Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14.», sayfa 21
Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. Stimmung des Klerus
Es kam indeß wenig darauf an, ob die Empfehlungen der Commission gut oder schlecht waren, denn verurtheilt waren sie alle, noch ehe man sie kannte. Die Ausschreiben zur Einberufung der Convocation der Provinz Canterbury waren erlassen und die Geistlichen waren allenthalben in einem Zustande heftiger Aufregung. Sie hatten eben die Eide geleistet und empfanden noch schmerzlich die harten Vorwürfe der Eidverweigerer, die rücksichtslosen Schmähungen der Whigs und unzweifelhaft in vielen Fällen auch die Mahnungen des Gewissens. Die Ankündigung, daß eine Convocation zusammentreten solle, um einen Comprehensionsplan zu berathen, erweckte die stärksten Leidenschaften des Priesters, der sich so eben dem Gesetz gefügt hatte und der deshalb gar nicht oder nur halb zufrieden mit sich war. Es bot sich ihm eine Gelegenheit, zur Vereitelung eines Lieblingsplanes der Regierung beizutragen, welche bei strenger Strafe eine Unterwerfung von ihm verlangt hatte, die sich mit seinem Gewissen oder mit seinem Stolze schwer vereinigen ließ. Es bot sich ihm eine Gelegenheit, seinen Eifer für die Kirche zu bethätigen, deren characteristische Lehren er um materiellen Nutzens willen untreu geworden zu sein beschuldigt war. Seiner Ansicht nach drohte ihr jetzt eine eben so große Gefahr als die des vorhergehenden Jahres. Die Latitudinarier von 1689 seien nicht minder eifrig bestrebt, sie zu demüthigen und zu Grunde zu richten, wie die Jesuiten von 1688. Die Toleranzacte habe für die Dissenters soviel gethan, als sich mit der Würde und Sicherheit der Kirche vertrug, und es dürfe nichts weiter zugestanden werden, nicht der Saum eines Gewandes, nicht eine Sylbe vom Anfang bis zum Ende der Liturgie. Alle die Vorwürfe, welche der kirchlichen Commission Jakob’s gemacht worden waren, wurden auf die kirchliche Commission Wilhelm’s übertragen. Die beiden Commissionen hatten zwar nichts als den Namen mit einander gemein; aber bei dem Namen dachte Jedermann an Ungesetzlichkeit und Bedrückung, an Verletzung des Hausrechts und Confiscation von Grundeigenthum, und die Böswilligen riefen ihn daher unermüdlich und mit nicht geringem Erfolge in die Ohren der Unwissenden.
Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König
Auch dem König, sagte man, war nicht zu trauen. Er conformirte sich zwar dem bestehenden Gottesdienste, aber es war bei ihm eine örtliche und gelegentliche Conformität. Denn gegen einige Ceremonien, für welche die Hochkirchlichen sehr eingenommen waren, empfand er einen Widerwillen, den er gar nicht zu verhehlen suchte. Es war eine seiner ersten Maßregeln gewesen, zu befehlen, daß der Gottesdienst in seiner Privatkapelle gesprochen und nicht gesungen werden solle, und diese Anordnung erregte viel Murren, obgleich die Rubrik sie guthieß.236 Es war bekannt, daß er so profan war, über einen durch hohe kirchliche Autorität sanctionirten Gebrauch zu spötteln, über den Gebrauch des Händeauflegens gegen die Skropheln. Diese Ceremonie hatte sich fast unverändert seit dem grauesten Alterthum bis zu den Zeiten Newton’s und Locke’s erhalten. Die Stuarts spendeten häufig die heilende Kraft im Bankethause. Die Tage, an denen dieses Wunder verrichtet werden sollte, wurden in Sitzungen des Geheimen Raths bestimmt, und dann in allen Pfarrkirchen des Reichs von den Geistlichen feierlich verkündet.237 Wenn die bestimmte Zeit kam, standen mehrere Geistliche im vollen Ornate um den Staatsbaldachin. Der königliche Leibarzt führte die Kranken herein, und es wurde hierauf eine Stelle aus dem 16. Kapitel des Evangeliums Marci vorgelesen. Nach den Worten: „Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden,“ wurde innegehalten und einer der Kranken vor den König gebracht. Se. Majestät berührte die Geschwüre und Beulen und hing ein weißes Band, an dem eine Goldmünze befestigt war, um den Hals des Patienten. Die Uebrigen wurden so alle nacheinander vorgeführt und wenn jeder berührt war, wiederholte der Kaplan die Worte; „Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden.“ Dann kamen die Epistel, Gebete, Wechselgesänge und ein Segen. Der Dienst findet sich noch in den Gebetbüchern aus der Regierungszeit der Königin Anna. Erst einige Zeit nach der Thronbesteigung Georg’s I. hörte die Universität Oxford auf, das feierliche Amt der Heilung mit der Liturgie zusammen drucken zu lassen. Theologen von ausgezeichneter Gelehrsamkeit, Bildung und Tugendhaftigkeit sanctionirten dieses Blendwerk durch ihre Autorität und was noch auffälliger ist, hochberühmte Aerzte glaubten an die heilenden Kräfte der königlichen Hand, oder stellten sich wenigstens als glaubten sie daran. Wir dürfen wohl annehmen, daß jeder im Dienste Karl’s II. stehende Arzt ein Mann von hoher Berufstüchtigkeit war, und mehr als einer von den Aerzten Karl’s II. hat uns das feierliche Bekenntniß seines Glaubens an die Wunderkraft des Königs hinterlassen. Einer von ihnen schämt sich nicht uns zu sagen, daß die Gabe durch die bei der Krönung stattfindende Salbung mitgetheilt werde, daß die Heilungen so zahlreich seien und zuweilen so rasch erfolgten, daß sie keiner natürlichen Ursache zugeschrieben werden konnten, daß das Fehlschlagen lediglich dem Mangel an Glauben auf Seiten des Kranken beigemessen werden müsse; daß Karl einst einen skrophulösen Quäker berührt und ihn in einem Augenblicke zu einem gesunden Menschen und wahren Hochkirchenmann gemacht; daß, wenn die Geheilten das ihnen um den Hals gehängte Goldstück verlören oder verkauften, die Geschwüre von neuem aufbrächen und nur durch eine abermalige Berührung und durch einen zweiten Talisman geheilt werden könnten. Wenn Männer der Wissenschaft solchen Unsinn ernsthaft wiederholten, so dürfen wir uns nicht darüber wundern, daß der große Haufe ihn glaubte. Noch weniger dürfen wir uns wundern, daß Unglückliche, die von einer Krankheit gequält wurden, gegen welche natürliche Heilmittel nichts vermochten, Geschichten von übernatürlichen Kuren begierig verschlangen, denn nichts ist so leichtgläubig als das Unglück. Die Volksmassen, die sich an den Heilungstagen nach dem Palaste drängten, waren ungeheuer. Karl II. berührte im Laufe seiner Regierung nahe an hunderttausend Personen. Die Zahl war größer oder geringer je nachdem die Popularität des Königs stieg oder sank. Während der toryistischen Reaction, welche auf die Auflösung des Oxforder Parlaments folgte, drängte sich das Volk massenhaft in seine Nähe. Im Jahre 1682 verrichtete er die Ceremonie achttausendfünfhundert Mal. Im Jahre 1684 war das Gedränge so arg, daß sechs oder sieben Kranke todtgetreten wurden. Jakob berührte auf einer seiner Reisen im Chore der Kathedrale von Chester achthundert Personen. Die Kosten der Ceremonie beliefen sich auf nicht viel weniger als zehntausend Pfund jährlich und würden ohne die Wachsamkeit des königlichen Leibarztes, der die Applikanten zu untersuchen und Diejenigen, welche um der Heilung willen kamen, von Denen, welche des Goldstücks wegen kamen, zu scheiden hatte, noch viel bedeutender gewesen sein.238
Wilhelm war viel zu klug, als daß er hätte getäuscht werden können, und viel zu rechtschaffen, um an einer Handlung Theil zu nehmen, von der er wußte, daß es Betrug war. „Es ist ein kindischer Aberglaube,“ rief er aus, als er hörte, daß zu Ende der Fastenzeit sein Palast von einer Menge Kranker belagert war; „man gebe den armen Leuten etwas Geld und schicke sie fort.“239 Einmal wurde er dringend gebeten, seine Hand auf einen Patienten zu legen. „Gott schenke Euch bessere Gesundheit,“ sagte er, „und mehr Verstand.“ Die Eltern skrophulöser Kinder schrien Zeter über seine Grausamkeit; die Bigotten erhoben entsetzt über seine Gottlosigkeit Hände und Augen zum Himmel; die Jakobiten lobten ihn sarkastisch, daß er nicht so anmaßend sei, sich eine Kraft beizumessen, die nur legitimen Souverainen zukomme, und selbst einige Whigs meinten, es sei unklug von ihm, daß er einen im Volke tief eingewurzelten Aberglauben mit so auffallender Geringschätzung behandle. Wilhelm aber war nicht zu bewegen und wurde deshalb von vielen Hochkirchlichen als entweder ein Ungläubiger oder ein Puritaner betrachtet.240
Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer gegen die Dissenters erbittert
Die Hauptursache jedoch, welche damals der Geistlichkeit selbst den gemäßigtsten Comprehensionsplan verhaßt machte, ist noch nicht erwähnt worden. Was Burnet vorhergesehen und vorhergesagt hatte, war eingetroffen. Es herrschte in dem ganzen Priesterstande eine große Geneigtheit, die Unbilden der schottischen Episkopalen die englischen Presbyterianer entgelten zu lassen. Es ließ sich nicht leugnen, daß selbst die Hochkirchlichen im Sommer des Jahres 1688 sich im allgemeinen bereit erklärt hatten, Vieles im Interesse der Union aufzugeben. Allein man sagte, und nicht ohne einen Anschein von Begründung, die Vorgänge jenseit der Grenze bewiesen, daß eine Union unter billigen Bedingungen unmöglich sei. Wie können, fragte man, Diejenigen, die uns keine Concession machen wollen wo wir schwach sind, es uns verargen, daß wir ihnen keine Concession machen wollen, wo wir stark sind? Wir können die Grundsätze und Gesinnungen einer Secte nach den Erklärungen, die sie in einem Augenblicke der Schwäche und der Leiden abgiebt, nicht richtig beurtheilen. Wenn wir den puritanischen Geist in seiner wahren Beschaffenheit kennen lernen wollen, müssen wir den Puritaner beobachten, wenn er die Oberhand hat. Unter der vorigen Generation hatte er hier die Oberhand, und sein kleiner Finger war stärker als die Lenden der Prälaten. Er trieb Hunderte von friedlichen Studenten aus ihren Collegien und Tausende von achtbaren Geistlichen aus ihren Pfarrwohnungen, weil sie sich weigerten, seinen Covenant zu unterschreiben. Weder Gelehrsamkeit, noch Genie, noch Frömmigkeit wurde geschont. Männer wie Hall und Sanderson, Chillingworth und Hammond wurden nicht allein ausgeplündert, sondern ins Gefängniß geworfen und der ganzen Rohheit brutaler Kerkermeister preisgegeben. Es wurde für ein Verbrechen erklärt, schöne Psalmen und Gebete zu lesen, welche Ambrosius und Chrysostomus den Gläubigen hinterlassen hatten. Endlich ward die Nation der Herrschaft der Frommen müde. Die gestürzte Dynastie und die gestürzte Hierarchie wurden wieder eingesetzt, der Puritaner wurde seinerseits Ausschließungen und Strafen unterworfen, und alsbald kam er dahinter, daß es grausam sei, Jemanden zu bestrafen, weil er Gewissensskrupel wegen eines Gewandes, wegen einer Ceremonie, wegen geistlicher Amtsverrichtungen hegte. Seine jammervollen Klagen und seine Argumente zu Gunsten der Toleranz hatten endlich auf viele Gutmüthige Eindruck gemacht. Selbst eifrige Hochkirchliche hatten angefangen, sich der Hoffnung hinzugeben, daß die harte Lehre, die er bekommen, ihn aufrichtig, gemäßigt und nachsichtig gemacht habe. Wäre dem wirklich so gewesen, so würde es allerdings unsre Pflicht sein, seine Bedenken mit zarter Rücksicht zu behandeln. Aber während wir überlegten, was wir thun könnten, um seinen Wünschen in England zu entsprechen, hatte er in Schottland das Uebergewicht erlangt, und in einem Augenblicke war er wieder ganz er selbst: bigott, insolent und grausam. Pfarrwohnungen wurden geplündert, Kirchen geschlossen, Gebetbücher verbrannt, heilige Gewänder zerrissen, andächtige Versammlungen auseinandergetrieben, Priester gemißhandelt, mit Steinen geworfen, an den Schandpfahl gestellt und mit Weib und Kind hinausgestoßen, um zu betteln oder zu verhungern. Daß diese Gewaltthätigkeiten nicht einigen wenigen ruchlosen Herumtreibern, sondern der Gesammtheit der schottischen Presbyterianer zur Last fielen, ging klar aus dem Umstande hervor, daß die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebelthäter zu bestrafen, noch den Betroffenen Abhilfe zu verschaffen. Sei es da nicht gerathen, daß die englische Kirche auf ihrer Hut sei? Könne man billigerweise von ihr verlangen, daß sie ihre apostolische Verfassung und ihr schönes Ritual aufgebe, um Diejenigen auszusöhnen, denen nichts als die Macht fehlte, um sie zu mißhandeln, wie sie ihre Schwester gemißhandelt hatten? Diese Leute hätten bereits eine Wohlthat erlangt, die sie nicht verdienten und die sie niemals gewährt haben würden. Sie verehrten Gott in vollkommener Sicherheit; ihre Bethäuser genössen eines eben so wirksamen Schutzes wie die Chöre unserer Kathedralen. Während kein bischöflicher Geistlicher ohne Lebensgefahr in Ayrshire oder Renfrewshire Gottesdienst halten könne, predigten in Middlesex hundert presbyterianische Geistliche ungestört jeden Sonntag. Die Legislatur habe mit einer vielleicht unklugen Großmuth den intolerantesten Menschen Toleranz gewährt, und mit der Toleranz zieme es ihnen sich zu begnügen.
Einrichtung der Convocation
So vereinigten sich mehrere Ursachen, um die Parochialgeistlichen gegen den Comprehensionsplan zu erbittern. Ihre Stimmung war von der Art, daß der im Jerusalemzimmer entworfene Plan, wenn er ihnen unmittelbar vorgelegt worden wäre, mit einer Majorität von Zwanzig gegen Eins verworfen worden sein würde. In der Convocation aber stand ihr Gewicht in keinem Verhältniß zu ihrer Zahl. Die Convocation ist zum Glück für unser Vaterland seit langer Zeit so gänzlich ohne Bedeutung, daß sich bis vor Kurzem nur wißbegierige Forscher um ihre Einrichtung gekümmert haben, und doch glauben noch heutzutage sonst nicht ungebildete Leute, sie sei ein die Kirche von England repräsentirendes Concil gewesen. Die in unsrer Kirchengeschichte so häufig erwähnte Convocation ist jedoch thatsächlich nichts weiter als die Synode der Provinz Canterbury und war nie berechtigt, im Namen des gesammten Klerus zu sprechen. Die Provinz York hatte ebenfalls ihre Convocation; aber tiefe Provinz war bis tief ins 18. Jahrhundert im allgemeinen so arm, so uncultivirt und so dünn bevölkert, daß sie hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung kaum für ein Zehntel des Reichs gerechnet werden konnte. Die Ansicht des südlichen Klerus galt daher allgemein für die Ansicht des ganzen Standes. Wo die formelle Beistimmung des nördlichen Klerus erforderlich war, wurde sie als sich von selbst verstehend gegeben. Die von der Convocation von Canterbury im Jahre 1604 erlassenen Kirchengesetze waren in der That schon zwei Jahre bevor die Convocation von York die Formalität ihrer Zustimmungsertheilung erfüllte, von Jakob I. bestätigt und ihre genaue Beobachtung im ganzen Königreiche anbefohlen. Seitdem diese kirchlichen Versammlungen bloße Namen geworden, hatte die Stellung der beiden Erzbisthümer zu einander eine große Veränderung erfahren. In allen Elementen der Macht repräsentirt die Gegend jenseit des Trent jetzt mindestens ein Drittheil England’s. Als in unsrer Zeit das Representativsystem dem veränderten Zustande des Landes angepaßt wurde, gehörten fast sämmtliche kleine Burgflecken, denen das Wahlrecht entzogen werden mußte, dem Süden an. Zwei Drittel der neuen Parlamentsmitglieder, welche den großen Provinzialstädten bewilligt wurden, kamen auf den Norden. Wenn daher eine englische Regierung die Convocationen in ihrer gegenwärtigen Einrichtung zur Erledigung von Geschäften zusammentreten lassen wollte, so würden zwei von einander unabhängige Synoden gleichzeitig für eine Kirche Gesetze geben, und es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die eine Versammlung Kirchengesetze annähme, welche die andre verwerfen würde, und daß die eine Versammlung Behauptungen als ketzerisch verdammen würde, welche die andre für orthodox hielte.241 Im 17. Jahrhundert war so etwas nicht zu fürchten. Die Convocation von York wurde damals in der That so wenig beachtet, daß die beiden Parlamentshäuser in ihrer Adresse an Wilhelm nur von einer Convocation gesprochen hatten, die sie die Convocation der Geistlichkeit des Königreichs nannten.
Die Körperschaft, die sie eben nicht besonders richtig so bezeichneten, zerfällt in zwei Häuser. Das Oberhaus besteht aus den Bischöfen der Provinz Canterbury. Das Unterhaus bestand 1689 aus hundertvierundvierzig Mitgliedern. Zweiundzwanzig Dechanten und vierundfunfzig Archidiakonen saßen darin kraft ihrer Aemter; vierundzwanzig Geistliche saßen als Vertreter von eben so vielen Kapiteln darin und nur vierundvierzig Abgeordnete wurden von den achttausend Pfarrgeistlichen der zweiundzwanzig Kirchspiele gewählt.
Wahl der Convocationsmitglieder
Diese vierundvierzig Bevollmächtigten waren jedoch fast alle eines Sinnes. Die Wahl derselben war in früheren Zeiten auf die ruhigste und anständigste Weise vor sich gegangen. Bei dieser Gelegenheit aber fanden starke Wahlumtriebe und heftige Wahlkämpfe statt; Rochester, das Haupt der Partei, die sich im Hause der Lords der Comprehensionsbill widersetzt hatte, und sein Bruder Clarendon, der sich geweigert hatte, die Eide zu leisten, waren nach Oxford, dem Hauptquartier dieser Partei, gegangen, um die Opposition zu animiren und zu organisiren.242 Die Vertreter der Parochialgeistlichen müssen Männer gewesen sein, deren Hauptauszeichnung ihr Eifer war, denn in der ganzen Liste findet sich nicht ein einziger berühmter Name und nur sehr wenige, die jetzt noch dem eifrigen Geschichtsforscher bekannt sind.243 Die officiellen Mitglieder des Unterhauses, unter denen sich viele ausgezeichnete Gelehrte und Kanzelredner befanden, scheinen nicht sehr ungleich getheilt gewesen zu sein.
Verleihung geistlicher Aemter
Während des Sommers 1689 kamen mehrere hohe kirchliche Aemter zur Erledigung und wurden Geistlichen verliehen, welche im Jerusalemzimmer saßen. Es ist bereits erwähnt worden, daß Thomas, Bischof von Worcester, gerade vor dem zur Eidesleistung bestimmten Tage starb. Lake, Bischof von Chichester, lebte eben noch lange genug, um sie zu verweigern, und er erklärte mit seinem letzten Athemzuge, daß er selbst auf dem Scheiterhaufen die Lehre von dem unveräußerlichen Erbrechte nicht verleugnen würde. Der Bischofsstuhl von Chichester wurde mit Patrick, der von Worcester mit Stillingfleet besetzt, und die Dechanei von St. Paul, welche Stillingfleet verließ, bekam Tillotson. Daß Tillotson nicht auf die bischöfliche Bank erhoben wurde, erregte einige Verwunderung. Aber gerade deshalb, weil die Regierung seine Dienste besonders hoch schätzte, ließ man ihn noch einige Zeit einfacher Pfarrgeistlicher bleiben. Das wichtigste Amt in der Convocation war das des Wortführers des Unterhauses. Den Wortführer hatten die Mitglieder zu wählen, und der einzige gemäßigte Mann, der Aussicht hatte gewählt zu werden, war Tillotson. Es war factisch bereits festgesetzt, daß er der nächste Erzbischof von Canterbury werden sollte. Als er für seine neue Dechanei zum Handkuß ging, dankte er dem Könige herzlich und sagte: „Eure Majestät hat mich für den Rest meiner Tage zur Ruhe gesetzt.“ – „Nicht doch, Herr Doctor, ich versichere es Ihnen,“ entgegnete Wilhelm, worauf er ihm sehr deutlich zu verstehen gab, daß, wenn Sancroft einmal aufhören werde, das höchste kirchliche Amt zu verwalten, Tillotson sein Nachfolger sein sollte. Tillotson war ganz bestürzt, denn sein Character war sanft und frei von Ehrgeiz, er begann die Schwächen des Greisenalters zu empfinden, fragte wenig nach Geld und Gut, und diejenigen weltlichen Vortheile, auf die er den meisten Werth legte, waren ein guter Ruf und die allgemeine Zuneigung seiner Nebenmenschen. Diese Vortheile besaß er schon, und er konnte sich nicht verhehlen, daß er als Primas den unversöhnlichen Haß einer mächtigen Partei auf sich ziehen und eine Zielscheibe für die Verleumdung werden würde, vor der sein mildes und gefühlvolles Naturell zurückschauderte, wie vor der Folter oder dem Rade. Wilhelm sprach ernst und entschieden. „Es ist nothwendig im Interesse meiner Pläne,“ sagte er, „und Sie würden es bei Ihrem Gewissen nicht verantworten können, wenn Sie mir Ihren Beistand verweigerten.“ Hiermit endigte die Unterredung. Es war auch in der That nicht nöthig, daß die Sache auf der Stelle entschieden wurde, denn es sollten noch mehrere Monate verstreichen, ehe das Erzbisthum zur Erledigung kam.
Tillotson klagte seine Noth mit ungeheuchelter Sorge und Betrübniß Lady Russell, der er unter allen menschlichen Wesen die höchste Achtung und das meiste Vertrauen schenkte.244 Er scheue zwar keinen Dienst der Kirche, sagte er, aber er sei überzeugt, daß er in seiner gegenwärtigen Stellung am meisten nützen könne. Wenn er gezwungen werden sollte, einen so hohen und verhaßten Posten wie das Primat anzunehmen, würde er der für seine Kräfte so schweren Last der Pflichten und Sorgen bald erliegen. Es würde ihm an Muth dazu und mithin auch an der nöthigen Befähigung fehlen. Er beschwerte sich dann mild über Burnet, der ihn mit einer wahrhaft hochherzigen Innigkeit liebte und verehrte und der sich bemüht hatte, den König und die Königin zu überzeugen, daß es in ganz England nur einen einzigen Mann gebe, der sich für die höchste kirchliche Würde eigne. „Der Bischof von Salisbury,“ sagte Tillotson, „ist einer meiner besten und zugleich schlimmsten Freunde.“