Kitabı oku: «Leipzig vor 200 Jahren und die Völkerschlacht 1813», sayfa 2

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Leipzig in den Jahren 1806 bis 1810.

Waren bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Beziehungen zwischen Frankreich und Preußen sehr gespannte, so wuchs diese Spannung noch, als die Franzosen sich mehrfach Einmischungen in deutsche Angelegenheiten erlaubten. Als dann Friedrich Wilhelm III. von Preußen mit Alexander I. von Rußland, Georg III. von England und dem Kurfürsten Friedrich August von Sachsen ein Bündnis schloß, spitzten sich die politischen Beziehungen derart zu, daß Preußen Anfang 1806 an Frankreich den Krieg erklärte.


Leider lagen aber auf Seiten der Verbündeten die Verhältnisse so ungünstig, daß von Anfang an alle Aussichten auf einen glücklichen Verlauf des Krieges für sie als ausgeschlossen gelten konnten. England und Rußland, nicht genügend auf einen solchen Kampf vorbereitet, letzteres in langsamstem Tempo mobilisierend, konnten ihre Verbündeten nicht mit rechtem Nachdruck unterstützen. Es blieben somit Preußen und Sachsen auf sich selbst angewiesen. Dazu kam, daß die preußische Heeresleitung, die sich im Bewußtsein, aus der Schule Friedrichs des Großen hervorgegangen zu sein, den Oberbefehl ausbedungen hatte, den neuen, veränderten Verhältnissen gar wenig Rechnung getragen hatte; man tastete unsicher umher, wo ein fester Wille oder ein energischer Griff nötig gewesen wären. Die Befehle zur Aufstellung der Truppen wider den Feind überstürzten sich; endlose, unnützige Hin- und Hermärsche ermüdeten Roß und Mann. Infolgedessen kam in das ohnehin schwerfällige Fuhrwesen eine heillose Unordnung, wodurch der größte Teil des preußischen Wagenparks den Franzosen direkt in die Hände fiel.

War nun durch die verschiedenen Mißgriffe des Fürsten Hohenlohe, der zum Führer des kleineren Teils der verbündeten sächsisch-preußischen Armee erkoren war, eine allgemeine Unsicherheit und Zaghaftigkeit eingerissen, so wurde diese noch bedeteund dadurch erhöht, daß für die Verpflegung der Truppen wenig oder nichts geschehen war, es vielmehr von Tag zu Tag mehr und mehr an den notwendigsten Lebensbedürfnissen mangelte.

Was nützte es daher, daß bei dem ersten größeren Zusammenstoße bei Schleiz, am 9. Oktober 1806, die verbündeten Truppen sich wacker schlugen und die sächsischen Johann-Dragoner sich den ehrenden Beinamen »Fleischhacker« erwarben? Infolge der bedeutenden Uebermacht und der besseren, geschickten Führung blieben die Franzosen doch Herren des Schlachtfeldes.

Das gleiche Ergebnis mit noch schlimmeren Folgen zeigte sich Tags darauf in der Schlacht bei Saalfeld, in der Prinz Louis Ferdinand, an der Spitze der sächsischen Husaren, durch die Hand des Wachtmeisters Guindey vom 10. Husaren-Regiment den Tod fand.

Unter solchen niederdrückenden Aussichten schlug man dann am 14. Oktober 1806 die unheilvolle Schlacht bei Jena, in der Hohenlohes Ungeschicklichkeit noch mehr zu Tage trat wie bisher. Soll doch Napoleon beim Anblick der deutschen Stellung spöttisch gesagt haben: »Mein Gott! Die Preußen sind ja noch ungeschickter als die Oesterreicher im italienischen Feldzuge!« und daß es fast mehr Kunst erfordert hätte, die Schlacht zu verlieren als zu gewinnen!

Als nun gar am gleichen Tage die preußische Hauptarmee unter dem Befehle des greisen Herzogs von Braunschweig und des Königs von Preußen bei Auerstädt aufs Haupt geschlagen und zersprengt wurde, war das Schicksal des Krieges besiegelt.

Schon am 15. Oktober ergab sich in Erfurt von Möllendorf mit etwa 18 000 Mann und 120 Geschützen, und am 8. November Magdeburg mit etwa 23 000 Mann und Hunderten von Kanonen. Der Herzog von Braunschweig, dem im Kampfe beide Augen ausgeschossen wurden, starb an den erhaltenen schweren Verletzungen, ebenso General von Schmettau.

Die nächste Folge dieser unheilvollen Ereignisse war für die Stadt Leipzig das zweifelhafte Vergnügen, die französischen Truppen in großer Masse als unwillkommene Gäste aufnehmen zu müssen. Am 18. Oktober, einem Sonnabend, nachmittags gegen 2 Uhr, rückten französische Husaren als Vortruppe des Davoust’schen Korps in die Stadt ein; der Marschall nahm mit seinem Gefolge im Hotel de Prusse am Roßplatz Wohnung. Gegen Abend folgte dann das ganze Armeekorps in Stärke von etwa 42 000 Mann nach. Die Franzosen rückten durch das Ranstädter Tor ein: die Infanterie im Geschwindschritt, unter lebhaftem Trommelschlag und heiterer alles belebender Musik. Sie wurden teils in der Stadt, teils in den nahen Dörfern einquartiert.

Als Gouverneur wurde der Brigadegeneral Peter Macon eingesetzt. Das war ein in jeder Hinsicht trefflicher und humaner Mann, der vor allem die von der französischen Regierung ausgeschriebenen hohen Lieferungsansprüche, besonders an Tuch (erst 36 000 Stab feines Offizierstuch, dann auf 45 000 Stab erhöht, obwohl Sachsen infolge Privatvertrages als »neutrales Land« bezeichnet wurde!!), soviel er nur konnte, zu mildern suchte. Wie hochgeschätzt und allgemein beliebt sich dieser Mann in den wenigen Tagen seines Leipziger Aufenthaltes zu machen verstanden hatte, bewies die tiefe und aufrichtige Trauer der Bürgerschaft, als er bereits am 27. Oktober Abends gegen 9 Uhr nach kurzer Krankheit starb: die Leipziger richteten ihm eine Trauerfeier und ein Begräbnis aus, wie man es bis dahin kaum gesehen hatte. Macon ruht in der Ratsgruft auf dem alten St. Johannisfriedhofe.

Inzwischen gingen von allen Seiten neue Hiobsbotschaften ein; überall kapitulierten größere und kleinere Abteilungen der geschlagenen Armee.

Zahlreiche, zum Teil verwundete Preußen, denen die Bewohner ihr Los soviel als möglich zu erleichtern suchten, trafen in Leipzig ein, um von hier aus weitergeführt zu werden. Ebenso wandten sich vielfach sächsische Soldaten hierher, die von der inzwischen erfolgten, von den Franzosen streng durchgeführten Neutralitätserklärung Sachsen nichts wußten oder sich von ihren preußischen Waffenbrüdern nicht hatten trennen wollen. Dabei hatten sich manche unangenehme Zwischenfälle ereignet. Die Franzosen hatten nämlich, weil ihnen vielfach die sächsische Reiterei so übel mitgespielt hatte, nichts Eiligeres zu tun, als den sächsischen Reitern neben ihren Waffen vor allem ihre guten Pferde abzunehmen, um damit ihre eigene, teilweise mangelhafte Reiterei aufzubessern. Daß dabei die Franzmänner nicht immer gut abschnitten, beweist der nachfolgend geschilderte Vorfall.

Unter den ihren Rückzug nach dem Norden fortsetzenden preußischen Truppen befanden sich, wie schon erwähnt, vielfach auch noch säschische Soldaten. Als nun, hart verfolgt von französischer Reiterei, eine starke preußische Truppe, bei der sich auch Blücher befunden haben soll, einen sumpfigen Hohlweg zu durchschreiten hatte, blieb eine Anzahl preußische Geschütze in dem weichen Boden stecken. Schon jubelten die Franzosen! Sie hatten aber nicht mit einem umsichtigen, sächsischen Trompeter gerechnet. Dieser sprengte aus dem Hohlweg heraus und den Franzosen ein Stück Wegs entgegen, um sofort das sächsische Kavallerie-Signal »Zurück« erklingen zu lassen! Die Wirkung war völlig den gehegten Erwartungen gleich! Die zahlreichen sächsischen Pferde folgten gehorsam dem Signale, mochten ihre Reiter auch an den Zügeln reißen und strampeln, soviel sie wollten: die Unordnung bei den Verfolgern wuchs derartig, daß an ein augenblickliches Verfolgen und Angreifen gar nicht mehr gedacht werden konnte, und ehe nach geraumer Zeit sich die Franzosen endlich wieder geordnet hatten, waren die festgefahrenen Geschütze längst befreit und in Sicherheit gebracht. Der brave Trompeter wurde übrigens reich belohnt.

Wenn nun Napoleon an sich auf die sächsische Reiterei nicht gut zu sprechen war – man denke an ihr grimmiges Dreinschlagen bei Schleiz und Saalfeld und sonst bei verschiedenen Gelegenheiten während der Rückzugsgefechte – so soll, beim Anhören dieses Berichts, sein Zorn hell aufgelodert sein: er befahl, daß die ungehorsamen, sächsischen Pferde jetzt auf die gesamten Reiterregimenter der französischen Armee verteilt werden sollten, um ähnliche Vorkommnise ein für alle Mal zu vermeiden.

Uebrigens ging die Abgabe der Pferde der sächsischen Reiterei an die Franzosen – sie erfolgte in Leipzig meist auf dem Roßplatz – nicht immer glatt vonstatten. Die sächsischen Reiter, infolge der langen Dienstzeit und ihren Pferden eng verwachsen, leisteten oft Widerstand und, wurden sie durch die Uebermacht endlich gzwungen, nachzugeben, so kam es wohl vor, daß der brave Reiter glaubte, diese Schmach nicht überleben zu können, und Selbstmord beging. Der Leipziger Künstler und Zeitgenosse jener schweren Tage, T. G. H. Geißler, hat eine solche Szene auf dem Roßplatz in einem reizenden Kupferstich festgehalten.

Wie überaus schlecht Napoleon auf die Sachsen zu sprechen war, beweist auch die wuterfüllte Ansprache, die er an die ihm vorgestellten verwundeten und gefangenen sächsischen Offiziere in Jena und Weimar hielt. Als er, in wenig pietätvoller Weise, einige Jahre später auf dem Schlachtfelde eine Hasenjagd abhielt und dazu den König von Preußen samt seinen Offizieren einlud, wurde auch nicht ein einziger sächsischer Offizier mit einer Einladung bedacht – war Napoleon doch bekannt, daß einzelne Truppenteile, wie z. B. die Garde du Corps, auch später ihm einen grimmigen Haß entgegenbrachten. Anläßlich mehr als einer Heerschau, wenn diese schönen Regimenter am Kaiser vorüberzogen, brach er mit eisigem Lächeln in die Worte aus: »Oh diese hübschen Jungen! Wenn sie könnten, wie sie möchten …..«!!

Inzwischen nahmen in dem, wie schon gesagt, als »neutralem« Land erklärten Sachsen und ganz besonders in Leipzig als der bedeutendsten Handelsstadt, die Requisitionen ihren ungestörten Fortgang. Nach der schon erwähnten ungeheuren Tuchlieferung, zu deren Erfüllung man sogar Tuche, die bei den Spediteuren lagerten und die man natürlich bezahlten mußte, hatte heranziehen müssen, kam eine Lieferung von 150 000 Paar Schuhen an die Reihe und nach diesen, in schönster Abwechslung, verlangte man Stiefeln, Wein, Capotröcke, Soldatenröcke und – vor allem Geld, sehr viel Geld! Das Büro für die Empfangnahme aller dieser Sachen befand sich in der Fleischergasse. Dazu kam noch, daß dem neuen Gouverneur René, dem Nachfolger des trefflichen Macon, vom Rate täglich 15 Louisdor = 225 M. und dem Oberst 150 M. »Tafelgelder«, d. h. für Beköstigung, gezahlt werden mußten!

Mit Ausnahme der russischen, englischen und preusächsischen Meßfremden erhielten alle Besucher der Messe nun wieder Reisepässe. Die Reit- und Zugpferde der russischen und preußischen Kaufleute wurden ohne weiteres mit Beschlag belegt und weggenommen. Im November wurden die Postanstalten wieder geöffnet, und die Fahrposten nahmen ihren Dienst wieder auf; zur Beförderung wurden indessen nur Briefe und Gelder übernommen; für Pakete – und man kann sich vorstellen, welche Hindernisse sich dadurch in einer Handelsstadt wie Leipzig ergaben! – mußten erst Deklarationen aus dem Rathause gegen besondere Scheine eingereicht werden und gegen diese und – erneute Bezahlung – bekam man erst Reisepässe für die betreffenden Sendungen! Dazu hielt man zwei der Haupttore der Stadt – das Grimmaische und das Peterstor – für jeglichen Wagenverkehr längere Zeit gesperrt. Aller Frachtverkehr mußte durch das Ranstädter oder durch das Hallische Tor seinen Weg nehmen. Jeder Koffer unterlag hier einer doppelten strengen Untersuchung; außerdem belegten die Franzosen auch das kurfürstliche Floßholz – um dem sich fühlbar machenden Mangel an Holz zu begegnen und in erster Linie für sich zu sorgen – ebenfalls mit Beschlag, ganz gleich ob sie in dem »neutralen« Gebiete des Kurfürstentums ein Recht zu solcher Handlung hatten oder nicht. Alle Ueberschüsse der kurfürstlichen Kassen sowie die Porzellan-Niederlage nahmen die Franzosen an sich.


Selbst die »Leipziger Zeitung« durfte nur unter französischer Zensur erscheinen. Daß unter solchen Verhältnissen bald Teuerung eintrat, ist nur natürlich. Es kosteten z. B. 1 Pfund Butter 1 Taler, 1 Pfund Rindfleisch 4 Groschen, 1 Malter Weizen 27 Taler, 1 Zentner Heu 4 Taler!

Inzwischen trafen vom Kriegsschauplatze neue Hiobsposten ein: am 28. Oktober hatte Napoleon an der Spitze der siegreichen Armee seinen glänzenden Einzug in Berlin gehalten. Bald danach hörte man von den Kapitulationen der preußischen Truppenteile in Pasewalk und der Stadt Stettin sowie von Friedensverhandlungen mit Preußen, die indessen zu keinem Abschlusse führten.

Am 3. November erfolgten endlich Verhandlungen für den eigentlichen Friedensschluß zwischen sachsen und Frankreich. In dieser Zeit fand in Leipzig die Errichtung eines Regiments von vier Bataillonen unter dem Fürsten von Isenburg, der nachmals französischer Brigadegeneral wurde, statt. Die Mannschaften bestanden fast ausschließlich aus Leuten, die in preußischen Diensten gestanden hatten, aber in französische Gefangenschaft geraten waren. Der Leipziger Künstler Geißler hat ein koloriertes Kupfer hinterlassen, das einige der Mannschaften darstellt, die sich in ihrer dunkelgrünen Kleidung mit rotem Kragen recht stattlich ausnehmen.

Am 6. November wurden die von der Stadt Leipzig abgesandten Deputierten von Napoleon in Berlin empfangen. Er begegnete ihnen sehr freundlich, zeigte sich dabei auch über die Handelsverhältnisse der Stadt im allgemeinen trefflich unterrichtet und versicherte, dem Handel Leipzigs seinen besonderen Schutz angedeihen lassen zu wollen. An demselben Tage wurde auch der Rektor der Universität, Dr. Erhard, vom Kaiser empfangen. Auch hier verriet Napoleon genaueste Kenntnis der Universitätsverhältnisse und gab zum Ausdruck, gleichfalls die Rechte dieser Hochschule schützen und ihr Gedeihen fördern zu wollen.

Ein harter Schlag traf alle Vaterlandsfreunde, als die Nachricht einging, daß bei Lübeck am 6. November heftig gekämpft, die Preußen unter Blücher geschlagen und aus Lübeck verjagt worden seien, Blücher selbst aber sich am Tage darauf mit dem Reste seiner Truppen den Franzosen habe ergeben müssen.

Am gleichen tage trafen wieder mehrere tausend Preußen, teilweise verwundet und sämtlich kriegsgefangen, in Leipzig ein; sie rasteten hier und wurden am 8. November weiter geführt.

Ziemlich strenge Maßnahmen zu treffen hielt der Gouverneur René laut seiner Verordnung vom 7. November für angebracht. So durfte bis auf weiteres kein Wagen, kein beladenes Pferd, kein Faß, keine Kiste oder Ballen, noch anderes die Stadt verlassen als durch das Ranstädter oder durch das Hallische Tor. Wachtposten sorgten für strengste Befolgung dieser Verkehr und Handel hindernden Maßregeln. Jedes Fuhrwerk mußte übrigens einen von René unterzeichneten Ausgangsschein führen. Dieser wurde dem Frachter abgenommen und alle Morgen an René zur Kontrolle zurückgegeben. Ungehindert durften nur alle Postwagen, die lediglich Reisende samt ihrem Handgepäck beförderten, sowie die Briefposten ausfahren. Bei Tage durften durch alle Tore und Pförtchen alle beladenen oder nicht beladenen Wagen, Karren, Warentransporte usw. in Leipzig einfahren; bei Nacht dagegen nur durch die vier Haupttore: das grimmaische, das Peters, das Ranstädter und das Hallische. Auch alle einfachen Militärpersonen mußten sich bei ihrem Eintritt in Leipzig auf den Wachen melden und einen Erlaubnisschein ihrer Vorgesetzten vorweisen, andernfalls ihnen der Aufenthalt verweigert wurde. Von dieser strengen Maßregel wurden auch größere Truppenkörper betroffen; auch durften wiederum Mannschaften der Garnison ohne Erlaubnisschein die Stadt nicht verlassen. Bereits um 9 Uhr abends wurden die Tore geschlossen. Sofort nach Torschluß mußten die Schlüssel der fünf Pförtchen dem Stadtkommandanten überbracht werden, während die Schlüssel der vier Haupttore den jeweiligen vier Wachtoffizieren anvertraut waren. Strengste Strafen wurden demjenigen in Aussicht gestellt, der gegen diese Verordnungen sich verginge. Umherstreifende Gendarmerieposten sorgten eigens noch für pünktliches Befolgen dieser Vorschriften.

Am 8. November ergab sich Magdeburg mit ungefähr 23 000 Mann und gegen 800 Geschützen dem Marschall Ney. Bei dieser Gelegenheit gelang es dem tapfern, nachmals zu großer Berühmtheit gelangten verwundeten Major Schill, aus Wilmsdorf bei Dresden gebürtig, – also gleich Theodor Körner ein Sachse – zu entkommen und sich der preußischen Nachhut anzuschließen.

Eine Leipziger Bestimmung vom 9. November weist die Wachtkommandanten der Tore an, alle ein- und ausgehenden Geschirre streng daraufhin zu untersuchen, daß sie nicht Waren irgend welcher Art enthielten. Am gleichen Tage verließ das 13. Infanterie-Regiment, das seither in Leipzig in Garnison gelegen hatte, die Stadt. Ferner machte der Rat am 15. November bekannt, daß nachts das Peters- und Ranstädter Tor offen bleiben, dagegen alle anderen Zugänge, auch für Fußgänger, abends 9 Uhr geschlossen werden sollten.

Währenddessen hatte der Fürst von Isenburg um Mitte des Monats November auch noch eine französisch-hessische Legion errichtet, und schon am 20. eröffnete der wackere Schill seine kühnen Streifzüge gegen die Franzosen.

Nicht uninteressant ist auch eine Bekanntmachung, die René hinsichtlich der Verpflegung der bei den Einwohnern Leipzigs einquartierten französischen Soldaten erließ. Sie hatten Folgendes zu beanspruchen:

morgens: Suppe oder Käse und Brot nebst 1 Glas Branntwein,

mittags: Suppe, 3/​4 Pfund Fleisch mit Gemüse und 1 Kanne Bier,

abends: Gemüse und 1 Kanne Bier.

Von nun ab zeigten die weiteren Maßnahmen der französischen Oberherrschaft bereits, was man gegen das verhaßte England plante: am 28. November erließ der Rat eine Bekanntmachung, dahingehend, daß alle Leipziger Kaufleute und Spediteure, die mit englischen Kolonialwaren Handel trieben, solche nebst deren Werten bis zum 30. November 1806 auf dem Kramerhause schriftlich bekannt geben sollten – bei Androhung unangenehmer Folgen für die betreffenden Inhaber. Ebenso mußten auf Betreiben des französischen Intendanten Treilhard alle Einwohner, die englisches Besitztum bezüglich Sachen irgend welcher Art, die Engländern gehörten, in ihrem Besitze hatten, dieses zur Anzeige bringen. Auch sollten alle Waren englischer Herkunft auf den Zollämtern aller Staaten zwischen Elbe und Rhein von den französischen Zollbeamten angehalten und beschlagnahmt werden. Es sollt enur der innere Handel mit einheimischen Waren und Fabrikaten frei und unbehelligt bleiben.

Neben diesen Plackereien und Chikanierereien dauerten die Durchmärsche von französischen Truppen sowie Gefangenen-Transporten nach dem Rhein fort. Auch trafen noch keine sächsische Truppenkörper in Sachsen bez. Leipzig ein, die unter den Preußen versprengt waren und mit diesen bisher weitergekämpft hatten, nun aber, des nahen französisch-sächsischen Friedensschlusses wegen, sich nicht weiter schlagen durften.

Wurde auch von den Franzosen das überaus tapfere Aushalten der braven sächsischen Truppen unter solchen schwierigen Umständen im höchsten Grade anerkannt, sodaß z. B. ein französisches, bei mehreren Angriffen gegen das heldenmütige Grenadierbataillon »Aus dem Winkel« übel mitgenommenes Husarenregiment auf dem Rückmarsche desselben dieses in Paradestellung unter den Klängen des Parademarsches vorüberziehen ließ – so blieb trotz alledem die Stimmung der Sachsen, wie es nicht anders sein konnte, eine verbitterte und franzosenfeindliche. Jenes tapfere Grenadierbataillon »Aus dem Winkel«, gebildet aus je zwei Grenadier-Kompagnien der Regimenter Mar und von Rechten, war übrigens die einzige und wohl auch letzte Truppe, die ungebrochen das Schlachtfeld von Jena verlassen hatte. Im Viereck formiert, unter den Klängen der Feldmusik, langsam dahinziehend, als käme es von der Parade, setzte sie ihren Rückmarsch nach Weimar fort, ungeachtet des fortdauernden Infanteriefeuers und der unaufhörlichen Reiterangriffe der verfolgenden Franzosen. In drei Glieder gruppiert wiesen die säschischen Grenadiere besonders die Reiterangriffe der Franzosen, meist unter beträchtlichen Verlusten für diese, zurück, um alsdann gemächlich ihren Rückmarsch fortzusetzen.

Eine große Ironie des Schicksals war es, daß der Generalissimus Hohenlohe, der sich von Anfang an nichts weniger als freundlich und kameradschaftlich gegen die Sachsen gezeigt hatte, in der Mitte dieser Braven seinen Rückzug bewirken mußte, da er über keine andere nur einigermaßen geschlossene Truppe seiner Armee mehr verfügte! Sprechen doch sogar preußische Berichte von einem geradezu »erhebenden« Anblicke, den diese prächtige Truppe bei dem allgemein herrschenden wüsten Durcheinander der Flucht dargeboten hätt. Erst im Laufe der späteren Jahre hatte sich dann in Sachsen eine freundlichere Gesinnung gegen die Franzosen herausgebildet. Am 11. Dezember 1806 wurde endlich der Friede zwischen Frankreich und Sachsen geschlossen, in dessen weiterem Verlaufe Kurfürst Friedrich August III. in den Rheinbund eintrat und zugleich den Titel eines Königs von Sachsen annahm.

In den ersten Tagen des Dezembers trafen nochmals neue Gefangenentransporte in Leipzig ein, unter denen sich schwedische Truppen befanden, die in Lübeck mit in die Gefangenschaft geraten waren. Sie rasteten in Leipzig und marschierten am anderen Tage nach Frankreich weiter. Gleichzeitig wurde die Johanniskirche geräumt und in ein Lazarett verwandelt, da viele von den eingebrachten Kriegsgefangenen verwundet waren und nicht mehr weiter geführt werden konnten.

Am 11. Dezember passierten Leipzig zwei Wagen, auf denen erbeutete preußische Fahnen und Standarten nach Paris transportiert wurden. Daß der schon genannte Intendant Treilhard auch fernerhin sich aufs »Geldmachen« verstand, erhellt aus seiner Bekanntmachung, »daß er am 19. dieses Monats an der hiesigen Börse 4300 Ztr. Alaune zum Verkaufe ausbieten lassen werde, welche in Schwemsal hergestellt, dort, in Wittenberg und Leipzig eingelagert seinen.«

Weiterhin traf am 16. Dezember, aus Posen kommend, der kurfürstlich-sächsische Flügeladjutant Major von Funk in Leipzig ein, um den inzwischen vollzogenen Friedensschluß zwischen Sachsen und Frankreich bekannt zu geben. Ihm ritten zwanzig blasende Postillone voraus. Große Festlichkeiten fanden in Leipzig am 23. Dezember zu Ehren des Geburtstages Friedrich Augusts statt. Besonders beteiligten sich daran die Studenten, die neben einer großen musikalischen Aufführung, auch noch einen großen Fackelzug veranstalteten. Die Fackeln wurden schließlich unter dem Gesange des »Gaudeamus« im Pauliner-Hofe der Universität zusammengeworfen.

Hervorragende Feierlichkeiten brachte auch der Neujahrstag 1807, wo die Annahme der Königswürde durch ein großes Konzert, Festlichkeiten in der Universität, verbunden mit Festgottesdienst in der Paulinerkirche und Illumination der Hauptstraßen der Altstadt, feierlich begangen wurde. Morgens von 6 bis 7 und mittags von 11 bis 12 Uhr wurden alle Glocken geläutet. Der große Konzertsaal im Gewandhause war überaus festlich geschmückt; das Konzert begann pünktlich um 5 Uhr nachmittags. Von 6 Uhr abends an erstreckte sich festliche Beleuchtung über die ganze Stadt. Besonders schön waren das Denkmal des Königs auf dem Königsplatze sowie das Rathaus geschmückt; auch standen auf dem Markte vier hohe Obelisken, reichlich mit brennenden Lämpchen verziert. Obwohl auch General René, der am Markte dem Rathause gegenüber wohnte, samt den übrigen französischen Offizieren an den Festlichkeiten teilnahm, so hielt das alles Napoleon nicht ab, der Stadt eine recht saftige Kriegskostenrechnung herauszuschreiben, die sich »nur« auf 7055551 Taler 5 Gr. 7 1/​2? belief.

Infolge der Fortsetzung des Krieges zwischen Frankreich und den Verbündeten Rußland und Preußen wurde Sachsen gezwungen, eine Beihilfe von 6000 Mann zu stellen, die dem 10. französischen Armeekorps unter General Lefèbre, Herzog von Danzig, zugeteilt wurde.

Nach Abzug des sächsischen Bataillons Bevilaqua nach Dresden, trafen von Berlin aus einige Kompagnien des neuerrichteten Isenburgschen Regiments in Leipzig ein, das von den Franzosen den eigentümlichen Namen erhielt: 1. preußisches Infanterie-Regiment in kaiserlich-französischen Diensten.

Am 20. Januar erließ General René neue Vorschriften für den Verkehr in Leipzig, indem er gestattet, daß neben den vier Haupttoren auch noch das Thomas-, Barfüßer- und das Hallische Pförtchen morgens um 6 Uhr geöffnet und erst um 10 Uhr abends geschlossen würden, die Einlaßtüren in den vier Haupttoren für Fußgänger indessen die ganze Nacht offen bleiben dürften. Wagen und Pferde mußten nach 10 Uhr abends für Ein- und Ausfahrt das Peterstor benutzen. Truppen, die keinen Erlaubnisschein hatten und auch nicht zur Garnison gehörten, wurden keinesfalls eingelassen, es sei denn auf besondere Erlaubnis Renés.

Ein merkwürdiges Streiflicht auf die Qualität der Isenburger wirft es übrigens, daß der Rat der Stadt sich am 23. Januar veranlaßt sieht, die Bürger zu warnen, von den Isenburgern nicht etwa Gamaschen, Schuhe, Strümpfe oder andere Kleidungsstücke zu kaufen; es wird daher verboten, daß sich Leipziger Einwohner in dieser Hinsicht mit Isenburgern oder anderen französischen Truppen irgendwie einlassen. Besonders sollten sich die Möbleure und Trödelleute fernerhin vor solchen Geschäften hüten, da man ihnen nicht nur das Erworbene, ohne Ersatz zu leisten, wegnehmen, sondern sie auch noch besonders bestrafen würde. Unter dem 1. Februar erschien auch eine neue Verordnung hinsichtlich der Verpflegung der einquartierten Soldaten. Es sollte jeder zur täglichen Beköstigung 1/​2 Pfund Fleisch und Gemüse und 2 Pfund Brot nebst einer Portion Butter im Werte eines Groschens erhalten. Etwaige Mehrforderungen sollten sogleich dem Rate und durch diesen dem General René gemeldet werden. Am 8. Februar brach das sächsische Truppenkontingent in Stärke von 6000 Mann nach Danzig auf, um von nun ab an den dort sich abspielenden Kämpfen tätigen Anteil zu nehmen.

Es wurde auch am gleichen Tage die Johanniskirche ihrer eigentlichen Bestimmung zurückgegeben, nachdem das bisher darin untergebrachte französische Lazarett aufgehoben worden war. In den anderen Kirchen wurde ein Dankfest wegen des wiederhergestellten Friedens abgehalten: die Kirchenkollekte war für Kriegsbeschädigte bestimmt. Durch diese Sammlung kamen im ganzen Lande ungefähr 23 000 Taler zusammen. Wie groß müssen aber die verursachten Schäden gewesen sein, wenn auf den ganzen Leipziger Kreis nur 627 Taler entfielen. – Der Fürst Carl von Isenburg, oberster Leiter des »1. preuß. Infanterie-Regiments in kaiserlich-französischen Diensten«, traf am 13. Februar in Leipzig ein, dem Sammelplatz seines Regiments. Er wollte den Rat bestimmen, strengste Verwarnungen zu erlassen, damit die Bürger nicht die Desertion seiner Truppe begünstigten, wie das offenbar bisher häufig der Fall gewesen sein muß. Für den Fall der Zuwiderhandlung wurden die strengsten Strafen in sichere Aussicht gestellt.

Schon am 20. Februar passierte wieder eine Anzahl in der Schlacht bei Eylau (8. 2. 1807) erbeuteter Fahnen und Standarten die Stadt, um nach Frankreich weitergesandt zu werden.

Anfang März kamen erneute Gesuche an die Bürgerschaft Leipzigs, für die daselbst befindlichen französischen Lazarette Charpie zu fertigen und einzuliefern. Diese freiwilligen Lieferungen wurden auf der Börse in den Vormittagsstunden zwischen 9 bis 11 Uhr angenommen. Von nun ab nahmen auch die Durchmärsche wieder wesentlich zu, da fortdauernd Nachschübe zur großen Armee durch Leipzig zogen, zumeist hier rasteten und dann weiter ihrem Bestimmungsort, dem Kriegsschauplatz, zueilten. Auch verließ am 23. März das erste Bataillon der vielgenannten Isenburger Leipzig, um in der Richtung nach Frankfurt am Main weiter zu marschieren. Eine gleichzeitige Verordnung des Rates, die den Bürgern die richtige Abmeldung der abmarschierenden Truppen zur Pflicht macht, läßt fast vermuten, daß diese Soldaten es mit dem Abmarsche nicht so streng genommen haben und wohl nach wie vor sich mancher »seitwärts in die Büsche geschlagen hat« oder es wenigstens versuchte.

Gegen Ende des Monats März erschien weiterhin ein Erlaß der Regierung, daß zur Vermehrung der Zahlungsmittel die Kassenbillets – also das Papiergeld – von 1 1/​2 auf 3 Millionen erhöht werden würden.

Um diese Zeit verließ endlich auch das 2. Bataillon der Isenburger die Stadt, und es blieb nun nur eine kleine französische Besatzung in Leipzig zurück.

Für den Leipziger Handel sollten die Apriltage des Jahres 1807 sehr ereignisvoll werden. Zunächst sollten mittels Rückkaufs die den Leipziger Kaufleuten von den Franzosen weggenommenen Waren englischer Herkunft freigemacht werden, so daß sie frei verkauft werden durften. Nach langem Verhandeln mit der französischen Behörde kam man dahin überein, daß die Stadt dafür nicht weniger als 7 Millionen Francs an die französische Regierung bezahlte. Ein Teil des dazu erforderlichen Kapitals sollte durch die Besitzer der Waren als Zwangsanleihe und unter Bürgschaft der Stadt mit 5 % Zinsen dargeliehen werden. Die ansässigen Einwohner sollten 20 % in drei Terminen zu je drei Monaten, auswärtige Eigentümer aber 40 % auf einmal anschaffen. Es kam schließlich noch auf Antrag des Königs zu einigen Milderungen. Indessen betrug doch der Verlust Leipzigs rund 2 800 000 Taler.

Abermals erschien am 4. April ein Befehl des Stadtkommandanten hinsichtlich des Oeffnens und Schließens der Tore und Pförtchen, mit der strengsten Weisung, darauf zu achten, daß ja keinerlei Waren ohne vorherige Untersuchungen seitens der Zollbeamten die Stadt verlassen möchten; auch wurden neue Vorschriften wegen der Verpflegung durchziehender Truppen – gleichviel ob Franzosen oder Rheinbrüder – gegeben. Am 5. Mai erließ der Rat eine öffentliche Bekanntmachung wider das Rauchen auf öffentlichen Straßen und Plätzen der Stadt sowie bei Arbeiten und in Geschäften, die etwa Feuersgefahr besorgen lassen könnten. Das Rauchen sollte verboten sein an Orten, wo Wolle, Heu, Stroh, Werg, Holz und andere brennbare Dinge lagerten, nicht weniger den Maurern, Zimmerern und Handlangern beim Bauen, den Ablädern beim Packen, Ab- und Aufladen von Kaufmannsgütern, dem Holzhacker beim Sägen, Spalten und Tragen von Holz, jedem Fleischer in den Bänken, überhaupt jedermann, der in der Altstadt, den Vorstädten, in den Promenaden und im Rosentale wandelte. Die Pfeifen sollten weggenommen und außerdem noch für jede eine Strafe bezahlt werden. Hausbesitzer, Bauherren, Gasthalter usw. wurden für genauestes Innehalten dieser Weisungen verantwortlich gemacht.

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22 aralık 2023
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