Kitabı oku: «Die Lust und das Leiden der Novizin Susanna»

Yazı tipi:

Die Lust und das Leiden der Novizin Susanna

Das düstere Geheimnis des Konvents der Heiligen Hildegard

IMPRESSUM

Stefanie P.A.I.N

CanLaon Road km 4,5

Ulay, Vallehermoso

Negros Oriental

The Philippines

stefaniepain@protonmail.com


Über die Autorin:

Mein Name ist Stefanie. Stefanie P.A.I.N.

Ich bin 24 Jahre alt und lebe derzeit auf den Philippinen. Ich bin eine Digitalnomadin und lebe mein Leben gerade immer nur da, wo es mir gerade gefällt. Freunde habe ich Gott sei Dank viele überall auf der Welt und derzeit lebe ich bei einer sehr guten Freundin auf den Philippinen.

Ich beschäftige mich mit Softwareentwicklung und das Schöne daran ist, dass ich meine Aufträge überall auf der Welt abarbeiten kann, wo ich eine vernünftige Internetverbindung habe.

Und nebenbei schreibe ich auch erotische Literatur. Aus eigener Veranlagung heraus sind das hauptsächlich Fetisch und sadomasochistische Werke. Ich schließe die Augen und schon beginne ich zu träumen. Da geht es um heftigen Sex. Um gegenseitiges Vertrauen und sich fallen lassen. Natürlich auch um Schmerzen (da ist mein Name auch Programm). Ich versuche dabei immer wieder neue Dinge zu entdecken, die mich reizen und die auch Euch als meinen Lesern hoffentlich gefallen.

Doch nun genug der Vorrede….

Ich wünsche Euch viel Spaß mit dem vorliegenden Werk

Eure

Stefanie

Teil 1

Im Oktober 1523 wurde Susanna von Rauschenberg als Novizin in die Abtei der heiligen Hildegard in der Südostecke des Herzogtums Brandenburg aufgenommen. Sie hatte ihrem Vater erzählt, dass sie von Gott selbst zum klösterlichen Leben berufen worden sei. Der ehrenwerte Fürst Christoph von Rauschenberg, ein gläubiger Christ, der mit zu vielen Töchtern belastet war, war nur zu gern bereit, einen Teil der vorgesehenen Mitgift der Kirche zu überlassen und sich auf diese elegante Weise der Aufgabe zu entledigen, seine jüngste Tochter zu verheiraten. Es hatte ihn ohnehin schon fast an den Rand des Bettelstabs und des Nervenzusammenbruchs gebracht (zumindest sprichwörtlich), seine anderen beiden Töchter unter die Haube zu bringen. Und jeder Versuch, das nun auch mit Susanna zu schaffen, war bisher kläglich gescheitert. Seine Tochter hatte es immer wieder geschafft, jeglichen Freier, der um ihre Hand anhalten wollte, auf eine geheimnisvolle Weise zu vergraulen. Sie war wild und durch nichts zu bändigen, sodass er froh war, sie auf diese elegante Weise loszuwerden. Und dass sie selbst diesen Vorschlag gemacht hatte, das erleichterte das Ganze noch. Mochte sich nun die Schwester Oberin mit Susanna herumärgern. Am Vorabend ihres achtzehnten Geburtstages brachte er daher Susanna in einer Kutsche zum Kloster, wo er sie in die Hände der gestrengen und furchterregenden Äbtissin, Mutter Anna Maria, gab. Dort hoffte er, dass die manchmal recht widerspenstige und störrische junge Frau Zucht und Ordnung lernen würde.

Doch auch Susanna hatte ihrem Vater nicht die ganze Wahrheit gesagt. Sie konnte am Beispiel ihrer älteren Schwester Edeltraud deutlich erkennen, dass die Hochzeit und das Eheleben alles andere als ein Zuckerschlecken war. Ihre Schwester war jetzt etwas mehr als drei Jahre verheiratet und hatte bereits zwei Kinder. Und nun war sie schon wieder schwanger. Das war etwas, worauf Susanna nun gar keine rechte Lust hatte. Eine Gebärmaschine für einen meist älteren Mann zu sein, der sich ansonsten mit seinen Mätressen vergnügte. Und da war ihr als Ausweg das Klosterleben erschienen. Es war nicht schwer gewesen, ihren Vater davon zu überzeugen, dass dies ihre Bestimmung sei. In Wahrheit war das, was Susanna ins Klosterleben gerufen hatte, nicht so flüchtig wie das mystische Flüstern Gottes in ihrem Ohr. Es waren die sinnlichen Freuden der Musik und der Architektur, die sie in diese besondere Abtei zogen. Die Schwestern der Abtei waren berühmt für ihren Chor, der die Meisterwerke von Komponisten wie Josquin, Ockegehm und Palestrina aufführte. Susanna hatte das Glück, gelegentlich den Gottesdiensten in der Abtei beizuwohnen. In den Kirchenbänken sitzend, die Klänge des Chors in sich aufnehmend, hatte Susanna immer wieder zu den gewölbten Decken der gotischen Kirche hinaufgeschaut und beschlossen, sich der Ekstase dieses Gottesdienstes mit ganzem Herzen hinzugeben. Es war wie eine zu Stein gewordene Frömmigkeit. Susanna spürte, wie diese seltsame Lust durch ihre Adern floss, ihre Muskeln anspannte und ihren Atem beschleunigte.

Die Schwestern der heiligen Hildegard waren lange Zeit für ihre Schwäche für die Schönheit der materiellen Dinge kritisiert worden. Es war eine vergleichsweise wohlhabende Abtei, deren Mitglieder sich vor allem mit ästhetischen Aufgaben beschäftigten: Singen, Sticken, Illustrieren von Handschriften. Martin Luther selbst, der protestantische Flüchtling mit einem wachsenden Heer von Unzufriedenen, hatte die Abtei verurteilt. Was für ein eklatanter Beweis für die Dekadenz der katholischen Kirche, hatte er verkündet, dass ihre weiblichen Mitglieder so nach Schönheit gieren und ihre Stickereien verehren, als wären sie Gott selbst! Susanna aber hatte Luthers Pamphlete, die in diesen Tagen wie ein Lauffeuer durch die brandenburgische Provinz zirkulierten, nie gelesen. Denn Lesen hatte man ihr nie beigebracht. Für ein Mädchen und eine Frau sei das absolut unnötig. Ihr Vater sah wie so viele andere Männer die einzige Bestimmung der Weiber in dem Gebären des Nachwuchses und in der Arbeit. Wozu sollte eine Frau lesen können? Da kam sie doch nur auf dumme Gedanken. Da Susanna aber mit viel Fantasie begabt war, stellte sie sich Gott in den bemalten Wänden der Klosterkapelle vor. Gott war sicherlich auch in den Gesängen der Nonnen mit ihren frischen Gesichtern und anmutigen schlanken Körpern und in den himmlischen Klängen ihres Gottesdienstes. Gott war in den Gemälden mit den fantastischen Szenen, die die Kirchenwände schmückten. Und natürlich war Gott auch in dem herrlich schrecklichen Leid der Märtyrer, das immer ein seltsames Gefühl in ihrem Unterleib auslöste. Susanna hatte beschlossen, sich all diesen Dingen zu widmen. Sie wollte sich mit Gott vermählen, sich den ekstatischen und quälenden Freuden seiner Umarmung hingeben.

Es war an diesem Abend im Oktober, als Susanna ihre Familie das letzte Mal sehen sollte. Das Wetter war kühl und regnerisch, doch das machte ihr nichts aus. Heute würde ein neues Leben für sie beginnen. Sie stieg aus der Kutsche. Das Kloster erschien ihr fast unheimlich. Es hatte hohe unüberwindlich scheinende Mauern. Und davor standen die Schwestern mit der Äbtissin an der Spitze, um die neue Novizin in Empfang zu nehmen. Einige der Schwestern hielten Fackeln in den Händen, die ein flackerndes Licht abgaben. Unsicher ging sie ein paar Schritte. Dann drehte sie sich noch einmal um. Sie sah ihren Vater hoch zu Ross. Seine Miene war versteinert und sie konnte nicht das Geringste aus seinen Zügen lesen, was er gerade dachte. Zaghaft winkte sie ihm noch einmal zum Abschied zu. Doch er reagierte nicht. Sie wunderte sich nicht darüber, denn sie hatten sich noch nie besonders nahe gestanden. Sie wandte sich um. Und ging mit entschlossenen Schritten ihrem neuen Leben entgegen. Und so fand sie sich nun in der Eingangshalle des Klosters St. Hildegard wieder. Vorsichtig und unsicher näherte sie sich der hochgewachsenen Frau an der Spitze der Ordensschwestern. Das musste die Äbtissin Anna Maria sein, von der sie schon so vieles gehört hatte. Sie kniete vor ihr nieder, hielt den Kopf gesenkt, und wartete auf Anweisungen, wie sie sich nun in ihre neue Berufung als Schwester und Novizin des Klosters einfügen sollte. Die Äbtissin war eine große Frau um die vierzig mit einem blassen, aristokratischen Gesicht. Sie war schlank und besaß trotzdem eine durchaus fraulich anmutende Figur. Susanna fand, dass sie aussah wie auf einem Gemälde; jeder Zentimeter von ihr schien genau dort zu sein, wo er sein sollte. Sie lächelte Susanna an und betrachtete ihren Körper mit der Besitzergreifung einer Frau, die es gewohnt war, ihre eigene Welt zu beherrschen. Und in der Tat, so sollte Susanna recht schnell erfahren, war Anna Maria die unangefochtene Herrscherin dieser kleinen Welt, die auf dem Gelände des Klosters gedieh.

"Dein Vater hat mir geschrieben, dass du einen göttlichen Ruf erhalten hast, dich für das Leben im Kloster zu engagieren", sagte sie.

"Ist der Herr nachts in deinem Bett zu dir gekommen und hat dir süße Dinge ins Ohr geflüstert?"

Susanna bemerkte den unverkennbaren Hauch von Sarkasmus in der Stimme der Äbtissin und war unsicher, wie sie antworten sollte.

"Ich ... ich glaube nicht."

Die Äbtissin richtete einen durchdringenden Blick in Susannas Richtung. Susanna versuchte verzweifelt diesem Blick standzuhalten, doch sie schaffte es nicht. Der Wille der Äbtissin war zu stark. Sie senkte den Kopf.

"Dann sag mir, Susanna, warum du wirklich hier bist?"

Susanna war entschlossen, die Wahrheit zu sagen.

"Nun, ich habe Ihren Gesang gehört, und ich fand ihn so schön, und die Abtei war so schön ..."

Anna Maria lächelte.

"Unser Leben scheint dir Freude zu machen, nicht wahr?"

"Ja"

"Für manche ist es das sicherlich. Ich kann dich verstehen. Für manche Fürsten sind wir Frauen nur Schachfiguren in einem großen Spiel. Ich kann verstehen, dass Du dich mehr zu den himmlischen Dingen hingezogen fühlst. Du wirst einen Monat hier bleiben und dich an das Leben im Kloster gewöhnen, danach wirst du dich entscheiden, ob du wirklich bei uns bleiben willst. Hast du das verstanden?"

Susanna wunderte sich. Von einer Probezeit war nicht die Rede gewesen, aber nun gut. Sie würde ihr Bestes geben, um diese Zeit zu bestehen. Sie räusperte sich.

"Ja"

"Du wirst mich mit 'Ja, ehrwürdige Mutter' ansprechen. Wir führen hier ein diszipliniertes Leben, Susanna. Es besteht nicht nur aus Singen und Sticken, wie manche Leute und auch unsere Kritiker vielleicht behaupten."

"Ja, ehrwürdige Mutter."

"Du kannst mir gleich in die Kapelle folgen. Die Abendandacht beginnt gleich."

"Ja, ehrwürdige Mutter", wiederholte Susanna.

Anna Maria ging von der Eingangshalle der Abtei durch den Kreuzgang direkt in die Kapelle. Susanna folgte ein paar Schritte hinter ihr, eingeschüchtert von der imposanten Beherrschung der Äbtissin über ihre Umgebung. Sie betrat mit der Abteivorsteherin die Kirche durch eine Seitentür an der Vorderseite und ging schweigend auf die hintere Sitzbank zu. Ihr Versuch, unbemerkt zu bleiben, scheiterte jedoch spektakulär. Die zwölf Nonnen des Konvents saßen in den vorderen Reihen in identischen schwarz-weißen Habits. Und die Äbtissin winkte der Novizin zu, sie möge unmittelbar dahinter Platz nehmen. Susanna trug noch immer das grüne Brokatkleid, das sie auf dem Weg ins Kloster getragen hatte, die langen Haare zu einem Dutt gebunden, ihr Schmuck schimmerte provozierend auf ihrem Busen. Sie nahm hinter den Nonnen Platz, neigte den Kopf zum Gebet und versuchte, die Blicke, die auf sie gerichtet waren, zu ignorieren. Die Schwestern in der ersten Reihe schlugen ihre Notenhefte auf und begannen, das Abendgebet zu singen. Der Gesang hallte durch die Kapelle, prallte von den Steinwänden ab und beruhigte Susannas Ängste. Susanna schaute hinauf zu dem geschwungenen gotischen Deckengewölbe der Kirche und lenkte ihren Blick nach oben in die unendliche Weite des Himmels. Ja, dachte sie, das würde ein gutes Leben sein. Sie würde gerne mit der Disziplin leben, die die Äbtissin von ihr für das Privileg dieses Anblicks verlangte.

*********

Anna Maria beobachtete die neue Novizin des Klosters mit Interesse. Sie schien in jeder Hinsicht hervorragend in die Abtei zu passen - eifrig, gehorsam, lernwillig. Wenngleich sie durchaus einige Geschichten über die Flausen der jungen Fürstentochter gehört hatte. Nun, die würde sie ihr schon austreiben. Das hatte sie noch mit jeder geschafft. Aber die offensichtliche Freude, die sie an den ästhetischen Genüssen der Abtei hatte, war vielversprechend. Man würde sie lesen und singen lehren wie die anderen Schwestern der Abtei, und ihre noch verborgenen Talente würden unter deren Anleitung sicher aufblühen. Susanna war jung. Sicherlich nicht so jung wie viele andere Mädchen, die als Novizinnen ins Kloster eintraten, aber sie hatte eine Frische an sich, die sie jünger erscheinen ließ als ihre Jahre. Ihre großen Augen und ihr Puppengesicht waren enorm anziehend in ihrer Unschuld. Die Äbtissin mochte solche jungen Mädchen. Sie mochte die Sanftheit ihrer Haut, ihre Offenheit für neue Erfahrungen, die Formbarkeit ihres Charakters. Ja, Susanna konnte zu einer sehr gefälligen Anhängerin der Klosterregeln geformt werden. Und doch hatte dieses Kloster ein Geheimnis. Ein finsteres Geheimnis. So wie jede Münze zwei Seiten hat. Sicher.... Ihre Gemeinschaft war in sich verschworen und sie hätte ihre Hand für eine jede der Schwestern ins Feuer gelegt. Doch was konnte man gegen ein unbedacht daher gesagtes Wort machen? Sie lebten ja nicht auf einer einsamen Insel und so sehr sie sich auch bemühten autark zu sein, so sehr mussten sie eben doch für die Dinge des täglichen Lebens den Kontakt zur Außenwelt pflegen. Nachdenklich betrachtete die Äbtissin die junge Frau. Ob sie etwas ahnte? Hatte Susanna, so fragte sich die Äbtissin, das düstere Geheimnis des Klosters so schnell erraten? Anna Maria wusste, dass sich Skandale in diesen Tagen mit diesen neuartigen Druckerpressen schneller verbreiteten als das Licht. Wusste die eifrige junge Novizin bereits, wofür gerade diese Abtei berüchtigt war? Sie beschloss, es Susanna selbst herausfinden zu lassen.

*********

Susanna verbrachte einen Großteil ihrer ersten Wochen in der Abtei damit, von einer gertenschlanken Nonne namens Mathilde im Lesen und Sprechen von Latein unterrichtet zu werden. Sie fand die Studien berauschend. Ihr ganzes Leben lang die mystischen Zeilen gesehen zu haben, die auf Seiten gekritzelt waren, und plötzlich gesagt zu bekommen, was sie bedeuteten, das schien ein fantastisches Geschenk zu sein. Sie fühlte sich, als ob man ihr die Aufnahme in eine geheime Gesellschaft derer anbot, die verstehen konnten, was in Büchern geschrieben stand. Mathilde war überaus freundlich zu Susanna und hatte Verständnis für ihre vielen Anfängerfehler, und sie gewährte ihr einen Einblick in die Abläufe des Klosters.

"Du wirst hier viele Frauen sehen", sagte sie zu Susanna am ersten Tag, "die selbst keine Schwestern sind. Die kochen und putzen und so."

"Warum machen diese Arbeit nicht die Nonnen?" erkundigte sich Susanna.

Denn in den meisten Klöstern verrichteten die Schwestern selbst alle notwendigen Arbeiten, um das Kloster am Laufen zu halten und um seine Mitglieder zu ernähren. Darüber hinaus war es in vielen Klostergemeinschaften üblich, ein Armutsgelübde abzulegen, was die Beschäftigung von Laien gegen Entgelt für die niederen Dienste untersagte.

"Wir haben einige sehr großzügige Spenden von einigen wohlhabenden Familien erhalten", erklärte Mathilde.

"Wir stammen alle aus vorwiegend gut situierten Verhältnissen. So wie du ja auch selbst die Tochter eines Fürsten bist. Es passt zu uns, wenn wir uns daher anderen und höheren Zielen widmen."

Und tatsächlich verbrachten die Nonnen von St. Hildegard ihre Zeit zwischen den Gebeten mit dem Sticken von feinem Leinen, dem Lesen und Schreiben von Notenblättern und dem Illustrieren von Manuskripten. Aufgewachsen mit dem komfortablen Gefühl, Mitglied einer adligen Familie zu sein, fühlte sich Susanna in dieser Umgebung auf Anhieb zu Hause. An ihrem zweiten Abend im Kloster begann sie mit einer eigenen Stickerei, indem sie Goldbordüren um ein Stück weißes Tuch stickte. Und doch schien es im Leben der Schwestern im Kloster etwas zu geben, das ein wenig aus dem Rhythmus geriet - etwas, das Mathilde versäumt hatte, ihr zu sagen. Oder hatte Mathilde es ihr absichtlich nicht gesagt? Susanna hatte irgendwie ein etwas seltsames Gefühl. Sie war sich nicht sicher. Da war noch etwas mehr, aber was? Oberflächlich betrachtet, war das Leben der Nonnen streng reglementiert. Siebenmal am Tag läuteten die Glocken der Kapelle, und alle Schwestern versammelten sich anschließend zum Gebet in der Kapelle. Eines Tages dämmerte es Susanna während der Vesper. Das ist das letzte Stundengebet des Tages, das in der Gemeinschaft gebetet wird. Mit der Vesper endete auch in St. Hildegard die Arbeit des Tages. Und während dieses Gebets fiel ihr nun auf, dass in der Regelmäßigkeit von bestimmten Pflichten immer wieder einige Nonnen auf einmal bei diesen Gemeinschaftsgebeten abwesend waren. Dies war umso mehr auffallend, da es eigentlich eine der Regeln war, diese Gebete zusammen zu beten. So waren bei der heutigen Matutin, dem ersten Gebet am frühen Morgen, nur zehn Nonnen anwesend gewesen – und wo waren die anderen beiden? Und gestern bei der Vesper und beim anschließenden gemeinsamen Abendessen hatten gleich drei Nonnen gefehlt. Sobald Susanna die ersten Abwesenheiten bemerkte, waren sie nicht mehr zu übersehen. Sie bemerkte auch eigenartige Muster: Sigrid und Marta fehlten zum Beispiel sehr oft zur gleichen Zeit, ebenso Iris und Birgit. Doch noch dachte sie sich nichts dabei.

Susanna mochte wohl zwei oder drei Wochen im Kloster gewesen sein, als sich folgendes zutrug. Eines Abends ließ die Äbtissin Susanna rufen:

„Könntest du mir bitte mein Gebetbuch aus der Kapelle holen? Ich habe es auf dem Predigtpult liegen lassen.“

„Sehr gerne, ehrwürdige Mutter.“

Susanna freute sich über die Aufmerksamkeit der Äbtissin und war begierig, ihrer Anordnung Folge zu leisten. Daher eilte sie zur Kapelle, um das Buch der Äbtissin zu holen. Doch als sie dort angekommen war, da hörte Susanna ein ungewohntes Geräusch. Zuerst dachte sie, es könnte das Miauen einer Katze oder das Weinen eines Babys sein. Aber ein Baby hier innerhalb dieser heiligen Mauern? Sie musste sich täuschen. Es gab zwar Katzen innerhalb der Wirtschaftsbereiche des Konvents, aber doch nicht hier im inneren Bereich, der nur den Nonnen und Novizinnen vorbehalten war. Sie horchte noch einmal genauer hin. Aber nein, die Geräusche stammten eindeutig von einer Frau. Jemand stöhnte, wechselte die Tonlage von einem hohen Wimmern zu einem tiefen Knurren und atmete schwer. War da jemand krank? Ein übles Magengrimmen vielleicht? Sie musste der Sache nachgehen. In der Akustik der Kapelle war es jedoch nicht ganz so leicht zu bestimmen, woher das seltsame Geräusch kam; es schien von den Wänden und der Decke selbst auszugehen. Es war finster und nur durch die hohen gotischen Spitzbogenfenster fiel schwaches Mondlicht herein. Vorsichtig setzte sie einen Schritt vor den anderen. Und da sah sie es. Hinter einer der mächtigen Säulen des Gevierts nahm die junge Novizin das flackernde Licht einer Kerze aus dem Inneren eines Beichtstuhls wahr. Irgendetwas Seltsames ging hier vor. Auf leisen Sohlen näherte sich Susanna, immer bestrebt ja keinen Laut zu verursachen. Dann stand sie unmittelbar davor. Sie drückte sich an die Seite, um nicht durch einen Zufall gesehen zu werden. Und als sie vorsichtig hineinspähte, da musste sie sich die Hand vor den Mund halten, um nicht zu keuchen.

Lena, die Chorherrin, saß auf der Priesterbank, den Rock ihres Habits hochgezogen, sodass die üppige Weite ihrer Schenkel zu sehen war. Vor ihr kniete, das Gesicht in Lenas intimsten Stellen vergraben, Mathilde, Susannas Lateinlehrerin. Was auch immer Mathilde tat, es entlockte Lena eine Abfolge von intensiven Seufzern, Keuchen und Stöhnen. Lena schaukelte hin und her, ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Hand griff in Mathildes Haare und wühlte darin herum.

"Mach weiter, ich bin gleich so weit!", rief sie schwer atmend.

Susanna glaubte ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Das.... Das hier war eine eindeutige Position und was hier drinnen geschah, das war noch mehr als eindeutig. Das war..... Das war Sünde! Ob die ehrwürdige Mutter von diesem lasterhaften Treiben wusste? Noch einmal spähte Susanna in den Beichtstuhl, wo der Exzess langsam einem Höhepunkt entgegentrieb. Ausgerechnet Lena. Die sonst so unnahbare Lena. Wie alt mochte Lena sein? Auf jeden Fall deutlich älter als sie selbst, aber dennoch noch keine dreißig Jahre. Lena war die von allen akzeptierte Leiterin des Klosterchors, den sie mit einer unerbittlichen Disziplin lenkte. Und das erstaunlichste war, dass Susanna sie noch nie so die Kontrolle hatte verlieren sehen.

Susanna versuchte, das, was sie sah, zu verarbeiten. Sie hatte vor Jahren gelernt, dass sie sich selbst Vergnügen verschaffen konnte, indem sie ihre intimen Teile mit der Hand rieb. Eine ihre frivolen Kammerzofen, die in diesen geheimnisvollen Dingen viel mehr Erfahrung als die Fürstentöchter hatte, hatte, hatte ihr das beigebracht. Und so wusste Susanna schon seit einiger Zeit, wie sie sich selbst allein in der Nacht befriedigen konnte. Man hatte ihr nie explizit gesagt, dass es sündhaft sei, und sie hatte es abgelehnt, danach zu fragen, aus Angst, dass die Antwort ja lauten würde. Sie hatte sich aber nie vorstellen können, dass man dieselben Stellen auch mit der Zunge stimulieren konnte, mit offenbar durchaus lustvollem Ergebnis. In ihrem Unterleib begann etwas zu kribbeln und am liebsten wäre sie dazwischen gesprungen, um sich auch derart bedienen zu lassen. Es war wirklich eine verlockende Szene. Die Schönheit von Lenas schlanken Beinen, die pflichtbewusste Unterwürfigkeit, mit der Mathilde ihr Seufzer und Stöhngeräusche entlockte, die Ekstase auf Lenas Gesicht. Susanna spürte, wie ihr Inneres vor Feuchtigkeit anschwoll. War dies ein göttliches oder ein satanisches Vergnügen? Sie war sich nicht sicher. Lena kam mit einer spektakulären Folge von Schreien und Stöhnen zum Höhepunkt. Plötzlich blickte sie von ihrem Platz auf und sah Susanna direkt in die Augen.

Susanna wich erschrocken einen Schritt zurück. Sie war zu unvorsichtig gewesen. Sie hatte zu gebannt auf die Szene gestarrt und sie hatte sich einfach von dem lustvollen Treiben nicht losreißen können. Sie wich noch einen Schritt zurück. Tiefer in den Schutz der Dunkelheit der Kapelle. Doch sie konnte nicht ungeschehen machen, dass sie etwas gesehen hatte, was sie nicht hätte sehen sollen. Lenas Augen bohrten sich in ihre. Und da wandelte sich Susannas Schock in etwas anderes. Denn Lena starrte sie nicht vorwurfsvoll, sondern mit unverhohlener Neugierde an. Das war etwas, was die junge Novizin nie und nimmer erwartet hätte. Sie winkte Susanna, nach vorne zu kommen.

„Komm her zu uns. Möchtest du an unserem Gottesdienst teilnehmen? Ich würde dir gerne die Beichte abnehmen.“

Die Stimme der Chorleiterin klang so süß und so verführerisch, jedoch war Susanna viel zu erschrocken, um das alles zu begreifen, was ihr da angeboten wurde. Sie wich noch weiter zurück, verbarg sich hinter der Säule und dann eilte sie zum Predigtpult, um das Gebetbuch der Äbtissin zu holen. Wie von tausend wilden Teufeln verfolgt, rannte sie eilig aus dem Kirchenraum. Nur langsam beruhigte sich ihr wild klopfendes Herz und sie verlangsamte ihre Schritte. Dann blieb sie vor den Gemächern der Äbtissin stehen und atmete tief durch, um sich zu sammeln. Sie war durch ihre Neugierde in etwas hineingeraten, was sie nun in Schwierigkeiten gebracht hatte. Sollte sie es der ehrwürdigen Mutter sagen? Sie klopfte an und wurde eingelassen. Susanna konnte durchaus erkennen, dass die Äbtissin die Beunruhigung in Susannas Gesicht sah, aber sie sagte nichts. Sie dankte ihr einfach für das Buch und entließ die junge Novizin. Susanna ging zur Tür und wollte sie schon öffnen, als sich nochmal inne hielt.

„Ehrwürdige Mutter....?“

„Ja mein Kind. Was hast du?“

Susanna starrte die hochgewachsene Frau in ihrer Ordenstracht an. Sie fühlte sich mit einem Mal unbehaglich und von den Blicken durchbohrt. Und sie war sich nicht mehr sicher, ob sie wirklich bekennen sollte, was sie gesehen hatte. Sie schwieg.

„Verzeiht ehrwürdige Mutter.... Ich dachte....“

Sie brach ab. Und fuhr dann fort:

„Es ist nichts ehrwürdige Mutter. Erlaubt mir, dass ich mich zurückziehe.“

Die Äbtissin nickte. Susanna hatte es ihr sagen wollen. Aber warum hatte sie den Verdacht, dass die Äbtissin alles schon wusste?

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