Kitabı oku: «30 Minuten An Krisen und Konflikten wachsen», sayfa 2

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Reduzierung der Komplexität

Ein erster Schritt ist die Reduzierung der Komplexität und der Fokus auf Bekanntes. Auch dies lässt sich wieder gut im kindlichen Tun erkennen. Kinder zeigen, dass weniger Komplexität durchaus auch mehr Freude am Spielen/Leben bringen kann.

Die älteren Leser werden sich noch an den Legokasten mit Fächern für den 8er-, 6er-, 4er- oder 1er-Stein erinnern, an Dachsteine, Fenster und eine Grundplatte. Damit haben wir in unserer Kindheit alles gebaut. Heute erhalten Kinder komplexe Technikversionen, die den Eltern drei ruhige Weihnachtstage ermöglichen, da die Kinder sich durch mehrere Kataloge mit Bauanleitungen wühlen. Manche bekommen schon dabei erste Krisenerfahrungen. Spielen die Kinder während des Jahres einmal ruhig mit Lego, so konnten zumindest die Autoren feststellen, dass meist nur die alten Steine mit den Ordnungsmustern 8, 6, 4, 2, 1 kreativ zum Einsatz kamen.

Bei Erwachsenen sind die Legosteine ersetzt durch Ordnungen, die sie jeden Morgen aufstehen lassen, sie durch den Arbeits- und Ehealltag bringen. Solche Ordnungen, wie sie sich aus Werten und Orientierungen ergeben, sind für unser Leben handlungsleitend (vgl. Lorenz/Höcker, Wert-voll leben). Legen Sie sich einen Legostein auf den Schreibtisch, der Sie daran erinnert, sich in der Krise zunächst auf Bekanntes zu fokussieren und damit kleine Erfolge zu erzielen.

Die Chance des Chaos

Mancher Leser wird sich jetzt denken: So komme ich aber nicht weit im Leben! Genau das ist die Kehrseite der Medaille. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht immer wieder dieses Bedürfnis nach Unordnung: morgens mal ohne Wecker leben, vielleicht doch noch mal den Arbeitgeber wechseln, die vielen attraktiven potenziellen Partner, die einem so auf der Straße begegnen, nicht alle links liegen lassen.

Für Kinder sind diese Auseinandersetzungen mit der existierenden Ordnung notwendig, um sich zu entwickeln. Sie werden von der Natur praktisch dazu gezwungen, in den Clinch mit Mama und Papa zu gehen. Wenn sie das nicht lernen, kommt es zum Phänomen der sogenannten „Muttersöhnchen“. Das sind die, die nie gelernt haben, sich zu lösen, die immer noch unreflektiert an Ordnungsmustern und Normen hängen.

Und hier liegt die Herausforderung: Ich muss die Welt, damit ich am Leben bleibe, einerseits eingrenzen und das herausnehmen und wiederholen, was meine Existenz sichert. Wiederholung heißt andererseits aber auch, dass etwas Neues zuzulassen nicht stattfindet. Entwicklung braucht also Entgrenzung. Das aber schafft Unordnung. Dann greifen alte Muster nicht mehr – wir sind so lange in der Krise, bis sich eine neue Ordnung stabilisiert hat und das Spiel von vorne beginnt. Zwischen diesen beiden Polen – Krise und Ordnung – existiert jedes Lebewesen. Wenn Sie das für sich akzeptieren können, wäre schon ein erster Schritt getan.

Als Nächstes gilt es zu akzeptieren, dass es uns Menschen in diesen Krisen-Situationen oft schwerfällt, anzuerkennen, dass wir, anders als Tiere oder Pflanzen, denken und immer auch bewusst anders handeln können. Dies ist wieder die viel zitierte Medaille mit zwei Seiten. Sie wird uns im Kapitel zum Thema Konflikt noch umfassend beschäftigen.

Einer Krise kann mit Annahme oder Verweigerung der Auseinandersetzung mit ihr begegnet werden. Zurückweichen bietet nur auf den ersten Blick eine Lösung. Es setzt persönliche Entwicklung aus, bedeutet Stillstand. Ohne Überschreiten von Grenzlinien ist eine erfolgreiche, über das Kindhafte hinausführende Sozialisation nicht möglich.

Was als krisenhaft erlebt wird, kann nur vom Einzelnen bestimmt werden. Aussagen wie „Ich krieg’/hab’ die Krise!“, „Ich habe Schmerzen!“ sind keine Aussagen, die von einem anderen als wahr oder falsch bewertet werden können. Sie sind unwiderlegbare persönliche Wahrheiten. Jemanden mit der Behauptung zu konfrontieren, er stecke in einer Krise, kann andererseits von diesem unwiderlegbar verneint werden. Krisen sind subjektive, einzigartige Erlebnisse. „Mein Freund hat Ähnliches erlebt und der hat Folgendes gemacht …“, „Das ist doch nicht so tragisch!“, solche Aussagen sind in dieser Situation nicht hilfreich.


Krisen sind die das Leben konstituierenden Bedingungen und nicht nur ein Merkmal unter vielen. Den Menschen ist es gegeben, diesen mit Annahme oder Ablehnung zu begegnen. Ziel sollte jedoch nicht Ablehnung sein, sondern sich an und durch Krisen zu entwickeln. Nehmen wir der Krise den Beigeschmack der Katastrophe.

1.3Begriffsabgrenzung und Definitionen

Aus der Freiheit, anders handeln zu können, entstehen als Folge Situationen, die wir mit Entscheidung, Konflikt oder Konfrontation bezeichnen. Sie bieten uns freies Handeln, lösen damit alternativlose Ordnungsmuster auf. Sich abzeichnende Handlungsentscheidungen, Konflikte und Konfrontationen sind andererseits die wesentlichen Ursachen für Krisen.

Die Handlungsentscheidung

„Handlungsentscheidung“ ist in diesem Buch definiert als ein individueller bewusster Denkprozess, mit dem ein Mensch aus realisierbaren Handlungsalternativen, die demselben Bedürfnis dienlich sind, eine auswählt und daraus eine Handlung macht.

Der Mensch, der im Restaurant zwischen Fisch- oder Fleischgericht auswählen soll, hat einen Entscheidungsnotstand. Er hat zwei Alternativen, kann bewusst wählen, welche Speise er nimmt, allerdings befriedigt jede Option dasselbe Bedürfnis – den Hunger.

Den Hunger durch die Antwort „Fisch“ stillen zu wollen, reicht allein nicht aus. Zu wissen, dass Fisch meine Situation zum Positiven verändert, nutzt wenig, wenn keine Handlung folgt. Eine Entscheidung, ohne zu handeln, bringt mich nicht weiter, im Extremfall kann das sogar den Tod bedeuten. Dies zu verhindern, könnte ein Grund sein, mich zu bewegen. Diesen Beweggrund bzw. dieses Motiv muss ich zur Lösung in Handlung umsetzen. Wir sprechen daher auch häufig von einem Entscheidungs-Dreischritt: Bedingung erkennen, Beweggründe oder Motivation aufbauen und handeln. (Mehr zu Entscheidungen finden Sie in: Lorenz/Höcker, Wert-voll leben, Kap. 5.3.)

Krisen im Zusammenhang mit Entscheidungen werden oft erlebt, wenn die scheinbare Entscheidungssituation gar keine Alternativen beinhaltet. Entscheidung setzt voraus, dass ich mindestens zwischen zwei Möglichkeiten wählen kann. Die letztendlichen wären Ja oder Nein. Liegt dies nicht vor, z. B. wenn Vorgesetzte rhetorische Fragen stellen wie „Sie sind doch auch meiner Meinung, dass …?“, so besteht meist Zustimmungsverpflichtung und keine Entscheidungsmöglichkeit. Dass hier Entscheidungstechniken versagen müssen, liegt nahe. Sie brauchen Werkzeuge aus dem Bereich Konfrontation, um hier der Forderung, im Beispiel der des Chefs, zu begegnen.

Da der Umgang mit Entscheidungen, Krisen oder Konfrontationen unterschiedliche Ausgangssituationen hat und verschiedene Interventionen bedingt, erscheint es uns wichtig, zunächst zu analysieren, welche Situation zu welchem Zeitpunkt des Gesamtgeschehens vorliegt. In unseren Coach-Ausbildungen sagen wir den Teilnehmern zu Beginn immer wieder: Höre die Geschichte und analysiere die Art der Krise. Erst dann wähle aus, welche Interventionen sinnvoll erscheinen. Gerne verweisen wir hier auf den dem amerikanischen Psychologen Abraham Maslow zugeschriebenen Satz: „Wenn jemand nur einen Hammer hat, wird er jedes Problem wie einen Nagel sehen oder behandeln“ (Law of the Instrument). Der Denkfehler, dass eine Handlung, die in der Vergangenheit zum Erfolg geführt hat, auch in allen zukünftigen Fällen zum Erfolg führt, ist der einfachste Weg, eine Krise herbeizuführen. Krisen entstehen ja genau dadurch, dass herkömmliche Werkzeuge nicht ausreichen.

Der Konflikt

„Konflikt“ definieren wir als einen individuellen Zustand, der eine Priorisierung verlangt zwischen mindestens zwei aktuell als gleichwertig empfundenen Zielen, die verschiedenen Bedürfnissen (z. B. einem angenehmen Gefühl und einer rationalen Zielsetzung) gerecht werden. Die Befriedigung eines Bedürfnisses muss – zumindest zunächst – aufgegeben werden.

Während bei der Entscheidung „Fleisch oder Fisch“ mein Bedürfnis nach Essen in jedem Fall befriedigt wird, habe ich einen Konflikt, wenn mein Geld nur reicht, um entweder Essen oder ein Getränk zu kaufen. Ein Bedürfnis bleibt dann zunächst unbefriedigt. Der Vorgang ist nicht mehr „auswählen“, sondern „priorisieren“. Diese Situation wird in der Literatur oft als „Individualkonflikt“ bezeichnet, da ich solche Konflikte nur mit mir selbst habe. Wir folgen bewusst nicht der Alltagssprache, die unter Konflikt auch zwischenmenschliche Interessengegensätze versteht, sodass im Folgenden immer Individualkonflikte gemeint sind, wenn von Konflikten die Rede ist.

Interessenausgleich

Den Versuch, zwischen mehreren Personen unterschiedliche Interessen, Werte, Erwartungen oder Bedürfnisse, also Interessengegensätze, in Einklang zu bringen, nennen wir neutral Interessenausgleich, in seiner negativen Form Konfrontation oder Streit und in einer lösungsorientierten Form Diskurs. Dafür wird in der Literatur auch der Oberbegriff „Sozialkonflikt“ verwendet. Die verschiedenen Begriffe erleichtern es, die zur Bewältigung einer Situation notwendigen Beteiligten zu identifizieren. Konflikte habe ich nur mit mir selbst, Konfrontationen habe ich immer mit anderen. Im Diskurs finden wir zusammen.


Krisen zeichnen sich dadurch aus, dass herkömmliche Verhaltensmuster nicht mehr weiterhelfen, weshalb kreative, neue Wege gefragt sind. Zum besseren Verständnis der Thematik ist es hilfreich, einige Begriffe klar voneinander abzugrenzen: Entscheidungen lassen eine Person aus Alternativen auswählen, die demselben Bedürfnis dienen. Individualkonflikte hingegen machen eine Priorisierung sich widersprechender Bedürfnisse in einer Person notwendig. Sozialkonflikte oder Konfrontationen ergeben sich aus unterschiedlichen Interessen, aus unterschiedlichen Deutungen gleicher Fakten. Der Diskurs bietet hier eine Lösungschance.


2.Konflikte habe ich nur mit mir selbst

Die schlimmste Entscheidung ist die zur Unentschlossenheit.

Benjamin Franklin

Eine treffende Beschreibung des Phänomens des Konflikts legte Goethe seiner Figur Faust in den Mund. „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“, stellt dieser bekanntlich fest. Konflikte beschreiben einen inner-seelischen, nach Lösung drängenden Wettstreit mindestens zweier Wertinhalte, von denen einer durch Priorisierung hintangestellt werden muss. Und dies geschieht, wie Faust sagt, in „meiner Brust“. Konflikte sind offenbar immer ein Teil unseres Inneren. Lassen wir sie raus!

2.1Der Individualkonflikt

Von der Definition des Begriffes „Konflikt“ hängt die Art des Lösungsweges und damit der Erfolg des Umganges mit dem Konflikt ab. Deshalb haben wir schon im Kapitel 1 zwischen Konflikt und Konfrontation unterschieden.

Fehlt die Eingrenzung des Konfliktes auf Spannungen in mir selbst, eröffnet mir dies zu leicht die Möglichkeit, die Schuld anderen zuzuweisen – im Sinne von Konfrontation. Die Bewältigung meines inneren Konfliktes auf Personen zu verlagern, die von ihm zwar betroffen sein, aber nicht zu seiner Lösung beitragen können, ist dabei nicht dienlich. Konflikte muss ich mit mir selbst lösen!

Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Ein Vater wird unmittelbar nach seiner Rückkehr von einer Dienstreise überfallartig von Sohn und Tochter mit der herzlichen Bitte begrüßt, an einer den beiden sehr wichtigen Veranstaltung teilzunehmen. Der Vater hat nun einen Konflikt, und zwar mit sich und nicht mit seinen Kindern. Verschiedene Bedürfnisse in ihm verlangen eine Priorisierung: Zum einen möchte er für seine Kinder da sein, zum anderen hat er nach der anstrengenden Reise aber auch ein Bedürfnis nach Ruhe. Die Kinder haben weder mit dem Vater noch untereinander einen Streit oder Sozialkonflikt.

Weite ich aber den Konfliktbegriff auf die Beziehung zwischen dem Vater und seinen Kindern aus, könnte die Lösung beispielsweise darin bestehen, dass die Mutter hinzueilt und zu den Kindern sagt: „Wie könnt ihr eurem Vater nach einer Reise mit einer solchen Bitte kommen?“ Die Folgen: Der wirkliche Konfliktträger (der Vater) ist aus dem Spiel; die Kinder sind die Schuldigen, weil sie den Vater in die Situation gebracht haben. Sie können sich nun mit der Mutter darüber richtig streiten. Der Konfliktträger (Vater) wird so um die Chance gebracht, seine Bedürfnisse zu priorisieren – bis zum nächsten Mal.

Dazu ein weiteres Beispiel: Ein bislang mit seiner Lebensweise zufriedener Junggeselle erlebt eine Liebesbeziehung, die ihn in Richtung Lebensgemeinschaft zu bewegen droht. Hier wird er mit herkömmlichen Mitteln nicht weiterkommen (Krise). Hauptgrund des aufkommenden Konfliktes ist der Wunsch der Freundin, an ihrem etwas entfernten Wohnort eine gemeinsame Wohnung zu beziehen. Vor einem solchen Umzug müsste er mit seiner kranken Mutter klären, was es bedeutet, sie einem Pflegeheim anzuvertrauen. Das Pflegeheim stößt bei der Mutter auf wenig Interesse. Sie lehnt daher die Freundin ab, was zu Streit führt.

Konflikt und Konfrontation haben zwar der Ursache nach (Freundin), aber nicht dem Grunde nach (Ortswechsel) miteinander etwas zu tun. Zur Diskussion mit der Mutter würde es auch dann kommen, wenn der Sohn auf einen längeren Auslandsaufenthalt verpflichtet werden würde. Dies inhaltlich zu differenzieren, erscheint zur nachhaltigen Konfliktlösung notwendig. Für den Sohn wäre grundsätzlich zu klären, wie er mit einem Wechsel des Wohnorts umgeht, statt an der aktuellen Ursache (seine Freundin) zu verzweifeln. Ob man die Differenzierung in Konflikt und Konfrontation auch in der Alltagssprache vornimmt, ist nicht entscheidend. Die semantische Festlegung und Differenzierung von Worten schafft aber oft Klarheit und unterstützt den Umgang mit der Situation.


Die semantische Unterscheidung zwischen individuellem Konflikt und sozialem Interessengegensatz (Diskurs oder Konfrontation) ist insofern von Bedeutung, als daraus zwangsläufig andere begleitende Interventionen sinnvoll erscheinen und unterschiedliche Lösungsansätze folgen.

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