Kitabı oku: «Kurzgeschichtchen»
Thomas Häring
Kurzgeschichtchen
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Inhaltsverzeichnis
Titel
War Hellmut Kohlateral ein Dicktator?
Pfingsten Town
The Blasphemic Symphony Orchestra
Die Bewerbung
Der Preis ist heiß, Saupreiß!
Statt Erdkunde lieber kleine Berufskunde - Der Fensterputzer
Die Kindergärtnerin
Der Justizvollzugsbeamte
Lexikon Valley - Kleine Religionskunde - Der Buddhist
Der Moslem, Muselmann oder Islamist
Der Christ
Fußstapfen
Wenn Träume einen fahren lassen
Die Enthüllung
Geh! Danke!
Die Stuhl-Gang
Im Neandertal der Ahnungslosen
Wolle mer ihn rauslasse?
Das Politbürometer
Kreuzigungsworträtsel
Sieben Seiten leer können uns nicht gefährlich sein
Hys die terische Flagge!
Interaktiv verstrahlt
Impressum neobooks
War Hellmut Kohlateral ein Dicktator?
Die Kleiderhakenkreuze hingen nicht mehr an den Steigbügelhaltern der Macht und die Rente war noch so sicher wie Kanthers weiße Weste fleckenfrei war, doch die Jagd nach RAF-Terroristen in Bad Kleinen hatte jede Menge Staublungen durcheinandergewirbelt. Auch das war der Nachlaß der Regierung Schmidt gewesen, zu allem entschlossene Staatsfeinde, die ausnahmsweise nicht die höchsten Ämter des bekämpften Systems besetzten. Die Hausbesetzerszene war ergraut und verhaut, die Linken waren noch ziemlich grün hinter den Ohren und die gute alte Tante SPD hatte sich allmählich mit ihrer Rolle als ewige Oppositionspartei abgefunden. Deutschland schnarchte vor sich hin und der dicke Tor im Bundeskanzleramt hatte nichts Besseres zu tun, als alles auszusitzen und gemeinsam mit Sauna- und Sanatoriumfreund Jelzin auszuschwitzen. „Wer nichts tut, der macht auch nichts falsch“, lautete das Motto des dicken Großtors und er hielt sich dran. „Der tut nichts, der will nur regieren“, hatte die CDU ihren Wählern 1983 versprochen und Recht behalten. Die Folge war, daß der deutsche Sozialstaat überaus kuschelig blieb und die soziale Hängematte gut gespannt war, denn so gewann man jede Wahl und sollte dem mal nicht der Fall sein, dann würden die Nachfolger in der Regierung so einen großen Scherbenhaufen vorfinden, daß sie daran zerbrächen und in ein paar Jahren wieder abgewählt werden würden. Eine geniale Strategie, die, wie wir heute wissen, tatsächlich funktioniert hat. „Zeit ist Geld und Geld ist Macht“, das hatte Don Kohleone schon früh begriffen und so öffnete er immer wieder die schwarzen Kassen, um daraus die eigenen Leute zu schmieren. Das System funktionierte und flog erst auf, als es eh schon egal war, so daß der Pfälzer Bub inzwischen wieder als großer deutscher Kanzler von seinem Anhang gefeiert werden kann, bei dem das Ehrenwort noch etwas gilt. Daß die Politik eine Unterabteilung des organisierten Verbrechens ist, wissen wir seit der unseligen Verbindung zwischen John F. Kennedy und Al Capone, doch das verdrängen wir lieber und empfinden die Berufslügner als harmlosere Zeitgenossen, obwohl sie womöglich die größeren Gauner sind, denn sie hinterziehen Milliarden von Steuergeldern. Aber was soll das Lamento? 16 Jahre Helmut Kohl haben Deutschland zwar weniger geprägt als zwölf Jahre Adolf Hitler, aber im Gegensatz zum damaligen Führer hat Kohl Gebiete zurückgewonnen statt verloren. Auch die Scheckbuchdiplomatie des heutigen Altkanzlers wird in die Geschichte eingehen, seine Großzügigkeit war grenzenlos, denn es war ja schließlich nicht sein Geld. Als Sammler hatte sich der starke Mann auch bewährt, Millionen waren im Nu beisammen, nachdem er sich von seiner Schuld freikaufen hatte wollen. Die „geistige und moralische Wende“, die er uns versprochen hatte, ist geglückt. Doch seine größten Leistungen sind ohne Frage seine Biographien, mit denen er sich unsterblich gemacht hat. Helmuts Welt ist ein gigantischer Kosmos, in dem der großartigste Kanzler aller Zeiten alles richtig gemacht hat. Ich verneige mich in tiefer Ehrfurcht vor dem Denkmal, das den Ratschlag „Denk mal!“ viel zu selten beherzigt hat. Ohne diesen Mann hätte Deutschland die Zukunft verschlafen und sieben Jahre Rot-Grün niemals zugelassen. Er war der Wegweiser des Chaos, der Oggersheimer Buddha.
Pfingsten Town
Sie waren so besoffen wie noch nie zuvor in ihrem Leben und sie sprachen in fremden Zungen. „Donnerwetter, dieser heilige Flaschengeist zieht ganz schön rein“, meinte Andreas. „Das kann man wohl sagen. War echt eine coole Idee, geweihtes Bier zu kaufen und zu saufen“, lobte Thomas. „Und um zu taufen, das wollen wir schließlich auch nicht vergessen“, fiel Johannes ein und er schüttete Jakobus eine Flasche Bier über den Kopf. Die Stimmung war ausgelassen und das war auch gut so, denn die jungen Männer hatten viel zu vergessen. Ihren Anführer hatte man gekreuzigt und sie hatten Angst vor der Verfolgung durch die Juden. Petrus, der Besoffenste von allen, stellte sich wankend auf einen Tisch und lallte: „So, jetzt habe ich keine Angst mehr. Diese Gottesmörder können mich mal kreuzweise. Wir gehen jetzt da raus, Jungs, und halten den Leuten eine Moralpredigt, die sich gewaschen hat. Ich habe bereits einen tollen Text vorbereitet und ihn in zwölf verschiedene Sprachen übersetzen lassen. Jeder von Euch nimmt sich einen Zettel und liest laut vor, was darauf steht. Macht Euch keine Sorgen darüber, was passiert. Denn wir sind so besoffen und unzurechnungsfähig, daß wir höchstens in die Ausnüchterungszelle kommen.“ Daraufhin torkelten die zwölf Apostel, für Judas hatte man inzwischen einen Ersatzmann gefunden, nach draußen, stellten sich auf und begannen, ihren jeweiligen Text lallend vorzutragen. Zunächst wurden die Besoffenen ignoriert, doch nach einer Weile blieben immer mehr Leute stehen, hörten sich den Rotz an und lachten sich kaputt. Die roten Nasen der Betrunkenen trugen ihr Übriges zur Heiterkeit der Beobachter bei. Als die Apostel mit dem Vorlesen fertig waren, forderte ein Spaßvogel aus der Menge eine Zugabe und so legten sie gleich noch mal los. Dieses Mal waren sie schon textsicherer und man verstand sogar Manches von dem was sie sagten. Nach der zweiten Runde tauschten sie untereinander die Blätter aus und versuchten sich allesamt jeweils in einer anderen Sprache. Das kam gut an bei den Leuten und der Marktplatz füllte sich immer mehr. Irgendwann traten die zwölf Tippelbrüder nicht mehr neben- und miteinander, sondern nacheinander auf und es entwickelte sich ein richtiger Wettbewerb, wer seinen Text am besten vortrug. Für die Leute war es sehr unterhaltsam, denn dadurch, daß derselbe Text, immer in einer anderen Sprache vorgetragen wurde, wurde es nie langweilig. Andreas rappte seinen Text, Johannes stotterte seinen, Petrus rülpste den seinigen und Jakobus machte aus dem seinigen ein Megaevent. Die Leute waren begeistert ob jener originellen Darbietungen und manche von ihnen fanden es sogar schade, daß man den Anführer dieser lustigen Spaßvogeltruppe gekreuzigt hatte, denn der hätte sicherlich dem Ganzen die Dornenkrone aufgesetzt. Völlig erledigt und durchgeschwitzt kehrten die volltrunkenen Apostel später in ihr Haus zurück. „Jungs, das war ganz große Klasse! Damit haben wir unseren Platz in der Weltgeschichte sicher“, behauptete Petrus. „Aber das ist doch absurd, das glaubst Du doch wohl selber nicht“, erwiderte der ungläubige Thomas. Die Anderen ignorierten ihn und seine Kritik und widmeten sich dem nächsten Kasten Bier. Sie feierten noch bis tief in die Nacht und verabschiedeten sich voneinander in fremden Sprachen, bevor sie umkippten und einschliefen. Der Grundstein für eine Weltreligion war gelegt, sie hatten es sich verdient.
The Blasphemic Symphony Orchestra
Zugegeben, ich war fürchterlich erschrocken, als ich eines Morgens aufwachte und an meinem Unterhemd riesige Schweißflecken abgebildet sah, denn bisher hatten sich die Flecken nicht so weit hochgetraut. Allerdings wurde es noch schlimmer, denn meine christliche Jesus-Freak-Mitbewohnerin geriet sogleich in religiöse Verzückung, als sie mich sah, was weniger an meinem ungepflegten Äußeren, als vielmehr an meinem Schweiß lag. „Thomas, Du alter Heide, Du hast tatsächlich die Jungfrau Maria ausgeschwitzt!“ platzte es aus ihr heraus. Sofort riß ich mein Unterhemd herunter, denn jene Anschuldigung traf mich als Atheisten doppelt schwer. Sie stürzte sich auf das übelriechende Wäschestück und liebkoste es minutenlang. „Ohne Schweiß kein Preis“, meinte ich grinsend, bevor ich mich in mein Zimmer zurückzog. Doch meine Ruhe war nur von kurzer Dauer, denn plötzlich kamen sieben Christen in mein Zimmer und machten sich über meine Dreckwäsche her. „Jawohl, so ist es recht. War doch gut, daß ich zu faul zum Waschen war“, stellte ich zufrieden fest, aber ihre enttäuschten Mienen verrieten mir, daß sie nicht gefunden hatten, wonach sie auf der Suche waren. „Behalte ihn im Auge! Es ist sehr gut möglich, daß er bald wieder eine heilige Persönlichkeit ausschwitzt“, schärften die Freaks meiner Mitbewohnerin ein. Jene behandelte mich an jenem Tag ausgesprochen freundlich und verzichtete sogar auf ihre Missionierungsversuche, die ich immer so elegant abgewehrt hatte. Am nächsten Morgen stellte ich erleichtert fest, daß mein Unterhemd trocken war und der Spuk damit ein Ende hatte. Meine Mitbewohnerin betrachtete mich enttäuscht, doch plötzlich leuchteten ihre Augen. „Wow! Das ist ja großartig! Du hattest heute Nacht einen Samenerguß in der Form des Gekreuzigten!“ Blitzschnell zog sie mir die Unterhose herunter und lief mit ihr davon, wobei sie sie wie eine Trophäe triumphierend hin- und herwedelte. „Hey, bring sie sofort zurück! Das ist meine letzte frische Unterhose gewesen!“ rief ich ihr nach. Schlecht gelaunt begab ich mich aufs Klo sowie auf die dortige Klobrille und kackte was das Zeug hielt. Beim Abwischen der verbliebenen Scheiße warf ich einen kurzen Blick auf mein Kunstwerk und erstarrte. Ich hatte einen Haufen in der Form eines Hakenkreuzes geschissen. Wenn das die Nazis rausbekamen, dann würde ich deren neuer Held werden und das hätte mir gerade noch gefehlt. Am Nachmittag hatte ich dann einen Termin beim örtlichen Bischof, welcher mich bewundernd anschaute. „Sie brauchen sich erst gar nicht bei mir einschleimen, denn ich glaube nicht an Gott“, stellte ich gleich zu Beginn klar. „Das freut mich sehr. Ich nämlich auch nicht“, gab er freimütig zu und es wurde daraufhin ein wirklich tolles Gespräch. Wir lästerten über die Gläubigen und Gläubiger, die Ungläubigen, die Falschgläubigen und über den Rest der Welt. Am Ende einigten wir uns darauf, meine Ausdünstungen zu einem Markenartikel zu machen und uns daran dumm und dämlich zu verdienen. Wir beschlossen außerdem, ein Orchester zu gründen, das lauter in der Kirche ungern gehörte Lieder spielen sollte. Und so verlor ich meine Vorurteile und wir schossen die Regensburger Domspatzen aus den Charts. Wir wurden weltberühmt und unsere gotteslästerlichen Lieder wurden auf der ganzen Welt nachgesungen, besonders im Iran.
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