Kitabı oku: «Gottes Schutz und Segen in meinem Leben»

Yazı tipi:

Gottes Schutz und Segen in meinem Leben

Traute Benz

Ich möchte in diesem Buch über Gottes Wirken und Handeln in den kleinen und großen Begebenheiten unseres Lebens berichten. Gott sei alle Ehre!

Mit diesem Buch bedanke ich mich ganz herzlich bei meinem Mann Roland und bei unseren Kindern Anette und Oliver, die mir so liebevoll geholfen haben.

Alle Rechte beim Verlag martonius

Copyright © 2020

Martin Korpowski

04808 Wurzen

Albert-Kuntz-Straße 40-42

www.martonius.org

9783949073052

Inhalt

  1. Von Anfang an unter Gottes Schutz

  2. Meine Zeit in Stuttgart

  3. Umzug nach München

  4. Unser Aufenthalt in England

  5. Urlaub in Spanien

  6. Zurück in München

  7. Haussuche

  8. Reise nach Jugoslawien

  9. Die ersten Jahre in Greifenberg

  10. Meine Suche nach Gott begann

  11. Zerreißproben in unserer Familie

  12. Rolands Entscheidung

  13. Die größte Distanz - Roland berichtet

  Schritte zur Erlösung und Übergabegebet

1. Von Anfang an unter Gottes Schutz

Wie alles be­gann

Ich wur­de am 13.06.1936 in der Han­ses­tadt Lü­beck ge­bo­ren. Es muss ei­ne schwe­re Ge­burt ge­we­sen sein, weil sich die Na­bel­schnur um mei­nen Hals ge­wi­ckelt hat­te und die Ge­fahr be­stand, dass ich wäh­rend der Ge­burt er­sti­cken wür­de. Zum Glück ist trotz die­ser Um­stän­de alles gut ge­gan­gen.

Ich hat­te ei­ne gu­te Kind­heit, auch wenn es Kriegs­jah­re waren. Ich wuchs be­hü­tet von mei­ner Mutter, mei­ner Groß­mutter und mei­ner Ur­groß­mutter in de­ren Haus auf, trotz vieler und schwe­rer Ar­beit der Er­wachs­enen. Es waren be­son­ders für die Er­wachs­enen schwe­re Zeiten, die wäh­rend die­ser Kriegs­jah­re in je­der Hin­sicht mit viel Not ver­bun­den waren. Väter waren Man­gel­wa­re, viele waren im Krieg an der Front ge­blie­ben und sind nie mehr heim­ge­kom­men – so auch mein Vater.

Mei­ne Groß­mutter be­saß da­mals ei­ne Fisch­fa­brik, in der Fisch­kon­ser­ven her­ge­stellt und ver­kauft wur­den. Wäh­rend des Krie­ges ver­such­te sie, die­se Fir­ma für ih­ren Sohn, der noch an der Front war, auf­recht zu er­hal­ten. Der soll­te den Be­trieb spä­ter ein­mal über­neh­men. Durch die Fisch­fa­brik hat­ten wir kei­ne so gro­ße Not, was die Er­näh­rung an­be­traf. So konn­ten wir auch mal Fi­sche ge­gen an­de­re Lebens­mittel bei den Bau­ern ein­tau­schen, auf die­se Wei­se half man sich ge­gen­sei­tig.

Ret­tung in der Not

Ich er­in­ne­re mich noch ger­ne an mei­ne Kind­heit, be­son­ders an die Ba­de­zeit im Som­mer. Ich hat­te früh­zei­tig Schwim­men ge­lernt, denn mei­ne Mutter hat­te es flei­ßig mit mir ge­übt.

Das Haus mei­ner Groß­mutter be­fand sich in un­mittel­ba­rer Nä­he der Tra­ve­bucht, durch die das Was­ser in die Ost­see fließt. Zum Ba­den brauch­te man nur den Berg her­un­ter zu ge­hen. Dort un­ten be­fand sich ei­ne grö­ße­re, lan­ge Brü­cke, von der aus man ins Was­ser stei­gen oder auch hin­ein­sprin­gen konn­te. Das war immer ein be­son­de­res Ba­de­ver­gnü­gen. Ich war sehr stolz da­rauf, dass auch ich von dort aus ins Was­ser sprin­gen konn­te, um dann gleich wie­der auf die Brü­cke hoch­zu­klet­tern. Ein­mal war ich allein dort und woll­te von der Brü­cke aus Ba­den ge­hen. Da sah ich, wie ein grö­ße­res Mäd­chen vom Ufer aus ins Was­ser ging, immer ein biss­chen tie­fer hin­ein. Da dach­te ich: Jetzt schwim­me ich von der Brü­cke aus ans Ufer. Das tat ich dann auch zum er­sten Mal; es ging auch so­weit ganz gut. Als ich in der Nä­he des grö­ße­ren Mäd­chens war, dach­te ich: Jetzt ha­be ich es ge­schafft, hier kann ich ste­hen. Aber zu mei­nem Schreck spür­te ich kei­nen Boden un­ter mei­nen Fü­ßen! Die­ser Schock ver­setz­te mich in Pa­nik. Die Kraft ver­lies mich, ob­wohl ich weiter­käm­pfte, um zu schwim­men. Aber ich schaff­te es ein­fach nicht mehr und war am Er­trin­ken. Das Mäd­chen dort hat­te wohl mei­ne Not er­kannt. Sie pack­te mich, so schnell sie konn­te, und brach­te mich si­cher ans Ufer. Es dau­er­te wohl ei­ni­ge Zeit, bis ich wie­der zu mir kam und mich bei ihr be­dan­ken konn­te. Durch die Gna­de Got­tes hat sie mir das Le­ben ge­ret­tet. Da­für bin ich heu­te noch so dank­bar. Sie war wohl – wie man so schön sagt – mein Schutz­en­gel.

St. An­dre­as-Ge­mein­de

Wir wohn­ten ganz in der Nä­he ei­ner evan­ge­li­schen Kir­che, der St. An­dre­as-Kir­che. So er­gab es sich, dass ich schon früh im Kin­der­kir­chen­chor mit­ge­sun­gen ha­be. Spä­ter war ich dann auch in der Jugend­grup­pe die­ser Ge­mein­de mit gu­ter Ge­mein­schaft in­te­griert. Wir la­sen in der Bi­bel und un­ter­nah­men viele an­de­re Ak­ti­vi­tä­ten. Das ver­band mich als Jugend­li­che mit den an­de­ren und gab mir auch Halt. Da ist über die Jah­re vieles aus dem Wort Got­tes hän­gen ge­blie­ben, das mich ge­prägt hat: der Glau­be an die Exis­tenz Got­tes und sei­ne Gna­de für die Men­schen so­wie die Tat­sa­che der Lie­be Je­su, „der für die Sün­den der Men­schen starb und wie­der von den To­ten auf­er­stan­den ist, da­mit alle, die an ihn glau­ben ge­ret­tet wer­den und ewi­ges Le­ben ha­ben“ (nach Joh. 3,16). Da­ran glaub­te ich da­mals schon und das gab mir auch Si­cher­heit und je­ne Un­be­küm­mert­heit, die Kin­der ha­ben soll­ten. Ich re­de­te viel mit Gott über alles, was mich be­weg­te und fühl­te mich ge­bor­gen und ver­stan­den. Das war der Gott mei­ner Kind­heit und wie viel Schutz ha­be ich ja auch in mei­nem Le­ben er­fah­ren! Die­ser Glau­be hat mich ge­prägt.

Mei­ne Kind­heit in den Kriegs­jah­ren

Na­tür­lich ha­ben die Kriegs­jah­re auch ih­re Spu­ren hin­ter­las­sen. Ein­mal war ich allein und mit mei­nem Pup­pen­wagen noch nicht ganz den Berg hin­un­ter­ge­gan­gen, da kam ein Flug­zeug an­ge­flo­gen. Plötz­lich gab es ein ko­misch pfei­fen­des Ge­räusch, dann ei­nen Auf­prall und da­nach Ru­he. Ich hat­te zwar nichts ge­se­hen, aber ziem­lich Angst be­kom­men und müh­te mich, so schnell ich konn­te, den Berg hoch zu un­se­rem Haus zurück zu kom­men. Mei­ne Mutter be­rich­te­te spä­ter, dass ei­ne Bom­be ab­ge­wor­fen wor­den war, die aber zum Glück nicht ex­plo­dier­te, weil sie zu na­he am Was­ser ge­lan­det war. Welch ei­ne Be­wah­rung ha­be ich da wohl er­lebt, fra­ge ich mich, denn ich war ganz in der Nä­he ge­we­sen.

Ein an­der­mal ist ein gro­ßer Granat­split­ter durch die Ver­an­da, die sich auf un­se­rer Haus­vor­der­sei­te be­fand und wo ich mich als Kind oft auf­hielt, direkt ins Schlaf­zim­mer da­hin­ter hin­ein­ge­flo­gen, hat­te aber zum Glück nur Sach­schaden an­ge­rich­tet!

Sehr häu­fig heul­ten in die­ser Zeit die Si­re­nen als War­nung vor her­an­na­hen­den feind­li­chen Flug­zeugen! Men­schen, die drau­ßen oder auf den Stra­ßen waren, rann­ten, so schnell sie konn­ten, vol­ler Angst in die Häu­ser oder Kel­ler, oft mit den Wor­ten: „Die Rus­sen kom­men!“ Die­se Angst hat­te sich auch auf mich über­tra­gen. „Rus­sen“ hieß für mich „Angst“ und „Ge­fahr“, da­bei waren es auch die Ame­ri­ka­ner und Eng­län­der, die un­ser Land be­käm­pften. Aber was weiß ein Kind schon über die Ur­sa­chen und Zu­sam­men­hän­ge ei­nes Krie­ges.

In mei­nen Schul­jah­ren freu­te ich mich so­gar manch­mal, be­son­ders vor Klas­sen­ar­bei­ten, wenn Flie­ge­ra­larm war und die Si­re­nen heul­ten. Denn dann wur­de näm­lich der Un­ter­richt un­ter­bro­chen und wir durf­ten auch heim­ge­hen. Wäh­rend die­ser Zeit wur­de un­se­re Schu­le auch zu ei­nem La­za­rett für ver­wun­de­te Men­schen um­funk­tio­niert. Wir muss­ten des­halb außer­halb des Or­tes in ei­nem Wald­ge­biet un­ter­rich­tet wer­den. In die­sem Ge­biet gab es zwei Mu­ni­tions­la­ger­hal­len. Es war ein weiter Schul­weg für uns, es gab aber auch ei­ne Stra­ßen­bahn dort­hin.

Ich er­in­ne­re mich noch an ei­nen Tief­flie­ge­rang­riff, bei dem wir die Schu­le alle fluch­tar­tig ver­las­sen muss­ten. Ei­ni­ge der Schüler ver­steck­ten sich im Stra­ßen­bahn-War­te­häus­chen un­ter den Bän­ken, man­che un­ter Bü­schen. Man hat­te uns ge­sagt, dass die Haus­nä­he ge­fähr­lich sei, denn Häu­ser könn­ten ein­stür­zen. Ich rann­te mit ei­ner Freun­din, so schnell ich konn­te, ei­ne lan­ge Stra­ße ent­lang. Dort wohn­te ein Ehe­paar, die ich als Kun­den mei­ner Groß­mutter kann­te. Ganz auf­ge­löst und vol­ler Furcht ka­men wir dort an. Sie öff­ne­ten die Tür und lie­ßen uns her­ein. Nach die­ser Angst­si­tua­tion war das wie ei­ne Er­lö­sung von aller Furcht und be­deu­te­te Si­cher­heit für uns. Sie je­doch lach­ten uns aus!

Wir wohn­ten in Lü­beck-Schlu­tup, ei­nem Vor­ort der Stadt Lü­beck. In­zwi­schen hat­ten wir ei­ne Woh­nung in ei­ner Sied­lung. Als ich sechs Jah­re alt war, hat­te ich Schar­lach be­kom­men und der Arzt sag­te, es be­stün­de so­gar der Ver­dacht auf Kin­der­läh­mung. Ich soll­te eigent­lich ins Kran­ken­haus nach Lü­beck ge­bracht wer­den, aber da mei­ne Mutter sich wei­ger­te, durf­te ich da­heim bei ihr blei­ben. Ei­nes Nachts hör­ten wir star­ken Lärm durch Bom­ben­ein­schlä­ge in der Ferne. Es war die Nacht, in der 1942 die Stadt Lü­beck bom­bar­diert wur­de. Der Himmel war rot und die Ein­schlä­ge be­äng­sti­gend. Mei­ne Mutter sag­te vol­ler Angst: „Lü­beck brennt, lasst uns be­ten!“ Auch das Kran­ken­haus wur­de bom­bar­diert, wie wir hin­ter­her er­fah­ren ha­ben. Hat­te Gott mich und mein Le­ben wie­der ein­mal gnä­dig be­wahrt?

Die Flücht­lin­ge und Ver­wun­de­ten ka­men zu Scha­ren in un­se­ren Ort, auch viele Kin­der waren da­bei, die zum Teil noch un­ter Schock stan­den. Hier wur­den die Men­schen erst ein­mal not­dürf­tig ver­sorgt und be­ka­men zu es­sen. Mei­ne Mutter war Rot-Kreuz-Schwes­ter und auch un­er­müd­lich mit im Ein­satz, sie hat­te kaum Zeit für mich, aber das konn­te ich ver­ste­hen. Viele Hel­fer und Hel­fe­rin­nen ar­beit­eten Hand in Hand, um in die­ser Not zu hel­fen.

Das Krieg­sen­de

Mei­ne Mutter hat­te noch­mal ge­hei­ra­tet. Auch die­ser Vater muß­te an die Kriegs­front und war so­gar 4 Jah­re in rus­si­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft. Das konn­te mei­ne Mutter nur ganz schwer er­tra­gen, be­son­ders an Fei­er- und Fest­ta­gen. So emp­fand ich je­den­falls ih­re Sor­gen und Äng­ste, die da­mit ver­bun­den waren. Ich weiß noch, dass wir viel für ihn ge­be­tet hat­ten. Ja und ei­nes Tages er­fuh­ren wir, dass die­ser Vater zurück nach Deutsch­land und nach Hau­se kom­men wird. Na­tür­lich war die Freu­de groß. Als er dann end­lich wie­der bei uns an­kam, war nicht alles so ein­fach für mich, wie ich dach­te. Aber ich be­kam dann noch 2 jün­ge­re Brü­der, Wolf Die­ter und Ger­rit – sie sind bis heu­te zwei rich­ti­ge Schät­ze!

1945 war der Krieg be­en­det. Nach der Schul­zeit ar­beit­ete ich in ei­nem Gäs­te­haus bei Ver­wand­ten an der Ost­see. Mein On­kel hat­te zu der Zeit ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me und konn­te sei­nen Arm fast nicht mehr be­we­gen, da wur­de je­de Hil­fe ge­braucht. Das hieß für mich, bei allen Ar­bei­ten im Haus, in der Kü­che, bei der Be­die­nung der Gäs­te usw. mit­zu­hel­fen. Das fand ich in­te­res­sant, ich ha­be viel ge­lernt und das Be­die­nen der Gäs­te mach­te mir gro­ße Freu­de. Gu­te Kon­tak­te sind da­bei ent­stan­den. Auch ei­ne Jugend­grup­pe war zu uns ge­kom­men mit ei­nem sehr net­ten Lei­ter. Als ich ihm zum er­sten Mal be­geg­ne­te, ha­be ich mich doch tat­säch­lich in ihn ver­liebt. Wir wur­den gu­te Freun­de und ich merk­te, dass auch ich ihm et­was be­deu­te­te. Mit die­sem Chris­tian, ei­nem Ju­ra­stu­den­ten, ent­wi­ckel­te sich über die Jah­re ein leb­haf­ter Brief­kon­takt. In grö­ße­ren Ab­stän­den tra­fen wir uns auch mal.

2. Meine Zeit in Stuttgart

Prak­ti­kum als Haus­halts­hil­fe

Eigent­lich woll­te ich Kin­der­kran­ken­schwes­ter wer­den, denn ich dach­te, da­mit auch in an­de­ren Län­dern ar­bei­ten zu kön­nen. In Lü­beck fand ich aber kei­nen Aus­bil­dungs­platz. Spä­ter er­gab sich für mich ei­ne Ge­le­gen­heit, nach Stutt­gart um­zu­sie­deln. Dort gab es das Frö­bel­se­mi­nar, ei­ne Aus­bil­dungs­stät­te für Kin­der­gärt­ne­rin­nen, Hort­ne­rin­nen und Jugend­lei­te­rin­nen. Da­für muss­te ich aber vor­her ein Prak­ti­kum über min­des­tens ein Jahr ge­macht ha­ben. Ich fand ei­ne net­te Fa­mi­lie mit zwei klei­nen Kin­dern und ei­nem Boxer­hund, die ei­ne Hil­fe für ih­re Kin­der Bet­ti­na und Cor­ne­lia so­wie im Haus­halt brauch­ten und mich ein­stell­ten. Die­se Ar­beit hat mir viel Freu­de ge­macht, ob­wohl ich so viel zu ler­nen hat­te. Ich konn­te nicht mal ver­nünf­tig ko­chen.

Nach­dem ich ge­ra­de erst ei­ne Wo­che dort war, be­schloss die­ses Ehe­paar zu mei­nem gro­ßen Er­stau­nen, allein zum Gar­da­see zu fah­ren. Sie über­lie­ßen mir kur­zer­hand die Kin­der, den Hund und das gan­ze Haus. Ich be­kam noch ent­spre­chen­de „Re­gie­an­wei­sun­gen“ und dann ver­ab­schie­de­ten sie sich und fuh­ren los. Was für ei­ne Si­tua­tion! Ei­ner­seits war ich über­rascht, scho­ckiert und un­si­cher, ob ich das schaf­fen kann. Ich hoff­te sehr, dass ja auch alles gut geht. An­de­rer­seits freu­te ich mich über das Ver­trauen, das sie mir in die­ser Si­tua­tion ent­ge­gen­brach­ten. Ich ver­such­te mein Be­stes, um mit die­sen ge­ge­be­nen Um­stän­den best­mög­lichst fer­tig zu wer­den.

Mein größ­tes Pro­blem waren mei­ne man­geln­den Koch­kennt­nis­se. Die Ret­tung war ein Dr. Oet­ker-Koch­buch. So kam ich in Übung und war froh, wenn je­der Tag mit ge­nü­gend Ar­beits­ein­satz und gu­tem Wil­len ge­lang. Die Kin­der lieb­te ich sehr, auch der Hund wur­de immer zu­trau­li­cher. Die täg­li­chen An­ru­fe der Eltern ta­ten mir doch gut. So ha­be ich die­se Zeit mit Got­tes Hil­fe so­gar er­folg­reich ge­schafft und das stärk­te mein Selbst­be­wusst­sein enorm. Weil ich die Kin­der so lieb­te, bin ich län­ger dort­ge­blie­ben als ge­plant – gan­ze vier Jah­re.

Freund­schafts­jah­re wäh­rend mei­ner Aus­bil­dung

So­gar mein gu­ter Freund Chris­tian be­such­te mich in Stutt­gart. Er kam ex­tra die ca. 400 km von Le­ver­ku­sen an­ge­reist. Wir ha­ben schö­ne Aus­flü­ge in die Um­ge­bung ge­macht, die ich in­zwi­schen kann­te. Mit sei­nem Ju­ra­stu­di­um war Chris­tian auch gut vor­an­ge­kom­men, was mich für ihn freu­te. Nun waren auch sei­ne Eltern da­ran in­te­res­siert, mich ken­nen­zu­ler­nen. Ich be­such­te sie bald­mög­lichst in den Se­mes­ter­fe­rien. Ich fühl­te mich gleich in Chris­tians Fa­mi­lie sehr wohl und an­ge­nom­men, lern­te auch den jün­ge­ren Bru­der Rolf ken­nen. Zu ei­nem an­de­ren Zeit­punkt äu­ßer­ten sie mal, dass sie mich ger­ne als ih­re Schwie­ger­tochter se­hen wür­den. Von mei­ner Sei­te aus stand dem nichts ent­ge­gen. Ich woll­te aller­dings noch mei­ne Be­rufs­aus­bil­dung ab­schlie­ßen, das hat­te ich mir je­den­falls vor­ge­nom­men.

1960 ha­be ich mit mei­ner Aus­bil­dung am Frö­bel­se­mi­nar als Kin­der­gärt­ne­rin und Hort­ne­rin be­gon­nen und es war ei­ne gu­te Zeit. Zu mei­ner Freu­de er­hielt ich so­gar ein Sti­pen­di­um für die­se zwei Jah­re. In­zwi­schen hat­te ich viele Freun­de und Freun­din­nen. Als Cli­que ge­nos­sen wir ne­ben den täg­li­chen Lern­pro­zes­sen das Stu­den­ten­le­ben mit den un­ter­schied­lich­sten Ver­an­stal­tun­gen, aber ganz be­son­ders den „Ball der Na­tio­nen“ als Hö­he­punkt des Jah­res. Un­ga­ri­sche Freun­de hat­ten mir Csar­das­tan­zen beige­bracht und da­mit waren wir ei­ne At­trak­tion bei die­sem Ball. Im Max-Ka­de-Stu­den­ten­heim tra­fen wir uns häu­fig, um Fes­te zu fei­ern, es gab Dis­kuss­ions­aben­de oder in­te­res­san­te Un­ter­hal­tung. Wir mach­ten herr­li­che Aus­flü­ge zur „Schwä­bi­schen Alb“, in die wun­der­ba­re Land­schaft die­ses schö­nen Schwa­ben­lan­des.

Lie­bes­kum­mer

In mei­nem Her­zen hat­te mein Freund Chris­tian den er­sten Platz, dies war wohl auch ein gu­ter Schutz für mich, kei­ne lo­sen Be­zie­hun­gen ein­zu­ge­hen. Dann ge­schah aber et­was, was mein Le­ben to­tal er­schüt­tert hat! Es kam ein Brief von mei­nem ge­lieb­ten Chris­tian mit der Aus­sage: Trau­te, ich muss Dir ge­ste­hen, dass ich mich in ein an­de­res Mäd­chen ver­liebt ha­be, die ich auch hei­ra­ten möch­te. Er schrieb, dass es ihm leid­tue für mich, mir Schmer­zen mit die­ser Nach­richt zu­zu­fü­gen usw. Es hat lan­ge ge­dau­ert, bis ich mich an die­sen Ge­dan­ken ge­wöh­nen konn­te. Ich muss­te die­sen Sach­ver­halt nun mal ir­gend­wie ak­zep­tie­ren. Alles schien ganz hoff­nungs­los für mich in die­ser Si­tua­tion.

Es war, als wür­de ich in ein tie­fes Loch der Hoff­nungs­lo­sig­keit vol­ler Schmerz und Ent­täu­schung hin­ein­fal­len. Ich war tief ver­letzt und stand plötz­lich vor ei­nem Trüm­mer­hau­fen. Was mir in die­ser Si­tua­tion half, war der Glau­be an Gott. Be­son­ders die Ver­se in ei­nem Kir­chen­lied von Paul Ge­rhard hal­fen mir sehr:

„Be­fiehl du Dei­ne We­ge und was dein Her­ze kränkt,

der aller­treus­ten Pfle­ge dem, der den Himmel lenkt.

Der Wol­ken, Luft und Win­den gibt We­ge, Lauf und Bahn,

der wird auch We­ge fin­den, wo dein Fuß ge­hen kann.

Dem Herrn musst Du ver­trauen, wenn dir´s soll wohl­er­geh´n,

auf sein Werk (bzw. Wort) musst zu schau­en, wenn dein Werk soll be­steh´n.

Mit Sor­gen und mit Grä­men und mit selbst ei­ge­ner Pein

lässt Gott sich gar nichts neh­men, es muss er­be­ten sein…“.

Trost kam auch immer wie­der durch die Wor­te Got­tes so­wie durch Pre­dig­ten und Bi­bel­le­sen.

Mona­te spä­ter vor den Som­mer­fe­rien plan­te ich, mei­ne Eltern und mei­ne bei­den Brü­der in Nord­deutsch­land zu be­su­chen. Ein Grund zur Freu­de! Zu die­ser Zeit er­hielt ich doch tat­säch­lich auch ei­nen Brief von Chris­tian und sei­nen Eltern, ob ich sie nicht be­su­chen woll­te, ich sei herz­lich ein­ge­laden und wür­de die Ver­lob­te von Chris­tian dann auch ken­nen­ler­nen. Zu­erst war es ein Schock für mich. Aber dann ent­schloss ich mu­tig, mich auf die­se Ein­la­dung und Her­aus­for­de­rung ein­zu­las­sen mit dem Ge­dan­ken: „Ich wer­de es euch zei­gen, dass ich mit die­ser Si­tua­tion fer­tig wer­de!“.

So ge­schah es dann auch. Doch als Chris­tian mich am Bahn­hof in Köln ab­hol­te, war mir ganz mul­mig. Hat­te ich mir mehr zu­ge­mu­tet, als ich tra­gen konn­te? Die Herz­lich­keit und Be­grü­ßung sei­ner Eltern und sei­nes Bru­ders Rolf je­doch ga­ben mir mein Gleich­ge­wicht zurück. Am Abend lern­te ich dann SEI­NE Ingrid ken­nen und er­staun­li­cher­wei­se fand ich sie so­gar ganz nett. Auch am näch­sten Abend kam sie und woll­te den Abend mit uns zu­sam­men ver­brin­gen. Zu­erst hat­ten wir recht gu­te Ge­sprä­che mit­ein­an­der, aber ir­gend­wann konn­te ich es nicht mehr er­tra­gen. Ich merk­te, dass mir die Trä­nen ka­men. Da­mit das ja nie­mand mer­ken soll­te, bin ich raus­ge­gan­gen. Weil die Haus­tür ein Glas­fens­ter hat­te, ha­be ich mich ne­ben die Tür ge­stellt und ließ die Trä­nen flie­ßen. Drau­ßen reg­ne­te es leicht und das pass­te ge­nau zu mei­ner Stim­mung.

Es war schon et­was däm­me­rig ge­wor­den, da kam ein jun­ger Mann die Stra­ße ent­lang. Viel konn­te ich aller­dings nicht von ihm se­hen, er trug ei­nen dunk­len An­orak, die Ka­pu­ze über den Kopf ge­zo­gen, ei­ne Bril­le auf der Na­se und ei­nen schwe­ren Ruck­sack auf dem Rü­cken. Aus­ge­rech­net vor dem Haus ge­gen­über blieb er ste­hen und klin­gel­te. Da flog die Haus­tür auf und ei­ne net­te Da­me rief: „Ro­land, bist Du end­lich wie­der zu Hau­se?!“ Sie gin­gen auf­ein­an­der zu, um­arm­ten und freu­ten sich. Da ha­be ich ge­dacht: „Die sind so glü­cklich! Und ich?“ Nun flos­sen noch mehr Trä­nen. Ich ahn­te nicht, dass ich in die­sem schmerz­vol­len Mo­ment zum er­sten Mal mei­nen zu­künf­ti­gen Ehe­mann Ro­land Benz ge­se­hen hat­te, der wohl nach Got­tes Plan ge­nau zum rich­ti­gen Zeit­punkt kam, aber das wuss­te ich da­mals ja noch nicht.

Er­ste Be­geg­nung mit Ro­land

Chris­tian muss­te am näch­sten Tag nach Pa­ris flie­gen, wäh­rend ich noch ei­nen Tag län­ger in Le­ver­ku­sen bei sei­nen Eltern blieb. Chris­tians Bru­der Rolf er­zähl­te mir, dass sein be­ster Freund Ro­land ge­ra­de von ei­ner Tramp-Nord­land­rei­se zurück­ge­kom­men sei. Er frag­te mich, ob ich Lust hät­te, Ro­land und sei­ne Fa­mi­lie Benz ken­nen­zu­ler­nen. Da ich so­wie­so nichts Bes­se­res zu tun hat­te, ging ich mit Rolf die Nach­barn ge­gen­über be­su­chen.

Wir wur­den herz­lich von die­ser net­ten Da­me, die sich als Ro­lands Mutter her­aus­stell­te, be­grüßt und her­ein­ge­be­ten. Ro­land tele­fo­nier­te ge­ra­de. Er sah sym­pa­thisch aus und hat­te ei­ne net­te Stim­me, fand ich, schon be­vor auch er uns be­grüß­te. Es war ein sehr net­ter Abend und ich war dank­bar für die­se Ab­len­kung. Ich er­fuhr, dass sich Ro­land be­reits ent­schie­den hat­te, für ein Jahr als Gast­hörer an die Tech­ni­sche Hoch­schu­le nach Stutt­gart zu ge­hen. Welch ein Zu­fall!? Er frag­te mich, ob ich ihm für ei­ne Stadt­füh­rung in Stutt­gart zur Ver­fü­gung stün­de, weil ich mich ja dort schon gut aus­ken­ne. La­chend sag­te ich die­sem Wunsch zu. So ver­ab­schie­de­te ich mich von ihm und sei­ner net­ten Fa­mi­lie. Sein Vater war ei­ner der Direkt­oren bei Glöck­ner Hum­boldt Deutz in Köln und wur­de dann spä­ter mein Schwie­ger­vater.

Stu­dien­zeit in Stutt­gart

In Stutt­gart hat­te ich seit dem Stu­di­um im Stadt­zentrum, in der Nä­he von dem Frö­bel­se­mi­nar, ein Zim­mer ge­mie­tet. Mei­ne Wirtin war ei­ne Schwä­bin, die mir von An­fang an klar mach­te, dass Her­ren­be­such ab­so­lut ver­bo­ten ist. Das war auch weiter kein Pro­blem für mich.

Ei­nes Tages aller­dings, als ich ge­ra­de in mei­nem Zim­mer war, hör­te ich, wie mei­ne Wirtin zu je­man­dem auf der Trep­pe sehr ener­gisch und laut in schwä­bi­schem Dia­lekt rief: „Se ver­las­set augen­bli­cklich des Haus, ver­schwin­det Se!“ Dann er­kann­te ich Ro­lands Stim­me, der nach mir ge­fragt hat­te. Ich ging auf den Flur, er­klär­te den Sach­ver­halt und rasch leg­te sich der Är­ger mei­ner Wirtin. Ro­land war­te­te dann drau­ßen auf mich. Es war das er­ste Tref­fen mit Ro­land in Stutt­gart. Ich ha­be ihm na­tür­lich wie ver­spro­chen die Stadt ge­zeigt. Auch sonst ha­ben wir viel ge­mein­sam un­ter­nom­men wie Theater- oder Kon­zert­be­su­che usw. Ro­land sprach immer wie­der da­von, dass er nach Mün­chen ge­hen wol­le, wenn sei­ne Aus­bil­dung ab­ge­schlos­sen sei. Er woll­te dort ar­bei­ten und die­ser Wunsch er­füll­te sich bald.

Ich hat­te in­zwi­schen das Exa­men als Kin­der­gärt­ne­rin und Hort­ne­rin gut be­stan­den und auch ei­ne An­stel­lung in ei­nem städ­ti­schen Kin­der­gar­ten be­kom­men. Ich war glü­cklich da­rüber, be­son­ders in die­sem Be­ruf mit den Kin­dern ar­bei­ten zu dür­fen.

Ro­land hat­te sich in Mün­chen bei der Fir­ma MTU, der Mo­to­ren- und Tur­bi­nen-Uni­on, im Flug­zeug­be­reich für Dü­sen- und An­triebs­mo­to­ren be­wor­ben und war an­ge­nom­men wor­den. So trenn­ten sich un­se­re We­ge. Ich blieb in Stutt­gart und Ro­land zog nach Mün­chen um. Da merk­te ich erst, was er mir be­deu­te­te. Wahr­schein­lich hät­te ich Schwa­ben nie ver­las­sen, aber als er nicht mehr da war, fehl­te er mir sehr. Ro­land be­such­te mich fast je­des Wo­che­nen­de. All­mäh­lich ge­wöhn­te ich mich an den Ge­dan­ken, auch nach Mün­chen um­zu­sie­deln, weil ich merk­te, dass Ro­land mir viel mehr be­deu­te­te als ich mir selbst ein­ge­ste­hen woll­te. Ent­schei­dungs­er­leich­ternd und aus­schlag­ge­bend war dann, dass Ro­land mir ei­nen Heirats­an­trag mach­te und be­reits Plä­ne für ei­ne ge­mein­sa­me Zu­kunft hat­te.

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