Kitabı oku: «Die Offenbarung des Supramentalen»
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Wilfried Schuh
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SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION
Deutschland, Berchtesgaden
Die Offenbarung des Supramentalen Sri Aurobindo 2. überarbeitete Aufl. 2020 ISBN 978-3-937701-21-9
Übersetzung aus dem englischen Originaltitel „The Supramental Manifestation Upon Earth“:
Medhananda (Sri Aurobindo Ashram) und Theodora Karnasch
© Sri Aurobindo Ashram Trust
Puducherry, Indien
InhaltCopyrightDIE OFFENBARUNG DES SUPRAMENTALENVorwortDie Vervollkommnung des KörpersDer göttliche KörperDas Supramentale und das göttliche LebenDas Supramentale und die MenschheitDas Supramentale in der EvolutionDas LichtmentaleDas Supramentale und das LichtmentaleGuideCoverInhaltsverzeichnisStart
Die Offenbarung des Supramentalen
Sri Aurobindo
SRI AUROBINDO
DIGITAL EDITION
Vorwort
Die Herausgabe der Ashram-Zeitschrift „Bulletin d‘Education Physique“ gibt mir die Gelegenheit, der Zeitschrift und der Sportvereinigung des Sri Aurobindo Ashrams (J.S.A.S.A.) meinen Segen zu erteilen.
Dabei möchte ich kurz auf den tieferen Sinn solcher Vereinigungen hinweisen, und zwar besonders darauf, wie notwendig und nützlich die weite Verbreitung und Organisierung eines Sport und Körpertrainings, wie es hier betrieben wird, für die Nation ist. Oberflächlich gesehen scheinen es lediglich Spiele und Vergnügungen zur Unterhaltung der Leute zu sein, oder eine Möglichkeit, der Energie und dem natürlichen Betätigungsdrang des Körpers nachzugeben, oder aber körperliche Gesundheit und Kraft zu entwickeln und zu erhalten; sie sind aber und können weit mehr sein als das, denn sie sind auch der Boden, auf dem Gewohnheiten, Fähigkeiten und Eigenschaften wachsen, die für das Wohl eines Volkes im Krieg wie auch im Frieden, in Politik und Gesellschaft, ja in den meisten Bereichen menschlicher Zusammenarbeit höchst notwendig und nützlich sind. Diesem sozusagen nationalen Aspekt des Themas möchte ich mich besonders zuwenden.
In unserer Zeit beherrschen Sport, Spiele und Leichtathletik das allgemeine Interesse so weitgehend wie das in früheren Zeiten höchstens in Griechenland der Fall gewesen ist, wo alle Arten menschlicher Betätigungen gleicherweise entwickelt wurden und wo das Turnen, das Wagenrennen, die Leichtathletik und weitere Sportarten die gleiche Bedeutung auf der physischen Ebene hatten wie die Geisteswissenschaften, die Poesie und das Drama auf der mentalen Ebene, und wo sie von der Obrigkeit der Stadtstaaten besonders angeregt und gefördert wurden. Schließlich war es Griechenland, das die Olympiade zu einer Institution gemacht hat; und dass sich die Olympiade als internationale Einrichtung heute wieder durchgesetzt hat, deutet daraufhin, dass der alte Geist wieder auflebt. Dieses Interesse hat bis zu einem gewissen Grade auf unser eigenes Land übergegriffen, und Indien hat angefangen, bei internationalen Wettkämpfen wie der Olympiade Fuß zu fassen. Der junge Staat im befreiten Indien fängt auch an, sich für die Entwicklung aller Seiten nationalen Lebens zu interessieren und scheint sich angewöhnen zu wollen, in Bereichen, die man früher privater Initiative überlassen hatte, aktiv die Führung zu übernehmen. Zum Beispiel greift er die Frage nach Grundlage und Erhaltung der Gesundheit und der körperlichen Fitness des Volkes auf und versucht, deren Wichtigkeit ins allgemeine Bewusstsein zu bringen. In diesem Zusammenhang wäre die Ermutigung zu Sport, Sportvereinen und allen Aktivitäten dieser Art eine sehr große Hilfe. Wenn es allgemein üblich würde, an derartigem Training in Kindheit, Jugend und frühem Mannesalter teilzunehmen, könnte das sehr dazu beitragen, ein körperlich gesundes und kraftvolles Volk hervorzubringen.
Wichtiger aber noch als die Erlangung von körperlicher Gesundheit, Kraft und Fitness; so notwendig sie auch sind, ist die Entwicklung von Disziplin, Moral und einem gesunden, starken Charakter, wozu diese Aktivitäten verhelfen können. Es gibt viele Sportarten, die in dieser Hinsicht äußerst wertvoll sind, weil sie helfen, Mut, Kühnheit, energisches Handeln und Entschlusskraft auszubilden, und weil sie Geschicklichkeit, festen Willen oder aber schnelles Entscheiden und Handeln erfordern und die Erkenntnis dessen, was im Notfall getan werden muss und die Gewandtheit, das dann auch zu tun. Von größtem Wert ist auch, dass das eigentliche instinktive Körperbewusstsein entwickelt wird, das alles Notwendige erkennen und entsprechend handeln kann, ohne nachzudenken; das entspricht im körperlichen Bereich dem schnellen Erfassen im Denkbereich und dem spontanen und schnellen Entscheiden im Bereich des Willens. Außerdem lernt der Körper – vor allem in einer kombinierten Aktion – sich harmonisch und richtig zu bewegen, mit seinen Kräften hauszuhalten, keine Energie zu verschwenden, was durch Marschieren und Exerzieren gewonnen wird, und die schlaffen, vagen, disharmonischen oder unangemessenen und überflüssigen Bewegungen des untrainierten Körpers zu disziplinieren. Als weiteres unschätzbares Ergebnis dieses Trainings entwickelt sich der sogenannte Sportsgeist, d.h. Humor, Toleranz und Rücksicht auf alle, die richtige Haltung und Freundlichkeit Mitstreitern und Rivalen gegenüber, Selbstkontrolle und strikte Einhaltung der Spielregeln, faires Spiel und Vermeiden fauler Tricks, gleichmütiges Hinnehmen von Sieg oder Niederlage ohne schlechte Laune, Missmut oder Hass gegenüber den Gewinnern, die loyale Hinnahme der Entscheidung des bestellten Richters, Obmanns oder Schiedsrichters. Diese Eigenschaften sind im allgemeinen Leben genauso wertvoll wie im Sport, aber die Hilfe, die der Sport bieten kann, um sie zu entwickeln, ist direkt und unschätzbar. Wenn sie nicht nur im Leben der Einzelnen, sondern auch dem der Nation und im internationalen Zusammenleben, in dem heutzutage entgegengesetzte Tendenzen überhandnehmen, selbstverständlicher wären, dann wäre das Leben in unserer unruhigen Welt leichter und die Chance für die so nötige Eintracht und Freundschaft größer. Noch wichtiger aber ist die Gewöhnung an Disziplin, Gehorsam, Ordnung und Zusammenspiel, die bestimmte Spiele erfordern, weil ohne sie der Erfolg fraglich oder unmöglich wäre. Im Leben, besonders im Leben der Nation, gibt es unzählige Aktivitäten, bei denen in einer konzertierten Aktion Führung und Gehorsam ihr gegenüber die Voraussetzung für Erfolg, die Erreichung eines Ziels oder den Sieg im Kampf bilden. Die Rolle des Anführers oder Mannschaftskapitäns, seine Kraft und Geschicklichkeit, seine Führungsqualität, andererseits das Vertrauen und der bereitwillige Gehorsam seiner Gefolgschaft sind von größter Wichtigkeit für jede Art konzertierter Aktion oder Unternehmung. Wenige nur können diese Eigenschaften entwickeln, ohne selbst Gehorsam gelernt zu haben und als ein Geist oder als ein Körper mit anderen zu handeln. Diese Strenge des Trainings und die Gewöhnung an Disziplin und Gehorsam sind nicht unvereinbar mit individueller Freiheit, ja häufig die notwendige Voraussetzung für ihren richtigen Gebrauch; genauso wie Ordnung nicht unvereinbar ist mit Freiheit, vielmehr die Voraussetzung für ihren richtigen Gebrauch, sogar für ihre Erhaltung und Dauer. In jeder konzertierten Aktion gilt als unerlässliche Regel, dass man zu einem Orchester werden muss, und ein Orchester kann nur spielen, wenn die einzelnen Musiker nicht ihren eigenen Phantasien, sondern der Weisung des Dirigenten folgen.
In spirituellen Dingen gilt die gleiche Regel: ein Schüler (Sadhak), der die ungeschulten Eingebungen des Novizen den Anweisungen des Meisters (Guru) vorziehen würde, könnte kaum vor den Fehltritten oder gar dem Unheil bewahrt bleiben, das wie ein Dickicht rund um den Pfad zur spirituellen Verwirklichung liegt.
Ich brauche kaum mehr die weiteren Vorteile, die auch für das nationale Leben im sportlichen Training liegen, aufzuzählen; was ich gesagt habe genügt. Auf jeden Fall nimmt der Sport in Schulen wie der unseren und in Universitäten einen anerkannten und notwendigen Platz ein; denn auch die höchste und vollkommenste Ausbildung der Verstandeskräfte ist nicht genug ohne die Ausbildung des Körpers. Wo die genannten Qualitäten fehlen oder ungenügend vorhanden sind, kann sie ein starker individueller oder nationaler Wille zwar aufbauen, aber Sport kann sie direkt und wesentlich entwickeln helfen. Das allein wäre ein ausreichender Grund für die Aufmerksamkeit, die ihm in diesem Ashram gewidmet wird, obwohl es noch weitere Gründe gibt, die ich hier nicht zu erwähnen brauche. Ich beschränke mich hier auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Eigenschaften, die er für unser nationales Leben schafft oder die er anregt. Die Nation, die sie in höchstem Maße besitzt, wird wahrscheinlich am ehesten erfolgreich und groß werden, aber auch, gemäß unserer Hoffnung für die Zukunft der Menschheit, ihren Teil dazu beitragen können, Einheit und eine harmonischere Weltordnung zustandezubringen.
Die Vervollkommnung des Körpers
Die Vollkommenheit des Körpers, und zwar die weitestgehende Vollkommenheit, die wir durch die uns zur Verfügung stehenden Mittel erreichen können, muss das letzte Ziel der Körpererziehung sein. Vollkommenheit ist das eigentliche Ziel aller Kultur, der spirituellen wie der seelischen, der mentalen wie der vitalen und also auch das Ziel unserer Körperkultur. Wenn wir nach alles umfassender Vollkommenheit des Wesens trachten, kann man seinen physischen Teil nicht außer acht lassen; denn der Körper stellt unsere materielle Grundlage dar, der Körper ist das Instrument, das uns zur Verfügung steht. Shariram khalu dharmasadhanam sagt das alte Sanskritwort, – der Körper ist das Mittel, das dharma1 zu erfüllen, und dharma bedeutet jedes Ideal, das wir uns vorstellen können und das Gesetz seiner Verwirklichung und seiner Wirkung. Unser höchstes Ziel ist die totale Vollkommenheit, denn unser Ideal ist das göttliche Leben, das wir hier aufbauen möchten, ein Leben des Geistes, das sich auf Erden erfüllt, ein Leben, das seine eigene spirituelle Umformung sogar unter den Bedingungen der materiellen Schöpfung hier auf Erden vollzieht. Das kann nur gelingen, wenn auch der Körper eine Wandlung durchmacht und in seinen Handlungen, wie in seinem Funktionieren, eine höchste Leistungsfähigkeit erreicht und jene Vollkommenheit, die ihm möglich ist oder möglich werden kann.
In einer früheren Schrift habe ich bereits angedeutet, dass wir in diesem Ashram angefangen haben, einer relativen Vervollkommnung des physischen Bewusstseins im Körper, und des Mentalen, des Vitalen und des Charakters, die er beherbergt, besondere Aufmerksamkeit und besonderen Spielraum einzuräumen und die ursprünglichen Fähigkeiten des Körpers als wünschenswerte Ergebnisse der Übungen und des Trainings in der Körpererziehung zu erwecken und zu entfalten. Die Entwicklung des physischen Bewusstseins muss immer einen bedeutenden Teil unserer Bemühungen ausmachen, und dazu gehört ganz wesentlich die richtige Entwicklung des Körpers selbst; zunächst sind Gesundheit, Kraft und Tauglichkeit erforderlich, aber der physische Rahmen selbst muss der bestmögliche sein. Zu einem göttlichen Leben in einer materiellen Welt gehört notwendigerweise, dass die beiden Pole des Daseins, der spirituelle Gipfel und die materielle Grundlage, eine Einheit bilden. Die Seele, mit ihrer Lebensgrundlage in der Materie, erhebt sich zu den Höhen des Geistes; sie stößt sich nicht von ihrer Basis ab, sondern verbindet die Höhen mit den Tiefen. Der Geist steigt mit all seinem Licht, seiner Herrlichkeit und Macht in die Materie und in die materielle Welt hinab, erfüllt sie und verwandelt mit ihnen das Leben in der materiellen Welt, so dass es immer göttlicher wird. Die Umformung ist keine Wandlung in etwas bloß Subtiles und Spirituelles, zu dem sich die Materie von Natur her in Widerspruch befindet und von dem aus sie sich als Hindernis oder als Fessel für den Geist empfinden würde; sie beansprucht die Materie als eine Form des Geistes, obwohl jetzt noch eine Form, die ihn verbirgt, und verwandelt sie in ein offenbarendes Instrument – sie verwirft nicht die Energien, Fähigkeiten und Methoden der Materie, bringt vielmehr ihre verborgenen Möglichkeiten ans Licht, hebt sie auf, läutert sie und deckt die ihr eingeborene Göttlichkeit auf. Das göttliche Leben wird nichts zurückweisen, was zur Vergöttlichung fähig ist; alles soll aufgenommen, erhöht und aufs äußerste vervollkommnet werden. Das Denkwesen, das jetzt noch unwissend ist, obwohl es nach Erkenntnis ringt, soll sich zum supramentalen Licht und zur supramentalen Wahrheit emporschwingen und sie herunterbringen, so dass sie unser Denken, unsere Wahrnehmung, unsere Einsicht und all unsere Erkenntnismittel durchdringt, bis sie in ihren innersten und äußersten Regungen die höchste Wahrheit ausstrahlen. Unser Leben, das noch so voll ist von Dunkelheit und Verwirrung und von so vielen dumpfen und niederen Zielen in Anspruch genommen, muss sich in seinem inneren Drang und in seinen Instinkten erhoben und erleuchtet fühlen und ein strahlendes Ebenbild des supramentalen Lebens über ihm werden. Das physische Bewusstsein und das physische Sein, der Körper selbst, muss in allem, was er ist und tut, eine Vollkommenheit erreichen, wie wir sie jetzt noch kaum ahnen. Es mag sogar schließlich mit dem Licht, der Schönheit und Seligkeit aus dem Jenseits überflutet werden und dem göttlichen Leben einen göttlichen Körper geben.
Zunächst aber muss die Natur in ihrer Entwicklung einen Punkt erreicht haben, wo sie dem Geist unmittelbar begegnen, die Sehnsucht nach der spirituellen Wandlung fühlen und sich dem Wirken der Kraft, die sie umformen wird, öffnen kann. Denn die höchste, totale Vollkommenheit ist nur durch eine Umformung unserer niederen oder menschlichen Natur möglich, durch eine Umformung des Denkwesens in ein Lichtwesen, unseres Vitalen in ein Instrument der Macht, ein Instrument des rechten Handelns, des richtigen Gebrauchs all seiner Kräfte, eine glückliche Erhöhung seines Wesens über seine gegenwärtig vergleichsweise engen Möglichkeiten hinaus zu einer sich selbst verwirklichenden Kraft des Wirkens und der Freude des Lebens. Dementsprechend muss sich der Körper durch eine Umstellung seines Tuns, seines Verhaltens und seiner Fähigkeiten einer umformenden Wandlung zu einem Instrument unterziehen, das jene Begrenzungen hinter sich gelassen hat, die es jetzt sogar in seinen größten menschlichen Fähigkeiten belasten und hemmen. In die zu erreichende Totalität der Umwandlung müssen wir auch die rein menschlichen Mittel und Kräfte einbeziehen, wir dürfen sie nicht fallen lassen, sondern müssen sie nutzen, sie bis zu ihrer äußersten Möglichkeit steigern und in das neue Leben hineinnehmen. Eine solche Sublimierung unserer gegenwärtigen menschlichen Denk- und Lebenskräfte in Elemente göttlichen Lebens auf Erden kann man sich ohne große Schwierigkeiten vorstellen; wie aber sollen wir uns den vollkommenen Körper vorstellen?
In der Vergangenheit wurde der Körper von den spirituellen Suchern eher als Hindernis, als etwas, was man überwinden oder ablegen muss, angesehen, denn als ein Instrument der spirituellen Vervollkommnung und ein Bereich der spirituellen Wandlung. Er ist als grobe Materie verworfen worden, als unüberwindliches Hindernis, und die Begrenzung des Körpers als etwas Unabänderliches, das die Transformation unmöglich mache; und zwar, weil auch der beste menschliche Körper nur von einer Lebensenergie getrieben zu sein scheint, die ihre eigenen Grenzen hat und in ihren geringeren physischen Aktivitäten noch durch vieles gemindert wird, was kleinlich, roh oder gar böse ist; der Körper selbst ist belastet mit der Trägheit und der Unbewusstheit der Materie, nur teilweise erwacht und, obwohl ermuntert und belebt durch Nerventätigkeit, doch unterbewusst in den fundamentalen Tätigkeiten seiner konstituierenden Zellen und Gewebe und deren geheimer Arbeit. Sogar in seiner vollen Kraft und Stärke und in seiner größten Schönheit ist er noch eine Blüte des materiellen Unbewussten; das Unbewusste ist der Boden, aus dem er gewachsen ist, und der Ausdehnung seiner Kräfte und jedem Versuch zu einer radikalen Selbstübersteigerung ist in jeder Hinsicht eine enge Grenze gesetzt. Wenn aber ein göttliches Leben auf Erden möglich ist, dann muss auch diese Selbstübersteigerung möglich sein.
In der Bemühung um Vervollkommnung können wir bei jeder Schicht unseres Wesens beginnen, müssen aber, zumindest anfangs, jene Mittel und Verfahren anwenden, die unserer Wahl entsprechen. Im Yoga hat der Prozess eine spirituelle und seelische Qualität; sogar seinen vitalen und körperlichen Prozessen wird eine Wendung zum Spirituellen und Seelischen gegeben, wodurch sie in einen höheren Rang aufsteigen, als ihnen im gewöhnlichen Vitalen und Physischen zuerkannt wird, z.B. beim Training des Atmens und der Körperhaltungen im Hathayoga2 und Rajayoga3 Gewöhnlich müssen das Denkwesen (Mentale), das Vitale und der Körper für den Empfang der spirituellen Energie und für die Organisierung seelischer Kräfte und Methoden vorbereitet sein, und zwar in der dem Yoga entsprechenden speziellen Richtung. Andererseits müssen wir auch, wenn wir in irgendeinem Bereich der niederen Schichten anfangen, jene Mittel und Wege benutzen, die Vitales und Materie uns anbieten und auch die sogenannten Bedingungen und Techniken beachten, die uns durch die vitale und materielle Energie aufgezwungen werden. Wir mögen die Aktivität, die Leistungsfähigkeit, die Vollkommenheit weit über ihren anfänglichen Status, ja sogar über die normalen Möglichkeiten hinaus entwickeln und müssen doch auf der gleichen Basis bleiben, von der wir ausgegangen sind, und innerhalb ihrer Grenzen. Die Bemühungen von oben und von unten her können sich zwar begegnen, die höhere Vervollkommnung kann die niedere zu sich emporheben und in sich aufnehmen; aber gewöhnlich geschieht das nur durch den Übergang von der niederen zur höheren Auffassung, Sehnsucht und Motivation: und den müssen wir vollziehen, wenn wir uns das Ziel gesetzt haben, das menschliche Leben in ein göttliches umzuwandeln. Hier aber begegnen wir der Notwendigkeit, die Aktivitäten des menschlichen Lebens zu akzeptieren und durch die Macht des Geistes zu sublimieren. Die niedrigere Vollkommenheit wird hier nicht verschwinden; sie wird bleiben, aber durch die Vollkommenheit höherer Art vergrößert und umgeformt werden, was allein die Kraft des Geistes vermag. Das wird deutlich, wenn wir Dichtung und bildende Kunst, philosophisches Denken, die Vollkommenheit des geschriebenen Wortes oder die vollkommene Organisation des irdischen Lebens betrachten: sie müssen aufgegriffen werden, und die schon erlangten Möglichkeiten, oder welche Vollkommenheiten auch immer schon erreicht worden sind, müssen in eine neue und größere Vollkommenheit einbezogen werden, aber in der größeren Vision und Inspiration eines spirituellen Bewusstseins und mit neuen Formen und Kräften. Das gleiche gilt für die Vervollkommnung des Körpers.
Das Vitale und die Materie in das, seinem Wesen nach, spirituelle Streben mit aufzunehmen statt zurückzuweisen und gänzlich auszuschließen, wie es der Einstellung jener Spiritualität entsprach, die das Leben in der Welt mied oder sich von ihm abwandte, bezieht bestimmte Entwicklungen mit ein, die von einer spirituellen Institution alter Art als zweckentfremdet betrachtet werden könnte. Ein göttliches Leben in der Welt oder eine Institution mit diesem Ziel und Zweck kann sich auf die Dauer vom Leben der gewöhnlichen Menschen in der Welt nicht gänzlich absondern oder ausschließen oder am irdischen Dasein desinteressiert sein; sie muss die Arbeit des Göttlichen in der Welt selbst tun und nicht abseits oder getrennt von ihr. Die alten Rishis4 in ihren Ashrams lebten in solcher Verbundenheit; sie waren schöpferisch tätig, Erzieher und Führer der Menschen, und das Leben des indischen Volkes wurde in der alten Zeit weitgehend von ihnen gesteuert und hat sich unter ihrem formenden Einfluss entfaltet. In diesem neuen Streben sind Leben und Handeln nicht dasselbe, müssen aber ebenfalls auf die Welt wirken und etwas Neues in ihr sein. Es muss Berührungen und Verbindungen mit ihr haben und Aktivitäten aufweisen, die ihren Platz im allgemeinen Leben einnehmen und deren anfängliche oder ursprüngliche Ziele sich nicht von jenen der gleichen Aktivitäten in der äußeren Welt zu unterscheiden scheinen. Hier in unserem Ashram haben wir es für nötig gehalten, eine Schule für die Erziehung der Kinder der hier lebenden Ashramiten (Sadhaks) aufzubauen, in der wir die üblichen Fächer unterrichten, wenn auch mit gewissen Abwandlungen, und wir haben zusätzlich, und zwar als wichtigen Teil ihrer Erziehung, ein gründliches Körpertraining ins Programm aufgenommen, woraus die Spiele und Leichtathletik resultieren, die von der Sportjugend des Ashrams betrieben werden. Einige Leute haben gefragt, welchen Platz Sport in einem Ashram einnehmen könne, der für spirituelle Sucher geschaffen worden sei, und welche Verbindung es zwischen Spiritualität und Sport geben könne. Die erste Antwort liegt bereits in dem, was ich über die Verbindungen dieser Art Institution mit den Aktivitäten des gewöhnlichen Lebens geschrieben habe und wo ich auf die Nützlichkeit eines solchen Trainings für das Leben des Volkes und seinen Vorteil für das internationale Leben hingewiesen habe. Eine weitere Antwort aber mag sich für uns ergeben, wenn wir über diese ersten Ziele hinausgehen und uns dem Streben nach totaler Vollkommenheit zuwenden, die die Vervollkommnung des Körpers einschließt.
Wenn wir solche Aktivität wie Sport und Körpertraining im Ashramleben zulassen, dann heißt das, dass die Methoden und die ersten zu erreichenden Ziele der sogenannten unteren Schicht des Wesens angehören. Ursprünglich sind sie für die Körpererziehung und die Körperertüchtigung der Kinder der Ashram-Schule eingeführt worden, und diese sind zu jung, als dass man streng spirituelle Übungen oder Ziele in ihr Programm aufnehmen könnte; es ist fraglich, ob jemals eine große Anzahl von ihnen das spirituelle Leben wählen wird, wenn sie alt genug sind, ihre weitere Zukunft selbst zu bestimmen. Körpertraining und die Entwicklung bestimmter Bereiche im Mentalen und im Charakter sind das Ziel, soweit das durch dieses Training oder in Verbindung mit ihm geschehen kann, und ich habe im Vorwort bereits ausgeführt, wie und in welcher Richtung das möglich ist. Es ist eine relative und menschliche Vollkommenheit, die innerhalb dieser Grenzen erlangt werden kann; irgendetwas Größeres kann nur durch das Eingreifen höherer Mächte erreicht werden, seelischer Mächte oder der Mächte des Geistes. Und doch kann es etwas sehr Beachtenswertes und manchmal Großartiges sein, wozu man innerhalb der menschlichen Begrenzungen kommen kann: Das Geniale liegt im Entfaltungsbereich menschlichen Wesens und seine Leistungen, besonders die mentalen und willensmäßigen, können uns bereits halbwegs zum Göttlichen tragen. Und auch was Denken und Wille im eigentlichen Bereich des Körpers und seines Lebens mit dem Körper erreichen können, an körperlicher Leistung, körperlicher Ausdauer, Spitzenleistungen aller Art, an dauernder Aktivität, die keine Müdigkeit, kein Versagen zulässt und weit über das hinausgeht, was zunächst möglich zu sein schien, an Mut und der Weigerung, einem endlosen und mörderischen physischen Leiden zu erliegen – all diese und weitere Siege vielerlei Art, die manchmal ans Wunderbare grenzen oder es erreichen, kann man im rein menschlichen Bereich finden und müssen in unsere Vorstellung von totaler Vollkommenheit einbezogen werden. Von gleicher Art ist auch die unerschrockene und beharrliche Antwort, die der Körper, die Lebensenergie und auch das Mentale des Menschen auf jegliche Forderung geben können, die in den schwierigsten und entmutigendsten Umständen – etwa durch die Notwendigkeiten eines Krieges, einer Reise oder eines Abenteuers – an sie gestellt werden mag, und ihre Ausdauer kann ein erstaunliches Maß erreichen, und sogar das Unbewusste im Körper scheint fähig zu sein, überraschende Reaktionen zu zeigen.
Wir haben gesagt, dass der Körper eine Schöpfung des Unbewussten und selbst unbewusst sei, oder zumindest unterbewusst in Teilen seiner selbst und in vielen seiner verborgenen Mechanismen. Was wir aber das Unbewusste nennen, ist die Erscheinung, die Wohnung oder das Instrument eines geheimen Bewusstseins oder eines Überbewusstseins, das jenes Wunder geschaffen hat, das wir das Universum nennen. Das Unbewusste hat die Materie geschaffen, sie ist seine ureigene Ebene, und die Vollkommenheit der Verfahren der unbewussten Materie, die völlige Anpassung ihrer Mittel an einen Endzweck, die Wunderwerke, die sie vollbringt, die Wunder an Schönheit, die sie erschafft, tun die Gegenwart und Macht des Bewusstseins dieses Überbewusstseins in jedem Teil und jeder Bewegung des materiellen Weltalls kund, trotz all des unwissenden Leugnens, das wir ihm entgegensetzen können. Es befindet sich im Körper, es hat ihn geschaffen, und sein Auftauchen in unserem Bewusstsein ist das geheime Ziel der Evolution und der Schlüssel zum Geheimnis unseres Daseins.
Wenn wir Sport und körperliche Übungen für die Erziehung des Einzelnen in Kindheit und früher Jugend ausnutzen wollen, um seine sichtbaren und verborgenen Möglichkeiten zur vollsten Entfaltung zu bringen, sind wir in den anzuwendenden Mitteln und Methoden durch die Natur des Körpers begrenzt; ihr Ziel muss eine derartige relative menschliche Vollkommenheit sein, wie diese Methoden sie entwickeln helfen können, und zwar aller Kräfte und Fähigkeiten des Körpers, wie auch der Kräfte des Mentalen, des Willens, des Charakters und des Handelns, die in ihm wohnen und deren Instrument er ist. Ich habe genug über die mentalen und ethischen Seiten der Vervollkommnung geschrieben, zu denen dieses Streben beitragen kann und brauche das hier nicht zu wiederholen. Der Körper selbst kann hierdurch die Vollendung seiner natürlichen Beschaffenheit und Veranlagung erreichen und andererseits seine allgemeine Tauglichkeit zu einem Instrument für all die Aktivitäten trainieren, die das Mentale und der Wille, die Lebensenergien oder die wirkenden Vorstellungen, Beweggründe und Instinkte unseres subtilen physischen Wesens ihm abfordern mögen, das ein zwar unerkanntes, aber sehr wichtiges Element und eine Kraft unserer Natur darstellt. Gesundheit und Kraft sind die ersten Voraussetzungen für die natürliche Vollkommenheit des Körpers, nicht nur Muskelkraft, solide Gliederstärke und körperliche Widerstandsfähigkeit, sondern jene feinere, lebendige, plastische und anpassungsfähige Kraft, die unsere nervlichen und subtil-physischen Schichten in die äußerlichen Aktivitäten einbringen können. Außerdem gibt es die noch dynamischere Kraft, die die Lebensenergien in der Not dem Körper leihen, und die ihn zu größerer Aktivität, sogar zu Leistungen von ungewöhnlichstem Charakter aufrütteln können, zu denen er in normalem Zustand nicht in der Lage wäre. Und dann gibt es noch jene Kraft, die vom Denken und vom Willen dem Körper mitgeteilt oder von der er beherrscht und inspiriert werden kann, die aus ihren Ansprüchen und Antrieben resultiert, aus ihrer geheimen Macht, und von der wir, ohne genau den Ursprung ihrer Wirkung zu kennen, Gebrauch machen, oder durch die wir gebraucht werden. Ich habe schon darauf hingewiesen, dass wir zu den natürlichen Fähigkeiten und Körperkräften, die so geweckt, angeregt und zu normaler Aktivität gebracht werden können, auch Gewandtheit und Ausdauer in allerhand Körperübungen zählen, wie zum Beispiel: Schnelligkeit im Laufen, Gewandtheit im Kampf, Geschicklichkeit und Ausdauer beim Bergsteigen, eine konstante und sogar außergewöhnliche Leistungsfähigkeit, die allen Anforderungen entspricht, die an den Soldaten, den Seemann, den Reisenden oder den Forscher bei Abenteuern jeglicher Art gestellt werden. Dazu gehört auch die große Summe physischer Befähigungen, an die sich der Mensch gewöhnt hat oder zu denen er ausnahmsweise durch seinen eigenen Willen oder durch den Zwang der Umstände gedrängt wurde. Bei all diesen Bemühungen geht es ganz einfach um eine generelle Tauglichkeit des Körpers zu allem, was von ihm verlangt werden mag, eine Tauglichkeit, wie sie ein paar oder auch viele erlangt haben, und die durch eine gründliche und vielseitige Körpererziehung und Disziplin allgemein erreichbar gemacht werden kann. Einige dieser Aktivitäten können unter der Bezeichnung Sport zusammengefasst werden; für andere wiederum können Sport und Körperübungen wirksame Vorbereitungen sein. Unsere Körperübungen können auch zu jenen Aktionen befähigen, in denen gemeinsames Vorgehen, Zusammenwirken und Disziplin erforderlich sind, für andere werden eher ein ausgeprägter individueller Wille, geschicktes Denken, schnelle Auffassungsgabe, kraftvolle Lebensenergie und feine körperliche Impulse benötigt und mögen sogar der eine, völlig ausreichende Lehrer sein. Alles muss in unserer Konzeption von den natürlichen Kräften des Körpers, seiner Fähigkeit und Brauchbarkeit als Instrument im Dienste des menschlichen Denkvermögens und Willens enthalten sein und deshalb auch in unserem Konzept von der totalen Vervollkommnung des Körpers.
Diese Vollkommenheit hat zwei Voraussetzungen: Das größtmögliche Erwecken des Körperbewusstseins und das Hervorrufen und Erziehen seiner Fähigkeiten, genauso total, so vollkommen und so vielseitig wie möglich. Die Gestalt oder der Körper ist seinem Ursprung nach zweifellos eine Schöpfung des Unbewussten und dadurch allseitig begrenzt, immerhin aber eines Unbewussten, das jenes geheime Bewusstsein entwickelt, das in ihm verborgen ist und das im Lichte des Wissens, der Macht und der Seligkeit wächst. Wir müssen ihn in jenem Stadium seiner menschlichen Entwicklung nehmen, den er in diesen Dingen erreicht hat, davon Gebrauch machen, soweit wie möglich; und soviel wir können, die Entwicklung bis zu jenem Höchstgrad fördern, den die Kraft des individuellen Temperamentes und der individuellen Natur zulässt. In allem Geformten in der Welt ist eine Kraft wirksam, unbewusst aktiv oder in ihren niederen Formen durch Trägheit gehemmt, im Menschen aber, mit seinen teils wachen, teils schlafenden oder verborgenen Entwicklungsmöglichkeiten, von Anfang an bewusst; was aber in ihm wach ist, haben wir vollends bewusst zu machen, was schläft, zu wecken und in Gang zu bringen, was verborgen ist, hervorzuholen und zu erziehen. Nun gibt es zwei Aspekte des Körperbewusstseins: Einerseits scheint es seine Arbeit auf der physischen Ebene ohne Einmischung des Denkens sozusagen automatisch zu verrichten, teilweise sogar ohne die Möglichkeit einer direkten Beobachtung durch das Denken, andererseits scheint es, wenn es bewusst oder wahrnehmbar ist, in der Arbeit fortzufahren, wenn sie erst einmal in Gang gekommen ist, und zwar durch ein offensichtlich mechanisches Verhalten, das keiner Steuerung durch das Denkvermögen bedarf und solange unverändert weitermacht, als das Denken nicht eingreift.
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