Kitabı oku: «Ghostsitter», sayfa 2
Kapitel 3: Der Getodstag
Hop-Tep, Welf und Wombie standen stumm in Toms Zirkuswagen. Der Zombie hatte seinen Kuschelhasen Odor bequem in der linken Armbeuge platziert, und in der rechten saß Vlarad der Hamster. Daneben schwebte Mimi.
Vor ihnen im Bett kniete Tom und vollführte schon seit ein paar Minuten eine seltsame Übung. Er richtete sich auf, hob die Arme in die Luft und ließ sich dann ein ums andere Mal mit dem Kopf voran in sein Kissen plumpsen. Dort angelangt rief er ein dumpfes »Warummmmm?« in die Federn, schnaufte ein Mal geräuschvoll durch, richtete den Oberkörper wieder auf und wiederholte das Ganze immer und immer wieder.
»Also wenn du die Antwort auf deine Frage wissen willst«, setzte Mimi schließlich an.
Ohne den Kopf aus dem Kissen zu heben, streckte Tom beschwörend eine Hand aus und klappte seinen Zeigefinger hoch. »Moment«, mumpfte es dumpf aus dem Kissen. Er raffte sich auf und stellte sich aufrecht hin. Abermals breitete er die Arme aus und ließ sich dann aus dem Stand einfach nach vorne fallen. Sein Gesicht landete zielsicher direkt im Kissen, und er brüllte ein allerletztes, tief empfundenes »Warummmmmmmppffffff…« hinein. Ein paar Sekunden lang war es still.
Dann erst atmete Tom ein letztes Mal tief in das Kissen, richtete sich schließlich auf und setzte sich auf die Bettkante. Er verschränkte die Beine und legte die Hände in den Schoß, und eigentlich wirkte er nun wieder wie ein ganz normaler vierzehnjähriger Junge. Bis auf das seltsam schiefe Lächeln, das eher wahnsinnig als freundlich wirkte.
»Äh … alles okay, Tom?«, fragte Mimi vorsichtig.
»Nein, Mimi, gar nichts ist okay«, antwortete Tom immer noch seltsam lächelnd, »aber es macht überhaupt keinen Sinn, euch zu erklären, was nicht okay ist. Also übergehen wir das doch einfach und legen direkt los mit unserem nächsten Problem.«
Mimi schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das ist doof! Ich will wissen, warum du so komisch bist.«
»Na gut«, seufzte Tom, »ich versuche es mal zu erklären, obwohl ich genau weiß, dass es überhaupt keinen Sinn hat und wir damit nur wertvolle Zeit verlieren.«
Er deutete in die Runde. »IHR WUSSTET genau, dass unser geschätzter Zombiefreund Wombie in wenigen Tagen seinen hundertsten Getodstag feiert. Oder sollte ich sagen feiern muss. Richtig?«
Alle nickten, außer Wombie. Aber Tom wusste genau, dass der Zombie alles mitbekam, auch wenn er aussah, als würde er gerade nur seinen halb offenen Mund durchlüften.
»Schön. IHR WUSSTET außerdem lange vor mir, dass der hundertste Getodstag eines Zombies mit einem ganz bestimmten Ritual gefeiert werden muss, weil der Zombie sonst sein untotes Leben verliert und nie wieder erweckt werden kann, richtig?«
»Auch richtig«, antwortete nun Welf. »Aber warum …«
»WEIL«, unterbrach ihn Tom schroff, »… weil ihr mir das also alles schon vor Wochen in aller Ruhe hättet erzählen können und nicht erst jetzt! Ich aber stand nichts ahnend in der Geisterbahn, wir hatten gerade erst das Hamsterproblem halbwegs gelöst, und nur weil ich mehr so aus Spaß nachgefragt habe, was denn sonst noch so ansteht, bekomme ich ganz nebenbei erzählt, dass unser armer Wombie hier in wenigen Tagen für immer zu Staub zerfällt, wenn wir nicht dieses Ritual durchführen! Da ist es doch völlig klar, warum ich … Da würde doch jeder … Ihr müsst doch verstehen, wieso ich … d… grmpf.«
Tom unterbrach sich, als ihm lauter verständnislose Augen entgegenblickten. »Ihr versteht mich wirklich nicht, oder?«
Alle schüttelten den Kopf. Unwillkürlich schaute Tom zu Wombie, und zu seinem Erstaunen schwenkte auch der den Kopf langsam, aber sichtbar einmal hin und einmal her.
Okay, selbst der Zombie, um dessen untotes Leben es hier ging, konnte nicht nachvollziehen, wo das Problem lag. Das gab Tom den Rest.
»Vielleicht sollte ich es in mein Handy sprechen und euch dann so oft vorspielen, bis ihr es verstanden habt«, murmelte Tom matt.
»Oder du erklärst es uns einmal so, dass wir verstehen, was du meinst«, grummelte Welf. »Wenn du das aber nicht kannst, dann lass uns doch jetzt mal loslegen, denn wir haben nur noch ein paar Tage Zeit.«
Da sprang Tom auf und deutete zitternd auf Welf. »Hahaaaa! Da! Da hört ihr es! Genau das meine ich! ›Wir haben nur noch ein paar Tage‹ hat er gesagt! WENN ihr mir vorher erzählt hättet, dass wir dieses Ritual bis Ende der Woche durchgeführt haben müssen, dann hätten wir viel mehr Zeit gehabt! Genau das meine ich!«
»Aber wir können es doch schaffen bis Freitag«, antwortete Mimi. »Warum regst du dich denn so auf?«
Tom hätte Mimi am liebsten an den Schultern gepackt, aber leider wären seine Hände dann nur durch sie hindurchgeglitten. Also versuchte er das durch Lautstärke auszugleichen. »Wegen all dem Stress, Mimi!«, rief er. »Der Stress! Bedenke! Den! Stress!«
Mimi zuckte mit den durchsichtigen Achseln. »Pff. Bedenke den Spaß.«
Tom hatte gerade zu einer weiteren lautstarken Antwort angesetzt, doch Mimis letzte Anmerkung nahm ihm komplett den Wind aus den Segeln, und er sackte zurück auf die Bettkante wie ein luftleerer Wasserball.
»Bedenke … den Spaß«, stammelte er, und dabei kehrte das seltsame Lächeln zurück. »Den Spaß … Ach so, ja, den Spaß. Den hatte ich nicht bedacht. Hui, der Spaß. Wie konnte ich den vergessen.«
Mimi lächelte dankbar. »Das heißt, alles ist wieder gut?«
Eigentlich hatte Tom »Na ja, geht so« antworten wollen. Aber er bemerkte nicht, dass sein Mund vor Erstaunen halb offen stand, und darum klang die Antwort eher so ähnlich wie »Awagesso«.
»Das ist schön«, nickte Mimi und fuhr ungerührt fort: »Also, Vlarad hat alle wichtigen Fakten über uns in verschiedenen Notizbüchern zusammengetragen.« Sie wandte sich an den Hamster in Wombies Arm. »Vlarad, kannst du uns bitte irgendwie mitteilen, wo wir das Notizbuch über Wombie finden?«
Der Hamster zögerte kurz. Dann aber nickte er, sprang von seinem Platz hinunter auf den Holzboden und lief zu der Wand im hinteren Bereich des Zirkuswagens. Dort setzte er sich auf und schaute Tom erwartungsvoll an.
Der wusste, was das bedeutete. Tom ließ die Wand mit einem telepathischen Befehl zur Seite gleiten und gab so den Blick auf den magischen Käfig frei, in dem Onkel Welf aus Sicherheitsgründen immer die Vollmondnächte verbringen musste. Die Gitterstäbe öffneten sich vor ihm wie ein Vorhang, und Tom betrat das Innere des kleinen Gefängnisses, das Mimi gerne Welfs Spielzimmer nannte.
Er sah sich um, doch außer der Pritsche in der rechten Ecke, einem Hocker und einem verbeulten Wasserkanister war hier nichts zu entdecken. Da quietschte Vlarad einmal halblaut, um auf sich aufmerksam zu machen, und deutete dann mit dem rechten Pfötchen auf die Pritsche. Tom klappte sie nach oben, aber dort war nichts zu sehen. »Hier is’ nix.«
Ein leises Patsch erklang, und Tom erkannte, dass der Hamster sich mit der flachen Pfote auf die Stirn gehauen hatte.
»Hey, das ist meine Geste«, murmelte er und klappte die Pritsche wieder runter. »Und wo bitte soll ich denn sonst nachschauen?«
Tom war sich sicher, dass der Hamster gerade seufzend die Augen nach oben verrollt hatte, wie es Vlarad so gerne tat, wenn man nicht sofort verstand, was er meinte. Dann hopste das kleine Tierchen auf das Brett und deutete mit übertriebener Geste und einem wenig hamsterhaften Ausfallschritt mehrfach auf die metallbeschlagene Wand.
Tom musste grinsen. »Wenn du bei der Bewegung noch ein bisschen mehr die Hamsterhüfte schwingst, film ich dich mit dem Handy, leg Musik drunter und lad’s bei Youtube hoch als Vlarad der Discohamster.«
Sofort unterbrach der verwandelte Vampir seinen ausdrucksstarken Hinweistanz und wartete einfach ab, bis Tom verstand, was er ihm sagen wollte.
Das dauerte nicht lange, denn als Tom die Wand aus der Nähe in Augenschein nahm, fiel ihm eine rechteckige Naht in dem Metall auf. Einer Ahnung folgend, drückte er dagegen. Es klickte zufriedenstellend, und sofort sprang eine Klappe auf. Tom schob die Finger vorsichtig in den schmalen Hohlraum und fischte tatsächlich Vlarads Notizbuch heraus. Er wandte sich zu den anderen, um den Käfig zu verlassen.
»Okay, das war ja zur Abwechslung mal gar nicht so schwwwwwwrggggllll…« Zu spät hatte Tom die pfeifende Warnung von Vlarad dem Hamster gehört, und nun hörte er für ein paar Minuten erst einmal gar nichts mehr.
Kapitel 4: Das Ritual
Als Tom die Augen wieder aufschlug, lag er in Welfs Käfig auf dem Rücken. In der Hand hatte er immer noch das Notizbuch. Außerdem roch es hier irgendwie … angekokelt.
»W… was ist passiert?«, stieß er heiser hervor und wollte sich aufsetzen.
»Vorsicht, ganz langsam, Junge«, raunte Welf ihm zu und half ihm hoch.
Auch Mimi war direkt neben ihm, und Tom sah ihr an, dass sie in Sorge war. »Vlarad wollte dich noch warnen, aber du warst einfach zu schnell. Niemand außer ihm kann das Notizbuch aus dem Käfig raustragen. Alle anderen bekommen eine thaumaturgische Ladung aus den magischen Gitterstäben ab. Sicherheitsmaßnahme.«
»Aha«, stöhnte Tom und rieb sich die Stirn, »sagt mir bitte nicht, dass die Antwort, warum ihr mir das auch verheimlicht habt, irgendwas mit Spaß zu tun hat, den man bedenken soll.«
»Was? Nein! Überhaupt nicht!«, beeilte sich Mimi zu sagen, und auch Welf schüttelte den Kopf. »Davon wussten wir nichts. Und ich denke, nachdem wir nun das Versteck alle kennen, wird Vlarad dafür bald ein neues suchen.«
Der Werwolf sah zu dem Hamster, und dieser nickte.
»Warum muss Vlarad denn Informationen über euch verstecken?«, wunderte sich Tom und rieb sich die Stirn.
Da meldete sich Hop-Tep zu Wort, und Tom bemerkte mal wieder, wie lange der ägyptische Prinz zu allem geschwiegen hatte. Er sprach sehr selten und dann auch nur, wenn er etwas beizutragen hatte, was ihm wichtig genug erschien.
Jeder von uns trägt die Saat der Gefahr in sich, ertönte die Stimme der Mumie salbungsvoll direkt in Toms Kopf. Ja, wir wissen unsere untoten Instinkte zu kontrollieren und haben geschworen, niemandem Leid anzutun. Aber sollte jemals etwas geschehen, was uns diesen Schwur vergessen macht, muss es möglich sein, jeden von uns aufzuhalten.
Mimi nickte. »Vlarad hat über lange Zeit alles an Informationen zusammengetragen, was es über Zombies, Werwölfe, Gespenster und Mumien zu finden gab. Die Notizbücher hat er an verschiedenen Orten in diesem Wagen hier und in der Geisterbahn versteckt und magisch gesichert. Auch über sich selbst hat er alles gesammelt, aufgeschrieben und dann Hop-Tep zur Verwahrung gegeben.«
Tom war beeindruckt. Seine untoten Freunde hatten für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle vorgesorgt, wenn einer von ihnen aus irgendwelchen Gründen einmal tatsächlich gestoppt werden musste? Wow. Und in Toms Händen befand sich nun Vlarads gesammeltes Wissen über Wombie den Zombie. Den schien das alles übrigens nicht weiter zu beeindrucken. Er stand nach wie vor exakt dort, wo er die ganze Zeit gestanden hatte, und blickte ins Leere.
Tom schüttelte den Kopf, um sich zu sammeln. Dann öffnete er das kleine Büchlein. »Es ist alphabetisch geordnet, richtig? Also schau ich unter R wie Ritual oder …« Doch dann runzelte er die Stirn. »Ich kann das kaum entziffern. Es sieht aus wie Deutsch, aber …«
»Das ist die sogenannte Deutsche Kurrentschrift«, erklärte Mimi. »Vlarad hat sie als Kind gelernt und bisher keinen Anlass gesehen, eine neue Schrift zu üben. Sie sieht doch auch irgendwie toll aus, oder? So voll romantisch!«
»Ja, schon«, nickte Tom, »aber ich kann sie halt auch voll romantisch gar nicht lesen, tut mir leid.«
»Und ich kann nicht umblättern«, seufzte das Geistermädchen. »Wie sieht’s mit dir aus, Welf?«
Der Werwolf brummelte eine Zustimmung, nahm das Notizbuch an sich und blätterte eine Weile darin hin und her. Schließlich schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte, und las vor: »Die Erweckung eines Zombies der Klasse 5, nach afrikanischem Ritus zu untotem Leben erweckt, besteht auf Tag und Stunde genau hundert Jahre lang. Findet zu dieser Stunde keine Wiederholung des Rituals statt, kehrt der Zombie zurück in den Tod, und die Natur holt die Verwesung des Körpers augenblicklich nach.«
»Ach du Sch…«, entfuhr es Tom. »Wenn wir das Ritual nicht richtig hinkriegen, wird Wombie vor unseren Augen … vergammeln?« Unwillkürlich schaute er zu dem Zombie hinüber, aber der wirkte so unbeteiligt wie immer. War Wombie wirklich alles egal, oder glaubte er nur unerschütterlich daran, dass alles gut werden würde? Dieser Gedanke beruhigte Tom ein wenig. Er atmete durch und wandte sich dann wieder an Welf. »Okay, was brauchen wir denn für das Ritual? Ich hoffe, wir finden das alles in unserem Haushalt.«
Welf warf Tom einen seltsam undurchdringlichen Blick zu. Dann las er vor: »1. Das Ritualmesser von Papa Joe, Voodoo-Priester. 2. Der Opferring der Kaili. 3. Ein Kessel, der für die Zubereitung magischer Essenzen der Stufe 5 verwendet wurde.«
Tom stöhnte. »Ritualmesser? Opferring? Magischer Kessel? Ich glaube, das finden wir nicht im Küchenschrank.«
»Nein, aber das Messer finden wir schon mal in Essen«, antwortete Welf, und Tom sah ihn erstaunt an. Der Werwolf hielt Tom das Notizbuch unter die Nase und deutete auf einen Absatz unterhalb der Liste. »Vlarad hat auch recherchiert, wo der Kram zu finden ist. Wir müssen nur hin und die Dinger herholen. Das Messer liegt in einem kleinen Museum in Essen, der Ring ist Teil einer privaten Sammlung, und einen geeigneten Kessel finden wir bei Zoracz.«
»Bei Zoracz?«, wiederholte Tom. »Ausgerechnet bei dem? Echt jetzt?«
Mimi sah ihn fragend an. »Aber das ist doch super! Zoracz steht mit seinem Spiegelkabinett auch auf diesem Rummelplatz. Wir müssen also nur hin und …«
»… ihn fragen, ob er uns vielleicht seinen magischen Kessel ausleiht? Suuuper Idee!« Tom lachte trocken auf. »Der Heini hat mehrfach versucht, mir die Geisterbahn abzuluchsen, er hat Dämonen mit blutigen Schwertern auf uns gehetzt und ist auch ansonsten offensichtlich nicht ganz bubu in der Birne! Und zu dem spaziere ich jetzt einfach mal rüber und sag: ›Hallo Zoracz, alte Wuppe, uns ist gerade die Milch ausgegangen, hast du vielleicht welche im Haus und, ach Gottchen, jetzt hab ich gar nix zum Reinkippen dabei. Ach, na schau doch mal, schütt’s doch einfach in den magischen Kessel der Stufe 5, der da drüben auf deiner Anrichte rumsteht, wir bringen ihn dann auch ganz bestimmt ganz schnell wieder zurück, sobald wir damit etwas völlig Unverdächtiges angestellt haben, was dir sicherlich am Allerwertesten vorbeigeht, nicht wahr? Na dann ist ja alles gut und bis später‹.«
Mimi lachte. »Ich wär auf jeden Fall gern dabei, wenn du das versuchst.«
»Ich nicht«, murrte Tom. »Aber gut, dann lasst uns mal überlegen, wie wir an die Dinge rankommen. Womit fangen wir an?«
»Vielleicht mit dem Einfachsten?«, schlug Mimi vor.
»Okay, es ist mit Sicherheit simpler, in ein Museum einzubrechen, als Zoracz davon zu überzeugen, mir den Kessel auszuleihen.«
Kapitel 5: Ein beleidigter Geist
Zu Toms verhaltener Freude war der Nachmittag auf dem Rummelplatz tatsächlich recht erfolgreich verlaufen. Die Untoten in der Geisterbahn hatten ihren Job perfekt gemacht, die Geisterbahn selbst hatte bis auf einen Wechsel der Hauptsicherung gut durchgehalten, und der Hamster-Vlarad im Rattenkostüm hatte für ein paar ohrenbetäubende Quietscher gesorgt.
Von Montag bis Donnerstag war der Rummelplatz nur bis halb sieben geöffnet, und das passte Tom ganz gut in den Kram, denn schließlich hatten sie ja noch einiges vor. So saß er nun in seinem Zirkuswagen und stapelte die Münzen in Zehner- und Fünfergruppen, um sie danach einfacher zusammenzählen zu können.
Um sieben Uhr hatte er mit seinen untoten Freunden ein weiteres Meeting anberaumt, um einen Plan zu schmieden, wie sie an den Ritualdolch kommen würden.
Schon tummelten sich erfreulich viele Münztürmchen vor Tom, und er nickte zufrieden. So konnte es gerne weitergehen. Allerdings war er, ehrlich gesagt, schon etwas enttäuscht, dass diese Lena von heute Vormittag nicht noch mal zurückgekommen war. Seltsamerweise hatte Tom irgendwie damit gerechnet, auch wenn er nicht genau wusste, warum eigentlich. Vielleicht war sie heute auch noch zu sehr damit beschäftigt, ihren Freund Luca zu pflegen. Dieser Luca, der laut ihr selbst gar nicht ihr Freund war, sondern nur, na ja, ein Freund eben.
Hm. War es das, was Tom so sicher gemacht hatte, dass er sie wiedersehen würde? Warum sonst war es Lena denn wichtig gewesen, ihm zu erklären, dass sie und Luca kein Paar wären? Oder wollte sie einfach generell nicht, dass irgendwer dachte, sie wäre mit so einem Unsympathen zusammen? Also, da gefiel ihm die erste Variante doch deutlich besser.
Tom grinste ein klein wenig in sich hinein, doch dann verdrängte er die Gedanken an das Mädchen und versuchte, sich wieder auf das Stapeln der Münzen zu konzentr…
»Hallo.«
»AAHHH!« Tom erschrak so fürchterlich, dass er beide Beine hochriss und die Knie von unten krachend gegen den kleinen Küchentisch schmetterte. Münzen flogen kreuz und quer durch den Zirkuswagen, verschwanden zwischen Holzdielen, unter dem Bett und hinter der Küchenzeile.
»Mimi!«, rief Tom und fasste sich an die vor Schreck schweißkalte Stirn. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht einfach so neben mir erscheinen sollst!«
»Tom!«, rief Mimi und ahmte seinen Tonfall dabei ziemlich gut nach. »Wie oft müssen wir dir noch sagen, dass du deine telepathische Verbindung mit uns lösen sollst!«
Es dauerte einen Moment, bis Tom verstand, warum sie das gesagt hatte, aber dann fiel ein weiterer Groschen, und zwar in seinem Hirn. Die anderen hatten alles mitgehört, was er in den letzten Stunden gedacht hatte. ARGH!
»Nicht alles«, antwortete ihm da Mimi, und sie klang irgendwie komisch. »Manche von uns haben dann doch anderes zu tun, als dir bei deinem Liebeskummer zuzuhören.«
»W… was, wieso?«, stammelte Tom. Er bemerkte, dass Mimi sauer auf ihn war, konnte aber nicht sagen, warum. Es fühlte sich an, als stünde Wombie mit beiden Beinen auf der Leitung, die Toms Hirn mit Strom versorgte.
Wenigstens hatte er sich so weit im Griff, dass er endlich die telepathische Verbindung in seinem Kopf kappte, damit die anderen nicht weiterhin alles mithörten, was er dachte.
»Gratulation«, sagte Mimi trocken. »Endlich. Ich konnt’s echt nicht mehr hören, das Gesäusel.«
Tom wollte sich gerade bücken, um die Münzen vom Boden aufzuheben, aber nun richtete er sich wieder auf und starrte Mimi an. »Gesäusel? Was meinst du denn damit?«
Statt einer direkten Antwort verwandelte sich das Gespenstermädchen in eine grünlich schimmernde Geistererscheinung von Lena, warf dann theatralisch beide Hände in die Luft und jammerte: »Oh, dieser wunderbare, superknuddeli-wuddelig süße Junge von der Geisterbahn! Werde ich ihn jemals wiedersehen? Buhuuu, buhuuu!«
Augenblicklich fühlte es sich für Tom an, als habe Wombie die Füße von dem Schlauch genommen, und es rumste förmlich, als sein Hirn den ersten Gang einlegte. Mimi hatte Toms Gedanken über Lena mitgehört und war nun … eifersüchtig?
»Aber Mimi!«, beeilte er sich zu sagen. »Ich kenn die doch gar nicht! Ich war doch nur …«
»… enttäuscht, dass sie nicht sofort zu dir zurückgerannt ist, ganz genau!«, unterbrach ihn Mimi hitzig. »Ich meine, du kannst ja rummachen, mit wem du willst, geht mich ja nix an. Pff.«
»Rummachen!?« Tom stand auf und sah Mimi entrüstet an. »Also wirklich, was soll das denn jetzt? Wie kommst du denn auf so was? Und überhaupt, du hättest ja auch weghören können.«
Mimi lachte trocken auf. »Ha, ja genau. Bei der Lautstärke, mit der du deine Liebesschwüre durch den Äther pustest, hätte ich von Vlarad einen Geisterbann der Stufe 13 gebraucht, und trotzdem hätte ich dich noch flüstern gehört.«
»Liebesschwüre?« Tom war fassungslos. »Also, das ist doch … Das ist …« Er ließ sich auf den Stuhl fallen und starrte für ein paar Sekunden wombieartig auf den leeren Tisch, um sich wieder zu fangen. Schließlich seufzte er und drehte sich zu Mimi um, die die ganze Zeit über mit verschränkten Armen und verkniffenem Mund vor ihm auf und ab geschwebt war. Tom war die Situation unangenehm, und er war überhaupt nicht der Typ »beleidigte Leberwurst«. Im Gegenteil, wenn etwas in der Luft lag, dann wollte er es lieber jetzt als gleich klären. So auch diesmal. »Mimi, bitte, darf ich was sagen, ohne dass du mich sofort wieder unterbr–«
»Na klar, mach nur. Kein Problem«, unterbrach diese ihn sofort.
Tom konnte nicht anders, er prustete los. »Perfektes Timing, Mimi. Respekt!«
Da formte sich auch in Mimis Gesicht ein breites Grinsen, und das Geistermädchen musste kichern. »Hihi, okay, ich seh’s ein, das war jetzt echt doof.«
Beide lächelten erleichtert und ein bisschen beschämt in den Boden.
Dann seufzte Mimi und schwebte hinüber zu der Wand mit den gerahmten Erinnerungsfotos, die Toms verstorbener Großonkel Heinrich über Jahrzehnte hinweg dort aufgehängt hatte. »Du hast recht, es tut mir leid, Tom. Das war voll blöd von mir, entschuldige …«
Tom stand auf und ging zu ihr hinüber. »Ach, Mimi, du musst dich nicht entschuldigen.« Unwillkürlich streckte er die Hand aus, um sie ihr tröstend auf die Schulter zu legen. Doch die Finger glitten einfach durch das Gespenst hindurch, und Mimi sah ihnen traurig nach. Doch als Tom seinen Zeigefinger ausstreckte und damit nach oben deutete, wo sich sein Gesicht befand, musste sie grinsen. Mimi folgte dem Fingerzeig und sah Tom dankbar an. Der grinste verschmitzt und deutete auf die vielen Fotos an der Wand. »Mein Großonkel hat es echt geschafft, die meisten Katastrophen irgendwie fotografisch festzuhalten.«
Mimi lachte. »Hihi, ja, wir haben schon immer Witze drüber gemacht, ob er einfach was extra angezettelt hat, damit er wieder ein Foto davon machen kann.«
»Als hättet ihr das nötig«, antwortete Tom mit einem schiefen Grinsen, und Mimi nickte. »Du hast recht. Das haben wir bisher immer ganz prima auch so geschafft.«
Tom trat einen Schritt zurück und betrachtete die Wand prüfend. »Mir fällt da was auf«, begann er dann. »Also … findest du nicht, es wird langsam mal Zeit, dass da auch ein paar Katastrophen von uns hängen?«
Mimi kniff die Augen zusammen. »Verdammt, du hast recht! Hier zum Beispiel, neben dem Foto von dem Großbrand, den Wombie ausgelöst hat, als er auf der Suche nach seinem Hasen eine Zapfsäule abgerissen hat. Da wäre noch Platz.«
Tom nickte bedächtig. »Absolut. Genau da muss ein Foto hin, auf dem sich Hop-Tep an seinen eigenen Bandagen aus dem Fenster eines Museums abseilt.«
»Mit ’nem Voodoo-Dolch in der Hand?«
»Ganz genau.«
Mimi kicherte. »Stimmt, so ein Bild müssen wir unbedingt schießen, damit wir es genau da hinhängen können. Ich sag den anderen Bescheid, dass wir uns zehn Minuten früher treffen, okay?«
Tom grinste so breit, dass die Mundwinkel fast an seinen Ohrläppchen kitzelten. »Okay, Mimi.«
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