Kitabı oku: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.», sayfa 11
Der König begiebt sich nach Holland
Die Gazette, welche diese Veränderungen in der Verwaltung ankündigte, zeigte auch die Abreise des Königs an. Am 24. März ging er nach Holland ab.
Eine Parlamentssession in Schottland
Er hinterließ den Befehl, daß die schottischen Stände nach einer Pause von mehr als dritthalb Jahren wieder einberufen werden sollten. Hamilton, der viele Monate in der Zurückgezogenheit gelebt, hatte sich seit dem Sturze Melville’s mit dem Hofe ausgesöhnt und willigte jetzt ein, seinen Ruhesitz zu verlassen und als Lord Obercommissar Holyrood House zu beziehen. Es war nothwendig, daß einer der Staatssekretäre für Schottland den König begleitete, und der Master von Stair hatte sich daher auf den Continent begeben. Sein College Johnstone war erster Agent der Krone für Edinburg und hatte Auftrag, regelmäßig mit Carstairs zu correspondiren, der Wilhelm nie verließ.134
Man hätte wohl erwarten können, daß die Session stürmisch werden würde. Das Parlament war das nämliche, das im Jahre 1689 mit überwiegenden Majoritäten die heftigsten Beschlüsse votirt hatte, welche Montgomery und sein Club entwerfen konnten, das Steuern verweigert, die Minister der Krone proscribirt, die Gerichtshöfe geschlossen hatte und sich vorgenommen zu haben schien, Schottland in eine oligarchische Republik zu verwandeln. Im Jahre 1690 waren die Stände in einer besseren Stimmung gewesen. Doch hatten sie selbst im Jahre 1690, als die kirchliche Verfassung des Reichs berathen wurde, auf den wohlbekannten Wunsch des Königs wenig Rücksicht genommen. Sie hatten das Patronatsrecht abgeschafft, sie hatten das Mißhandeln des Episkopalklerus sanctionirt, sie hatten sich geweigert, eine Toleranzacte zu erlassen. Es war sehr wahrscheinlich, daß sie auch jetzt noch unlenksam befunden werden würden, wenn sie Religionsfragen entscheiden sollten, und leider mußten ihnen solche Fragen zur Entscheidung vorgelegt werden. Wilhelm hatte während der Suspension der Ständeversammlung die Generalversammlung der Kirche zu überreden versucht, diejenigen seitherigen Curaten, welche das Glaubensbekenntniß unterschrieben und sich der Synodalverfassung unterwarfen, in die Gemeinschaft aufzunehmen. Aber der Versuch war mißlungen und die Versammlung war in Folge dessen von dem Lord Commissar aufgelöst worden. Unglücklicherweise aber hatte die Acte, welche das presbyterianische Kirchenregiment einführte, die Ausdehnung der Gewalt nicht bestimmt, die der Souverain über die geistlichen Gerichtshöfe ausüben sollte. Die Auflösung war daher nicht sobald angekündigt, als der Präses ums Wort bat. Man sagte ihm, daß er jetzt nur noch eine Privatperson sei. Er bat daher als Privatperson um Gehör und protestirte im Namen seiner Collegen gegen das königliche Mandat. Das Recht der kirchlichen Würdenträger, sagte er, sich zu versammeln und ihre Interessen zu berathen, stamme von ihrem göttlichen Oberhaupte und hänge nicht von dem Belieben der weltlichen Obrigkeit ab. Seine Collegen standen auf und gaben durch ein beifälliges Gemurmel ihre Zustimmung zu den Worten ihres Präsidenten zu erkennen. Ehe sie auseinandergingen, bestimmten sie einen Tag zu ihrer nächsten Zusammenkunft.135 Es war allerdings ein sehr entfernter Tag, und als er herankam, erschien weder ein Geistlicher noch ein Aeltester, denn selbst die kühnsten Mitglieder scheuten sich vor einem vollständigen Bruche mit der Civilgewalt. Aber wenn auch kein offener Krieg zwischen der Kirche und der Regierung bestand, so waren sie doch einander entfremdet, auf einander eifersüchtig und in beständiger Furcht vor einander. Es war kein Schritt zu einer Aussöhnung geschehen, als die Stände zusammentraten, und man konnte wohl in Zweifel darüber sein, auf welche Seite die Stände treten würden.
Aber die Vorgänge in fast jeder Sitzung dieses sonderbaren Parlaments machten alle Prophezeiungen der Politiker zu Schanden. Es war einst der unlenksamste aller Senate gewesen, jetzt war es der willfährigste. Und doch waren es die nämlichen Männer und sie saßen in dem nämlichen Saale wie früher. Es befanden sich darunter die lärmendsten Agitatoren des Clubs, mit Ausnahme Montgomery’s, der in einer Dachstube fern von seinem Heimathlande an Mangel und an gebrochenem Herzen dahinstarb. Es waren darunter der scheinheilige Roß und der treulose Annandale. Es war darunter Sir Patrick Hume, unlängst zum Peer creirt und jetzt Lord Polwarth genannt, aber noch immer so beredtsam als zu der Zeit, wo seine endlosen Deklamationen und Dissertationen der Expedition Argyle’s verderblich wurden. Doch der ganze Geist der Versammlung hatte eine Veränderung erfahren. Die Mitglieder hörten mit tiefer Ehrerbietung das Schreiben des Königs an und antworteten darauf in respectvoller und herzlicher Sprache. Eine außerordentliche Beisteuer von hundertvierzehntausend Pfund Sterling wurde der Krone bewilligt. Strenge Gesetze gegen die Jakobiten wurden erlassen. Die Gesetze in Bezug auf kirchliche Angelegenheiten waren so erastianisch als Wilhelm selbst es nur wünschen konnte. Es wurde eine Acte erlassen, welche allen Dienern der Staatskirche vorschrieb, Ihren Majestäten Treue zu schwören, und der Generalversammlung befahl, diejenigen noch nicht abgesetzten Episkopalgeistlichen, welche erklärten, daß sie sich der presbyterianischen Lehre und Kirchenzucht anbequemten, in die Gemeinschaft aufzunehmen.136 Ja, die Stände trieben die Servilität sogar so weit, daß sie den König unterthänigst ersuchten, er möge geruhen seinem Lieblinge Portland eine schottische Pairie zu verleihen. Dies war in der That ihre Hauptpetition. Sie baten nicht um Abstellung eines einzigen Mißbrauchs, sondern sie beschränkten sich darauf, in allgemeinen Ausdrücken anzudeuten, daß Mißbräuche existirten, welche Abhülfe erheischten, und den König behufs näherer Information an seine Minister, den Lord Obercommissar und den Staatssekretär, zu verweisen.137
Einen Gegenstand gab es, dessen Nichterwähnung selbst bei dem servilsten schottischen Parlamente auffallen muß. Es war seit dem Gemetzel von Glencoe über ein Jahr verstrichen, und man hätte erwarten sollen, daß die ganze Versammlung, Peers, Grafschaftsabgeordnete und Burgfleckenabgeordnete, einstimmig eine strenge Untersuchung dieses großen Verbrechens verlangen würde. Allein es ist erwiesen, daß kein Antrag auf eine solche Untersuchung gestellt wurde. Die Lage der gälischen Clans wurde zwar in Erwägung gezogen, ein Gesetz zur wirksameren Unterdrückung der Räubereien und Gewaltthätigkeiten jenseit der Grenze der Hochlande erlassen und in dieses Gesetz eine Specialklausel aufgenommen, welche Mac Callum More seine erbliche Gerichtsbarkeit reservirte. Aber es ergiebt sich weder aus den öffentlichen Acten über die Proceduren der Stände noch aus den Privatbriefen, in denen Johnstone regelmäßig Carstairs das Vorgegangene berichtete, daß irgend ein Sprecher das Schicksal Mac Ian’s und seiner Stammesgenossen erwähnte.138 Dieses sonderbare Stillschweigen scheint sich nur dadurch erklären zu lassen, daß die in der Hauptstadt Schottland’s versammelten Politiker von dem Schicksale eines räuberischen Celtenstammes wenig wußten und sich wenig darum kümmerten. Der beleidigte Clan, durch die Furcht vor den allmächtigen Campbells zu Boden gedrückt und nicht gewohnt, sich an die bestehenden Behörden des Landes um Schutz oder Genugthuung zu wenden, reichte keine Petition bei den Ständen ein. Die Geschichte von dem Gemetzel war in den Kaffeehäusern erzählt worden, aber in sehr verschiedener Weise. Ganz neuerdings waren zwar einige Bücher, in denen die Thatsachen nur zu richtig mitgetheilt wurden, aus den geheimen Pressen London’s hervorgegangen. Aber diese Bücher wurden nicht öffentlich verkauft, und sie trugen den Namen keines verantwortlichen Autors. Die jakobitischen Schriftsteller im allgemeinen waren hämisch boshaft und fragten durchaus nichts nach Wahrheit. Da die Macdonalds sich nicht beschwerten, so hatte ein kluger Mann natürlich keine Lust, sich das Mißfallen des Königs, der Minister und der mächtigsten Familie Schottland’s zuzuziehen, indem er eine Anklage zu erheben wagte, die sich auf nichts als von Mund zu Mund gehende Gerüchte oder auf Pamphlets gründete, welche kein Censor erlaubt, auf die kein Verfasser seinen Namen gesetzt und die kein Buchhändler auszustellen wagte. Doch mag dies die richtige Lösung sein oder nicht, soviel ist gewiß, daß die Stände nach einer zweimonatlichen Session, während der, soweit es sich jetzt noch ermitteln läßt, der Name Glencoe im Parlamentshause nicht ein einziges Mal erwähnt wurde, ruhig auseinandergingen.
Zwanzigstes Kapitel.
Wilhelm und Marie
Zustand des Hofes von Saint-Germains
Es ist jetzt Zeit die Vorgänge zu erzählen, die seit der Schlacht von La Hogue in Saint-Germains stattgefunden hatten.
Jakob war, nachdem er die Flotte, die ihn in sein Königreich zurückbringen sollte, bis zum Wasserspiegel hatte niederbrennen sehen, nicht in der besten Laune in seine Residenz bei Paris zurückgekehrt. Das Unglück machte ihn gewöhnlich nach seiner Weise fromm, und er darbte und kasteiete sich jetzt dergestalt, daß seine Seelsorger genöthigt waren sich ins Mittel zu legen.139
Man kann sich schwer einen traurigeren Ort denken als Saint-Germains zu der Zeit war, als er sein Hoflager dort hielt, und doch gab es in ganz Europa fast keine beneidenswerthere Residenz als die, welche der hochherzige Ludwig der Familie angewiesen hatte, die ihn um Beistand angefleht. Sie hatte prächtige Wälder, eine reine gesunde Luft und weite liebliche Fernsichten, keine Annehmlichkeit des Landlebens fehlte und die Thürme der prächtigsten Stadt des Continents zeigten sich in der Ferne. Die königlichen Gemächer waren mit Tapeten und Schnitzwerk, mit silbernen Vasen und Spiegeln in Goldrahmen glänzend ausgeschmückt. Alljährlich erhielt Jakob aus dem französischen Staatsschatze eine Pension von über vierzigtausend Pfund. Außerdem hatte er eine aus den schönsten Soldaten Europa’s bestehende Ehrenwache. Wenn er sich mit der Jagd unterhalten wollte, stand ihm eine viel glänzendere Einrichtung zu Gebote, als er sie selbst besessen, da er noch an der Spitze eines großen Reiches stand, ein Heer von Jägern und Falkonieren, eine reiche Sammlung von Flinten, Speeren, Histhörnern und Zelten, meilenlange Netze, Parforcehunde, Fuchshunde, Windhunde, Koppeln für Eber und Wölfe, Geierfalken für den Reiher und Hagerfalken für die wilde Ente. Sein Empfangszimmer und sein Vorzimmer waren eben so prächtig eingerichtet, als er es in Whitehall gewohnt gewesen war; auch hier war er von blauen Bändern und weißen Stäben umgeben. Doch über dem Schlosse und der ganzen Domäne lagerte eine beständige Trauer, zum Theil die Folge schmerzlichen Sehnens und vereitelter Hoffnungen, besonders aber des jämmerlichen Aberglaubens, der seinen Geist vollständig eingenommen hatte und den auch fast alle Diejenigen erheuchelten, die nach seiner Gunst strebten. Sein Palast hatte das Aussehen eines Klosters. Es befanden sich drei zu Andachtsübungen bestimmte Räume innerhalb des großen Gebäudes, und dreißig bis vierzig Geistliche wohnten darin, deren Gemächer von den Noblemen und Gentlemen, welche das Loos ihres Souverains getheilt hatten und denen es hart dünkte, daß sie, während so viel Platz unter seinem Dache war, in den Mansarden der benachbarten Stadt schlafen mußten, mit neidischen Blicken betrachtet wurden. Zu den Murrenden gehörte auch der glänzende Anton Hamilton. Er hat uns eine Skizze des Lebens in Saint-Germains hinterlassen, zwar eine nur flüchtige Skizze, aber des Künstlers nicht unwürdig, dem wir das vollendetste und lebensvollste Gemälde des englischen Hofes aus den Tagen seiner heitersten Blüthe verdanken. Er sagt, daß das Leben eine ununterbrochene Kette religiöser Uebungen gewesen sei, daß man, um in Frieden zu existiren, den halben Tag habe beten oder sich doch betend stellen müssen; daß, wenn er einmal versucht habe, seine Melancholie zu verscheuchen, indem er auf der prächtigen Terrasse, die auf das Thal der Seine hinabsieht, ein wenig frische Luft schöpfte, er durch die Stimme eines Jesuiten vertrieben worden sei, der einige protestantische Loyale ins Gebet genommen, um ihnen zu beweisen, daß kein Ketzer in den Himmel kommen könne. In der Regel, sagt Hamilton, haben Leute, auf denen ein gemeinsames Mißgeschick lastet, starke gegenseitige Sympathien und sind geneigt, einander Gefälligkeiten zu erzeigen. In Saint-Germains war dem nicht so. Dort war Alles Zwietracht, Eifersucht und Bitterkeit. Böswilligkeit verbarg sich unter dem äußeren Scheine der Freundschaft und Frömmigkeit. Alle die Frommen des königlichen Hauses beteten für einander und verleumdeten einander vom frühen Morgen bis in die späte Nacht. Hier und da bemerkte man unter dem Schwarme der Heuchler wohl auch einen Mann, der zu edeldenkend war, um sich verstellen zu können. Aber ein solcher Mann konnte darauf rechnen, von den Bewohnern jenes unheimlichen Aufenthaltsortes mit Geringschätzung behandelt zu werden, mochte er auch anderwärts noch so vortheilhaft bekannt sein.140
So sah es nach der Schilderung eines Katholiken am Hofe Jakob’s aus. War der Aufenthalt an diesem Hofe schon für einen Katholiken unangenehm, so war er für einen Protestanten noch viel unangenehmer. Denn der Protestant hatte außer all’ den Widerwärtigkeiten, über welche der Katholik klagte, eine Menge Kränkungen zu ertragen, von denen der Katholik frei war. Bei jeder Concurrenz zwischen einem Protestanten und einem Katholiken wurde der Katholik vorgezogen. Bei jedem Streite zwischen einem Protestanten und einem Katholiken wurde angenommen, daß der Katholik Recht habe. Während der ehrgeizige Protestant vergebens auf Beförderung wartete, während der vergnügungssüchtige Protestant sich vergebens nach Unterhaltung umsah, sah sich der ernste Protestant vergebens nach geistlichen Belehrungen und Tröstungen um. Jakob würde gewiß den Mitgliedern der englischen Kirche, die um seinetwillen Alles aufgeopfert hatten, leicht haben die Erlaubniß auswirken können, sich in aller Stille in einem bescheidenen Betzimmer zu versammeln und das Brot und den Wein des heiligen Abendmahls aus den Händen eines ihrer Geistlichen zu empfangen; aber er wollte seine Residenz durch solche gottlose Andachtsübungen nicht schänden lassen. Doctor Dennis Grandville, der lieber die reichste Dechanei, das reichste Archidiaconat und eine der reichsten Pfründen in England aufgegeben, als daß er die Eide geleistet hatte, erregte großes Aergerniß durch das Ansuchen, den Verbannten seiner Glaubensrichtung Gebete vorlesen zu dürfen. Sein Gesuch wurde abgeschlagen, und er wurde von den Kaplanen seines Gebieters und deren Anhängern so gröblich insultirt, daß er gezwungen war, Saint-Germains zu verlassen. Damit kein zweiter anglikanischer Doctor in ähnlicher Weise lästig fiele, schrieb Jakob seinen Agenten in England, er wünsche nicht, daß noch ein protestantischer Theolog zu ihm herüberkomme.141 Der überwiegende Klerus wurde sogar in seinem Palaste noch ärger verhöhnt und geschmäht, als in dem seines Neffen. Wenn irgend Jemand Anspruch darauf hatte, in Saint-Germains mit Achtung genannt zu werden, so war es gewiß Sancroft. Es hieß jedoch, daß die dort versammelten Bigotten nur mit Widerwillen und Abscheu von ihm sprächen. Das Opfer der höchsten Stelle in der Kirche, der ersten Stelle in der Pairie, des Palastes in Lambeth und des Palastes in Croydon, eines ausgedehnten Patronats und eines jährlichen Einkommens von mehr als fünftausend Pfund Sterling, galt für eine geringfügige Sühne für das große Verbrechen, bescheidene Einwendungen gegen die Indulgenzerklärung gemacht zu haben. Sancroft wurde für einen eben solchen Verräther und für einen eben solchen Bußfertigen erklärt wie Judas Ischariot gewesen war. Der alte Heuchler, sagte man, habe, während er Ehrerbietung und Liebe zu seinem Gebieter zur Schau getragen, den Feinden seines Gebieters das verderbliche Zeichen gegeben. Als das Unheil angerichtet und nicht mehr gut zu machen gewesen sei, habe das Gewissen den Sünder zu quälen begonnen. Er habe, wie sein Vorbild, sich Vorwürfe gemacht und gejammert. Er habe, wie sein Vorbild, seinen Reichthum Denen vor die Füße geworfen, deren Werkzeug er gewesen sei. Das Beste was er jetzt thun könne sei, die Parallele vollständig zu machen, indem er sich aufhänge.142
Jakob scheint der Meinung gewesen zu sein, daß er den Ketzern, die um seinetwillen Vermögen, Vaterland und Familie aufgegeben, keinen größeren Beweis von Güte geben könne, als indem er sie auf ihren Sterbebetten von seinen Priestern heimsuchen ließe. Wenn ein an Körper und Geist hoffnungslos krank darniederliegender Mann, von dem Gesumme schlechter Logik und schlechter Rhetorik betäubt, sich eine Hostie in den Mund zwingen ließ, so wurde dem Hofe triumphirend ein großes Werk der Gnade verkündet und der Neubekehrte mit allem religiösen Pompe begraben. Wenn aber ein Royalist vom höchsten Range und vom makellosesten Character als treuer Anhänger der englischen Kirche starb, so wurde auf freiem Felde eine Grube gegraben und er wurde mitten in der Nacht hineingeworfen und mit Erde zugedeckt wie ein Stück Aas. Eine solche Beerdigung wurde dem Earl von Dunfermline zu Theil, der dem Hause Stuart mit Gefahr seines Lebens und mit Verlust seines ganzen Vermögens gedient, der bei Killiecrankie gefochten und nach dem Siege die noch athmenden Ueberreste Dundee’s aufgehoben hatte. Bei seinen Lebzeiten war er schimpflich behandelt worden. Die schottischen Offiziere, welche lange unter ihm gedient, hatten vergebens darum gebeten, daß, wenn sie zu einer Compagnie formirt werden sollten, er auch ferner ihr Anführer bleiben möge. Seine Religion war als ein fataler Unfähigkeitsgrund angesehen worden. Ein unwürdiger Abenteurer, dessen einzige Empfehlung darin bestand, daß er ein Papist war, wurde eingezogen. Dunfermline erschien noch eine kurze Zeit lang in dem Zirkel, welcher den Fürsten umgab, dem er nur zu treu gedient hatte; aber es half ihm nichts. Die Bigotten, die den Hof beherrschten, verweigerten dem zu Grunde gerichteten und aus seinem Vaterlande vertriebenen Lord die Mittel zu seinem Unterhalte; er starb an gebrochenem Herzen, und sie verweigerten ihm sogar ein Grab.143
Gesinnung der Jakobiten. Die Vergleicher
Die der protestantischen Religion in Saint-Germains täglich zugefügten Insulten machten einen großen Eindruck in England. Die Whigs fragten triumphirend, ob es nicht klar sei, daß der alte Tyrann gänzlich unverbesserlich sei, und selbst unter den Eidverweigerern beobachteten Viele sein Verfahren mit Beschämung, Abscheu und Besorgniß.144 Die jakobitische Partei war von Anfang an in zwei Sectionen zerfallen, welche einige Jahre nach der Revolution als die Vergleicher (Compounders) und die Nichtvergleicher (Noncompounders) bekannt zu werden begannen. Die Vergleicher waren Diejenigen, welche eine Restauration wünschten, aber eine von einer allgemeinen Amnestie und von Bürgschaften für die Sicherheit der bürgerlichen und kirchlichen Verfassung des Reichs begleitete Restauration. Die Nichtvergleicher hielten es für offenbaren Whiggismus, für offenbare Rebellion, die unglückliche Lage Sr. Majestät dazu zu benutzen, ihm Bedingungen vorzuschreiben. Es sei die klar am Tage liegende Pflicht seiner Unterthanen, ihn zurückzuführen. Welche Verräther er bestrafen und welche Verräther er schonen, welche Gesetze er beobachten und von welchen Gesetzen er sich dispensiren würde, das seien Fragen, die er allein zu entscheiden habe. Wenn er sie falsch entschiede, so habe er seinen Irrthum vor Gott und nicht vor seinem Volke zu verantworten.
Die Nichtvergleicher
Die Hauptmasse der englischen Jakobiten waren mehr oder weniger Vergleicher. Die reinen Nichtvergleicher fanden sich hauptsächlich unter den Römischkatholischen, denen ganz natürlich nicht darum zu thun war, Sicherheit für eine Religion, die sie für ketzerisch hielten, oder für eine Regierungsform zu erlangen, von deren Wohlthaten sie ausgeschlossen waren. Auch gab es einige protestantische Eidverweigerer, wie Kettlewell und Hickes, welche der Theorie Filmer’s entschlossen bis zu ihren äußersten Consequenzen folgten. Aber obgleich Kettlewell seine Landsleute zu überzeugen versuchte, daß die monarchische Regierungsform von Gott angeordnet sei, nicht als ein Mittel, sie hienieden glücklich zu machen, sondern als ein Kreuz, das sie anzunehmen und in der Hoffnung, im Jenseits für ihre Leiden belohnt zu werden, zu tragen verpflichtet seien, und obgleich Hickes ihnen versicherte, daß es in der ganzen Thebanischen Legion nicht einen einzigen Vergleicher gegeben habe, so waren doch sehr wenige Anhänger der Staatskirche geneigt, sich zu keinem andren Zwecke als um die Hohe Commission und das Dispensationsrecht wiederherzustellen, dem Tode am Galgen auszusetzen.
Die Vergleicher bildeten die Hauptstärke der jakobitischen Partei in England; aber die Nichtvergleicher hatten bisher in Saint-Germains die ungetheilte Herrschaft besessen. Kein Protestant, kein gemäßigter Katholik, Niemand, der nur anzudeuten wagte, daß ein Gesetz der königlichen Prärogative Fesseln anlegen könne, hatte von dem verbannten Könige die geringste Gunstbezeigung zu erwarten. Die Priester und der Apostel Melfort, der erklärte Feind der protestantischen Religion und der bürgerlichen Freiheit, der Parlamente, der Geschwornengerichte und der Habeascorpusacte, waren im ausschließlichen Besitz des königlichen Ohres. Herbert wurde Kanzler genannt, hatte den Vortritt vor den übrigen Staatsbeamten, trug eine mit Gold gestickte schwarze Robe und führte ein Siegel; aber er war Mitglied der englischen Kirche und deshalb hatte er keinen Sitz im Staatsrathe.145
Die Sache war die, daß die Fehler von Jakob’s Geist und Herz unheilbar waren. Seiner Ansicht nach konnte zwischen ihm und seinen Unterthanen keine Gegenseitigkeit der Verpflichtung stattfinden. Es war ihre Schuldigkeit, Eigenthum, Freiheit und Leben zu wagen, um ihn wieder auf den Thron zu bringen, und dann geduldig zu tragen, was er über sie zu verhängen für gut finden würde. Sie hatten vor ihm nicht mehr Anspruch auf Verdienst, als vor Gott. Wenn sie Alles gethan hatten, waren sie immer noch werthlose Knechte. Das höchste Lob, das dem Royalisten gebührte, der sein Blut auf dem Schlachtfelde oder auf dem Blutgerüst für die erbliche Monarchie vergoß, bestand einfach darin, daß er kein Hochverräther war. Nach all’ den harten Lehren, die der entthronte König erfahren, war er noch immer eben so geneigt, die englische Kirche auszuplündern und zu erniedrigen, wie an dem Tage, da er den knieenden Fellows des Magdalenencollegiums sagte, sie sollten ihm aus den Augen gehen, oder an dem Tage, wo er die Bischöfe in den Tower schickte. Er pflegte zu sagen, daß er lieber sterben wolle, ohne England wiederzusehen, als mit Denen kapituliren, denen er zu befehlen habe.146 In der Erklärung vom April 1692 zeigt sich der ganze Mensch ohne Maske, erfüllt von seinen imaginären Rechten, unfähig zu begreifen, wie irgend Jemand außer ihm irgend ein Recht haben könne, einfältig, halsstarrig und grausam. Ein andres Dokument, das er um die nämliche Zeit aufsetzte, beweist womöglich noch deutlicher, wie wenig Nutzen er aus einer harten Erfahrung gezogen hatte. In diesem Aufsatze entwickelt er den Plan, nach dem er zu regieren gedachte, wenn er wieder eingesetzt werden sollte. Er stellte es als Regel auf, daß ein Commissar des Schatzes, ein oder zwei Staatssekretäre, der Kriegssekretär, die Mehrheit der Großbeamten des Hofstaats, die Mehrheit der Kammerherren, die Mehrheit der Offiziere von der Armee, stets Katholiken sein müßten.147
Umsonst schrieben die ausgezeichnetsten Vergleicher von London Briefe auf Briefe voll vernünftigen Rathes und eindringlicher Bitten an ihn. Umsonst bewiesen sie ihm aufs Klarste die Unmöglichkeit, das Uebergewicht des Papismus in einem Lande zu befestigen, wo mindestens neunundvierzig Funfzigstel der Bevölkerung und viel mehr als neunundvierzig Funfzigstel des Vermögens und der Intelligenz protestantisch seien. Umsonst theilten sie ihrem Gebieter mit, daß die Erklärung vom April 1692 von seinen Feinden mit Frohlocken, von seinen Freunden mit tiefer Betrübniß gelesen, daß sie von den Usurpatoren gedruckt und verbreitet worden sei, daß sie mehr als alle Libelle der Whigs dazu beigetragen, die Nation gegen ihn aufzubringen, und den Flottenoffizieren, die ihm ihre Unterstützung versprochen gehabt, einen plausiblen Vorwand geliefert habe, das ihm gegebene Wort zu brechen und die Flotte zu zerstören, die ihn in sein Königreich zurückbringen sollte. Er blieb so lange taub gegen die Vorstellungen seiner besten Freunde in England, bis diese Vorstellungen in Versailles ein Echo zu finden begannen. Alles was Ludwig und seine Minister über den Zustand unsrer Insel in Erfahrung bringen konnten, überzeugte sie, daß Jakob nie wieder eingesetzt werden würde, wenn er es nicht über sich gewann, seinen Unterthanen große Zugeständnisse zu machen. Es wurde ihm daher, zwar freundlich und artig, aber sehr nachdrücklich zu verstehen gegeben, daß er wohl thun würde, seine Entschließungen und seine Rathgeber zu ändern. Frankreich könne den Krieg nicht zu dem Zwecke fortsetzen, einer Nation einen Souverain aufzudringen, den sie nicht haben wolle. Es seufze unter der Wucht der öffentlichen Lasten, sein Handel und seine Industrie stockten, seine Feldfrüchte und sein Wein seien mißrathen. Das Landvolk verhungere, schon lasse sich das beginnende Murren der Provinzialstände vernehmen. Es gebe eine Grenze für das Maß der Opfer, die auch der unumschränkteste Fürst von Denen verlangen könne, über die er herrsche. So sehr auch der Allerchristlichste König wünsche, die Sache der erblichen Monarchie und der reinen Religion in der ganzen Welt aufrecht zu erhalten, so habe er doch vor Allem Pflichten gegen sein eignes Land, und wenn nicht bald eine Contrerevolution in England einträte, würden diese Pflichten gegen sein eignes Königreich ihn in die schmerzliche Nothwendigkeit versetzen, mit dem Prinzen von Oranien zu unterhandeln. Jakob werde daher wohl thun Alles aufzubieten, was er mit seiner Ehre und seinem Gewissen vereinbaren könne, um die Herzen seines Volks wieder zu gewinnen.