Kitabı oku: «Vorsorgen statt Hamstern», sayfa 2
Vogelgrippe H5N1
Als Vogelgrippe wird eine Viruserkrankung der Vögel, also zunächst einmal eine Tierseuche bezeichnet, die durch das Influenza-A-Virus H5N1 hervorgerufen wird. Das Hauptgeschehen der Vogelgrippe fand ab 2004 statt. Ausgehend von der Region um Hongkong verbreitete sich der Erreger weltweit und wurde von der WHO der Pandemie-Warnstufe „Alarmphase“ zugeordnet.
Allerdings ist die Vogelgrippe eine Zoonose, d. h. eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann und dann häufig tödlich endet, vielfach infolge eines Lungenoder Multiorganversagens. Zwar waren Personen mit intensivem Kontakt zu infizierten Tieren besonders gefährdet, jedoch wurden auch Übergänge von Mensch zu Mensch berichtet.
Die WHO-Statistik wies am Ende 861 Erkrankungen und 455 Todesfälle in 17 Ländern in Asien, Afrika, Südosteuropa und Nordamerika aus. Zwar wurde das Risiko für Menschen, an einer H5N1-Infektion zu erkranken, von Experten weltweit als äußerst gering eingeschätzt. Allerdings befürchteten viele, dass das Vogelgrippevirus sich zukünftig mit einem Erreger der Humangrippe kreuzen und dann leichter von Tier zu Mensch oder gar von Mensch zu Mensch übergehen könnte.
Dazu trugen auch die Ergebnisse von Forschern bei, die 2005 den Erreger der Spanischen Grippe rekonstruierten und feststellten, dass das H1N1-Virus unmittelbar von einem Vogelgrippe-Virus abstammte und nach nur wenigen Mutationen die Fähigkeit entwickelt hatte, den Menschen zu befallen.
Coronaviren SARS-CoV und MERS-CoV
Das SARS-CoV (neuerdings auch als SARS-CoV-1 bezeichnet) gehört wie das neue SARS-CoV-2 zur Spezies des SARS-assoziierten Coronavirus. Dabei bezeichnet SARS die verursachte Infektionskrankheit „Severe acute respiratory syndrome“ (Schweres akutes Atemwegssyndrom), deren klinisches Bild einer atypischen Lungenentzündung (Pneumonie) entspricht.
Der erste größere Ausbruch der Krankheit war die SARS-Pandemie 2002/03, die von Südchina ausging und ihre Schwerpunkte in Asien und Nordamerika hatte. Als erste Pandemie des 21. Jahrhunderts veranschaulichte sie die rasche Ausbreitung einer Krankheit in der globalisierten Welt und wurde weltweit massiv von den Medien begleitet.
Die WHO bezifferte am Ende 8096 Infektionsfälle in 25 Ländern auf fünf Kontinenten, davon 774 Tote und 7322 Genesene, was einer Letalitätsrate von 9,6 % entsprach.
Das MERS-CoV entstammt ebenfalls der Familie der Coronaviren. MERS bezeichnet ein seit 2012 im Nahen Osten aufgetretenes respiratorisches Syndrom, das beim Menschen mit einer schweren Infektion der Atemwege, Lungenentzündung und/oder Nierenversagen einhergehen kann. Mangels einer ausreichend großen Zahlenbasis lässt sich der Anteil der Erkrankten an den Infizierten nicht beziffern und lediglich für die den Behörden bekannt gewordenen Erkrankungen feststellen, dass diese meist schwer und oft tödlich verliefen. Es wird davon ausgegangen, dass das MERS-CoV seltener von Mensch zu Mensch übertragen wird, sondern vor allem ein tierisches Erregerreservoir existiert, von dem die Fälle ausgehen.
Ende Februar 2020 waren der WHO 2519 Erkrankungen bekannt, wovon 866 zum Tode führten. Außer dem regionalen Schwerpunkt auf der arabischen Halbinsel waren Asien, Afrika, Europa und Nordamerika betroffen.
Saisonale Grippewellen
Die jährlich wiederkehrende (saisonale) Influenza mag im Vergleich zu Schweine- und Vogelgrippe sowie Coronaviren geradezu banal klingen. Doch die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache.
Die Influenzasaison 2004/05 führte in Deutschland zu bis zu 6,2 Millionen Influenza-assoziierten Arztbesuchen, 2,4 Millionen attestierten Arbeitsunfähigkeiten und 860.000 Schülerattesten, 32.000 Krankenhauseinweisungen und 20.000 Todesfällen.
Noch höher lagen die Todeszahlen in den Influenza-Saisons 2008/09, 2012/13, 2014/15, 2016/17 und vor allem 2017/18 mit der höchsten Zahl an Todesfällen in den vergangenen 30 Jahren.
Während dieser letzten großen Grippewelle wurden bis zu neun Millionen Influenza-assoziierte Arztbesuche und 60.000 Krankenhauseinweisungen beziffert. Selbst während der Grippewelle 2019/20, deren Höhepunkt Ende Februar 2020 überschritten wurde, waren bis dahin 2,1 Millionen Menschen beim Arzt. 185.893 Influenzafälle wurden labordiagnostisch bestätigt, 476 Menschen sind an der Grippe gestorben.
Weltweit geht man Jahr für Jahr von ungefähr 650.000 Menschen aus, die an der saisonalen Grippe sterben. Diese Zahlen relativieren wohl auch ein wenig die oftmals als unangemessen empfundene Aussage, dass die Corona-Pandemie nicht schlimmer sei als eine „normale“ Grippe, die von den meisten Menschen Jahr für Jahr in Kauf genommen wird.
EHEC-Epidemie
Als regional relevantes Phänomen möchte ich noch an die EHEC-bzw. HUS-Epidemie erinnern. Dabei handelte es sich um eine ab April/Mai 2011 in Norddeutschland aufgetretene Häufung und Ausbreitung einer bis dahin nicht bekannt gewesenen schweren Verlaufsform einer Erkrankung der kleinen Blutgefäße, des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS), als deren Ursache EHEC-Darmbakterien angenommen wurden.
Die Vermutungen über deren Herkunft reichten von keimbelasteten Salatgurken bis hin zu Bockshornkleesprossen. Jedenfalls erkrankten 855 Menschen an HUS und 2987 an EHEC-Gastroenteritis; 53 Menschen starben an der Infektion, die zeigt, welch große Auswirkungen kleine Ursachen haben können – und wie leicht auch hierzulande eine Epidemie entstehen kann.
Risikoanalyse 2012
Mit der Bundestagsdrucksache 17/12051 vom 3. Januar 2013 unterrichtete die Bundesregierung den Deutschen Bundestag über den Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012. Sie ist ihrer Präambel zufolge „als sachlich-nüchterne Bestandsaufnahme dessen“ zu verstehen, „womit bei Eintreten unterschiedlicher Gefahren in Deutschland zu rechnen ist“.
Der Bericht enthält unter anderem die Risikoanalyse „Pandemie durch Virus Modi-SARS“, die unter fachlicher Federführung des Robert-Koch-Instituts und Mitwirkung verschiedener Bundesämter, Bundesanstalten, der Bundesnetzagentur, des Paul-Ehrlich-Instituts und der Bundeswehr durchgeführt wurde.
Das Szenario beschreibt ein Seuchengeschehen, das auf der Verbreitung eines neuartigen Erregers basiert. Dem wurde das hypothetische Virus „Modi-SARS“ zugrunde gelegt, das mit dem natürlichen SARS-CoV in fast allen Eigenschaften identisch ist; als aktuelles Beispiel für einen neu auftretenden Erreger wurde explizit ein neues Coronavirus („novel Coronavirus“) angeführt.
Nach den zwischenzeitlichen Erfahrungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 überraschen die Ähnlichkeiten mit dem hypothetischen Erreger dennoch: eine Übertragung hauptsächlich über Tröpfcheninfektion, aber auch eine mehrtägige Übertragungsfähigkeit des Virus auf unbelebten Oberflächen, eine gesicherte Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen, ähnliche Krankheitssymptome, eine rein symptomatische Behandlung aufgrund fehlender Medikamente, eine 10%ige Letalität, leichtere Krankheitsverläufe bei Kindern, das Fehlen eines Impfstoffes usw. Diese Parallelen sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man später die modellierten Auswirkungen bewerten will.
Für dieses „Modi-SARS“-Virus wurde auch der hypothetische Verlauf einer Pandemie in Deutschland modelliert, wobei sich die Parallelen fortsetzen. Der Erreger stammt aus Südostasien, wo der bei Wildtieren vorkommende Erreger über Märkte auf den Menschen übertragen wurde. Das Szenario beschreibt eine weltweite Verbreitung des Virus, das hauptsächlich in Asien, Europa und Nordamerika auftritt. In der Initialphase des Geschehens werden insgesamt zehn Fälle nach Deutschland eingetragen, „bevor den Behörden die erste offizielle Warnung durch die WHO zugeht. Darunter sind zwei Infizierte, die durch eine Kombination aus einer großen Anzahl von Kontaktpersonen und hohen Infektiosität stark zur initialen Verbreitung der Infektion in Deutschland beitragen“, je eine infizierte Person in Nord- und in Süddeutschland.
In dem Bericht heißt es: „Das Besondere an diesem Ereignis ist, dass es erstens die gesamte Fläche Deutschlands und alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Ausmaß betrifft, und zweitens über einen sehr langen Zeitraum auftritt.“ Dabei wird von einer Ausbreitung der Pandemie in drei Wellen ausgegangen; „nachdem die erste Welle abklingt, folgen zwei weitere, schwächere Wellen“. Die Erklärung leuchtet ein: „Nach einem Höhepunkt sinkt die Neuerkrankungsrate auch, weil die Bevölkerung allgemein mit verstärkten (Eigen-)Schutzmaßnahmen auf das massive Krankheitsgeschehen reagiert. Infolge dieser Maßnahmen nehmen die Neuerkrankungen ab, was zum Nachlassen der individuellen Schutzmaßnahmen führt (aufgrund einer geringeren subjektiven Risikowahrnehmung), wodurch wiederum die Zahl der Neuerkrankungen zunimmt. Diese Wechselwirkungen tragen neben dem Auftreten neuer Virusvarianten zu einem Verlauf mit mehreren Höhepunkten bei.“
Schließlich „ist so lange mit Neuerkrankungen zu rechnen, bis ein Impfstoff verfügbar ist. Für das vorliegende Szenario wird ein Gesamtzeitraum von drei Jahren zugrunde gelegt mit der Annahme, dass nach dieser Zeit ein Impfstoff entwickelt, freigegeben und in ausreichender Menge verfügbar ist. Der Erreger verändert sich im Verlauf der drei Jahre durch Mutationen so, dass auch Personen, die eine Infektion bereits durchlebt haben, wieder anfällig für eine Infektion werden. Hierdurch kommt es insgesamt zu drei Erkrankungswellen unterschiedlicher Intensität“.
Und weiter: „Das Gesundheitssystem wird vor immense Herausforderungen gestellt, die nicht bewältigt werden können. […] Die enorme Anzahl Infizierter, deren Erkrankung so schwerwiegend ist, dass sie hospitalisiert sein sollten bzw. im Krankenhaus intensivmedizinische Betreuung benötigen würden, übersteigt die vorhandenen Kapazitäten um ein Vielfaches. […] Dies erfordert umfassende Sichtung (Triage) und Entscheidungen, wer noch in eine Klinik aufgenommen werden und dort behandelt werden kann und bei wem dies nicht mehr möglich ist.“ Dabei wird von einer gleichzeitigen Erkrankung von bis zu 8 % der Gesamtbevölkerung ausgegangen: sechs Millionen Menschen, davon 4,1 Millionen krankenhauspflichtig und 1,1 Millionen intensivmedizinisch. Gleichzeitig.
Bevor ich die modellierten Infiziertenzahlen weiter zitiere, möchte ich nochmals daran erinnern, dass diese Risikoanalyse vom Robert-Koch-Institut unter Mitwirkung weiterer Bundesbehörden durchgeführt und von der Bundesregierung offiziell dem Parlament vorgelegt wurde. Jedenfalls heißt es dort:
„Über den Zeitraum der ersten Welle (Tag 1 bis 411) erkranken insgesamt 29 Millionen, im Verlauf der zweiten Welle (Tag 412 bis 692) insgesamt 23 Millionen und während der dritten Welle (Tag 693 bis 1052) insgesamt 26 Millionen Menschen in Deutschland. Für den gesamten zugrunde gelegten Zeitraum von drei Jahren ist mit mindestens 7,5 Millionen Toten als direkte Folge der Infektion zu rechnen. Zusätzlich erhöht sich die Sterblichkeit sowohl von an Modi-SARS Erkrankten als auch anders Erkrankter sowie von Pflegebedürftigen, da sie aufgrund der Überlastung des medizinischen und des Pflegebereiches keine adäquate medizinische Versorgung bzw. Pflege mehr erhalten können.“
Ich möchte nochmal die Zahl der genannten Erkrankten zusammenzählen: 78 Millionen. Bei 80 Millionen Einwohnern zum Analysezeitpunkt im Jahr 2012 wird hier von einer Erkrankung von bis zu 97,5 % der Bevölkerung (und dem Tod von rund 9,5 % der Bevölkerung) ausgegangen, wobei ich mögliche Mehrfacherkrankungen nicht berücksichtigt habe.
Zudem möchte ich eine vorangestellte Erläuterung zitieren: „Dort, wo flächendeckend verallgemeinerte Aussagen derzeit nicht oder nur bedingt möglich sind, sodass mitunter vereinfachte Annahmen getroffen werden müssen, wurde im Rahmen der beiden diesjährigen Risikoanalysen im Zweifel der jeweils günstigere Verlauf angenommen, um nicht belegbare Dramatisierungen zu vermeiden. Andernfalls hätten die den Risikoanalysen zugrunde gelegten Szenarien auch anders gestaltet werden können, was durchaus zu noch drastischeren anzunehmenden Auswirkungen auf die betrachteten Schutzgüter hätte führen können.“ Die vorgenannten Zahlen sind also das Ergebnis einer Modellierung, die im Zweifelsfall vom günstigeren Verlauf ausgegangen ist!
Politisch müsste man jetzt den Finger in die Wunde legen und den Verantwortlichen die vorwurfsvolle Frage stellen, warum sie seit der Konfrontation mit der Risikoanalyse acht Jahre lang nichts unternommen haben, um im Jahr 2020 besser vorbereitet zu sein. Unter dem Vorsorgeaspekt dient die Studie dazu, sich bewusst zu machen, welches Szenario die Behörden für möglich halten – sowohl mit Blick auf einen möglichen Fortgang der Corona-Pandemie als auch hinsichtlich zukünftig auftretender Pandemien.
Verlauf der 1. Welle der Corona-Pandemie
Globale Verbreitung
Am 10. Juni 2020, meinem Stichtag zur Abgrenzung dieses Buches, ging die amerikanische Johns-Hopkins-Universität, deren COVID-19-Dashboard zu diesem Zeitpunkt als das Maß der Dinge in der Corona-Pandemie 2020 galt, von 7.256.412 bestätigten Infektionen in 188 Ländern aus.
Wenn man bedenkt, als wie extrem in der westlichen Welt die Ausbreitung zu Jahresbeginn 2020 in China empfunden wurde, wo 84.198 Menschen erkrankt waren, dann irritiert es umso mehr, dass China damit inzwischen auf den 18. Rang zurückgefallen ist. Davor liegen:
•mit 1.979.893 Erkrankten die USA,
•mit 739.503 Brasilien,
•mit 493.023 Russland,
•mit 290.581 das Vereinigte Königreich,
•mit 276.583 Indien,
•mit 241.966 Spanien,
•mit 235.561 Italien,
•mit 199.696 Peru,
•mit 191.523 Frankreich,
•mit 186.522 Deutschland,
•mit 175.927 Iran,
•mit 172.114 die Türkei,
•mit 142.759 Chile,
•mit 124.301 Mexiko,
•mit 113.702 Pakistan,
•mit 108.571 Saudi-Arabien und
•mit 98.241 Kanada.
Natürlich können Infizierte nur durch Tests bestätigt werden, und wo kaum getestet wird – sei es aufgrund fehlenden politischen Willens, sei es aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten –, bleiben die Zahlen niedrig. Das mag erklären, warum vergleichsweise viele „reiche“ Staaten im vorderen Bereich und vergleichsweise viele weniger entwickelte Staaten im hinteren Bereich des Rankings vertreten sind.
Zudem spielt natürlich die Anzahl der Gesamtbevölkerung eine Rolle, um einzuschätzen, wie schlimm sich das Problem auf ein Land auswirkt. Betrachten wir einmal die Gruppe der Sieben (G7), die zum Gründungszeitpunkt bedeutendsten Industrienationen der westlichen Welt, dann liegen
•die USA mit einem Infiziertenanteil von 0,6 % ihrer Bevölkerung vor
•dem Vereinigten Königreich (0,44 %),
•Italien (0,39 %),
•Frankreich (0,29 %),
•Kanada (0,26 %),
•Deutschland (0,23 %) und
•Japan (0,01 %).
Würde man statt der G7 die G8 betrachten, läge Russland mit 0,33 % an vierter Stelle zwischen Italien und Frankreich.
Untersucht man die Mitgliedsländer der Europäischen Union, geht die Spanne ebenfalls erstaunlich weit auseinander:
•Luxemburg liegt mit einem Infiziertenanteil von 0,81 % weit vorn,
•Irland, Belgien, Spanien und Schweden liegen bei rund 0,5 %,
•Italien und Portugal bei rund 0,35 %,
•Frankreich und die Niederlande bei knapp unter 0,3 %,
•Deutschland, Dänemark und Österreich bei rund 0,2 %,
•alle anderen Länder darunter.
Dabei stechen Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland durch ihre hohen Infiziertenzahlen heraus, denen aber auch die Infrastruktur von Ländern mit Dutzenden Millionen Einwohnern gegenübersteht. Würde man die Schweiz mitbetrachten, gehörte sie mit Italien/Portugal zu einer Gruppe.
Auch bei der Anzahl der Toten liegen
•die USA mit 112.006 an erster Stelle,
•gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 40.968,
•Brasilien mit 38.406,
•Italien mit 34.043,
•Frankreich mit 29.299,
•Spanien mit 27.136,
•Mexiko mit 14.649,
•Belgien mit 9629,
•Deutschland mit 8748,
•Iran mit 8506,
•Kanada mit 7970,
•Indien mit 7745,
•Russland mit 6350,
•den Niederlanden mit 6061,
•Peru mit 5571,
•Schweden mit 4795,
•der Türkei mit 4729 und
•China mit 4638 Toten.
Setzt man allerdings die bestätigten Infektionen in diesen Ländern ins Verhältnis zu den Verstorbenen, fällt auf, dass
•in Belgien 16 Tote auf 100 Infizierte kommen,
•in Frankreich 15,
•in Italien und dem Vereinigten Königreich 14,
•in den Niederlanden 13,
•in Mexiko zwölf,
•in Spanien elf,
•in Schweden zehn,
•in Kanada acht,
•in den USA und China sechs,
•in Brasilien, Iran und Deutschland fünf,
•in Indien, Peru und der Türkei drei sowie
•in Russland ein Toter auf 100 Infizierte.
Ginge man von gleichermaßen umfangreichen Tests lebender wie auch verstorbener Menschen aus, müsste man schlussfolgern, dass in den westlichen Ländern das Sterberisiko Infizierter wesentlich höher ist als in den genannten Schwellenländern. Möglicherweise spielt die unterschiedliche Altersverteilung dabei eine Rolle.
Unterschiedliche Staaten haben sehr unterschiedliche Wege gewählt, auf den Corona-Ausbruch zu reagieren – oder auch nicht zu reagieren. Auch dies macht sich in den Zahlen bemerkbar.
Verlauf in ausgewählten Regionen
In China wurde das Virus mit höchst konsequenten Maßnahmen, die hierzulande zunächst als unangemessener Ausdruck einer autoritären Staatsführung kritisiert wurden, vergleichsweise schnell und wirksam eingedämmt. Zahlreiche Städte mit Dutzenden Millionen Menschen wurden völlig von der Außenwelt abgeriegelt, binnen zehn Tagen zwei zusätzliche Krankenhäuser gebaut. Bis Ende Februar 2020 wurde das exponentielle Wachstum gestoppt. Allerdings werden Zahlen aus China international vielfach angezweifelt.
Durch konsequentes Testen und Nachverfolgen von Kontaktpersonen konnten auch Singapur und Taiwan – ebenso wie Südkorea, wo es nie einen strikten Lockdown gab – die Pandemie gut eindämmen. Wie China (oder auch Deutschland) verfügen diese Länder über Gesundheitsbehörden mit einer gewissen Autorität, wodurch staatliche Maßnahmen effektiv umsetzbar werden.
Italien wurde vom Coronavirus völlig kalt erwischt und regelrecht überrollt. Als das Virus sich dort zu verbreiten begann, gab es noch keine nennenswerten Erfahrungen in Europa – erst im März 2020 wurde der Kontinent zum Brennpunkt der Pandemie. Die Infizierten- und besonders die Sterbezahlen Italiens überholten die in China schnell, das Gesundheitswesen schien zusammenzubrechen. Als Italien sich nur noch mit dem Ausrufen des nationalen Notstandes und einem stufenweise immer strengeren Lockdown zu helfen wusste, schauten die Nachbarländer mit dem gleichen Irrglauben dorthin wie zuvor schon nach China – um es anschließend Stück für Stück, wenn auch zumeist langsamer und weniger konsequent, nachzumachen.
Als China am 23. Januar 2020 die Elf-Millionen-Metropole Wuhan abriegelte und in der Öffentlichkeit eine Maskenpflicht erließ, lag die Zahl der Infizierten dort bei 639. Als Italien im Februar 2020 die ersten Städte und Gemeinden abzuriegeln begann, war dort gerade die Schwelle von 100 Infizierten überschritten worden. Ob Deutschland, Frankreich, Spanien oder die USA – alle hatten eine höhere Fallzahl als Italien, als sie vergleichbar einschränkende Maßnahmen anordneten. Auch Belgien, Brasilien, Dänemark, Japan, Kanada, die Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, die Schweiz usw. haben zu einem Zeitpunkt noch abgewartet, als sie schon mehr positiv getestete Fälle hatten als die Region Hubei zum Zeitpunkt ihrer Abriegelung.
Deutschland, Österreich und die Schweiz sind dann ähnliche Wege gegangen: Nur zögerlich wurden regional unterschiedliche soziale Distanzierungsmaßnahmen implementiert, weder mit der Konsequenz Chinas oder Italiens noch mit der Leichtfertigkeit Großbritanniens oder der USA. Da sich auf diese Region die Lehren aus der ersten Welle der Corona-Pandemie beziehen, werde ich im nächsten Kapitel noch näher darauf eingehen.
Spanien hat den nationalen Notstand erklärt, eine Ausgangssperre erlassen und seine Grenzen geschlossen. Dass ganze Urlauberhotels unter Quarantäne gestellt wurden, erzielte mediale Aufmerksamkeit. Frankreich hat – zeitlich verzögert – ähnliche Maßnahmen erlassen. Präsident Emmanuel Macron überraschte mit der Verlautbarung, alle Schutzmasken aus Lagerbeständen und der laufenden Herstellung zu beschlagnahmen.
In den USA hat sich die Regierung mit einer Reaktion auf die nahende Pandemie besonders viel Zeit gelassen. Das Coronavirus konnte sich dort weitgehend unbemerkt und lange ungehindert verbreiten, es wurde quasi nicht getestet. Nach einem Einreiseverbot wurde zwar der nationale Notstand erklärt, aber es wurden keinerlei Maßnahmen ergriffen. Später wurden freiwillige Verhaltensmaßnahmen empfohlen, bis erste Staaten begannen, das öffentliche Leben einzuschränken. Es ist bereits bei den vorgenannten Zahlen deutlich geworden, dass die USA längst in jeder Hinsicht das am meisten betroffene Land der Welt sind. Auch in Großbritannien hat die Regierung lange gezögert und viel empfohlen, aber wenig reglementiert.
Ein ganz eigener Ansatz wurde in den Niederlanden verfolgt. Während die Risiken für besonders gefährdete Personen minimiert werden sollten, bis ein Impfstoff entwickelt sein würde, sollte eine schnellstmögliche Infizierung des übrigen Teils der Bevölkerung erfolgen. Das Konzept der Herdenimmunität geht davon aus, dass in der Regel immun wird, wer sich einmal mit dem Virus infiziert hat. Wenn rund 60 % der Bevölkerung immun seien, reduziere sich demnach die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus die Risikogruppen infizieren könne. Davon ausgehend setzte die Regierung erst zeitverzögert und weniger einschneidend auf Maßnahmen wie in den Nachbarländern. Per Juni 2020 liegt der Anteil der Bevölkerung, der Antikörper besitzt, allerdings weit hinter den Erwartungen.
Auch Schweden ist einen Sonderweg gegangen. Fernab vom europäischen Brennpunkt der Pandemie, kam das Coronavirus dort vergleichsweise spät an. Das Land hat statt auf staatliche Restriktionen vor allem auf Appelle an Vernunft und Verantwortung gesetzt und vielerlei Einrichtungen geöffnet gelassen. Trotz der Freiwilligkeit gingen die Bewegungen der Menschen stark zurück – doch das Land bezahlt diese Freiheiten nun offenbar mit bedeutend mehr Todesfällen als zumindest jene Nachbarstaaten mit vergleichbarer Bevölkerungsdichte.
Unterdessen erleben erste Länder Asiens im Juni 2020 den Beginn einer möglichen zweiten Welle der Pandemie und einen erneuten Anstieg der Todesfälle.
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