Kitabı oku: «Atemlos in Hannover», sayfa 5

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„Mit wem?“ Timo musste nicht lange überlegen: „Etwa mit Lara?!“

„Ja, mit deiner Mutter.“

In Timos Mimik spiegelten sich Fassungslosigkeit, Entsetzen und Ärger wider.

„Du hast mir versprochen, sie nie wieder in unser Leben zu lassen! Aber als du sie am Telefon nicht gleich abgewimmelt hast, war schon klar, worauf das hinausläuft!“

„Ich will eigentlich auch keinen Kontakt mit ihr“, versuchte Sven seinen Sohn zu beschwichtigen. „Aber es fällt mir schwer, sie ganz abzuweisen. Und sie ist deine Mutter.“

„Ja, sie hat mich mal zur Welt gebracht.“ Timo lachte spöttisch, warf den Controller zur Seite und ballte die Fäuste. „Aber meine Mutter ist sie schon lange nicht mehr! Du darfst dich auf keinen Fall mit ihr treffen!“

Seit der Trennung bezeichnete Timo sie nur noch als „Lara“, wenn er über seine Mutter sprach, was selten genug passierte.

„Sie hat mir heute vorm Haus aufgelauert. Ich hab zugesagt, dass wir am Montag im Tiergarten spazieren gehen.“

„Sag das ab!“

„Das geht nicht mehr“, sagte Sven ohne großen Nachdruck. „Sie hat mein Versprechen. Das wäre unfair.“

„Weißt du noch, wie oft Lara ihre Versprechen, nicht mehr zu saufen, gebrochen hat?!“, fuhr Timo aus der Haut. „Mir ist sehr genau in Erinnerung, was sie uns jahrelang angetan hat! Wie sie dich aufs Übelste beleidigt und mehrfach auf dich eingeschlagen hat. Und alle möglichen Sachen, die wir beide geliebt haben, sind ihrer blinden Zerstörungswut zum Opfer gefallen.“

„Ich weiß …“

„Die Zeit war einfach nur grauenhaft.“ Timo redete sich in Rage. „Damals dachte ich, es würde nie aufhören. Und wenn du einkaufen warst, weil Lara mit ihrem besoffenen Kopf dazu nicht mehr in der Lage war, hat sie ihre Wut an mir ausgelassen.“

„Ich kann auch die Gründe verstehen, warum sie zu trinken angefangen hat.“

Timo ließ den Satz seines Vaters unkommentiert und forderte ihn auf: „Beende das mit Lara, bevor alles wieder von vorne anfängt!“

Kapitel 12

Samstag, 19. Mai

Die Vorstellung, sein getötetes Opfer nicht nur zu fotografieren, sondern den Tötungsakt und die letzten Sekunden davor per Video aufzuzeichnen, erfüllte ihn mit Vorfreude.

Bereits im normalen Internet gab es ein reichhaltiges Angebot an Spionagebrillen. Er hatte sich im Darknet eine derartige Brille bestellt und auf dem Postweg zuschicken lassen – von einem Händler, der angesichts seiner Angebotspalette sicher keine Anfragen der Polizei nach einem möglichen Käufer aus Hannover beantworten würde. Wenn er sich im Internet bewegte, war er sich stets bewusst, dass er sich vor einer späteren Nachverfolgung durch die Polizei schützen musste.

Gleich am Vormittag begann er, sich mit den Funktionen der ausgepackten Brille vertraut zu machen. In der schwarzen Kunststofffassung, die nur Brillengläser aus Fensterglas umschloss, war vorne links eine Mini-Kamera eingebaut. Mit nur einem einzigen Knopfdruck ließ sich die Videoaufzeichnung starten. Eine besondere Funktion hatte der linke Brillenbügel. Hier befand sich vorne auf der Innenseite, mit dem Daumen gut erreichbar, der unauffällige Knopf zum Ein- und Ausschalten, im unteren Bereich die USB- und Speicherkartenschnittstelle. Auf der eingelegten Micro-SD-Speicherkarte konnten die Videoaufnahmen gespeichert werden. Über den USB-Anschluss wurde die Spionagebrille mit dem PC verbunden, um Daten überspielen und anschließend bearbeiten zu können. Laut Beschreibung erreichten die Aufnahmen HD-Qualität.

Genau so will ich es haben. Genial. Ich hoffe, dass später im Einsatz alles so abläuft wie versprochen.

Er hatte gelesen, dass es selbstverständlich nicht erlaubt war, Menschen ohne deren Genehmigung heimlich zu filmen.

In meinem Fall sind die gefilmten Personen eh nicht mehr in der Lage, dagegen zu protestieren.

Spionagebrillen wie seine konnten selbst bei Amazon oder eBay in großer Auswahl legal erworben werden. Gesetzlich verboten waren lediglich Spionagekameras, die nicht nur Bilder und Videos aufzeichnen, sondern diese gleichzeitig an andere Empfänger kabellos senden konnten.

Das passende Etui hatte der Hersteller gleich mitgeliefert.

Er ging ins Badezimmer, setzte die Brille auf und betrachtete sich im Spiegel.

Sieht aus wie eine x-beliebige moderne Brille. Völlig unauffällig, wenn ich mich damit in der Öffentlichkeit bewege. So bald wie möglich probier ich das aus. Da hätt ich schon früher drauf kommen können. Schade, dass ich das Teil bei der Schächtung von Nadine Odem noch nicht hatte.

Manche Ideen kamen ihm erst nach und nach. Auch das gelungene Wortspiel mit Atem und Odem in der Botschaft an die Polizei war ihm erst kurz vorher eingefallen.

Das ganze Projekt war eine Versuchung, die er zunehmend als angenehm empfand. Aber es hatte auch eine Zeit lang gedauert, bis er sich endgültig dazu hatte durchringen können.

Die Erstellung und das Absenden der Nachricht für die Mordkommission hatten ihn beträchtliche Mühe gekostet.

Zunächst ging es darum, sich darüber zu informieren, welche Informationen die Polizei einem gedruckten Blatt Papier entnehmen konnte. Farblaserdrucker zum Beispiel versahen ihre Ausdrucke automatisch mit einem fast unsichtbaren gelben Code aus Pünktchen, der Aufschluss über die eindeutige Seriennummer des Druckers sowie Datum und Uhrzeit gab. Außerdem fanden sich beim Laserdrucker auf dem Papier alle Schäden und Abnutzungsspuren der Belichtungstrommel wieder.

Ein Thermodrucker hinterließ charakteristische vertikale Streifen auf dem Blatt, da die Heizelemente nie perfekt gleich waren.

Er hatte sich für die Verwendung eines bestimmten Tintenstrahldruckers entschieden, der es den Ermittlern sehr schwierig machte. Das Fehlerbild durch verstopfte Düsen veränderte sich nach Einsatz des Reinigungsprogrammes ständig. Die Positionierung des in die Tintenpatrone integrierten Druckkopfes war nach dem Patronenaustausch ebenfalls völlig anders. Was allerdings gleich blieb, selbst nach Auswechselung von Verschleißteilen, waren die typischen Spuren, die der Einzelblatteinzug hinterließ.

Aber um ihm darüber auf die Schliche zu kommen, musste die Polizei über vergleichbare von ihm gedruckte Schriftstücke verfügen oder den Drucker in seinem Raum ausfindig machen.

Der größte Arbeitsaufwand bestand für ihn darin, keine Fingerabdrücke, Schweißtropfen oder Speichel auf dem Blatt, der Briefmarke oder dem Umschlag zu hinterlassen. Es durften auch keine Hautpartikel oder Textilfasern im Kuvert landen. Dazu fuhr er das volle Programm, ging absolut auf Nummer sicher.

Er arbeitete auf Einmalunterlagen durchgängig mit Mund-Nasen-Schutz, Einmalhandschuhen, -haube, -schutzkittel und -plastiktüten, ließ Umschlag und Druckerpapier bis zum Gebrauch in der Verpackung. Seinen Oberkörper hielt er beim Verschließen des Umschlags immer leicht nach hinten gebeugt. Besonders wichtig war es, diese Arbeit ohne Störung von außen durchziehen zu können. Aber das Ganze ging schneller als gedacht.

In dieser Situation fühlte er sich wie ein Wissenschaftler in einem Forschungslabor, der sich mit sämtlichen Vorsichtsmaßnahmen vor einem unsichtbaren, aber lebensgefährlichen Virus schützen musste. Eine größere Menge Briefmarken hatte er sich irgendwann spätabends aus einem Automaten vor einem Postamt besorgt und dabei Handschuhe getragen. Zwischenzeitlich war ihm der Gedanke gekommen, mit seinen Sicherheitsmaßnahmen zu übertreiben. Auf der anderen Seite hatte er gewaltigen Respekt vor den heutigen Möglichkeiten der kriminaltechnischen Untersuchung. Außerdem fand er zunehmend Gefallen an diesem Tun.

Als ihm die Szene, wie er den Brief abgeschickt hatte, wieder einfiel, musste er unwillkürlich lachen. Im Dunkeln hatte er den Umschlag in einen abgelegenen Briefkasten eingeworfen. Das Irrwitzige war der Weg dorthin. Den Umschlag hatte er, verpackt in einem Gefrierbeutel, in einer Konferenzmappe mit Schultergurt transportiert. Seine Hände steckten in Einmalhandschuhen, die er in seinen Jackentaschen verborgen hielt.

Wirklich abgefahren! Dieser Brief an die Mordkommission … einfach ein geiles Retro-Feeling … wie bei J. Adam.

Die Bestellung der Spionagebrille war gleichzeitig die Entscheidung fürs Weitermachen.

Ich weiß jetzt, wer die nächste Frau ist.

Kapitel 13

Samstag, 19. Mai

Lara Kleins Stimmung befand sich seit gestern in einem Höhenflug, wie sie ihn zuletzt am Tag der Stellenzusage bei der Region Hannover erlebt hatte. Und die Ursache dieses Glücksgefühls stand eindeutig fest. Zum ersten Mal nach der selbstzerstörerischen Trennung hatte Sven ihr versprochen, wieder etwas gemeinsam mit ihr zu unternehmen.

Das, was sich Lara in den letzten Wochen erträumt hatte, war Wirklichkeit geworden. Ihre Hoffnung, dass sich Sven im direkten Kontakt zugänglicher als am Telefon zeigte, hatte das kurze Gespräch im Auto tatsächlich bestätigt. Jetzt würde sie am Ball bleiben und sich richtig ins Zeug legen, um Sven zurückzugewinnen … und durch ihn Timo.

Dabei kalkulierte sie ein, dass sich der Prozess der Wiederannäherung über viele Monate hinziehen konnte. Aber die Zeit würde sie sich und ihrer Familie geben.

Lara steckte voller Tatendrang und hatte zunächst keine Vorstellung, wie sie ihn produktiv nutzen konnte. Spontan kam ihr der Einfall, online eine Jahresmitgliedschaft bei Fitness for all in der Südstadt zu buchen. Auf der Stelle setzte sie den Gedanken um. Damit war gewährleistet, dass ihr persönliches Band nicht gleich wieder abriss.

Wir können zusammen sein, aber jeder macht sein eigenes Training, ohne uns zu sehr auf die Pelle zu rücken.

Immer noch ganz euphorisch besuchte sie gleich am Vormittag das Fitnessstudio, um sich mit den Abläufen vertraut zu machen.

Ihre Entscheidung erwies sich als goldrichtig. Eine Mitarbeiterin begrüßte sie freundlich, fragte nach ihren individuellen Wünschen und führte sie durch die Räumlichkeiten auf zwei Etagen.

Aber das Highlight des Tages kam erst noch. Lara wurde auf ihre positive Ausstrahlung angesprochen. Ein leitender Angestellter fragte, ob sie Lust hätte, sich „derart begeistert“ fotografieren zu lassen. Ihr strahlendes Gesicht würde sich „fantastisch“ für die geplante Onlinewerbung des Fitnessstudios, unter anderem in den Ihme News, machen. Lara verkörpere vom Alter her eine der Zielgruppen, die bewusst angesprochen werden sollten. Außer ihr hätte sich schon ein Mann für die Werbekampagne fotografieren lassen.

Lara war Feuer und Flamme. Was für eine Wertschätzung! Noch nie hatte ihr jemand eine derartige Frage gestellt. Natürlich sagte sie zu. Damit wurde sie zu einem der Gesichter von Svens Fitnessstudio. Der Umstand, dass sie noch keine langjährige Kundin war, spielte offenbar keine Rolle.

Mehrere Fotos zur Auswahl waren schnell gemacht. Neben ihrem Porträt sollten später ihr Vorname und ein Satz stehen, der ihr in den Mund gelegt wurde: „Als Frau fühle ich mich hier wohl!“

Dafür erhielt sie für ein halbes Jahr kostenlos die VIP-Mitgliedschaft.

Ein toller Tag!

Kapitel 14

Samstag, 19. Mai

Auf einmal trat eine weitere Frau in sein Leben …

Er kümmerte sich heute, am Samstag vor Pfingsten, um die Rückgabe des Leerguts.

Im vorderen Bereich des Supermarktes, außerhalb der Einkaufszone, befanden sich nebeneinander zwei Automaten zur Leergutannahme. Ausgerechnet heute war der rechte Automat defekt. Ein Techniker hantierte an dem Gerät herum. Dementsprechend hatte sich eine kleine Schlange von Kunden vor dem linken Automaten gebildet.

Mist, warum streikt das blöde Teil gerade heute?

Er stand mit seinem Einkaufswagen, darin Kisten mit leeren Bier- und Wasserflaschen, auf Platz drei der Schlange. Direkt hinter ihm wartete eine Blondine, in deren Wagen sich das Leergut stapelte. Zwei Kistentürme mit leeren Plastikflaschen ragten nebeneinander in die Höhe.

Meine Güte, was für ’ne Sammlung. Wahrscheinlich ist Blondie zu faul, häufiger ihr Leergut wegzubringen.

Zum ersten Mal trug er die Brille außerhalb seiner vier Wände, um sie für den Einsatz zu testen.

Gute Entscheidung von mir, den Zeitstempel für alle Aufnahmen auszuschalten. Der verunziert nur die Ästhetik des Bildes. Ich will die Videos später in ihrer zeitlosen Schönheit betrachten.

Unauffällig betätigte er den Aufnahmeknopf, dann blickte er in die Runde, wie zufällig auch zu Blondie, gab sich bewusst geistesabwesend.

Ein Mann hatte seine gesammelten Werke dem Automaten anvertraut. Den Leergutbon in der Hand, räumte er mit seinem Einkaufswagen das Feld.

Platz zwei. Die Alte vor mir ist auch nicht die Schnellste. Das kann dauern.

Er filmte die Frau um die siebzig, wie sie einzelne kleine Plastikflaschen in die Maschine einführte.

Dadurch bekam er nicht rechtzeitig mit, dass der Techniker seine Arbeit beendet und den rechten Rückgabeautomaten wieder freigegeben hatte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Blondine mit ihrem Einkaufswagen neben ihm auftauchte und auf den rechten Automaten zustrebte.

He, erst bin ich dran!

Er packte den Griff seines Wagens und versuchte mit einer blitzschnellen Bewegung noch vor der Frau am rechten Leergutautomaten zu sein.

Oh, Scheiße!

Die Frau war bereits an ihm vorbei, und sein Wagen rammte ihren von der Seite mit voller Wucht. Der Schwung brachte die Zwillingstürme ins Kippen. Zwei ihrer Kisten wurden aus dem Wagen geschleudert und fielen zu Boden.

Blondie verzog ärgerlich das Gesicht: „Kannste nicht aufpassen?!“

Ihre Formulierung ermunterte ihn, bei seiner Antwort das „Sie“ zu überspringen und sie ebenfalls zu duzen: „Du kannst dich nicht einfach vordrängeln! Ich warte schon länger.“

Nach dem Zusammenstoß standen die beiden für alle anderen Kunden sofort im Mittelpunkt des Interesses.

„Da du keine Anstalten gemacht hast, dachte ich, du lässt mir den Vortritt.“ Ihr ärgerlicher Gesichtsausdruck verschwand. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht ärgern.“

„Ich bin nicht ärgerlich“, brummte er, schob seinen Wagen zur Seite und half ihr dabei, die Kisten aufzuheben und die verstreuten Plastikflaschen einzusortieren. „Gehen Sie bitte vor“, sagte er Richtung Warteschlange, wo sich bisher niemand getraut hatte, auf die rechte Spur zu wechseln.

Plötzlich kam ihm seine Hauruck-Aktion von eben kindisch vor. In einem versöhnlichen Tonfall sagte er: „Entschuldige, dass ich dich angerempelt hab.“

Die Blondine machte einem nachrückenden Kunden Platz und lächelte ihren „Unfallgegner“ freundlich an: „Schon vergessen. Bist du immer so forsch?“

„Liegt in meinem Naturell“, antwortete er mit dem Anflug eines Lächelns.

Blondie machte keine Anstalten, sich wieder in die Warteschlange einzufädeln.

Die ist verdammt sympathisch, schoss es ihm durch den Kopf. Kein Ring am Finger. Und zu seinem eigenen Erstaunen fragte er: „Verrätst du mir deinen Namen? Vielleicht hat unser Zusammenstoß ja Folgen.“

Mann, was red ich fürn Scheiß. Peinlich! Aber auf die Schnelle fällt mir nichts ein.

Er befürchtete schon, die unerwünschte Quittung für seine wenig geistreiche Anmache zu bekommen.

Vielleicht ist sie liiert und droht mir den Besuch ihres Freundes an.

Aber sie grinste nur und sagte: „Ich heiße Elena – und du?“

Elena, dieser Name! Das passt perfekt!

Etwas ließ ihn zögern, dann antwortete er aus einer plötzlichen Laune heraus: „Ich bin Zorro.“

Sie lachte laut: „Der maskierte Kinoheld?“

„Ja. Aber verrat’s nicht weiter.“

„Von dir hat man ja schon Jahre nichts mehr gesehen“, meinte sie mit gespieltem Erstaunen.

„Glaub mir, das ändert sich wieder.“

„Na, da bin ich mal gespannt.“

Gleich wird sich unser Wortgefecht erschöpfen. Ich will, dass wir uns wiedersehen. Wie krieg ich das hin?

„Ich hab was wiedergutzumachen“, behauptete er und zeigte auf ihre Flaschenkisten. „Kann ich dich zum Getränk einladen?“

Ihr Lachen schwächte sich ab.

„Ist total nett“, erklärte sie. „Aber momentan hab ich echt viel zu tun. Vielleicht später.“

„Was heißt später? Ich weiß ja nicht, wo du wohnst.“

Sie legte den Kopf zur Seite: „Da du Zorro bist, warte ich ab, bis du dich wieder in der Öffentlichkeit zeigst. Und dann entscheide ich, ob ich mich bei dir melde.“

Dämliches Gequatsche. Erst flirtet sie mit mir, dann lässt sie mich auflaufen.

Sie lachte wieder: „Also, mach’s gut, Zorro!“

Du willst mich verarschen, du blödes Miststück. Nur weil du gut aussiehst, musst du nicht glauben, dass du so mit mir umspringen kannst! Wenn du wüsstest, ich kann auch ganz anders. Vielleicht wirst du Nummer drei oder vier auf meiner Todesliste.

Inzwischen hatten sich die Warteschlangen vor den Leergutautomaten nahezu aufgelöst. Gleichzeitig schoben die beiden nebeneinander ihre Flaschenkisten in die Maschinen.

Elena winkte ihm zu und entschwand danach in den Einkaufsbereich.

Elena, die Geliebte des Zorro. Ein Wink des Schicksals! Ich muss sie unbedingt im Blick behalten.

Er verfolgte sie im Sicherheitsabstand mit seinem Einkaufswagen durch die Gänge des Supermarktes. Offensichtlich hatte sie eine längere Einkaufsliste dabei, kaufte unter anderem Lebensmittel ein, die schnell wieder zu Hause in den Kühlschrank mussten.

Dann fährt sie bestimmt vom Supermarkt direkt nach Hause. Ich muss herausfinden, wo sie wohnt. Wenn sie vor mir an der Kasse ist, könnte sie mir entwischen.

Er überlegte kurz, dann stoppte er seine Verfolgung und lud im Eiltempo die wichtigsten Einkäufe in seinen Wagen, die er zwingend benötigte. Danach ging er zum Kassenbereich und schaute sich um. Elena war noch nicht zu sehen.

Geschafft!

Als er bezahlt hatte, entdeckte er Elena mit vollem Einkaufswagen in der Warteschlange der letzten Kasse vorm Ausgang.

Das dauert, bis sie da rauskommt.

Er packte die Einkäufe in sein Auto, brachte den leeren Einkaufswagen zurück und beobachtete dabei den Ausgang.

Da ist sie!

Er hielt sich im Hintergrund. Sie sollte nicht mitbekommen, dass er ihr nachspionierte.

Ihr Auto ist der dunkelblaue Ford Fiesta. Kennzeichen hab ich mir gemerkt.

In seinem eigenen Wagen wartete er so lange, bis sie mit ihrem Ford vom Parkplatz fuhr. Dann folgte er ihr.

Fühlt sich geil an. Wie im Film. Aber das hier ist real. Bin ich der Held oder der Terminator?

Nach fünf Minuten Fahrt hatten sie ihr Ziel erreicht. Ein Wohngebiet mit vierstöckigen Mietshäusern, ein Kiosk an der Ecke, am Straßenrand einzelne Bäume, die Gehwege mit Autos zugeparkt. Sie hatte Glück, erwischte gerade noch eine Lücke, in der sie ihren Wagen abstellen konnte. Er parkte in einiger Entfernung in zweiter Reihe und konnte erkennen, in welches der Gebäude sie die Taschen mit ihren Einkäufen brachte.

Jetzt weiß ich, wo ich dich finde. Führt dein Weg zu mir oder in die Hölle?

Kapitel 15

Pfingstmontag, 21. Mai

Auf den Höhenflug der letzten Tage folgte der brutale Absturz.

Das kann doch nicht sein! Da ist was schiefgelaufen! Bis eben war ich so glücklich wie lange nicht mehr, das kann unmöglich ein fataler Irrtum gewesen sein!

Lara war um 14:50 Uhr überpünktlich am vereinbarten Treffpunkt gewesen, dem Haupteingang zum Tiergarten. Aber Sven war einfach nicht aufgetaucht.

Ist ihm auf dem Weg hierher etwas passiert? Hat er das falsche Datum im Kopf? Glaubt er, wir treffen uns an einem der Nebeneingänge? Diese Fragen waren ihr als Erstes durch den Kopf gegangen.

Der Tiergarten, ein umzäuntes Park- und Waldgelände mit freilaufenden Damhirschen, hatte eine Größe von mehr als einem Quadratkilometer.

Dann übermannten sie Verzweiflung und Wut.

Hat er den Termin vergessen? Hat er’s sich anders überlegt? Oder wollte er von Anfang an nicht kommen?

Sie kannte weder seine Handynummer noch seine Mailadresse. Natürlich war sie auch zu dem anderen Eingang, der ebenfalls an der Tiergartenstraße lag, gelaufen. Aber Sven war nirgendwo zu sehen.

Sie wählte mehrfach seine Festnetznummer, niemand ging an den Apparat. Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Sie bekam auf einmal schwer Luft.

Ist er nicht zu Hause, oder geht er nicht dran?

Sie verspürte einen enormen Bewegungsdrang, hetzte mit starrem Blick planlos über die Wege, ignorierte dabei das Wildschweingehege ebenso wie entgegenkommende Besucher. Zuletzt setzte sie sich auf eine Bank.

Soll ich zu ihm in die Südstadt fahren? Falls er da ist, lässt er mich eh nicht rein. Wie am Freitag. … Und Timo wäre das überhaupt nicht recht. Der Spaziergang heute hat sich so oder so erledigt.

Sie wischte sich mit beiden Händen die Tränen aus dem Gesicht.

Vielleicht gibt es für alles eine harmlose Erklärung. Nicht gleich den Kopf verlieren und alles hinschmeißen.

Sie schüttelte den Kopf.

Soll ich jetzt hoffen, dass er einen Unfall hatte und deswegen nicht aufgekreuzt ist?! Egal, ich gebe uns noch eine Chance.

Wahrscheinlich taucht er morgen zwischen siebzehn und achtzehn Uhr im Fitnessstudio auf. Ich kann da unmöglich entspannt meine Übungen neben ihm machen. Also fahre ich zu einer Zeit dorthin, wenn er schon mit großer Wahrscheinlichkeit beim Training ist. Ich will einfach nur mit ihm reden. Diesmal muss ich mich beherrschen und ruhig bleiben. Nicht wieder ausrasten! Verdammt, ich weiß, dass ich schnell in alte aggressive Muster verfalle.

Auf einmal verspürte sie den starken Wunsch, ihren Frust mit Alkohol zu betäuben.

Nur das nicht! Soll ich Petra anrufen?

*

Genau um 15:17 Uhr klingelte das Festnetztelefon zum ersten Mal. Sven zuckte leicht zusammen, obwohl er jede Minute mit dem Anruf gerechnet hatte.

Eine ihm nicht bekannte Handynummer! Heute am Pfingstmontag um diese Uhrzeit konnte das nur Lara sein. Er blieb standhaft und nahm das Gespräch nicht an. Timo war nicht zu Hause.

Ein Treffen mit Lara, wenn sie denn mehr als nur gelegentliche Telefonate und einen Spaziergang wollte, passte nicht in seine Zukunftspläne.

Seit ihrem Gespräch im Auto war einiges passiert. Seinen Termin gestern Abend konnte er schon nicht genießen, weil ihm die Sache mit Lara immer im Kopf herumspukte.

Timo setzt mich massiv unter Druck. Ich verstehe ihn. Er hat auch Angst um mich, dass sich die schlimmen Szenen wiederholen. Ich habe vor seinen Augen Schläge eingesteckt, mich immer bewusst zurückgehalten. Als Kind hatte ich es auch nicht einfach und konnte Lara teilweise verstehen. Nur einmal hab ich ihren körperlichen Angriff mit Gegengewalt abgewehrt und heftig zugeschlagen. Schrecklich, dass Timo das live miterlebt hat. Aber er hat das nur seiner Mutter vorgeworfen.

Paradoxerweise klammerte sich Sven an das Fünkchen Hoffnung, Lara hätte sich im Griff und könnte wieder ein halbwegs normales Verhältnis zu ihrem Sohn aufbauen.

Aber bei der Vorgeschichte ist das wahrscheinlich unmöglich. Ich muss die Entscheidung vor allem für Timo treffen. Ich beende das kurze Intermezzo mit Lara. Besser ein Ende mit Schrecken …

Natürlich wäre es korrekt gewesen, Lara am Vormittag anzurufen, um den Spaziergang und alles andere abzusagen.

Aber ich kenn mich. Dann lasse ich mich bequatschen. Und ich werde mich hüten, ihr eine Mail zu schicken und damit meine Adresse zu verraten.

In Gedanken hatte er Laras Reaktion mehrfach durchgespielt.

Das abrupte Ende wird ihr sehr wehtun, sodass sie die Lust an weiteren Kontakten mit uns verliert. Dann haben wir Ruhe. Oder flippt sie total aus und will sich rächen?

Das Telefon klingelte erneut siebenmal hintereinander.

Durchhalten! Nicht schwach werden!

Für zehn Minuten war Ruhe. Dann setzte das Klingeln wieder ein. Schon nach dem fünften Mal war Schluss.

Ich hoffe, sie gibt damit auf. Jetzt muss ich konsequent bleiben.

Sven rang sich dazu durch, Laras Festnetz- und Handynummer zu sperren.

Durch unsere wöchentlichen Telefonate habe ich sie nur angelockt.

Da er befürchtete, sie könnte sich mit unterdrückter Nummer melden, erweiterte er die Sperrung auf anonyme Anrufer.

Da war kein Triumph, er fühlte sich einfach nur schlecht.

Diesmal bin ich das Schwein.

Er verließ das Haus, stieg in seinen Rover Mini und fuhr los, irgendwohin …

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22 aralık 2023
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