Kitabı oku: «Der Weg des Psychonauten – Band 2», sayfa 4

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8.
Synchronizität:
C. G. Jungs »akausales Verbindungsprinzip«

Viele von uns haben schon Situationen erlebt, in denen das vermeintlich vorhersagbare Gefüge der Alltagsrealität, das aus komplexen Ursachen- und Wirkungsketten geknüpft ist, zu zerreißen scheint und in denen wir verblüffende und höchst unwahrscheinliche Koinzidenzen erleben. Während Episoden holotroper Bewusstseinszustände treten jedoch sehr häufig verblüffende Koinzidenzen auf, die bedeutungsvoll erscheinen. Die Anhäufung außergewöhnlicher Koinzidenzen kann die Elemente der Magie, des Numinosen und der kosmischen Kunst in die Alltagswirklichkeit transportieren und eine wichtige Rolle im Prozess der spirituellen Öffnung spielen.

Erfahrung von Zufallsketten kann jedoch auch zu ernsthaften Problemen im Leben führen und zu einer gefährlichen Falle werden. Manchmal können diese Zufälle sehr schmeichelhaft, vielversprechend und bestärkend sein und den Einzelnen davon überzeugen, dass er oder sie etwas Besonderes sei und für eine wichtige Rolle in der Welt auserwählt worden sei: ein Heiliger, Prophet, Retter, Führer oder spiritueller Lehrer. Diese Situation – eine gefährliche Aufblähung des Egos – kann irrationales Verhalten auslösen und zu einer Einweisung in die Psychiatrie führen. In anderen Fällen sind diese Koinzidenzen vom Inhalt her bedrohlich und scheinen eine Gefahr oder Katastrophe anzudeuten. Der Betroffene nimmt einen sich rasch schließenden Teufelskreis aus bedrohlichen Situationen wahr und wird ängstlich und paranoid.

Die traditionelle Psychiatrie erkennt das Konzept persönlich bedeutsamer Koinzidenzen nicht an und stempelt alle Patienten, die darüber sprechen, als Patienten ab, die unter »Beziehungswahn« leiden. Der materialistischen Wissenschaft zufolge gibt es keine dem Universum innewohnende Bedeutung, und in einer Welt, die zufällig und entzaubert ist, muss jeder Anschein einer tieferen persönlichen Bedeutung von Ereignissen eine Illusion sein, die durch menschliche Projektion in sie hineingetragen wird. Wie auch immer, jeder, der aufgeschlossen und bereit ist, zuzuhören und etwas über diese Ereignisse zu lernen, muss zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei nur um Zufallsereignisse handelt, astronomisch gering ist.

Solche Verstöße gegen die lineare Kausalität können so häufig auftreten, dass sie ernsthafte Fragen über die Natur der Wirklichkeit und die Weltanschauung aufwerfen, in der wir alle aufgewachsen sind. Dies kann sehr beunruhigend für Menschen sein, die aus dem Glauben, in einer gesetzmäßigen und vorhersehbaren Welt zu leben, ein starkes Gefühl der Behaglichkeit und der Sicherheit schöpfen; jegliche Erfahrungen, die dies in Frage stellen, können die Angst vor Wahnsinn auslösen. Das Phänomen der bedeutungsvollen Koinzidenzen zu verstehen, ist daher für eine sichere Navigation durch außergewöhnliche Realitäten unerlässlich und ist eine unabdingbare Voraussetzung für Psychonauten, die mit psychedelischen Substanzen experimentieren oder sich in einer spirituellen Krise befinden. Wenn man solche Erfahrungen unüberlegt mit den falschen Personen teilt und unter ihrem Einfluss handelt, kann dies der Grund für psychiatrische Diagnosen und Klinikeinweisungen sein.


Carl Gustav Jung (1875–1961), Schweizer Psychiater und Pionier der Tiefenpsychologie.

Der Schweizer Psychiater C. G. Jung war derjenige Wissenschaftler, der das Problem der bedeutsamen Koinzidenzen, die sich einer rationalen Erklärung entziehen, in akademischen Kreisen zur Sprache brachte. Da er sich der Tatsache bewusst war, dass der feste und unerschütterliche Glaube an einen rigiden Determinismus den Eckpfeiler der westlichen wissenschaftlichen Weltsicht darstellt, zögerte er über zwanzig Jahre lang, bis er den Eindruck hatte, genügend unterstützende Beweise gesammelt zu haben, um seine Entdeckung zu veröffentlichen. Da er heftigen Unglauben und harsche Kritik von seinen Kollegen erwartete, wollte er sicher sein, dass er seine ketzerischen Behauptungen mit hunderten von Beispielen untermauern konnte.

Seine bahnbrechenden Beobachtungen beschrieb er schließlich in seinem berühmten Essay Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge und präsentierte sie auf der Eranos-Tagung von 1951. Die Eranos-Tagungen waren Konferenzen herausragender europäischer und amerikanischer Denker, an denen Jung als einer der Hauptinitiatoren und als Mitwirkender teilnahm. Die intellektuelle Weltelite war vertreten, darunter Persönlichkeiten wie Joseph Campbell, Heinrich Zimmer, Karl Kerényi, Erich Neumann, Olga Fröbe-Kapteyn, Erwin Schrödinger, Wolfgang Pauli, Daisetz Teitaro Suzuki, Paul Johannes Tillich, Marie-Louise von Franz, Rudolf Otto, Richard Wilhelm, Mircea Eliade und Gershom Scholem.

Jung begann seinen Aufsatz mit Beispielen außergewöhnlicher Zufälle, die sich im Alltag ereignen (JUNG 1960). Er würdigte den österreichischen Lamarck’schen Biologen Paul Kammerer, dessen tragisches Leben durch Arthur Koestlers Buch Der Krötenküsser (KOESTLER 1971) bekannt wurde, als einen der ersten Menschen, der sich für dieses Phänomen und seine wissenschaftlichen Implikationen interessierte. Kammerer untersuchte und beschrieb eine Art auffälligen Zufallsprozess, den er Serialität nannte. Eines der bemerkenswerten Beispiele, von denen Kammerer berichtet hatte, war eine Abfolge von drei Erlebnissen mit der gleichen Nummer am selben Tag – seine Straßenbahnkarte trug die gleiche Nummer wie die Theaterkarte, die er unmittelbar danach kaufte. Später am Abend fragte er dann nach einer Telefonnummer und erhielt die gleiche Ziffernfolge.


Der österreichische Biologe Paul Kammerer (1880–1926), lehrte und vertrat den Lamarckismus, die Theorie, dass Organismen die zu Lebzeiten erworbenen Eigenschaften an ihre Nachkommen weitergeben können.

Kammerer war von diesem Phänomen fasziniert; er verbrachte viele Stunden in Parks und auf anderen öffentlichen Plätzen und beobachtete, wie viele Menschen vorbeikamen und wie viele davon Regenschirme, Hüte, Hunde und so weiter dabeihatten. In seinem Buch Das Gesetz der Serie beschrieb er hundert Anekdoten bemerkenswerter Zufälle (KAMMERER 1919). Sein Biograph Arthur Koestler berichtete, dass er, als er Kammerers Biographie Der Fall der Geburtshelferkröte schrieb, einen »Meteoritenschauer von Zufällen« erlebte, als würde Kammerers Geist zu ihm heruntergrinsen und sagen: »Ich habe es Ihnen ja gesagt!« (KOESTLER 1971).

Jung interessierte sich auch für das Phänomen der Serialität und beschrieb eigene Beispiele dafür. Eines Morgens sah er eine Inschrift mit einer Figur, die halb Mensch und halb Fisch war. Am selben Tag wurde ihm Fisch zum Mittagessen serviert, und jemand machte »einen Aprilfisch« mit einer anderen Person (in Frankreich das Äquivalent zum »Aprilscherz«). Am Nachmittag zeigte ihm ein ehemaliger Patient ein eindrückliches Bild von einem Fisch. Am Abend sah Jung eine Stickerei mit Meeresungeheuern und Fischen darauf. Am nächsten Morgen berichtete ein Patient über einen Traum von einem großen Fisch. Einige Monate später, als Jung über diese außergewöhnliche Serie von Ereignissen schrieb, ging er spazieren und sah einen großen Fisch an der Mauer am Ufer des Sees liegen. Er wies darauf hin, dass er früher an diesem Tag mehrmals an dieser Stelle vorbeigegangen war und den Fisch nicht gesehen hatte, und dass niemand in der Nähe gewesen sei. Jung war sich bewusst, dass dieses Phänomen durch die Verwendung von Statistiken erklärt werden könnte, betonte aber, dass die große Anzahl der Wiederholungen dies höchst unwahrscheinlich mache.

Im selben Essay über Synchronizität erwähnte Jung auch die amüsante Geschichte des berühmten Astronomen Camille Flammarion über den französischen Schriftsteller Émile Deschamps und eine besondere Art von Pflaumenpudding. Als Kind erhielt Deschamps von einem Monsieur de Fontgibu ein Stück dieses seltenen Puddings. Zehn Jahre lang hatte er keine Gelegenheit, diese Delikatesse zu kosten, bis er genau diesen Pudding auf der Speisekarte eines Pariser Restaurants sah. Er rief den Kellner und bestellte ihn, aber der Kellner kam mit der Nachricht zurück, dass sie die letzte Portion davon bereits einem anderen Gast serviert hätten. Er zeigte quer durch den Raum, und dort saß Monsieur de Fontgibu und genoss die letzten Bissen seines Desserts.


Arthur Koestler (1905–1983), ungarisch-britischer Journalist und Schriftsteller, Autor von Der Fall der Geburtshelferkröte.

Viele Jahre später wurde Monsieur Deschamps zu einer Party eingeladen, auf der dieser Pudding als besonderer Leckerbissen serviert wurde. Während er ihn aß, bemerkte er, dass das Einzige, was noch fehlte, Monsieur de Fontgibu war, der ihn mit dieser Delikatesse bekannt gemacht hatte und auch bei seiner zweiten Erfahrung damit im Pariser Restaurant dabei gewesen war. Im selben Moment klingelte es an der Tür, und ein alter Mann betrat den Raum, der sehr verwirrt aussah. Es war Monsieur de Fontgibu, der versehentlich in die Party hineingeplatzt war, weil man ihm eine falsche Adresse gegeben hatte.

Die Existenz solch außerordentlicher Koinzidenzen ist nur schwer mit dem von der materialistischen Wissenschaft entwickelten Verständnis des Universums zu vereinbaren, das die Welt in Form von Ursachen- und Wirkungsketten beschreibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas zufällig geschieht, ist so verschwindend gering, dass sie nicht ernsthaft als Erklärung in Betracht gezogen werden kann. Man kann sich sicherlich leichter vorstellen, dass diese Vorkommnisse eine tiefere Bedeutung haben und dass sie spielerische Schöpfungen einer kosmischen Intelligenz sein könnten. Diese Erklärung ist besonders plausibel, wenn sie ein humoristisches Element enthalten, was oft der Fall ist. Obwohl Koinzidenzen dieser Art an sich schon äußerst interessant sind, hat C. G. Jung diesen herausfordernden, ungewöhnlichen Phänomenen durch seine Arbeit eine weitere faszinierende Dimension hinzugefügt.

Die von Kammerer und Flammarion geschilderten Situationen waren höchst unwahrscheinliche Zufallsereignisse, und die Geschichte um den Pflaumenpudding hat durchaus etwas Humor. Beide Geschichten beschrieben jedoch Zufälle in der Welt der Materie. Jungs Beobachtungen fügten diesem ohnehin schon verblüffenden Phänomen ein weiteres erstaunliches Element hinzu. Er beschrieb zahlreiche Beispiele für das, was er »Synchronizität« nannte – bemerkenswerte Zufälle, bei denen verschiedene Ereignisse in der Realität auf sinnvolle Weise mit innerpsychischen Erfahrungen wie Träumen oder Visionen verknüpft wurden. Er definierte Synchronizität als »ein gleichzeitiges Auftreten eines bestimmten psychischen Zustands in Verbindung mit einem oder mehreren äußeren Ereignissen, die als bedeutsame Parallelen zum momentanen subjektiven Zustand erscheinen«.

Solche Situationen verdeutlichen, dass unsere Psyche mit der vermeintlichen Welt der Materie spielerisch interagieren kann. Die Tatsache, dass so etwas möglich ist, lässt die Grenzen zwischen subjektiver und objektiver Realität effektiv verschwimmen. Als Jung sich mit diesem Phänomen auseinandersetzte, entwickelte er ein intensives Interesse für die Fortschritte in der quantenrelativistischen Physik und das radikal neue Weltbild, auf das sie hindeuteten. Er stand in regem intellektuellem Austausch mit Wolfgang Pauli, einem der Begründer der Quantenphysik, der zunächst sein Klient war und später sein Freund wurde.


Wolfgang Pauli (1900–1958), in Österreich geborener, mit dem Nobelpreis ausgezeichneter schweizerisch-amerikanischer Physiker und einer der Pioniere der Quantenphysik.

Pauli wandte sich mit bizarren Träumen an Jung, die Kombinationen von Zahlen und archetypischen Figuren enthielten, die bis ins Mittelalter zurückreichten, wie zum Beispiel der Wilde Mann, die Verschleierte Frau, der Ouroboros, die Weltuhr, die Quadratur des Kreises und das Perpetuum Mobile. Später, als sie Freunde wurden, erforschten sie verschiedene Probleme an der Schnittstelle zwischen Mathematik, Physik und Psychologie. Arthur Miller schrieb ein bemerkenswertes Buch über die außergewöhnliche Beziehung zwischen Jung und Pauli, insbesondere über ihre Faszination für die Zahl 137 (MILLER 2009). Unter Paulis Anleitung machte sich Jung mit den revolutionären Konzepten der modernen Physik vertraut, einschließlich der Herausforderungen für das deterministische Denken und die lineare Kausalität, welche in der Wissenschaft Einzug gehalten hatten.

Die Synchronizität besitzt in der quantenrelativistischen Physik eine große theoretische Bedeutung aufgrund wichtiger Experimente, die darauf hinzudeuten scheinen, dass das Universum »radikal nicht-lokal« sein könnte. Dies verdient einen kurzen Abstecher in die Geschichte dieser Disziplin. Albert Einstein, dessen Arbeit die Entwicklung der Quantenphysik in Gang gesetzt hatte, zeigte zeitlebens großen Widerstand gegen die Idee der fundamentalen Rolle der Wahrscheinlichkeit in der Natur. Er brachte dies in seiner berühmten Aussage »Gott würfelt nicht« zum Ausdruck. Um zu zeigen, dass Niels Bohrs Interpretation der Quantentheorie falsch war, entwarf Einstein ein Gedankenexperiment, das später als Einstein-Podolsky-Rosen-Experiment (EPR-Experiment) bekannt wurde. Ironischerweise diente dieses Experiment einige Jahrzehnte später als Grundlage für John Bells Theorem, welches beweist, dass das kartesianische Konzept der Realität mit der Quantentheorie unvereinbar ist (BELL 1966, CAPRA 1975).

Die vereinfachte Version des EPR-Experiments handelt von zwei Elektronen, die sich in entgegengesetzter Richtung drehen, sodass ihr Gesamtspin gleich Null ist. Sie werden auseinander bewegt, bis der Abstand zwischen ihnen makroskopisch wird; ihre jeweiligen Spins können dann von zwei unabhängigen Beobachtern gemessen werden. Die Quantentheorie sagt voraus, dass in einem System aus zwei Teilchen mit einem Gesamtspin von Null die Spins entlang jeder Achse immer korrelieren, also gegenläufig sind. Vor der eigentlichen Messung kann man nur von Spin-Tendenzen sprechen. Nach der Messung verwandelt sich dieses Potenzial jedoch in Gewissheit.

Der Beobachter ist frei in der Wahl der Messachse, die unmittelbar den Spin des anderen Teilchens bestimmt, das tausende von Kilometern entfernt sein kann. Nach der Relativitätstheorie kann sich kein Signal schneller als das Licht bewegen, und folglich sollte diese Situation prinzipiell unmöglich sein. Die augenblickliche, nicht-lokale Verbindung zwischen diesen Teilchen kann also nicht durch Signale im Sinne Einsteins vermittelt werden; diese Art der Kommunikation geht über das herkömmliche Konzept der Informationsübertragung hinaus. Ursprünglich sollte das Gedankenexperiment von Einstein die Quantentheorie widerlegen, doch eine Reihe von Experimenten hat inzwischen bestätigt, dass die Teilchen verschränkt bleiben. Das Bellsche Theorem konfrontiert die Physiker mit einem unangenehmen Dilemma; es legt nahe, dass die Welt entweder radikal nicht-lokal durch superluminale Verbindungen vermittelt wird oder objektiv nicht real ist.

Jung veröffentlichte seinen Essay über Synchronizität im Eranos-Jahrbuchvon 1951; Wolfgang Paulis Artikel über ein verwandtes Thema erschien in der gleichen Ausgabe. Jungs Essay über Synchronizität und Paulis Studie über den Einfluss des Sonnen-Archetyps auf das Werk von Johannes Kepler wurden oft in ein und demselben Band veröffentlicht. Es ist interessant, dass in Paulis Leben immer wieder Synchronizitäten auftraten. Physikalische Instrumente versagten zum Beispiel sehr häufig, wenn er sich im Gebäude aufhielt. Der Astronom George Gamow nannte dies den Pauli-Effekt. Er wurde scherzhaft als das zweite Paulische Ausschließungsprinzip bezeichnet, demzufolge »ein funktionierendes Gerät und Wolfgang Pauli nicht den gleichen Raum einnehmen dürfen«. Pauli selbst war überzeugt, dass der nach ihm benannte Effekt echt sei. Er korrespondierte darüber mit dem deutschen Parapsychologen Hans Bender und sah diesen Effekt als ein Beispiel für Synchronizität.

Jung war sich bewusst, dass seine eigenen Beobachtungen vor dem Kontext des sich abzeichnenden neuen Realitätsverständnisses weitaus plausibler und akzeptabler schienen. Zusätzliche Unterstützung für Jungs Ideen kam von keinem Geringeren als Albert Einstein, der Jung bei einem persönlichen Besuch ermutigte, seine Idee der Synchronizität weiterzuverfolgen, da sie mit den neuen Entdeckungen in der Physik vollständig kompatibel sei. Seit der Veröffentlichung von Jungs Essay über Synchronizität hat dieses Konzept in der Wissenschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen und war das Thema vieler Artikel und Bücher. Auf der anderen Seite des Spektrums fördert die Existenz der Synchronizität das Verständnis esoterischer Divinationssysteme, wie Tarot, die Arbeit mit Kaurimuscheln und das I Ging.


Marie-Louise von Franz (1915–1998), Schweizer Psychoanalytikerin und Anhängerin von C. G. Jung.

Wie Marie-Louise von Franz in ihrem Buch Über Wahrsagerei und Synchronizität die Psychologie des sinnvollen Zufalls hervorhob, war das synchronistische Denken die klassische Denkweise im alten China und wurde dort viel stärker entwickelt und differenziert als in jeder anderen Zivilisation (VON FRANZ 2015). Dazu gehörte ein Denken in Form von Feldern und nicht in Form einer linearen Kausalität. Die Frage ist nicht, warum etwas zustande gekommen ist oder was eine bestimmte Wirkung hervorgerufen hat, sondern was im selben Moment auf sinnhafte Weise gleichzeitig geschieht. Der chinesische Philosoph fragt immer: »Was neigt dazu, sich gleichzeitig zu ereignen?«. Im Zentrum ihres Feldkonzepts stünde also derjenige Moment in der Zeit, in dem sich bestimmte Ereignisse zu Clustern zusammenfügen.

In der chinesischen Denkweise fragt man nicht, ob materielle Prozesse psychische Ereignisse ausgelöst haben oder ob die psychischen Prozesse Ereignisse in der materiellen Welt verursacht haben. Erst im späteren Denken findet man eine Differenzierung zwischen den materiellen und psychischen Aspekten der Existenz. Wenn wir also fragen, was dazu neigt, gleichzeitig zu geschehen, können wir sowohl innere als auch äußere Faktoren heranziehen. Für die synchronistische Denkweise ist es wesentlich, beide Bereiche der Realität, den physischen und den psychischen, zu beobachten und festzustellen, dass in dem Moment, in dem man bestimmte Gedanken oder bestimmte Träume hatte, bestimmte physische und psychische Ereignisse stattfanden. Es ist ein bestimmter Moment in der Zeit, der den Brennpunkt und die verbindende Gegebenheit für die Beobachtung dieses Komplexes von Ereignissen darstellt.

Das Konzept der Synchronizität kann nur aus einer Zivilisation hervorgegangen sein, die ein materialistisches Weltbild aufweist und die Welt als eine Ansammlung getrennter Objekte betrachtet, welche in einer Weise interagieren, die dem Prinzip der linearen Kausalität unterliegt. Das Universum wird als ein unendlich komplexes System von Ketten von Ursachen und Wirkungen dargestellt. In der archaischen Weltanschauung, in der alles in einer Mystik der Teilhabe miteinander verbunden ist, wird Synchronizität als ein universales Prinzip gesehen. Die gesamte natürliche Welt ist so durchdrungen von Sinnhaftigkeit und so voller Zeichen und Symbole, dass Synchronizität kein eigenständiges Konzept ist.

Um das Universum zu beschreiben, benutzte die antike Menschheit Worte wie Verbundenheit, Harmonie und Einheit. Im 4. Jahrhundert v. Chr. betrachtete der vorsokratische griechische Philosoph Heraklit von Ephesus alle Dinge als miteinander verbunden. In ähnlicher Weise sagte der berühmte griechische Arzt Hippokrates: »Es gibt einen gemeinsamen Fluss, eine gemeinsame Atmung, alle Dinge sind miteinander verbunden«. Und Richard Tarnas zitiert den römischen Philosophen Plotin, den Begründer des Neoplatonismus und Autor der Enneaden, wie folgt: »Die Sterne sind wie Buchstaben, die sich in jedem Augenblick in den Himmel einschreiben. Alles in der Welt ist voller Zeichen. Alle Ereignisse sind aufeinander abgestimmt. Alle Dinge hängen voneinander ab. Alles atmet zusammen«. Dies sind Beispiele für die klassische Idee, dass das Getrenntsein eine Illusion ist (PLOTIN 1950).

Die Weltanschauungen der indigenen Völker, der Antike, der Klassik und des Mittelalters postulierten ebenfalls die Existenz einer wesentlichen Alternative zur linearen Kausalität in Form einer höheren Kraft. Selbst für Gottfried Wilhelm Leibniz, den deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts, war Kausalität weder die einzige noch die hauptsächliche Auffassung. Beispiele für eine Alternative zur linearen Kausalität sind die Prozesse des Filmemachens und des Betrachtens von Filmen, bei welchen die Kausalität, die wir beobachten, nur scheinbar wahr ist; in Wirklichkeit ist sie nur eine Methode, um eine Geschichte zu vermitteln. Die Personen, die die Filme gestaltet haben, ordneten die Abfolgen von Szenen und Bildern so an, dass wir sie als kausal verbunden wahrnehmen.

Die Hindus, die das Universum als Lila verstehen, ein göttliches Spiel, das von einem kosmischen Bewusstsein geschaffen wurde, das Erfahrungen arrangiert, wenden dieselbe Art des Denkens auf die Welt der Materie an. Alle magischen und divinatorischen Vorgänge früherer Zeitalter basierten auf einem ähnlichen Weltverständnis. Mit dem Aufkommen der physikalischen Wissenschaften verschwand die Entsprechungslehre vollständig, und die magische Welt früherer Zeitalter verschwand. An ihre Stelle trat das Denken in linearen Kausalzusammenhängen, das zum Eckpfeiler der materialistischen Wissenschaft wurde.

Synchronistisches Denken ist außerdem von wesentlicher Bedeutung für ein angemessenes Verständnis der Astrologie der Archetypen. Jung benutzte die Astrologie in seinem Aufsatz, um die vielfältigen synchronistischen Zusammenhänge zwischen der materiellen Welt und der menschlichen Psyche aufzuzeigen. In seinen späteren Lebensjahren befasste er sich regelmäßig mit den astrologischen Horoskopen seiner Patienten, bevor er mit ihnen zu arbeiten begann. Seine Tochter, Gret Baumann-Jung, studierte eigens Astrologie, um für ihn die Horoskope seiner Patienten zu erstellen und um 1974 für den Psychologischen Klub in Zürich eine Arbeit über das Horoskop ihres Vaters vorzustellen. Gegen Ende seines Lebens war Jung von der Bedeutung der Synchronizität in der natürlichen Ordnung der Dinge so überzeugt, dass er sie als Leitprinzip in seinem täglichen Leben verwendete.

Der berühmteste Fall von Synchronizität in Jungs eigenem Leben ereignete sich während einer Therapiesitzung mit einer seiner Patientinnen. Diese Patientin war sehr resistent gegen die Psychotherapie, gegen Jungs Interpretationen und gegen die Vorstellung von transpersonalen Realitäten. Während der Analyse eines ihrer Träume mit einem goldenen Skarabäus, als die Therapie in eine Sackgasse geraten war, hörte Jung, wie etwas gegen die Fensterscheibe prallte. Er schaute nach, was passiert war, und fand auf der Fensterbank einen glänzenden Rosenkäfer (Cetonia aurata), der versuchte, ins Haus zu gelangen. Es handelte sich um ein sehr seltenes Exemplar, die engste Entsprechung zu einem goldenen Skarabäus, der in diesen Breitengraden zu finden ist. Nichts dergleichen war Jung jemals zuvor oder danach begegnet. Er öffnete das Fenster, brachte den Käfer hinein und zeigte ihn seiner Klientin. Diese außergewöhnliche Synchronizität wurde zu einem wichtigen Wendepunkt in der Therapie dieser Frau.


Cetonia aureata, der »Skarabäus« aus der Synchronizitäts-Geschichte von C. G. Jung.

Beobachtungen von Synchronizitäten beeinflussten Jungs Denken und seine Arbeit tiefgreifend, insbesondere sein Verständnis der Archetypen, der universalen Urbilder und der ordnenden Prinzipien des kollektiven Unbewussten. Die Entdeckung der Archetypen und ihrer Rolle in der menschlichen Psyche ist Jungs wichtigster Beitrag zur Psychologie. Über weite Strecken seiner beruflichen Laufbahn war Jung sehr stark von der kartesisch-kantischen Perspektive beeinflusst, welche die westliche Wissenschaft mit ihrer strikten Trennung zwischen dem Subjektiven und dem Objektiven, dem Innen und dem Außen dominiert. Unter ihrem Einfluss sah er die Archetypen zunächst als transindividuelle, aber im Wesentlichen innerpsychische Prinzipien, vergleichbar mit biologischen Instinkten. Er ging davon aus, dass die Grundmatrix für sie im Gehirn fest verankert ist und von Generation zu Generation vererbt wird.

Die Existenz von synchronistischen Ereignissen ließ Jung erkennen, dass Archetypen sowohl die Psyche als auch die materielle Welt transzendieren. Er war überzeugt, dass es sich um autonome Bedeutungsmuster handelt, die sowohl die Psyche als auch die Materie beeinflussen. Er sah, dass sie eine Brücke zwischen Innen und Außen bilden, und schlug die Existenz einer Grauzone zwischen Materie und Bewusstsein vor. Aus diesem Grund begann Jung, sich auf Archetypen als »psychoide« (psyche-ähnliche) Qualitäten zu beziehen, wobei er den Begriff verwendete, der von Hans Driesch, dem Begründer des Vitalismus, geprägt wurde (DRIESCH 1914). Stephan A. Hoeller beschrieb Jungs vertieftes Verständnis der Archetypen in poetischer Sprache auf prägnante Art und Weise: »Der Archetyp ist, wenn er sich in einem synchronistischen Phänomen manifestiert, wahrhaftig ehrfurchtgebietend, wenn nicht geradezu wunderbar – ein unheimlicher Bewohner auf der Schwelle. Psychisch und zugleich physisch könnte man ihn mit dem doppelgesichtigen römischen Gott Janus vergleichen. Die beiden Gesichter des Archetyps sind in dem gemeinsamen Kopf der Bedeutung vereint« (HOELLER 1982).

Psychiater hören von ihren Patienten oft von »phantastischen Zufällen«; das bemerkenswerte Phänomen der Synchronizität ist jedoch von der konventionellen Psychologie und Psychiatrie nicht erkannt worden. Verweise auf »unglaubliche Zufallsereignisse« werden nicht ernst genommen und als pathologische Verzerrungen der Wahrnehmung und des Urteilsvermögens oder als »Beziehungswahn« angesehen. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, die Fakten zu überprüfen, muss zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit, dass viele dieser Koinzidenzen zufällig sind, verschwindend gering ist.

In den sechzig Jahren, in denen ich mich mit Bewusstseinsforschung befasse, habe ich viele außergewöhnliche Synchronizitäten bei meinen Patienten beobachtet, insbesondere bei denen, die sich einer psychedelischen Therapie unterziehen und spirituelle Krisen erleben, sowie bei Teilnehmern an Workshops und Schulungen zum Holotropen Atmen. Ich habe auch viele Geschichten über sie von meinen Kollegen in Forschung und Therapie gehört und hunderte davon persönlich erlebt. Ich möchte diese Erörterung der Synchronizität mit einigen Beispielen illustrieren. Interessierte Leser können in meinem Buch Impossible – Wenn Unglaubliches passiert (GROF 2006) weitere Beispiele für bemerkenswerte Synchronizitäten finden.