Kitabı oku: «Sea and Fall», sayfa 2

Yazı tipi:

Draußen sah ich das andere Auto. Es war eine schwarze Limousine, die ziemlich teuer aussah und vorne vom Aufprall leicht zusammengeschoben war. Ob es den Insassen gut ging?

Ein Mann stieg hinten aus dem Wagen aus und rannte zur Fahrertür. Ein Passant half ihm den Fahrer herauszuholen und leistete wahrscheinlich erste Hilfe. Sie legten den Mann auf den Boden und brachten ihn in die stabile Seitenlage. Anscheinend war er ansprechbar, da ich sah wie sie mit ihm redeten und immer wieder nickten.

Während der Passant beim Fahrer blieb, kam der adrette Typ zu mir herüber gerannt. Er war groß, trug einen Anzug und hatte, soweit ich es sehen konnte, längeres, dunkles Haar. Meine Sicht wurde jedoch immer verschwommener. Was war denn los mit mir? Warum wurde alles so undeutlich?

>> Miss, alles in Ordnung? Sind Sie verletzt?<< hörte ich den Mann fragen, doch ich konnte ihm nicht antworten. Ich öffnete zwar meine Lippen, glaubte ich, aber irgendwie kam dabei kein Ton heraus.

>> Mein Name ist Ethan, ich hole Sie jetzt hier raus, können Sie mir ihren Namen sagen?<<

Das wollte ich wirklich gerne tun, aber es gelang mir einfach nicht. Sarah, dachte ich immer wieder, aber es blieb in meinem Kopf gefangen und schaffte es nicht über meine Lippen. Verdammt, es konnte doch nicht so schwer sein, ein paar Laute aus dem Mund zu bekommen. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, es gelang mir einfach nicht.

>> Sie dürfen jetzt nicht einschlafen, Sie müssen wach bleiben. Ich hole Sie durch die Beifahrertür heraus, die andere kriege ich nicht auf, die klemmt zu sehr an der Häuserwand fest. Aber bitte bleiben Sie wach!<<

Ich spürte, wie er mir am Arm zog, mich versuchte herauszuheben, doch ich klemmte anscheinend fest, denn im nächsten Moment war er direkt neben mir und hantierte an meinem linken Arm herum.

Verdammt roch er gut. So männlich und frisch, aber dennoch nicht aufdringlich, sondern dezent. Der Duft erinnerte mich an das Meer, den Strand und an stürmische Tage, an denen die Wellen besonders hoch schlugen.

Warum hatte ich eigentlich keine Schmerzen, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. War es der Schock, oder war ich gar nicht schwer verletzt und war nur müde, weil mich der Abend so viel Kraft gekostet hatte. Weil Lydia mich etwa so viele Nerven gekostet hatte?

>> Ihr Arm ist eingeklemmt, aber ich glaube ich kriege ihn da heraus. Kann sein, dass es ein wenig schmerzt.<<

In dem Moment durchfuhr mich auch schon ein heftiges Ziehen und ich glaubte einen Laut des Schmerzes von mir gegeben zu haben, ein Stöhnen, doch dann war es auch schon wieder vorbei und er zog mich vorsichtig aus dem Wagen heraus.

Es war umständlich und kostete ihn wohl eine Menge Kraft, da er ein wenig ächzte und lauter atmete. Ich war zwar nicht sonderlich schwer, wog in etwa 53 kg, aber mich über die Mittelkonsole und den Beifahrersitz herauszumanövrieren war ein Kunststück.

Doch die Mühe hatte sich gelohnt, denn immerhin war ich endlich draußen, lag in seinen starken Armen und spürte die frische kühle Abendluft, die mir in die Nase stieg.

>> Es kommt gleich ein Krankenwagen, der wird sich dann um Sie kümmern. Sie haben ordentlich was abbekommen, aber das wird schon wieder, ich passe auf Sie auf, also keine Angst, bleiben Sie bitte nur wach.<<

Seine Stimme war mit ihrem angenehm tiefen und dunklen Ton sehr beruhigend, sodass ich mich ein wenig entspannte. Aber nicht nur seine Stimme, sondern auch sein Griff um mich herum, sorgte dafür, dass ich mich sicher und geborgen fühlte, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Müde und schlapp legte ich meinen Kopf an seinen harten Bizeps, den er vollkommen angespannt hatte und mir zeigte, wie trainiert er war.

Er wollte mich grade auf den Boden legen und wahrscheinlich auch in die stabile Seitenlage bringen, als ich mich noch stärker an ihm festklammerte und versuchte zu sprechen.

>> Ist gut. Ich halte Sie weiter fest, aber beruhigen Sie sich. Sie brauchen ihre Kraft um wach zu bleiben.<<

Ich entspannte mich wieder ein wenig und genoss das Gefühl seiner Umarmung.

Durch die Beleuchtung der Laternen und der Schaufenster konnte ich sein Gesicht nun genauer betrachten. Es hatte starke kantige Züge und war ziemlich maskulin, was mir sehr gefiel. Seine Haare waren wirklich schwarz, wie ich es eben gesehen hatte, dicht und leicht gewellt. Sie wurden hinter den Ohren zurückgehalten, nur eine Strähne war ihm ins Gesicht gefallen, die ich ihm zu gern weggestrichen hätte.

Seine Lippen waren voll und hatten einen schönen Schwung. Unter seinen Lippen war ein kleiner Ziegenbart vorzufinden, der ihn ein wenig frech wirken ließ.

Ein wenig Blut, das ihm an der Stirn klebte, verunstaltete sein perfektes Gesicht jedoch. War er auch verletzt? Oder war das mein Blut? Hoffentlich hatte ich nicht seinen schönen Anzug ruiniert, als er mich aus dem Auto gezogen hatte, schoss es mir durch den Kopf. Ein vollkommen unpassender Gedanke, da es das letzte war, worüber ich mir gerade den Kopf zerbrechen sollte, aber so war ich nun einmal.

Als letztes schaute ich ihm in die Augen, sah das strahlende, dunkle grün, tief wie ein Ozean, in dem ich mich verlieren konnte, bevor sich alles drehte und ich nicht mehr gegen meine Müdigkeit ankämpfen konnte.

>> Nein, nicht! Bleiben Sie wach!<<

Ich versuchte krampfhaft mich an seinem Blick festzuhalten, der mich wie ein starker Magnet anzog, doch ich verlor den Kampf. So gerne wollte ich wach bleiben, ihn weiter ansehen, seiner Stimme lauschen und seinen betörenden Duft weiter einatmen, doch das schwarze Loch der Bewusstlosigkeit saugte mich immer tiefer in sich hinein, bis ich schließlich vor Erschöpfung losließ.

Kapitel II

Schmerzen. Unerträgliche Schmerzen. Ich konnte mich nicht erinnern schon einmal solche Kopfschmerzen gehabt zu haben.

Was war passiert? Und wo war ich überhaupt?

Hektisch blickte ich mich im Zimmer um. Zwar sah das Zimmer auf den ersten Blick nicht wie ein Krankenhauszimmer aus, aber es schien eins zu sein. Der Fußboden war mit Laminat verlegt, oder war es PVC? Jedenfalls war es eine helle Holzmaserung, die dem Raum, zusammen mit den gelben Wänden, einen warmen Ton verlieh. Die Beleuchtung war sehr gedämpft und die Vorhänge, die den Raum verdunkelten, sahen sehr edel aus.

Alles in allem, sah dieses Zimmer überhaupt nicht nach einem Krankenhaus aus. Wenn ich nicht einen Tropf neben mir gehabt hätte und Monitore neben mir stünden, hätte ich gedacht, dass ich in einem Hotelzimmer gewesen wäre. Selbst die Bettwäsche war nicht typisch weiß, sondern dunkelblau mit goldenen Stickereien verziert.

Um mich herum standen etliche Blumensträuße. Weiße Rosen, rote Germini, gelbe und orangene Tulpen, ein paar Blumen deren Namen ich nicht kannte und meine Lieblingsblumen, wunderschöne weiße Lilien. Rechts neben den Blumensträußen standen dutzend Pralinenpackungen aufgetürmt. Allein beim Anblick wurde mir schlecht. Wenn ich die alle essen würde, könnte ich meinen Krankenhausaufenthalt direkt verlängern, um eine Entschlackungskur durchzuziehen. Ich grinste leicht, doch als mich der Schmerz durchfuhr, ließ ich es schnell sein. Am besten ich verzog keine Miene.

Plötzlich bewegte sich etwas an meinem linken Fußende. Ich versuchte mich ein wenig zu erheben, um zu sehen was oder besser wer das war, doch ich war zu schwach. Hatten diese Betten nicht immer solche Knöpfe, mit denen man es ganz einfach verstellen konnte?

Ich griff zu der Fernbedienung auf dem Nachtschrank, was eine Ewigkeit zu dauern schien und anstrengender war, als gedacht, doch ich schaffte es und war anschließend stolz auf meine Leistung.

Im nächsten Augenblick fuhr ich auch schon mit dem Kopfteil nach oben und schaute zum Fußende. Auf einem Stuhl saß ein Mann mit dunklen Haaren, dessen Kopf auf seinen Armen ruhte. Jacob. Erleichterung durchfuhr mich. Ich hätte ihn am liebsten schlafen lassen, doch da seine Position nicht gerade gesund aussah und ich wissen wollte, wo ich genau war, entschloss ich mich dazu, ihn zu wecken.

>> Jacob.<< flüsterte ich sanft.

Wer weiß, wie lange er schon da lag und wie lange ich überhaupt geschlafen hatte. Doch er rührte sich nicht, also wiederholte ich meine Anstrengungen, diesmal jedoch etwas lauter.

>> Jacob, wach auf!<<

Mit einem Ruck fuhr er hoch und sah sich verwirrt um. Ob es ihm auch so ging wie mir, dass er sich erst einmal einen Überblick verschaffen musste, um zu begreifen, wo er hier gelandet war?

Doch dann sah er mich, sah, dass meine Augen geöffnet waren und lächelte mich an.

>> Sarah! Du bist wach, endlich! Wie geht es dir?<< Während er das sagte, stand er auf und beugte sich zu mir.

>> Ich hab ziemliche Kopfschmerzen, aber sonst geht es glaube ich.<<

Ich merkte, wie mich das Sprechen anstrengte, wie sehr es mich auslaugte. Normalerweise war Sprechen doch das Leichteste der Welt und nun fühlte ich mich nach diesem einen Satz, als ob ich einen Marathon gelaufen wäre und jetzt aus dem letzten Loch pfiff.

>> Ich hole schnell einen Arzt, der soll mal einen Blick auf dich werfen. Du warst so lange weg, ich hatte schon Angst, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Bin gleich wieder da und schön wach bleiben. Blamier mich nicht meine Süße.<<

Bevor ich überhaupt Fragen stellen konnte, war Jacob schon auf dem Gang verschwunden. Wie lange ich wohl bewusstlos gewesen war? Was war mit meinem Job? Wussten meine Kinder was passiert war? Was war mit dem anderen Fahrer? War er schwer verletzt oder sogar noch schlimmer? Panik keimte in mir auf und ich merkte, wie die Schmerzen immer schlimmer wurden. Beruhige dich, dachte ich und schloss die Augen. Dabei konzentrierte ich mich voll und ganz auf meine Atmung, doch der Schmerz wollte einfach nicht nachgeben.

Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür und zwei Männer kamen auf mich zu. Jacob hatte anscheinend einen Arzt gefunden. Er war schon älter. Ich schätzte ihn auf Anfang 50. Seine kurzen Haare waren grau, fast schon weiß und sein Gesicht war durch viele interessante Falten, die sein Leben wiederspiegelten, gezeichnet. Insgesamt machte der Arzt einen sympathischen Eindruck auf mich, sodass ich mich wieder entspannte.

>> Ms Huber? Ich bin Dr. Welsh, ihr behandelnder Arzt. Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Mr Harris, sagte mir, dass Sie über Kopfschmerzen klagen würden. Tut Ihnen sonst noch etwas weh, oder empfinden Sie irgendetwas als unangenehm oder störend?<<

>> Nur die Kopfschmerzen und ein wenig Übelkeit.<<

>> In Ordnung, ich werde Sie kurz untersuchen und ihnen erklären, was genau passiert ist und was wir festgestellt haben.<<

Ich nickte und dann fing Dr. Welsh auch schon an, sämtliche Fachausdrücke auf Englisch um sich zu werfen. Ich nickte immer eifrig und schaute hier und da mal verzweifelt zu Jacob, wenn ich dachte, dass Dr. Welsh meinen Blick nicht sehen konnte. Ich konnte wirklich gut Englisch sprechen und ich verstand auch so gut wie alles, aber wenn es um Fachausdrücke ging, musste ich passen.

Ich hatte nie die Leute verstanden, die ins Ausland ausgewandert waren, ohne die Sprache richtig zu beherrschen. Wie wollten sie in einem Land Fuß fassen, wenn sie sich über die einfachsten Dinge nicht verständigen konnten? Das konnte doch nur schief gehen und sogar gefährlich werden, wenn sie in eine Lage kämen, in der ich nun steckte. Und obwohl ich gutes Englisch sprach, saß auch ich nun in der Klemme und verstand nichts. Panik erfasste mich wieder einmal und ich verfluchte sie jetzt schon.

Ich musste irgendwie herausfinden, was ich hatte. Ich musste mir die Fachausdrücke merken und sie dann später nachschlagen.

In den nächsten 15 Minuten tastete Dr. Welsh mich weiter ab und überprüfte, wo ich Schmerzen hatte. An meinem linken Arm war ein Gips, den ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Der Arm war anscheinend gebrochen, aber immerhin war es wohl ein unkomplizierter Bruch. An meinen Rippen hatte ich allem Anschein nach eine leichte Prellung, ebenso wie an meinem Knöchel.

Nach der Untersuchung erzählte mir der Arzt, dass ich viel Ruhe bräuchte, kein Fernsehen anmachen und auch Musik sowie jegliche anderen Geräusche vermeiden sollte. Das schienen ja ganz aufregende Tage zu werden, dachte ich bei mir und schaute Jacob gequält an, doch der blickte nur ernst und besorgt drein.

Als Dr. Welsh endlich den Raum verlassen hatte, war ich erleichtert. Eine Schwester sollte mir gleich etwas zu trinken und Medikamente bringen, die meine Schmerzen lindern sollten, was ich kaum erwarten konnte.

>> Du hast riesiges Glück gehabt.<<

>> Was habe ich denn jetzt genau? Das mit den Prellungen und dem Arm habe ich verstanden, aber was ist mit meinem Kopf?<<

Jacob verstand sofort was ich meinte und holte sein Smartphone aus der Jackentasche hervor. Eilig tippte er etwas ein und hielt es mir dann vor die Augen. „Leichtes Schädelhirntrauma“ stand auf dem Display, nachdem er es in einen Übersetzer eingegeben hatte. Das klang alles andere als gut. Deshalb auch die Kopfschmerzen und Übelkeit.

>> Muss ich sonst noch was wissen?<<

>> Den Rest hast du verstanden, denke ich. Viel ausruhen, keinen Lärm und keine Aufregung.<<

Ich nickte und legte mich bequemer hin, damit Jacob auch mehr Platz hatte.

>> Schön, dass du da bist.<<

>> Ich lass doch mein Mädchen nicht im Stich.<<

Er grinste, wurde dann aber wieder ernst.

>> Julian war auch kurz da. Er war es, der mich angerufen hat.<<

Julian war mein Mann, jedenfalls noch, was sich allerdings in etwa drei Monaten ändern sollte.

>> Und Emma und Ben?<<

Das waren meine Kinder. Als ich gerade 17 gewesen war und mein Abitur machte, merkte ich, dass ich schwanger war. Kurz nach meinem Abschluss kam Emma dann zur Welt. Ein Jahr später heiratete ich Julian, da ich dachte, dass er der Mann fürs Leben wäre, immerhin hatten wir viel durchgestanden und waren immer noch unzertrennlich gewesen. Während meines Studiums, das ich kurz nach Emmas Geburt begann, wurde ich wieder schwanger. Ich wollte kein Einzelkind haben und wollte auch nicht, dass zwischen den beiden Kindern so viel Abstand war, weswegen zwei Jahre nach Emma dann Ben zur Welt kam.

>> Julian meinte, dass er sie angerufen hätte, aber erst einmal abwarten wolle, wie es mit dir weitergeht... Sieh mich nicht so an, er wollte die beiden nur nicht unnötig aufregen.<<

>> Wie lang war ich denn bewusstlos?<<

>> Etwa 30 Stunden. Ich bin sofort hierher gefahren, als Julian mich anrief. Du hast mich vor Pauls Familie gerettet.<<

>> Gern geschehen.<<

>> Aber nächstes Mal reicht auch ein Fake-Anruf.<<

Als ich grinste, merkte ich wieder die Schmerzen, diesen Stich, der quer durch meinen Kopf zu laufen schien. Wie eine Kettensäge, die mein Gehirn in zwei Hälften teilte.

Doch in dem Moment kam die Schwester mit dem Schmerzmittel herein und gab es direkt in meinen Zugang. Immerhin würde es so schneller wirken. Als sie den Raum verlassen hatte, redete Jacob weiter.

>> Ziemlich schnuckeliger Typ der dich da angefahren hat. Er war öfter hier, als du noch bewusstlos warst und hat dafür gesorgt, dass du dieses Zimmer hier bekommst.<<

>> Wieso?<<

>> Keine Ahnung. Erst warst du auf einer normalen Station in einem Zweibettzimmer, aber das schien ihm nicht zu gefallen und hat dich hierhin verlegen lassen. Scheint Geld und Einfluss zu haben. Die tanzen alle nach seiner Pfeife.<<

>> Mhm.<<

Ich merkte, wie das Schmerzmittel langsam zu wirken begann und ich müder wurde.

>> Möchtest du schlafen?<<

Ich nickte träge und hatte Mühe meine Augen offen zu halten.

>> Ok, dann ruh dich aus. Ich geh mich dann mal frisch machen und was essen. Soll ich dir was von zu Hause mitbringen?<<

>> Was zum Anziehen, Zahnbürste und so ein Zeug. Ach ja, kannst du vielleicht auf der Arbeit Bescheid geben?<<

>> Mache ich. Dann schlaf gut, Süße.<<

Nachdem er mir noch einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte, machte sich Jacob auf den Weg und ich fiel in einen tiefen angenehmen Schlaf.

>> Ist sie immer noch nicht wieder wach?<<

>> Doch sie war kurz wach, aber sie braucht viel Ruhe. Sie hatte starke Kopfschmerzen, weshalb sie etwas dagegen bekommen hat. Es ist gut, dass sie schläft, so holt sich ihr Körper was er braucht.<<

Wer redete da? Redeten sie über mich? Langsam versuchte ich aus meinem tiefen Schlaf aufzuwachen. Ich war zu neugierig, wer da gerade gesprochen hatte. Doch als ich aufwachte, konnte ich zunächst niemanden erkennen.

Der Raum schien leer zu sein. Das Sonnenlicht wurde weiterhin durch die Vorhänge ausgesperrt, sodass es immer noch angenehm dunkel war. Als ich das Bett ein wenig höher stellte, öffnete sich die Tür und ein großer Mann mit dunklen, längeren Haaren und einem kleinen Ziegenbart kam herein. Der Mann, der mich aus dem Auto gezogen hatte, schoss es mir durch den Kopf und irgendwie freute ich mich darüber, dass er hier war.

Er trug einen dunklen, dreiteiligen Nadelstreifenanzug, wobei er das Jackett über den Arm gelegt hatte. Das Hemd war hellblau, die Krawatte hingegen dunkelblau. Ich hatte schon immer etwas für Männer in schicken Anzügen übrig gehabt, vor allem für welche in Dreiteilern und wenn sie auch noch so durchtrainiert waren wie er, war ich verloren. Diese breiten muskulösen Schultern, die nicht zu übersehen waren, da er ja das Jackett nicht trug, faszinierten mich. Vor Verlangen biss ich mir auf die Lippe und malte mir seinen Körper darunter in Gedanken aus.

Schluss damit dachte ich mir und wendete den Blick von seinem Oberkörper ab, um ihm in die Augen zu sehen.

>> Hallo.<< begrüßte ich ihn eher krächzend, da meine Stimmbänder wohl noch nicht ganz aufgewacht waren. Er zuckte kaum merklich zusammen, als er mich auch schon freundlich anlächelte. Hatte ich ihn erschreckt?

>> Oh. Guten Morgen. Ich wusste nicht, dass Sie wach sind.<<

>> Ich hatte vorhin jemanden reden hören.<<

>> Dann haben Dr. Welsh und ich Sie geweckt? Das tut mir Leid, dass wollte ich nicht.<<

>> Schon ok.<<

Er grinste, was mich einfach nur umhaute und in mir ein leichtes ungewohntes Kribbeln entfachte.

>> Ich bin...<<

>> der Mann, der mich aus dem Auto befreit hat.<< beendete ich seinen Satz, nachdem ich mich wieder zusammengerissen hatte.

>> Richtig. Ethan Thatcher. Leider auch der Mann, weswegen Sie überhaupt den Unfall hatten.<<

>> Wie geht es dem Fahrer? Ist er schwer verletzt?<< Diese Frage beschäftigte mich schon die ganze Zeit, seitdem ich das erste Mal aufgewacht war.

>> Dem...<< begann er den Satz, unterbrach ihn jedoch und wurde auf einmal angespannter. >> Dem geht es zu meinem Missfallen blendend.<<

>> Ich verstehe nicht...<<

>> Ich hatte an dem Abend einen anderen Fahrer beauftragt, weil mein Fahrer, den ich sonst immer habe, einen Tag frei hatte. Jedenfalls hatte sich der Fahrer an diesem Abend wohl ein paar Drinks genehmigt. So etwas verurteile ich. Ich trinke gerne, wenn ich mich mit Geschäftspartnern treffe, weswegen ich einen Fahrer benötige, der nüchtern ist.<<

>> Wie viel hat er denn getrunken?<<

>> Viel zu viel. Er hatte eine ordentliche Menge Alkohol im Blut, sodass er nicht mehr befugt war Auto zu fahren. Er wird sich daher vor Gericht verantworten müssen. Aber viel mehr interessiert mich wie es ihnen geht. Dr. Welsh sagte, Sie hätten über starke Kopfschmerzen geklagt?<<

>> Es geht mir besser. Die Schmerzmittel wirken ganz gut.<<

>> Das freut mich. Es tut mir wirklich Leid, die Sache mit dem Unfall meine ich.<<

>> Sie konnten doch nichts dafür. Danke, dass Sie mir geholfen haben aus dem Auto herauszukommen.<<

>> Das war selbstverständlich.<<

>> Und wie geht es ihnen? Wenn ich mich recht erinnere hatten Sie Blut an der Stirn.<<

>> Mir ist nichts passiert. Alles heil, noch nicht einmal einen Kratzer.<<

>> Und ihr Anzug?<<

>> Was ist mit meinem Anzug?<<

Er blickte an sich herunter und begutachtete seine Kleidung, woraufhin ich schmunzeln musste.

>> Habe ich ihren Anzug mit Blut oder dergleichen beschmutzt, als Sie mich aus dem Auto gezogen haben? Dann bezahle ich die Reinigung.<<

Er sah mich ungläubig an, bevor er lachend den Kopf schüttelte.

>> Darüber machen Sie sich wirklich Gedanken?<<

>> Er sah teuer und edel aus.<<

>> Wenn ich so etwas trage, dann kann ich mir wohl auch eine Reinigung leisten.<<

>> Trotzdem würde ich es gern übernehmen, immerhin habe ich ihn beschmutzt.<<

>> Und wegen mir hatten Sie den Unfall, also Schluss jetzt. Sie sollten mehr an sich denken.<<

Er sollte weiterreden. Seine Stimme war einfach so angenehm, dass ich ihr stundenlang lauschen konnte. Dieser tiefe, gleichmäßige Bariton klang wie Musik in meinen Ohren.

>> Kann ich ihnen denn noch etwas Gutes tun?<<

>> Das haben Sie doch schon mit diesem Zimmer. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen.<<

>> Doch, das war nötig. Sie sollen sich ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Das funktioniert nicht in Mehrbettzimmern, die aussehen, wie der Arbeitsraum eines Schlachters.<<

Ich musste lachen. Eigentlich hatte er Recht. Die Zimmer in den Krankenhäusern, sahen immer so steril aus, als ob man, falls mal jemand in solch einem Zimmer eine Sauerei, durch Blut oder ähnlichem anrichten würde, nur den Hochdruckreiniger holen müsste und es anschließend wieder lupenrein wäre.

Ich hasste Krankenhäuser, so sehr, dass ich schon eine Gänsehaut bekam, wenn ich nur an ihnen vorbeiging. Aber in diesem war es anders. Wahrscheinlich lag es daran, dass es überhaupt nicht nach einem Krankenhaus aussah, sondern eher nach einem Hotelzimmer. Ich wusste zwar noch nicht wie der Gang und der Rest aussah, aber das würde ich vielleicht heute noch herausfinden. Vorausgesetzt, ich durfte aufstehen und herumlaufen.

>> Danke.<<

>> Gern geschehen. Also noch irgendwelche Wünsche?<<

>> Im Moment nicht.<<

>> Gut. So gern ich jetzt noch weiter mit Ihnen plaudern würde, aber ich muss leider los. Die Arbeit ruft, aber ich werde heute Abend noch einmal vorbei kommen, wenn ich darf.<<

>> Ich möchte nicht, dass Sie sich solche Umstände für mich machen. Sie haben sicherlich sehr viel zu tun. Genießen Sie ruhig ihren Feierabend.<<

>> Und was ist, wenn ich meinen Feierabend nur in Ihrer Gesellschaft genießen kann?<<

Wie bitte? Flirtete er gerade mit mir? Sein Grinsen war umwerfend und ließ eine perfekte grade Zahnreihe aufblitzen. Dieser Mann sah einfach zu gut aus und das wusste er auch. Er war definitiv kein Typ Mann, auf den man sich einlassen sollte. Es konnte einfach nur schlecht ausgehen und das konnte ich einfach nicht gebrauchen. So sehr er mich auch reizte und meinen Bauch zum Kribbeln brachte, ich durfte nicht auf seine Charmeattacken hereinfallen.

>> Ich denke, da gibt es sicherlich noch bessere Möglichkeiten, aber Sie können gerne kommen, wenn sich nichts anderes ergibt.<<

>> Dann bis heute Abend Ms Huber.<<

>> Einen angenehmen Arbeitstag Mr. Thatcher.<<

Als er zur Tür ging, bewunderte ich seinen knackigen Hintern, der sich bei jedem Schritt unter der gespannten Hose des Anzugs abzeichnete. Beim Schließen der Tür sah er mich noch einmal lächelnd an und zwinkerte mir zu. Automatisch lächelte ich zurück und merkte erst jetzt, dass es mir überhaupt nicht Recht war, dass er ging. Nun war ich allein in diesem Zimmer und auf einmal fühlte es sich auch wie ein richtiges Krankenhauszimmer an. Die negativen Gefühle, die ich mit Krankenhäusern verband stiegen in mir auf und ich merkte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte und mein Herz immer schneller schlug. Ich bekam eine Panikattacke. Ich musste hier unbedingt raus. Ich konnte mich doch auch zu Hause ausruhen. Eilig drückte ich auf den Knopf, damit eine Schwester zu mir käme.

Wenig später öffnete sich wieder die Tür und eine ältere Schwester kam zu mir ans Bett.

>> Was kann ich für Sie tun. Ms Huber?<<

>> Könnte ich vielleicht kurz einen Arzt sprechen?<<

>> Geht es ihnen nicht gut?<<

>> Doch, doch, ich würde nur gern wissen, wann ich nach Hause darf.<<

>> Ich werde Dr. Welsh später zu Ihnen schicken, aber im Moment operiert er noch.<<

Immerhin hatte sie nicht sofort gesagt, dass ich hier bleiben musste. Aber auch wenn sie das gesagt hätte, würde ich mich durchsetzen. Das hatte ich bisher immer getan. Ich würde hier nicht bleiben!

>> In Ordnung, vielen Dank.<<

Im Verlauf des Tages schlief ich immer wieder ein. Aber was sollte ich auch anderes machen. Ich durfte weder lesen noch fernsehen, geschweige denn aufstehen. Es war wirklich langweilig.

Jacob war noch einmal kurz vorbeigekommen, aber auch er musste zur Arbeit. Immerhin war es Montag und die Arbeit vom Wochenende konnte auf niemanden warten. Sogar Julian kam vorbei, aber auf ihn hatte ich wirklich keine Lust. Wir unterhielten uns nur kurz, klärten, dass er unsere Kinder anrief und Entwarnung gab. Sie mussten sich nicht extra auf den Weg zu mir machen.

Als wir nach Australien gekommen waren, war es der Wunsch von beiden gewesen auf ein Internat zu gehen. Emma war sehr sportlich und betrieb schon von klein auf Kunstturnen und Ballett, weswegen sie auf ein Sportinternat ging. So konnte sie täglich stundenlang trainieren und hatte dennoch Zeit für ihre Freundinnen.

Bei Ben war es etwas schwieriger gewesen. Im Alter von vier Jahren machten wir einen Intelligenztest bei ihm, da er sehr wissbegierig und den anderen Kindern in seinem Alter immer ein weites Stück voraus war. Dabei kam heraus, dass er hochbegabt war.

Zunächst ließen wir ihn auf eine normale Schule gehen, doch als nach ein paar Monaten die ersten Probleme auftraten, schickten wir ihn auf eine Schule für Hochbegabte. Ich wollte nicht, dass er unter seiner Hochbegabung leiden musste. Leider war diese Schule eine Stunde entfernt, sodass er viel Zeit für die Fahrerei opferte. Deshalb entschied auch er sich für ein Internat in Australien und war dort sehr glücklich.

An den Wochenenden kamen sie zu uns. Immer abwechselnd ein Wochenende zu ihrem Vater und anschließend ein Wochenende zu mir, es sei denn, es gab Wettbewerbe oder dergleichen.

Am Abend kam dann endlich Dr. Welsh, als ich schon gar nicht mehr mit ihm rechnete und ich schon etliche Panikattacken überstanden hatte.

>> Sie wollen wissen, wann Sie nach Hause gehen können?<<

>> Richtig. Ich kann mich doch auch zu Hause ausruhen.<<

>> Ich möchte Sie gerne noch ein bis zwei Tage hier behalten. Sie haben ein leichtes Schädelhirntrauma. Das sollten Sie nicht unterschätzen. Sie haben immer noch starke Kopfschmerzen und auch die Übelkeit ist ein Indiz dafür, dass wir Sie weiter beobachten sollten.<<

>> Aber ich kann mich doch zu Hause ausruhen und wenn ich merke, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist, komme ich wieder.<<

>> Ms Huber...<<

In diesem Moment klopfte es an der Tür und Ethan kam herein.

>> Mr Thatcher.<< begrüßte ihn Dr. Welsh mit einem Nicken, bevor er sich wieder zu mir drehte und fortfuhr.

>> Ms Huber, ich rate ihnen dringend davon ab. Seien Sie vernünftig.<<

>> Wovon raten Sie ab?<< mischte sich Ethan ein.

>> Dass ich nach Hause gehe.<< antwortete ich scharf, da mir die Antwort von Dr. Welsh überhaupt nicht gefiel. Eigentlich war ich nicht sauer auf Ethan, auch nicht auf Dr. Welsh, aber es gefiel mir einfach nicht, hier bleiben zu müssen.

>> Ms Huber möchte gern entlassen werden, aber das halte ich für keine gute Idee. Sie war lange bewusstlos, was ein Zeichen dafür ist, dass ihre Verletzungen massiv waren. Wir sollten sie lieber noch ein paar Tage beobachten, um sicher gehen zu können, dass alles in Ordnung ist.<<

>> Sie wird hier bleiben.<<

Ich glaubte mir fielen gleich die Augen heraus. Ungläubig starrte ich Ethan einen Moment an, bevor ich meine Fassung wiedererlangte. Ethan und Dr. Welsh unterhielten sich, als ob ich überhaupt nicht anwesend wäre. Das ging zu weit. Auch wenn er es nett meinte und viel für mich getan hatte, aber das ging definitiv zu weit!

>> Das entscheide immer noch ich. Ich kann selbst Entscheidungen treffen!<< fauchte ich Ethan an.

>> Dann triff auch die richtigen Entscheidungen!<< Bei seinem Ton zuckte ich ein wenig zusammen. Ich hätte nie gedacht, dass er so wütend klingen und dabei so sexy aussehen konnte.

>> Du hattest einen schweren Autounfall. Ich musste sehen, wie du bewusstlos wurdest und erst gute 30 Stunden später wieder zu dir kamst. Das, zusammen mit deinen Schmerzen, zeigt doch, dass dein Körper noch Ruhe braucht und die hast du hier. Die wirst du nicht zu Hause haben.<<

>> Das kann ihnen doch egal sein.<<

>> Ist es aber nicht!<<

>> Aber....<<

>>Kein „aber“ Sarah! Du bleibst hier!<<

Dabei klang er so aufgebracht und angespannt, dass ich mich ein wenig vor ihm fürchtete. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Wenn ich ihn so betrachtete, war er insgesamt sehr angestrengt, wahrscheinlich war jeder Muskel in seinem Körper auf Hochspannung und kurz davor zu explodieren, wenn ich ihm noch weiter Paroli bot. Dabei fiel mir auf, dass er mich zum ersten Mal Sarah genannt hatte, was mir gut gefiel.

>> Wann darf ich denn wenigstens aufstehen Dr. Welsh?<< fragte ich, um Ethan zu beruhigen.

Ich würde mich nicht gegen den Willen des Arztes entlassen, auch wenn ich es noch so sehr wollte und ich wollte es nicht mit einem wütenden Ethan zu tun bekommen. Dieser Gedanke machte mir mehr Angst, als ein Aufenthalt im Krankenhaus und das sollte was heißen.

>> Sie können es gleich einmal versuchen, aber nur zur Toilette und dann wieder direkt ins Bett.<<

>> Danke.<<

Ethan stand immer noch unter Hochspannung neben mir und beäugte mich kritisch. Er hatte sich keinen Zentimeter gerührt. Atmete er überhaupt noch? Wir sahen uns die ganze Zeit über entschlossen in die Augen, als ob Leben und Tod davon abhinge, wer zuerst dem Blick ausweichen würde.

Als die Tür sich schloss und Dr. Welsh draußen war, atmete er hörbar aus, ohne jedoch den Blick abzuwenden. Eine Zeitlang standen wir reglos da und starrten einander an. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte nicht diejenige sein, die die Ruhe unterbrach. Er sollte sich zuerst äußern, immerhin war er es, der sich in meine Angelegenheiten eingemischt hatte.

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