emily kuschelte sich neben Daniel ins Bett. Es war ein langer und ermüdender Tag gewesen, und sie driftete schnell in den Schlaf ab.
„Ich kann nicht glauben, dass wir eine Insel besitzen“, murmelte sie in die Dunkelheit, während sie einzuschlafen begann. „Meine Zukunft sieht gar nicht so aus, wie ich es einmal gedacht hätte.“
Daniel stieß ein schläfriges Lachen aus. „Wie das?“
„Nun, ich hätte nie gedacht, dass ich verheiratet und schwanger sein würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich Chantelle oder diese Pension haben würde.“ Sie streichelte Daniels Brust, die sich langsam auf und ab bewegte.
„Ich hätte auch nie gedacht, dass ich Chantelle oder die Pension haben würde“, antwortete er.
„Aber du bist glücklich, dass es so ist?“
„Natürlich.“
„Bist du glücklich, dass wir noch ein Mädchen haben werden?“
Er küsste ihre Stirn. „Ich bin sehr glücklich“, versicherte er ihr.
„Und dass unsere Tochter morgen wieder zur Schule muss, wo es ihr fabelhaft geht?“
Daniel lachte wieder. „Ja. Ich bin froh, dass es Chantelle in der Schule gut geht.“
Emily lächelte zufrieden. Der Schlaf schien bereit zu sein, sie zu nehmen.
„Ich bin nur traurig wegen einer Sache“, sagte sie.
„Welcher Sache?“
„Dass mein Vater nicht da sein wird, um alles mit uns zu genießen.“
Daniel wurde still. Sie spürte, wie sich seine Arme um sie schlossen.
„Ich weiß“, sagte er. „Ich bin deswegen auch traurig. Aber lass uns die Zeit nutzen, die wir noch mit ihm haben. Lass uns sicherstellen, dass jeder Tag so gut ist, wie es nur geht. Lass uns jeden Tag zu etwas Besonderem machen.“
Emily nickte bestätigend. „Ich denke, heute ist uns das gelungen“, sagte sie gähnend. „Wir haben schließlich eine Insel gekauft. So etwas passiert nicht jeden Tag.“
Sie spürte, wie Daniels Brust von seinem Lachen erzitterte. Sie drückte sich noch fester gegen ihn, überglücklich und voller Liebe. In die Arme des anderen gewickelt, synchronisierten sich ihre Herzschläge. Sie schliefen einstimmig in perfekter Harmonie, zwei von Liebe vereinte Menschen.
KAPITEL VIER
Emily nahm einen letzten Schluck von ihrem entkoffeinierten Kaffee und stellte den Becher auf den Küchentisch. Sie hatte tief geschlafen, war aber ziemlich groggy aufgewacht, weil der Wecker eine ganze Stunde früher geklingelt hatte als während der Sommerferien - und sie hätte wirklich von richtigem Koffein profitieren können. Es war wahrscheinlich das, worauf sie sich am meisten freute, sobald Baby Charlotte da war; dass, was sie am meisten vermisste und wonach sie am meisten verlangte. Sie sah neidisch zu Daniel, der ihr gegenübersaß und seinen Kaffee trank.
„Also los, Schatz“, sagte Emily schließlich und sah Chantelle an. „Es ist Zeit, zur Schule zu gehen.“
Chantelle saß mit gesenktem Kopf über den Einzelteilen einer Uhr, ihre Zunge ragte aus einem ihrer Mundwinkel, so konzentriert war sie. Ihre leere Schüssel Müsli stand neben ihr, achtlos weggeschoben, so dass sie ihrer Aufgabe nachgehen konnte.
„Kann ich nicht noch fünf Minuten haben?“, fragte sie so versunken in ihrer Aufgabe, dass sie nicht einmal aufschaute. „Ich muss nur noch herausfinden, wo dieses Zahnrad hingehört.“
Seit ihrer Rückkehr aus England war Chantelle entschlossen, eine Uhr wie die von Opa Roy zu bauen. Emily fand es sehr süß, dass Chantelle von ihrem Großvater so begeistert war, aber es brach ihr gleichzeitig das Herz. Sie und Daniel hatten Chantelle noch nichts von der Krankheit von Opa Roy erzählt. Das Mädchen würde völlig zerstört sein, wenn sie ihn verlor. Sie alle würden es sein.
Daniel übernahm das Kommando. „Nein, tut mir leid, Süße. Du musst pünktlich da sein, um deine neue Lehrerin und deine neuen Klassenkameraden kennenzulernen.“
Chantelle legte ihren Schraubenzieher mit einem widerwilligen Seufzer nieder. „Na gut.“
Emily wünschte, sie könnte Chantelle davon überzeugen, ihre schmierige, ölige Arbeit irgendwo anders zu machen - in der Garage, oder im Schuppen, oder einfach überall sonst, wenn es nur nicht der Küchentisch war. Aber Chantelle wollte nichts davon hören. Opa Roy hat seine Uhr am Frühstückstisch repariert, also musste es Chantelle genauso machen!
Sie alle gingen zusammen zum Pick-up, Daniel nahm den Fahrersitz, weil Emily es zu unbequem fand, ihren wachsenden Bauch hinter das Lenkrad zu quetschen. Chantelle hüpfte in ihren Autositz auf der Rückbank.
„Ich kann nicht erwarten, bis Baby Charlotte mit uns zur Schule fährt“, sagte sie und warf einen Blick auf den Babysitz, den sie kürzlich installiert hatten (natürlich auf Amys Anweisung hin, weil man nie weiß, wann das Baby sich entschied zu kommen und das letzte, was du tun möchtest ist, mit einem komplizierten Sitz zu hantieren, während du dich in den schmerzhaften Klammern der Kontraktionen befindest).
„Ich auch“, sagte Emily und legte ihre Hände auf ihren festen Bauch. Er schien mit jedem Tag der verging unbequemer zu werden.
„Zuerst wird sie nur für die Fahrt mitkommen, aber es wird nicht lange dauern, bis sie mit dir durch diese Tür gehen wird“, sagte Daniel mit einem Kichern. „Sie wird im Kindergarten sein, bevor wir es uns versehen.“
Emily wurde bei diesem Gedanken wehmütig. Sie wusste was Daniel meinte, diese Zeit verging so schnell, dass sie jeden Moment würdigen sollten, weil er ihnen durch die Finger rinnen würde wie Sand, der durch die Sanduhr rinnt. Aber die Zukunft, auf die Daniel anspielte, war auch eine, in der ihr Vater längst gestorben war. Er wäre nicht da, wenn Charlotte in den Kindergarten kam. Er würde niemals die zahlreichen Fotos sehen, die Emily von den beiden Mädchen machen würde, wenn sie zusammen in die Schule gehen würden, Hand in Hand. Diese Zukunft, die sie auf der einen Seite kaum erwarten konnte, wäre auch auf der anderen Seite voller Trauer. Sie wäre eine andere Person, die sich durch den Verlust von Roy irreparabel verändert hätte.
Sie fuhren die vertrauten Straßen von Sunset Harbor entlang und bogen auf den Parkplatz der Schule ein. Er war schon sehr belebt mit Eltern, die nach der langen Sommerpause ihre Kinder abliefern wollten.
„Da ist Bailey!“, schrie Chantelle und deutete dorthin, wo ihre beste Freundin im Gras spielte. Baileys normalerweise widerspenstiges kastanienbraunes Haar war zu zwei langen Zöpfen gestylt worden. Emily hatte sie noch nie so ansehnlich gesehen. „Aber wer ist dort bei ihr?“, fügte Chantelle fragend hinzu.
Bailey spielte mit einem unbekannten Kind, einem sehr dünnen, blassen Mädchen mit langen, glatten blonden Haaren.
„Ich weiß es nicht“, sagte Emily. „Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.“
Daniel parkte und sie stiegen aus dem Pick-up. Emily bemerkte, dass Yvonne sich an ihren SUV lehnte und sich mit Holly unterhielt, einer weiteren Mutter, die sie gut kannte.
„Warum gehst du nicht und sagst hallo“, sagte Daniel zu ihr. „Ich kann Chantelle beaufsichtigen und die Lehrerübergabe machen.“
Emily überlegte. Sie wollte die neue Lehrerin kennenlernen, aber sie verspürte auch das Verlangen, sich wieder mit ihren Freundinnen zu vernetzen, deren Gesellschaft sie im Sommer vermisst hatte.
„Ich werde gleich wieder da sein“, sagte sie zu ihm, klickte mit einer Hand die Beifahrertür auf und öffnete sie.
Daniel kicherte und ging in Richtung der Treppe, wo alle Lehrer zusammenstanden, um die morgendliche Spielsitzung zu überwachen.
Emily ging zu Yvonne und umarmte ihre Freundin. Dann umarmte sie Holly ebenfalls.
„Wie war dein Sommer?“, fragte Emily.
Daraufhin errötete Holly. Yvonne schien ein Grinsen zu unterdrücken.
„Er war großartig“, sagte Holly zu Emily. „Logan und ich haben die Kinder nach Vancouver mitgenommen, um unsere Familien zu besuchen.“
„Und ...“, forderte Yvonne auf.
Emily runzelte die Stirn und sah von einer Frau zur anderen.
„Und ...“, sagte Holly und ihre Röte vertiefte sich. „Wir sind schwanger.“
Emilys Augen öffneten sich. „Du machst Witze!“, schrie sie auf.
Holly schüttelte den Kopf. Sie wirkte schüchtern, aber begeistert.
„Ich freue mich so für dich“, rief Emily und umarmte sie erneut. „Unsere Babys können zusammen spielen.“
„Und mit Robin“, fügte Holly hinzu und bezog sich auf Suzannas neuen Sohn, der erst zwei Monate alt war.
„Sie können eine kleine Bande sein“, fügte Emily mit einem Lachen hinzu.
Yvonne schmollte daraufhin. „Ugh, ich bin eifersüchtig. Ich wünschte, ich hätte auch noch eins.“
„War es geplant?“, fragte Emily Holly. „Du errötest, so als ob es das nicht war!“
„Nein“, antwortete Holly ihr. „Es war eine Überraschung. Eine willkommene, aber Minnie ist noch nicht einmal eins, also dachten wir nicht, dass das überhaupt möglich ist! Aber in Vancouver wurden die Kinder von Verwandten abgöttisch betüttelt und wir konnten uns ausruhen und Verabredungen machen und, nun, eines führte zum anderen.“
Jeder lachte. Emily war froh, wieder in der Gesellschaft einiger ihrer anderen Schulelternfreunde zu sein. Obwohl Yvonne eine ihrer besten Freunde war und Suzanna in geringerem Maße, war der weitere Kreis der Eltern sehr kontextabhängig. Sie realisierte gerade, dass sie ihre Gesellschaft vermisst hatte. Sie hatte es vermisst, Leute zu haben, mit denen sie die Prüfungen und Schwierigkeiten der Elternschaft teilen konnte.
„Sieh dir meine kleine Bailey an“, sagte Yvonne und blickte zum Spielplatz hinüber. „Sie hat das neue Mädchen unter ihre Fittiche genommen.“
Emily schaute hinüber und sah, wie die beiden um den Spielplatz herum flitzten. Chantelle beobachtete sie, spielte aber nicht mit ihnen. Stattdessen war sie mit den Jungs, Toby, Levi und Ryan, an einem viel härteren Spiel beteiligt. Sie fragte sich, warum sie nicht alle zusammen spielten.
Yvonne flüsterte: „Ich hoffe, dass sie sie nicht zu einem Play-Date bei uns einlädt. Ich habe die Mutter heute Morgen getroffen. Sie ist so sauertöpfisch wie ihre Tochter. Und der Name des Mädchens ist Laverne.“
Emily konnte nicht anders, als zu kichern. Es fühlte sich so gut an, wieder zurück mit den Eltern auf dem Schulhof zu sein. Das letzte Mal, als sie das getan hatte, war alles neu und seltsam gewesen. Chantelle war aus dem Nichts aufgetaucht und hatte Emilys Leben für immer verändert. Aber sie würde nichts daran ändern wollen. Plötzlich Mutter zu werden war die beste Erfahrung ihres Lebens gewesen, und sie liebte das Gefühl, die Möglichkeiten, die es ihr gab, und die Menschen, die sie dadurch getroffen hatte.
Sie sah hinüber und sah Suzanna näherkommen, Baby Robin vor den Bauch geschnallt, seine kleinen Füße tanzten bei jedem ihre Schritte mit. Das würde bei ihr auch bald so sein, erkannte sie, und ihr Herz schwoll bei dem Gedanken an - sowohl vor Aufregung als auch vor Angst. Charlotte würde wieder alles verändern, genau wie Chantelle es getan hatte. Und Roy wäre nicht da, um sie zu unterstützen. Aber als sie von Suzanna über Yvonne zu Holly blickte, wusste sie, dass sie neben sich die besten Leute der Welt hatte, die ihr zur Seite standen. Sie würde es meistern. Sie konnte alles mit ihren Freunden tun, die sie unterstützten.
Sie realisierte dann, dass sie so versessen darauf gewesen war, mit all ihren Freunden zu reden, dass sie die Zeit vergessen hatte.
„Ich gehe besser und treffe die neue Lehrerin“, sagte sie und drehte sich zu den Stufen um.
Aber im selben Moment bemerkte sie, dass Daniel näherkam. Er sah auf seine Uhr mit einem Ausdruck der Eile auf dem Gesicht.
„Daniel!“, rief Yvonne begeistert.
„Hallo, alle zusammen“, sagte er und schob sich in die Gruppe von Müttern. „Ich fürchte, ich habe nicht viel Zeit zum Reden, ich muss zur Arbeit.“ Er wandte sich an Emily. „Soll ich dich immer noch bei Joe's rauslassen?“
„Darf ich mich zuerst der Lehrerin vorstellen?“, fragte Emily.
Daniel sah angespannt auf seine Uhr. „Ähm ... nun ...“, sagte er und klang etwas nervös.
Emily konnte spüren, dass er offensichtlich darauf erpicht war, in seiner neuen höheren Position bei der Arbeit einen guten Eindruck zu machen. Sie beschloss, das Thema fallen zu lassen und keinen Aufruhr zu verursachen.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte sie einlenkend. „Ich kann sie später beim Abholen treffen.“
Sie verabschiedete sich von ihren Freunden, traurig, dass sie aus ihrer wunderbaren Gesellschaft gerissen wurden, und ging mit Daniel zum Pick-up.
„Wir sollten uns bald mal wieder treffen“, rief sie über ihre Schulter und winkte, als sie hineinkletterte.
Als sie die Autotür zuschlug, wandte sich Emily an Daniel. „Erinnere mich daran, dass ich an den Schultagen keine Verabredungen mehr mit Amy mache. Zumindest nicht bis ich wieder auf dem Fahrersitz meines eigenen Autos passe!“
Sie vermisste die Freiheit, die sie vor ihrer Schwangerschaft gehabt hatte. Die Lehrerin nicht kennengelernt zu haben, fühlte sich schrecklich an. Sie hoffte, dass sie deswegen keinen schlechten Eindruck gemacht hatte. Sie wollte nicht wie eine uninteressierte, abgelenkte und egozentrische Mutter aussehen.
Daniel fuhr mit dem Wagen in Richtung Stadt.
„So, wer ist ihre Lehrerin?“, fragte Emily ihn.
„Fräulein Butler“, informierte Daniel sie. Er zuckte die Achseln, als hätte er ihr nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. „Sie schien etwas strenger zu sein als Fräulein Glass. Ein bisschen älter, ein bisschen unnachgiebiger.“
„Ich frage mich, wie Chantelle sie annehmen wird“, grübelte Emily. Das kleine Mädchen hatte manchmal mit Autoritätspersonen zu kämpfen. Der sanfte Ansatz funktionierte gut bei ihr, aber das Wichtigste für Chantelle waren Grenzen. Solange sie wusste, was von ihr erwartet wurde, kam sie klar. Sie hoffte nur, dass diese neue, strengere Lehrerin die nötige Geduld hatte, um diesen Punkt zu erreichen.
„Gail war auch da“, sagte Daniel. „Sie wird dieses Jahr wieder Chantelles Vertrauenslehrerin sein.“
„Das ist eine Erleichterung“, antwortete Emily und dachte wieder an ihren Vater. Chantelle würde Gails Hilfe in diesem Jahr mehr brauchen als jemals zuvor. Nicht nur wegen der Beständigkeit, die Gail ihr gab, sondern wegen der einschneidenden Lebenserfahrungen, die sie in diesem Jahr würde bewältigen müssen.
„Also worüber plaudert Amy und du heute?“, fragte Daniel.
Seine Frage riss Emily aus ihren angsterfüllten Träumereien. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke über Harry. Hast du etwas Merkwürdiges zwischen ihnen auf der Insel bemerkt?“
„Überhaupt nicht“, sagte Daniel verwirrt.
Es überraschte Emily nicht wirklich, dass Daniel die Nuancen von Amys Verhalten nicht bemerkt hatte. Amy war schließlich ihre beste Freundin und nicht seine. Sie kannte sie in- und auswendig und konnte die kleinsten Anzeichen in ihrem Gesicht lesen.
„Sie sollten besser nicht Schluss machen“, sagte Daniel streng, als er in eine Nebenstraße einbog. „Wir sind dabei, das Restaurant zu öffnen. Ich will nicht, dass Harry die Suppe mit seinen Tränen versalzt!“
Emily kicherte. „Ich bin mir sicher, dass es nicht um so etwas geht. Es ist wahrscheinlich das Gegenteil, denke ich. Amy ist bereit, ihn zu heiraten, will aber, dass ich ihr bestätige, dass sie es nicht übereilt. Erinnerst du dich, was mit Fraser passiert ist?“
„Wie könnte ich das vergessen“, sagte Daniel mit einem Zusammenzucken.
Sie erreichten Joe's Diner, und Daniel hielt davor. Er küsste Emily, und sie rutschte von ihrem Sitz aus dem Pick-up, nicht mehr in der Lage, so flink rauszuspringen, wie sie es getan hatte, bevor sie fünfzehn Pfund Schwangerschaftsgewicht zugelegt hatte.
„Einen schönen Tag bei der Arbeit“, sagte sie ihm.
Er lächelte und winkte und fuhr dann weg. Emily ging in das Restaurant.
„Nun, wenn das nicht Emily Mitchell ist“, rief Joe als sie eintrat. „Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen!“
Sie umarmte ihn zur Begrüßung. „Ich bin jetzt Emily Morey, vergiss das nicht“, sagte sie zu ihm.
„Natürlich“, lachte Joe. „Wie könnte ich, du hattest dein erstes Date mit ihm hier.“ Er strahlte. „Kaffee?“
Emily tätschelte ihren Bauch. „Entkoffeinierten bitte.“
Joe ging, um eine frische Ladung Kaffee zu machen, während Emily die Sitzecke fand, in der bereits Amy saß.
„Das ist wie in alten Zeiten, oder?“, sagte Amy, als sie ihre Freundin küsste. „Einen Kaffee vor der Arbeit holen, wann immer wir konnten, natürlich. Frühstück und Mittagessen und abends Cocktails.“
„Cocktails!“, rief Emily und tätschelte ihren Bauch. „Erinnere mich nicht daran.“ Sie lachte. „Es ist wundervoll, dich öfter um mich zu haben. Und du hast Recht, es ist wie in den alten Tagen, allerding ohne die Wolkenkratzer oder die Reihen gelber Taxen.“ Sie lächelte, als sie sich an ihr altes Leben in New York City erinnerte. Es schien jetzt so lange her zu sein. „Also, was gibt's?“, fragte sie Amy. „Wie stehen die Dinge?“
Amy kaute auf ihrer Lippe, als ob sie überlegte, wie sie anfangen sollte. Sie hat sich eindeutig dagegen entschieden, etwas zurückzuhalten und direkt auf den Kern der Sache zu sprechen zu kommen. „Es ist Harry. Wir streiten.“
„Oh“, sagte Emily traurig. „Das ist schade. Es tut mir leid.“
Amy zuckte mit den Schultern und schob ihren glatten blonden Bob hinter ihre Ohren. „Es ist unvermeidlich, nicht wahr? Die räumliche Distanz. Die Tatsache, dass wir aus verschiedenen Welten kommen. Ich meine, ich mache Witze darüber, dass es so ist, als wären wir wieder in New York City, aber unsere Welten könnten unterschiedlicher nicht sein. Ich weiß nur nicht, ob ich mich dazu verpflichten kann, hier zu leben. Wie hast du das gemacht?“
Emily dachte über die Frage nach. „Ehrlich, ich denke New York hatte mir nichts mehr zu bieten.“
„Oh danke“, sagte Amy schmollend.
„Ich meine nicht dich!“, gab Emily zurück. „Ich meinte es in Bezug auf meine Karriere und meine Beziehung. Die Dinge mit meiner Mutter waren schrecklich. Dazu war Ben ein Idiot und es fühlte sich einfach richtig an, wegzukommen. Hierher zu kommen, hat mich dazu gezwungen, mich vielen Dingen zu stellen. Du weißt schon, das mit meinem Vater und Charlottes Tod. Es machte einfach Sinn, dass ich mich hier wiederfand. Dann war da Daniel.“ Sie lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Von dem Zögern, das sie empfunden hatte, dem Widerstand, sich noch einmal in jemanden zu verlieben. Aber die Risiken hatten sich ausgezahlt.
„Also im Grunde sagst du, ich muss ein altes Haus reparieren und ein Geschäft gründen und mich selbst finden“, sagte Amy kichernd.
„Und dich verlieben“, fügte Emily hinzu. „Eine Sache hast du also schon abgehakt.“
Amy seufzte. „Ich weiß. Das macht es nur schwerer. Ich möchte nicht das verlieren, was ich mit Harry habe, aber ich weiß einfach nicht, ob ich hier glücklich sein kann.“
Emily griff über den Tisch und hielt die Hand ihrer Freundin. „Ist das wegen dem, was mit Fraser passiert ist? Ich möchte wirklich nicht, dass diese eine schlechte Erfahrung dir alles verdirbt. Denn ich bin mir sicher, dass du siehst, dass dieses Mal alles anders ist. Was du mit Harry hast, ist tausendmal besser als das, was du und Fraser hattet.“
„Ist es das wirklich?“, fragte Amy mit angespannter Stimme. „Fraser und ich stammten zumindest aus den gleichen Welten. Wir wollten ähnliche Dinge. Ferien und Karrieren und Eigentum. Kinder, aber da wäre natürlich eine Kinderpflegerin, um zu helfen. Harry ist das Gegenteil davon. Er ist ... ich weiß es nicht. Bodenständig? Er ist…“
„.... er ist Sunset Harbor“, sagte Emily mit einem entschlossenen Nicken. Sie wusste genau, worauf Amy hinauswollte. „Aber muss ich dich daran erinnern, dass Fraser dich betrogen hat? Harry würde das nie tun. Er ist ehrlich und freundlich und treu. Das bekommst du mit einem Sunset Harbour-Mann.“
Joe kam mit ihren Waffeln und Emilys Kaffee an. Die beiden Freunde rutschten näher zusammen und setzten ihre Unterhaltung fort.
„Die Sache ist“, fügte Amy hinzu, „du musstest dich nie mit diesem Zeug beschäftigen. Zum Beispiel musstest du mit Daniel nicht über Fernbeziehungen diskutieren oder wer wo hinziehen würde. Es war immer klar für euch, dass ihr hier leben werdet. Aber Harry und ich scheinen endlos darüber zu reden. Könnten wir eine Fernbeziehung führen? Könnte ich wirklich mein Leben hinter mir lassen und mein Geschäft aufgeben für einen Mann? Das widerspricht all meinen Überzeugungen!“
Emily lächelte und seufzte. „Amy, ist es wirklich das, was dich zurückhält? Oder ist es etwas anderes?“
Amy kaute langsam ihre Waffel. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich bin so unschlüssig.“
„Ist es möglich, dass du nur Angst hast?“, fragte Emily. „Ich weiß, dass du keine wirkliche Angst hast, dass du eine selbstbewusste, sachliche Geschäftsfrau bist, aber gibt es nur eine kleine Chance, dass du vielleicht Furcht davor hast, dass Harry dich liebt und dass er der Eine sein könnte? Und dass, wenn du dein Leben hierher verlegst und dieses Risiko eingehst, du vielleicht glücklich sein könntest?“
„Ich denke schon“, sagte Amy. „Aber es ist nicht das Glücklichsein, vor dem ich Angst habe. Sondern das, was es beinhaltet. Es ist so langweilig.“
Sie sah Emily entschuldigend an. Emily wusste, dass Amy andeutete, dass das Leben in Sunset Harbor langweilig war, aber das war ihr egal. Sie würde es für nichts in der Welt ändern. Wenn das langweilig ist, würde sie es jeden Tag Aufregung vorziehen!
„Vielleicht sollte ich für ein bisschen zurück nach New York gehen“, sagte Amy. „Meinen Kopf klarkriegen. Mich ums Geschäft kümmern. Mich an meine Wurzeln erinnern, weißt du?“
„Wenn du denkst, dass es hilft“, sagte Emily. Sie schnitt ein Stück von ihrer Waffel ab und steckte es in den Mund. „Mann, ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr in New York City gewesen.“
Amys Augen weiteten sich augenblicklich. „Oh mein Gott! Komm mit mir!“
Emily sah sie überrascht an. „Äh…“
„Bitte, Em“, fügte Amy hinzu. „Wir können ein langes Wochenende zusammen verbringen. Ich schmeiße eine Baby-Shower-Party, denn die letzte war eine Pleite.“
Emily errötete, als sie sich daran erinnerte, wie sie ungeschickt von der Party weggelaufen war, die Amy für sie arrangiert hatte. Sie zögerte.
„Bitte, bitte, bitte“, fuhr Amy fort. „Du verdienst eine Auszeit. Und der Ansturm des Sommers ist vorbei. Ich bin mir sicher, dass die Pension ein paar Tage ohne dich überleben kann.“ Amy schnippte mit den Fingern. „Und wenn wir die Baby-Shower-Party in New York machen, kann deine Mutter kommen!“