Kitabı oku: «Ich zahl's euch reim», sayfa 2
DER TYPISCHE THUNBERG-BESCHIMPFER PACKT AUS
»Was die für große Reden hält!
Da ist die viel zu klein für!
Die weiß doch gar nix von der Welt!
Da wett ich Mark und Bein für.
Ich glaub der frechen Göre nicht.
Das alles ist Verschwörung.
Zwar ist mein Hirn ein kleines Licht,
Doch groß ist seine Störung:
Ich denk nicht gern, ich les nicht gern,
Ich pfeif auf Argumente.
Es gehen grad bei schlichten Herrn
Die Köpfe früh in Rente.
Die Göre muss mal wer bumbum,
Das weist sie in die Schranke –
Ich bin halt untenrum so dumm
Wie in der Birne!«
Danke.
CHRISTIAN LINDNER (LAIE, FDP)
»Überlassen wir das Klima«,
Sagte Lindner, »doch den Profis!«,
Weil er weiß, und das ist prima,
Dass ein Laie halt zu doof is’:
Für die Kinder, die begreifen,
Während andere nur maulen;
Für Erkenntnisse, die reifen,
Während andere nur faulen.
Wenn die Rübe auch verpennt is’
Und geschrumpft zum Mini-Rübchen:
Manchmal leuchtet Selbsterkenntnis
Auch im kleinsten Oberstübchen.
DER FDP-WÄHLER
Sie weiß es immer noch genau.
Sie hatte, so erzählt die Frau,
Mal eine Freundin, deren Sohn
Vor vielen vielen Jahren schon
Gelesen hatte, dass ein Mann
Erst einer Metzgerin und dann
Dem Pfarrer anvertraute, dass –
Denn derlei sei ja halt kein Spaß –
Er jemand kenne, einen Fritz,
Der habe, nein, das sei kein Witz,
Erschrocken und zutiefst verstört
Von einem namens Jens gehört,
Der habe, sagt die Frau gequält,
Schon einmal FDP gewählt.
DER APOTHEKER
Das Duo Wind&Wetter schwappt
Die Menschen zu den Pillen.
Hier ist die Lebenslust gekappt,
Dort freut sich wer im Stillen.
Sein Alltag ist aus Not und Leid:
Er nimmt dein Geld und zerrt es
Mit letzter Kraft oft meterweit
Zu seiner Bank. Die mehrt es.
Nachts alpträumt er mit vollem Bauch
Von Bergen aus Kopeken.
O schweres Los! Drum gibt es auch
So wenig Apotheken.
OFFENER BRIEF AN DEN MITTELSTAND
Mittelstand, Mittelstand,
Dauernd heißt es »Mittelstand«!
Niemals »Unter-«, »Oberstand«,
Immer, immer »Mittelstand«!
Alle Macht im deutschen Land
Schlug der Bürger, wie bekannt,
Einst dem Adel aus der Hand.
Doch das Feuer scheint verbrannt:
Alles hatte keinen Zweck!
Denn die Stände sind nicht weg!
Einer herrscht frech, feist und keck
Zwischen München und Lübeck:
Mittelstand, Mittelstand!
Mit der CDU verwandt,
Mit dem Lindner Hand in Hand,
Allen Unglücks Unterpfand:
Immer strengst konservativ,
Lobbyistisch explosiv
Offensiv, ja aggressiv,
Deomarke: Muff & Mief –
Mittelstand! Mittelstand!
Stündlich kommst du angerannt!
Von der Tagesschau genannt,
Doofer Presse bestbekannt,
Nervlich immer angespannt,
Immer zorn- und wutentbrannt,
Von dir selber wie verrannt
Überzeugt und übermannt –
Mittelstand, ich kann nicht mehr!
Seelisch! Ich erkranke sehr!
Schweig auch du mal! Das wär fair!
Wie bitte? – Nein? – Danke sehr:
Also werd ich gleichfalls rau,
Hau dir deine Fresse blau,
Und dann geh ich in den Bau,
Piepegal, du blöde Sau.
SMARTPHONE-NUTZER
»Smartphone-Nutzer schauen niemals auf,
Sie sind blass und ihre Seelen süchtig.
Online wird das Offline-Leben nichtig,
Die Realwelt feiert Ausverkauf.
Smartphone-Nutzer surfen grabesstumm,
Und sie haben Smileys statt Gefühle.
Die da schweben durch virale Kühle,
Leben lieblos, und sie sterben dumm.
Denn sie lassen ihren Kopf zerstückeln,
Und ihr Herz wird sinnlos wie ein Kropf!«,
Maulen Fische, die da Herz und Kopf
Offline gerne in die »Bild« einwickeln.
OK: BOOMER
Wir sind so bauchig und ihr seid so sehnig,
Ihr seid noch jung, aber wir sind schon alt.
Wir sind so viele und ihr seid so wenig.
Ihr seid der Diener und wir sind der König:
Wir haben Urlaub und Lohn und Gehalt.
Wir sind die Bösen und ihr seid die Guten.
Wir haben Rente und Grundstück und Haus.
Wir trinken Blut und wir lassen euch bluten.
Wahrheit ist freilich auch euch zuzumuten,
Und die sieht mal wieder wie immer aus:
Wir sind geteilt in zwei Arten von Schweinen,
Arme und reiche, und ihr seid geteilt
Just in dieselben. So lasst uns vereinen,
Uns kluge Große mit euch dummen Kleinen,
Und eure Wunde, sie wäre geheilt …
INFLUENCER
Es sah die Influencerin
Und sah den Influencer
Und rief: »So wahr ich Spencer bin!«
Der selige Bud Spencer
Und flog zurück vom Himmelszelt
Zum blausten der Gestirne
Und schlug den Werbetrotteln, gelt,
Mit Volldampf auf die Birne.
»Es kann auch neustes Lügwort nie
Vor alter Wahrheit schützen!«
So rief der Bud und haute sie
Final auf Kopf und Mützen.
BERATER
Sind Sie frech? Faul wie ein Schaf?
Und ein Geldverbrater?
Wenn ich Sie beraten darf:
Werden Sie Berater!
Zwei Millionen stündlich fix,
Die versprech ich Ihnen.
Was Sie machen müssen? Nix.
Außer Geld »verdienen«.
Deal? Okay, hähä! Na dann,
Und »na dann« heißt pronto:
Bitte vier Millionen an
Untenstehndes Konto.
DE12 3456 7891 0000 123456
NAHAUFFAHRER
Kennt ihr diese Leute (es sind Männer),
Die so gern an eurer Stelle wärn?
Kennt ihr diese Meute junger Penner,
Die auch dann nicht allzu helle wärn,
Würde man zehn Sonnen in sie stopfen?
Kennt ihr diese Esel, klug wie Hopfen
Und so freundlich wie ein nasser Sack?
Ja, ihr kennt dies mörderische Pack.
Ja, ihr kennt die höllisch blöden Fressen
Ihrer doofen Autos, die besessen
Sind von diesen Teufeln, baah, o Graus!
Doch es reicht. Beenden wir das Leiden!
Schleichen wir, bis sie vor Wut verscheiden!
Und dann sausen wir erlöst nach Haus.
ANDREAS SCHEUER
Nie getäuscht und nie gelogen,
Nie die Wahrheit krumm gebogen,
Nie den Anstand und die Ehre
Weggehängt für die Karriere,
Nie den Bundestag beschummelt,
Nie vertraglich rumgefummelt,
Nie getrickst mit falschen Zahlen,
Pausenlos mit Kannibalen
Kleine Kinder schmatzend … Wie?
Hat er nie? Was sagen Sie?
Aber alles andere doch?
Prima! Andy lebe hoch:
Vorhang auf, Applaus, hier ister:
Scheuer, der Verkehrtminister!
Unser Mann am falschen Platz!
Wenn was war, dann sagt er, war nix,
Kann nicht viel (in Worten: gar nix),
Doch kriegt keinen vor den Latz.
Müsst zwar längst zurückgetreten
Worden und mit Dampfraketen
Auf den Mond geschossen sein.
Doch die Hexe Autolobby
Hält sich Andy halt als Hobby,
Knecht und Gollum. So ist’s fein.
EINE KURZE GESCHICHTE DES LOBBYISMUS
Einst führten Schweineflüsterer
(Auf Hochdeutsch: Lobbyisten)
Die höchsten der Politiker
Auf ihren Nehmerlisten.
Das kostete viel Geld und Zeit,
Und manchmal gab es Pleiten.
Da warn sie’s eines Tages leid
Und wechselten die Seiten.
So wurden manche Flüsterer,
Um Geld und Zeit zu sparen,
Selbst Kanzler und Ministerer
Und sind es nun seit Jahren
Und dürfen glatt und ölig sein –
Von selbst! Ganz ohne Schmierung!
So ging der Lobbyismus ein
Und auf: in der Regierung.
DER GESTÄNDIGE
Wie viel verdienst du, fragte er.
Tiptop, kein Grund zur Klage!
So sagte ich. Da sagte er:
Das war nicht meine Frage.
Da sagte ich: Mein Freund, nur zu,
Sag, was du fragen wolltest!
So sagte er: Ich frag, ob du
Dies alles nehmen solltest.
Er sah mir bohrend ins Gesicht.
Da sagte ich sehr leise:
So mancher Arsch verdient es nicht
Und kriegt es säckeweise.
CAROLA RACKETE
Namenswitze, unerlöste,
Leiden, bis sie jemand macht –
Du, Rackete, bist die größte,
Und dein Ziel war klug bedacht.
Flieg, Rackete, auf Salvini,
Ja, Atomrackete, flieg!
Itsy Bitsy Teenie Weenie
Chief Salvini in Aspik.
Nutz, Rackete, deine Gaben,
Spucke Feuer, Brand und Rauch!
Musst auch keine Sorge haben,
Carolandest weich: auf Bauch.
TÖTE MICH, MAMA
Für die Afghanin Fahima, deren vier
Kinder die europäische Küstenwache ertrinken ließ
Von Mördern mit Bärten zu Tode bedroht,
Floh die Familie in die Türkei.
Doch arbeits- und rechtlos ist man nicht frei,
Und Fahima stieg mit vier Kindern ins Boot.
Vor Griechenlands Küste ist es gesunken.
Sie sahn die Schiffe, die Schiffe sahn sie.
Statt eilig zu Hilfe kamen sie: nie.
Stundenlang haben sie schreiend gewunken.
Federn und Holz zieht ein Meer nicht hinab,
Doch sind für das Wasser die Kinder zu schwer.
»Töte mich, Mama, ich kann nicht mehr«,
Weinte ein Kind, und dann sank es und starb.
Eins nach dem anderen hat sie geboren.
Eins wie das andere hatte sie lieb.
Keins, das sie küssen kann, keins, das ihr blieb.
Eins nach dem anderen hat sie verloren.
Irgendwann war dieses Töten vorbei.
Irgendwer riss sie an Bord und ins Leben,
Riss sie, als hätte es vier nie gegeben,
Weg von den Kindern. – Die Täter sind frei.
Fahima, Mutter aus Tränen und Not.
Höllisch die Tage. Nachts legt sie sich nieder.
Und in ihren Träumen leben sie wieder.
Und wenn sie erwacht, sind sie tot.
WARUM SIE WIRKLICH ZU UNS KOMMEN
Weil sie gern in kleinen Booten
Über große Meere fahren,
Wissend unter sich die Toten,
Die in kleinen Booten waren;
Weil sie sich in nassen Fetzen
Gern von letzten Träumen trennen;
Weil sie Rüstungsfirmen schätzen,
Deren Waren sie schon kennen,
Und drum gern in Ländern wohnen,
Welche all die so agilen
Bomben bauen und die Drohnen,
Die auf ihre Dörfer fielen;
Weil es traulich und bequem ist,
Das Vertraute aufzugeben;
Weil es leicht und angenehm ist,
Irgendwo dahinzuleben
Ohne Mutter, ohne Sprache,
Ohne Freunde, ohne Lust;
Weil ihr Blut erst in der Lache
Ruhig wird und selbstbewusst;
Weil das Leben zu riskieren
Schön nach Thrill und Action riecht,
Wenn man nahe am Erfrieren
Über Balkanrouten kriecht:
Darum, sag ich lauten Munds,
Darum kommen sie zu uns!
GESTEUERTE ZUWANDERUNG
Guten Tag, ich zähle neun im Wasser,
Männer vier, drei Frauen, Säugling, Kind.
Schulz mein Name, Flüchtendereinlasser.
Es ist kalt, und dieser blöde Wind,
Darum frag ich schnell, woher Sie kommen:
Sind Sie Europäer? – Also nein.
Haben Sie an Kursen teilgenommen
Oder einen Facharbeiterschein?
Schade. Denn wir suchen Facharbeiter,
Kenntnisse in Deutsch, gut integriert.
Ja, ich weiß, Sie frieren, also weiter:
Wer von Ihnen fünfen hat studiert?
Negativ. – Kann jemand Fliesen legen?
Spargel stechen? Grade Hauptsaison …
Hören Sie, Sie sollten sich bewegen.
Gestern sank wer aus dem Libanon,
Topmann, vor der allerletzten Frage.
Strampeln hilft. Herz hoffentlich gesund?
Oder nahmen Sie oft Krankentage? –
Negativ. Wär auch kein Rettungsgrund!
Letzte Chance: Gibt’s starke Folterspuren?
Alle beide? Wow, so könnt es gehn.
Leider schleift das Wasser die Konturen …
Schluss für heut! Mein Herr, auf Wiedersehn.
Postrevolutionäre Lyrik
DIE »UNSCHÖNEN WOCHEN«
Barbarei frohlockte vor dem Sieg,
Doch barbarisch war auch das Gewinnen:
In den Wochen nach dem Klassenkrieg,
Als die Rache aus den Gräbern stieg,
Wurden Sieger:innen Täter:innen.
Ein Minister war als Erster dran,
Später hat es andere getroffen.
Aug um Auge ging es, Zahn um Zahn,
Und es wurde Schlimmstes angetan,
Denn die Wunden waren rot und offen.
– Die Vertriebenen der falschen Welt
Sah man die erfrornen Fäuste heben.
Und ein kaltes Herz ward auserwählt,
So wie sie in einem dünnen Zelt
Einen Wintermond zu überleben.
Und der Frost, er traf ihn mit Gewalt,
Und im Schlafe bissen ihn die Ratten,
Und das Essen war verderbt und kalt
So wie einst, als Leben noch nicht galt.
Jemand kam, Seehofer zu bestatten.
– Aus den Billigländern spülte sie
Blanke Not in deutsche Schlachtfabriken.
Viele starben in der Pandemie.
Kaum ergriffen, sank er auf die Knie:
Blanker Hass entströmte ihren Blicken.
Seine Untat nahmen sie beim Wort.
Nachts lag er in lausig faulen Kammern,
Tags sah man ihn schlachten im Akkord.
Und ein Mörder wusste: Das ist Mord.
Erst im Tod verstummte Tönnies’ Jammern.
– In den »Wochen« kamen manche um.
Wuchs ums »unschön« auch danach ein Streiten:
Hässlich war das Vorher. Und darum
Blüht in diesem »un« schon das Posthum:
Noch nicht so: so schön wie unsre Zeiten.
LUMPENSAMMLER
Dass sie kommen, wussten vor den Augen
Unsre Ohren, und zu ihrem Flöten
Trugen wir, die Kinder, mit Erröten
Bleiche Dinge, die zu nichts mehr taugen,
Aus den Kellern, Büschen und Garagen
Hin zu ihnen, die wie Kinder spielten,
Und wir warfen, wenn sie flötend hielten,
Mottenmäntel, kranke Kinderwagen
Auf den Laster, der bunt weiterfuhr.
Heute stapeln Lumpen sich im Haus.
Lumpensammler, sagt, wo seid ihr nur?
Kommt, holt eure Laster wieder raus
Und entsorgt sie rückstands- und gefahrlos,
All die Orbans, Trumps und Bolsonaros:
Nehmt sie mit und macht was Neues draus.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.