Kitabı oku: «Gaias Garten», sayfa 4
Wir haben von Kulturen, die in relativer Harmonie mit ihrer Umgebung leben, und aus wissenschaftlichen Studien über Ökologie und Landwirtschaft genügend Wissen gesammelt, um Gärten zu schaffen, die wilden Tieren und Pflanzen Habitat und Unterstützung für die Menschen bieten. Sie sehen nicht wie Farmen aus. Stattdessen fühlen sie sich wie die einheimische Vegetation an, aber können optimiert werden, um die Bedürfnisse und Interessen der menschlichen Bewohner zu erfüllen. Stellen Sie sich Ihre Lieblingslandschaft vor und sehen Sie sich dabei, wie Sie Obst von den Bäumen pflücken, einen knackigen Salat aus den Blättern zubereiten, einen Strauß üppiger Blumen schneiden und einen Vorrat Gartenpfähle vom Bambusfeld anlegen. Diese Gärten stellen den Menschen eine Menge Platz zur Verfügung, verhalten sich jedoch wie Ökosysteme, recyceln Nährstoffe, reinigen Wasser und Luft und bieten heimischer und eingebürgerter Flora und Fauna ein Zuhause.
Designer Joel Glanzberg steht 1989 in New Mexico im kargen Wüstengrundstück des Flowering Tree Permaculture Institute.
Natürliche und ökologische Gärten betonen die Rolle von Pflanzengemeinschaften, d. h. Gruppierungen von Bäumen, Büschen und nicht verholzten Pflanzen, die natürlich zusammen vorkommen und zu einem Ganzen verbunden zu sein scheinen. Der Unterschied ist, dass natürliche Gärten versuchen, einheimische Pflanzengemeinschaften nachzuahmen, während die Gärten in diesem Buch heimische Pflanzen, Nahrungspflanzen, Heil- und Küchenkräuter, Insekten und Vögel anlockende Arten, Pflanzen, die Boden bilden und andere zu synergistischen, für beide Seiten vorteilhaften Gruppierungen kombinieren. Diese »synthetischen« Pflanzengemeinschaften, die von der Permakultur Gilden genannt werden, bilden gesunde, interagierende Netzwerke, die die Arbeit des Gärtners vermindern, Menschen und Wildtieren ausreichend Gaben liefern und die Kreisläufe der Natur wiederherstellen.
Indigene Gesellschaften, vor allem in den Tropen, haben Gilden seit Jahrtausenden verwendet, um nachhaltige Landschaften zu schaffen. Erst seit Kurzem verstehen wir, was sie da und wie sie das machen. Ethnologen verwechselten die üppigen und produktiven Hausgärten, die tropische Häuser umgaben, mit wildem Dschungel, so perfekt hatten die Bewohner den umgebenden Wald nachgeahmt. Von diesen Gärtnern haben wir etwas darüber gelernt, wie man Landschaften kreiert, die genau wie die Natur funktionieren, aber den Menschen eine Rolle geben.
In gemäßigten Klimazonen ist die Kunst und Wissenschaft, Gemeinschaften aus nützlichen, attraktiven Pflanzen zu schaffen, ein neues und lebhaftes Feld. Viele Gärtner, mit denen ich bei der Recherche für dieses Buch gesprochen habe, sind Pioniere für diese Techniken. Die letzten Kapitel dieses Buches erklären, wie man Gilden entwirft und einsetzt, um dynamische »Nahrungswälder« und schöne Lebensräume für Menschen und Wildtiere zu schaffen. Ich hoffe, einige Leser dieses Buches werden zu diesem aufstrebenden Feld beitragen.
Vier Jahre später steht Joel an der gleichen Stelle. Ein intelligentes Permakulturdesign hat eine üppige Oase um ihn herum kreiert.
Die Wüste nachhaltig zum Blühen bringen
Damit Leser ein Gefühl für einen ökologischen Garten entwickeln können, möchte ich eines der schönsten Beispiele dafür beschreiben, die ich je gesehen habe. Nördlich von Santa Fe, New Mexico, hat Bildhauerin Roxanne Swentzell eine Oase in der hoch gelegenen Wüste geschaffen, die sie Flowering Tree Permaculture Institute nennt.
Als ich bei Flowering Tree ankam, stieg ich aus dem Auto, und mich empfing eine Hitze um die 35° C. Das grelle Licht wurde von den kahlen, erodierten Hängen in der Nähe reflektiert. Doch vor mir lag eine Mauer aus Grün, eine üppige Landschaft, die ich schon mindestens einen Kilometer davor entdeckt hatte und die in beruhigendem Kontrast zum gelben Sand und dem Kies der Wüste stand. Ich betrat den Garten durch eine Lücke zwischen sich wölbenden Bäumen und die Temperatur sank deutlich. Die Luft hier war frisch, kühl und feucht, anders als die staubige, die Stirnhöhlen austrocknende, die ich draußen geatmet hatte. Ein Blätterdach aus Walnussbäumen, Pinyon-Kiefer und Neumexiko-Robinie beschirmte ein üppiges Untergehölz aus Granatäpfeln, Nektarinen, Jujube-Bäumen und Mandeln. Eine essbare Passionsblume wärmte sich an einer Steinmauer. Weinranken überwucherten ein Eingangsspalier. Zwei kleine Teiche funkelten von dem Regenwasser, das über das Dach des Adobehauses aufgefangen wurde. Unter Sträuchern und entlang von Wegen blinkten unendlich viele einheimische und exotische Blumen.
Roxanne, eine athletisch aussehende Frau mit hohen, festen Wangenknochen, die sie von ihren Vorfahren aus Santa Clara geerbt hat, begrüßte mich und lächelte über meine leichte Verwirrung. Sie sah nicht zum ersten Mal, dass Besucher das prächtige Wachstum bestaunten, das in solchem Gegensatz zur Kargheit draußen stand. »Wir haben auf einer Fläche von etwa 500 m2 ungefähr 500 Arten«, erzählte sie mir. »Wir haben versucht, es zu einem autarken Ort zu machen, der sich um uns kümmert, während wir uns um ihn kümmern. Also bauen wir an, was immer wir können, das in diesem Klima überlebt.«
1986 zog sie auf ein Stück karges Land auf dem Stammland von Santa Clara. Sie beschreibt den Platz als »keine Bäume, keine Pflanzen, keine Tiere, nur festgetretene Erde und viele Ameisen«. Sie und ihre zwei jungen Kinder bauten ein Adobehaus mit passiver Solarenergiegewinnung und begannen zu pflanzen. Aber das Klima war zu rau. Trockene Winde fegten von den zerklüfteten, überweideten Hügeln herab und verbrannten die Setzlinge und töteten diejenigen, die nicht im Winter erfroren waren.
Damals traf Roxanne den Permakulturdesigner Joel Glanzberg aus der Gegend und er half ihr, Techniken für den Gartenbau in der Wüste aufzustöbern. Sie schleppten Felsen und Baumstämme herbei, um Setzlingen Schatten zu geben und gruben seichte Gräben, Bodensenken genannt, um wertvolles Regenwasser zu sammeln, und schufen geschützte, feuchte Mikroklimate. Um dringend benötigten Schatten zu erhalten und organisches Material zu generieren, pflanzten Joel und Roxanne jede mögliche nützliche, dürreresistente Pflanze, heimisch oder exotisch, die sie finden konnten. Durstigere Pflanzen platzierten sie in der Nähe des Acequia, oder Bewässerungskanals, der sich gemäß Stammesvereinbarung einmal pro Woche mit Wasser füllte. Ohne zuverlässige Wasserversorgung hätte man den Garten in der Wüstenhitze nicht zum Wachsen gebracht.
Sie schleppten Dünger und Mulchmaterialien herbei, um einen nährstoffreichen Boden aufzubauen, der die Feuchtigkeit während der Dürre bewahren konnte. Sobald die robusten jungen Bäume und Büsche sich etabliert hatten, setzten sie empfindlichere Pflanzen in ihren Schatten. Sie pflanzten Beerensträucher und kleine Obstbäume zu einer essbaren Hecke an der Nordgrenze, die ihnen Nahrung bieten und die Winde abhalten sollte, die vom nahegelegenen Canyon herunter wehten. All diese Techniken wurden zu einer mehrgleisigen Strategie kombiniert, um fruchtbare Erde aufzubauen, Schatten zu bilden, die wilden Temperaturschwankungen der Wüste abzumildern und Wasser zu sparen. Gemeinsam erzeugten diese Praktiken einen milden, unterstützenden Ort, der einen Garten zum Wachsen brachte. Langsam verwandelte sich die karge Landschaft in einen jungen, mehrstöckigen Nahrungswald. Roxanne erzählte mir: »Es war hart, den Garten in Gang zu bringen, aber sobald die kleinen Setzlinge loslegten, gab es kein Halten mehr.« Bei meinem Besuch war die Landschaft acht Jahre alt, und wo vorher keine Bäume gestanden hatten, waren sie nun so hoch wie das zweistöckige Haus. Angenehmer, kühlender Schatten, von dichtem bis Halbschatten, hielt die glühenden Sonnenstrahlen ab. Statt den Boden zu backen, wurde die stechende Hitze der Sonne vom dicken Blätterdach aufgenommen und in üppiges Grün, Mulch, Nahrung und tiefreichende Wurzeln verwandelt, die die Erde auflockerten. In den hellen Lücken wetteiferten Blumen und Nahrungspflanzen um das Sonnenlicht. Selbst im Schatten unterteilte ein vielschichtiges Unterholz aus Stauden und kleinen Bäumen den Garten in eine Reihe kleiner, von Pfaden durchzogener Räume.
Ich erhaschte Blicke auf Vögel, die von Zweig zu Zweig tanzten, ehe sie im Gebüsch verschwanden. Ein ständiges Rascheln und Zirpen umhüllte uns von allen Seiten und ich wusste, dass im Laub noch Dutzende von Vögeln versteckt waren. Metallisch glänzende nützliche Wespen tauchten in die Blüten, die uns umgaben, und Schmetterlinge aller Größen und Farben schwebten und flatterten von Blüte zu Blatt.
Roxanne hatte eine Gartenschere dabei und schnitt hin und wieder einen zu üppigen Ast von den Maulbeeren, Pflaumen, Robinien und anderen lebhaft wachsenden Bäumen und Büschen ab, die an den Wegen standen. Sie waren Futter für ihre Truthähne oder einfach mehr Mulch.
Sie deutete auf eine purpurfarbene Penstemon barbatus mit trompetenförmigen Blüten, die im tiefen Schatten unglücklich aussah. »Die Dinge ändern sich so rasch hier«, sagte sie. »Sie stand vor zwei Jahren voll in der Sonne. Jetzt ist es völlig schattig und ich glaube, sie fault, weil die Erde zu nass bleibt. Und schau nur all die Pfirsiche an. Ich sollte sie schnell ernten.«
Die Techniken und Designstrategien (die dieses Buch im Detail beschreiben wird) hatte die Landschaft verwandelt. Roxanne und ihre Helfer hatten ein angeschlagenes Stück Wüste zum Leben erweckt, eine dicke Schicht nährstoffreichen Bodens hergestellt und immense Artenvielfalt an einen einst verarmten Platz gebracht. Hier in der hoch gelegenen Wüste gab es fast zu viel Wasser und Schatten. Das Essen fiel schneller von den Bäumen, als sie es ernten konnten, und Vögel, die nie jemand vorher gesehen hatte, fühlten sich im Garten zu Hause.
Nicht jeder beginnt mit solch einer schweren Herausforderung und einem kargen Platz wie Roxanne. Doch es besteht eine ziemliche Lücke zwischen dem typischen Garten und dem, was Roxanne und andere Gärtner geschaffen haben. Der Durchschnittsgarten ist eine ökologische und landwirtschaftliche Wüste. Der Hauptschuldige ist kurz gemähtes Gras, das keinen Lebensraum und nichts für die Menschen bietet, außer einem Platz zum Sitzen, aber weit mehr Wasser und Chemikalien aufsaugt als eine vergleichbare Fläche von Ackerland.
Die üblichen Pflanzungen, die nur einen Zweck erfüllen und die man in den meisten Landschaften findet, haben auch ihre Nachteile. Überzüchtete Blumen, ohne Pollen und Nektar, verdrängen Varietäten, die Vögel und Insekten nähren. Viele Zierpflanzen sind nicht mehr als eine angenehme Augenweide und ließen sich durch gleichermaßen attraktive Arten ersetzen, die für Menschen und Wildtiere nützlich sind.
Auch die typischen Gartentechniken helfen nur wenig. Eine ordentliche Schicht Rindenmulch statt natürlicherer und schützender Bodenpflanzen raubt kleinen Tieren und Insekten ihr Zuhause. Der häufige Einsatz von Chemikalien in vielen Rasen, der nötig ist, weil natürliche Bodenfruchtbarkeit und Raubinsekten fehlen, verseucht das Wasser, tötet Wildtiere und steht fast sicher in Verbindung mit vielen Erkrankungen. Wie gesagt, maskieren unproduktive Heimatlandschaften den immensen Umweltschaden, den unser Ressourcenverbrauch anderswo, außer Sichtweite, anrichtet und tragen dazu bei.
Der ökologische Garten bietet eine Lösung. Unsere Gärten könnten tief mit der Natur verbunden sein und dennoch mehr sein als nur Wildnis oder Gärten mit heimischen Pflanzen – sie könnten uns auch mit der Fülle der Natur vereinen. Die Techniken und Strategien dafür wurden von erfinderischen und einfallsreichen Pionieren erarbeitet. Diese Leute haben ein neues Terrain abgesteckt und zurückgebracht, was sie gelernt haben. Ich habe mit vielen von ihnen gesprochen und ihre lebendigen, natürlich produktiven Landschaften besucht, als ich für Gaias Garten recherchierte. Diese Pioniere haben ihr Wissen geteilt und ich habe versucht, dies auf den folgenden Seiten bestmöglich zu teilen.
So verwendet man dieses Buch
Gaias Garten ist in drei Teile gegliedert. Der Rest des ersten Teils führt weiter in die Idee des Gartens als ein Ökosystem ein. Kapitel 2 bietet eine einfache Anleitung zu den Konzepten aus der Ökologie, die Gärtner anwenden können, damit ihre Gärten mehr wie die Natur funktionieren. Keine Angst – das ist kein Lehrbuch, es ist ein Gärtnerhandbuch, ich rede also nicht sehr viel über technische Details. Ich gebe ausreichend praktische Beispiele, wie ökologische Prinzipien funktionieren. Kapitel 3 beschreibt im Anschluss den Designablauf und die Techniken, die bei der Gestaltung eines ökologischen Gartens angewandt werden. Die meisten dieser Ideen werden jenen vertraut sein, die in Permakultur bewandert sind, aber neu für Leute, die einen herkömmlichen Gärtnerhintergrund haben.
Im zweiten Teil des Buches gehen wir von der Theorie zur Praxis und betrachten die Bestandteile des ökologischen Gartens. Je ein Kapitel befasst sich mit dem Boden (Kapitel 4), Wasser (Kapitel 5), den Pflanzen (Kapitel 6) und Tieren (Kapitel 7), doch aus einer anderen Perspektive als die meisten Gartenbücher. Statt Erde, Wasser, Pflanzen und Tiere als statisch anzusehen, als Objekte, die manipuliert werden, damit sie tun, was wir wollen, behandle ich sie dynamisch und in steter Veränderung, mit eigenen Qualitäten, die es zu verstehen gilt, um erfolgreich damit zu arbeiten und als untrennbar verknüpft mit allen anderen Teilen des Gartens.
Der dritte Teil zeigt, wie man die Elemente des Gartens in einem Garten-Ökosystem zusammenführt. Kapitel 8 beginnt mit einfachen Mischkultur-Techniken und erklärt sie genauer, um zu zeigen, wie man Polykulturen (Mischungen aus mehreren bis vielen Pflanzenarten, die zusammenwirken) und von Menschen geschaffene Pflanzengemeinschaften oder Gilden bildet. Kapitel 9 bietet mehrere Methoden zum Entwurf von Gartengilden an. Aufbauend auf diesen beiden Kapiteln beschreibt Kapitel 10, wie man Pflanzen und Gilden zu einem mehrstöckigen Nahrungswald oder Waldgarten zusammensetzt. Kapitel 11 bietet Strategien und Techniken für besondere Herausforderungen, mit denen Stadtbewohner konfrontiert sind. Das letzte Kapitel verdeutlicht, wie diese Gärten ein Eigenleben entwickeln und zu autarken Mini-Ökosystemen heranreifen, die viel mehr sind als die Summe ihrer Teile. Ich gebe auch ein paar Tipps und Techniken, um diesen Prozess zu beschleunigen.
Der Haupttext des Buches erklärt die Ideen hinter einem ökologischen Garten und gibt Beispiele und Beschreibungen der umgesetzten Ideen. Spezifische Gartentechniken sind gewöhnlich vom Text in Kästen abgesetzt, damit man sie leicht finden kann. Es gibt auch Listen von Pflanzen, die relevant für die Ideen im Text (Insekten anlockende Arten, trockenheitsverträgliche Pflanzen usw.) sind, und der Anhang enthält eine große Tabelle nützlicher, multifunktionaler Pflanzen und ihrer Eigenschaften.
Viele der Techniken und Ideen in diesem Buch können für sich allein verwendet werden, einfach als Mittel, um einen konventionellen Garten produktiver oder freundlicher zur Erde zu gestalten. Es ist aber auch nichts falsch daran, einen Kombi-Ansatz für diese Ideen zu wählen und nur diejenigen zu verwenden, die sich leicht in eine bestehende Landschaft einfügen lassen. Doch diese Techniken sind auch synergistisch; je mehr man sie in die Praxis umsetzt, desto mehr arbeiten sie zusammen, um eine reich verbundene und vollständige Landschaft zu schaffen, die mehr ist als eine Gruppe unabhängiger Teile. Diese widerstandsfähigen, dynamischen Garten-Ökosysteme verhalten sich wie die der Natur, während sie für uns sorgen und unsere Ansprüche an die schwindenden Ressourcen dieses Planeten reduzieren.
KAPITEL ZWEI
Die Ökologie eines Gärtners
Etwas raubte das Essen der Bullock-Brüder. Joe, Douglas und Sam Bullock waren in den frühen 1980er Jahren auf die San Juan Islands in Washington gezogen und fingen an, einen Nahrungswald zu pflanzen. Sie bauten den Boden ihres Grundstücks auf und pflanzten Obstbäume, Nussbäume und Hunderte anderer Arten, die alle dazu gedacht waren, die Artenvielfalt und Üppigkeit dieses einst verbuschten, brombeerüberwucherten Grundstücks zu fördern. Zehn Jahre später beschatteten Walnussbäume und Bambushaine die Wege. Pflaumen, Pfirsiche, Kirschen und Äpfel hingen in dichten Girlanden von ausladenden Ästen, und unter ihnen breiteten sich über jeden Zentimeter Boden Blumen, Beeren, essbares Grünzeug und bodenbildende Pflanzen aus. Die Bullocks hatten ein sich selbst erneuerndes Ökosystem geschaffen, das ihre Familien und Besucher ernährte, Baumschulbestände für ihre Landschaftsgestaltungsfirma lieferte und örtlichen Wildtieren Schutz bot.
Eine Randzone ihres Grundstücks grenzte an ein Feuchtgebiet, das ein paar Jahre zuvor aus aufgegebenen landwirtschaftlichen Flächen zurückgewonnen worden war. Am Rande der Marsch wuchsen Rohrkolben in dicken Beständen. Junge Rohrkolbentriebe sind eine leckere Wildnahrung und für mehrere Jahre hatten die Brüder im Frühling und Sommer die Babytriebe geerntet, gedämpft oder sautiert und sie in ihre Mahlzeiten integriert. Doch in einem Jahr konnten sie keine Sprossen finden, nur raue, reife Rohrkolbenstängel. Ihre natürliche Nahrungsquelle war versiegt und die Brüder wollten wissen, warum.
Bei näherer Betrachtung der Marsch stellte sich heraus, dass ein Tier die jungen Schösslinge kurz über dem Wasserspiegel abnagte.
Die Diebe waren gründlich. Es blieb nichts für die Bullock-Brüder und ihre Familien übrig.
Schnell war klar, wer sich hier gütlich tat. »Wir hatten festgestellt, dass mit der Entwicklung des Sumpfs, während er immer produktiver wurde, die Bisamrattenpopulation richtig in Fahrt kam«, berichtete Douglas Bullock. Die Brüder hatten Gartenbeete gebaut, die bis ins Sumpfland reichten, d. h. sie kopierten eine Idee der alten Azteken. Sie hatten Halbinseln erzeugt, indem sie Stroh und Äste anhäuften, die wie Finger in den See hineinreichten, bedeckten sie mit nährstoffreichem Sumpfschlamm und bepflanzten diese sich selbst bewässernden Gartenbeete, oder Chinampas, mit Nahrungs- und Wildpflanzen. Die Tiere vor Ort, die bereits das neue Feuchtgebiet genossen, reagierten auf den verbesserten Lebensraum der Chinampas mit explosiver Vermehrung. Enten, Eisvögel, Reiher und andere Wasservögel gab es nun im Überfluss, aber eben auch Bisamratten. »Plötzlich sah der Sumpf wie ein geschäftiger Hafen aus, durchzogen von den Blasenspuren der Bisamratten«, erzählte Douglas. Ganze Flotten von Bisamratten gruben am Rand der Marsch Tunnel in den nährstoffreichen Boden und knabberten an den Rohrkolbentrieben. Die weniger flinken Menschen hatten keine Chance gegenüber den fleißigen Nagern.
Die Brüder beklagten den Verlust ihrer Wildnahrung, weigerten sich aber, die Schuldigen auszurotten. »Erstens töten wir nicht die Wildtiere, die wir selbst angelockt haben«, erklärte Douglas. »Zweitens hätten wir wochenlang Bisamratten schießen können, aber sie hätten sich einfach weiter vermehrt. Der Lebensraum war zu gut.«
Ein oder zwei Jahre ohne Rohrkolben gingen vorbei. Dann waren die leckeren Sprossen plötzlich wieder da und der einst so geschäftige »Hafen« war ruhiger geworden. Die Bisamrattenpopulation hatte abgenommen. Was war geschehen?
»Es waren Otter eingezogen«, sagte Douglas. »Die Bisamratten waren eine leckere neue Nahrungsquelle. Wir hatten noch nie zuvor Otter gesehen. Und es kamen nicht nur Otter. Wir hatten andere Raubtiere: Weißkopfseeadler, Habichte, Eulen. Sie räumten auf.« Statt vergeblich zu versuchen, die sich rasch vermehrenden Bisamratten zu beseitigen, hatten sich die Bullocks zurückgelehnt und der Natur die Arbeit überlassen. Die Brüder boten einfach ein reichhaltiges, breit gefächertes Habitat, wo sich ein lebhaftes Nahrungsnetz – das auch Raubtiere beinhaltete – entwickeln und Unausgewogenheiten wie eine Horde hungriger Bisamratten wieder richten konnte.