Kitabı oku: «going tax!», sayfa 2

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Der Entschluss

Im Gegensatz zu Personen, die schon immer wussten, was sie wollen, fasste ich den Entschluss, mich für dieses Examen anzumelden, nicht besonders schnell. Ich fasste ihn im Laufe meines kompletten Studiums bis hin zum heutigen Tage im März des Jahres 2006. Und das sind immerhin knapp fünf Jahre.

Schon während des Grund- und Hauptstudiums befasste ich mich zwar schwerpunktmäßig mit dem deutschen Steuerrecht, die Frage aber, ob ich Steuerberater werden wollte, konnte ich nie mit einem schnellen „Ja!” beantworten. Zu hoch erschienen mir die Hürden und zu trocken die Materie. Nach dem Platzen der üblichen Kindheitsträume wie Pilot oder Musikmanager empfand ich besonders im Studium die Unternehmensberatung als den am besten für mich geeigneten Beruf. Hier sah ich meine Interessen für betriebswirtschaftliche, juristische und steuerrechtliche Probleme in ihrer Gesamtheit ideal aufgehoben. Natürlich ließ ich mich in einschlägigen Situationen zu einem „Na klar will ich Steuerberater werden!” hinreißen, nur glauben konnte ich mir das damals selbst nicht so richtig. Die Wahl des Schwerpunktes Bilanzen/Steuern/Wirtschaftsrecht sah ich zur damaligen Zeit daher auch nicht als Grundlage für einen späteren Beruf als Steuerberater, sondern lediglich als die Wahl meiner Lieblingsfächer. Letztlich kann ich es sogar am Stolz über eine einzige Note im Grundstudium festmachen, warum ich mich für diesen Schwerpunkt entschieden hatte: In der Klausur zu den Fächern Einkommensteuer und Umsatzsteuer schrieb ich eine 1,0. Für mich und mein Umfeld war das damals aufgrund meiner Vergangenheit eine kleine Sensation. Auch die Einführungsveranstaltung zum Fach Einkommensteuer ließ ein solches Ergebnis wahrlich nicht erwarten.

Kommentare wie „Wie kann man nur Steuern als Schwerpunkt wählen?” oder „Mach es dir doch nicht so schwer!”, die von Kommilitonen am laufenden Band kamen, spornten mich später eher an, als dass sie mich abschrecken konnten. Ich empfand das ganze Gerede nicht als nervend, sondern vielmehr als eine Art Kompliment. Das Kopfschütteln meiner Freunde in Bezug auf meine Schwerpunktwahl schmeichelte mir ungemein.

Auch nach Beendigung des Studiums wollte ich mir mit Blick auf die neu gewonnene Lebensqualität eine Lernauszeit nehmen und schwor, mir in naher Zukunft kein weiteres Studium, Examen oder irgendeine andere Prüfung aus freien Stücken aufzubürden. Und schon gar nicht eine, für die man jahrelang lernen musste. Zu verlockend waren der erste Job und das erste große Geld!

Steuerberaterexamen im direkten Anschluss ans Studium?

Nein, danke!

Doch wie so oft im Leben: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt! Es sollte keine zwölf Monate dauern, in denen sich auch für mich wieder eine neue Situation ergeben sollte. Unzufrieden mit dem Gehalt, das eher einem Ausbildungsgehalt und nicht den Anforderungen eines frisch von der Hochschule kommenden und hoch motivierten Akademikers entsprach, und den zu verrichtenden Tätigkeiten sowie gedrängt vom eigenen Ego und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung, musste ich mir schon bald zwei entscheidende Fragen stellen:

Mach ich’s oder mach ich’s nicht?

Packst du’s oder packst du’s nicht?

Dieser Zeitpunkt kam schneller, als ich mir das wünschen konnte, denn zu diesem Zeitpunkt fasste auch Julian, einer meiner Arbeitskollegen, den Entschluss, das Examen zu bestreiten. Die Unterschiede dieser beiden Entschlüsse hätten allerdings nicht größer sein können. Und das lag nicht nur daran, dass unser gemeinsamer Chef ihm eine Chance von „mindestens 70 %” attestierte und mir im gleichen Atemzug „maximal 50 %” zugestand. Julian war schon wesentlich länger in der Steuerbranche tätig als ich. Er hatte neben einer klassischen Ausbildung zum Steuerfachangestellten auch ein Steuerstudium an der Fachhochschule Worms absolviert.

Allein durch seine theoretische Vorbildung besaß er also von vornherein die besseren Karten. Seine größere Erfahrung in der Praxis war ein weiteres Argument, das für ihn sprach. Ihm wurden im Büroalltag konsequenterweise daher wesentlich verantwortungsvollere Aufgaben aufgetragen als mir. Und seine Meinung fiel auch bei unseren gemeinsamen Vorgesetzten wesentlich stärker ins Gewicht, während ich mehr oder minder eine Art Azubi mit Studienabschluss war.

Dabei musste ich mir natürlich eingestehen, dass ich in dieser Kanzlei bei Null angefangen hatte und so in den Augen der Vorgesetzten im ersten Jahr nach Beendigung meines Studiums noch immer mehr Praktikant als Mitarbeiter war. Während der ersten Semesterferien meines Studiums absolvierte ich in diesem Unternehmen ein Pflichtpraktikum, und neben meinen Fähigkeiten, geschickt mit Excel und Word umgehen zu können, kam zu Beginn meiner Tätigkeiten dort allenfalls meine freundliche Art sowie mein Arbeitseinsatz gut an.

Die Tatsache, dass man mir jedoch wesentlich schlechtere Chancen zugestand als ihm, wollte mir aber überhaupt nicht schmecken. Natürlich war dies ein großer Ansporn, es allen zu zeigen, aber viel schwerwiegender war, dass ich mich durch solche Aussagen in die zweite Reihe zurückversetzt sah. Ich fühlte mich unterschätzt. Nicht gleich beim ersten Kommentar, doch jede Wiederholung sollte diesen Stachel ein wenig tiefer bohren.

Maximal 50 %!

Natürlich war die Chanceneinschätzung von außen betrachtet zu diesem Zeitpunkt völlig korrekt, aber wer gesteht sich so etwas schon gerne ein? Ich mir nicht. Ganz nüchtern betrachtet gab es für mich nur eine Möglichkeit. Und diese bestand aus einem schriftlichen und einem mündlichen Examensteil.

Immerhin sollte ich in der Kanzlei relativ schnell meine Stärke ausspielen können, zu wirklich jedem Anlass und für jede Person auf die Schnelle ein paar warme Worte zu finden. So wurde beispielsweise die Mitarbeiter-Laudatio zum 50. Geburtstag unseres Chefs oder der Verabschiedung einer langjährigen Mitarbeiterin in den Ruhestand von dem Mitarbeiter gehalten, der bis dato die kürzeste Zeit in dieser Kanzlei verbrachte: von mir.

Aber was war die Reaktion des völlig verdutzten Chefs nach meiner Geburtstagsrede? Diese als Kompliment und eigentlich nett gemeinte Reaktion sollte mitten ins Schwarze treffen und nicht nur mir lange, lange in Erinnerung bleiben:

„Fachlich noch nicht ganz auf der Höhe, aber schwätzen kann er!”

Danke, das habe ich gebraucht!

Frage eins wurde also viel zu schnell mit „Ja” beantwortet. Frage zwei sollte aber noch lange ein gewisses Flattern in meinem Bauch verursachen, denn beim Betrachten des langjährigen Mittels bei den Durchfallquoten erkannte ich relativ schnell:

50 % packen es und 50 % packen es nicht! Und diese 50 % beziehen sich nur auf die Prüflinge, die am Ende des dritten Tages auch tatsächlich ihre dritte Klausur in die Hände einer Aufsichtsperson geben. Die Dunkelziffer derjenigen, die scheitern, ist also weitaus höher.

Ich will ganz ehrlich sein: Ich bin ein Mensch, der besser grübeln als abschalten kann. Und wenn eine nachhaltige Entscheidung ansteht oder für mich getroffen werden muss, macht sich das bei mir besonders durch schlaflose Nächte bemerkbar. Nächte, in denen das Gedankenkarussell in meinem Kopf den wohltuenden Schlaf verhindert, in denen ich mich von links nach rechts wälze, neidisch und frustriert meine Freundin Lysann ob ihres Schlafes bewundere und meine Augen die rot schimmernde Uhrzeitanzeige meines Radioweckers wieder einmal anfangen zu hassen.

Frage zwei sollte meinen Schlaf demnach noch eine Weile beeinflussen. Diese Prüfung löste in Gestalt ihrer Durchfallquoten Ängste in mir aus. Aber, und das stellte sich in vielen Gesprächen mit vielen weiteren Kandidaten heraus: Mit diesen Ängsten war ich nicht allein. Vielleicht kann man daher im Nachhinein sagen, dass der Entschluss für diesen Berufsstand schlicht und einfach lange reifen musste. Schließlich ist er eine Entscheidung, die für den weiteren Verlauf meines Lebens von entscheidender Bedeutung sein sollte. Und die Angst, die Hürde Steuerberaterexamen nicht zu meistern, ist nicht ganz unbegründet.

Meine Motivation

Ich habe weder eine Ausbildung als Steuerfachangestellter noch habe ich eine Ausbildung beim Finanzamt durchlaufen. Alles was ich bisher vorzuweisen habe, ist ein betriebswirtschaftliches Studium mit Schwerpunkt Steuern/Bilanzen/Wirtschaftsrecht im Hauptstudium sowie etwas mehr als einem Jahr tatsächlicher Berufserfahrung.

Das ist nicht viel, sollte bei einer gewissen Portion Ehrgeiz und Ausdauer aber ausreichen, um dieses Examen zu bestehen. Zwar will ich nicht wie Reinhold Messner 1980 als erster Mensch den Mount Everest alleine und ohne Sauerstoffgerät besteigen, aber die Steuerberaterprüfung wird unter diesen Voraussetzungen sicherlich eine Prüfung sein, die mir alles abverlangen wird.

Ich habe mich bei den Überlegungen, die dazu geführt haben, dieses Examen zu bestreiten, oft dabei ertappt, geradezu Spaß an diesem Gedanken zu finden. Die Frage, ob ich es schaffe oder nicht, ist schließlich auch eine Frage der Ehre. Und gerade weil es nicht alle schaffen, ist der Reiz, es mir und meiner Umgebung beweisen zu können, recht groß.

Mein Abitur hatte ich noch mangels fehlender Ernsthaftigkeit verhauen, mein Studium an einer Fachhochschule aber hatte ich unter Konzentration auf das Wesentliche gut gemeistert. Die Frage, wie es nun um die Bestehenswahrscheinlichkeit bei dem Examen bestellt ist, steht jedoch wieder auf einem anderen Blatt.

Die Mythen rund um dieses Examen sind zahlreich:

„Im ersten Anlauf schaffst du das nie!”

„Da fallen 70 % der Teilnehmer durch!”

„Ich kenne so viele, die das immer wollten, aber nicht geschafft haben.”

All diese Gerüchte lassen nur einen Schluss zu: Die Herausforderung ist sicherlich sehr hoch und dürfte unter den aktuellen Gegebenheiten für mich zu einer Grenzerfahrung werden. Aber Grenzerfahrungen haben eben auch ihren besonderen Reiz:

Zunächst einmal bedeuten sie Konfrontation mit dem Ungewissen sowie das Erfahren der körperlichen und geistigen Grenzen seiner selbst. In dem Negativen steckt jedoch zugleich das Positive! Neben den Schattenseiten dieser Belastung steckt genau darin auch die einmalige Chance: Die Gewissheit, eine solche Herausforderung gemeistert zu haben, wird mein eigenes Selbstwertgefühl erheblich stärken.

Eine solche Erfahrung, die eigenen Ängste zu überwinden, ist mit das Beste, was man in seinem eigenen Leben erfahren kann. Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl basieren oftmals nur auf solchen Erfahrungen. Das Gefühl, eine Angst überwunden zu haben, an deren Überwindung man wochen-, monate- oder gar jahrelang nicht geglaubt hat, ist eine innere Befreiung, von der man sehr lange zehrt.

Jedoch erfordert die Überwindung der eigenen Ängste seinen Tribut und ist freilich nicht leicht zu erfahren. Sie stellt sich als ein Kampf gegen sich selbst dar und zeichnet sich durch Hürden aus, die im Augeblick des inneren Konfliktes unüberwindbar erscheinen. Härte gegen sich selbst, Verzicht und allen voran Einsam- und somit ein Gefühl der Hilflosigkeit prägen diese Zeit.

Bei aller negativen Besetzung jedoch führt die Selbstüberwindung zu innerer Stärke und dem Willen, den man benötigt, um große Ziele zu erreichen. Sie ist hart zu erlernen, aber unersetzbar.

Motivator Nr. 1: Persönliche Herausforderung!

Dies ist mein Hauptgrund, der mich antreibt, nach so kurzer Zeit in diese Prüfung zu gehen. Ich will eine weitere Erfahrung in meinem Leben sammeln, die mich ein gehöriges Stück weiterbringen wird! Ich will mit dem Bestehen dieser Prüfung persönlich wachsen!

Zu schaffen, was andere nicht schaffen, ist ein reizvoller Gedanke. Und ich will natürlich auch, dass mein Arbeitgeber sieht: 50 % Chance waren für mich genug, um dieses Examen zu bestehen.

Natürlich habe ich dabei auch Angst, diese Prüfung nicht zu bestehen. Aber wenn nicht jeder von uns tief in seinem Inneren fest daran glauben würde, das Examen bestehen zu können, würde sich auch keiner zur Prüfung anmelden.

Wenn ich es nicht bestehe, hätte ich zwei komplette Jahre, viel Geld und noch mehr Nerven investiert, um am Ende doch mit leeren Händen dazustehen. Aber selbst wenn ich durchfallen sollte, könnte ich dieser Sache vielleicht sogar etwas Positives abgewinnen. Auch diese negative Erfahrung könnte mich prägen, wenn ich sie nicht zu nah an mich herankommen lasse oder mich von ihr (im negativen Sinne) beherrschen lasse. Den größten Siegen gehen bekanntlich die größten Niederlagen voraus. Nun ja, das ist ein schwacher Trost. Aber immerhin! Der größte Makel an einem zweiten Anlauf wäre aber eindeutig der verletzte Stolz.

„Durchzufallen ist doch wohl keine Schande!” Das sagen viele. Und zugegebenermaßen ist es bei den erwähnten Durchfallquoten auch wirklich keine Schande. Doch wer fällt schon gern durch eine Prüfung, auf die er sich lange und gewissenhaft vorbereitet hat?

Ich werde die mentale und körperliche Vorbereitung auf diese Prüfung folgerichtig sehr ernst nehmen. Ähnlich meiner ersten Dauerkarte und dem damals einsetzenden 100 %-Fokussieren auf eine einzige Sache, werde ich all meine Energie in diese Prüfung stecken! Nur wenn ich seelisch vorbereitet und körperlich fit bin, kann ich meine volle Leistungsfähigkeit abschöpfen.

Meinen Körper werde ich in dieser Zeit unter keinen Umständen vernachlässigen und sehr regelmäßig über Sport zu einem körperlichen Ausgleich kommen. Ich werde die Vorbereitung auf dieses Examen zu einer Frage des Willens und der Leidenschaft werden lassen und versuchen, die Spannung über den kompletten Vorbereitungszeitraum hoch zu halten, damit kein Bruch entsteht.

Vor dem Erfolg steht noch immer der Schweiß. Aber ich kann es schaffen. Daher kann der anstehende Lebensabschnitt auch nur unter einem Motto stehen: Ganz oder gar nicht!

Auch das Studium war eine Herausforderung, die man durch den nötigen Willenseinsatz problemlos meistern konnte. Das einzig Nervige daran war, dass die Wochenenden auf Dauer etwas eintönig gerieten. Die Bücher auf dem Tisch, Tag für Tag der gleiche Ablauf: Aufstehen, Frühstücken, 1. Lerneinheit, Pause. 2. Lerneinheit, Mittagessen, Pause. 3. Lerneinheit, Kaffee trinken, 4. Lerneinheit, Abendessen. Anschließend Abwasch, Fernsehschauen, einen Wein oder ein Bier trinken, entspannen, müde werden, schlafen. Und am nächsten Tag? Aufstehen, Frühstücken. 1. Lerneinheit, … .

Aber: Acht Klausuren innerhalb von drei Wochen, von denen mehrere über zwei Semester und somit mehrere Vorlesungen gingen, fordern nun mal ihren Tribut. Es gab deshalb nichts Sinnvolleres, als von Anfang am Ball zu bleiben und somit erst gar keine all zu große Wissenslücke entstehen zu lassen.

Okay, das bringt dir in Studentenclubs den Ruf des Strebers ein und bringt dich nicht immer in die Kreise, zu denen du augenblicklich gehören willst, aber wenn die Noten aushängen, bist du es, der voller Adrenalin über den Campus geht!

Motivator Nr. 2: Wissenszuwachs!

Dies ist meine zweitstärkste Motivation.

Wie in jeder Expertenbranche kann man auch im Steuerrecht nur bestehen, wenn man das nötige Wissen hat. Das Lernen in einem so geballten Umfang wird mich auf eine neue fachliche Basis katapultieren und mich einer verantwortungsvollen Aufgabe eindeutig ein großes Stück näher bringen. Auch das ist ein reizvoller Gedanke.

Das Gefühl, Fragen anderer sachlich und auf Anhieb richtig beantworten zu können, ist durch nichts zu ersetzen. Es stellt dich in der Kompetenz-Hierarchie über andere und sorgt für tiefe innere Zufriedenheit. Es gibt keine größere Scham, als sich mit dem Wissen eines Amateurs als Experte auszugeben und dabei erwischt zu werden. Und schließlich gilt es auch, meinem Chef zu beweisen, dass ich nicht nur „schwätzen”, sondern auch fachlich auf der Höhe sein kann.

Momentan sitze ich noch täglich in der Kanzlei vor meinem Rechner und bin froh, meine alltäglichen Praxisprobleme gelöst zu bekommen. Kaum habe ich den einen Themenkomplex durchdrungen, kommt die fünf Jahre jüngere Steuerfachangestellte mit einer Frage, die ich wieder nicht beantworten kann.

Warum will die das eigentlich wissen?

Und warum braucht die das?

Ist das vielleicht sogar wichtig, was die da erzählt?

Ich drücke es mal so aus: Das Gefühl, nicht mal die Fragen unserer Auszubildenden beantworten zu können, verschafft mir nicht gerade das Gefühl, extrem gut für das Examen vorbereitet zu sein.

Besonders deutlich wird dies, wenn ich Buchhaltungen bearbeite und an den Kleinigkeiten wie Steuerschlüssel oder den richtigen Konten scheitere. Auch wenn ich weiß, dass das nicht zu den Kernaufgaben eines Steuerberaters gehören wird: Ohne Grundzutaten wird dem besten Koch die Suppe nicht gelingen.

Als ich die erste GmbH zugeteilt bekam, zum ersten Mal Debitoren und Kreditoren gebucht und einen Kontoauszugsmanager genutzt habe, wurde ich verwundert angeschaut, als ich fragte, wie das gehen soll!

Kann es sein, dass in der Erwartungshaltung, die von Auszubildenden oder ausgebildeten Fachkräften an Studierte herangetragen werden, einige Punkte zu finden sind, über die wir mal dringend reden sollten? Nein, liebe Frau Auszubildende, manche Sachen kann ich auch!

Wenn ich ihr erkläre, dass das im Studium alles ganz anders war, lächelt sie nur leise in sich hinein. Es ist nur schade, dass es in der Praxis Standardfälle mit runden Zahlen nicht mehr gibt und die Musterlösungen im zusätzlich zu erwerbenden Fachbuch auch nicht mehr gefragt sind.

Manchmal öffnet sich aber auch mir die Schlechtwetterfront für ein paar Augenblicke und Sonnenstrahlen dringen hindurch. Als ich kürzlich meinen Chef fragte, wie ich einen gewissen Sachverhalt einzubuchen habe, schaute der mich genauso fragend an, wie ich wenige Tage zuvor unsere Auszubildende. Vor meinem inneren Auge machte ich einen Kniefall, faltete meine Hände und blickte freudestrahlend gen Himmel. Ich danke dir für dieses Zeichen!

Motivator Nr. 3: Geld!

Sind wir mal ehrlich! Kein Mensch geht in diese Prüfung, ohne vorher Scheine in seinem Hinterkopf gezählt und auf viele kleine Häufchen nach Farben sortiert zu haben. Schafft man den Sprung in die Liga der Steuerberater, öffnen sich auch die Türen zu einem hohen Einkommen, einem größeren Auto und einem schicken Haus am Hang.

Glaubt man den Statistiken zu diesem Thema, hängt der Verdienst eines Steuerberaters von mehreren Faktoren ab: Zunächst einmal sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass das Gehalt primär davon abhängt, ob man für eine der „big four” (PWC, KPMG, Ernst & Young, Deloitte) arbeitet, oder ob man sich ein mittelständisches Beratungsunternehmen aussucht und in diesem seinen Weg geht.

Das Schaffen eines Bewusstseins für diese Frage wird auch gleichzeitig den Blick für die damit verbundenen Konsequenzen schärfen. Die Spitzengehälter von Partnern der big four sind verlockend, aber sind es auch die Arbeitsbedingungen? Stehen Macht, Geld und Karriere vor der Familie, Urlaub und Gesundheit? Der Hochschulabsolvent muss wissen, ob er der rastlose Fighter oder der nach Freizeit strebende Partner ist, der zwar Erfolg, aber auch Familienleben haben will.

Ein weiteres Kriterium dürfte die Berufserfahrung sein: Nach der Hochschulausbildung, zwei Jahren Praxis und einer bestandenen Prüfung ist man schließlich noch kein gestandener Berater, der sein Gehalt wert ist. An dieser Stelle erhebt sich vor meinem geistigen Auge der imaginäre Zeigefinger in Form der Auszubildenden, die mir wieder erklärt, dass meine Buchführung an mindestens sieben Stellen nicht wasserdicht ist.

Ich persönlich habe mich für ein mittelständisches Beratungsunternehmen entschieden. Dort sehe ich mein Leben zwar insgesamt mit weniger Einkommen ausgestattet, doch ein familiäreres Umfeld hat schließlich auch seinen Wert. Mittlerweile habe ich zudem erkannt, dass es für Menschen ohne große Steuerausbildung aus praktischer Sicht wesentlich sinnvoller ist, mit dem Berufsziel Steuerberater bei einem mittelständischen Unternehmen zu arbeiten. Dort bekommt man ein viel breiteres Spektrum an Problemen geboten als in der Fachabteilung einer großen Gesellschaft.

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