Kitabı oku: «Astralreisen»
Thomas Karlsson
Astralreisen
Innerhalb und außerhalb des Körpers
Geschichte – Theorie – Praxis
Dr. phil. Thomas Karlsson lehrt Westliche Esoterik an der Universität Stockholm und ist der Gründer des in Schweden beheimateten esoterischen Ordens Dragon Rouge (www.dragonrouge.net). Er studiert und praktiziert die okkulten Wissenschaften seit über 25 Jahren.
Er ist der Autor der Bücher UTHARK – Im Schattenreich der Runen. Ein magisches Praxisbuch (Arun-Verlag, 2003), Kabbala, Qliphoth und die Goetische Magie (Edition Roter Drache, 3. Auflage, 2011) und Adulruna und die gotische Kabbala (Edition Roter Drache, 2007). Er hält regelmäßig Seminare und Vorträge und kann über den Verlag kontaktiert werden.
2. Auflage 2012
Copyright © 2008, 2012 by Edition Roter Drache für die deutsche Ausgabe.
Edition Roter Drache – Holger Kliemannel, Postfach 10 01 47,
D-07391 Rudolstadt.
edition@roterdrache.org; www.roterdrache.org
Buch & Umschlaggestaltung: Roter Drache Gestaltungskunst
Titelbild Apparition of face and fruits dish © Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalì / VG Bild-Kunst, Bonn 2008.
Sämtliche Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von T. Ketola.
Astralsiegel auf Seite 1: © Dragon Rouge.
Übersetzung aus dem Schwedischen: Belinda Jehle.
Korrektorat: Anne-Cathrin Gurke.
Gesamtherstellung: Jelgavas tipografija.
Alle Rechte der Verbreitung in deutscher Sprache und der Übersetzung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Ton- und Datenträger jeder Art und auszugsweisen Nachdrucks sind vorbehalten.
ISBN 978-3-94418-024-3
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Einleitung
Ein astraler Spaziergang durch Stockholm
Teil 1 Geschichte
Die Seele in der antiken Lehre
Johannes Bureus – ein schwedischer Astralvisionär
Pause
Die ägyptische Lehre der Seele
Die kabbalistische Lehre der Seele
Die nordische Lehre der Seele
Seiðr: Astrale Reisen in der altnordischen Zeit
Eine Astralreise in einer Schiffssetzung
Teil 2 Theorie
Das Tor zur astralen Welt
Meditation als Tor zum Astralen
Kundalini und Chakraportale zur astralen Welt
Hypnose als Tor zum Astralen
Hirnwellen und der Bewusstseinszustand
Der Traum als Tor zum Astralen
Visualisierung als Tor zur astralen Welt
Die Stille als Tor zur astralen Welt
Tanz als Tor in die astrale Welt
Symbole als Tor zur astralen Welt
Hilfsmittel für astrale Reisen
Schutz während astraler Reisen
Die astrale Arbeit abschließen
Astralreisen: Wenn es soweit ist
Dreimonatsplan zum Erlernen der Astralreise
Teil 3 Praxis
Wenn du draußen bist: Ein Leitfaden zur astralen Ebene
Der Tempelbau
Der physische Tempel
Der astrale Tempel
Zeit und Raum
XON-Zonen
Der Tod und das Leben danach
Astrale Reisen in die Sphären der Dunkelheit
Schilderungen astraler Reisen
Konstantin
Carl
Christofer
Henrik
Alexis
Fedrik
Nachwort
Literaturhinweise
Buchempfehlung
Die Astronomie. Der Mensch dringt durch die Himmelsphäre und erkennt, wie der Kosmos funktioniert. Holzschnitt von Camille Flammarion, 1888.
Einleitung
Ein atheistischer Astronaut und ein religiöser Gehirnchirurg diskutierten einmal über die Wahrscheinlichkeit der Existenz einer spirituellen Welt jenseits der Grenzen des Materiellen.
In all seinen Reisen in den Weltraum hätte er weder Gott, das Himmelreich noch auch nur einen Engel gesehen, meinte der Astronaut. Der Arzt hörte den Ausführungen aufmerksam zu und erwiderte, dass es Phänomene gäbe, die sehr wohl real und bestimmend für die menschliche Existenz wären; auch wenn diese in der Welt in kausaler Betrachtungsweise nicht sichtbar wären. Obwohl in all den Gehirnen, die er in den letzten Jahren operiert hätte, nicht auch nur eine sichtbare Spur eines Gedankens zu finden gewesen sei, würde keiner an ihrer Existenz zweifeln.
Keine der Techniken, die uns zur Messung von Gehirnströmen zur Verfügung stehen, kann über den Inhalt des gemessenen Feldes, den Gedanken, Auskunft geben. In der subjektiven Erfahrungswelt des Menschen gibt es einen Ort, der für die moderne Wissenschaft unerreichbar bleibt. Eine Welt der Gedanken, Gefühle und inneren Erlebnisse. Es sind diese Erfahrungen, die uns zeigen, dass der Mensch keine Maschine ist, sondern ein komplexes Geschöpf, dessen ganzes Wesen wir vermutlich nie vollständig in Begriffen der kausal orientierten Naturwissenschaften erfassen können.
Wenn es nun eine innere, unsichtbare Welt der subjektiven Erfahrungen verborgen in unserem Bewusstsein gibt, so kann es doch auch eine äußere Welt geben, ebenso unsichtbar und trotzdem bedeutend für unser Dasein. Über alle Epochen hinweg, in jeder Kultur der Welt finden wir ihre eigenen Mythen, Geschichten und Erfahrungsberichte von spirituellen Dimensionen und Techniken, die der Mensch erlernen kann, um sie zu bereisen und zu erfahren.
Der Neuplatonismus und die westliche Esoterik nennen diese Dimension „Astralwelt“. Eine Welt zwischen der physischen Welt des Kausalen und der höchsten, der göttlichen Ebene des Daseins. Ungeachtet des persönlichen Standpunktes zur Spekulation über die Natur jener Welten, seien diese nun metaphysischer, philosophischer oder religiöser Art, gibt es die unzähligen Erfahrungsberichte von Menschen, die den bewussten Übergang aus dem physischen Körper in eine fühl- und erlebbare Wirklichkeit jenseits der materiellen Welt beschreiben.
Die meisten dieser Reisenden sind physisch wie psychisch gesund und berichten uns in sachlicher und nüchterner Form von ihren Erlebnissen. Im kausalen Weltbild unserer säkularisierten Zivilisation werden diese Aussagen mit großer Skepsis bewertet. Wir sind von einer mechanistischen und ursächlichen Betrachtungsweise geprägt, die den Menschen als biologischen Apparat, beinahe gleich einer konstruierten Maschine, versteht. Innerhalb der Geschichte der Menschheit ist diese Ansichtsweise jung und eher ungewöhnlich. In allen Zeiten gab es das Sinnen über und das Streben nach einer Erfahrung jenseits der physischen Alltagswelt.
Das Buch, welches du in den Händen hältst, erzählt von außerkörperlichen Erfahrungen und Reisen in die astralen Welten und gibt Anleitungen zum Erlernen von Techniken, mit denen man selbst eine solche Reise antreten kann.
Es ist nicht seine Absicht, die Naturwissenschaften herauszufordern; noch will es als Beweis für die Existenz eines Astralkörpers oder erfahrbarer Welten jenseits der materiellen gelten. Außerkörperliche Erfahrungen sind subjektive Erfahrungen. Dennoch ist dieses Buch nicht nur eine Sammlung der Erlebnisse Einzelner. Es beinhaltet eine Anleitung, die es dem geneigten Leser ermöglichen kann, das Tor zur Welt außerkörperlicher Erfahrungen aufzustoßen. Ob dies nun die Existenz der Seele, eines Lebens nach dem Tod oder von anderen Welten jenseits der unseren beweist, wird dem eigenen Urteil überlassen.
Mit den in vielen Jahren gesammelten eigenen Erlebnissen bei astralen Reisen und außerkörperlichen Erfahrungen, über die ich mich mit anderen Reisenden ausgetauscht habe, kann ich eins sagen: Alle Beschreibungen der Menschen, welche in diesem Gebiet eigene Erfahrungen gemacht haben, stimmen in einem überein. Nämlich darin, dass die Erlebnisse als atemberaubend, schwindelerregend, mysteriös und wunderbar empfunden wurden und dass sie diese nie wieder missen möchten.
Bei den alten Griechen waren die Lehren über die menschliche Seele von größter Bedeutung; dem griechischen Wort für „Seele“, psyche, entstammt unser Wort „Psychologie“. Außerkörperliche Erfahrungen und Astralreisen gehören zu einer metaphysischen Psychologie, welche sich mit einer Methodik befasst, durch die man mit der Seele und gleichzeitig in sie hinein reisen kann, um die versteckten Seiten im eigenen Wesen zu erforschen.
Wirkliches Wissen über uns selbst können wir wohl nur erlangen, wenn wir uns selbst verlassen und die Beschränkungen der Wahrnehmung in unserer kausalen Welt überwinden.
Wenn der Astronaut in der Anekdote weder Gott noch irgendwelche spirituellen Welten im All gesehen hat, so kann vielleicht der Psychonaut, einer, der in oder mit der Seele reist, solche unsichtbaren Welten erleben; er ist ein Reisender auf Pfaden, die dem Leben einen tieferen Sinn geben. Ich wünsche mir, dass dieses Buch als ein Handbuch für die eigenen Erfahrungen der Seele und mit den astralen Welten dienen kann.
Bevor wir nun mit dem eigentlichen Teil beginnen, möchte ich allen danken mit denen ich in all den Jahren zusammengearbeitet und astrale oder esoterische Erlebnisse geteilt habe: Malin, David, Christofer, Tommie, Åsa, Konstantin, Henrik J, Alexis, Fredrik L. und Carl, um nur einige wenige zu nennen. Ein Teil von euch hat auch über seine Erlebnisse berichtet, und diese Berichte sind in das Buch mit eingeflossen. Göran Grip war einer von den Menschen, die dazu beigetragen haben, dass die Diskussion über außerkörperliche Erfahrungen ein akademisches Niveau erreicht hat, und dafür möchte ich ihm besonders danken.
Ich möchte auch Camilla Persson danken, für so manch inspirierendes Gespräch und ihr Engagement.
Das Buch ist Dénis Lindbohm gewidmet, Schwedens Grand old Man der Beschreibungen von astralen Welten.
Ein astraler Spaziergang durch Stockholm
Meine Kaffeetasse fing plötzlich auf eine recht merkwürdige Art zu wackeln an. Nachdem ich wie ein Wahnsinniger viel zu viele Tassen Kaffee in mich hinein geschüttet hatte, fühlte ich ein starkes Unwohlsein in mir aufkommen. Kaum verwunderlich bei diesen Mengen des Getränks, und das stimulierende Koffein ließ mich zudem noch reichlich schwitzen. Ich kannte das zwar von früher, aber nun war es doch irgendwie anders. Wenn ich zuvor unabsichtlich Kaffee überkonsumiert hatte, kam es für gewöhnlich zu körperlichen Reaktionen, die mich zu einem schnellen Spaziergang anregten.
Ich hatte es oft ein gutes Stück weit hinaus zum Djurgården geschafft, bis ich die schlimmsten Auswirkungen „abmarschiert“ hatte. Der Überkonsum von Kaffee passierte mir oft bei einem Gespräch mit einem guten Freund, und so ein Spaziergang war dann eine willkommene Gelegenheit für interessante Diskussionen.
Auch dieses Mal saß ich mit einem Bekannten im Café, wünschte mir aber innerlich, ich wäre allein. Als in mir dieses Gefühl plötzlich stark aufwallte versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen und trank mit gespielter Gelassenheit den Kaffee. Meine Hände hatten sich um die Tasse verkrampft, als wäre sie ein Pfeiler an den ich mich klammern müsste während ein Sturm aufzieht. Mein Bekannter erzählte weiter von dem Buch, welches er gerade las und es schien, als hätte er noch nichts Ungewöhnliches an mir bemerkt. „Erzähl weiter!“ bat ich im Stillen, während ich es immer schwerer hatte, mich auf seine Worte zu konzentrieren. All meine Energie musste ich dafür aufwenden, meine Hand daran zu hindern, in einem spasmischen Krampf zu verfallen. Die Kaffeetasse fing wieder an, auf diese merkwürdige Art zu wackeln. Sie schlug gegen den Untersetzer, dennoch war seltsamerweise kein Laut zu hören. Sie vibrierte nun merklich, aber lautlos. Verwundert erkannte ich, dass die Tasse zitterte, aber ohne dass sich meine Hand dabei bewegte, die sie zwar hart, aber ruhig umschloss. Der Kaffee darin bewegte sich jedoch, dem stetigen Vibrieren seines Gefäßes zum Trotze, überhaupt nicht.
Ich war von diesem Phänomen vollkommen gefangen und vergaß meine Umgebung völlig. Im Hintergrund hörte ich noch meinen Bekannten sprechen. Wäre ich nicht so von dem merkwürdigen Phänomen der Kaffeetasse gefangen gewesen, wäre mir dabei deutlich aufgefallen, dass seine Stimme so klang, als hätte man die Geschwindigkeit auf ein Minimum reduziert. Während der ganzen Zeit in der ich meine Tasse studierte, schaffte er es nicht, mehr als ein paar Worte zu sagen. Es war als ob die Zeit stillstünde, oder zumindest die Geschwindigkeit ihres verinnens so verringert wurde, dass jede Sekunde mehrere Minuten dauerte.
Ich blinzelte irritiert, so als ob ich von der Sonne geblendet würde, obwohl uns diese in den hintersten Ecken des Cafés kaum erreichen konnte. Meine Kaffeetasse begann auf einmal grell aufzuleuchten, und nach einer kurzen Weile leuchtete die ganze Umgebung: der Tisch, die Stühle, die Zuckerdose rechts von meiner Kaffeetasse und schließlich sah ich auch von meinem Bekannten ein blendendes Leuchten ausgehen.
Schräg links von mir, an einem anderen Tisch, saß eine junge Frau mit der ich geflirtet hatte, seit wir ins Café gekommen waren. Sie war attraktiv, was mich fast von meiner Unterhaltung mit meinem Bekannten abgelenkt hatte, und dadurch, dass sie allein saß und ein Buch las, schien sie mir besonders interessant. Aus ihrer Richtung konnte ich ein intensives, pulsierendes Licht wahrnehmen, und als ich versuchte, meinen Blick von der merkwürdigen Kaffeetasse loszureißen, um zu ihrem Tisch zu sehen, spürte ich, dass ich paralysiert war. Noch nicht einmal die Augen konnte ich bewegen. Das alles war wohl kaum eine normale Reaktion auf ein paar Tassen Kaffee zuviel. Panik stieg in mir auf und ich begann, gegen sie anzukämpfen, so dass ich nicht von ihr übermannt werden würde. Eine ganze Menge verschiedener Gedanken schossen mir durch den Kopf: Was zum Teufel passiert hier? Benehme ich mich komisch? Wirke ich irgendwie seltsam? Habe ich eine Psychose bekommen? Vor allem: Merkt meine Umgebung etwas davon?
Die Gedanken flogen durch mein Bewusstsein, und wenn ich sage flogen, so geschah dies nicht auf eine Weise, die ich schon einmal erlebt hatte. Ich konnte meine Gedanken tatsächlich als fliegende Objekte sehen, die wie wabernde Textstreifen in der Luft an mir vorbei tanzten. Je mehr ich meine Aufmerksamkeit auf dieses Phänomen lenkte, desto deutlicher sah ich meine Gedanken, und desto mehr wurden sie. Zum Schluss war ich fast ertränkt in hüpfenden und tanzenden Worten und Sätzen. Ich wollte mich übergeben.
Das Gefühl, mich erbrechen zu müssen, war wie eine Rettung. Die Gedanken waren während den letzten paar Sekunden zu unzähligen Objekten geworden, hüpfend und trällernd wie kleine lästige Wesen. Es war, als würden sie einen furchtbaren Tanz um mich herum aufführen und sich auf meine Kosten lustig machen, weil ich sie nicht kontrollieren konnte. Als die Übelkeit in mir aufwallte, fühlte sie sich wie eine reinigende Woge an und die zu Objekten gewordenen Gedanken flohen wie eine Horde schrill lärmender Wichtel. Es war so absurd, dass die Panik in einen tonlos bebenden Lachanfall überging. Die Situation fing fast schon an mir zu gefallen. Das hier war keine normale Reaktion auf zu viel Kaffee! Und was mir den Hals hinauf stieg, war nicht das Sandwich, welches ich eben gegessen hatte, sondern eben genau dieser Lachanfall, der in mir aufzuwallen begann. Ein lautloser Lacher kam aus mir heraus, und ich sah ihn mir aus dem Mund sprühen wie eine Fontäne in allen Regenbogenfarben. „Das ist total krank!“ dachte ich und als ich mein eigenes Gelächter so vor mir im Raum sah, lachte ich nur noch mehr. Eine Stimme am Tisch sagte mir, ich sollte mich zusammenreißen. „Die Leute sollen nicht merken, dass ich mich komisch benehme“, dachte ich. Nun waren die Gedanken endlich wieder in meinem Kopf und ließen es zum Glück bleiben, vor meinen Augen herum zu hopsen. Ich war zwar immer noch paralysiert, fühlte aber, wie ich endlich wieder eine Art Kontrolle über mich zurückerlangen konnte. Meine Aufmerksamkeit richtete sich nun wieder auf meinen Bekannten, und da sah ich wieder, dass er nicht mehr als ein Wort von dem Satz herausgebracht hatte, den er gerade begonnen hatte.
„Die Zeit steht still“, dachte ich erneut und analysierte schnell meine Situation. Ich kam zu dem Schluss, dass es drei alternative Erklärungen für das gab, was gerade passierte. Vielleicht war ich schlichtweg verrückt geworden? Aber so weit kannte ich mich in Psychologie aus, dass ich wusste, das hier war keine normale Art, verrückt zu werden. Soziale und genetische Faktoren waren ausschlaggebend, aber solche gab es nicht, zumindest nicht soweit ich wusste. Solch deutliche Halluzinationen sind außerdem ziemlich selten bei Psychotikern, sie kommen eher bei Menschen vor, die eine halluzinogene Droge genommen haben. Aber vielleicht hat ja mein Freund mir LSD in meinen Kaffee gemixt während ich auf der Toilette war? Was aber diesem höchst gewissenhaften Jurastudenten kaum ähnlich sehen würde. Oder vielleicht hatte ein Terrorist irgendwelche Drogen in die Kaffeekanne getan? Dies erschien mir allerdings noch unglaubwürdiger. Die dritte Möglichkeit war schon eher wahrscheinlicher: Ich war gerade dabei eine spontane außerkörperliche Erfahrung zu machen; eine Astralprojektion, in der das Bewusstsein den physischen Körper verlässt.
Ich war noch sehr jung als ich zum ersten Mal erlebte, wie ich meinen physischen Körper verließ. Ein Laut aus dem Keller im Haus meiner Eltern weckte mich, und neugierig wie ich war schlich ich mich aus dem Bett um nachzusehen, was das Geräusch verursacht hatte. Als ich die Treppe hinab gehen wollte, stellte ich fest, dass ich flog oder schwebte, wie eine Art Gespenst.
Da dieses Erlebnis schon so lange her ist, kann ich mich nicht mehr so richtig an meine Reaktion erinnern, sehr nennenswert kann sie aber nicht gewesen sein. Wahrscheinlich dachte ich, es wäre nur eine Art komischer Traum, oder vielleicht ist die Welt einfach im Großen und Ganzen viel zu absonderlich für ein kleines Kind, dass es so ein Erlebnis nicht als seltsamer empfindet als ein anderes.
Der Keller pulsierte in gedämpften grünen und roten Farben. Ein Schatten kam auf mich zu und baute sich vor mir auf, nahm menschliche Gestalt an. Zuerst war ich erschrocken, dann aber nahm ich all meinen Mut zusammen und blickte den Schatten an. Langsam begann es, meine eigene Form anzunehmen, fast wie ein dunkles Spiegelbild. Die Angst nahm dann doch noch überhand und ich rannte hinauf, zum Schlafzimmer meiner Eltern. Als ich versuchte, meine Mutter zu wecken, glitt meine Hand durch ihren Körper als wäre ich ein Geist. Da wachte ich endlich in meinem Zimmer auf und rannte gleich zu meinen Eltern, die ich zum Glück dieses Mal aufwecken konnte.
Bevor ich die Schule begann hatte ich solche außerkörperlichen Erfahrungen mit einer gewissen Regelmäßigkeit, auch wenn ich bis dahin noch nichts von diesem Begriff wusste.
Wie der Name schon sagt, beinhaltet ein solches Erlebnis das Gefühl, sich außerhalb seines physischen Körpers zu befinden, und zwar damit, was traditionell als Seele bezeichnet wird.
Wenn ich solche Erlebnisse als Kind hatte, war es sehr spannend für mich und weckte meine Neugier, genau wie vieles anderes in der Welt, wenn man klein ist. Es war dabei aber nicht interessanter als das, was in der physischen Welt passierte, sondern eben einfach ein Teil des Lebens selbst. Manchmal war es etwas beängstigend, aber auch nicht mehr als wenn irgendeine alte Dame aus der Nachbarschaft meinen Kameraden und mich für irgendwelchen Unfug ausschimpfte, den wir angestellt hatten.
Erst als ich älter wurde realisierte ich, dass außerkörperliche Erfahrungen etwas mit der großen Frage über Leben und Tod zu tun haben könnten. Als ich mit sieben Jahren in die Schule kam war ich so gefangen von dem, was man dort lernen konnte, dass die Anzahl an außerkörperlichen Erfahrungen abnahm. Man könnte wohl auch sagen, dass die Schule mich ein Weltbild lehrte, in dem Erlebnisse dieser Art keinen Platz haben.
Mit dder Herausbildung unserer modernen Gesellschaft hat sich die Sicht auf den Menschen mechanisiert. Wir werden mit Autos, Computern und anderen technischen und mechanischen Dingen verglichen. Die Seele ist für viele Menschen zu einer poetischen Metapher verkommen oder wurde aus ihrem Weltbild einfach wegrationalisiert. Als ich in meiner frühen Jugend anfing, mich über okkulte Phänomene und außerkörperliche Erfahrungen zu belesen, wurde mein Interesse für diese Dinge, die ja ein natürlicher Teil meiner Kindheit gewesen waren, wieder erweckt. Es wurde mir jedoch schnell klar, dass die Beschreibungen über solche Erlebnisse sehr skeptisch betrachtet werden. Sie passen einfach nicht in das mechanische Weltbild. Trotz eines weit verbreiteten Widerstandes gegen Erfahrungen mit der Seele spricht ein großer Teil der Statistiken dafür, dass schon viele Menschen außerkörperliche Erfahrungen gehabt haben, oder sie im Laufe ihres Lebens haben werden.
Der Narkosearzt Göran Grip legte dar, dass fast jede fünfte Person solche Erlebnisse habe, und der Religionshistoriker Dr. Henrik Bogdan, dass dies ein ganz gewöhnliches Phänomen bei Kindern und Jugendlichen sei.
Für jene, die bereits außerkörperliche Erfahrungen gemacht haben ist klar, dass die Seele nicht nur eine poetische Metapher ist, sondern etwas das sich genauso wirklich anfühlt, so konkret und spürbar ist wie der physische Körper. Für viele Menschen ist eine außerkörperliche Erfahrung mit dem traumatischen Gefühl, dass sie entweder sterben oder verrückt würden, verknüpft. Das Problem dabei ist, dass viele dieser Menschen kein Weltbild kennen in dem solche Erlebnisse erklärt werden. Tatsächlich setzt die Mehrheit der modernen und säkularisierten Menschen Erlebnisse dieser Art mit Verrücktheit oder allzu lebhafter Phantasie gleich, obwohl wir unzählige Beweise für außerkörperliche Erfahrungen in allen Zeiten und Kulturen finden können.
Als ich in meiner Jugend die okkulte Natur meiner Erlebnisse realisierte, versuchte ich einen Weg oder eine Philosophie zu finden, die mir helfen würde, diese Dinge in einen begreifbaren Zusammenhang zu bringen. Nach einiger Zeit der Studien fand ich heraus, dass es viele alte Traditionen gibt die solch okkulte Erlebnisse beschreiben und auch, wie man lernen kann, diese zu kontrollieren. Schon die alten Griechen, mit Pythagoras und Platon an der Spitze, hatten die verschiedenen Dimensionen auf eine sehr fortgeschrittene Weise systematisch beschrieben. Die Neuplatoniker formulierten viele dieser grundlegenden Theorien über andere Welten, so wie sie heute auch jene vertreten, die über okkulte Erlebnisse sprechen. Vom Neuplatonismus erhielten wir die Begriffe „Astralkörper“, „astrale Ebene“ und „Astralwelt“. „Astral“ kommt von dem lateinischen astralis, was ‚die Sterne betreffend‘ bedeutet. Das lateinische Wort für Stern ist astrum. Die neuplatonische Philosophie war der Ansicht, dass zwischen der höchsten und der menschlichen Welt eine Zwischenwelt liegt, welche die Sternenwelt genannt wird, oder auch Astralwelt. Zu dieser Welt erhält der Mensch Zugang während seiner Träume, im spirituellen Trancezustand oder wenn er stirbt. Derjenige Teil des Menschen, der in die astralen Ebenen eintreten kann, wird Astralkörper genannt und eine solche Reise wird als „Astralreise“ oder „Astralprojektion“ bezeichnet.
Der Astralkörper wird als eine unsichtbare Version des physischen Körpers beschrieben, der allerdings fliegen und durch Wände gehen kann. Manche Geisterforscher betrachten jene als Astralkörper, die aus dem einen oder anderen Grund das Diesseits nicht verlassen möchten, auch nachdem der Mensch physisch gestorben ist. Auch über solche Themen konnte ich mich mit meinen Freunden in den Cafés Stockholms stundenlang unterhalten. Nicht selten nach allzu vielen Tassen Kaffee, die uns zu langen Spaziergängen durch Djurgården zwangen, um den Koffeinkick abzulaufen. Es wurde fast schon ein Teil unseres Kaffeerituals.
Was mich endgültig davon überzeugte, dass ich eben dabei war, eine spontane außerkörperliche Erfahrung zu machen, war die eigentümliche Paralyse die ich erfuhr. Ich war schon öfters mitten in der Nacht aufgewacht um mich in einem solch paralysierten Zustand wieder zu finden. Der Körper war erlahmt, oder fühlte sich so an, als ob er noch schlafen würde, während das Bewusstsein voll erwacht war. Die ersten paar Male hatte es mich noch erschreckt und war verbunden mit starkem Herzklopfen und dem sehr unbehaglichen Gefühl, in meinem eigenen Körper eingesperrt zu sein. Üblicherweise wachte ich nach einiger Zeit in meinem normalen Bewusstseinszustand auf und konnte dankbar meinen Körper wieder bewegen. Solche von der Umgebung ausgehenden starken Lichtphänomene, wie sie gerade von meinem Kaffee abgestrahlt wurden, nahm ich auch in diesem paralysierten Zustand wahr. Manchmal konnte ich Sachen sehen, die so wirkten, als kämen sie aus meinem Inneren oder würden aus einer anderen parallelen Wirklichkeit in den Raum drängen. Manchmal hatte es den Anschein, als würden sich Lichtfunken von Objekten lösen, ganz besonders von den Pflanzen auf der Fensterbank. Wenn ich Sachen erahnte, die nicht vom Raum selbst kamen, sondern von einer anderen unbekannten Dimension, fühlte es sich an als würden alle Ecken und Winkel im Zimmer anfangen, intensiv zu vibrieren. Der Raum verdoppelte sich und machte auf mich den Eindruck er würde einer anderen Parallelwelt entstammen.
Ich konnte glücklicherweise Bücher finden, die dieses Phänomen, mit einem klaren Bewusstsein aber paralysierten Köper aufzuwachen, beschrieben, und es gab hin und wieder folgende Erklärung: Dies wird „hypnagoge Paralyse“ oder „Schlafparalyse“ genannt und ist per se nicht ungewöhnlich.
Die Schlafparalyse wird von den meisten Menschen als unbehaglich empfunden. Auch mir ging es lange so, bis ein spiritueller Durchbruch es schaffte, dass ich anfangen konnte, diesen Zustand zu schätzen zu wissen. Der Zustand der Schlafparalyse kam erst dann auf, als ich wirklich damit begann, die verschiedenen Formen, welche okkulte Erlebnisse annehmen können, zu studieren. Es kann schon sein, dass ich dies auch früher bereits erebt, es aber vergessen oder verdrängt habe, da ich damals noch keine Erklärung für meine Erlebnisse hatte.
Während meiner Jugend wurde mein Interesse für Religion, das Spirituelle, Okkultismus und paranormale Phänomene immer stärker. Es passierte nur allzu oft, dass ich auf meine Hausaufgaben pfiff und statt dessen einen alten Klassiker des Okkultismus aus dem 18. Jahrhundert wälzte, wie Eliphas Levis Transzendentale Magie, oder Madame Blavatskys Die Geheimlehre. Mit Vergnügen las ich auch die Biographie der Gymnasiallehrerin Agneta Uppman, in welcher sie ihre außerkörperlichen Erfahrungen beschrieb. Durch seine allgemeinverständliche Art lies mich dieses Buch erkennen, dass auch gewöhnliche Menschen außerkörperliche Erfahrungen dieser Art haben können.
Mit einem nun größeren Arsenal an okkulten und parapsychologischen Theorien im Hinterkopf konnte ich mit wachsender Neugierde in den Zustand der Schlafparalyse eingehen. Dieser kam mit in der Länge der Abstände dazwischen variierender Regelmäßigkeit auf. Manchmal vergingen mehrere Wochen oder sogar Monate zwischen diesen Gelegenheiten, dann wieder geschah es jede Nacht. Bevor ich mich an dieses Phänomen gewöhnt hatte, erschreckte es mich und brachte mich zum Aufwachen. Doch mit der Zeit lernte ich, meine Gefühle zu beherrschen und konnte mich so bewusst in der Schlafparalyse halten, um diese genauer zu studieren.
Ich konnte den Zustand hinauszögern, was darin resultierte, dass dessen seltsamer und übernatürlicher Effekt auf mich nur noch verstärkt wurde. Als die Schlafparalyse für mich noch etwas höchst Ungewöhnliches war, konnte ich im besten Fall die Decke des Raumes sehen in dem ich schlief, obwohl meine Augen geschlossen waren. Gleichzeitig hörte ich mein Herz ohrenbetäubend laut schlagen. Als ich jedoch anfing, die Kontrolle über diese Erlebnisse zu übernehmen, wurden deren Inhalte immer faszinierender und atemberaubender. Parallele Räume taten sich inmitten meines Schlafzimmers auf und ich sah die Umrisse von sich bewegenden Wesen. Manchmal war es so, als würden inmitten meines Raumes Bäume wachsen, zwischen denen ich hindurch sehen konnte und die sich zu einer grandiosen Waldlandschaft ausbreiteten. So geschah es auch mit Licht- und Lautphänomenen aller Art; Lichttunnel, die in allen Farben des Regenbogens rotierten oder sich zu kaleidoskophaften Mustern ausformten, und ähnliches konnte plötzlich überall im Raum auftauchen. Geräusche schienen wie perlende Bäche, Blasen unter Wasser, entfernte Stimmen oder zwitschernde Vögel. Ein immer wiederkehrendes Geräusch hörte sich an wie ein sich schnell drehender Propeller irgendwo über meinem Kopf. Laut- und Lichtphänomene gingen oft ineinander über und manchmal konnte ich diesen Propellerlaut wie eine blendende, über mir rotierende Lichtscheibe wahrnehmen. Einigen Bücher über Theosophie und indische Yogaphilosophie zufolge gibt es eine Art von Energiezone am Scheitel oder gleich oberhalb des Kopfes. Es gibt verschiedene Namen für diese Zone, aber die gewöhnlichste Bezeichnung ist Sahasrara-Chakra, und es wird als das höchste der sieben Chakren angesehen.
Der Begriff des Chakra entstammt der indischen Yogaphilosophie und bezeichnet einzelne Energiezonen im Menschen. Das niedrigste Chakra wird Muladhara genannt und ist mit den grundlegenden Instinkten gekoppelt, wie Essen, Flucht, oder dem Instinkt, sich verteidigen zu müssen. Die nächste Ebene, Svadhisthana, hängt mit den Geschlechtsteilen und dem Sexualtrieb zusammen. Das dritte Chakra wird Manipura genannt und kontrolliert den persönlichen Willen und das eigene Ego. Das Vierte heißt Anahata und ist mit Gefühlen und Empathie gekoppelt. Vishuddhi ist der Name des fünften Chakras. Es liegt am Hals und hat mit Kommunikation und Intellekt zu tun. Das sechste, mit Namen Ajna, wird auch manchmal als das dritte Auge bezeichnet. Einige Autoren meinen dass es der Epiphyse entspricht (ein kleines Organ in einem Teil des Zwischenhirns). In den Illustrationen der Yoga-Literatur ist es zwischen den Augenbrauen platziert und gleicht einem um 90° gedrehtem Auge, es erinnert aber auch an das weibliche Geschlechtsteil. Seine Funktion ist die der Erleuchtung und Einsicht, und ebenso die der spirituellen Wiedergeburt.