Kitabı oku: «Extropia»
Extropia
1 Einleitung
2 Leben und Bewusstsein
3 Künstliches Leben
4 Contra KL
5 Gefahr durch KL
6 Computronium, Cyberspace & Bewusstseinstransfer
7 Bessere Computer
8 Nanotechnologie - Molekülmaschinen
9 Transhumane Cyborgs und Roboter
10 Bewusstseinstransfer, Virtuelle Realität und Emulationen
11 Omegapunkt
12 Die rechnende Raumzeit – das Universum als natürlicher (Quanten-)Computer
13 Folgen für SETI
14 Literaturliste
15 Weitere Bücher
Einleitung
„Religion ist eine entropische Kraft, die unserer posthumanen Zukunft entgegensteht. Gottesdienst, Glaubensartikel, das alles will die Menschen an ihre eigene Blindheit binden. Statt Kraft in sich selbst zu finden, sollen sie auf Rettung durch höhere Mächte hoffen.“
„Die Zeit der Menschheit ist fast abgelaufen, nicht weil wir uns selbst zerstören, sondern weil wir unsere Menschlichkeit überschreiten werden. Wir werden zu transhumanen Personen, während wir ins posthumane Zeitalter eintreten, indem die menschlichen Grenzen überwunden werden.“
„Es ist die Entropie, die unsere Autos kaputt gehen, unsere Computer durchschmoren, unser Fleisch verfallen lässt. Entropie ist der Erzfeind menschlicher Hoffnung!“
Max More
Was ist Extropie? Extropie ist als Gegenteil der Entropie im übertragenen Sinn ein Maßstab für Intelligenz, Information, Vitalität, Erfahrung, Diversität, Möglichkeiten und Wachstum. Extropie (auch Negentropie oder Syntropie genannt) ist eine Form des Transhumanismus. Extropianer sind größtenteils Naturwissenschaftler und Computerexperten (u.a. Marvin Minsky, Ralph Merkle, Eric Drexler, Kevin Kelly, Bart Kosko und Gregory Stock). Ihre wichtigsten Werte bzw. Ziele sind:
- grenzenlose Expansion:
Das Suchen nach mehr Intelligenz, Wissen und Effektivität, ein unendliches Leben und die Entfernung von politischen, kulturellen, biologischen und psychologischen Begrenzungen zur Selbstaktualisierung und Selbstrealisation
- Selbstveränderung
Das Bejahen von beständiger Moral, Intellekt und physische Selbstverbesserung durch Argumentieren und kritischem Denken, persönlicher Verantwortung und Experimentieren.
- dynamischer Optimismus
Taten mit positiver Erwartung füllen. Übernehmen eines rationalen, tatbasierten Optimismus, das Meiden von blindem Vertrauen und stagnierendem Pessimismus
- intelligente Technik
Das kreative Anwenden von Wissenschaft und Technologie um unsere "natürlichen" Beschränkungen, auferlegt von unserer biologischen Herkunft, Kultur und Umgebung zu überwinden.
- spontane Ordnung:
Unterstützung von dezentralen, freiwilligen sozialen Koordinationsprozessen. Fördern von Toleranz, Vielfalt, langfristigem Denken, persönlicher Verantwortung und individueller Freiheit.
Die „Extropianischen Prinzipien“ fordern zum Kampf gegen die Entropie auf, zum Kampf gegen das Abfallen der Energiedifferenzen, gegen den Hitzetod, der dem zweiten thermodynamischen Gesetz zufolge alle geschlossenen Systeme früher oder später ereilt. Doch wenn die Erde, das Sonnensystem, die Galaxis und vielleicht sogar das Universum offene Systeme darstellen, dann gilt das das zweite Gesetz der Thermodynamik nicht unbedingt und Leben muss nicht in Entropie enden. Es könnte ein Prozess sich ausweitender Energie sein, eben die Verwirklichung von Extropie. Um dies zu erreichen, wird sich der extropianische Transhumanismus auch der Weltraumtechnik bedienen müssen, denn sie bietet die technologischen Mittel, um Weltraumenergien anzuzapfen: Sterne, Kernenergie, Antimaterie-Energie Energien der Quasare und Schwarzen Löcher usw. Und schließlich, um die Metagalaxis in Computronium umzuwandeln. Extropia vermittelt im Zusammenhang mit der Raumfahrt die Erkenntnis, dass das Leben, das in unserem Sonnensystem im Verlauf von Milliarden Jahren entstanden ist, nicht notwendigerweise mit seinen »Schöpfern« und »Heimstätten« (Sonne und Planet Erde) untergehen muss, sondern »hinübergerettet« werden kann – in außer- bzw. überirdische Existenzräume. Ein Weg des Entkommens bietet die RAUMFAHRT. Einen anderen, der aber in dieselbe Richtung führt, hält „Extropia“ bereit. Eben ein solches Ziel und Ideal, ein neues System der Werteordnungen überhaupt, bietet kommenden Generationen die vornehme und stets begeisterungsträchtige Aufgabe, Leben und Kultur in andere Welten zu tragen – sei es mit den Mitteln der RAUMFAHRT oder den der Transhumanisten; beide setzen wissenschaftlich-technische Ansätze voraus. Zunächst, um zu zeigen, dass solches überhaupt möglich ist. Dann aber auch, um unser Wissen zu bereichern, um unser Unwissen aus den »astronomischen Zahlen« zu verbannen. Und schließlich, um die »Hinüberrettung« der menschlichen Kultur möglich zu machen und zu vollziehen. Die Menschheit wird sich dieses Auftrags nicht entziehen, da er einem echten und immerwährenden menschlichen Kulturbedürfnis entspricht, seine Ausführung eine kulturelle Dynamik bedeutet, die Jahrtausende und Jahrmillionen unaufhaltsam fortwirken wird.
Die Motivation zum Aufbruch in andere Welten ließe sich daher so zusammenfassen: Die Menschheit wagt und schafft auch diesen kulturellen Evolutionssprung, weil es gilt
1. das Verhältnis zwischen Wissen und Unwissen zu unseren Gunsten umzukehren;
2. neue und immerwährende Ideale und Werte zu stiften;
3. dem menschlichen Kulturbedürfnis, dem Bedürfnis nach transutilitären Werten zu
entsprechen
4. die logische und gesetzmäßige Fortsetzung der technisch-wissenschaftlichen Revolution und deren Umsetzung im Ökonomischen und Sozialen zu betreiben
5. die Ausweitung des menschlichen Lebensraums und der »Umzug« in andere Welten (um zu überleben)
Am menschlichen Erkenntnishorizont hat sich bisher noch nie eine so gewaltige Aufgabe für den Menschen abgezeichnet wie diese letzte Konsequenz des extropianischen Raumzeitalters: „Leben überall dorthin zutragen, wo es bestehen und weiter gedeihen kann“, die menschliche Kultur in die (relative) Unendlichkeit und Unzeitlichkeit des Weltalls hinüberzuretten. Das zu wissen und zu verinnerlichen, macht unsere kulturelle Umwelt spannender und geistreicher – hoffentlich auch fruchtbarer und sinnvoller! Die Ideen und Instrumente für „Extropia“ stehen zur Verfügung. Und die Menschen werden den Sprung aus der irdischen Ökosphäre in den Ökokosmos (zunächst auf unser eigenes Sonnensystem beschränkt) meistern. Sie werden ihre menschlich-irdischen Entwicklungsgrenzen aufheben, indem sie einerseits neue Ökosysteme außerhalb der Erde schaffen und die alten auf der Erde umweltfreundlicher gestalten und andererseits künstliches Leben erschaffen und mit ihm verschmelzen. Dies ermöglichen
• praktisch unerschöpfliche Energiequellen,
• die Erschließung neuer Rohstoffressourcen,
• die Erschaffung zusätzlicher, umweltneutraler Produktionsräume,
• zusätzliche ökologische Regelkreise,
• zahlreiche und mannigfaltige Umweltleistungen aus dem All,
• die Möglichkeit, einen Teil der verlorengehenden Sonnenenergie für spätere Bedürfnisse zu speichern und damit
• in den Energie- und Materiehaushalt des Sonnensystems, der Galaxis und Metagalaxis einzugreifen (Stichwort: Negentropie).
Die Entwicklung von der Ökosphäre zum Ökokosmos wird sicher auch großen Einfluss nehmen auf die sozialen, kulturellen, geistigen und sittlichen Bereiche des Menschseins und, da das gesellschaftliche Sein menschliches Bewusstsein bestimmt, nicht zuletzt auch auf das soziale und moralische Bewusstsein der Menschen. Die Erzeugung von Negentropie selbst ist mit terrestrischen Techniken kaum möglich; jedenfalls nicht in nennenswertem Umfang. Dagegen sind die weltraumtechnischen Verfahren dafür wie geschaffen: Sie können die Energieentwertung auf der Erde verlangsamen helfen und – was eine typische Weltraumleistung darstellt – negative Entropie erzeugen. Das größte Potential liegt dabei in der Speicherung von Sonnenenergie in Form von Antimaterie. Ihre Herstellung ist in allen energiedichten Sonnenräumen möglich. Von großer Bedeutung sind auch die Negentropieverfahren, die uns die Lichtspiegeltechnik erlaubt. Man denke in diesem Zusammenhang an die Fotosyntheseproduktion, die Energieproduktion, an Nachtbeleuchtung und Umwelt, an Klima und Wetter und an alle anderen nachhaltigen Wirkungen, die damit erzielt werden können. Weltraumtechnik bedeutet daher in hohem Maße Negentropie und erlaubt damit das Hinausschieben des befürchteten Gleichgewichtszustandes, mit dem alles Leben auf dem Planeten Erde endet. Und das immerhin für viele Millionen von Jahren, denn das Leben wird aus negativer Entropie gespeist. Die Weltraumtechnik verspricht eine Vielzahl von Anwendungen und Nutzungsmöglichkeiten, die der wirtschaftlichen (stofflichen) Entropieerzeugung in entscheidenden Punkten entgegenwirken. Zum einen in dem wohl hauptsächlichen Punkt der negentropischen Energieversorgung und zum anderen durch die Erschließung neuer Stoffressourcen und damit die Öffnung des geschlossenen Entropiesystems Erde zu einem offenen entropischen Lebensraum. Danach ist die Erde (heute) ein geschlossenes Entropiesystem, sie bekommt Energie von der Sonne und strahlt ihrerseits Energie in den Weltraum zurück. In diesem für das Leben und Weiterbestehen der Art Mensch so existenziellen Punkt kann Weltraumtechnik die große Wende herbeiführen: Im extropianischen Raumzeitalter verwandelt der Mensch die Erde zu einem offenen System, das Energie und Materie mit seiner kosmischen Umwelt austauschen kann. Angestoßen und realisiert wird diese Öffnung durch die kulturelle Leistung des Menschen, die Barth, um im entropischen Bild zu bleiben, als kulturelle Negentropie bezeichnet.
Der Transhumanismus hat zum Ziel, die weitere Evolution des Menschen durch wissenschaftliche und technische Mittel zu beschleunigen - über die derzeitigen menschlichen Formen und Grenzen hinaus (frei von Religionen und Dogmen) und die Ausweitung des menschlichen Lebensraums (nicht zuletzt mit den Mitteln der Raumfahrt). Die Ziele der Transhumanisten sind Lebensverlängerung bzw. Unsterblichkeit, Abschaffung des Alterns, Steigerung der Intelligenz und der Konstitution des menschlichen Körpers. So wie Humanismus basiert der Transhumanismus auf dem Wert der Humanität und sieht keinen Grund, an unbekannte, übernatürliche Kräfte, die angeblich unser Schicksal kontrollieren, zu glauben. Das Ziel bzw. das Endstadium des Transhumanismus ist der „Posthumanismus“ – die Verkörperung von Extropie, Hyperintelligenz, Information, Energie, Vitalität, Erfahrung, Verschiedenheit, Anpassungsfähigkeit und Wachstum sowie die Konstruktion von Computern, deren Rechenleistung um Größenordnungen über der heute erreichbaren liegt, zum Zwecke künstlichen Bewusstseins und des „Uploadings“, des (menschlichen) Bewusstseinstransfers, d.h. die Übertragung der kompletten menschlichen Persönlichkeit auf Computern mit ausreichender Rechenleistung und künstliche Hardware, um praktisch Unsterblichkeit zu erreichen (Sicherungskopien des Gehirns machten dies möglich), aber auch um viele einzelne Geister zu einem "Super-Bewusstsein" planetaren Maßstabs zu verbinden, was der Beginn einer Intelligenz wäre, die auf kosmischen Skalen agiert (sogenannte Kardaschow-Superzivilisationen vom Typ I – III).
Posthumane werden aber nicht wie wir auf ordinären Planeten leben, sondern „Cybertopia“ bewohnen: ein Reich der Freiheit im Cyberspace. Dazu werden Nanomaschinen die Gehirninhalte der Cybernauten Synapse für Synapse auf elektronische Speichermedien übertragen und in die interkontinentalen, interplanetaren, interstellaren und vielleicht in intergalaktische Computernetze hochladen. Cybertopia wird aus „Computronium“ bestehen, aus zu Computern umgewandelter Materie (vielleicht auch Dunkle Materie?). Die Synthese von Computronium wäre eine Gipfelleistung der materiell-kosmischen Evolution, denn Computronium hat das Potenzial, "Stoff" unserer postbiologischen Existenz und darüber hinaus zu einer Eigenschaft der Raumzeit zu werden - wie etwa die Schwerkraft. Dabei ist Computronium weit mehr als nur Werkzeug und Objekt, es ist einerseits Lebensraum für (künstliches) Leben, andererseits aber auch selbst lebendig. Im ausgereiften Cyberspace wird jedes Staubkörnchen (durch Nano- oder Femtocomputer) zu Computronium, zum Teil einer wichtigen Rechnung oder zum Speichern von Daten werden. Als virtuelle Lebewesen wären die posthumanen Extropianer unsterblich, wobei die digitalisierten Gehirninhalte jederzeit auf Roboterkörper (Avatare) oder Klone herunterkopiert werden könnten. Und selbstverständlich böte die Digitalisierung unserer Persönlichkeit ebenfalls die angenehme Option, sie wie alle digitalen Dokumente zu bearbeiten, um unerwünschte Charakterzüge und schlechte Erinnerungen zu löschen, zumindest aus unserem aktiven Gedächtnis, und statt dessen Fähigkeiten und Erfahrungen einspeichern, die uns angenehmer sind oder mehr Vorteile bieten.
Leben und Bewusstsein
Was ist Leben: Leben lässt sich definieren als Besitz der Organisation von Materie und nicht als Besitz einer Materie, die organisiert ist. Bei der Definition von Leben braucht man sich nicht nur auf organische (Kohlenstoff) Chemie beschränken, ja nicht mal auf einen physikalisch aufgebauten Körper, solange die Prozesse, die Verhaltensweisen, die für Leben typisch sind, realisiert sind (Selbstreproduktion, Stoffwechsel, Wachstum, angepasste Reaktionen usw.) Nach der üblichen Vorstellung ist "Leben" ein zwar komplexer, aber vor allem ein carbaquistischer Prozess[1], der stark abhängig von der Materie bzw. dem Substrat ist. Wenn ich eine Kopie meines Gehirns mit derselben Struktur machen könnte, jedoch unter Verwendung anderer Materialien, würde die Kopie dann denken, dass sie gleich ich ist? Ist Materie die Grundlage von Bewusstsein, dann können Leben und Bewusstsein niemals von Fleisch und Blut, das heißt von der Biologie wegevolvieren und intelligente Computer sind unmöglich. Kohlenstoff- Leben kann dann nur solange existieren, wie die Bedingungen dafür günstig sind, solange also flüssiges Wasser und freie Energie verfügbar sind. Aber auch dann ist die Lebensdauer begrenzt, da es nur einen endlichen Vorrat an freier Energie hat. Die Quellen der freie Energie, auf die Leben für seinen Stoffwechsel angewiesen ist, werden durch die fortschreitende kosmische Expansion schließlich erschöpft sein. Sollte „Struktur” die Bewusstseinsgrundlage sein, dann kann Leben jede nur mögliche materielle Verkörperung annehmen, die für seine Zwecke optimal ist und dann sind intelligente Computer möglich (und in der Biologie können Skalengesetze angewandt werden).
Wenn aber analoge Prozesse auch auf anderen Systemen basieren können, scheint für Leben nicht die Substanz bzw. das Substrat entscheidend zu sein, sondern das Muster und Muster ist nur ein anderer Name für Information. Wobei Leben konkreter ein dynamisches Muster, ein Prozess ist. (Die ersten Lebewesen waren möglicherweise sich selbst kopierende Muster von Defekten in Metallkristallen, die auf Kohlenstoffmoleküle übertragen wurden.) Das Fortdauern lebender Muster beruht auf einer Wechselwirkung mit ihrer Umwelt, wodurch sich die in dem Muster codierte Information zwar ständig (leicht) verändert, aber diese Varianz wird durch das Feedback auf eine enge Bandbreite eingeschränkt. Neben Information ist Komplexität ein weiterer grundlegender Faktor für Leben; es ist abhängig von einem Maß an Komplexität. Jenseits dieser kritischen Masse können sich (Proto-)Lebensformen fortlaufend selbst reproduzieren, wobei sie nicht nur Ihresgleichen erschaffen, sondern sogar Ursprung für kompliziertere Objekte sein können (Evolution). Bestes Beispiel dafür ist die Entwicklung von der RNA-Welt über relativ einfache, einzellige Organismen zu so komplexen Lebewesen wie den Säugetieren und den Menschen (als vorläufigen Höhepunkt). Außerdem ist diese These das beste Gegenargument für den "Vitalismus". Trotzdem es die mystische Vis vitalis nicht gibt, die lebende von toter Materie trennt, existiert tatsächlich eine Art Lebenskraft in biologischen Systemen - eben Komplexität. Als 3. Faktor ist "Selbstorganisation" grundlegend mit der Entstehung des Lebens verbunden. Selbstorganisation muss als eine Kraft der Natur verstanden werden, die die Evolution unterstützt und das System so in Richtung einer größeren Komplexität schiebt. Leben will sich entwickeln , auch gegen scheinbar unüberwindliche Hindernisse. Verantwortlich dafür ist weder eine Lebenskraft noch Zauberei, sondern ein substantieller Kern der Natur, der selbst reproduzierende Objekte möglich, wenn nicht sogar unvermeidlich macht, wenn alle 3 Faktoren (Information, Komplexität, Selbstorganisation) ausreichend vorhanden sind. Leben wie wir es kennen, ist aus der Perspektive der Thermodynamik ein sogenanntes offenes System: Lebewesen tauschen mit ihrer Umwelt Materie (über Nahrung und Stoffwechselendprodukte) und Energie (über Stoffwechselprozesse und Schwitzen) aus. In weit entfernter Zukunft wird die Entropie soweit zugenommen und sich die nutzbare Energie derart verringert haben, dass Leben nicht mehr möglich sein wird. Ein Ausweg wäre nun, die kosmische Entropie in ihr Gegenteil umzukehren, also die Negentropie zu erhöhen (was Leben auf der Erde ja schon seit Gigajahren macht). Dabei stellt sich heraus, das die Evolution - in Verbindung mit der Selbstorganisation - entgegengesetzt zur Zunahme der Entropie im Universum verläuft; sie offensichtlich ein Gegenspieler des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik ist.
Hans Hass – Energontheorie und Theorie der Hyperzeller
Die vom Meeresforscher und theoretischen Wissenschaftler Hans Hass entwickelte Energontheorie besagt, dass sich Berufstätigkeit und Unternehmen des Menschen zwangsläufig nach den gleichen Gesetzen wie die biologische Evolution entfalten. Sie orientiert sich nicht an den materiellen Erscheinungen, sondern am Energetischen: an Abläufen, Leistungen und Wirkungen. Die Energontheorie betrachtet das, was der Materie zugrunde liegt und sich über sie entfaltet, die Energie. Hass betrachtet die Lebensentfaltung als eine Erscheinungsform der Energie. Die sich immer mehr steigernde Lebensentfaltung ist dabei nur möglich, wenn die entsprechenden Strukturen eine positive Energiebilanz haben, wenn sie also mehr Energie aufnehmen als sie verbrauchen. Diese „ernergieaufnehmenden Systeme“ bezeichnet er als „Energone“. 1971 fand sie in der Wirtschaftswissenschaft ihre erste Anwendung. Dort interessierte der neue Ansatz, Effizienz rechnerisch zu erfassen und zu einem neutralen Bewertungssystem zu gelangen. Während der Energontheorie die funktionelle und energetische Denkweise zugrunde liegt, befasst sich die Theorie der Hyperzeller mit der gleichen Thematik und gelangt zu denselben Schlussfolgerungen. Sie ist eine Weiterentwicklung der Evolutionstheorie nach Darwin. Genauso, wie sich nach der „Erfindung“ der Zelle aus den Einzellern vielzellige Lebewesen mit einer bestimmten inneren Organisation entwickelten, ist der Mensch Ausgangspunkt für eine neue Entwicklung, die über den Menschen hinweg weiter geht. Der Mensch vermag durch seine besonderen Fähigkeiten seinen Körper durch „künstlich“ gefertigte Hilfsmittel zu verbessern. Er entwickelt zusätzliche Organe, durch die er je nach Bedarf verschiedenste Leistungen erreichen oder effizienter durchführen kann. Diese zusätzlichen Organe reichen vom primitiven Steinzeitwerkzeug bis zum Rechenzentrum und zur Mondrakete. So kam es ausgehend vom Urmenschen zu einer weiteren, nicht minder gewaltigen Entfaltung von neuen Lebensformen, die sich in unserer Zeit immer schneller steigert. Diese Lebensformen fasst Hass unter dem Begriff Hyperzeller zusammen. Seine Theorie der Hyperzeller besagt, dass sich über den Menschen ein zweites Mai Leistungen auf noch effizientere Organe, die den Gesamtkörper direkt aus Umweltmaterial bilden, verlagerten, und dass all das, was man heute unter „soziokulturelle Entwicklung des Menschen“ zusammenfasst, den gleichen Gesetzmäßigkeiten der Evolution unterliegt. Die Theorie der Hyperzeller schließt also unmittelbar an Darwins Lehre an und befasst sich mit dem Evolutionsverlauf und seinen Gesetzmäßigkeiten, der über den Menschen hinweg seinen Weg nahm. Siehe auch: www.hans-hass.de
Während die Entropie die Ordnung auflöst, treibt im Gegensatz dazu die Evolution durch die Kraft der Selbstorganisation immer weiter in Richtung zunehmender Ordnung. Selbstorganisation im Widerstreit zu dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik lässt sich als wichtiges physikalisches Prinzip verstehen, vielleicht sogar als ein sehr wichtiges physikalisches Gesetz, das in umfassender Weise in die Physik eingebettet ist. "Komplexität" umfasst Physik und Mathematik, Informationstheorie, Informatik, Physiologie, Populationsgenetik und Spieltheorie. Leben und der Bottom-up-Ansatz: biologisches Leben ist ein Prozess und arbeitet sich von der Basis zur Spitze. Die Welt als Ganzes (= die ges. Biosphäre) – ist ein gigantisches natürliches System, das als gemeinschaftliches Resultat von vielen Milliarden biologischen FSMs entstand, die winzigen Regelwerken gehorchten. Um KL zu erschaffen o. um zu klären, was Leben ist, braucht man vieles, von der Chaostheorie bis hin zur Genetik und darüber hinaus eine besondere Sichtweise von der Natur des Lebens selbst. Theorien über den Ursprung des Lebens sind sehr zahlreich, wobei viele einerseits außerordentlich schwer zu widerlegen und andererseits nahezu unmöglich zu beweisen sind. Die Schwierigkeiten beginnen schon mit Unstimmigkeiten bezüglich der Zusammensetzung des Planeten und mit den atmosphärischen Bedingungen, die auf der Erde geherrscht haben, als sich das Leben entwickelte. Die Schwierigkeiten werden aber noch größer: Denn einige der Arbeitshypothesen, selbst wenn sie von sehr ernst zu nehmenden Wissenschaftlern vorgebracht werden, enthalten oft bizarre und recht unwahrscheinliche Teilaspekte. Zu den eher klügeren Theorien, die auch heute immer noch als möglich in Erwägung gezogen werden, gehören beispielsweise die von Graham Cairns-Smith, nach der das Leben zwischen sich bildenden Tonschichten entstand und sich dann im Akt einer genetischen Machtübernahme in biochemische Reaktionen verwandelte (wie wir sehen werden, hat diese Theorie gewisse Bedeutung für KL). Eine anderes Modell, das „Panspermie“-Modell besagt, dass das Leben von einem außerirdischen Keim ausgegangen ist, den ein weit entfernter, extraterrestrischer Vetter (Mars?) uns geschickt hat. All diese Theorien spiegeln das Paradoxon wider, mit dem der Ursprung des Lebens behaftet ist. Wie schon von feststellte, kann Leben nicht entstehen, wenn nicht eine gewisse Komplexität vorhanden ist. Sobald dieser entscheidende Grad von Komplexität erreicht ist, kann der Prozess der Evolution beginnen und komplexere Moleküle, schließlich sogar Lebewesen hervorbringen. Aber wie kommt diese notwendige Anfangskomplexität zustande?
Definitionen des Lebens
v. Neumann: Leben existiert in Form entstehender Informationsprozesse.
Kauffmann: Leben strebt aufgrund des Prinzips der Selbstorganisation danach, sich zu entwickeln.
Prigagone: Leben hat die Tendenz, sich knapp diesseits des Chaos anzusiedeln.
Ray: Leben ist ein symbiotischer Prozess, in dem tödliche Rivalen geradezu benötigt werden. Gleichgewicht ist eine Illusion. Ordnung entsteht aus einer unerbittlichen, unruhigen See. Selbst tödliche Schädigungen helfen dem System, sich auf ein höheres Komplexitätslevel zu erheben.
Diese Problematik veranlasste selbst geduldige Wissenschaftler dazu, die Untersuchungen über den Ursprung des Lebens in den Bereich der Pseudowissenschaften abzuschieben. Einige besonders konservative Biologen versuchten sogar, ziemlich weit hergeholte Erklärungen hervorzuzaubern, um damit die unendliche Unwahrscheinlichkeit der Entstehung des Lebens zu erklären. Sowohl den Theorien, die sich aus dem Miller-Urey-Experiment und dessen diversen Abwandlungen ergeben als auch der RNS-Welt-Theorie, nach der das frühe irdische Leben in einer RNS-Welt existierte, die aus selbstreplizierender RNS bestand und später durch DNS und Proteine ergänzt wurde, fehlt die Hauptkomponente für die Entstehung des Lebens, nämlich die Kraft der Selbstorganisation.
Hyperzyklustheorie
Hier kommt nun der vom deutsche Biochemiker Manfred Eigen entworfene sogenannte Hyperzyklus ins Spiel, ein zusammenhängendes Netzwerk von funktionell verpaarten selbstreplizierenden "Wesen", bei denen gewisse Verhaltensweisen entstehen, die mehr sind als nur die Summe ihrer Wechselwirkungen. Bei der Hyperzyklustheorie handelt es sich um wechselseitige Abhängigkeiten, bei der keine einzelne Reaktion die übrigen Funktionen des Zyklus ausführen kann. Stattdessen geht es um ein ausgewogenes Ökosystem. Mit dem Hyperzyklusmodell lässt sich zeigen, wie nackte RNA eine komplizierter Reaktionskette ausführen kann, die zu besser angepasste RNA-Moleküle und schließlich zu den typischen, hochentwickelten Funktionen der ribosomalen und Boten-RNA führt. Wenn sich Leben nicht nur aus einer RNS-Welt entwickelt haben soll, wie könnte dann frühes die Doppelfunktion von Replikation und Stoffwechsel unterstützt haben? Hier könnte ein Modell von Freeman Dyson weiterhelfen. Während sich bisherige Theorien über den Ursprung des Lebens entweder der Proteintheorie oder der Nukleinsäuretheorie zuordnen ließen, vermutete Dyson, dass die Entstehung des Lebens eine Kombination aus einem Replikationsprozess und einem Stoffwechselprozess war. Die Proteintheorie besagt, dass der durch Proteine angeregte Stoffwechsel zuerst dagewesen war, während die Nukleinsäuretheorie davon ausgeht, dass ein Replikator wie die RNS die erste Manifestation des Lebens war. Leben begann nach dem dualen, hyperzyklusähnlichen Kaufman-Modell mit einem autokatalytischen, selbstreplizierenden Haufen von Polymeren, deren Teile gemeinsam und gleichzeitig einen Stoffwechsel katalysieren. Im Gegensatz dazu brauchen Konkurrenzmodelle eine Kombination sehr vieler Voraussetzungen von sehr geringer Wahrscheinlichkeit, da ihnen selbstreproduzierende Systeme fehlen. Sie hängen von der Entstehung einer einzigen Molekülart ab, die dazu fähig ist, sich in komplexe Substanzen verwandeln zu können, um die Maschinerie des Lebens mit Energie versorgen zu können. Statt der systembedingten parallelen Reaktionen, die Kauffman vorschlug und die er als zwangsläufiges Resultat der Komplexität ansah, liefen diese Alternativen in den Konkurrenzmodellen als Folge von Vorgängen ab. Dazu war dann allerdings eine Reihe genau festgelegter Bedingungen notwendig, vergleichbar einem Roulettespiel, bei dem man immer wieder auf eine bestimmte Zahl setzt in der Erwartung, dass sie eigentlich jeden Moment fallen muss. Aber es gab auch noch ein weiteres offensichtliches Gegenargument: Wenn die Trefferchancen in dieser Theorie so unglaublich gering waren, warum gab es uns dann? Weil Leben entstehen will.
Sprunghafte Evolution
Nach neuerer Ansicht von Biologen verläuft die Evolution sprunghaft. Statt eines gleichmäßigen und kontinuierlichen Entwicklungsanstiegs wird dieser immer wieder von Stillstandsperioden unterbrochen, in denen die Arten eine Zeitlang relativ stabil und im Gleichgewicht bleiben. Diese Perioden nutzen sie, um sich der jeweiligen Umwelt anzupassen. Ein plötzlicher Umweltwechsel oder eine erfolgreiche Mutation erzeugen qualitative Sprünge in ihrer Tauglichkeit. Bei den Phänotypen der neuen Arten treten neue und physikalische Merkmale auf. Biologen bezeichnen diese von sprunghaften Schüben gekennzeichnete Entwicklung als „unterbrochenes Gleichgewicht“. „Epistatisch“ nennen Biologen Fälle, in denen eine ausgewogene Kombination verschiedener Gene für das Auftreten einer Eigenschaft benötigt wird. Dass eine beliebige Kombination von Genen beim Crossing-over oder durch eine Mutation in einer einzigen Generation zu einem neuartigen Genotyp führt, ist sehr selten bzw. unwahrscheinlich. Außerdem würde eine Paarung diese unwahrscheinliche Verkettung sofort wieder zerstören. Auch künstliche Organismen entwickelten sich nicht in einem gleichmäßigen, kontinuierlichen Prozess, sondern durch plötzliche Sprünge des unterbrochenen Gleichgewichts. Ihr Fortschritt besteht häufig aus langen Phasen relativen Stillstands, die durch kurze Perioden schnellen Fortschritts unterbrochen werden. Das deckte sich auch mit der Feststellung der Evolutionsbiologen. Doch bei der Untersuchung des Genotyps künstlicher Lebewesen stellte sich heraus, dass, während eine Population zu ruhen schien und ihr Phänotyp gleich blieb, sich in ihren genetischen Anlagen Änderungsprozesse vollzogen. Die plötzliche Zunahme der Tauglichkeit war kein unvorhergesehenes Ereignis; vielmehr schien die Population ihren nächsten Schritt schon in sich zu tragen. Der Genpool enthält bereits eine Reihe epistatischer Gene, die erst dann zum Einsatz kommen, wenn alle vorhanden sind. Bis dahin sind alle Allele für diese Gene rezessiv. (Zur Erinnerung: ein Allel stellt bestimmte Genvariationen dar. Z.B. sind Farbpigmente Allele des Gens für die Augenfarbe.) Während die dominanten Eigenschaften in der Population zum Ausdruck kommen, können sich rezessive Gene in ihr anhäufen, wobei ein rückgekoppeltes Netzwerk die parallele Entwicklung dieser Anordnung unterstützt. Erreicht die Anzahl der rezessiven Gene eine bestimmte Größe, verbreiten sie sich überall in der Population, wobei diejenigen Individuen, die alle diese Eigenschaften besitzen, aufgrund des epistatischen Effektes viel besser angepasst sind, so dass dieser Population ein Entwicklungssprung gelingt. Wird also dieser „magische“ Prozentsatz erreicht, dann gibt es plötzlich eine enorme, positive Rückkopplung und ruckzuck geht ihre Zahl nach oben, bis jeder sie hat. Dieser magische Prozentsatz lässt sich durch den Term 1/ℯ² quantisieren[2]. Wird bei Vorhandensein der entscheidenden Gene dieser Wert erreicht, steigt die Population plötzlich auf eine höhere Ebene. (Gilt das auch für die Intelligenz, für die „Wissenschaftlichkeit“ einer Gesellschaft? Hat das auch kulturelle Auswirkungen? Kann man sagen, dass, wenn die Anzahl der Wissenschaftler, Forscher und Ingenieure 1/ℯ² erreicht, dass dann die gesamte Gesellschaft so wird?) Qualitative Sprünge in Richtung Anpassung, Komplexität und „Höherentwicklung“ werden nicht unbedingt durch drastische Umweltstörungen oder entscheidende Mutationen verursacht; vielmehr sind komplexe Zusammenhänge multipler Gene dafür verantwortlich.