Kitabı oku: «Ghostsitter», sayfa 2

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Kapitel 3: Vanille-Mango-Traum

Tom keuchte erstickt, denn Wombies Kuschelhase hatte den gesamten Zirkuswagen in ein klebrig-süßliches Geruchsinferno verwandelt. »Das ist … das ist … brutal«, röchelte Tom und hielt sich beide Hände vor Mund und Nase, in der Hoffnung, nicht die ganze Ladung einatmen zu müssen.

»Zwei Flaschen Weichspüler Typ ›Vanille-Mango-Traum‹«, knurrte Welf trocken als Erklärung, während er sich gegen den Kleiderschrank neben der Durchgangstür lehnte.

»Wer um Himmels Willen träumt denn von Vanille-Mango?«, näselte Tom fassungslos zwischen den Fingern hindurch.

Welf wies mit dem Zeigefinger auf Tom, allerdings sah er nicht danach aus, als würde er scherzen. »Du heut Nacht, würd’ ich sagen. Den Gestank kriegst du hier kaum mehr raus.«

»GMMMHHH«, machte Wombie beleidigt und Welf verdrehte die Augen Richtung Decke. »Is ja gut, von mir aus nennen wir es ›Duft‹.«

»GHM«, grunzte der Zombie zufrieden, wirkte aber unmittelbar danach genauso teilnahmslos wie immer.

Hop-Tep meldete sich auf telepathischem Wege bei Tom, da er durch seine Bandagen in der Regel kaum zu verstehen war. »Ich freue mich, dich wohlauf zu sehen, junger Prinz.« Er verneigte sich und legte dabei eine Hand auf die Brust.

»Danke, Hop-Tep, ich mich auch, ehrlich gesagt.«

Der ägyptische Prinz richtete sich wieder auf und verschränkte die Arme. »Darf ich davon ausgehen, dass du von den anderen schon mehr als genug getadelt wurdest für dein Fehlverhalten, das, mit Verlaub, an Dämlichkeit und Fahrlässigkeit nur schwer zu übertreffen war?«

Wenn der vornehme Königssohn solche Worte wählte, dann war es ihm wirklich ernst. Tom schluckte schwer. »Ja … Äh …«

In diesem Moment riss Vlarad der Vampir die Tür auf, trat herein und schmetterte sie so heftig hinter sich zu, dass der gesamte Zirkuswagen erzitterte.

»Holla«, brummte Welf und sogar Wombie hatte den Kopf leise knirschend in Richtung des Vampirs gedreht.

Der Graf knurrte nur ungehalten und deutete dann auf den freien Stuhl vor dem Computertisch. »Darf ich?«

»Na klar, setz dich«, beeilte sich Tom zu antworten.

»Verbindlichsten Dank«, antwortete Vlarad knapp, rückte den Stuhl zurecht, setzte sich und funkelte dann aus seinen düsteren Vampiraugen wütend in die Runde.

»Was ist denn los?«, erkundigte sich Tom vorsichtig. »Oder bist du auch sauer auf mich und musst jetzt erstmal eine Standpauke loswerden?«

Vlarad schnaubte entrüstet: »Wenn du nun immer noch nicht verstanden hast, wie unglaublich hirnlos …«

»Dochdoch, hab ich, hab ich!«

»Schön, dann kann ich mir diese Ansprache sparen und gleich zum nächsten Thema übergehen«, grummelte der Vampir.

»Und das wäre?«, fragte Tom.

»Na, was wohl?«, brauste Vlarad urplötzlich abermals auf. »Das vermaledeite Lazarus-Serum, welches wir dringend benötigen, um unseren einbalsamierten, ägyptischen Edelmann hier davor zu bewahren, den Weg seiner Vorväter zu gehen!«

Tom verstand.

Seit Monaten versuchte Vlarad, in seinem kleinen Labor einen Ersatz für das kostbare, magische Mittel zu finden, das dafür sorgte, dass Hop-Tep nicht zu Staub zerfiel. »Oh … okay … Aber hatte Dada dir nicht erst vor Kurzem ein paar Zutaten aus Ägypten geschickt?«

»Ja doch, hat sie, hat sie natürlich«, murmelte Vlarad.

»Und …?«, fragte Mimi gespannt.

»Ja, eben nichts ›und‹«, erwiderte der Graf gereizt. »Sie schickte mir Material, ich braute es nach bestem Wissen und Gewissen zusammen und … erhielt nichts als eine bräunlich-wässrige Soße.«

»Und die hatte gar keine Wirkung?«

»Oh doch, natürlich hatte das Gebräu eine Wirkung!« fuhr der Vampir wütend fort: »Das Zeug verklebte meinen wertvollen Kessel und ich war anschließend dreieinhalb Stunden mit schrubben beschäftigt! Diese Mixtur klebt wie der tollwütige Teufel, sowas habe ich noch nicht erlebt!«

Welf kratzte sich am Kinn. »Vielleicht könnten wir damit den verdammten Uhu an unserer Fassade festpappen, der ist vorhin schon wieder abgefallen.«

»Ich habe gerade größere Sorgen als diesen albernen Pappmaché-Uhu!«, schimpfte Vlarad.

Tom hob beschwichtigend die Hände. »Vlarad, bitte beruhig’ dich, so kenn ich dich ja gar nicht …«

Der Graf seufzte und erklärte frustriert: »Ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder, Junge.« Dann wandte er sich an die Mumie. »Hop-Tep, es tut mir sehr leid, aber es ist wie verhext. Alles, was ich versuche, endet in zerschmetternden Niederlagen – eine deprimierender als die andere. Wenngleich dein Vater den Erzählungen nach ein schrecklicher Herrscher und skrupelloser Schwarzmagier gewesen sein mag: Das Serum, das er ehemals zusammenbraute, war eine thaumaturgische Meisterleistung, die ich bislang nicht zu kopieren vermochte. Und ich weiß, dass die Zeit gegen uns spielt …«

Die telepathische Stimme des ägyptischen Prinzen hallte in Toms Kopf: »Alter Freund, ich bitte dich, mach dir um mich keine Sorgen.«

Mimi schnaufte entrüstet. »Aber wir alle machen uns Sorgen um dich, Hop-Tep! Wir wollen dich nicht verlieren!«

Hop-Tep deutete ein vornehm-zurückhaltendes Nicken an. »Das ehrt euch alle sehr und doch möchte ich euch bitten, der Tatsache ins Auge zu sehen. Ohne das Lazarus-Serum werde ich demnächst den Weg alles Irdischen gehen.«

»Nein, das darf nicht sein!« rief Vlarad und schlug so heftig mit der flachen Hand auf die Tischplatte, dass die beiden Computermonitore kurzzeitig Bodenhaftung verloren.

Hop-Tep hob beschwichtigend die bandagierten Hände. »Bitte, Herr Graf. Wie sagen Sie immer so schön auf Französisch: Contenance.«

Der Vampir schnaubte missmutig, sagte aber nichts weiter.

Tom sah zu Hop-Tep und stellte fest, dass dieser so ruhig und gelassen dastand, als ginge es um die Frage, ob die Wagen der Schreckensfahrt einen neuen Anstrich bekommen sollten.

»Also, Hop-Tep, du kannst nicht von uns erwarten, dass wir tatenlos zuschauen, wie du … wie … wie deine Zeit abläuft! Das geht einfach nicht!« Tom war gleichermaßen besorgt und genervt. Sie würden etwas tun! Sie würden Hop-Tep retten! Sie würden …

»Was wäre, wenn ich mir aber just dieses von euch wünschen würde?«

Neben Tom atmete Mimi erschrocken ein und er selbst brachte nur ein fassungslos gestottertes »W… was?« hervor.

»Das meinst du doch nich’ ernst«, platzte es aus Welf heraus und sogar Wombie grunzte höchst ungehalten aus seiner Ecke.

»Da, schau, Wombie ist auch total entrüstet!«, wies Tom auf den Zombie, während der seinen Kuschelhasen Odor in Richtung Hop-Tep hielt. »Und Odor auch!«

Die Mumie kreuzte beide Arme vor der Brust und neigte entschuldigend den Kopf. »Das tut mir sehr leid und gleichzeitig rührt es mich auch in der Seele, jedoch muss ich dabei bleiben. Ich bitte euch und insbesondere dich, Vlarad, edler Vampir und mächtiger Zauberer: Stelle deine Forschungen zum Lazarus-Serum ein und lass mich … gehen.«


Kapitel 4: Der Wunsch

Der Vampir war der erste, der seine Sprache wiederfand. Doch seine Stimme klang ungewöhnlich kraftlos. »Es passiert selten, aber … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

Dafür hatte sich Tom schnell wieder im Griff. Er deutete auf die Mumie und sah ihr direkt in die dunklen Augen zwischen den Bandagen: »Ich aber schon! Hop-Tep, du solltest uns alle gut genug kennen, um zu wissen, dass wir die Hoffnung niemals aufgeben und jedem helfen, der unsere Hilfe braucht. Auch wenn er vielleicht denkt, dass er das im Moment gar nicht will.«

Mimi bedachte Tom von der Seite mit einem bedeutsamen Blick und murmelte leise schmunzelnd: »Hört, hört …«

Tom wusste natürlich genau, worauf sie anspielte. Schließlich hatte Mimi ihn vor wenigen Minuten nur mit penetrant freundlicher Ignoranz dazu gebracht zu erkennen, dass er gar nicht sooo allein sein wollte, wie er zunächst geglaubt hatte. »Ja, das … das … kann nämlich schon mal vorkommen, dass jemand denkt, er will was nicht, was er aber … also, was er halt doch braucht und …«

Vlarad unterbrach Toms Gestammel. »Darf ich ein Beispiel nennen?«

»Nur, wenn es nichts mit Wasserflaschen und Stromkreisen zu tun hat.«

»Keine Sorge, Tom«, winkte der Vampir ab. »Ich habe eine andere Sache im Sinn. Hop-Tep, erinnere dich an unser Abenteuer mit dem Jokulodontus im Spiegelkabinett. Ich war dort eingesperrt und wusste um die große Gefahr, die euch allen vor diesem Clown-Monstrum drohte. Darum befahl, nein, flehte ich Tom an, mich auf keinen Fall zu befreien!«

»Genau!«, stieg Tom sofort darauf ein. »Und was haben wir gemacht, Hop-Tep? Erinnere dich bitte.«

»Wir ließen selbstverständlich nichts unversucht, um unseren lieben aristokratischen Freund zurückzuholen«, gab Hop-Tep zögerlich zu.

»Genau!«, triumphierte Tom.

Vlarad nickte ernst. »Exakt. Und so sehr ich ursprünglich dagegen war, so viel mehr bin ich euch heute … dankbar für die Rettung.«

Doch Hop-Tep schüttelte kaum merklich den Kopf.

»Ich verstehe natürlich, was ihr mir damit sagen wollt. Trotzdem muss ich in aller Entschiedenheit ablehnen.«

»WAS?!«, rief Mimi empört dazwischen und plusterte sich zu doppelter Größe auf. Doch der ägyptische Prinz sprach unbeeindruckt weiter: »Bitte respektiert meinen Wunsch. Es ist mir sehr ernst. Guten Abend.« Und mit diesem Worten verbeugte er sich und hatte offensichtlich vor, den Zirkuswagen durch die Zwischentür zu verlassen. Doch Tom stellte sich ihm entschlossen in den Weg. »Weißt du, was ich nicht verstehe, Hop-Tep? Warum du jetzt, nach mehreren tausend Jahren, ganz plötzlich unbedingt unter die Erde willst. Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn.«

»Ich … kann dir das erklären …«, antwortete Hop-Tep und Tom bemerkte sofort den seltsamen Unterton.

»Weißt du was?«, erklärte er selbstsicher. »Ich glaube, das kann ich für dich übernehmen.«

Mimi schwebte zu ihm herüber. »Wie meinst du das, Tom?«

»Genau, wie ich es sage.«

»Nun denn, ich bin ganz Ohr, Junge«, schaltete sich Vlarad ein. Auch Welf drückte sich von den Türen des Kleiderschrankes ab und kam näher. »Da bin ich jetzt aber gespannt.« Wombie machte »GMMMMH …« und Tom holte tief Luft.

»Also …«, begann er und sah dem ägyptischen Prinzen abermals in die Augen. »Ich habe den Verdacht, dass es dir, Hop-Tep, gar nicht darum geht, dass du demnächst die Radieschen von unten düngen willst. Ich glaube, der wahre Grund ist das Lazarus-Serum selbst!«

»Aber … das ist doch Quatsch!«, rief Mimi dazwischen.

»Wart’s ab, Mimi«, erwiderte Tom und fuhr dann entschlossen fort: »Wie oft haben wir Hop-Tep schon sagen hören, dass das Lazarus-Serum in den falschen Händen eine schreckliche Gefahr darstellt. Und er hat natürlich recht damit: Ein Zaubertrank, der den Tod besiegt …«

»Hinauszögert – nicht besiegt«, korrigierte Vlarad trocken.

»Ja, das weiß ich doch«, sagte Tom ungeduldig. »Aber solange man etwas von dem Zeug hat, stirbt man nicht, so weit sind wir uns einig?«

Vlarad nickte. »Es … ist eine Form untoten Lebens, aber ja, darauf lasse ich mich der Einfachheit halber ein.«

»Vielen Dank.« Tom atmete einmal tief durch und begann, im Zirkuswagen auf und ab zu gehen. Dabei verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, so wie es auch der Vampir stets tat, wenn er seine Schlussfolgerungen präsentierte.

»Also, dieses mächtige Wundermittel ist seit unserem letzten Abenteuer mit Zoracz endgültig aufgebraucht. Und da nur Hop-Teps Vater das Rezept kannte und mit ins Grab nahm, kann auch kein Nachschub hergestellt werden. Richtig soweit?«

»Ja, leider«, bestätigte Vlarad. »Eigentlich hätte ich schon längst zumindest einen Teilerfolg erzielen müssen, aber …«

»… es ist wie verhext, hast du gesagt«, führte Tom den Satz zu Ende.

»Ganz richtig. Es ist wie verhext.«

Tom blieb stehen, machte eine bedeutungsvolle Pause und dann ließ er die Bombe platzen: »Oder … sabotiert?«

Der Vampir schnaufte empört. »Sabotiert? Wie …?« Mimi sauste aufgeregt zwischen Tom, Vlarad und Hop-Tep hin und her. »Tom, was willst du denn damit sagen?«

Tom hob die Hände wie ein Verkehrspolizist und Mimi blieb vor ihm in der Luft stehen.

»Ich will damit sagen«, sagte Tom mit fester Stimme, »das Lazarus-Serum ist aufgebraucht und Hop-Tep will dafür sorgen, dass es nie wieder in die Welt zurückkommt.«

Für einen kurzen Moment wirkte es, als wäre in dem Zirkuswagen die Zeit stehen geblieben. Niemand regte sich, bis Vlarad die Stille durchbrach. »Bei den drei dräuenden Dämonen und ihren dritten Zähnen, das ist ein starkes Stück!«

Unwillig schüttelte Mimi den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich nicht verstehe oder ob ich das gar nicht verstehen will.«

Tom nickte. »Genauso ging’s mir auch die ganze Zeit, Mimi. Aber die Hinweise sind leider eindeutig.« Tom schaffte es nicht, den Vorwurf in seiner Stimme zu unterdrücken, als er sich wieder an die Mumie wandte. »Du möchtest, dass wir dein … dein Ableben hinnehmen und aufhören, nach dem Serum zu forschen. Weil du verhindern willst, dass es das Lazarus-Serum jemals wieder gibt.«

»… und immer, wenn ich bei meinen Forschungen einen Schritt weiter zu kommen ›drohte‹ …«, sprach Vlarad leise wie zu sich selbst.

»Hat Hop-Tep das heimlich vereitelt«, vervollständigte Tom den Satz.

Vlarad starrte ins Leere. »Ich bin … sprachlos.«

»Also ich bins nicht!«, fauchte Mimi und ballte ihre grünlich schimmernden Fäuste. »Ich bin jetz’ nämlich SAUER! Hop-Tep, das ist so … Das ist sooo … Das ist sooo … BOAAAH! Weißt du was, das kannst du voll vergessen, dass wir dich da einfach vergammeln lassen, nur weil du den edlen Superprinzen machst mit deinem ›Ohh, das Serum darf nicht existieren, oh jeminee, ich opfere mich!‹ Vergiss es!«

Mimi hatte wieder begonnen, im Zirkuswagen herumzusausen und sprach immer schneller und lauter. »Du wirst gefälligst weiterleben und du wirst gefälligst bei uns bleiben und du wirst den Vlarad gefälligst in Ruhe daran forschen lassen und deine bandagierten Finger aus seinem Topf raushalten! ICH GLAUB ES HACKT!!«

Das Geistermädchen holte tief Luft, um mit ihrer Schimpftirade fortzufahren, doch Vlarad nutzte Mimis Atempause. »Ich hätte möglicherweise weniger Gossensprache benutzt, aber rein inhaltlich möchte ich Mimi beipflichten.«

»Ich bin aber noch nicht fertig, weil ich bin immer noch sooo SAUER!«, schnaubte Mimi wütend.

Beruhigend hob Tom die Hände. »Mimi, bitte … atmen … atmen …«

Das Geistermädchen atmete ein, stieß einen wütenden Grunzlaut aus, atmete noch einmal ein … und schwieg. »Danke«, sagte Tom und wandte sich an die Mumie. »Also, ich finde, jetzt wär’ der Moment, wo du vielleicht mal was dazu sagen könntest, Hop-Tep.«

Hop-Tep straffte kaum merklich die Schultern und sagte in seiner typischen ruhigen Art: »Vielen Dank, mein Junge. Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben, auch etwas beitragen zu dürfen, obgleich es doch um mein Leben geht …«

»Es geht auch um unseres«, unterbrach ihn Mimi gereizt. »Weil wir dann nämlich hier weiterleben müssen ohne dich und das ist doof und ganz, ganz, ganz blöd und deswegen …«

»Mimi …« Tom warf dem Gespenstermädchen einen flehenden Blick zu.

»Verbindlichsten Dank.« Hop-Tep nickte Tom zu. »In der Tat bist du mir auf die Schliche gekommen, junger Prinz. Und es ist zweifellos nur Vlarads beispielloser Freundschaft zu verdanken, dass er mich nie der Sabotage seiner Versuche verdächtigte.«

»Um ehrlich zu sein, ich kann es immer noch nicht glauben, alter Freund,« sagte Vlarad kopfschüttelnd.

Hop-Tep ging auf ihn zu und legte dem Vampir entschuldigend die Hand auf die Schulter. »Und doch hat der Junge recht. Das Lazarus-Serum ist verbraucht und es soll nie wieder zurückkehren. Erst recht nicht, damit die Füße eines über dreitausend Jahre alten Königssohns weiter täglich den Boden dieser Erde küssen können. Die Gefahr, die von der Lazarus-Mixtur ausgeht, ist unendlich größer als der vermeintliche Segen. Und darum … erkenne ich an, welch wunderbare und einzigartige Freundschaft ich durch euch erfahren durfte. Dennoch bleibe ich bei meiner Entscheidung. Vlarad, mein treuer Freund … bitte … lass ab von deinen Versuchen. Wenn nicht für mich, dann für den Erhalt der Welt, so wie wir sie kennen und lieben.«

Vlarad seufzte tief, schloss für einen kurzen Moment die Augen und sagte: »Ich … ich füge mich deinem Wunsch.«

»Was!? Vlarad, nein!«, brauste Mimi auf. Doch Vlarad stoppte sie mit einem ernsten Blick.

»Ich sage es ungern und es schmerzt sogar mich als überwiegend rational denkendes Wesen bis ins Mark meiner untoten Gebeine, aber ich kann mich den Argumenten Hop-Teps nicht verschließen.«

»Danke, Vlarad«, sagte Hop-Tep ergriffen und reichte seinem Freund die bandagierte Hand. Der Vampir ergriff sie und seufzte tief. »Dies ist der traurigste Anlass für einen Dank, seit ich denken kann …«


Kapitel 5: Zwischenruf aus Ägypten

Hallo, hört mich wer? Test, Test … eins zwo eins zwo.« »Dada?«, fragte Tom überrascht.

»Hey, Kleiner, hallo!« ließ sich Dada angespannt über die telepathische Verbindung vernehmen. »Kannst du mir mal den Vlarad geben, bitte?«

Der Vampir antwortete der Katzenfrau direkt: »Verehrteste, die telepathische Fähigkeit ist kein elendes Telefon. Du hast eine Verbindung zu uns allen eröffnet.«

»Hab ich das?«

»Hast du – und darum können wir dich auch alle hören. Gleichzeitig.«

Dada seufzte. »Alles klar, sorry, ich komm mit diesem Telepathiedings noch nicht so richtig klar, aber das ist jetzt auch unwichtig.«

»Was ist denn wichtiger?«, fragte Tom neugierig.

Dadas Antwort kam prompt. »Wichtiger ist, dass ich immer noch in Ägypten bin …«

»Schön, wie is’ das Wetter?«, knurrte Welf genervt dazwischen.

»Sonnig. Und ebenfalls unwichtig«, fertigte Dada ihn kurzerhand ab. »Ich hab nämlich endlich das verdammte Labor gefunden, Leute!«

Tom runzelte die Stirn. »Welches Labor?«

»Hat Vlarad euch gar nichts erzählt, oder wie?«

»Wenig … also eher so … nix«, stellte Tom fest und drehte sich fragend zu dem Vampir um. Dieser wandte sich auf dem telepathischen Kanal direkt an Dada: »Ich habe den anderen nichts erzählt, Verehrteste. Ich hatte es satt, immer nur Hoffnung zu schüren und wollte warten, bis es einen wirklichen Erfolg zu vermelden gibt.«

»Na, der steht jetzt kurz bevor, würd’ ich mal sagen. Beziehungsweise: Ich steh kurz davor«, entgegnete Dada fröhlich. »Denn alles deutet darauf hin, dass hier vor mir der Eingang zum Labor des alten Pharaos begraben liegt.«

»Das ist völlig unmöglich!«, funkte Hop-Tep ungewohnt heftig dazwischen.

»Dir auch ein herzliches Hallo, Hop-Tep«, antwortete Dada amüsiert. »Und doch, das ist nicht nur möglich, sondern Fakt. Alle Hinweise, alle Quellen und alle meine Sinne lassen keinen anderen Schluss zu: Das Labor deines bösartigen Oheims befindet sich mitten in der Schwarzen Wüste.«

»Sahara as sauda«, flüsterte der ägyptische Prinz verwundert.

»Genau die. Wobei das gar nicht so saharamäßig aussieht hier. Vor allem der Berg direkt vor meiner Nase. Kennst du den vielleicht, Hop-Tep? Sieht aus wie eine Mischung aus bröckeligem, schwarzem Stein und einem gefrorenen Schokoladenbrunnen.«

»El Gebel el Marsus, der ›Stapelberg‹!«, rief Hop-Tep erstaunt.

»Stimmt, das hat der Typ gesagt, der mich hergefahren hat«, bestätigte Dada. »Blöd nur, dass er dann ziemlich schnell abgehauen ist.«

»Wer könnte es ihm verdenken«, murmelte Hop-Tep und Tom sah ihn überrascht an.

Dada lachte: »Wer es ihm verdenken könnte? Haha, na ich! Beziehungsweise meine Füße. Denn so muss ich den ganzen Weg nach Kairo zurücklaufen. Andererseits: Wenn ich da unten tatsächlich alle Zutaten für’s Lazarus-Serum finde, rühr ich mir das zusammen, kipp’s mir hinter die Binde und dann kriegt mich auch ein Fußmarsch durch die Wüste nicht kaputt.«

»Dada! Nein!«, dröhnte Hop-Teps Stimme so laut in Toms Kopf, dass dieser unwillkürlich die Augen zusammenkniff.

»Hop-Tep! Doch!«, lachte Dada in einer launigen Kopie von Hop-Teps Tonfall zurück. »Was soll das denn jetzt? Du könntest dich ruhig mal freuen, dass ich dir den sandigen Hintern rette.«

»Katzenfrau!«, telepathierte die Mumie eindringlich: »Hör mich an! Falls dieser Ort wirklich die verlorene Forschungsstätte meines Vaters ist, dann darfst du sie nicht betreten!«

»Witzig, wie soll ich denn in den Laden reingehen, wenn ich ihn nicht betreten darf?«, antwortete Dada amüsiert, doch Hop-Tep blieb ernst.

»Entferne dich langsam, leise und unauffällig von El Gebel el Marsus und achte dabei auf jede Veränderung der Umgebung!«

»Kannst du vergesseeeen«, flötete Dada lachend. »Du hast deine letzten Tropfen von dem Serum an mein Leben verpritschelt und dafür hab ich einen Eid geschworen, dir mehr von dem Zeug zu besorgen. Schon vergessen?«

»Hiermit entbinde ich dich von dem Eid!«, rief Hop-Tep mit Verzweiflung in der Stimme, doch Dada äffte ihn abermals nach. »Hiermit schwör ich den Eid einfach nochmaaal! Keine Chance, Bindenprinz. Ich geh da jetzt runter und mach mich auf die Suche nach der magischen Backmischung. Und wenn du dich ausgewickelt in der Ecke auf den Kopf stellst.« Sie schwieg für einen Moment, als sähe sie sich um. »Muss nur den Eingang finden, hm …«

»Ich weiß nicht, was ich sagen kann, um dich von diesem törichten Vorhaben abzubringen«, seufzte Hop-Tep schwer.

»Ganz einfach: Nix. Also lass es. Sag mir lieber wie ich da rein ko…oaaaaah!!!…«

Nach Dadas Schrei war der telepathische Kontakt zu ihr abrupt abgebrochen!

»Dada? Dada, hallo?«, rief Tom besorgt nach der Katzenfrau, doch die Antwort war nichts als Stille. Hop-Tep hauchte ein leises, telepathisches »Oh nein …«. Die besorgte Anspannung, die nun in Toms Zirkuswagen herrschte, war beinahe mit den Händen zu greifen.

»Da bin ich wieder, sorry.«

Kollektiv atmeten alle auf und selbst Wombie brachte seine Erleichterung mit einem tief dröhnenden »GMMMMHHHH« zum Ausdruck.

»Da tat sich doch glatt der Boden unter mir auf, und ich bin erst einmal ein paar Meter tief in eine Höhle gefallen, sowas«, erklärte die Katzenfrau fröhlich, als wäre nichts weiter passiert. »Oh, über mir schließt sich die Klappe wieder. Hm, wo hab ich denn meine Taschenlampe, ah … Hui! Alllles klar, das ist schon mächtig Indiana-Jones-mäßig hier … Wow. Endlich mal was anderes als ein Rummelplatz nach dem nächsten!«

Hop-Tep konnte Dadas Abenteuerlust nicht einmal im Ansatz teilen: »Katzenfrau, hör mich an! Das war kein Zufall!« warnte er eindringlich. »Jemand will, dass du in das Labor vordringst …«

»Na, umso besser, denn das will ich doch auch«, unterbrach ihn Dada. Spätestens jetzt war klar, dass nichts und niemand sie davon abbringen würde, weiter in den unterirdischen Komplex vorzudringen.

Tom wunderte sich darüber nicht. Die freiheitsliebende Katzenfrau hatte Zoracz über lange Zeit widerwillig gehorchen müssen und genoss ihre neu gewonnene Unabhängigkeit in vollen Zügen. Außerdem schien sie den Gedanken nicht ertragen zu können, Hop-Tep etwas schuldig zu sein. Schließlich hatte er den letzten Rest des kostbaren Serums gegeben, um ihr ihre neun Leben zurückzugeben.

»Also, ich würd ja gern weiter mit euch plauschen«, telepathierte Dada nun gut gelaunt in die Runde. »Aber ich muss mich jetzt ein bisschen konzentrieren, denn ich habe keine Lust, meine neu gewonnenen Katzenleben an ein paar Giftpfeile abzutreten.«

»Giftpfeile?«, stöhnte Tom entsetzt.

»Jepp, stecken hier links von mir in der Wand und werden wohl rausgepustet, wenn man auf diese Kontaktsteine da tritt. Was ich jetzt einfach mal sein lasse, oder was meint ihr?«

»Jaja, auf jeden Fall!«, antwortete Tom eilig. »Bitte pass auf dich auf, Dada!«

»Was denn sonst?«, erwiderte diese unbeschwert. »Ich meld mich wieder, wenn ich das Zeug hab, okay? Bis dann. Over und Out.«

»Dada, warte! … Dada?«, rief Tom ihr telepathisch hinterher, doch die Katzenfrau antwortete nicht mehr. »Verdammt, sie hat echt die Verbindung gekappt. Was machen wir denn jetzt?«

»Hm. Könnte sein, dass sie es schafft. Zutrauen würd ich’s ihr«, brummte Welf.

Doch das genügte Tom nicht. »Und falls ihr was passiert? Dann sind wir schuld! Erst retten wir ihr das Leben und dann lassen wir sie in irgendwelche pharaonischen Fallen tappen?« Er stemmte entschlossen die Hände in die Hüften. »Kommt überhaupt nicht in Frage!«

Das Geistermädchen schwebte lautlos an Toms Seite und nickte. »Ich bin ja nicht der allergrößte Fan von dieser Ledernudel, aber du hast recht.«

Zu Toms Überraschung trat nun auch die Mumie vor und breitete die bandagierten Arme aus. »Vlarad, ich brauche Extoplasma

Tom sah den ägyptischen Prinzen erstaunt an. »Du willst in die Wüste reisen?«

»Ja«, antwortete Hop-Tep knapp, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.

»Um Dada zu retten? Oder um sie zu stoppen?«, fragte der Vampir leise und sprach damit aus, was Tom ebenfalls dachte.

»Sie lässt mir keine Wahl«, sagte Hop-Tep und wich damit einer direkten Antwort aus.

Der Werwolf streckte sich und ließ seine Gelenke knacken. »Und das willst du jetzt ohne uns machen, oder was? Vergiss es.«

»Genau!«, rief Tom entschlossen. »Das kannst du vergessen, Hop-Tep! Wir kommen mit!«Wombie grummelte deutlich hörbar in seiner Ecke. Mimi deutete auf den Zombie, grinste und erklärte: »Was Wombie sagt.«

Hop-Tep seufzte und schüttelte leicht den Kopf. »In all den Jahrtausenden traf ich niemanden, der oder die es an Starrköpfigkeit mit euch allen hier aufnehmen konnte.«

Tom grinste. »Ist das eine Art Lob?«

»Ich lasse diese Frage nicht grundlos … unbeantwortet«, entgegnete Hop-Tep freundlich und Tom lachte auf. »Alles klar. Vlarad, haben wir genug von den Schleim-Eimern, um gemeinsam in die Wüste zu reisen?«

»Nein, noch nicht, aber sehr bald. Du sprichst bitte mit Marktleiter Barthelmann und erklärst ihm, dass die Geisterbahn wieder einmal einen Defekt hat.«

Tom verdrehte genervt die Augen: »Was? Och nööö, der regt sich doch bloß wieder auf und …«

Vlarad hob die Hand: »Ich gehe schwer davon aus, dass niemand von uns hierbleiben will, um die Geisterbahn weiter zu betreiben, also muss die Schreckensfahrt während unserer Abwesenheit geschlossen bleiben – oder hast du eine bessere Idee!?«

»Allerdings hab ich die«, antwortete Tom und genoss den verwunderten Blick des Vampirs. »Wo ist mein Handy?«

Mimi schwebte heran und hielt Tom sein Mobiltelefon entgegen. »Hier.«

»Äh …«, stutzte Tom irritiert und nahm seiner Geisterfreundin das Telefon ab. »Oh Mann, wann gewöhn ich mich daran, dass du jetzt Sachen festhalten kannst?«

Das Geistermädchen grinste schelmisch. »Hoffentlich nie, ich mag dieses lustige Gesicht.«

Tom stöhnte halb verzweifelt, halb belustigt auf, während er in der Kontaktliste des Smartphones nach einem ganz bestimmten Namen suchte. »Wo ist er denn … Ah, hier.« Er tippte auf den grünen Anruf-Button und wartete.

»Wäscherei Otter und Bügelservice, guten Tag?«, tönte es da auch schon aus dem kleinen Lautsprecher.

»Hallo, Herr Feuerflieg«, begrüßte Tom den Anwalt freundlich.

»Sie müssen sich verwählt haben«, erklärte Herr Feuerflieg und versuchte dabei höchst stümperhaft seine Stimme zu verstellen, »hier ist die Otter Wäscherei. Falls Sie einen schmutzigen Otter haben, kommen Sie einfach vorbei, andernfalls …«

»Herr Feuerflieg, ich hab Ihre Nummer abgespeichert und da kann man sich nicht verwählen«, seufzte Tom leicht genervt.

»Äh … ›Feuerflieg‹ sagten Sie?«, näselte der Anwalt bemüht. »Ach ja, der … der … hat mir sein Handy geschenkt und mich gewarnt! Wenn ein Tom Röschenberg anruft, soll ich sofort auflegen und das Telefon zertreten.«

»Woher wissen Sie denn, dass ich dieser Tom Röschenberg bin, ich hab Ihnen meinen Namen doch gar nicht genannt?«, fragte Tom listig.

»Äh«, stotterte Feuerflieg und gab sich nun die allergrößte Mühe ein telefonisches Besetztzeichen zu imitieren. »Tut tut tut tut tut …«

»Herr Feuerflieg, Sie stecken bitte sofort Ihre Rübe in den Extoplasma-Eimer, den wir für alle Fälle in Ihrer Kanzlei deponiert haben. Die Adresse, die Sie hineinschreien müssen, lautet ›Festgelände Erfenbacher Forst‹.«

»Aber Wäscherei Otter …«, jammerte Feuerflieg kläglich.

»Es hat sich ausgeottert, denn es geht um Leben und Tod.«

»Schon wieder?«

»Ja.«

»Okay, bis gleich.«

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
168 s. 15 illüstrasyon
ISBN:
9783964260642
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