Kitabı oku: «Bil-Dung»

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Thomas Häring

Bil-Dung

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Inhaltsverzeichnis

Titel

So eine Leere!

Gute Macht, Deutschland!

Impressum neobooks

So eine Leere!

Meine Frau war Lehrerin und bei mir handelte es sich um ihren schlechtesten Schüler. Das zermürbte sie, denn sie hielt ihre Unterrichtsstunden gerne sowie oft erst mal daheim ab und da ich so wenig Begeisterung zeigte, war sie meist sehr niedergeschlagen, auch wenn ich sie gar nicht verprügelt hatte. Andererseits hatte die ganze Sache natürlich auch ihr Gutes, denn im Vergleich zu mir, waren ihre Schüler immer relativ interessiert, was sie irgendwie wieder aufbaute und motivierte. Nichtsdestotrotz hing ich wie ein Klotz an ihrem Bein, denn sie liebte das Lehren und hielt Bildung für das Wichtigste überhaupt. "Die hungernden Kinder in Afrika brauchen was zu fressen, die können auf Deine scheiß Bildung gerne verzichten", provozierte ich sie häufig und das paßte ihr natürlich überhaupt nicht. Bei mir handelte es sich um einen ausgewiesenen Schulfeind. Zugegeben, die Grundschule hielt ich noch für einigermaßen sinnvoll, weil man dort Sachen lernte, die man im späteren Leben vielleicht wirklich mal gebrauchen konnte, wie zum Beispiel Lesen, Rechnen und Schreiben. Aber alles, was danach kam, war die reine Zeitverschwendung und eine Frechheit sondergleichen. "Das ganze deutsche Bildungssystem kannst Du in die Mülltonne kippen und Euch oberschlaue Lehrer gleich mit dazu", hörte man des Öfteren von mir, wenn ich sie mal wieder ärgern wollte. Meine Frau Nele dagegen erteilte gerne Befehle, von daher war sie natürlich als Lehrerin perfekt geeignet. Sie sang oft und gerne lauthals aus voller Kehle, aber Manche ihrer Schüler behaupteten, sie hätte keine Seele. Das interessierte mich nicht sonderlich, denn für mich war einzig und allein wichtig, daß sie gut verdiente und mich aushielt. Das wiederum tat sie, warum auch immer. Jedenfalls kämpfte ich voller Elan gegen das Bildungswesen, biß also kräftig in die Hand, die meine Frau und damit auch mich fütterte. Ich agitierte gegen die Schulpflicht und forderte das Geh heim anstelle vom G8. "Es geht Euch doch nur darum, die Köpfe der jungen Leute mit irgendwelchem Müll zu füllen, damit sie nicht auf andere dumme Gedanken kommen können", behauptete ich diverse Male und sie schaute mich nur unbeeindruckt an. "Na und? Das ist unser gutes Recht. Jedem System geht es darum, die eigene Jugend zu manipulieren und zu indoktrinieren, wieso sollte es also ausgerechnet bei uns anders sein?" So eine Einstellung regte mich tierisch auf, aber was konnte ich schon tun gegen diesen riesigen Moloch, jenen Bildungskoloß, der uns alle irgendwann überrollte? Mir taten die Kinder leid, die lauter Schwachsinn lernen mußten und das ganze Notensystem war aus meiner Sicht mehr als nur ein schlechter Witz. "Du stehst vorne und erzählst den Leuten irgendwas. Am nächsten Tag wiederholen dann die Leute, was Du ihnen am Tag davor eingetrichtert hast. Dafür bekommen sie dann eine Note, das ist doch völlig hirnrissig", kritisierte ich, doch sie hörte mir schon längst nicht mehr zu. Als Lehrerin blieb einem wahrscheinlich auch gar nichts Anderes übrig. Ab und zu wurde Nele von ihren Kolleginnen und Kollegen gefragt, wie sie es mit so einem Bildungshasser wie mir überhaupt aushalten könne und darauf antwortete sie jedesmal: "Ohne ihn wäre ich heute nicht hier." Genau da lag nämlich der Hase im Pfeffer! Ich hatte all ihre Hausarbeiten und Referate verfaßt gehabt, sie konnte so etwas einfach nicht und von daher verdankte sie mir in gewisser Weise ihren Job und das machte die ganze Angelegenheit noch komplizierter. Während meine Frau in der Schule vor der Tafel stand und blöde Fragen stellte oder unnützes Wissen weitervermittelte, schrieb ich böse Leserbriefe an alle möglichen Zeitungen, in denen ich dazu aufforderte, die Schulpflicht endlich abzuschaffen, mit der Wehrpflicht hatte das ja auch ganz hervorragend geklappt gehabt. Allerdings erntete ich immer nur wütende Protestbriefe, in denen man mich als hirnlosen Dilettanten hinstellte, der obendrein ein schrecklicher Kulturbanause wäre. Das stimmte ja alles, aber irgendwie fand ich es trotzdem nicht nett und mich damit ab, in dieser Welt nichts verändern zu können. Eines Tages kam Nele aus der Schule zurück und berichtete total aufgeregt: "Stell Dir vor, Du Tor, heute hat ein Schüler versucht, unsere Direktorin zu vergewaltigen!" "Na, da braucht wohl jemand ganz dringend eine Brille", spottete ich, drehte mich um und wollte weiterschlafen. "Von wegen! Das war eine Racheaktion, weil die den Schülern verboten hat, im Unterricht Schlafanzüge zu tragen." "Spinnt die? Der Schlafanzug ist das einzige Kleidungsstück, das man in einer Schule mit voller Berechtigung tragen kann", dozierte ich und wurde schön langsam mal wieder stinksauer auf diese Kultstußleute, die keine Ahnung vom Leben hatten und genau das an die jungen Leute weitervermittelten. "Es handelte sich bei dem Täter übrigens um einen jungen Mann mit Migrationshintergrund", fügte Nele noch hinzu. "Welch Überraschung! Wer hätte denn so etwas gedacht? Und was tut unsere Kanzlerin? Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, denn kein anderes Land in Europa nimmt mehr Flüchtlinge auf weit und breit." "Die müssen fast ihr ganzes Geld abgeben, wenn sie ins Land kommen." "Na und? Denen ihr ganzes Geld haben ohnehin schon die Schleuser einkassiert." Ich sah meiner Frau an, daß sie keine Lust darauf hatte, mit mir über die deutsche Flüchtlingspolitik zu diskutieren, denn auch sie gehörte zu deren Opfern. Schließlich war regulärer Unterricht schon längst nicht mehr möglich, seit die ganzen Flüchtlingskinder, für die natürlich ebenfalls die Schulpflicht galt, die ganzen Klassenzimmer verstopften. "Schweden hat seine Grenze schon lange zugemacht, in Österreich kommt die Obergrenze und nur wir Deutschen sind zu blöd und lassen alle Leute rein, die einen, keinen oder einen gefälschten Ausweis haben", faßte ich zusammen, bevor ich mich umdrehte und weiterschlief. Sie dagegen schaltete den Fernseher ein, nur damit ich nicht wieder schlafen konnte, aber ich schnarchte trotzdem ganz laut, was sie so wie immer enorm störte. Ehe gut, alles gut.

Ich hatte kein Problem damit, daß meine Alte fast jeden Tag früh aufstehen mußte, auch wenn ich durch den Lärm, den sie allmorgendlich veranstaltete, natürlich ebenfalls geweckt wurde. "Aber die Kinder haben es nun wirklich nicht verdient, daß sie sich schon in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett quälen müssen, nur um sich in der Schule dann Euren Blödsinn anhören zu müssen", erläuterte ich. Sie schaute mich grimmig an, aber sie hatte meinen Argumenten im Grunde nie etwas entgegenzusetzen. "Und jetzt müssen die Ärmsten auch noch in die Ganztagsschule, dieser Staat ist wahrlich ein Sadist. Ihr Lehrer seid an allem schuld. Würde es Euch nicht geben, dann müßte auch niemand in die Schule." "Bist Du jetzt fertig mit Deiner Oralpredigt?" wollte sie genervt wissen. "Ich bin nie fertig", entgegnete ich. Daraufhin verließ sie verärgert das Haus und ich hatte endlich wieder meine wohlverdiente Ruhe. Stunden später, wenn sie dann völlig erledigt wieder in unseren Räumen aufkreuzte, war ich gut erholt sowie topfit und predigte munter weiter: "Die Jugendlichen haben in der Pubertät wirklich Besseres zu tun, als sich mit Euren blöden Schulfächern, die meistens auch noch stinklangweilig sind, zu beschäftigen. Die wollen viel lieber das andere, oder manchmal auch das eigene, Geschlecht kennenlernen", erwähnte ich. Sie grinste. "Wenn Du so schlau bist und immer alles besser weißt, dann unterrichte halt Du!" verlangte sie von mir. "Halts Maul, Du blöde Kuh! Ich würde die Schule abschaffen und den Kapitalismus mit seiner permanenten Ausbeutung gleich mit dazu. Es geht doch immer nur um die Wirtschaft und ihre Interessen. Genau aus dem Grund beginnt ja der Schulunterricht auch so unnatürlich früh. Damit die Kinder das frühe Aufstehen lernen und es bis an ihr Lebensende beibehalten." "Na ja, wie auch immer, ich habe heute genug gearbeitet, jetzt kannst Du auch mal was machen", fand sie und deutete süffisant lächelnd auf den gigantischen Spülberg, der sich in unserer Küche angesammelt hatte. "Du bist doch die mit dem Spültrieb", konterte ich. Sie bedrohte mich mit ihrem erigierten Zeigefinger, ich konterte mit meinem stinkenden Mittelfinger und daraufhin verbarrikadierte sie sich mal wieder für Stunden im Bad. Keine Ahnung, was sie dort machte, wahrscheinlich fingerte sie darin immer an sich herum. Jedenfalls sah sie nach ihren Badaufenthalten jedesmal wesentlich unansehnlicher aus als zuvor, womöglich schminkte sie sich also auch nur ab. Der Spülberg bedrohte meinen nachmittäglichen Frieden und deshalb erhob ich mich langsam sowie vorsichtig, um das Drama etwas genauer in Augenschein zu nehmen. "Ich habe schon immer gesagt, daß wir dringend eine Haushaltshilfe brauchen!" rief ich verärgert, aber sie antwortete darauf nicht und so machte ich mich ans Werk. Für mich war das Leben definitiv kein Spül und ich gehörte auch nicht zu den besenreinen Putzteufelchen, aber wenn ich mich mal aufraffte, dann brachte ich hin und wieder durchaus etwas zustande, zum Beispiel wenn ich in der Kloschüssel einen Riesenhaufen Scheiße kreierte. Allerdings hatten mir solche Kunstwerke bei Nele den Spitznamen "Spülmonster" eingebracht, da ich manchmal "vergessen" hatte runterzuspülen, weil ich gewollt hatte, daß auch sie mein Meisterwerk bewundert. Na ja, ich spülte also was das Zeug hielt und legte mich danach erschöpft auf die Couch. Was für ein Tag und was für ein anstrengendes Leben! Meine Frau dagegen hatte es leicht. Die wurde allen Ernstes dafür bezahlt, daß sie sich vor junge Leute hinstellte und jene zutextete. Das mußte man sich mal vorstellen, in was für einem verrückten Land lebten wir eigentlich?

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