Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.», sayfa 2

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Wilhelm erlangt eine Toleranz für die Waldenser

Man darf jedoch nicht glauben, daß Wilhelm je vergaß, daß die Beschützung des reformirten Glaubens seine specielle, seine erbliche Mission war. Er wendete seinen Einfluß auf die katholischen Fürsten beständig und nachdrücklich zu Gunsten ihrer protestantischen Unterthanen an. Im Frühjahr 1691 wurden die lange und grausam verfolgten und ihres Lebens überdrüssigen waldensischen Hirten durch frohe Botschaften überrascht. Diejenigen, welche wegen Ketzerei im Gefängniß schmachteten, kehrten in ihre Heimath zurück. Kinder die ihren Eltern entrissen worden waren, um von Priestern erzogen zu werden, wurden ihren Angehörigen zurückgegeben. Gemeinden, die sich bisher nur heimlich und mit der größten Gefahr hatten versammeln können, verehrten jetzt Gott am hellen Tage, ohne von Jemandem belästigt zu werden. Diese einfachen Gebirgsbewohner erfuhren wahrscheinlich niemals, daß ihr Schicksal im Haag besprochen worden war und daß sie ihr häusliches Glück und den ungestörten Besuch ihrer bescheidenen Tempel dem Einflusse verdankten, den Wilhelm auf den Herzog von Savoyen ausübte.8

Mängel, welche in der Natur der Coalitionen liegen

Keine Coalition, deren Andenken die Geschichte uns aufbewahrt, hat ein geschickteres Oberhaupt gehabt als Wilhelm es war. Aber selbst Wilhelm kämpfte oft vergebens gegen die Mängel an, welche allen Coalitionen von Natur eigen sind. Kein Unternehmen, das ein herzliches und dauerndes Zusammenwirken vieler unabhängiger Staaten erfordert, verspricht einen gedeihlichen Fortgang. Eifersüchteleien entstehen unvermeidlich; Streitigkeiten erzeugen neue Streitigkeiten. Jeder Bundesgenosse fühlt sich versucht, einen Theil der Last, die er selbst tragen sollte, auf Andere zu wälzen. Kaum Einer stellt ehrlich das versprochene Contingent, kaum Einer hält pünktlich den bestimmten Tag ein. Aber vielleicht keine Coalition, welche je existirt hat, war in so fortwährender Gefahr der Auflösung als die, welche Wilhelm mit unendlicher Mühe gebildet hatte. Die lange Liste der Potentaten, die in Person oder durch Bevollmächtigte vertreten, im Haag zusammenkamen, nahm sich in den Zeitungen vortrefflich aus. Die Masse der von bunten Garden und Lakaien umgebenen fürstlichen Equipagen gewährte unter den Linden des Voorhout einen ganz prächtigen Anblick. Aber gerade die Umstände, welche den Congreß glänzender machten als andere Congresse, machten die Conföderation schwächer als andere Conföderationen. Je zahlreicher die Alliirten, um so zahlreicher waren die Gefahren, welche der Allianz drohten. Es war unmöglich, daß zwanzig Regierungen, welche durch Rang-, Gebiets-, Handels- oder Religionsstreitigkeiten veruneinigt waren, lange in vollkommener Harmonie zusammenhandeln konnten. Daß sie mehrere Jahre lang wenigstens in unvollkommener Harmonie zusammenhandelten, ist lediglich der Klugheit, Geduld und Festigkeit Wilhelm’s zuzuschreiben.

Die Lage seines mächtigen Feindes war eine ganz andre. Die Hülfsquellen der französischen Monarchie kamen zwar den vereinten Hülfsquellen England’s, Holland’s, des Hauses Oesterreich und des deutschen Reichs nicht gleich, waren aber doch sehr achtunggebietend, denn sie waren alle in einer Hand vereinigt und standen alle unter der unumschränkten Leitung eines einzigen Geistes. Ludwig konnte mit zwei Worten soviel erreichen als Wilhelm kaum durch zweimonatliche Unterhandlungen in Berlin, München, Brüssel, Turin und Wien zu Stande bringen konnte. Deshalb war Frankreich in effectiver Stärke allen gegen dasselbe verbündeten Staaten zusammen gewachsen. Denn in der politischen Welt kann, wie in der natürlichen Welt, zwischen zwei ungleichen Körpern eine Gleichheit der Wirkung stattfinden, wenn der an Gewicht geringere Körper an Geschwindigkeit überlegen ist.

Dies zeigte sich bald in augenfälliger Weise. Im März trennten sich die im Haag versammelt gewesenen Fürsten und Gesandten, und kaum waren sie auseinandergegangen, so wurden alle ihre Pläne durch eine kühne und geschickte Bewegung des Feindes über den Haufen geworfen.

Belagerung und Fall von Mons

Ludwig sah wohl ein, daß die Zusammenkunft des Congresses einen großen Eindruck auf die öffentliche Meinung in Europa machen werde. Diesen Eindruck beschloß er durch einen plötzlichen und furchtbaren Schlag zu zerstören. Während seine Feinde die Zahl der Truppen, welche jeder von ihnen stellen sollte, festsetzten, ließ er zahlreiche Divisionen seiner Armee von weit entfernten Punkten gegen Mons marschiren, das eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste der Festungen war, welche die spanischen Niederlande vertheidigten. Sein Vorhaben wurde erst entdeckt, als es fast schon ausgeführt war. Wilhelm, der sich auf einige Tage nach Loo zurückgezogen hatte, erfuhr mit Erstaunen und mit größtem Verdrusse, daß sich Cavallerie, Infanterie, Artillerie und Pontons auf verschiedenen convergirenden Straßen der dem Verderben geweihten Stadt rasch näherten. Es waren hunderttausend Mann zusammengezogen worden, und Louvois, im Verwaltungsfache der Erste seiner Zeit, hatte reichlich für alle Kriegsbedürfnisse gesorgt. Das Commando führte Luxemburg, der erste der lebenden Generäle, und die wissenschaftlichen Operationen leitete Vauban, der erste der lebenden Ingenieurs. Damit nichts fehlte, um in allen Reihen eines tapferen und loyalen Heeres einen edlen Wetteifer zu entzünden, war der große König selbst von Versailles nach dem Lager abgereist. Wilhelm hatte indessen noch eine schwache Hoffnung, daß es möglich sein könne, die Belagerung aufzuheben. Er eilte nach dem Haag, setzte alle Truppen der Generalstaaten in Bewegung und schickte Eilboten an die deutschen Fürsten. Schon drei Wochen nachdem er die erste Kunde von der drohenden Gefahr erhalten, stand er an der Spitze von funfzigtausend Mann Truppen verschiedener Nationen in der Nähe der belagerten Stadt. Eine an Zahl überlegene, von einem Feldherrn wie Luxemburg befehligte Armee anzugreifen, war ein kühnes, fast verzweifeltes Unternehmen. Wilhelm aber war so entschieden der Meinung, daß der Fall von Mons ein fast nicht wieder gutzumachendes Unglück und eine unauslöschliche Schmach sein würde, daß er sich entschloß, sein Heil zu versuchen. Er war überzeugt, daß der Ausgang der Belagerung die Politik der Höfe von Stockholm und Kopenhagen bestimmen werde. Diese beiden Höfe schienen seit Kurzem geneigt, der Coalition beizutreten; wenn aber Mons fiel, blieben sie gewiß neutral oder wurden vielleicht gar Feinde. „Es ist ein großes Wagniß,” schrieb er an Heinsius, „doch bin ich nicht ohne Hoffnung. Ich werde thun was möglich ist, der Ausgang liegt in Gottes Hand.” An dem nämlichen Tage, an welchem dieser Brief geschrieben wurde, fiel Mons. Die Belagerung war energisch betrieben worden. Ludwig selbst war, obgleich am Podagra leidend, mit dem Beispiele körperlicher Anstrengung vorangegangen. Seine Haustruppen, das schönste Soldatencorps in Europa, hatten unter seinen Augen sich selbst übertroffen. Die jungen Cavaliere seines Hofes hatten seinen Blick auf sich zu lenken gesucht, indem sie sich dem heftigsten Feuer mit der nämlichen sorglosen Heiterkeit aussetzten, mit der sie gewohnt waren, ihre eleganten Gestalten bei seinen Ballfesten zu zeigen. Seine verwundeten Soldaten waren entzückt über die herablassende Leutseligkeit, mit der er zwischen ihren Betten umherging, den Chirurgen beim Verbinden der Wunden zusah und zum Frühstück einen Napf Hospitalsuppe aß. Während bei den Belagerern Alles Gehorsam und Begeisterung war, herrschte unter den Belagerten Uneinigkeit und Angst. Die französischen Vorpostenlinien versahen ihren Dienst so gut, daß kein von Wilhelm abgesandter Bote im Stande war, sich durchzuschleichen. Die Garnison wußte daher nicht, daß Entsatz in ihrer Nähe war. Die Bürger schauderten bei der Aussicht auf die entsetzlichen Drangsale, denen mit Sturm genommene Städte preisgegeben sind. In den Straßen regnete es Bomben und glühende Kanonenkugeln, und die Stadt gerieth an zehn verschiedenen Stellen zugleich in Brand. Die friedlichen Bewohner fanden in dem Uebermaaß ihrer Angst einen ungewöhnlichen Muth und erhoben sich gegen die Soldaten. Von diesem Augenblicke an war jeder Widerstand unmöglich, und es wurde daher eine Kapitulation geschlossen. Dann kehrten die Armeen in ihre Quartiere zurück und die militärischen Operationen ruhten einige Wochen; Ludwig kehrte im Triumph nach Versailles zurück und Wilhelm machte England, wo seine Anwesenheit dringend nöthig war, einen kurzen Besuch.9

Wilhelm kehrt nach England zurück. Prozesse Preston’s und Ashton’s

Er fand die Minister noch immer damit beschäftigt, die Verzweigungen des Complots aufzufinden, das kurz vor seiner Abreise entdeckt worden war. Zu Anfang des Januar waren Preston, Ashton und Elliot vor die Old Bailey gestellt worden. In ihren Einwendungen beanspruchten sie das Recht der abgesonderten Prozessirung, und die Untersuchung mußte daher gegen jeden einzeln geführt werden. Das Auditorium war zahlreich und glänzend, viele Peers waren anwesend. Der Lordpräsident und die beiden Staatssekretäre wohnten der Verhandlung bei, um zu beweisen, daß die dem Gerichtshof vorliegenden Papiere die nämlichen wären, welche Billop nach Whitehall gebracht hatte. Eine beträchtliche Anzahl Richter saßen auf der Bank und Holt präsidirte. Es ist ein vollständiger Bericht über die Verhandlungen auf uns gekommen und derselbe verdient aufmerksam studirt und mit den Berichten über andere Prozesse, welche nicht lange vorher unter dem nämlichen Dache stattgefunden hatten, verglichen zu werden. Der ganze Geist des Tribunals hatte in wenigen Monaten eine so vollständige Umwandlung erfahren, daß man hätte glauben sollen, sie könne nur das Werk von Jahrhunderten sein. Zwölf Jahre früher hatten unglückliche Katholiken unter der Anklage eines Verbrechens, das ihnen nie in den Sinn gekommen war, vor der nämlichen Verhörsschranke gestanden. Die Kronzeugen hatten ihre abscheulichen Erdichtungen unter dem Beifallsgemurmel der Anwesenden wiederholt. Die Richter hatten die stupide Leichtgläubigkeit und die wilden Leidenschaften des großen Haufens getheilt oder doch sich gestellt, als ob sie dieselben theilten, hatten mit den meineidigen Angebern lächelnde Blicke und Complimente gewechselt, die von den Gefangenen mit schwacher Stimme hervorgestammelten Argumente überschrien und sich nicht entblödet, bei Fällung des Todesurtheils gemeine Witze über das Fegefeuer und die Messe zu machen. Sobald das Abschlachten der Papisten vorüber war, hatte das Abschlachten der Whigs begonnen, und die Richter waren an dieses neue Werk mit noch größerer Barbarei gegangen. Diesen Skandalen hatte die Revolution ein Ziel gesetzt. Wer nach Durchlesung der Prozesse Ireland’s und Pickering’s, Grove’s und Berry’s, Sidney’s, Cornish’s und der Alice Lisle zu den Prozessen Preston’s und Ashton’s übergeht, wird über den Contrast erstaunen. Der Generalprokurator Somers führte die Untersuchung mit einer Mäßigung und Humanität, von der seine Vorgänger ihm kein Beispiel gegeben hatten. „Ich habe nie geglaubt,” sagte er, „daß Jemand, der in Fällen dieser Art als Rechtsbeistand des Königs fungirt, die Verpflichtung habe, das Verbrechen des Gefangenen in ein schwärzeres Licht zu stellen oder die Beweisführung mit falschen Farben auszuschmücken.”10 Holt’s Benehmen war tadellos. Pollexfen, der älter war als Holt und Somers, hatte noch ein wenig – und ein wenig war schon zu viel – von dem Tone der schlechten Schule beibehalten, in der er gebildet war. Aber obwohl er einigemal das strenge Decorum seiner Stellung vergaß, kann man ihn doch keiner Verletzung der materiellen Gerechtigkeit bezichtigen. Die Gefangenen selbst scheinen über die Unparteilichkeit und Milde, mit der sie behandelt wurden, erstaunt gewesen zu sein. „Ich versichere Ihnen,” sagte Holt zu Preston, „daß ich die Jury nicht irreleiten, noch Eurer Lordschaft überhaupt im entferntesten Unrecht thun werde.” – „Ja, Mylord,” entgegnete Preston, „ich sehe es deutlich genug, daß Eure Lordschaft dies nicht wollen.” – „Welches auch mein Schicksal sein mag,” sagte Ashton, „ich muß bekennen, daß mein Prozeß mit Unparteilichkeit geführt worden ist.”

Die Angeklagten gewannen indeß nichts durch die Mäßigung des Generalprokurators oder durch die Unparteilichkeit des Gerichtshofes, denn die Beweise waren unumstößlich. Die Bedeutung der von Billop aufgefangenen Papiere war so klar, daß auch der beschränkteste Geschworne sie nicht mißverstehen konnte. Es war vollständig erwiesen, daß ein Theil dieser Papiere von Preston’s Hand herrührte. Ein andrer Theil war von Ashton’s Hand, aber dies konnten die Anwälte der Krone nicht beweisen. Sie gründeten daher die Anklage gegen Ashton auf die unbestreitbare Thatsache, daß das verrätherische Packet auf seiner Brust gefunden worden war und daß er Aeußerungen gethan hatte, welche keinen Sinn gehabt haben würden, wenn er nicht eine strafbare Kenntniß des Inhalts gehabt hätte.11

Ashton’s Hinrichtung

Preston und Ashton wurden Beide überführt und zum Tode verurtheilt. Ashton wurde bald hingerichtet. Er hätte sein Leben retten können, wenn er Enthüllungen gemacht hätte. Aber obgleich er erklärte, daß, wenn man ihm seine Strafe erließe, er stets ein treuer Unterthan Ihrer Majestäten sein würde, war er doch fest entschlossen, die Namen seiner Mitschuldigen nicht zu nennen. In diesem Entschlusse wurde er durch die eidverweigernden Geistlichen bestärkt, die ihn in seiner Zelle besuchten. Durch sie hatte er sich auch wahrscheinlich dazu bestimmen lassen, noch auf dem Schaffot den Sheriffs eine Erklärung einzuhändigen, die er abgeschrieben und unterzeichnet, aber, wie man hoffen darf, weder verfaßt, noch aufmerksam erwogen hatte. In diesem Schriftstücke ließ man ihn sich über die Parteilichkeit seines Prozesses beschweren, von dem er selbst öffentlich anerkannt hatte, daß er im höchsten Grade unparteiisch geführt worden sei. Auch ließ man ihn auf das Wort eines Sterbenden versichern, daß er den Inhalt der bei ihm gefundenen Papiere nicht kenne. Unglücklicherweise erwies sich bei genauer Untersuchung die Handschrift seiner Erklärung als genau übereinstimmend mit der eines der wichtigsten von jenen Papieren. Er starb mit männlicher Standhaftigkeit.12

Preston’s Unschlüssigkeit und seine Geständnisse

Elliot wurde nicht zur Untersuchung gezogen. Die gegen ihn vorliegenden Beweise waren nicht ganz so klar wie die, auf welche hin seine Genossen verurtheilt worden waren, und überdies war er des Zornes der Regierung nicht werth. Preston’s Schicksal war lange unentschieden. Die Jakobiten stellten sich als ob sie fest überzeugt wären, daß die Regierung es nicht wagen würde, sein Blut zu vergießen. Er sei, sagten sie, ein Günstling von Versailles und sein Tod werde furchtbare Repressalien zur Folge haben. Sie vertheilten in den Straßen London’s Papiere, in denen versichert wurde, daß, wenn ihm ein Leid geschähe, Mountjoy und alle anderen angesehenen Engländer, die als Gefangene in Frankreich lebten, gerädert werden würden.13 Diese lächerlichen Drohungen würden die Hinrichtung nicht um einen einzigen Tag verzögert haben. Aber Die, welche Preston in ihrer Gewalt hatten, waren nicht abgeneigt, ihn unter gewissen Bedingungen frei ausgehen zu lassen. Er war in alle Geheimnisse der mißvergnügten Partei eingeweiht und konnte höchst werthvolle Aufschlüsse geben. Er wurde benachrichtigt, daß sein Schicksal in seiner Hand liege. Der Kampf war lang und schwer. Auf der einen Seite Stolz, Gewissen und Parteigeist, auf der andren die heftige Liebe zum Leben. Eine Zeit lang schwankte er unschlüssig hin und her. Hörte er seine jakobitischen Genossen, so stieg sein Muth; hörte er die Agenten der Regierung, so sank ihm das Herz in der Brust. Wenn er des Abends gut gegessen und seinen Claret getrunken hatte, fürchtete er nichts. Er wollte lieber wie ein Mann sterben, als seinen Kopf durch eine Schurkerei retten. Aber seine Stimmung war eine ganz andre, wenn er am folgenden Morgen erwachte, wenn der Muth, den er aus Wein und Gesellschaft geschöpft, verflogen, wenn er wieder allein war mit seinen Eisengittern und seinen steinernen Mauern und wenn der Gedanke an den Block, das Beil und die Sägespäne in ihm aufstieg. Eine Zeit lang setzte er regelmäßig jeden Vormittag, während er nüchtern war, ein Bekenntniß auf, das er am Abend, wenn er aufgeheitert war, wieder verbrannte.14 Seine eidverweigernden Freunde entwarfen den Plan, Sancroft zu einem Besuch im Tower zu bewegen, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß die Ermahnungen eines so angesehenen Prälaten und eines so großen Heiligen die erschütterte Standhaftigkeit des Gefangenen wieder kräftigen würden.15 Ob dieser Plan Erfolg gehabt haben würde, steht zu bezweifeln; er kam nicht zur Ausführung, die verhängnißvolle Stunde rückte heran, und Preston’s Festigkeit wich. Er bekannte sich für schuldig und nannte Clarendon, Dartmouth, den Bischof von Ely und Wilhelm Penn als seine Complicen. Außerdem gab er eine lange Liste von Personen, denen er selbst nichts zur Last legen könne, die aber, wenn er Penn’s Versicherungen glauben dürfe, mit König Jakob auf freundschaftlichem Fuße ständen. Unter diesen Personen befanden sich Devonshire und Dorset.16 Es ist nicht der geringste Grund zu der Annahme vorhanden, daß einer von diesen beiden vornehmen Edelleuten jemals direct oder indirect mit Saint-Germains verkehrt habe. Doch kann man deshalb Penn nicht absichtlicher Unwahrheit beschuldigen. Er war leichtgläubig und geschwätzig. Der Obersthofmeister und der Lord Kammerherr hatten den Verdruß getheilt, mit welchem ihre Partei die Hinneigung Wilhelm’s zu den Tories bemerkt, und wahrscheinlich hatten sie diesen Verdruß unbesonnenerweise geäußert. Ein so schwacher Mann wie Penn, der überall Jakobiten zu finden wünschte und der stets geneigt war zu glauben was er wünschte, konnte leicht Invectiven, zu deren Aeußerung der stolze und reizbare Devonshire nur zu bereit war, und Sarkasmen, wie sie in Augenblicken übler Laune den Lippen des witzigen Dorset nur zu leicht entschlüpften, eine falsche Deutung geben. Caermarthen, ein Tory, und ein Tory, den die Whigs unbarmherzig verfolgt hatten, war geneigt, diese leeren Gerüchte nach Möglichkeit auszubeuten. Aber er wurde darin von seinem Gebieter nicht ermuthigt, der unter allen großen Staatsmännern, von denen uns die Geschichte erzählt, am wenigsten argwöhnisch war. Als Wilhelm nach England zurückkam, wurde Preston vor ihn geführt und ihm geheißen das Geständniß zu wiederholen, das er schon den Ministern abgelegt hatte. Der König stand hinter dem Stuhle des Lord Präsidenten und hörte mit ernster Miene zu, während Clarendon, Dartmouth, Turner und Penn genannt wurden. Sobald aber der Gefangene von dem was er selbst bezeugen konnte, zur Wiederholung der Geschichten überging, welche Penn ihm erzählt hatte, berührte Wilhelm Caermarthen’s Schulter und sagte zu ihm: „Mylord, wir haben nur zuviel schon gehört.”17 Diese einsichtsvolle Großmuth fand den verdienten Lohn. Devonshire und Dorset widmeten sich von diesem Augenblicke an eifriger als je der Sache des Gebieters, der trotz der Verleumdung, zu der ihre Unbesonnenheit vielleicht einigen Grund geliefert hatte, nach wie vor Vertrauen in ihre Loyalität setzte.18

Nachsicht gegen die Verschwörer. Clarendon

Selbst Diejenigen, welche unzweifelhaft strafbar waren, wurden im allgemeinen mit großer Milde behandelt. Clarendon saß ungefähr sechs Monate im Tower. Seine Schuld war vollkommen erwiesen, und eine Partei unter den Whigs verlangte laut und ungestüm seinen Kopf. Er wurde jedoch durch die dringenden Bitten seines Bruders Rochester, durch die Fürsprache des menschenfreundlichen und edelmüthigen Burnet und durch Mariens Pietät für das Andenken ihrer Mutter gerettet. Die Haft des Gefangenen war nicht streng, und er durfte seine Freunde in seiner Zelle bewirthen. Als endlich seine Gesundheit zu leiden begann, erhielt er die Erlaubniß, unter Aufsicht eines Kerkermeisters aufs Land zu gehen; der Aufseher wurde bald zurückgerufen und Clarendon benachrichtigt, daß man ihn nicht behelligen werde, so lange er ein ruhiges Landleben führe.19

8.Der geheime Artikel, durch den der Herzog von Savoyen sich verpflichtete, den Waldensern Duldung zu gewähren, findet sich in Dumont’s Sammlung. Er wurde unterzeichnet am 8. Febr. 1691.
9.London Gazette vom 26. März bis 13. April 1691; Monthly Mercury vom März und April; Wilhelm’s Briefe an Heinsius vom 18. und 29. März und 7. und 9. April; Dangeau’s Memoiren; The Siege of Mons, eine Tragikomödie 1691. In diesem Drama überreden die Geistlichen, welche im französischen Interesse handeln, die Bürger zur Uebergabe der Stadt. Dieser Verrath ruft die Aeußerung des Unwillens hervor:
  „O, Priesterthum, o Krämerstand, wie schwächet ihr
  Der Menschen Muth!”
10.Preston’s Prozeß in der Collection of State Trials. Ein Anwesender spricht sich folgendermaßen über Somers’ Eröffnungsrede aus: „In der die Untersuchung eröffnenden Rede sah man weder absichtliche Uebertreibungen noch ein Prahlen mit gemeinen Beredtsamkeitsfloskeln, wie man sie in früheren Prozessen, dem Geschnatter von Gänsen ähnlich, findet. Man hörte nichts als einfache Facta oder daraus hervorgehende natürliche und treffende Bemerkungen.” Die Flugschrift, aus der ich diese Worte anführe, ist betitelt: An Account of the late horrid Conspiracy by a Person who was present at the Trials, 1691.
11.State Trials.
12.Paper delivered by Mr. Ashton, at his execution, to Sir Francis Child, Sheriff of London; Answer to the Paper delivered by Mr. Ashton. Die Antwort war von Dr. Eduard Fowler, nachmaligem Bischof von Gloucester, geschrieben. Burnet II. 70; Brief vom Bischof Lloyd an Dodwell im zweiten Bande von Gutch’s Collectanea Curiosa.
13.Narcissus Luttrell’s Diary.
14.Narcissus Luttrell’s Diary; Burnet II. 71.
15.Brief von Collier und Cook an Sancroft unter den Tanner’schen Manuscripten.
16.Caermarthen an Wilhelm, 3. Febr. 1690/91; Life of James, II. 443.
17.Daß diese Darstellung im Wesentlichen auf Wahrheit beruht, wird genugsam bewiesen durch S. 443 des 2. Theiles der Lebensbeschreibung Jakob’s. Einige geringfügige Umstände habe ich auch Dalrymple entlehnt, der sie meines Wissens aus jetzt unwiederbringlich verlorenen Papieren genommen, welche er im Schottischen Collegium zu Paris gesehen hatte.
18.Der Erfolg von Wilhelm’s „anscheinender Milde” wird von dem Herausgeber der Lebensbeschreibung Jakob’s zugegeben. „Die Methode des Prinzen von Oranien,” heißt es darin, „hatte so guten Erfolg, daß die von Penn genannten Lords, welches auch damals ihre Gesinnungen gewesen sein mochten, sich nachmals thatsächlich als bittere Feinde der Sache Sr. Majestät erwiesen.” – II. 443.
19.Siehe sein Tagebuch; Evelyn’s Tagebuch unterm 25. März, 22. April und 11. Juli 1691; Burnet II. 71; Briefe von Rochester an Burnet vom 21. März und 2. April 1691.
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ağustos 2018
Hacim:
360 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain