Kitabı oku: «Haben Sie's heilig?», sayfa 2
Das Duell der Nikoläuse
Endlich wurde es still im Haus. Er hatte lange warten müssen. Sehr lange. Aber vorher wäre es zu riskant gewesen. Keiner durfte ihn sehen, als er sich dem Haus der Paasenheimers näherte, wie er es zuvor schon bei einigen Nachbarn getan hatte, die früher ins Bett gingen als diese nachtaktive Sippe. Seine roten Stiefel hinterließen Spuren im Schnee. Er achtete nicht darauf, sein Rentier würde sie wegwischen. Das gehörte zu seinem Job. Falls es nicht ohnehin bald taute. Der Nikolaus spähte durch ein Fenster. Schnell zuckte sein Kopf zurück. Vater Paasenheimer kam splitternackt die Treppe herunter, schaute noch einmal herauf, lauschte und nickte zufrieden, als er seine Frau mit der elektrischen Zahnbürste im Bad hörte. Dann nahm er einen tiefen Schluck aus der Baileys-Flasche auf dem Wohnzimmertisch. Das Gesicht des Nikolaus verzog sich missbilligend. Baileys trinkt man doch eiskalt, nicht einfach so mit Zimmertemperatur. Andererseits hätte er gegen ein heimliches Schlückchen nichts einzuwenden. Nein! Er rief sich zur Ordnung. Schließlich lagen noch einige Straßen Arbeit vor ihm. Vater Paasenheimer verschwand im Bad. Jetzt. Das Ansetzen des himmlischen Glasschneiders verriet jahrelange Übung. Schnell hatte er ein Loch in die Scheibe geritzt, durch das er mit dem Arm hineinlangte. Eine Sekunde später war das Fenster offen, und der himmlische Alleskleber würde die Scheibe sofort wie neu aussehen lassen. Nikolaus grunzte zufrieden. Am Anfang seiner Laufbahn war er noch durch den Kamin gekommen. Aber bereits nach dem dritten Job hatte seine Berufskleidung ausgesehen wie Sau, und der Ruß ging nicht mal in der Fegefeuer-Reinigung ‘raus. Da war der Weg durchs Fenster deutlich angenehmer. So, nun schnell die Stiefel gefüllt und … Nikolaus erstarrte! Die Stiefel der Paasenheimer-Kinder – zwei an der Zahl, also vier Stiefel, zwei Kinder – waren schon voll bis an den Rand. Äpfel, Nüsse, Schokolade. Einen Moment zweifelte Nikolaus an sich selbst. Er war nicht mehr der Jüngste. Sollte er schon dagewesen sein, und es wieder vergessen haben? Es wäre nicht das erste Mal in seiner Branche, nachdem das Pensionsalter auf 670 Jahre hochgesetzt worden war. Nikolaus zupfte an seinem weißen Bart und schaute verunsichert aus dem Fenster. Da gefror ihm das Blut in den Adern. Aus dem Haus gegenüber, das als nächstes auf seinem Plan stand, sah er eine Gestalt mit rotem Anzug, Mütze und weißem Bart klettern. Ein Wilderer! In seinem Revier! Das durfte er sich nicht gefallen lassen.
Nikolaus achtete nun nicht mehr darauf, ob er bemerkt wurde oder nicht. Er schnappte sich einen Stiefel, ging aus der Haustür der Paasenheimers und schlug sie hinter sich zu. »Hohohoho« rief er laut in die Nacht hinaus. »Hohohoho« schallte es fröhlich zurück. Der andere Nikolaus winkte und bestieg seinen Schlitten, als sei überhaupt nichts vorgefallen. »Einen Augenblick!« Niko 1 hielt das Rentier des Konkurrenten am Zügel fest. »Was wird das hier, Kollege?« Niko 2 stand lässig von seinem Schlitten auf. Er trug eine verspiegelte Ray-Ban-Sonnenbrille. »Hey, bleib cool, Mann! Gibt es ein Problem oder was?« Niko 1 warf ihm den Stiefel zu. »Was glaubst du, was das ist?« Niko 2 schob die Sonnenbrille hoch, schaute in den Stiefel und sagte: »Toblerone und der übliche Kram. Äpfel, Nüsse, Snickers, saisonales Standardprogramm für langweilige Mittelverdiener.« – »Das ist ein Stiefel der Paasenheimers.« – »Ist mir nicht entgangen. Da war ich gerade eben. Hey, ist bei dir noch alles stramm unter der Mütze?« – »Du warst bei den Paasenheimers.« – »Jaha, war ich. Und?« – »Bei den Paasenheimers!« – »Soll ich das fünfmal sagen: Ja, war ich. Paasenheimers. Paasenheimers. Paasenheimers! Okay?« – »Nein, das ist nicht okay. Die Paasenheimers sind mein Revier. Wie der ganze Block. Mein Nikolausversorgungsgebiet. Capisci? Und jetzt mach dich vom Acker. Sonst fahr ich mit dir Schlitten, dass dich nicht einmal dein Rentier wiedererkennt!«
Niko 2 wirkte völlig unbeeindruckt. »Ho, Roter. Hohohoho. Jetzt hör mal zu, verehrter Kollege! Wann hast du zum letzten Mal www.heaven-online.com angeklickt, hm?« Niko 1 atmete tief, während sein jüngerer Kollege fortfuhr. »Okay, ich sehe es dir an. Wahrscheinlich war da Helmut Kohl noch Bundeskanzler und Twix hieß noch Raider. Schon mal was von der Privatisierung gehört?« Der ältere Nikolaus schaute verwirrt. Sollte er vielleicht doch etwas nachlassen? Unsinn, dieser Schnösel wollte ihn nur beeindrucken. »Nein, ich habe noch nichts von der Privatisierung gehört. Weil es im Himmel keine Privatisierung gibt. Wir sind eine klassische Behörde im guten, alten Stil. Der einzige, der hier privatisiert, bist du. Weil du jetzt die Biege machst und aus meinem Revier verschwindest!« Niko 2 nahm seine Sonnenbrille ab. »Das werde ich nicht tun, Methusalix. Der Himmel organisiert seit zwei Jahren seine Dienstleistungssparte neu. Ab jetzt herrscht auf dem Markt der Nikoläuse freier Wettbewerb. Und wenn du nicht aus dem Quark kommst, übernehme ich dein Revier. In meinem bin ich nämlich schon fertig. Kapiert, Komposti?« Der ältere Nikolaus wurde blau vor Zorn. Nicht nur wegen dieser Unverschämtheiten, sondern auch auf sich selbst. Die neuen Kommunikationstechnologien lagen ihm nicht, das wusste er. Er hatte zwar einen Laptop dabei, wie alle Nikoläuse, aber meistens ließ er ihn ausgeschaltet. Auch er hatte eine Fortbildungsmaßnahme besucht und wusste, dass es überall möglich war, sich per Weihnachtliche Lieferungsanzeigenummer – kurz WLAN – ins System einzuwählen. Aber er kam aus einer anderen Zeit. Schon damals war es üblich, dass die Propheten von jedem Ort der Welt den Herrn anriefen. Aber sie taten es ohne Handy, der Glaube war ihr Netz und ihre Flatrate zum Ohre Gottes. Davon hatten diese jungen Leute keine Vorstellung mehr, wenn sie sich in den heiligen Chatroom einloggten.
Niko 1 war einen Moment lang in seine Gedanken versunken. »Hallo«, rief sein Konkurrent und wedelte vor dem Gesicht des Älteren herum. »Bist du eingeschlafen? Mach mal lieber die nächste Tour mit dem Rollator und leg dich so lange erst mal hin. Bis nächstes Jahr!« Das war zu viel. Diese Demütigung brachte das Fass zum Überlaufen. Niko 1 hatte so etwas noch nie getan, nur bei den Menschen gesehen. Er bückte sich, nahm einen Batzen matschigen Schnee in die Hand und warf sie seinem Widersacher ins Gesicht. »Hohohoho!« Niko 1 erkannte seine Stimme nicht wieder. »Friss das!« Er schrie aus Leibeskräften. »Friss Schnee, du Nikograus!« Niko 2 war zu verblüfft, um zu reagieren. Schon hatte er die zweite Ladung Schnee im Gesicht und fiel rückwärts zu Boden. Er wollte sein Rentier rufen, doch der Schnee verstopfte ihm den Mund. Er spuckte aus, warf den Kopf zur Seite und traute seinen Augen nicht. Das Rentier des älteren Kollegen kam herbei galoppiert und schaufelte mit den Hufen Schneemassen auf seinen Schlitten. Das Gefährt war kaum noch zu sehen. »Hey, wehr dich, du blödes Vieh!«, schrie er seinem Rentier zu. Doch das schaute ihn nur unbeteiligt an, als wolle es sagen: »So eine Tätigkeit ist in meinem Tarifvertrag nicht vorgesehen. Ein Profirentier engagiert sich nur, wenn sich die Sache rentiert.« Das »Hohohoho« des älteren Nikolaus klang wie ein Triumphgeheul.
»Papa, was machen die beiden Männer in unserem Garten?« Eine Kinderstimme erklang aus einem der oberen Fenster. Dann kreischte ein zweites Kind voller Entsetzen und rief: »Er hat meine Stiefel, er hat meine Stiefel!« Überall im Haus gingen die Lichter an, ebenso in der Nachbarschaft. »Oh, oh, oh, oh« machte Niko 1, und sein völlig durchnässter und zerzauster Kontrahent schaute ebenfalls ziemlich dämlich drein. »Ich glaub’s nicht.« Herr Paasenheimer war aus dem Haus gestolpert und sagte mehr zu sich selbst: »Schatz, ich geh nie wieder abends an die Baileys-Flasche. Ich sehe zwei Nikoläuse.« »Wir auch«, brüllten die Kinder aus dem Dachgeschoss.
Niko 1 sah den verhassten Konkurrenten an. Dann lachte er laut und reichte ihm die Hand. »Hohohoho, zwei Nikoläuse«, rief er laut und drehte sich scheinbar vergnügt um die eigene Achse. Dabei zischte er seinem Kollegen ins Ohr: »Mach mit, du Drecksack, sonst kriegen wir beide Ärger.« Niko 2 stand auf und klopfte sich den Schnee von seinem roten Mantel. »Die Weihnachtszeit wird richtig nett, der Nikolaus kommt im Duett«, reimte er aus dem Stegreif. »Jaaa«, brüllten die Kinder, »heißt das, wir kriegen die Stiefel auch doppelt gefüllt?« Verflucht, die kleinen Biester waren hell im Kopf und nutzten sofort die Situation aus. »Aber ja«, rief Niko 2 gequält, »natürlich. Wir sind zu zweit herangehoppelt und liefern diesmal alles doppelt.« Der ältere Nikolaus verzog das Gesicht. »Super«, riefen die kleinen Paasenheimers, wetzten durch das Haus, rissen den Nikoläusen ihre Stiefel aus der Hand, kippten den Inhalt in eine Plastiktüte und hielten herausfordernd die nun wieder leeren Stiefel in die Luft. Die Nikoläuse griffen in ihre Säcke und sorgten für eine neue Füllung. Als Niko 2 aufblickte, traute er seinen Augen nicht. Aus allen Häusern der Straße rannten die Kinder mit ihren Stiefeln, die eigentlich schon prall gefüllt gewesen waren, nun aber wieder viel Platz für Süßigkeiten boten. Die beiden Nikoläuse leerten ihre Säcke, bis nichts mehr darin war. Normalerweise durften sie die übrig gebliebenen Sachen als Gratifikation mit nach Hause nehmen. Das fiel in diesem Jahr aus. Müde und kaputt flogen die beiden schließlich in den Nachthimmel. Der ältere Nikolaus nahm seine letzte Kraft zusammen und schaltete den Laptop ein. Er schrieb eine E-Mail an Gott@Gott.com und beichtete ihm die ganze Geschichte. Postwendend kam die Antwort: »Ich bin bis 6. Januar leider nicht erreichbar. Bitte wenden Sie sich während dieser Zeit an meine lokalen Vertretungen. Frohe Weihnachten. Ich.«
Der Schoko-Weihnachtsmann – nach der Melodie von »Morgen kommt der Weihnachtsmann«
Bin ein Schoko-Weihnachtsmann,
steh’ bei euch im Laden.
Schaut euch die Verpackung an,
an mir ist kein Schaden.
Nehmt mich, kauft mich, esst mich auf.
Das ist meines Lebens Lauf.
Sonst werd’ ich zum Osterhas’,
einem ziemlich faden.
Umgeschmolzen werd’ ich schon
seit einigen Jahren.
Ich bin langsam depressiv,
lass die Hoffnung fahren,
dass ein Zahn mal an mir kaut
und ein Magen mich verdaut.
Davon träumen alle hier
bei den süßen Waren.
Schöne Beschwerung – Vom Leiden der Weihnachtsmänner die Launen der Tonsetzer betreffend
Aufhören, sofort aufhören! Ruhe! Mir klingen sowieso schon die Ohren. Nur Beschwerden, den ganzen Tag Klagen, Jammern und Wutausbrüche. Das ist nicht mein Job. Dafür bin ich nicht ausgebildet! Verzeihen Sie, ich vergesse meine Manieren. Mein Name ist Niko, ich bin himmlisch geprüfter Diplom-Weihnachtsmann, tätig im Außendienst seit nunmehr 300 Erdenjahren. Die Arbeit ist nicht leicht, obwohl uns die Erzengel und Schutzheiligen immer als Saisonarbeiter verspotten. Aber dafür erleben wir Weihnachtsmänner jedes Jahr eine Stoßzeit, die sich da oben, also da weiter oben, keiner vorstellen kann. Wobei es mich seit 300 Jahren immer besonders heftig trifft. Ich bin als Weihnachtsmann für die Komponisten zuständig. Sie müssen wissen, wir haben die Menschen nach Berufsgruppen aufgeteilt. Selig sind die, deren Kunden arbeitslos sind. Die Kollegen fliegen mal eben mit fast leerem Sack durch die Landschaft, und die Augen der Kinder leuchten, wenn sie mal ein gebrauchtes Spielzeug rausrücken. Für die Beamten braucht man schon psychologisch geschulte Weihnachtsmänner mit regelmäßiger Fortbildung. Und die Unternehmer erfordern eine Spitzenkraft mit stabilem Nervenkostüm. Aber das ist nichts gegen die Komponisten. Anspruchsvoll, verwöhnt, frech und oft sogar übelriechend. Und das hat sich über die Jahrhunderte nicht geändert.
Die erste Bescherung: Johann Sebastian Bach
Als ich vor gut 300 Jahren anno 1701 meinen ersten Einsatz hatte, flog ich zu einem begabten Bengel namens Johann Sebastian. Ein Anfängerjob, sagten die Kollegen, der Junge ist ganz dem Herrn ergeben und Mettenschüler in Lüneburg. Ich hatte keine Vorstellung, was das war, und traute mich nicht zu fragen. Es klang nach einer Metzgerausbildung, und deshalb steckte ich für den jungen Johann ein scharfes großes Fleischermesser in den Sack. Ich fand den Knaben beim Üben an der Orgel und begrüßte ihn mit einem lauten »Hohohoho«, wie ich es gelernt hatte. »Schnauze!«, brüllte dieser 16-jährige Bube, fuhr herum und hätte mich fast von der Empore gestoßen. »Was stören Sie mich beim Üben, ich muss Gottesdienste vorbereiten.« »Ich bin der Weihnachtsmann, mein Sohn«, sprach ich mit etwas zitternder Stimme. »Und ich habe für dich etwas Wunderschönes in meinem Sack. Schau her, ein Fleischermesser.« »Was soll ich denn damit?«, brüllte Bach. Ich blieb geduldig: »Schau her, du nimmst es ins Händel, dann Hasse kein Graun mehr vor den Arbeiten eines Schlächters.« Dieser Bach flippte aus, riss mir das Messer aus der Hand und warf es vor meine Füße. Es blieb in einem hölzernen Pedal stecken, das einen brummenden Klang von sich gab. »Das hast du selbst kaputt gemacht«, schnaubte ich wütend hervor. »Reklamationen werden nicht angenommen.« Aber aus Johann Sebastians Gesicht war jeder Groll gewichen, er hatte wieder zu spielen begonnen, während dieser brummende Ton liegen blieb. »Wunderbar«, wisperte Bach. »Was für eine Inspiration! Ich nenne das den Orgelton!« Und war fürderhin nicht mehr anzusprechen. Ich flog brummelig in den Himmel zurück und war ganz überrascht, dort von begeisterten Kollegen empfangen zu werden. Seitdem galt ich als Spezialist für die weihnachtliche Komponistenbescherung.
Die zweite Bescherung: Ludwig van Beethoven
Hundert Jahre später, im Jahre des Herrn 1801, musste ich nach Wien. Mein Kunde hieß Ludwig und war ein begabter Pianist, der in allen Adelsfamilien der Stadt ein und aus ging. Er hämmerte immer auf die Tasten, als wollte er das Instrument auseinander nehmen. Wahrscheinlich nannte man es deshalb später Hammerklavier. Es verhielt sich aber so, dass er ein Gehörleiden hatte, langsam taub wurde und seine Musik nur hören konnte, wenn er sie sehr laut spielte. Das tat er auch, als ich ihn in seiner Kammer besuchte. »Hohohoho«, rief ich, aber ich konnte mich gegen den Krach nicht durchsetzen. Ich versuchte es noch einmal, ohne Erfolg. Schließlich sprang ich auf den Deckel seines Klaviers und brüllte: »Was ist denn das für ein Haydn-Lärm. Ich bin der Weihnachtsmann. Ich bringe dir dein Geschenk.« »Hast du Geld?«, fragte Ludwig. Ich schüttelte den Kopf, schwang mich resignierend auf meinen Schlitten und rief zum Abschied: »Hohohoho«. Doch Ludwig hielt mich zurück: »Was hast du gesagt?« »Hohohoho«, antwortete ich, und Ludwig fragte noch mal: »Wie war das?« Langsam schwand meine Geduld: »Hohoho – hooo!« Ludwig ging mit glasigem Blick an sein Klavier. Die fünfte Sinfonie wurde einer seiner größten Erfolge, und wieder wurde ich im Himmel gefeiert. Ludwigs Hörrohr habe ich einfach wieder mitgenommen.
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