Kitabı oku: «Gottes Schutz und Segen in meinem Leben»
Gottes Schutz und Segen in meinem Leben
Traute Benz
Ich möchte in diesem Buch über Gottes Wirken und Handeln in den kleinen und großen Begebenheiten unseres Lebens berichten. Gott sei alle Ehre!
Mit diesem Buch bedanke ich mich ganz herzlich bei meinem Mann Roland und bei unseren Kindern Anette und Oliver, die mir so liebevoll geholfen haben.
Alle Rechte beim Verlag martonius
Copyright © 2020
Martin Korpowski
04808 Wurzen
Albert-Kuntz-Straße 40-42
www.martonius.org
9783949073052
Inhalt
1. Von Anfang an unter Gottes Schutz
2. Meine Zeit in Stuttgart
3. Umzug nach München
4. Unser Aufenthalt in England
5. Urlaub in Spanien
6. Zurück in München
7. Haussuche
8. Reise nach Jugoslawien
9. Die ersten Jahre in Greifenberg
10. Meine Suche nach Gott begann
11. Zerreißproben in unserer Familie
12. Rolands Entscheidung
13. Die größte Distanz - Roland berichtet
Schritte zur Erlösung und Übergabegebet
1. Von Anfang an unter Gottes Schutz
Wie alles begann
Ich wurde am 13.06.1936 in der Hansestadt Lübeck geboren. Es muss eine schwere Geburt gewesen sein, weil sich die Nabelschnur um meinen Hals gewickelt hatte und die Gefahr bestand, dass ich während der Geburt ersticken würde. Zum Glück ist trotz dieser Umstände alles gut gegangen.
Ich hatte eine gute Kindheit, auch wenn es Kriegsjahre waren. Ich wuchs behütet von meiner Mutter, meiner Großmutter und meiner Urgroßmutter in deren Haus auf, trotz vieler und schwerer Arbeit der Erwachsenen. Es waren besonders für die Erwachsenen schwere Zeiten, die während dieser Kriegsjahre in jeder Hinsicht mit viel Not verbunden waren. Väter waren Mangelware, viele waren im Krieg an der Front geblieben und sind nie mehr heimgekommen – so auch mein Vater.
Meine Großmutter besaß damals eine Fischfabrik, in der Fischkonserven hergestellt und verkauft wurden. Während des Krieges versuchte sie, diese Firma für ihren Sohn, der noch an der Front war, aufrecht zu erhalten. Der sollte den Betrieb später einmal übernehmen. Durch die Fischfabrik hatten wir keine so große Not, was die Ernährung anbetraf. So konnten wir auch mal Fische gegen andere Lebensmittel bei den Bauern eintauschen, auf diese Weise half man sich gegenseitig.
Rettung in der Not
Ich erinnere mich noch gerne an meine Kindheit, besonders an die Badezeit im Sommer. Ich hatte frühzeitig Schwimmen gelernt, denn meine Mutter hatte es fleißig mit mir geübt.
Das Haus meiner Großmutter befand sich in unmittelbarer Nähe der Travebucht, durch die das Wasser in die Ostsee fließt. Zum Baden brauchte man nur den Berg herunter zu gehen. Dort unten befand sich eine größere, lange Brücke, von der aus man ins Wasser steigen oder auch hineinspringen konnte. Das war immer ein besonderes Badevergnügen. Ich war sehr stolz darauf, dass auch ich von dort aus ins Wasser springen konnte, um dann gleich wieder auf die Brücke hochzuklettern. Einmal war ich allein dort und wollte von der Brücke aus Baden gehen. Da sah ich, wie ein größeres Mädchen vom Ufer aus ins Wasser ging, immer ein bisschen tiefer hinein. Da dachte ich: Jetzt schwimme ich von der Brücke aus ans Ufer. Das tat ich dann auch zum ersten Mal; es ging auch soweit ganz gut. Als ich in der Nähe des größeren Mädchens war, dachte ich: Jetzt habe ich es geschafft, hier kann ich stehen. Aber zu meinem Schreck spürte ich keinen Boden unter meinen Füßen! Dieser Schock versetzte mich in Panik. Die Kraft verlies mich, obwohl ich weiterkämpfte, um zu schwimmen. Aber ich schaffte es einfach nicht mehr und war am Ertrinken. Das Mädchen dort hatte wohl meine Not erkannt. Sie packte mich, so schnell sie konnte, und brachte mich sicher ans Ufer. Es dauerte wohl einige Zeit, bis ich wieder zu mir kam und mich bei ihr bedanken konnte. Durch die Gnade Gottes hat sie mir das Leben gerettet. Dafür bin ich heute noch so dankbar. Sie war wohl – wie man so schön sagt – mein Schutzengel.
St. Andreas-Gemeinde
Wir wohnten ganz in der Nähe einer evangelischen Kirche, der St. Andreas-Kirche. So ergab es sich, dass ich schon früh im Kinderkirchenchor mitgesungen habe. Später war ich dann auch in der Jugendgruppe dieser Gemeinde mit guter Gemeinschaft integriert. Wir lasen in der Bibel und unternahmen viele andere Aktivitäten. Das verband mich als Jugendliche mit den anderen und gab mir auch Halt. Da ist über die Jahre vieles aus dem Wort Gottes hängen geblieben, das mich geprägt hat: der Glaube an die Existenz Gottes und seine Gnade für die Menschen sowie die Tatsache der Liebe Jesu, „der für die Sünden der Menschen starb und wieder von den Toten auferstanden ist, damit alle, die an ihn glauben gerettet werden und ewiges Leben haben“ (nach Joh. 3,16). Daran glaubte ich damals schon und das gab mir auch Sicherheit und jene Unbekümmertheit, die Kinder haben sollten. Ich redete viel mit Gott über alles, was mich bewegte und fühlte mich geborgen und verstanden. Das war der Gott meiner Kindheit und wie viel Schutz habe ich ja auch in meinem Leben erfahren! Dieser Glaube hat mich geprägt.
Meine Kindheit in den Kriegsjahren
Natürlich haben die Kriegsjahre auch ihre Spuren hinterlassen. Einmal war ich allein und mit meinem Puppenwagen noch nicht ganz den Berg hinuntergegangen, da kam ein Flugzeug angeflogen. Plötzlich gab es ein komisch pfeifendes Geräusch, dann einen Aufprall und danach Ruhe. Ich hatte zwar nichts gesehen, aber ziemlich Angst bekommen und mühte mich, so schnell ich konnte, den Berg hoch zu unserem Haus zurück zu kommen. Meine Mutter berichtete später, dass eine Bombe abgeworfen worden war, die aber zum Glück nicht explodierte, weil sie zu nahe am Wasser gelandet war. Welch eine Bewahrung habe ich da wohl erlebt, frage ich mich, denn ich war ganz in der Nähe gewesen.
Ein andermal ist ein großer Granatsplitter durch die Veranda, die sich auf unserer Hausvorderseite befand und wo ich mich als Kind oft aufhielt, direkt ins Schlafzimmer dahinter hineingeflogen, hatte aber zum Glück nur Sachschaden angerichtet!
Sehr häufig heulten in dieser Zeit die Sirenen als Warnung vor herannahenden feindlichen Flugzeugen! Menschen, die draußen oder auf den Straßen waren, rannten, so schnell sie konnten, voller Angst in die Häuser oder Keller, oft mit den Worten: „Die Russen kommen!“ Diese Angst hatte sich auch auf mich übertragen. „Russen“ hieß für mich „Angst“ und „Gefahr“, dabei waren es auch die Amerikaner und Engländer, die unser Land bekämpften. Aber was weiß ein Kind schon über die Ursachen und Zusammenhänge eines Krieges.
In meinen Schuljahren freute ich mich sogar manchmal, besonders vor Klassenarbeiten, wenn Fliegeralarm war und die Sirenen heulten. Denn dann wurde nämlich der Unterricht unterbrochen und wir durften auch heimgehen. Während dieser Zeit wurde unsere Schule auch zu einem Lazarett für verwundete Menschen umfunktioniert. Wir mussten deshalb außerhalb des Ortes in einem Waldgebiet unterrichtet werden. In diesem Gebiet gab es zwei Munitionslagerhallen. Es war ein weiter Schulweg für uns, es gab aber auch eine Straßenbahn dorthin.
Ich erinnere mich noch an einen Tieffliegerangriff, bei dem wir die Schule alle fluchtartig verlassen mussten. Einige der Schüler versteckten sich im Straßenbahn-Wartehäuschen unter den Bänken, manche unter Büschen. Man hatte uns gesagt, dass die Hausnähe gefährlich sei, denn Häuser könnten einstürzen. Ich rannte mit einer Freundin, so schnell ich konnte, eine lange Straße entlang. Dort wohnte ein Ehepaar, die ich als Kunden meiner Großmutter kannte. Ganz aufgelöst und voller Furcht kamen wir dort an. Sie öffneten die Tür und ließen uns herein. Nach dieser Angstsituation war das wie eine Erlösung von aller Furcht und bedeutete Sicherheit für uns. Sie jedoch lachten uns aus!
Wir wohnten in Lübeck-Schlutup, einem Vorort der Stadt Lübeck. Inzwischen hatten wir eine Wohnung in einer Siedlung. Als ich sechs Jahre alt war, hatte ich Scharlach bekommen und der Arzt sagte, es bestünde sogar der Verdacht auf Kinderlähmung. Ich sollte eigentlich ins Krankenhaus nach Lübeck gebracht werden, aber da meine Mutter sich weigerte, durfte ich daheim bei ihr bleiben. Eines Nachts hörten wir starken Lärm durch Bombeneinschläge in der Ferne. Es war die Nacht, in der 1942 die Stadt Lübeck bombardiert wurde. Der Himmel war rot und die Einschläge beängstigend. Meine Mutter sagte voller Angst: „Lübeck brennt, lasst uns beten!“ Auch das Krankenhaus wurde bombardiert, wie wir hinterher erfahren haben. Hatte Gott mich und mein Leben wieder einmal gnädig bewahrt?
Die Flüchtlinge und Verwundeten kamen zu Scharen in unseren Ort, auch viele Kinder waren dabei, die zum Teil noch unter Schock standen. Hier wurden die Menschen erst einmal notdürftig versorgt und bekamen zu essen. Meine Mutter war Rot-Kreuz-Schwester und auch unermüdlich mit im Einsatz, sie hatte kaum Zeit für mich, aber das konnte ich verstehen. Viele Helfer und Helferinnen arbeiteten Hand in Hand, um in dieser Not zu helfen.
Das Kriegsende
Meine Mutter hatte nochmal geheiratet. Auch dieser Vater mußte an die Kriegsfront und war sogar 4 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. Das konnte meine Mutter nur ganz schwer ertragen, besonders an Feier- und Festtagen. So empfand ich jedenfalls ihre Sorgen und Ängste, die damit verbunden waren. Ich weiß noch, dass wir viel für ihn gebetet hatten. Ja und eines Tages erfuhren wir, dass dieser Vater zurück nach Deutschland und nach Hause kommen wird. Natürlich war die Freude groß. Als er dann endlich wieder bei uns ankam, war nicht alles so einfach für mich, wie ich dachte. Aber ich bekam dann noch 2 jüngere Brüder, Wolf Dieter und Gerrit – sie sind bis heute zwei richtige Schätze!
1945 war der Krieg beendet. Nach der Schulzeit arbeitete ich in einem Gästehaus bei Verwandten an der Ostsee. Mein Onkel hatte zu der Zeit gesundheitliche Probleme und konnte seinen Arm fast nicht mehr bewegen, da wurde jede Hilfe gebraucht. Das hieß für mich, bei allen Arbeiten im Haus, in der Küche, bei der Bedienung der Gäste usw. mitzuhelfen. Das fand ich interessant, ich habe viel gelernt und das Bedienen der Gäste machte mir große Freude. Gute Kontakte sind dabei entstanden. Auch eine Jugendgruppe war zu uns gekommen mit einem sehr netten Leiter. Als ich ihm zum ersten Mal begegnete, habe ich mich doch tatsächlich in ihn verliebt. Wir wurden gute Freunde und ich merkte, dass auch ich ihm etwas bedeutete. Mit diesem Christian, einem Jurastudenten, entwickelte sich über die Jahre ein lebhafter Briefkontakt. In größeren Abständen trafen wir uns auch mal.
2. Meine Zeit in Stuttgart
Praktikum als Haushaltshilfe
Eigentlich wollte ich Kinderkrankenschwester werden, denn ich dachte, damit auch in anderen Ländern arbeiten zu können. In Lübeck fand ich aber keinen Ausbildungsplatz. Später ergab sich für mich eine Gelegenheit, nach Stuttgart umzusiedeln. Dort gab es das Fröbelseminar, eine Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendleiterinnen. Dafür musste ich aber vorher ein Praktikum über mindestens ein Jahr gemacht haben. Ich fand eine nette Familie mit zwei kleinen Kindern und einem Boxerhund, die eine Hilfe für ihre Kinder Bettina und Cornelia sowie im Haushalt brauchten und mich einstellten. Diese Arbeit hat mir viel Freude gemacht, obwohl ich so viel zu lernen hatte. Ich konnte nicht mal vernünftig kochen.
Nachdem ich gerade erst eine Woche dort war, beschloss dieses Ehepaar zu meinem großen Erstaunen, allein zum Gardasee zu fahren. Sie überließen mir kurzerhand die Kinder, den Hund und das ganze Haus. Ich bekam noch entsprechende „Regieanweisungen“ und dann verabschiedeten sie sich und fuhren los. Was für eine Situation! Einerseits war ich überrascht, schockiert und unsicher, ob ich das schaffen kann. Ich hoffte sehr, dass ja auch alles gut geht. Andererseits freute ich mich über das Vertrauen, das sie mir in dieser Situation entgegenbrachten. Ich versuchte mein Bestes, um mit diesen gegebenen Umständen bestmöglichst fertig zu werden.
Mein größtes Problem waren meine mangelnden Kochkenntnisse. Die Rettung war ein Dr. Oetker-Kochbuch. So kam ich in Übung und war froh, wenn jeder Tag mit genügend Arbeitseinsatz und gutem Willen gelang. Die Kinder liebte ich sehr, auch der Hund wurde immer zutraulicher. Die täglichen Anrufe der Eltern taten mir doch gut. So habe ich diese Zeit mit Gottes Hilfe sogar erfolgreich geschafft und das stärkte mein Selbstbewusstsein enorm. Weil ich die Kinder so liebte, bin ich länger dortgeblieben als geplant – ganze vier Jahre.
Freundschaftsjahre während meiner Ausbildung
Sogar mein guter Freund Christian besuchte mich in Stuttgart. Er kam extra die ca. 400 km von Leverkusen angereist. Wir haben schöne Ausflüge in die Umgebung gemacht, die ich inzwischen kannte. Mit seinem Jurastudium war Christian auch gut vorangekommen, was mich für ihn freute. Nun waren auch seine Eltern daran interessiert, mich kennenzulernen. Ich besuchte sie baldmöglichst in den Semesterferien. Ich fühlte mich gleich in Christians Familie sehr wohl und angenommen, lernte auch den jüngeren Bruder Rolf kennen. Zu einem anderen Zeitpunkt äußerten sie mal, dass sie mich gerne als ihre Schwiegertochter sehen würden. Von meiner Seite aus stand dem nichts entgegen. Ich wollte allerdings noch meine Berufsausbildung abschließen, das hatte ich mir jedenfalls vorgenommen.
1960 habe ich mit meiner Ausbildung am Fröbelseminar als Kindergärtnerin und Hortnerin begonnen und es war eine gute Zeit. Zu meiner Freude erhielt ich sogar ein Stipendium für diese zwei Jahre. Inzwischen hatte ich viele Freunde und Freundinnen. Als Clique genossen wir neben den täglichen Lernprozessen das Studentenleben mit den unterschiedlichsten Veranstaltungen, aber ganz besonders den „Ball der Nationen“ als Höhepunkt des Jahres. Ungarische Freunde hatten mir Csardastanzen beigebracht und damit waren wir eine Attraktion bei diesem Ball. Im Max-Kade-Studentenheim trafen wir uns häufig, um Feste zu feiern, es gab Diskussionsabende oder interessante Unterhaltung. Wir machten herrliche Ausflüge zur „Schwäbischen Alb“, in die wunderbare Landschaft dieses schönen Schwabenlandes.
Liebeskummer
In meinem Herzen hatte mein Freund Christian den ersten Platz, dies war wohl auch ein guter Schutz für mich, keine losen Beziehungen einzugehen. Dann geschah aber etwas, was mein Leben total erschüttert hat! Es kam ein Brief von meinem geliebten Christian mit der Aussage: Traute, ich muss Dir gestehen, dass ich mich in ein anderes Mädchen verliebt habe, die ich auch heiraten möchte. Er schrieb, dass es ihm leidtue für mich, mir Schmerzen mit dieser Nachricht zuzufügen usw. Es hat lange gedauert, bis ich mich an diesen Gedanken gewöhnen konnte. Ich musste diesen Sachverhalt nun mal irgendwie akzeptieren. Alles schien ganz hoffnungslos für mich in dieser Situation.
Es war, als würde ich in ein tiefes Loch der Hoffnungslosigkeit voller Schmerz und Enttäuschung hineinfallen. Ich war tief verletzt und stand plötzlich vor einem Trümmerhaufen. Was mir in dieser Situation half, war der Glaube an Gott. Besonders die Verse in einem Kirchenlied von Paul Gerhard halfen mir sehr:
„Befiehl du Deine Wege und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege dem, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, wo dein Fuß gehen kann.
Dem Herrn musst Du vertrauen, wenn dir´s soll wohlergeh´n,
auf sein Werk (bzw. Wort) musst zu schauen, wenn dein Werk soll besteh´n.
Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbst eigener Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein…“.
Trost kam auch immer wieder durch die Worte Gottes sowie durch Predigten und Bibellesen.
Monate später vor den Sommerferien plante ich, meine Eltern und meine beiden Brüder in Norddeutschland zu besuchen. Ein Grund zur Freude! Zu dieser Zeit erhielt ich doch tatsächlich auch einen Brief von Christian und seinen Eltern, ob ich sie nicht besuchen wollte, ich sei herzlich eingeladen und würde die Verlobte von Christian dann auch kennenlernen. Zuerst war es ein Schock für mich. Aber dann entschloss ich mutig, mich auf diese Einladung und Herausforderung einzulassen mit dem Gedanken: „Ich werde es euch zeigen, dass ich mit dieser Situation fertig werde!“.
So geschah es dann auch. Doch als Christian mich am Bahnhof in Köln abholte, war mir ganz mulmig. Hatte ich mir mehr zugemutet, als ich tragen konnte? Die Herzlichkeit und Begrüßung seiner Eltern und seines Bruders Rolf jedoch gaben mir mein Gleichgewicht zurück. Am Abend lernte ich dann SEINE Ingrid kennen und erstaunlicherweise fand ich sie sogar ganz nett. Auch am nächsten Abend kam sie und wollte den Abend mit uns zusammen verbringen. Zuerst hatten wir recht gute Gespräche miteinander, aber irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen. Ich merkte, dass mir die Tränen kamen. Damit das ja niemand merken sollte, bin ich rausgegangen. Weil die Haustür ein Glasfenster hatte, habe ich mich neben die Tür gestellt und ließ die Tränen fließen. Draußen regnete es leicht und das passte genau zu meiner Stimmung.
Es war schon etwas dämmerig geworden, da kam ein junger Mann die Straße entlang. Viel konnte ich allerdings nicht von ihm sehen, er trug einen dunklen Anorak, die Kapuze über den Kopf gezogen, eine Brille auf der Nase und einen schweren Rucksack auf dem Rücken. Ausgerechnet vor dem Haus gegenüber blieb er stehen und klingelte. Da flog die Haustür auf und eine nette Dame rief: „Roland, bist Du endlich wieder zu Hause?!“ Sie gingen aufeinander zu, umarmten und freuten sich. Da habe ich gedacht: „Die sind so glücklich! Und ich?“ Nun flossen noch mehr Tränen. Ich ahnte nicht, dass ich in diesem schmerzvollen Moment zum ersten Mal meinen zukünftigen Ehemann Roland Benz gesehen hatte, der wohl nach Gottes Plan genau zum richtigen Zeitpunkt kam, aber das wusste ich damals ja noch nicht.
Erste Begegnung mit Roland
Christian musste am nächsten Tag nach Paris fliegen, während ich noch einen Tag länger in Leverkusen bei seinen Eltern blieb. Christians Bruder Rolf erzählte mir, dass sein bester Freund Roland gerade von einer Tramp-Nordlandreise zurückgekommen sei. Er fragte mich, ob ich Lust hätte, Roland und seine Familie Benz kennenzulernen. Da ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte, ging ich mit Rolf die Nachbarn gegenüber besuchen.
Wir wurden herzlich von dieser netten Dame, die sich als Rolands Mutter herausstellte, begrüßt und hereingebeten. Roland telefonierte gerade. Er sah sympathisch aus und hatte eine nette Stimme, fand ich, schon bevor auch er uns begrüßte. Es war ein sehr netter Abend und ich war dankbar für diese Ablenkung. Ich erfuhr, dass sich Roland bereits entschieden hatte, für ein Jahr als Gasthörer an die Technische Hochschule nach Stuttgart zu gehen. Welch ein Zufall!? Er fragte mich, ob ich ihm für eine Stadtführung in Stuttgart zur Verfügung stünde, weil ich mich ja dort schon gut auskenne. Lachend sagte ich diesem Wunsch zu. So verabschiedete ich mich von ihm und seiner netten Familie. Sein Vater war einer der Direktoren bei Glöckner Humboldt Deutz in Köln und wurde dann später mein Schwiegervater.
Studienzeit in Stuttgart
In Stuttgart hatte ich seit dem Studium im Stadtzentrum, in der Nähe von dem Fröbelseminar, ein Zimmer gemietet. Meine Wirtin war eine Schwäbin, die mir von Anfang an klar machte, dass Herrenbesuch absolut verboten ist. Das war auch weiter kein Problem für mich.
Eines Tages allerdings, als ich gerade in meinem Zimmer war, hörte ich, wie meine Wirtin zu jemandem auf der Treppe sehr energisch und laut in schwäbischem Dialekt rief: „Se verlasset augenblicklich des Haus, verschwindet Se!“ Dann erkannte ich Rolands Stimme, der nach mir gefragt hatte. Ich ging auf den Flur, erklärte den Sachverhalt und rasch legte sich der Ärger meiner Wirtin. Roland wartete dann draußen auf mich. Es war das erste Treffen mit Roland in Stuttgart. Ich habe ihm natürlich wie versprochen die Stadt gezeigt. Auch sonst haben wir viel gemeinsam unternommen wie Theater- oder Konzertbesuche usw. Roland sprach immer wieder davon, dass er nach München gehen wolle, wenn seine Ausbildung abgeschlossen sei. Er wollte dort arbeiten und dieser Wunsch erfüllte sich bald.
Ich hatte inzwischen das Examen als Kindergärtnerin und Hortnerin gut bestanden und auch eine Anstellung in einem städtischen Kindergarten bekommen. Ich war glücklich darüber, besonders in diesem Beruf mit den Kindern arbeiten zu dürfen.
Roland hatte sich in München bei der Firma MTU, der Motoren- und Turbinen-Union, im Flugzeugbereich für Düsen- und Antriebsmotoren beworben und war angenommen worden. So trennten sich unsere Wege. Ich blieb in Stuttgart und Roland zog nach München um. Da merkte ich erst, was er mir bedeutete. Wahrscheinlich hätte ich Schwaben nie verlassen, aber als er nicht mehr da war, fehlte er mir sehr. Roland besuchte mich fast jedes Wochenende. Allmählich gewöhnte ich mich an den Gedanken, auch nach München umzusiedeln, weil ich merkte, dass Roland mir viel mehr bedeutete als ich mir selbst eingestehen wollte. Entscheidungserleichternd und ausschlaggebend war dann, dass Roland mir einen Heiratsantrag machte und bereits Pläne für eine gemeinsame Zukunft hatte.
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