Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.», sayfa 8

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Rückzug der irischen Armee

Auf den ersten Alarm eilte D’Usson nach dem Flusse; aber der Strom der Fliehenden kam ihm schon entgegen, riß ihn mit sich fort, rannte ihn zu Boden und tödtete ihn beinahe. Er wurde in einem solchen Zustande ins Lager gebracht, daß man ihm zur Ader lassen mußte. „Genommen!” rief Saint-Ruth außer sich. „Es kann nicht sein! Eine Stadt genommen, und ich mit einer Armee zu ihrem Entsatz dicht dabei!” Von Gram verzehrt, brach er unter dem Schutze der Dunkelheit seine Zelte ab und zog sich in der Richtung von Galway zurück. Bei Tagesanbruch sahen die Engländer von den Zinnen des zertrümmerten Schlosses König Johann’s die irische Armee in weiter Ferne sich durch die öde Gegend bewegen, welche den Shannon von dem Suck trennt. Noch vor Mittag war die Nachhut ihren Blicken entschwunden.101

Schon vor dem Verluste Athlone’s war das celtische Lager von Parteispaltungen zerrissen gewesen. Man kann daher leicht denken, daß nach einem so vernichtenden Schlage nichts zu hören war als Anklagen und Gegenanklagen. Die Feinde des Vicekönigs waren lauter als je. Er und seine Creaturen hätten das Königreich an den Rand des Verderbens gebracht. Er mische sich in Dinge, von denen er nichts verstehe. Er wolle es besser wissen als Männer, die wirkliche Soldaten seien. Er vertraue den wichtigsten aller Posten seinem Werkzeuge, seinem Spione, dem erbärmlichen Maxwell an, der kein geborner Irländer, kein aufrichtiger Katholik, im besten Falle ein Stümper und nur zu wahrscheinlich ein Verräther sei. Man behauptete, Maxwell habe seine Leute nicht mit Munition versehen. Als sie Pulver und Kugeln von ihm verlangt, habe er sie gefragt, ob sie Lerchen schießen wollten. Kurz vor dem Angriffe habe er ihnen befohlen, zu Abend zu essen und sich niederzulegen, da an diesem Tage nichts mehr vorgenommen werden würde. Als er sich gefangen gegeben, habe er einige Worte geäußert, die ein vorgängiges Einverständniß mit den Siegern verrathen hätten. Die wenigen Freunde des Lord Lieutenants erzählten eine ganz andre Geschichte. Nach ihnen hätten Tyrconnel und Maxwell zu Vorsichtsmaßregeln gerathen, die einen Ueberfall unmöglich gemacht haben würden. Aber der französische General, der keine Einmischung geduldet, habe es unterlassen, diese Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. Man habe Maxwell rücksichtslos gesagt: wenn er sich fürchte, thue er besser, sein Commando niederzulegen. Er habe seine Pflicht wacker gethan, er habe Stand gehalten, während seine Leute geflohen seien, in Folge dessen sei er in die Hände des Feindes gefallen, und nun werde er in seiner Abwesenheit von Denen verleumdet, denen seine Gefangennehmung mit Recht zur Last falle.102 Auf welcher Seite die Wahrheit ist, läßt sich nach so langer Zeit schwer ermitteln. Das Geschrei gegen Tyrconnel war im Augenblicke so laut, daß er das Feld räumte und sich verdrüßlich nach Limerick zurückzog. D’Usson, der von den Verletzungen, die ihm seine eigenen fliehenden Truppen zugefügt hatten, noch nicht genesen war, begab sich nach Galway.103

Saint-Ruth beschließt eine Schlacht zu wagen

Saint-Ruth der jetzt im unbestrittenen Besitz des Oberbefehls war, hatte große Lust, das Glück einer Schlacht zu versuchen. Die Mehrzahl der irischen Offiziere, mit Sarsfield an der Spitze, war ganz andrer Meinung. Man dürfe sich nicht verhehlen, sagte er, daß Ginkell’s Armee der ihrigen bei weitem überlegen sei. Das Klügste sei daher augenscheinlich, den Krieg in solcher Weise fortzuführen, daß der Unterschied zwischen dem disciplinirten und dem undisciplinirten Soldaten so gering als möglich sei. Es sei allgemein bekannt, daß rohe Rekruten auf einem Streifzuge, in einem Straßenkampfe, oder bei der Vertheidigung eines Walles oftmals gute Dienste leisteten, daß sie aber im offenen Felde gegen Veteranen wenig Chancen hätten. „Man versammle den größten Theil unsrer Infanterie hinter den Wällen von Limerick und Galway. Die übrigen lasse man in Verbindung mit der Reiterei dem Feinde in den Rücken fallen und ihm seine Zufuhren abschneiden. Wenn er in Connaught eindringt, so fallen wir in Leinster ein. Macht er vor Galway Halt, das leicht zu vertheidigen ist, so machen wir einen Angriff auf Dublin, das gänzlich entblößt ist.”104 Saint-Ruth würde diesen Rath vielleicht für gut gehalten haben, wenn sein Urtheil nicht durch seine Leidenschaften irregeleitet worden wäre. Aber er grämte sich noch über die erlittene demüthigende Niederlage. Angesichts seines Zeltes hatten die Engländer einen reißenden Strom passirt und eine befestigte Stadt erstürmt. Er mußte nothwendig fühlen, daß, wenn auch Andre zu tadeln waren, er selbst nicht vorwurfsfrei war. Er hatte, gelind gesagt, die Dinge zu leicht genommen. Ludwig, der seit vielen Jahren gewohnt war, Befehlshaber in seinem Dienste zu haben, welche nichts dem Zufalle zu überlassen pflegten, was durch Umsicht sicher erreicht werden konnte, ließ es schwerlich als eine genügende Entschuldigung gelten, daß sein General einen so kühnen und plötzlichen Angriff vom Feinde nicht erwartet habe. Der Lord Lieutenant stellte voraussichtlich das Geschehene im ungünstigsten Lichte dar, und Alles was der Lord Lieutenant sagte, fand bei Jakob Wiederhall. Es stand ein scharfer Verweis, vielleicht ein Abberufungsschreiben zu erwarten. Als ein Schuldbeladener nach Versailles zurückzukehren, sich in höchster Bestürzung dem großen Könige zu nahen, ihn die Achseln zucken, die Stirn runzeln und sich abwenden zu sehen, fortgeschickt zu werden, um sich weit von Höfen und Feldlagern auf einem einsamen Landsitze zu langweilen: das war zuviel, um es ertragen zu können, und doch stand es ernstlich zu befürchten. Es gab nur einen Ausweg: zu kämpfen, und zu siegen oder zu sterben.

In solcher Stimmung schlug Saint-Ruth sein Lager ungefähr dreißig Meilen von Athlone auf der Straße nach Galway unweit des zerstörten Schlosses Aghrim auf und beschloß, die Ankunft der englischen Armee zu erwarten.

Sein ganzes Benehmen war verändert. Er hatte bisher die irischen Soldaten mit geringschätzender Strenge behandelt. Jetzt aber, da er sich entschlossen hatte, Leben und Ruf auf den Muth des verachteten Volks zu setzen, wurde er ein andrer Mensch. Während der wenigen Tage, die ihm noch blieben, bemühte er sich, durch Nachsicht und Freundlichkeit die Herzen Aller zu gewinnen, die unter seinem Commando standen.105 Zu gleicher Zeit wendete er auf seine Truppen die mächtigsten moralischen Stimulationsmittel an. Er war ein eifriger Katholik, und es ist wahrscheinlich, daß die Strenge, mit der er die Protestanten seines Vaterlandes behandelt hatte, zum Theil dem Hasse zugeschrieben werden muß, den er gegen ihre Glaubenslehren empfand. Er versuchte jetzt, dem Kriege den Character eines Kreuzzuges zu geben. Die Geistlichen waren die Werkzeuge, deren er sich bediente, um den Muth seiner Soldaten aufrecht zu erhalten. Das ganze Lager war in einer religiösen Aufregung. In jedem Regimente waren Priester fortwährend beschäftigt zu beten, zu predigen, zu absolviren und Hostie und Kelch emporzuhalten. Während die Soldaten auf das geweihte Brot schwuren, ihre Fahnen nicht zu verlassen, richtete der General einen Aufruf an die Offiziere, der auch die trägsten und verweichlichtsten Naturen zu heldenmüthiger Anstrengung angespornt haben würde. Sie kämpften, sagte er, für ihren Glauben, für ihre Freiheit und für ihre Ehre. Unglückliche Ereignisse, die nur zu weit und breit bekannt seien, hätten einen Schatten auf den Nationalcharacter geworfen. Das irische Militär würde überall nur mit einem Hohnlächeln erwähnt. Wenn ihnen darum zu thun sei, den guten Ruf ihres Vaterlandes wiederherzustellen, so sei jetzt die Zeit und der Ort dazu.106

Die Stelle, wo er das Schicksal Irland’s zur Entscheidung zu bringen beschlossen hatte, scheint mit großer Einsicht gewählt gewesen zu sein. Seine Armee war am Abhange eines Hügels aufgestellt, der fast ganz von röthlichem Sumpfboden umgeben war. Vor der Front, nahe am Rande des Moors, befanden sich einige Zäune, aus denen ohne Mühe eine Verschanzung errichtet wurde.

Am 11. Juli nahm Ginkell, nachdem er die Befestigungen von Athlone ausgebessert und daselbst eine Besatzung zurückgelassen hatte, sein Hauptquartier in Ballinasloe, etwa vier Meilen von Aghrim, und ritt vorwärts, um die irische Stellung in Augenschein zu nehmen. Bei seiner Zurückkunft gab er Befehl, daß Munition vertheilt, daß jedes Gewehr und jedes Bajonnet zum Gefecht bereit gemacht und am andren Morgen in aller Frühe jeder Mann ohne Appell unter den Waffen stehen solle. Zwei Regimenter sollten zum Schutze des Lagers zurückbleiben, und die übrigen sollten unbeschwert mit Gepäck gegen den Feind vorrücken.

Schlacht bei Aghrim

Am folgenden Morgen bald nach sechs Uhr waren die Engländer auf dem Wege nach Aghrim. Ihr Marsch wurde jedoch zuerst durch einen dichten Nebel, der bis Mittag über dem feuchten Thale des Suck lagerte, und dann wieder durch die Nothwendigkeit, die Irländer aus einigen Vorposten zu vertreiben, etwas aufgehalten, und der Nachmittag war schon weit vorgerückt, als die beiden Armeen einander, nur durch den Sumpf und die Verschanzungen getrennt, endlich gegenüberstanden. Die Engländer und ihre Verbündeten waren unter zwanzigtausend, die Irländer über fünfundzwanzigtausend Mann stark.

Ginkell hielt einen kurzen Kriegsrath mit seinen vornehmsten Offizieren. Sollte er sofort angreifen, oder bis zum nächsten Morgen warten? Mackay war für den sofortigen Angriff, und seine Meinung behielt die Oberhand. Um fünf Uhr begann die Schlacht. Das englische Fußvolk rückte in so guter Ordnung als es auf dem verrätherischen und unebenen Terrain beobachten konnte, bei jedem Schritte tief in den Schlamm einsinkend, gegen die irischen Verschanzungen vor. Aber diese Verschanzungen wurden mit einer Entschlossenheit vertheidigt, die selbst Männern, welche am stärksten gegen den celtischen Stamm eingenommen waren, einige Worte unwilligen Lobes abzwang.107 Immer und immer wieder kehrten sie zum Kampfe zurück. Einmal wurden sie durchbrochen und über den Morast zurückgetrieben; aber Talmash sammelte sie wieder und zwang die Verfolger zum Rückzuge. Schon zwei Stunden hatte der Kampf gedauert, der Abend brach herein und noch immer war der Vortheil auf Seiten der Irländer. Ginkell begann auf den Rückzug zu denken. Saint-Ruth’s Hoffnung wuchs. „Der Sieg ist unser, meine Jungen,” rief er, den Hut in der Luft schwenkend. „Wir wollen sie vor uns hertreiben bis unter die Mauern von Dublin.” Aber das Glück hatte sich schon zu wenden begonnen. Mackay und Ruvigny war es gelungen, mit der englischen und hugenottischen Reiterei den Sumpf an einer Stelle zu passiren, wo kaum zwei Mann nebeneinander reiten konnten. Saint-Ruth lachte anfangs, als er die Blauen einzeln hintereinander sich unter einem Feuer, das jeden Augenblick einen tapferen Federhut zu Boden streckte, durch den Morast arbeiten sah. „Was wollen sie?” fragte er und setzte dann mit einem Schwure hinzu, daß es doch jammerschade sei, so prächtige Burschen dem sicheren Untergange entgegengehen zu sehen. „Doch laßt sie nur herüberkommen,” sagte er weiter; „je mehr ihrer sind, um so mehr werden wir niedermachen.” Bald aber sah er sie Schanzkörbe auf dem Sumpfboden aufrichten. Es wurde ein breiterer und festerer Weg hergestellt, Schwadron nach Schwadron erreichte trocknen Boden, und die Flanke der irischen Armee wurde bald geworfen. Der französische General eilte zur Unterstützung herbei, als eine Kanonenkugel ihm den Kopf wegriß. Seine Umgebung hielt es für gefährlich, sein Schicksal bekannt zu machen. Sein Leichnam wurde daher in einen Mantel gehüllt, vom Schlachtfelde getragen und in aller Stille zwischen den Ruinen des ehemaligen Klosters Loughrea in geweihter Erde bestattet. Bis nach beendigtem Kampfe wußte keine der beiden Armeen, daß er nicht mehr war. Seinen Tod den gemeinen Soldaten zu verbergen, mag vielleicht klug gewesen sein. Ihn seinen Offizieren zu verbergen, war Thorheit. Der entscheidende Moment der Schlacht war gekommen, und es war Niemand da, um die Operationen zu leiten. Sarsfield commandirte die Reserve; aber er hatte strenge Weisung von Saint-Ruth, ohne Befehl nicht von der Stelle zu gehen, und der Befehl kam nicht. Mackay und Ruvigny griffen mit ihren Reitern die Irländer in der Flanke an; Talmash und seine Infanterie kehrten mit grimmiger Entschlossenheit nochmals zum Frontangriff zurück. Das Schanzwerk wurde genommen. Die Irländer zogen sich, noch immer fechtend, von Zaun zu Zaun zurück; aber ein Zaun nach dem andren ward genommen und ihre Anstrengungen wurden immer schwächer und schwächer. Endlich lösten sie sich auf und flohen. Und nun folgte ein entsetzliches Blutbad. Die Sieger waren in einer wüthenden Stimmung, denn es hatte sich unter ihnen das Gerücht verbreitet, daß einige englische Gefangene, denen Pardon gegeben worden war, niedergehauen worden seien. Es wurden nur vierhundert Gefangene gemacht. Die Anzahl der Gefallenen war im Verhältniß zu der Zahl der Kämpfenden größer als in irgend einer Schlacht der damaligen Zeit. Wäre nicht eine mondscheinlose Nacht hereingebrochen, die ein feiner Regen noch dunkler machte, so würde kaum ein Mann davon gekommen sein. Die Finsterniß setzte Sarsfield in den Stand, mit einigen wenigen noch zusammenhaltenden Schwadronen den Rückzug zu decken. Die Sieger hatten ungefähr sechshundert Todte und tausend Verwundete.

Die Engländer schliefen diese Nacht auf dem Schlachtfelde. Am folgenden Tage begruben sie ihre Waffengefährten und marschirten dann westwärts. Die Leichen der Besiegten wurden unter freiem Himmel liegen gelassen, ein seltsamer und schauerlicher Anblick! Man zählte viertausend irische Leichname auf dem Schlachtfelde. Hundertfunfzig lagen in einer kleinen Umzäunung, hundertzwanzig in einer andren. Aber das Gemetzel hatte sich nicht auf das Schlachtfeld allein beschränkt. Ein Augenzeuge erzählt uns, daß er auf dem Gipfel des Berges, an dessen Abhange das celtische Lager aufgeschlagen gewesen war, die Umgegend, auf eine Entfernung von beinahe vier Meilen mit den nackten Leichnamen der Erschlagenen bedeckt gesehen habe. Die Ebene, sagt er, sah aus, wie eine mit Schafheerden bedeckte ungeheure Weide. Wie gewöhnlich differirten selbst die Schätzungen von Augenzeugen; aber es ist wahrscheinlich, daß die Zahl der gefallenen Irländer nicht weniger als siebentausend betrug. Bald fanden sich eine Menge Hunde ein, um die Leichen zu verzehren. Diese Thiere wurden dadurch so wild und fanden einen solchen Geschmack an Menschenfleisch, daß es lange gefährlich war, anders als in Gesellschaft durch diese Gegend zu reisen.108

Die geschlagene Armee hatte jetzt ganz und gar das Aussehen einer Armee verloren, und glich einem Pöbelhaufen, der von einer Jahrmarktsschlägerei in wilder Unordnung zurückkehrt. Ein mächtiger Strom von Fliehenden wälzte sich gegen Galway, ein andrer gegen Limerick. Die nach diesen beiden Städten führenden Straßen waren mit weggeworfenen Waffen bedeckt. Ginkell bot sechs Pence für jede Muskete. In kurzer Zeit waren so viel Wagenladungen eingebracht, daß er den Preis auf zwei Pence reducirte, und immer noch kamen große Massen von Gewehren an.109

Fall von Galway

Die Sieger marschirten zuerst auf Galway. D’Usson war mit sieben Regimentern dort, welche durch das Gemetzel von Aghrim gelichtet und völlig desorganisirt und entmuthigt waren. Die letzte Hoffnung der Besatzung und der katholischen Einwohner war, daß Baldearg O’Donnel, der verheißene Befreier ihres Stammes, sie zu befreien kommen werde. Aber Baldearg O’Donnel ließ sich durch die abergläubische Verehrung, die man ihm zollte, nicht täuschen. So lange der Ausgang des Kampfes zwischen den Engländern und Irländern zweifelhaft war, hatte er sich abseits gehalten. Am Tage der Schlacht war er mit seiner tumultuarischen Armee in sicherer Entfernung geblieben, und sobald er erfuhr, daß seine Landsleute geworfen waren, floh er, auf dem ganzen Wege plündernd und sengend, in die Gebirge von Mayo. Von dort aus bot er Ginkell seine Unterwerfung und seine Dienste an. Ginkell ergriff mit Freuden die Gelegenheit, eine furchtbare Räuberhorde aufzulösen, und den Einfluß, den der Name einer celtischen Dynastie noch immer auf den celtischen Volksstamm ausübte, zum Guten zu wenden. Die Unterhandlung hatte jedoch ihre Schwierigkeiten. Der fahrende Ritter verlangte zuerst nichts Geringeres als den Earltitel. Nach einigem Feilschen verstand er sich dazu, die Liebe eines ganzen Volks und seine Ansprüche auf die Königswürde für ein Jahrgeld von fünfhundert Pfund zu verkaufen. Dennoch war der Zauber, der seine Anhänger an ihn fesselte, noch nicht ganz gebrochen. Einige Fanatiker aus Ulster waren bereit, unter dem O’Donnel gegen ihre eigne Zunge und gegen ihre eigne Religion zu kämpfen. Mit einer kleinen Schaar dieser ergebenen Anhänger schloß er sich einer Division der englischen Armee an und leistete Wilhelm bei verschiedenen Gelegenheiten nützliche Dienste.110

Als es bekannt wurde, daß keine Unterstützung von dem Helden zu erwarten war, dessen Ankunft von so vielen Sehern verkündet worden, verloren die in Galway eingeschlossenen Irländer allen Muth. D’Usson hatte auf die erste Aufforderung der Belagerer eine trotzige Antwort gegeben; aber er sah bald, daß jeder Widerstand unmöglich war, und er beeilte sich daher zu kapituliren. Die Garnison durfte sich mit militärischen Ehren nach Limerick zurückziehen, den Bürgern wurde vollständige Amnestie für frühere Vergehen bewilligt, und stipulirt, daß es den katholischen Priestern innerhalb der Mauern gestattet sein solle, ihre religiösen Gebräuche privatim zu üben. Unter diesen Bedingungen wurden die Thore geöffnet. Ginkell wurde von dem Mayor und den Aldermen mit tiefer Ehrerbietung empfangen und vom Recorder mit einer Ansprache begrüßt. D’Usson marschirte mit ungefähr zweitausenddreihundert Mann ungehindert nach Limerick.111

In Limerick, dem letzten Asyl des besiegten Volksstammes, war Tyrconnel die höchste Autorität. Es gab jetzt keinen General, welcher behaupten konnte, daß seine Bestallung ihn vom Vicekönig unabhängig mache; auch war der Vicekönig jetzt nicht mehr so unpopulär wie er vierzehn Tage früher gewesen war. Nach der Schlacht war ein Umschwung der öffentlichen Meinung eingetreten. Dem Vicekönig konnte keine Schuld an diesem großen Unglück beigemessen werden. Er war in der That dagegen gewesen, das Glück einer Feldschlacht zu versuchen und er konnte mit einem Anschein von Wahrheit behaupten, daß die Nichtbeachtung seiner Rathschläge den Untergang Irland’s herbeigeführt habe.112

Er traf einige Anstalten zur Vertheidigung Limerick’s, besserte die Festungswerke aus und entsendete Truppenabtheilungen, um Lebensmittel herbeizuschaffen. Die Gegend wurde von diesen Detachements auf viele Meilen im Umkreise rein ausgeplündert und eine bedeutende Quantität Vieh und Fourage innerhalb der Mauern aufgehäuft. Außerdem hatte man einen großen Vorrath von Zwieback aus Frankreich. Die in Limerick versammelte Infanterie belief sich auf etwa funfzehntausend Mann. Die irischen Reiter und Dragoner, drei- bis viertausend an der Zahl, campirten auf der Clareseite des Shannon. Die Communication zwischen ihrem Lager und der Stadt wurde durch eine von einem Fort beschützte Brücke, Thomond Bridge genannt, unterbrochen. Diese Vertheidigungsmittel waren nicht zu verachten. Aber der Fall von Athlone und das Gemetzel von Aghrim hatte den Muth der Armee gebrochen. Eine kleine Partei, an deren Spitze Sarsfield und ein tapferer schottischer Offizier, Namens Wauchop standen, nährte die Hoffnung, daß der Siegeszug Ginkell’s durch die Mauern aufgehalten werden würde, von denen Wilhelm das Jahr vorher hatte abziehen müssen. Aber viele von den irischen Anführern erklärten laut, daß es Zeit sei an eine Kapitulation zu denken. Heinrich Luttrell, der jederzeit eine dunkle und krumme Politik liebte, trat heimlich in Unterhandlung mit den Engländern. Einer seiner Briefe wurde aufgefangen und er wurde in Arrest gebracht; aber Viele, die seine Treulosigkeit tadelten, stimmten gleichwohl mit ihm darin überein, daß es nutzlos sei, den Kampf zu verlängern. Tyrconnel selbst war überzeugt, daß Alles verloren sei. Seine einzige Hoffnung beruhte noch darauf, daß er im Stande sein werde, den Kampf so lange hinauszuziehen bis er von Saint-Germains die Erlaubniß erhielt zu unterhandeln. Er erbat sich in einem Schreiben diese Erlaubniß und bewog mit einiger Mühe seine verzweifelnden Landsleute, sich durch einen Eid zu verpflichten, nicht zu kapituliren, bis eine Antwort von Jakob anlangte.113

101.Story’s Fortsetzung; Life of James, II. 455; Fumeron an Louvois, 30. Juni (10. Juli) 1690; London Gazette vom 13. Juli.
102.Die Geschichte, wie sie von den Feinden Tyrconnel’s erzählt wird, findet sich im Macariae Excidium und in einem Briefe von Felix O’Neill an die Gräfin von Antrim vom 10. Juli 1691. Dieser Brief wurde nach der Schlacht von Aghrim auf der Leiche Felix O’Neill’s gefunden. Er ist in den Rawdon Papers abgedruckt. Die andre Geschichte wird in Berwick’s Memoiren und in Light to the Blind erzählt.
103.Macariae Excidium; Life of James, II. 436; Light to the Blind.
104.Macariae Excidium.
105.Story’s Fortsetzung.
106.Burnet, II. 79; Story’s Fortsetzung.
107.„Sie behaupteten das Feld länger als sie es sonst gewohnt waren,” sagt Burnet. „Sie benahmen sich wie Männer einer andren Nation,” sagt Story. „Man hat nie gehört, daß die Irländer mit größerer Entschlossenheit gekämpft hätten,” sagt die London Gazette.
108.Story’s Fortsetzung; London Gazette vom 20. und 23. Juli 1691; Mémoires de Berwick; Life of James, II. 456; Burnet, II. 79; Macariae Excidium; Light to the Blind; Brief aus dem englischen Lager an Sir Arthur Rawdon in den Rawdon Papers; History of William the Third, 1702.
  Die Erzählungen, auf die ich verwiesen habe, weichen sehr von einander ab. Auch kann die Verschiedenheit nicht lediglich oder auch nur hauptsächlich der Parteilichkeit zugeschrieben werden. Denn keine anderen zwei Darstellungen weichen mehr von einander ab als die in Jakob’s Leben und die in den Memoiren seines Sohnes.
  Wahrscheinlich weil Saint-Ruth gefallen und D’Usson abwesend war, findet sich im französischen Kriegsministerium keine Depesche, die einen detaillirten Bericht von der Schlacht enthält.
109.Story’s Fortsetzung.
110.Story’s Fortsetzung; Macariae Excidium; Life of James, II. 464; London Gazette vom 30. Juli und 17. Aug. 1691; Light to the Blind.
111.Story’s Fortsetzung; Macariae Excidium; Life of James, II. 459; London Gazette vom 30. Juli und 3. Aug. 1691.
112.So äußerte er sich in einem von 5. (15.) August datirten Briefe an Ludwig XIV. Dieser Brief, dessen Handschrift nicht leicht zu entziffern ist, befindet sich im französischen Kriegsministerium. Macariae Excidium; Light to the Blind.
113.Macariae Excidium; Life of James, II. 461, 462.
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ağustos 2018
Hacim:
360 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain