Kitabı oku: «Weihnachten Für Immer», sayfa 3
KAPITEL DREI
Am nächsten Tag, nachdem er Chantelle in der Schule rausgelassen hatte, fuhr Daniel Emily zu Harry und Amy, bevor er zur Arbeit ging. Als Emily an der Tür klingelte, öffnete ihr Amy und strahlte von einem Ohr zum anderen.
„Bereit?“, fragte Emily.
Amy grinste nur. „Darauf kannst du wetten!“
Für heute hatte Amy einen Tag geplant mit Terminen bei potenziellen Hochzeits-Locations und mehreren Hausbesichtigungen mit Immobilienmaklern. Und da Harry den ganzen Tag im Restaurant arbeitete, hatte ihr Emily ihre Unterstützung und ihren Rat angeboten. Sie war natürlich begeistert, dass sie helfen konnte.
Sie stiegen in Amys weißen Chrysler und machten sich auf den Weg.
„Wo ist die erste Besichtigung?“, fragte Emily vom Beifahrersitz aus.
„Eastern Road“, sagte Amy, während sie über das Lenkrad auf den Verkehr blickte. Als kein Auto mehr kam, bog sie auf die Hauptstraße ab.
„Ooh“, sagte Emily. „Das ist ein schöner Teil der Stadt. Auf der anderen Seite des Hafens von uns aus gesehen, aber immer noch nah.“
„Vor allem im Vergleich zu New York“, scherzte Amy. „Im Handschuhfach befindet sich eine Broschüre. Schau mal.“
Emily öffnete das Fach und fand die Hochglanzbroschüre. Sie blätterte durch die Seiten. Neben den rechtlichen Informationen und Eigentumsdetails - drei Schlafzimmer, bemerkte Emily mit einem wissenden Lächeln - fand sie eine Auswahl von Fotografien. Das Haus sah umwerfend aus. Wenn Harry und Amy in der Tat planten, bald eine eigene Familie zu gründen, wäre dies der richtige Ort dafür! Sie lächelte vor sich hin, dann aber erblickte sie den unverschämt hohen Preis und verschluckte sich beinahe.
„Das Objekt hat einen separat zugänglichen Atelierraum“, informierte Amy Emily, während sie fuhr. „Sie benutzen es gerade als Kunststudio, aber ich würde es in ein Büro verwandeln. Wenn ich von zu Hause aus arbeiten würde, hätte ich gerne einen separaten Raum, weißt du?“
„Klar“, sagte Emily und dachte an die Schattenseiten des Lebens und Arbeitens an einem Ort, wie es ihr täglich Los war. „Dieser Ort wäre perfekt dafür.“
Sie fuhren am Hafen vorbei. Es war ein ruhiger Tag, also waren Stuart, Evan und Clyde zur Insel gefahren, um mit den Bauarbeiten weiterzumachen. Emily war sehr glücklich, dass das Wetter so mild gewesen war. Es sah definitiv so aus, als würde alles fertig werden, bevor die ersten Gästen im April kamen. Eine Sache weniger, um die sie sich sorgen musste!
„Hast du noch mal über den Babymoon nachgedacht?“, fragte Amy.
„Nicht wirklich“, sagte Emily ihr.
„Ihr solltet das machen“, beharrte Amy. „Du hast fast keine Zeit mehr!“ Sie nickte zu Emilys ballonartigem Bauch. Dann fügte sie hinzu: „Es gibt einige schöne Hotels, die tolle Babymoon-Pakete anbieten.“
Emily kniff ihre Augen zusammen. „Hast du etwa nachgeforscht?“
Amy grinste teuflisch. „Nur ein wenig. Schau in die Tasche hinter deinem Sitz.“
Sie rollte jovial mit den Augen, lehnte sich hinter nach hinten und fand einen Stapel Hochglanzmagazine. Sie hievte sie raus. „Ein bisschen?“, scherzte sie.
„Okay, vielleicht ein bisschen mehr“, gestand Amy. „Ich möchte wirklich nur, dass du eine Pause hast! Mein Favorit ist das ganz oben. Das Spa in Québec.“
Emily betrachtete das erste Angebot aus Amys Auswahl. In der Altstadt von Québec gelegen, sah es eher nach einem Schloss aus als nach einem Hotel.
„Es ist mitten in der Altstadt“, sagte Amy. „Also gibt es jede Menge Kultur und so. Stadtmauern. Eine Zitadelle. Museen in Hülle und Fülle.“
„Bist du sicher, dass nicht du es bist, die da hinwillst?“ Emily witzelte und hob eine Augenbraue.
Amy lachte. „Natürlich will ich das. Wenn ich dran bin. Aber mein Fokus liegt jetzt auf Hochzeit und Haus. Wenn es Zeit ist für meinen Babymoon, werde ich dorthin gehen, das verspreche ich.“ Sie beugte sich vor und tippte auf die Spitze des Magazins.
Emily blickte wieder auf das beeindruckende Schloss. Vielleicht war es keine so schlechte Idee. Das Babymoon-Paket beinhaltet eine spezielle pränatale Massage für die Mutter und eine Stressabbau-Massage für den Papa. Noch dazu waren alle Produkte natürlich, ohne schädliche Chemikalien und das ganze Essen war organisch. Es schien idyllisch. Dr. Arkwright würde sicherlich zustimmen, dass Emily ihr Stresslevel reduzieren sollte. Besser spät als nie!
„Daniel wird wahrscheinlich viele logische und praktische Gründe haben, warum wir nicht gehen sollten“, sagte Emily. Sie listete sie an ihren Fingern auf. „Chantelle. Die Insel. Die bevorstehende Geburt. Um nur ein paar zu nennen.“ Aber sie steckte das Magazin in ihre Handtasche, um es ihm später zu zeigen. Vielleicht konnte sie ihn überzeugen.
Sie fuhren in die Einfahrt des Hauses für die erste Besichtigung. Emily war augenblicklich begeistert. Die große Rasenfläche war mit einer Hecke umrandet, die für mehr Privatsphäre sorgte und es gab eine Stellfläche für mindestens zwei Autos. Das Haus war in Wirklichkeit noch viel schöner als im Prospekt. Es hatte eine süße Veranda vor der Tür, nicht ganz so groß wie die umlaufende in der Pension, aber mit genug Platz für einen Schaukelstuhl und einen Bistrotisch mit Stühlen.
„Ich kann schon jetzt sagen, dass ich es lieben werde“, sagte Emily.
Aber Amy sah nicht so überzeugt aus. „Es ist nicht gerade überwältigend“, sagte sie.
„Bist du verrückt?“ Emily keuchte. „Es sieht aus wie aus einem Film!“
„Ja“, fuhr Amy mit abgelenkter Stimme fort. „Einem langweiligen Film.“
Emily verdrehte die Augen wegen Amys Perfektionismus, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht so streng mit ihr sein sollte. Amys Leben war völlig anders als das von Emily. Ihr Business mit den Zimmern im Studentenwohnheim war erfolgreich gewesen und sie hatte ihre New Yorker Wohnung noch in ihren frühen Zwanzigern gekauft. Für Amy hatte ein eigenes Zuhause immer Unabhängigkeit bedeutet. Jetzt würde es Häuslichkeit bedeuten. Emily musste zugeben, dass es für Amys Geschmack vielleicht etwas zu bieder war. Es gab keinen Fahrstuhl und kein Verkehrslärm in der Ferne. Kurz gesagt, es gab keine Herausforderung. Wenn Amy in dieser neuen Phase ihres Lebens glücklich sein wollte, wurde Emily klar, musste sie ein außergewöhnliches Haus finden, nicht nur ein schönes.
*
Nach einem langen Tag, an dem sie das Häuser und Hochzeits-Locations angeschaut hatten, brauchte Emily ein Nickerchen in der Pension. Sie war in diesen letzten Wochen der Schwangerschaft unglaublich müde, aber sie wusste, dass sie sich schon mal daran gewöhnen musste, denn wenn Baby Charlotte auf der Welt war, würde es noch schlimmer werden!
Sie döste im Bett, trieb in und aus dem Schlaf, nutzte die Gelegenheit eines leeren Hauses, um die Hunde am Ende des Bettes schlafen zu lassen - etwas, das normalerweise verboten war. Sie las die Broschüre für das Spa in Québec durch und überlegte, wie sie Daniel die Idee vermitteln sollte. Dann erinnerte sie sich an ihr Versprechen, das sie Chantelle gemacht hatte, Opa Roy zu Weihnachten einzuladen.
Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, Chantelle davon zu erzählen, dass ihr Vater seit mehreren Tagen nicht erreichbar gewesen war und dass die Voicemails, die sie für ihn hinterlassen hatte, unbeantwortet geblieben waren. In der Tat, erkannte sie jetzt, hatte sie nicht das Herz gehabt, es sich zu eingestehen. Sie hatte es komplett ausgeblendet, wollte nicht einmal für einen Bruchteil einer Sekunde darüber nachdenken, was es bedeuten könnte: dass ihr Vater gestorben war. Selbst jetzt weigerte sie sich, es wirklich in Betracht zu ziehen. Er hatte Vladi, seinen engen Freund, der sich um ihn zu kümmerte und der ältere Grieche hatte versprochen, anzurufen, wenn irgendetwas passiert ist. Sie entschied sich stattdessen zu glauben, dass Roy auf einem Abenteuer war und zu viel Spaß hatte, um zu bemerken, wie die Tage vorbeizogen.
Sie nahm ihren Laptop und schrieb eine kurze E-Mail. Der telefonische Ansatz funktionierte eindeutig nicht und obwohl er viel weniger auf E-Mails reagierte, schien es eine gute Idee, den Kurs zu wechseln.
Lieber Papa,
Ich habe ein paar Mal angerufen, aber ich habe nichts von dir gehört, was hoffentlich bedeutet, dass du das Beste aus dem griechischen Wetter machst und mit Vladi auf dem Boot bist. Chantelle hat gefragt, ob du an Weihnachten zu uns kommst. Ich weiß, du hast deutlich gemacht, dass du nicht fliegen willst, besonders nicht in eine so kalte Gegend wie Maine, aber bitte bedenke es. Du weißt, du bist ihr Lieblingsmensch auf der ganzen weiten Welt!
In Liebe,
Emily.
Sie drückte auf senden und stellte fest, dass ihre Wangen feucht von Tränen waren. Sie wischte sie weg.
Als sie ihren Laptop weglegte, hörte sie das Geräusch der sich schließenden Haustür. Wahrscheinlich war es Lois, die ihre kurze Schicht an der Rezeption begann, oder Bryony, um sich in ihrer gewohnten Arbeitsumgebung in der Gästelounge einzurichten und an ihrer Winter-Marketing-Strategie zu arbeiten. Aber dann hörte sie schnelle Schritte die Treppe hochkommen und erkannte sie sofort als Daniels.
„Mogsy! Rain! Aus dem Bett!“, sagte sie eilig und versuchte, sie runter zu schieben.
Zu spät. Die Tür flog auf.
„Hallo Süße!“, rief Daniel und grinste von einem Ohr zum anderen.
„Was machst du so früh zu Hause?“, fragte sie freudig überrascht, aber auch schuldig.
Als hätte er keine Sorge in der Welt, tänzelte Daniel herein und setzte sich auf das Ende des Bettes, während er Rain streichelte.
„Jack ist heute Abend in der Holzwerkstatt“, sagte er und fuhr mit seiner Hand über ihr langes Ohr. „Wir haben einen riesigen Auftrag für eine Feenprinzessinnentreppe für eine Bar Mitzwa und, naja, du kennst Jack, jede Entschuldigung, um auf der Arbeit zu sein, anstatt zu Hause, kommt ihm gelegen.“
„Das ganze Ruhestands-Ding funktioniert nicht wirklich für ihn, oder?“ Emily lachte, ihr Blick fiel auf den Hund und dann wieder zu Daniel.
„Nein“, gluckste Daniel als Antwort.
Mogsy bettelte um Aufmerksamkeit und er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste die Hündin auf ihren Scheitel.
„Gut, dass du bald deinen eigenen Laden eröffnest“, sagte Emily, immer noch ein wenig beunruhigt, dass Daniel sie nicht dafür ausgeschimpft hatte, dass sie die Hunde aufs Bett gelassen hatte. „Hast du es ihm schon gesagt?“
„Noch nicht. Aber ich glaube wirklich nicht, dass es ihm etwas ausmachen wird. Es wird ihm einen Vorwand geben, seiner Frau zu sagen, dass er wieder arbeiten muss. Sie könnte mich für eine Weile für einen Schuft halten, aber Jack wird wahrscheinlich sehr dankbar sein!“
„Bitte lass uns nach dreißig Jahren Ehe nicht so sein.“
Daniel kicherte. „Auf keinen Fall. Ich kann nicht sehen, dass wir uns jemals aufs Altenteil zurückziehen. Du?“
„Guter Punkt“, sagte Emily. Sie kniff die Augen zusammen und war sich immer noch nicht sicher, was wohl passieren würde. „Du bist sehr gut gelaunt.“
„Bin ich?“
„Ja. Du hast nicht einmal die Hunde auf dem Bett erwähnt.“
Daniel war verblüfft, als hätte er nicht einmal bemerkt, dass sie da waren. „Oh!“ Aber er zuckte nur mit den Schultern. „Es ist Zeit, Chantelle abzuholen. Willst du, dass ich es mache? Wenn du dich nicht so gut fühlst?“
„Nein, nein, ich will mitkommen“, antwortete Emily. „Wer weiß, wie oft ich sie noch abholen kann, wenn Charlotte geboren ist. Denk mal an Suzanna und Baby Robin. Ich sehe sie seit einiger Zeit kaum noch. Ich möchte das Beste aus den Dingen machen, so wie sie sind.“
Er half ihr auf die Beine. Emily fühlte sich immer noch sehr benommen, als hätte ihr Nickerchen nichts gebracht.
Sie gingen nach unten, Daniel hielt Emilys Hand während sie vorsichtig die Stufen hinunter ging. Es war erstaunlich, wie beängstigend es war, eine große Treppe zu überwinden, jetzt wo sie fast platzte. Vor nicht allzu langer Zeit war sie mit Leichtigkeit diese Stufen auf und ab gelaufen! Jetzt sahen sie sehr steil aus.
Draußen war das Wetter noch milder als an diesem Morgen.
„Wie war der Ausflug mit Amy?“, fragte Daniel, während er ihr auf den Beifahrersitz half.
„Großartig. Sie mochte weder eines der drei prächtigen Häuser, die wir uns heute angesehen haben, noch eine der außergewöhnlichen Hochzeits-Locations. Aber das erinnert mich daran, dass Amy dieses Spa für den Babymoon für uns in Québec gefunden hat. Ich weiß, dass du wahrscheinlich nicht gehen willst, aber vielleicht könnten wir darüber nachdenken.“
„Worüber soll ich da nachdenken?“, rief er aus. „Lass es uns einfach machen!“
Jetzt war Emily wirklich überrascht. Normalerweise brauchte es ein bisschen, um Daniel zu überzeugen. Sie hatte ihn eindeutig bei guter Laune erwischt.
„Ist alle in Ordnung mit dir?“, fragte sie, nur halb im Spaß.
„Mir geht es gut“, antwortete Daniel lachend. „Ich bin nur froh, dass ich heute ein bisschen mehr Zeit mit meiner Frau bekommen habe, das ist alles.“
„Das ist sehr süß“, erwiderte Emily, berührt, dass ihre Anwesenheit ihn so glücklich machen konnte. „Also willst du wirklich einen Babymoon machen?“
„Sicher“, sagte er achselzuckend. „Solange Chantelle nichts dagegen hat. Wie wäre es, wenn wir sie heute Nachmittag mit aufs Boot nehmen, um sie milde zu stimmen? Es sind immerhin 16 Grad!“
„Ich dachte, Clyde, Stu und Evan würden heute auf der Insel arbeiten. Machen sie das nicht?“
Daniel schüttelte den Kopf. „Sie sind heute mit einem gemieteten Trawler unterwegs. Sie sind damit entlang der Küste nach Beals gefahren. Es gibt dort eine große Baufachfirma, aber die Materialien sind viel zu schwer für unser Boot. Was bedeutet, dass die Insel für uns frei ist.“
„In diesem Fall müssen wir es machen“, stimmte Emily zu. Sie liebte Bootsausflüge und jede Gelegenheit, auf die Insel zu kommen, war willkommen, wenn man bedachte, dass das Wetter sich jeden Moment drehen konnte. Es schien wie ein Glücksfall, dass sich die Gelegenheit bot. Emily wäre ein Idiot, so etwas abzulehnen!
Sie erreichten die Schule und parkten auf dem Parkplatz, bevor sie aus dem Wagen stiegen. Einen Moment später öffneten sich die Türen und Kinder eilten die Stufen hinunter. Chantelle erschien und ihre Augen suchten den Parkplatz nach Emilys Auto ab. Aber stattdessen fand sie den Pick-up. Durch ihren Gesichtsausdruck war klar, dass sie sich darüber freute, dass ihr Vater sie unerwartet abholte. Sie rannte auf sie zu.
„Papa“, rief Chantelle und rannte in seine offenen Arme. „Was machst du hier?“
„Ich nehme mein besonderes Mädchen mit auf eine Bootsfahrt zu unserer Insel, das ist was ich mache“, sagte Daniel. „Was sagst du dazu? Willst du eine Bootsfahrt machen?“
„JA!“, rief Chantelle und sprang auf und ab.
Sie rannte schnell zum Spielplatz zurück, um sich von ihren Freunden zu verabschieden, bevor sie zum Pick-up zurückkehrte und hineinsprang.
„Wow, das war schnell“, kommentierte Emily. Sie tätschelte ihren Bauch. „Ich vermisse es, so rennen zu können!“
„Arme Mama“, sagte Chantelle. „Es dauert nicht mehr lange jetzt. Sie wird vor Weihnachten da sein. Oh, das erinnert mich an etwas. Hast du mit Opa Roy über Weihnachten gesprochen?“
Emily spürte einen Schock in ihrer Brust. Wie sollte sie es dem Mädchen am besten beibringen? Sie wollte nicht, dass sie sich unnötigerweise Sorgen machte.
„Ich habe ihm eine E-Mail geschickt“, sagte Emily ihr. „Aber warum versuchen wir nicht, ihn anzurufen, wenn wir auf der Insel sind?“
Chantelle nickte und schwieg für den Rest der Fahrt zum Hafen.
Als sie ankamen, war kein Mensch zu sehen. Trotz des ruhigen Wetters hatten die meisten Leute ihre Boote bereits winterfest gemacht. Nur wegen der Renovierungsarbeiten auf der Insel war Daniels Boot überhaupt noch draußen. Und für sie ein Glücksfall, da sie so regelmäßig segeln konnten.
Daniel sprang zuerst ins Boot, bevor er Chantelle und Emily half. Dann machten sie sich auf den Weg und durchschnitten das glitzernde Wasser in Richtung Insel.
„Chantelle“, sagte Emily und wandte sich an das Mädchen. „Wie würdest du dich fühlen, wenn Papa und ich nur zu zweit auf einen Wochenendausflug gehen würden?“
Chantelle zögerte und zog ihre Lippen durch ihre Zähne.
„Du kannst ehrlich sein“, fügte Daniel hinzu. „Wir wollen wirklich wissen, wie du dich dabei fühlst. Weil du schon manchmal ‚okay‘ gesagt hast, aber dann wirklich sehr traurig warst.“
Emily dachte an ihre vorherigen Zusammenbrüche. Sie hoffte, dass Chantelle sich von Daniels Bemerkungen nicht angegriffen fühlte und verstand, dass sie aus Sorge und Liebe entsprangen.
„Ich nehme an, es hängt davon ab, wer mich betreut“, sagte Chantelle nachdenklich.
„Wen würdest du mögen?“, fragte Emily.
„Am glücklichsten bin ich, wenn ich bei meinen Freunden übernachte“, erklärte sie und klang reifer als je zuvor. „Bei Bailey und Toby. Und ich bevorzuge es auch, dass es ein kurzes Wochenende ist. Nach zwei Nächten mache ich mir Sorgen.“
„Okay“, sagte Emily und nickte, erfreut darüber, wie gut Chantelle jetzt in der Lage war, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu artikulieren. „Also soll ich sehen, ob ich eine Übernachtung mit Yvonne oder Suzanna arrangieren kann? Und wir bleiben nur für das Wochenende?“
„Ich denke, das wäre okay“, sagte Chantelle mit einem Nicken.
Zu Emilys großem Vergnügen streckte Chantelle die Hand aus, um Emilys zu schütteln. Emily nahm ihre Hand und schüttelte sie kräftig.
„Deal!“
In diesem Moment erreichten sie die Insel und Emily sah, dass der Trawler, den Daniel erwähnt hatte, neben dem wunderschönen neuen Steg festgemacht hatte. Obwohl es noch nicht lange her war, seitdem sie das letzte Mal hier gewesen waren, war Emily immer noch sehr aufgeregt, den Fortschritt beim Bau der Hütten zu sehen. Die Hauptstrukturen waren nun abgeschlossen und sogar ein Teil der Landschaftsgestaltung hatte begonnen. Es war so aufregend, alles zusammen kommen zu sehen. Und auch eine Erleichterung, denn ihr Einkommen beruhte im Moment auf der Insel! Stu, Clyde und Evan hatten ihre Erwartungen wirklich übertroffen und die Firma, die Daniel mit der Leitung dieses Projekts beauftragt hatte, war wirklich fantastisch.
„Ich gehe besser zu den Jungs“, sagte Daniel und sah in die Richtung des Sägens und Hämmerns. „Mal hören, wie es heute mit diesem neuen Baustoffhändler gelaufen ist. Ich bin in einer Minute zurück.“
Er ging in Richtung der Hütten.
Emily und Chantelle ließen sich auf den Felsen nieder und schauten aufs Meer hinaus. Das Wasser war heute ruhig und der Anblick der Küste von Maine sah sehr schön aus. Es war ein ruhiger Moment, ein Stück Frieden in einem ansonsten hektischen Leben.
„Können wir jetzt Opa Roy anrufen?“, fragte Chantelle nach einem Moment. „Du weißt, dass wir seit drei Tagen nicht mehr mit ihm gesprochen haben.“
Chantelle hatte es bemerkt, erkannte Emily. Natürlich hatte sie das. Das Kind war äußerst aufmerksam und die Tatsache, dass die täglichen Anrufe ihres Vaters aufgehört hatten, war nicht unbemerkt geblieben.
„Denkst du, dass es ihm gut geht?“, fragte Chantelle.
Emily spürte eine Schwere auf ihren Schultern.
„Ich glaube, dass es ihm gut geht“, sagte sie zu Chantelle. „Ich denke nur, dass er wieder in seine alten Gewohnheiten geschlüpft ist.“
Obwohl Roy versprochen hatte, in Kontakt zu bleiben, wusste Emily, dass alte Angewohnheiten schwer abzulegen waren und es immer noch Zeiten gab, in denen er ihre Bemühungen mit Funkstille beantwortete. Es schmerzte genauso, wie damals, als sie jünger war, als sein langer, langsamer Rückzug aus der Familie nach Charlottes Tod begonnen hatte. Er hatte sich dann Stück für Stück von ihr entfernt und als verängstigtes, verwirrtes Kind hatte sie es einfach geschehen lassen. Aber nun nicht mehr. Sie hatte ein Recht auf ihren Vater, darauf, ihn zu bitten, in ihrem Leben zu sein und ihr Leben mit ihm zu teilen und zu erwarten, dasselbe von ihm zu hören.
Sie nahm ihr Handy und wählte seine Nummer. Sie hörte es klingeln und klingeln. Es gab keine Antwort. Sie versuchte es erneut, da sie wusste, dass Chantelle nachdenklich aus dem Augenwinkel zusah. Bei jedem neuen Versuch, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, verknotete sich ihr Magen vor Angst. Nach dem fünften Versuch legte sie das Handy in ihren Schoß.
„Warum antwortet er nicht?“, fragte Chantelle, ihre Stimme traurig und verängstigt.
Emily wusste, dass sie dem Kind ein ermutigendes Gesicht zeigen musste, aber es war ein echter Kampf. „Er schläft viel“, sagte sie schwach.
„Nicht drei Tage hintereinander“, antwortete Chantelle. „Er würde sein Telefon überprüfen, wenn er aufwacht und sehen, dass er deine Anrufe verpasst hat.“
„Er hat vielleicht nicht daran gedacht, nachzusehen“, sagte Emily und versuchte ein beruhigendes Lächeln. „Du weißt, wie er mit moderner Technologie ist.“
Aber Chantelle war zu schlau für Emilys Entschuldigungen und fand sie weder lustig noch beruhigend. Ihr Ausdruck blieb ernst und mürrisch.
„Denkst du, er ist gestorben?“, fragte sie.
„Nein!“ Emily schrie auf und fühlte, wie Wut ihre Sorgen ablöste. „Warum sagst du so etwas Schreckliches?“
Chantelle schien von Emilys Ausbruch überrascht zu sein. Ihre Augen waren weit vor Schock.
„Weil er sehr krank ist“, sagte sie kleinlaut. „Ich meinte nur ...“ Ihre Stimme verstummte.
Emily holte Luft, um sich zu beruhigen. „Es tut mir leid, Chantelle. Ich wollte nicht ausflippen. Ich bin nur so besorgt, weil ich seit einiger Zeit nichts mehr von Opa Roy gehört habe und was du gesagt hast wäre mein schlimmster Albtraum.“
Roy. Allein. Tot im Bett, mit niemandem an seiner Seite. Sie zuckte bei dem Gedanken zusammen, ihr Herz zog sich zusammen.
Chantelle schaute Emily zögernd an. Sie schien sich ihrer selbst nicht sicher zu sein, als würde sie auf rohen Eiern laufen, besorgt, dass Emily wieder ausflippen würde.
„Aber wir können es nicht wissen, oder? Ob er noch lebt?“
Emily zwang sich dazu, die Erwachsene zu sein, die Chantelle brauchte, auch wenn jede Frage wie eine frische Wunde schmerzte. „Wir wissen, dass er lebt, weil Vladi sich um ihn kümmert. Und wenn Vladi nicht angerufen hat, dann ist alles in Ordnung. Das war der Deal, erinnerst du dich?“
In Gedanken stellte sie sich das verwitterte Gesicht von Vladi vor, dem griechischen Fischer, mit dem ihr Vater Freundschaft geschlossen hatte. Vladi hatte versprochen, sie über Roys Zustand auf dem Laufenden zu halten, auch wenn Roy selbst wollte, dass sein Verfall von ihr ferngehalten wurde. Ob Vladi sein Versprechen gehalten hat, war eine andere Sache. Wem gegenüber wäre er loyaler? Ihr, einer junge Frau, die er nur ein paar Tagen kannte, oder seinem langjährigen Freund Roy?
„Mama“, sagte Chantelle leise. „Du weinst ja.“
Emily berührte ihre Wange und stellte fest, dass sie tränennass war. Sie wischte sie mit ihrem Ärmel ab.
„Ich habe Angst“, sagte sie zu Chantelle. „Deswegen. Ich vermisse Opa Roy so sehr. Ich wünschte nur, wir könnten ihn davon überzeugen, hier bei uns zu sein.“
„Ich auch“, sagte Chantelle. „Ich will, dass er und Oma Patty in der Pension leben. Es ist traurig, dass sie so weit weg sind.“
Emily legte ihren Arm um ihre Tochter und hielt sie fest. Sie konnte Chantelle leise schluchzen hören und fühlte sich furchtbar wegen ihrer Rolle im Unglück ihres Kindes. Vor ihr zu weinen war nie geplant gewesen. Aber irgendwie fragte sie sich, ob es Chantelle half, die Gefühle ihrer Mutter zu sehen, zu sehen, dass es in Ordnung war, manchmal schwach zu sein, Angst zu haben und sich Sorgen zu machen. Das Kind hatte so viele Jahre ihres Lebens damit verbracht, stark und mutig zu sein, vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie ihre Mutter weinen sah und ihr zeigen, dass es in Ordnung war, manchmal die Kontrolle abzugeben.
„Warum müssen Menschen sterben?“, fragte Chantelle dann, ihre Stimme gedämpft durch die Art, wie ihr Gesicht in Emilys Brust gedrückt wurde.
„Weil...“ Emily begann, bevor sie innehielt und sehr genau darüber nachdachte. „Ich denke, weil ihr Geist woanders sein muss.“
„Du meinst im Himmel?“, fragte Chantelle.
„Es könnte der Himmel sein. Es könnte aber auch woanders sein.“
„Papa glaubt nicht an so etwas“, sagte Chantelle. „Er sagt, niemand weiß, ob man irgendwohin geht, nachdem man gestorben ist und im Judentum liegt es an Gott zu entscheiden, ob man ins Jenseits kommt oder nicht.“
„Das ist, was Papa glaubt“, sagte Emily ihr. „Aber du kannst glauben, was immer du willst. Ich glaube etwas anderes. Und das ist auch in Ordnung.“
Chantelle blinzelte durch ihre nassen Wimpern, ihre großen blauen Augen auf Emily gerichtet. „Was glaubst du?“
Emily hielt inne und brauchte lange, um ihre Antwort zu formulieren. Endlich sprach sie. „Ich glaube, es gibt etwas, zu dem wir gehen, nachdem wir gestorben sind. Nicht unsere Körpern, die bleiben hier auf der Erde, aber unsere Geister erheben sich und gehen zum nächsten Ort. Wenn Opa Roy dort ankommt, wird er glücklich sein.“ Sie lächelte, getröstet von ihren eigenen Überzeugungen. „Es wird keinen Schmerz mehr für ihn geben.“
„Überhaupt kein Schmerz mehr?“ Chantelles süße Stimme sang. „Aber wie wird es sich anfühlen?“
Emily dachte über die Frage nach. „Ich denke, es wird sich so anfühlen, als wenn du die ganze Zeit einen Bissen von deinem Lieblingsessen nimmst.“
Chantelle sah sie durch ihre tränennassen Wimpern an und kicherte. Emily fuhr fort.
„Als würde man Schokoladenkuchen für immer essen, aber nie krank werden. Jeder Bissen ist genauso groß wie der letzte. Oder dieses Gefühl, das du empfindest, wenn du auf etwas zurückblickst, an dem du seit Monaten arbeitest und deine Leistung siehst und erkennst, dass du es geschafft hast.“
„Wie meine Uhr?“, fragte das kleine Mädchen.
Emily nickte. „Genau. Und es ist die perfekte Art von Wärme, wie im Whirlpool im Spa.“
„Riecht es nach Lavendel wie im Spa?“
„Ja! Und da sind Regenbögen.“
„Was ist mit Tieren?“, fragte Chantelle. „Es würde keinen Spaß machen, wenn es keine Tiere gäbe, die man streicheln und mit denen man spielen könnte.“
„Wenn du denkst, dass es Tiere geben sollte“, sagte Emily zu ihr, „Dann gibt es Tiere.“
Chantelle nickte. Aber ihr Lächeln verblasste bald und sie kehrte zu ihrem nachdenklichen Ausdruck zurück. „Das ist nur etwas, an das wir glauben können. Wir wissen es nicht wirklich.“
Emily umarmte sie fest. „Nein. Niemand tut das. Niemand kann das. Alles was wir haben, ist unser Glauben. Was wir glauben wollen. Und ich glaube, das ist es, was auf Opa Roy wartet. Und genau das hat deine Tante Charlotte auch. Und sie schaut auf uns herunter, wann immer sie will und schickt uns kleine Zeichen, damit wir wissen, dass sie an uns denkt. Opa Roy wird das gleiche tun, wenn die Zeit kommt.“
„Ich werde ihn vermissen“, sagte Chantelle. „Auch wenn er dort warm und glücklich ist, werde ich ihn hier vermissen.“
Trotz all ihrer Zusicherungen über das Leben nach dem Tod konnte Emily nicht verhindern, was sie tief in sich spürte. Dass er sie immer noch allein lassen würde, um ihr Leben ohne ihn zu leben. Er würde für immer von ihr fort sein und für ihn wäre es ein wunderbarer Schritt ins Unbekannte, für sie würde es Schmerz und Einsamkeit und Elend bedeuten.
Sie drückte Chantelle fest.
„Ich werde ihn auch vermissen.“
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