Kitabı oku: «Winter-Milch»

Yazı tipi:

Tilman Janus

Winter-Milch

Zwölf schwule Erotikgeschichten

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Putzstunde

Der Tango-Typ

Spuren im Schnee

Der Baulöwe

Per Anhalter zur Milchstraße

Heißes Fleisch

Ein Maskenball

Befreit!

Die Lawine

Ende der Eiszeit

Spiel mit Bällen

Nostalgie

Impressum neobooks

Putzstunde

Fluchend knallte ich das Schubfach meines Schreibtisches zu. Wieder einmal hatte es mich erwischt – ich musste zu Weihnachten Notdienst schieben! Die lausigen Familienväter hatten frei bekommen. Aber der gutmütige Sebastian Frei – das bin ich – kann ja Weihnachten arbeiten, der hat ja keine Familie, dem macht es nichts aus. Dass meine betagten Eltern auf einen Besuch warteten, dass ich meiner alten Tante versprochen hatte, für ihr Damenkränzchen den Weihnachtsmann mit Sack und Rute zu spielen, und dass ich schließlich selbst mit einem meiner Lover am Heiligabend zu einer privaten Underwear-Party gehen wollte, interessierte meinen Chef natürlich nicht. Und dabei hatte ich mir extra dafür einen hautengen, schwarzen Slip gekauft, der so fein und dünn war, dass er mehr zeigte als verbarg und mein respektables Schmuckstück so richtig zur Geltung gebracht hätte.

Ich zog ein anderes Schubfach auf und fand auch da nicht die Liste mit den Kennzahlen, die ich suchte. Bestimmt hatte mein Chef, das alte A…loch, die Liste benutzt und vergessen, sie zurückzulegen. Knurrend stand ich auf und lief durch das Großraumbüro zum Chefzimmer. Hoffentlich hatte dieser Vollpfosten nicht abgeschlossen!

Zum Glück war seine Tür offen. Unsere Versicherungsagentur liegt im achtzehnten Stockwerk eines total gläsernen Hochhauses, todschick. Das Großraumbüro, in dem an normalen Werktagen außer mir noch etwa zwanzig Lohnsklaven sitzen, sieht schon ziemlich gut aus. Aber das Chefbüro ist einsame Spitze.

Durch die riesige Fensterfront hat man eine tolle Aussicht über die halbe Stadt. Man sieht in einiger Entfernung winzig klein den eigentlich recht majestätischen Dom, daneben den Marktplatz und ringsherum die Altstadt.

Es war Heiligabend, gegen Mittag. Eine hellgraue Decke von Schneewolken verdeckte die Sonne. Die Wetterfrösche hatten eine weiße Weihnacht vorausgesagt, und die Schneeflocken schienen nur darauf zu warten, aus den Wolken zu platzen und die Stadt zu verschönern.

Ich blieb an dem großen Panoramafenster stehen und starrte hinunter auf die Stadt. Ich liebe meine Heimatstadt, und eigentlich mag ich auch meine Arbeit – nur nicht an Feiertagen! Mein Chef, der alte Sack, würde jetzt mit seiner ehemaligen Sekretärin, die er vor Jahrzehnten aus Versehen geheiratet hatte, den Baum schmücken und den saftigen Weihnachtsbraten aus der Bratröhre holen.

Ich seufzte. Aber es schien auch noch andere Leute zu geben, die arbeiten mussten. Jedenfalls sah ich weiter links an der gläsernen Fassade einen Fensterputzer in seiner Schwebegondel. Es war mir immer unverständlich, wie diese Leute das aushalten, in schwindelnder Höhe in einer wackeligen Gondel zu arbeiten. Aber wofür gibt es schließlich Versicherungen …

Das Telefon läutete. Ich stürzte aus dem Chefzimmer zu meinem Schreibtisch, rannte fast den künstlichen Weihnachtsbaum um, den der Boss spendiert hatte, und riss den Hörer ans Ohr.

»Ohnesorg-Versicherungen, Sie sprechen mit Sebastian Frei, was darf ich für Sie tun?«, säuselte ich.

»Totalschaden!«, schrie mich eine fistelnde Männerstimme an.»Ich hab einen Totalschaden! Helfen Sie mir! Schicken Sie mir einen Abschleppwagen! Mein Audi steckt fest! Außerdem bin ich am Knie verletzt! Und organisieren Sie einen Weihnachtsmann, der die Bescherung meiner Kinder übernimmt!«

Ja, das war der Wahlspruch unserer Versicherung: »Im Falle eines Falles – sorgen wir für alles!« Die Idee des Chefs war, nicht nur Schadensregulierung zu betreiben, sondern Service total am Kunden.

Ich beruhigte den aufgebrachten Typen also erst einmal, fragte nach Name, Adresse, Unfallort und so weiter. Dann organisierte ich einen Abschleppwagen für sein Auto, einen Krankenwagen für ihn und einen Weihnachtsmann für seine Kinder. Damit hatte ich eine Weile zu tun. Danach fiel mir wieder die Liste mit den Kennzahlen ein, und ich ging erneut ins Chefbüro.

Der Fensterputzer war inzwischen näher herangekommen. Neugierig sah ich zu ihm hin. Er schien ziemlich groß und kräftig zu sein. Er trug eine blaue Arbeitshose und darüber eine warme Holzfällerjacke, außerdem eine dunkle Pudelmütze. Mit regelmäßigen Bewegungen wischte er die Scheiben vor und zog sie dann mit seiner Gummilippe ab. Er machte das so geschickt, dass man keine Streifen sah.

Eigentlich könnte ich im Chefbüro sitzen bleiben, dachte ich. Der Volltrottel würde ja nicht mehr herkommen bis nach Weihnachten. Ich stellte die Telefonanlage so ein, dass die Gespräche ins Chefzimmer geleitet werden würden. Dann warf ich den teuren Espressoautomaten vom Boss an und ließ ihn Kaffee zubereiten. Ich lockerte meine Krawatte und legte die Füße mit meinen sandigen Schuhen auf den Schreibtisch des alten Gauners. Eine kleine, aber feine Rache für seine Ausbeutung!

Als ich mit meiner Kaffeetasse bequem im Chefsessel lümmelte, erschien der Fensterputzer genau vor dem Panoramafenster. Die Gondel bewegte sich langsam seitwärts. Interessiert sah ich nun ganz von Nahem, wie der Typ arbeitete. Er schien sogar ziemlich gut auszusehen. Die sparsamen Bewegungen seines durchtrainierten Körpers gefielen mir.

Als er den ersten Fensterteil vom Chefbüro fertig geputzt hatte, entdeckte er mich. Ich grinste freundlich und winkte ihm zu. Er winkte durch die Scheibe zurück. Ich hob die Kaffeetasse und prostete ihm zu. Er lachte, strich sich mit der Hand über die Magengegend und verdrehte schwärmerisch die Augen.

Da fiel mir ein, dass ich ihm doch wirklich eine Tasse Kaffee rausreichen könnte. Ich stand auf, gestikulierte zu ihm hin, holte eine zweite Tasse aus dem Espressoautomaten und ging zum Fenster. Ich öffnete einen Flügel. Eiskalter Wind wehte mir entgegen.

»Hallo!«, rief ich dem fleißigen Putzmann zu. »Wie wäre es mit einem heißen Kaffee?«

»Prima!«, rief er zurück. »Warte mal, ich komm noch ein Stück näher!«

Die Gondel schob sich bis zum offenen Fenster. Der Typ schwebte mir jetzt von Angesicht zu Angesicht genau gegenüber. Wie hielt er das nur aus, in dieser Höhe, bei diesem eisigen Wind?

Ich reichte ihm die Tasse. Er wärmte sich erst einmal die Finger daran auf. Dann schlürfte er genüsslich den Kaffee.

»Harter Job, was?«, fragte ich.

Er blinzelte mich vergnügt aus seinen blauen Augen an. »Mir gefällt’s. Viel frische Luft, und ich hab meine Ruhe.«

Ich lachte. So konnte man es auch betrachten. Er hatte jedenfalls keinen Chef, der andauernd was von ihm wollte.

»Willst du einen Moment reinkommen und dich aufwärmen?«, erkundigte ich mich.

»Wenn’s dich nicht stört?«

»Aber nicht doch! Ich hab hier Weihnachtsnotdienst, viel ist nicht zu tun.«

Ich hielt die Gondel ein bisschen fest, und er stieg sehr geschickt aus und schlüpfte mit einer Behändigkeit durch das Fenster ins Chefbüro, die ich ihm nicht zugetraut hatte. Vermutlich war er etwa so alt wie ich, also um die fünfunddreißig.

»Ich bin der Achim«, sagte er und hielt mir seine kräftige Pranke hin.

»Sebastian!«

Er hatte wirklich einen sehr festen Griff.

»Hast du vielleicht noch einen Kaffee für mich?«

»Gerne!« Ich stellte die Tasse wieder in die Maschine und drückte den Knopf. »Setzt dich doch. Wie kommt es, dass du zu Weihnachten so schwer arbeiten musst? Hat das nicht Zeit bis nach den Feiertagen?«

Achim schüttelte den Kopf. »Bei Frost geht es nicht gut. Deshalb muss ich noch so viele Scheiben wie möglich schaffen, bevor es schneit.«

Er zog dabei seine Pudelmütze vom Kopf. Sein kurzes Haar war sehr dicht, wie ein weicher, goldbrauner Veloursteppich. Jetzt sah ich auch sein Gesicht genau. Obwohl er sehr maskulin wirkte, hatte er auch etwas Gutmütiges an sich. Und er hatte besonders schöne, blaugrüne Augen. Irgendwie war er mir enorm sympathisch.

Wir tranken jeder noch eine Tasse Kaffee. Ich kramte ein paar Lebkuchen aus dem Schubfach. Achim griff gerne zu.

»Junge, ist das warm hier in deinem Büro!« Er zog die rot karierte Holzfällerjacke aus und warf sie zu der Pudelmütze auf den Boden. Sein Brustkorb wirkte gewaltig, und seine Arme waren muskelbepackt. In seinem Blaumann markierten sich ein griffiger Hintern und tolle Oberschenkel, vor allem aber steckte da ein superfettes Schwanzpaket. Immer wieder musste ich dahin starren. Von so einem Weihnachtsmann würde ich mir die Bescherung gerne gefallen lassen! Was macht er eigentlich in seiner Gondel, wenn er mal pinkeln muss?, fragte ich mich im Stillen. Pisst er dann einfach vom Hochhaus runter, auf die noch nicht geputzten Scheiben?

»Darf ich auch gleich mal euer Klo benutzen?«, fragte er in dem Moment. »Ist immer ein ganz schönes Problem bei meiner Arbeit.«

Ich nickte nur und zeigte auf die entsprechende Tür. Der Gedanke, dass er jetzt gleich sein Teil auspacken würde, machte mich total geil. Als er hinter der Tür verschwunden war, schlich ich hinterher und legte mein Ohr fest an die Türritze. Ich hörte, wie sein scharfer Strahl ins Becken rauschte, ziemlich lange. Es schien ganz schön dringend gewesen zu sein!

In meiner Anzughose wurde es immer enger. Der Kerl brachte mich noch um den Verstand mit seiner geilen Naturhaftigkeit. Am liebsten wäre ich in den kleinen Raum reingestürzt und hätte mir in den Mund pissen lassen, aber dann traute ich mich doch nicht. Wahrscheinlich wäre er entsetzt gewesen über meinen Wunsch!

Ich träumte noch vor mich hin, als plötzlich die Klotür aufgerissen wurde. Fast wäre ich Achim in die Arme gefallen, weil ich noch an der Tür gelehnt hatte, konnte mich aber gerade noch fangen. Achim grinste mich an. Ob er meine Weihnachtswünsche ahnte?

»So«, meinte er und ließ sich wieder in den Sessel fallen.»Jetzt ist Platz für noch einen Kaffee.«

»Macht dir das wirklich Spaß, das Fensterputzen?«, fragte ich nach ein paar Minuten, in denen wir tranken und weiter Lebkuchen aßen.

Er nickte voller Überzeugung. »Ich hatte schon als Junge Spaß dran, alles schön zu wienern und zu putzen. Hat meine Mutter immer gefreut!« Er lachte. »Putzt du etwa nicht gerne?«

Ich schüttelte den Kopf schaudernd. »Ich hasse das Putzen!«

Achim grinste. »Du hast es vielleicht bloß noch nicht richtig probiert!«

Ich guckte ihn irritiert an. Was meinte er mit »richtig«? Putzen ist doch Putzen, und es ist grauenhaft.

»Ich zeig’s dir mal!«, sagte Achim. Er schnallte die Träger seines Blaumanns auf. Langsam streifte der den Pullover ab. Er trug ein weißes T-Shirt drunter, das stramm über seine dicken Muskeln gespannt war. Mit den Worten: »Das stört dabei!«, zog er es auch noch aus.

Mein Blick hing an den festen Muskelplatten seiner Brust. Seine helle Haut war leicht behaart, gerade so, dass es nicht zu viel war, aber seinem tollen Körper den richtigen männlichen Kick gab.

Er nahm einen Lappen, den er hinter dem Palmentopf entdeckte, der vor dem Fenster stand, und drückte ihn mir in die Hand.

»Und jetzt los! Geh zum Fenster! Immer schön regelmäßig hin- und herwischen!«

Ich kam mir ziemlich blöd vor, aber ich tat es. Achim strahlte eine Mischung aus geilem Mann und gutmütigem Kumpel aus, der ich nicht widerstehen konnte. Ich ging also zum Fenster, reckte den Arm nach oben und polierte die Scheibe.

Da spürte ich seinen festen Griff an meinem Arm. Er führte meine Hand rhythmisch. Dabei lehnte er sich von hinten an mich, zuerst ganz vorsichtig. Mir wurde heiß, aber nicht vom Putzen! Ich drückte mein Hinterteil leicht zurück. Er verstärkte den Druck. Ich spürte an meinem Hintern etwas ziemlich Dickes, Hartes. Mein Arm sank nach unten, weil mir ganz schwach wurde vor Geilheit.

»Immer schön weitermachen!«, flüsterte er in mein Ohr. Er war größer als ich und hielt mich jetzt fest umklammert. »Aber das stört ja auch!«

Er zog an meinem Jackett. Ich ließ es zu Boden gleiten. Dann zupfte er mein Hemd aus der Hose. Auch das fiel, zusammen mit der Krawatte. Ich spürte seine heiße, raue Zunge, die über meinen nackten Rücken glitt. Am Hosenbund hielt er inne, tastete nach meinem Gürtel. Ich half ihm. Meine Hose fiel zu Boden. Ich war so geil, dass mein Ständer schon aus dem Slip gewachsen war. Da streifte er mir auch den Slip ab.

Ich stand nun nackt am Panoramafenster des Chefbüros. Achim drückte mich immer weiter an die Glasscheibe. Ich zuckte zurück, als meine Haut das kühle Glas berührte, aber Achim schob mich weiter heran. Als der erste Schock vorbei war, gewöhnte ich mich an das Glas. Es war ausgesprochen geil, in luftiger Höhe mit Blick auf die Stadt zwischen der Scheibe und dem muskulösen Körper von Achim eingeklemmt zu sein.

Der Blaumann rutschte von seinen schmalen Hüften. Ich drehte mich etwas, damit ich Achim sehen konnte. In seiner Unterhose steckte ein mächtiger Baumbehang. Ich schob meine Hand zwischen ihn und mich. Genussvoll massierte ich sein dickes Teil, bis es eisenhart stand.

Achim seufzte. »Schön putzen!«, sagte er. »Immer hin und her!«

Ich wichste ihn kräftig durch. Er schien zu denen zu gehören, die es lange aushalten ohne zu kommen. Ich genoss diesen schweren, griffigen Baumstamm.

»Und jetzt nass vorwischen!«, befahl er und drehte mich um.

Ich sank auf die Knie vor ihm. Das Riesenschmuckstück pendelte hart vor meinem Gesicht. Ich schnappte danach. Wie eine fleischige Säule drang es mir in den Rachen. Sein kräftiger männlicher Duft kitzelte mir in der Nase. Das war der beste Weihnachtsbraten, den ich je verschlungen hatte!

Achim stieß sachte vor, bis es nicht mehr weiterging. Ich schnaufte selig. Eine ganze Weile machte er so weiter und fickte mich in den Rachen. Er stöhnte dabei laut.

Dann zog er seinen Schwengel langsam aus meinem Mund. »Jetzt … kommt das Polieren!«, sagte er leise.

Er drehte mich wieder mit der Vorderfront zur Glasscheibe. Ich spürte den heißen, nassen Polierkolben in mich eindringen, langsam, aber stetig. Ich stützte mich am Fenster ab und atmete tief ein. An das Kaliber musste ich mich erst mal gewöhnen!

Achim war nicht aufzuhalten. Er keuchte jetzt laut vor Geilheit. Fest presste er mich ans Glas. Ich fühlte den Gegendruck der Scheibe an meinem Ständer. Dann legte Achim richtig los. Er packte mich an den Hüften. Noch nie hatte mich ein Kerl so stark ausgefüllt. Er fickte mich, bis ich nichts mehr dachte, nur noch genoss. Ich konnte mich nicht so lange zurückhalten wie er. Meine Sahne schoss mir heraus und lief dickflüssig über die Fensterscheibe des Chefbüros.

Er konnte immer noch weiterficken. »Du – kleines – Ferkel!«, grunzte er im Rhythmus seiner Stöße. »Jetzt – musst du – die Scheibe – schön – abputzen!«

Er zog mich etwas zurück und drückte meinen Nacken hinunter, bis ich meine Schlabberspuren direkt vor der Nase hatte. Gehorsam leckte ich mein Sperma ab, bis die Scheibe wieder klar war.

Achim stöhnte lauter, als er mir dabei zusah. Sein Bolzen spannte sich noch härter an. Mit einem kehligen Aufschrei ließ er seinen Orgasmus kommen. Ich spürte seine sämige Nässe, die mir am Bein hinunterlief. Wir ließen uns auf den Teppichboden sinken.

»Und – wie gefiel dir die Putzstunde?«, fragte er mit einem verschmitzten Grinsen.

»Wirklich gut!«, murmelte ich. »Vielleicht können wir uns morgen die anderen Scheiben vornehmen?«

»Polieren kann man gar nicht oft genug!«, gab er seufzend zurück und schloss mich in seine starken Arme.

* * *

Der Tango-Typ

Vor zwei Wochen bekam ich einen neuen Job bei einer Sicherheitsfirma – zur Zeit eine Branche mit enormem Personalbedarf. Die »Sicher-Schirm-GmbH«, kurz SiSchiG, bietet etwas Besonderes: Sie stellt ausschließlich gut aussehende Männer ein. Ich will mich jetzt nicht selber loben, aber ich denke mal, dass ich schon recht ansehnlich bin, sonst hätten die mich da nicht genommen. Ich bin dreißig Jahre alt, blond, ein Meter sechsundachtzig groß, schlank und sehr sportlich. Die SiSchiG schickt ihre Mitarbeiter nur zu besonderen Anlässen, zu wichtigen Firmenfeiern, zu Pressebällen, in vornehme Hotels, zu Festspielen, Filmpremieren und so weiter, also immer dorthin, wo es auch ein bisschen auf Schick und Klasse ankommt.

Meinen ersten Einsatztag werde ich nie im Leben vergessen. Wir sollten einen Faschingsball bewachen, der in einem der besten Hotels der Stadt ausgerichtet wurde. Der Bürgermeister sollte kommen, wichtige Politiker, handverlesene Geschäftsleute, Filmschauspieler, Produzenten und Regisseure, dazu ein paar schräge Künstler, damit es nicht so langweilig würde, und – wie immer – die entsprechenden Frauen und Freundinnen dazu. Ich selbst kann die üblichen Bälle nicht ausstehen, weil man da immer mit Frauen tanzen muss. Zur Faschingszeit gibt es ja auch schwule Tanzvergnügen, aber, ehrlich gesagt, so ganz ist Tanzen nicht mein Fall. Sport, ja, das ist was anderes. Starke Kerle, braungebrannt, schweißgebadet, mit Muskeln wie ein Hengst, bekleidet nur mit einem winzigen, elastischen Höschen, in dem sich ein armdicker Hammer markiert … na, man wird ja noch träumen dürfen!

Also, der Faschingsball stand unter dem Motto »Südamerika«. Wir Sicherheitsleute trugen zu diesem Anlass gut geschneiderte Fantasieuniformen in Schwarz, abgesetzt mit rotem Satin. Uniformen auf Wunsch sind übrigens auch ein besonderer Service der SiSchiG. Unsere Jacken waren vorne kurz und hinten lang, ähnlich einem Frack, und die Hosen saßen ziemlich knapp, sodass die männliche Ausstattung mehr oder weniger deutlich sichtbar wurde. Ich hatte in der Kleiderkammer der SiSchiG anscheinend eine zu enge Hose erwischt, denn die Schrittnaht drückte mir verdammt auf die Eier.

Ich stand nun in dem festlich mit Orchideen und anderem Grünkram geschmückten Ballsaal herum und beobachtete die tanzende Menge. Da ich noch ganz neu war, hatte ich keine besondere Aufgabe bekommen. Ich sollte eben alles ein bisschen im Auge behalten. Wenn mir etwas Verdächtiges auffiele, ein verlassenes Gepäckstück oder ein Gast, der sich irgendwie merkwürdig benahm, sollte ich es meinem Einsatzleiter melden.

Harry, der Einsatzleiter, war ein Bulle von Kerl, bestimmt zwei Meter groß, mit einer kurz geschnittenen, feuerroten Bürste. Ehrlich gesagt, er sah in der »südamerikanischen« Uniform einfach geschossen aus, das passte nicht zu ihm, außerdem biss sich das Goldrot seiner Haare mit den scharlachroten Aufschlägen der Uniformjacke. Aber sonst war er ein passabler Typ. Ich musste mich ganz schön zusammenreißen, um ihm nicht dauernd auf die straff vom Stoff überspannte Schwanzbeule zu starren. Mit Harry in die Kiste springen – da hätte ich bestimmt nicht nein gesagt! Dummerweise trug er einen Ehering.

Langsam schlenderte ich am Rand des Saales entlang. Die Tanzkapelle schmetterte seit Stunden Rumba, Samba, Cha-Cha-Cha, Salsa und Tango. Die Herren trugen alle Smoking, dazu Weste oder Kummerbund in feurigen Farben oder auch leuchtend rote oder schwarze Hemden. Die Damen hatten ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Sie trugen lange Kleider in allen Regenbogenfarben, tief dekolletiert, dazu bunte Blumen und Federboas, und schwangen das Tanzbein in superhochhackigen Pumps. Manchmal bin ich wirklich neidisch auf die Frauen. Ab und zu in Ballkleid und Highheels würde ich auch gern gehen, mit perfektem Make-up, dabei einem Kerl ganz offen schöne Augen machen, den Rock lüften und ihm zeigen, was es da so an Schmuckstücken gibt … Ich riss mich zusammen. Wenn Harry das wüsste! Als Sicherheitsmann muss man immer einen besonders maskulinen Eindruck machen!

Der Bürgermeister walzte gerade an mir vorbei. War auch nicht mehr der Jüngste! Harry sah zu mir herüber. Ich nickte ihm fast unmerklich zu und meinte damit, dass in meinem Bereich alles in Ordnung war. Drüben stand Lutz, ein dunkelhaariger Kollege, dem die schwarzrote Uniform wesentlich besser stand als Harry. Ich seufzte lautlos. Nur gut aussehende Kollegen …ein Traumjob!

Ich wandte meinen Blick wieder zur Tanzfläche. Die Gäste wirkten alle fröhlich und ausgelassen. Es war schon fast drei Uhr morgens, und der Champagner floss immer noch in Strömen. Da wurde meine Aufmerksamkeit von einem neuen Gast in Anspruch genommen. Er hatte gerade die Türkontrolle passiert und sah sich mit einem prüfenden Blick um. Interessanterweise kam er ohne weibliche oder sonstige Begleitung, und dann noch so spät. Er musste etwa fünf oder sechs Jahre älter sein als ich, war etwas größer als ich und extrem gut gebaut, mit breiten Schultern und Hüften, die so schmal waren wie die eines Jünglings. Sein rabenschwarzes Haar hatte er mit einem glänzenden Gel glatt an den Kopf gekämmt, wie es in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts üblich war. Das gebräunte Gesicht wirkte ausgesprochen männlich und markant. Seine große, gerade Nase hatte etwas Aristokratisches, und seine vollen Lippen verzogen sich spöttisch, als er die Tanzenden musterte. Er trug einen schwarzen Smoking mit glänzenden Aufschlägen, dazu ein blütenweißes Hemd mit schwarzem Kummerbund und Fliege, alles anscheinend aus echter Seide. Es war nichts Faschingsmäßiges an diesem Mann, er wirkte elegant und kraftvoll zugleich, wie aus einer Tango-Tanzveranstaltung entsprungen. Trotzdem hatte er nichts Geckenhaftes an sich, er war durch und durch er selbst. So wirkte er jedenfalls auf mich.

Außerdem wirkte er mächtig auf meine Männlichkeit! Die zu enge Hose machte mich nervös. Erstens tat mir der Schwanz weh, der langsam größer wurde, zweitens die Eier, auf die die Schrittnaht immer stärker drückte, und drittens konnte ich es mir nicht leisten, meinen neuen Job mit einem sichtbaren Ständer zu absolvieren, nicht in dieser vornehmen Umgebung! Ich konnte nur hoffen, dass in dem allgemeinen Trubel niemand auf mich achtete.

Plötzlich stand Kollege Lutz neben mir.

»He, Demian, geilst du dich an den Klasseweibern auf?«, flüsterte er mir zu. »Mir steht er auch schon. Guck mal da, die Blonde, bei der die Titten fast aus dem Dekolleté rutschen!«

Lieber Himmel! Das fehlte mir noch! Am liebsten hätte ich jetzt eine Tarnkappe gehabt!

»Ich … äh … nein, eigentlich nicht, ich dachte eher an meine letzte Verabredung …« Alles gelogen! Ich dachte nur an ihn, den tollen Tango-Typen mit der aristokratischen Nase. Zum Glück ging Lutz wieder auf seinen Posten, nachdem er mir verständnisvoll zugenickt hatte. Aber nun hatte ich meinen Schönen aus den Augen verloren. Mein Blick irrte durch den überfüllten Saal. Endlich sah ich ihn wieder. Er schien den Polizeipräsidenten zu beobachten. Hatte das etwas zu bedeuten? Der Polizeipräsident drehte sich weg, als wollte er von dem Neuankömmling nichts wissen. Mein Tango-Typ drängte sich durch die Menge der Tanzenden. Alles erschien mir sehr verdächtig. Er hatte noch niemanden zum Tanzen aufgefordert. Was wollte der Kerl überhaupt hier? Belästigte er etwa die Gäste? Oder hatte er Schlimmeres vor?

Ich musste zu Harry und Meldung machen. Doch ich sah ihn nirgends. Auch ein Einsatzleiter muss ja mal pinkeln. Aus dem Saal durfte ich nicht hinaus ohne Erlaubnis von Harry. Ich musste mir also selbst helfen. Vielleicht würde es später sogar ein Lob von Harry geben, wenn ich so aufmerksam war.

Langsam und möglichst unauffällig umrundete ich die Tanzfläche, bis ich dem Schönen näher kam. Sein schicker Smoking saß wie angegossen. Da fiel mir unter der linken Schulter eine kleine Wölbung auf. Alles klar! Das hatte ich bei meiner Schulung gelernt, wie man eine Waffe unter der Jacke erkennt. Kein Zweifel, dieser geschniegelte Kerl hatte eine Knarre im Schulterhalfter versteckt!

Das Blut stockte in meinen Adern. Ein Attentäter! Gleich würde er den Bürgermeister und dazu vielleicht noch den Polizeipräsidenten niederstrecken, und nur ich könnte es verhindern, denn die anderen Kollegen schienen nichts zu bemerken. Es war mir unverständlich, wie er mit der Pistole durch die Eingangskontrolle gekommen war.

Der gefährliche Typ schlich sich jetzt an eine Gruppe von Geschäftsleuten heran, die neben der Tanzfläche standen und bei Champagner diskutierten. Ich erkannte den Direktor der Bank, den Besitzer des am Stadtrand angesiedelten Pharmakonzerns und ein paar weitere Millionäre. Ich vergaß alles andere. Ich musste den Tango-Typen stoppen! Ein paar Schritte noch, dann war ich direkt hinter ihm. Er war größer, als ich geschätzt hatte. Eine Waffe hatte ich nicht, aber Mut für drei! Ich legte ihm energisch die Hand auf die breite Schulter.

»Bitte folgen Sie mir! Sie sind verhaftet!«, sagte ich einfach. Klar, dass ich gar nicht die Befugnis habe, jemanden zu verhaften, aber etwas anderes fiel mir nicht ein.

Der Mann fuhr herum und starrte mich an. Mir wurde heiß unter dem wütenden Blick aus den wundervollen, dunklen Augen.

»Wer sind Sie und was fällt Ihnen ein?«, schnarrte er.

»Keine Bewegung!«, knurrte ich zurück. »Hände hoch! Ich nehme Ihnen die Waffe ab!« Ich konnte Judo und fühlte mich ihm durchaus gewachsen, nur die Pistole machte mir Sorgen. Inzwischen drehten sich die Geschäftsleute nach uns um. Auch etliche Tänzer sahen neugierig zu uns herüber. Da ging einer der Millionäre auf einmal Richtung Ausgang. Ehe ich es richtig mitbekam, ließ mein Schöner mich stehen und stürzte hinter ihm her. Der Millionär floh blitzschnell durch die Kontrollen und verschwand. Der Schöne zog seine Pistole und rannte ebenfalls hinaus. Ich stand da wie ein Idiot. Einige Leute lachten.

Nach einer Weile drängte sich Harry durch die Menschenmenge zu mir hin. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

»Kaum raus!«, schnauzte er nur. Ich wusste gar nicht, was los war. Von der Eingangshalle aus schubste er mich in den kleinen Wachraum, der uns für Pausen zur Verfügung stand, und brüllte los: »Demian, du gottverdammter Esel! Wo hast du dein Gehirn gelassen? Was hast du dir dabei bloß gedacht?«

Ich erzählte ihm mit einem mulmigen Gefühl, was ich mir gedacht hatte.

Harry drehte die Augen zur Decke. »Warum bist du nicht zu mir gekommen?«

»I-Ich hatte Angst, dass er dann schon um sich schießt und alles zu spät ist.«

Harry sah mich an und seufzte. »Das war ein Fahnder vom Bundeskriminalamt«, erklärte er mir nun endlich. »Ein Spezialagent aus der Abteilung Rauschgiftkriminalität, undercover. Er hätte wichtige Informationen von dem Typen bekommen können, der weggerannt ist. Der ist nämlich ein verkappter Drogenhändler, dem man bisher nichts nachweisen konnte. Das BKA war ganz dicht dran und hat seinen besten Mann geschickt. Aber du hast mit deinem dusseligen James-Bond-Auftritt alle Chancen vermasselt. Tom ist stinkwütend.«

Was hatte ich da bloß angerichtet? Sprachlos stand ich da.

»Na ja«, meinte Harry schließlich. »Vielleicht hätte ich euch doch vorwarnen sollen. Aber so was muss immer ganz geheim bleiben. Ich hab ja nicht geahnt, dass du gleich drauflos gehst.« Er grinste und sah dabei auf die Uhr. »Nicht mehr zu ändern. Hier ist sowieso bald Schluss. Geh nach Hause und melde dich Montag wieder bei mir.«

Ich machte, dass ich wegkam. Die Uniform behielt ich an, ich konnte sie ja am Montag wieder in die Kleiderkammer bringen. Ich verschwand noch kurz zum Pinkeln hinter einer Tür mit »H«, dann verließ ich das vornehme Haus.

Vor dem Hotel standen zahlreiche teure Wagen, die bekannten Luxusmarken überboten sich gegenseitig. Ein Hupen ließ mich aufblicken.

Ein Mann stieg aus einem schwarzen Rolls Royce. Ich hielt den Atem an – es war der Geheimagent, mein Tango-Typ! Jetzt würde ich erst mal die richtige Kopfwäsche bekommen!

»Steig ein!«, knurrte er mich an. Ich setzte mich widerstandslos auf den Beifahrersitz. Der Wagen atmete den Geruch nach edlem Leder und Reichtum.

»Ich bin Tom«, sagte der Agent.

»Demian«, erwiderte ich. »Es … es tut mir wirklich leid, dass ich –«

Er würgte mein Gestammel mit einer Handbewegung ab, während er gleichzeitig den Motor startete. Wortlos fuhr er ab. Wahrscheinlich hatte er extra auf mich gewartet, um mich wegen Behinderung der Polizeiarbeit einzulochen.

Nach zehn Minuten Fahrt parkte er in einer Seitenstraße. Mir war nicht besonders gut zumute. Er forderte mich zum Aussteigen auf und führte mich in eines der Mietshäuser. Im ersten Stock schloss er eine Wohnungstür auf und schob mich in die Diele und dann ins Wohnzimmer. Eine ganz normale Wohnung, kein Luxus. Das passte überhaupt nicht zum Rolls.

Tom warf sein Smokingjackett über einen Stuhl, band die Schleife auf, öffnete den Hemdkragen und nahm den Kummerbund ab.

»Setz dich, Demian«, sagte er ruhig. Was wollte er bloß von mir?

Er holte zwei Bierflaschen aus der Küche und goss ein. Dann setzte er sich zu mir aufs Sofa und sah mich lange aus seinen schönen Augen an. Mir wurde wieder verdammt heiß.

»Du hast Mut«, sagte er. »Willst ohne Haftbefehl einen bewaffneten Kerl festnehmen, der einen Kopf größer ist als du. Solche Leute können wir brauchen. Wäre das was für dich, beim BKA zu arbeiten?«

Ich war völlig verblüfft. Er wartete meine Antwort nicht ab.

»Du hast keine spezifische Ausbildung, aber was Harry mir vorhin gesagt hat, klang doch ganz gut – Leichtathletik, Boxen, Judo … und ein abgebrochenes Jurastudium. Den Rest können wir ergänzen. Reich wirst du nicht werden; der Rolls draußen ist nur ein Dienstwagen, um meine Rolle als Millionär und Drogenkäufer zu dekorieren. – Willst du?«

»Ja!«, sagte ich einfach. Und ich will immer mit dir zusammenarbeiten, dachte ich.

Tom lächelte zum ersten Mal. Er sah einfach wundervoll aus.

»Okay! Dann zieh jetzt endlich diese alberne Uniform aus«, sagte er leise.

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