Kitabı oku: «Aufbrechen», sayfa 4

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Drei

Babamukuru kam in einem Konvoi von Fahrzeugen nach Hause, den drei überglückliche Augenpaare schon aus vier Meilen Entfernung auf der Hauptstraße sichteten. Netsai und ich und die kleine Shupikai, deren Mutter zu den Verwandten gehörte, die zusammengekommen waren, um die Rückkehr von Babamukuru zu feiern, sahen den Konvoi sich bedrückend langsam nähern, nur um hinter einigen Bäumen zu verschwinden und Stunden später wieder aufzutauchen, wie uns schien, und doch kaum näher gekommen. Wir warteten zwanzig Minuten. Wir schauten von einem Felsen hinter der Heimstätte aus zu, bis die Autos auf der letzten Strecke ein letztes Mal verschwanden. Dann hielt uns nichts mehr. Wir rutschten von unserem Fels herunter, rissen uns dabei Ellbogen und Knie auf, krabbelten durch Büsche, ohne auf die Kratzer an unseren Beinen zu achten, eilten auf die Straße und rannten weiter. „Ba-ba-mu-ku-ru! Ba-ba-mu-ku-ru!“ riefen wir, rannten und sprangen herum und winkten mit unseren dürren Armen, alles gleichzeitig, und die Röcke wirbelten umher, und unsere Hinterteile ragten bei unseren Freudensprüngen hervor. Shupikai, mehrere Meter hinter uns, fing an zu weinen, wankte aber weiter und sang unter Schluchzen, weil wir sie zurückgelassen hatten und weil sie so aufgeregt war. Ihr Ausbruch kam so ungelegen, dass ich erwog sie zurückzulassen, aber das ging nicht. Ich lief zurück, hob sie hoch und rief weiter, sie auf der Hüfte, meine stürmischen Willkommensgrüße.

Meine Tante Gladys, die leibliche Schwester meines Vaters, älter als er, aber jünger als Babamukuru, kam als erste, in einem tapferen, wenn auch klapprigen alten Austin, den ihr Ehemann fuhr. Sie hupten laut und ununterbrochen. Wir winkten und schrien und tanzten. Dann kam Babamukuru, in einem großen und beeindruckenden Fahrzeug mit dunkelgrünem Lack und mit Chrom. Das war zu viel für mich. Ich hätte auf die Haube klettern mögen, doch mit Shupi auf den Armen musste ich mich mit einem Lied begnügen. „Mauya, mauya. Mauya, mauya. Mauya, Babamukuru!“ Netsai griff die Melodie auf. Unsere Stimmbänder vibrierten in weiten Bögen, wir machten einen unglaublichen Lärm. Singend und tanzend geleiteten wir Babamukuru zur Heimstätte, wobei wir Babamunini Thomas, der das Schlusslicht bildete, und Mainini Patience, die ihn begleitete, fast übersahen.

Langsam erreichte der Konvoi den Hof, auf dem sich inzwischen die jubilierenden Verwandten eingefunden hatten. Mein Vater sprang aus Babamukurus Wagen heraus und hüpfte über die holprige Straße, einen Stock wie einen Kampfspeer schwingend, sprang in die Luft und landete auf einem Knie, um sogleich aufzustehen und erneut hochzuspringen – die Pose eines Kriegers, der den Todesstoß versetzt. „Hezvo!“ rief er. „Seht ihr ihn? Unser zurückkehrender Prinz. Seht ihr ihn? Schaut ihn euch genau an. Er ist zurückgekehrt. Unser Vater und Wohltäter ist wohlbehalten zurückgekehrt, nachdem er englische Buchstaben mit wildem Appetit verschlungen hat! Habt ihr geglaubt, akademische Grade seien unverdaulich? Wenn ja, dann schaut euch meinen Bruder an. Er hat sie verdaut! Wenn ihr einen gebildeten Mann sehen wollt, schaut euch meinen Bruder an, unseren großen Bruder!“ Der Speer schwang auf und ab, stieß nach rechts, nach links. Alles war besiegt.

Die Autos hielten unter den Mangobäumen. Tete Gladys kam nur schwer heraus, nach mehrmaligen Versuchen und schwer atmend; sie war so fett, dass es nicht ganz klar war, wie sie sich überhaupt in das Fahrzeug hineingezwängt hatte. Aber ihr Umfang war nicht anstößig. Sie besaß eine beeindruckende Präsenz, die jede Situation, selbst den Versuch, sich aus dem Auto zu befreien, gewichtig und bedeutsam erscheinen ließ. Wir lachten nicht, dachten nicht einmal daran. Endlich auf ihren Beinen, streckte sie sich, stand breitbeinig im Staub. Die geballten Fäuste in die Hüften gestemmt, die Ellbogen aggressiv abgespreizt, trotzte sie jedem, der gegen die Lobrede meines Vaters vielleicht Einwände hatte. „Hört ihr“, fragte sie, „was Jeremiah sagt? Wenn ihr es nicht vernommen habt, dann hört gut zu. Er spricht die Wahrheit! Wahrlich, unser Prinz ist heute zurückgekehrt! Voller Wissen. Wissen, das uns zugutekommen wird! Purururu!“ Sie brach in Heulgeschrei aus. „Er ist zurückgekehrt. Unser Prinz ist zurückgekehrt!“

Babamukuru stieg aus seinem Auto, hielt hinter der offenen Tür inne und nahm den Hut ab, um uns alle wohlwollend und freudig anzulächeln. Tatsächlich, mein Babamukuru war zurückgekehrt. Ich sah ihn nur für einen Augenblick. In der nächsten Minute ging er in einem Meer von Körpern unter; Onkel, Tanten, Neffen; Großmütter, Großväter und Nichten; leibliche und nichtleibliche Brüder und Schwestern. Der Clan war zusammengekommen, um seinen wiederkehrenden Helden zu begrüßen. Man schüttelte seine Hand, berührte seinen Kopf, umarmte seine Beine. Ich war auch da, wollte Babamukuru berühren, ihn ansprechen, ihm sagen, dass ich mich über seine Rückkehr freute. Babamukuru breitete seinen beachtlichen Körperumfang nach Kräften aus, um uns alle zu umarmen, um umarmt zu werden. Er war glücklich. Er lächelte. „Ja, ja“, sagte er immer wieder. „Das ist gut, das ist gut.“ Wir sausten umher, tanzten und jubelten und wirbelten mit unseren stampfenden Füßen einen feinen Staubsturm auf, alles in Richtung Haus.

Babamukuru trat ein, hinter ihm ein Gefolge von Großvätern, Onkeln und Brüdern. Verschiedene Tanten väterlicherseits, die sich ihnen aufgrund ihres patriarchalischen Status anschließen durften und sich nicht davor scheuten, mischten sich unter die Männer. Hinter ihnen tanzten weibliche Verwandte niedrigeren Rangs. Maiguru trat als letzte ein, allein, abgesehen von ihren zwei Kindern, die leise und unscheinbar lächelten. In flachen braunen Schuhen und einem Faltenkleid aus Polyester, das sehr dem Kleid ähnelte, das Babamukuru meiner Mutter vor seiner Abreise zu Weihnachten gekauft hatte, sah sie nicht aus, als sei sie in England gewesen. Meiner Cousine Nyasha dagegen, der hübschen, gescheiten Nyasha, sah man es an. Es gab keine andere Erklärung für ihr sehr kurzes Kleid, das kaum ihre Oberschenkel bedeckte. Sie war sich dessen jedoch bewusst, denn ihre Hände verschränkten sich ständig hinter ihrem Rücken, um das Kleid daran zu hindern hochzurutschen, und ihre verschleierten, wachsamen Augen beobachteten jeden daraufhin, was er wohl dachte. Als sie mich beim Hinschauen erwischte, lächelte sie leicht und zuckte mit den Schultern. „Ich hätte es nicht anziehen sollen“, schien ihr Blick auszudrücken. Leider hatte sie es angezogen. Ich konnte diesen Mangel an Schicklichkeit nicht gutheißen. Ich würde das nicht billigen. Ich wandte mich ab.

Ich erinnere mich, dass ich an jenem Tag auch meinen Cousin Chido missbilligte, obwohl ich nicht mehr weiß, warum. Er war ordentlich, wenn auch schick gekleidet – kurze Hosen, Schuhe und Socken. Ich glaube, es hing nicht mit seiner Person zusammen, sondern mit der Tatsache, dass er Nyashas Bruder war. Was meinen eigenen Bruder betraf, so widerte er mich an. Nhamo schlug meinem Vater darin nach, dass er sich bei Bedarf über alles auslassen konnte und wenn nötig über mehrere Sachen gleichzeitig. Daher war ich nicht überrascht, als er plötzlich aufhörte, im Zentrum von Babamukurus Reich herumzuhüpfen, um seinen Anspruch auf unsere sauber gekämmten Cousins geltend zu machen. Er hatte ihnen schrecklich viel zu sagen, aber ich war sicher, dass er sehr gebrochen Englisch sprach. Deshalb war er wohl wenig erfolgreich in seinem Bemühen, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Das Mädchen ignorierte ihn zwar nicht, aber sie antwortete auch nicht, sondern warf nur hin und wieder ihren prüfenden Blick auf die Versammlung und beobachtete dabei auch meinen Bruder. Chido versuchte zu lächeln, aber das Lächeln fiel zu schmal aus, um den Unwillen in seinen Augen zu zerstreuen. Er war zu keiner Äußerung fähig, außer einem gelegentlichen Kopfnicken, und wenn Chido ihn anlächelte, grinste mich Nhamo an und ärgerte mich damit, wie beabsichtigt, enorm.

Ja, ich war an jenem Tag, dem Tag der Rückkehr meines Onkels, sehr gereizt, obwohl es für mich, wie für jeden anderen, ein großartiger Tag hätte sein müssen. Er war mir verdorben, denn ich musste ständig daran denken, dass mir nicht erlaubt worden war, Babamukuru am Flughafen zu empfangen, denn wäre ich dort gewesen, mit Nhamo und meinen fröhlichen Cousins, hätte ich die Beziehung wieder aufgebaut, die mit der Abreise meiner Cousins abgebrochen war. Da ich nicht am Flughafen gewesen und nicht imstande war, die Beziehung zu meinen Cousins wieder aufzunehmen, verschmolzen diese Vorfälle in meinen Gedanken formlos zu einer aufkeimenden Ahnung der Bürde, von der meine Mutter gesprochen hatte. Während ich zuvor gedacht hatte, dass eine Bürde nur dann Bürde ist, wenn man sie zu tragen bereit ist, begann ich nun zu erkennen, dass der enttäuschende Verlauf von Babamukurus Heimkehr eine ernst zu nehmende Folge jener allgemeinen Gesetze war, die fast meine Ausbildung abrupt und doch vorhersehbar beendet hätten. Es war beängstigend. Ich wollte mein Leben nicht von solchen unziemlichen Verwandten bestimmt sehen. Ich würde mich wohl entscheiden müssen, dagegen anzukämpfen. Ich zog Nhamo und meinen Cousins eine verächtliche Schnute, entfernte mich betont verdrießlich aus dem Haus und ging zur Küche. Dort warf ich ein Holzscheit so wütend in den Herd, dass aus dem dreifüßigen Topf, der normalerweise sadza enthielt, heute aber voller Fleisch war, die Hälfte der Flüssigkeit in die Glut spritzte.

Auch ein Fleischstück fiel heraus. Ich holte es aus der Asche und aß es; dann wurde mir übel, weil ich weiter an Nhamo und die Cousins denken musste und sauer auf Nhamo war, der mich aus ihrem Kreis ausgeschlossen hatte, obwohl ich sie alle nicht billigte. Ich dachte über die Situation nach. Hatte ich meine Cousins akzeptiert, ehe sie nach England gingen? Voll und ganz; ich hatte sie geliebt. Wenn sie auf Besuch kamen, spielten wir lange und angeregt miteinander. Wieso mochte ich sie nicht mehr? Ich war mir unsicher. Mochte ich überhaupt jemanden? Was war mit Babamukuru? Hatte die Veränderung etwas mit mir oder mit ihnen zu tun? Das waren gefährlich komplizierte Gedanken, die ich dahatte, keine, denen man besonnen nachhängen kann, sondern solche, die sich verselbständigen und bösartig werden, wenn man es zu lässt. Wenn ich so weitermachte, würde es mich bald jucken, Nhamo wegen seines Grinsens, das das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, eine Tracht Prügel zu verpassen. Aber ich konnte mich für die Zurücksetzung so nicht mehr rächen. Nhamo und ich hatten schon vor langer Zeit, seit ich wieder zur Schule ging, aufgehört, uns zu prügeln, vor allem, weil wir uns so unterschiedlich entwickelt und nicht mehr genug miteinander gemein hatten, um miteinander zu kämpfen, es sei denn auf der Basis von gegenseitigem Respekt und Zuneigung. Außerdem wurde mir widerstrebend bewusst, dass es nicht helfen würde, Nhamo zu verprügeln: Meine Unzufriedenheit ging über das ärgerliche Verhalten meines Bruders weit hinaus. In dem Gefühl, dass es unklug sei, zu viel über diese Sachen nachzudenken – denn ich lief Gefahr, in eine Sackgasse zu geraten, an deren Ende ich vor Themen stehen würde, denen ich mich nicht stellen konnte –, beschäftigte ich mich mit Hausarbeit.

Hausarbeit war angenehm, wenn sie nicht Zwang war. Heute waren so viele junge Tanten und Nichten und Cousinen anwesend, dass ich selbst entscheiden konnte, ob ich kochen wollte oder nicht. Also gab ich mir große Mühe mit dem Eintopf, ließ das Fleisch leicht im eigenen Fett anbraten, bis es köstlich braun war, gab genug zerhackte Tomaten und Zwiebeln für eine kräftige Sauce hinzu. Es roch gut. Ich war mit dem Ergebnis meiner Arbeit zufrieden, doch sie hatte nur knapp eine halbe Stunde gedauert. Um Zeit totzuschlagen, machte ich noch Würste aus Kutteln und kleinen Innereien von Babamukurus Ziege. Als ich fertig war, kochte ich das Gemüse.

Die Frauen waren zufrieden mit mir, als sie ankamen, um das Abendessen vorzubereiten. „Du bist eine richtige kleine Arbeitsbiene“, sagten sie. „Wir müssen nur noch das sadza zubereiten.“ Ihr Lob baute mich auf. Ich fühlte mich besser. Mein Selbstbewusstsein kehrte zurück: Nyasha wäre nicht fähig, da war ich mir sicher, einen so feinen Eintopf zuzubereiten, sicherlich nicht am offenen Herd. Dieser Gedanke gab mir ein Gefühl der Überlegenheit, so gesund und kernig wie hausgebackenes Maisbrot, im Gegensatz zu den mickrigen Brotlaiben, die es in den Geschäften zu kaufen gab; und ich half auch, das sadza zu kochen. Wir kochten es draußen in großen Töpfen, rührten es mit Stöcken um, die so dick wie mein Arm waren. Das Plaudern mit den Tanten und Cousinen, während wir darauf warteten, dass das sadza dick wurde, und wenn nötig noch Maismehl zugaben, nahm mir das Gefühl, ausgeschlossen zu sein; und mein Gefühl der Überlegenheit, das ich nun nicht mehr brauchte, schwand auch. Ausgeschlossen zu sein war für mich damals eine furchtbare Bedrohung, denn es bedeutete, dass ich überflüssig war. Ausgeschlossen zu sein hieß, dass meine Existenz nicht notwendig war – ich wurde dadurch zum unseligen Nebenprodukt irgendeines unerbittlichen Naturvorgangs. Oder es wurde damit höhnisch bedeutet, dass dieser Prozess schiefgegangen war und mich hervorgebracht hatte anstelle eines zweiten Nhamo, eines zweiten Chido, eines zweiten künftigen Babamukuru. Ich fühlte mich in dieser Zeit oft überflüssig, aber dort in der Gemeinschaft der Köchinnen reichte es mir, die Ecke zu besetzen, die jener Naturvorgang für mich vorgesehen hatte. Es war angenehm, mich als kräftige, nützliche Person wahrzunehmen.

Wir kochten zwei Riesentöpfe mit gutem, glattem sadza aus feingemahlenem, gut gesiebtem mutwiwa, aber es gab keinen Reis, und das war ernst. Bei einem solchen Ereignis hätte es Reis geben müssen. Aber da Babamukuru ihn nicht hatte besorgen können, gab es keinen. Maiguru hatte in weiser Voraussicht ein Päckchen mitgebracht, aber ein Päckchen reichte nicht aus, die vielen Personen zu ernähren, so dass meine Mutter Maigurus Reis hinter dem Haus auf deren Herd aus Dover kochte, um sicherzugehen, dass er den richtigen Leuten zukam. Als alles fertig war, kam sie, um uns beim Auftragen zu helfen – Berge von dampfendem sadza in die einen Schüsseln, riesige Fleischstücke in reichlich Sauce in die anderen, das Gemüse in die dritten. Diese trugen wir in das Haus, wo meine Mutter schon den Reis angerichtet hatte.

Ich hatte eine besondere Aufgabe. Ich musste die Wasserschüssel, in der die Leute ihre Hände waschen konnten, herumtragen. Ich tat das nicht gern, denn man musste den Rang aller Anwesenden im Verhältnis zu den anderen sehr gut kennen, denn sonst beging man leicht Fehler, besonders bei so vielen Leuten. Heute war es besonders heikel, denn obwohl Babamukuru der Ehrengast war, waren einige männliche Verwandte höheren Ranges anwesend. Nach einer wohlbedachten, vielleicht voreingenommenen Entscheidung kniete ich zuerst vor Babamukuru, was sich als Fehler erwies, denn er wollte, dass zuerst sein Onkel Isaiah, unser ältester Großvater, sich wasche. Ich kniete nieder und erhob mich und kniete nieder und erhob mich vor allen meinen männlichen Verwandten in der Reihenfolge ihres Alters, und anschließend vor meinen Großmüttern und Tanten, stets die Wasserschüssel und das Handtuch reichend. Die Situation wurde schwieriger, nachdem meine Großväter und Babamukuru sich gewaschen hatten, denn danach war die Rangfolge unklar. Dieser Onkel war der tezvara des anderen Onkels aufgrund seiner Heirat mit dessen Schwester, aber seine Brüder auch, denn ihre Mütter waren Schwestern, wenn auch nicht leibliche. Wann immer so etwas vorkam, bestand jede Seite darauf, dass die andere höhergestellt sei und somit sich zuerst waschen sollte. Es war sehr kompliziert und verwirrend. Ich machte weitere Fehler, was die Leute zum Lachen brachte, und sie fragten, wieso ich denn die Verwandtschaft nicht kenne. Schließlich war ich es satt, minutenlang vor einem sich zierenden Onkel zu knien, und verschüttete etwas Wasser auf seine Füße, um ihn zum sofortigen Waschen zu bewegen. Nyasha zeigte mir ihre Solidarität mit der Andeutung eines Lächelns und einem Augenzwinkern, das ich als beleidigend empfand und deshalb ignorierte. Endlich hatte sich auch die letzte jüngere Tante gewaschen, und ich war dabei wegzugehen, als mein Vater mich fragte, wieso ich vergessen hätte, Chido Wasser anzubieten, woraufhin ich vor diesem niederkniete. Natürlich nutzte Nhamo die Situation aus, auch seine Hände zu waschen. Nun musste ich auch Nyasha sich waschen lassen. In gereizter Stimmung, denn ich war der Ansicht, dass die drei zusammen mit uns in der Küche essen sollten, reichte ich ihnen das Wasser. Babamukuru sprach ein Gebet. Das Mahl begann mit lautem Händeklatschen, Lob der Götter für ihre Vorsorge und Lob für unsere harte Arbeit.

In der Küche teilten wir aus, was für uns und die Kinder in den Töpfen übrig geblieben war. Meine Tante Mavis, Shupikais Mutter, hatte in ihrer Freude über Babamukurus Rückkehr das Fleisch im Haus ohne Zurückhaltung ausgeteilt, so dass für diejenigen von uns, die nicht dort aßen, nicht genug übrigblieb. Folglich gab es für die Jüngsten unter uns nur Sauce und Gemüse zum sadza. Aber die Sauce war gut und reichlich. Wir, die selten Fleisch zu sehen bekamen, sahen keinen Grund zur Beschwerde.

Als das Essen beendet war und wir ins Haus gingen, um die Teller einzusammeln, waren die Älteren in einem Delirium der Glückseligkeit. Es war wirklich bemerkenswert, sie so verändert zu sehen, ohne auch nur einen gemeinsamen Topf masese zur Entspannung. Mein Vater genoss seinen masese sehr, wie auch die Mehrzahl der männlichen Verwandten und meine Großmütter und älteren Tanten, aber Babamukuru war strikt enthaltsam, so kompromisslos eisern, dass er den Alkohol im Atem der Leute bei starkem Wind aus fünf Metern Entfernung aufspüren konnte. Bier war daher bei diesem Zusammenkommen tabu, und die Gesellschaft musste sich mit mahewu zufriedengeben, das so lange stehen gelassen wurde, bis die Maische kurz vor der Fermentierung stand. Natürlich gab es unzufriedenes Murmeln, besonders seitens der jüngeren Männer, die nicht nah genug mit Babamukuru verwandt waren, um seine Autorität angemessen zu würdigen. Obwohl es nichts Belebenderes als mahewu gab, mangelte es der Versammlung nicht an Heiterkeit. Tete Gladys, mit schwingenden Armen und raschelndem Kleid, war auf den Beinen, wirbelte zum Rhythmus von Amazing Grace schwindelerregend linksherum und machte rechtsherum eine übermütig tiefe Verbeugung am Ende jedes Taktes:„Da-a-i (Verbeugung) ndi-i-ne (Verbeugung) ma-pa-aa-piro (Verbeugung) nda-a-i (Verbeugung) bhu-u-ru (Verbeugung) -ru-ka (Verbeugung)!“ Derweil mimten Tanten und Onkel und Cousins stürmisch, was sie aus Anlass von Babamukurus Rückkehr tun würden, wenn sie nur das nötige Kleingeld hätten.

Im Hof machten sich die unverheirateten Onkel, Cousins und Tanten an die Trommeln und bildeten zum hosho einen Kreis, tanzten und sangen, während einzelne in der Mitte miteinander rangen. Es war fast wie bei einer Hochzeit, mit Musik und Bewegung, die durch die Nacht pulsiert, deine Haut kribbeln und prickeln und deine Achselhöhlen jucken lässt und bei der dein Körper dem Rhythmus zustrebt. Meine frühe Kindheit war eine große Zeit des Tanzens gewesen. Damals belustigte ich alle, wenn ich meinen lerneifrigen Ernst ablegte und mich schüttelte und drehte, in die Hände schlug, fast im Einklang mit der Musik. Als ich älter und die Musik mir zur gewohnten Sprache wurde, gewannen meine Bewegungen an Kraft, an Rhythmik und Fantasie; aber die Menschen fanden es nicht mehr lustig, bis ich schließlich begriff, dass an meiner Weise, den Rhythmus zu genießen, etwas nicht anständig war. Mein Tanzen beschränkte sich von nun an auf steife, behutsame Andeutungen. Ich hörte nicht ganz auf, aber die Feste waren danach viel weniger lustig, und ich fühlte mich stets sehr gehemmt.

„Tanzen wir“, lud ich Nyasha ein, die nur langsam begriff. „Sie verstehen Shona nicht mehr gut“, erklärte ihre Mutter. „Sie haben so lange nur Englisch gesprochen, dass sie ihr Shona zum Großteil vergessen haben.“

Was Maiguru sagte, verwirrte und beleidigte mich. Ich hatte nicht erwartet, meine Cousins verändert vorzufinden, schon gar nicht so radikal, nur weil sie eine Zeitlang weg gewesen waren. Außerdem war Shona doch unsere Sprache. Was dachten sich die Leute, wenn sie es vergaßen? Während ich dastand und diese Gedanken zu verdauen suchte, erinnerte ich mich daran, dass ich mit meinen Cousins vor ihrer Abreise ungezwungen und fließend gesprochen, wilde Früchte gegessen, Tontöpfe geformt hatte und im Nyamarira geschwommen war. Nun waren sie mir fremd geworden. Mein Beleidigtsein verging, und ich wurde traurig.

„Frag sie, Maiguru“, drängte ich sie. „Selbst wenn sie es nicht verstehen, werden sie nicht ablehnen, oder? So etwas“, fuhr ich unbestimmt, aber ernsthaft fort, „gibt ihnen die Sprache schnell wieder.“ Die Sänger steigerten sich immer mehr, die Trommeln schlugen immer erregter. Ich bemerkte, dass Nyasha zuhörte und mit den Fingern im Takt der Trommeln auf die übereinandergeschlagenen Knie klopfte. Sie sprach eifrig mit ihrer Mutter in einem Englisch, dessen Akzent so seltsam war, dass ich kein Wort verstehen konnte, bezog Chido in die Diskussion ein und klang sehr entschieden. Ich war sicher, dass meine Cousins sich den Festlichkeiten anschließen wollten, aber Maiguru ermunterte sie nicht gerade dazu. Ich merkte es an ihrer Stimme, die ausdruckslos und zurückhaltend war, und an einzelnen, mir verständlichen Worten, wie „schmutzig“ und „Schlaf“. Es war seltsam, dass Maiguru es lieber hatte, wenn ihre Kinder nicht tanzten. Wenn sie sich nicht mit uns zusammen vergnügen durften, wieso waren sie hergekommen? Ich glaube, dass Nyasha etwas Ähnliches zu Maiguru sagte, denn schließlich wurde deren Ärger so offensichtlich, dass meine Tanten ihr lebhaftes Gespräch unterbrachen, um zu hören, was los war.

„Nun, wo ist das Problem, Maiguru?“ fragte Tete Gladys. „Du willst deinen Kindern doch nicht verbieten mitzumachen, oder?“

„Wieso denn, Tete?“ antwortete Maiguru ruhig. „Ich meine nur, sie sollten sich ausruhen. Weißt du, so ein Flug ist sehr ermüdend. Aber wenn du sagst, dass sie tanzen sollen, werden sie es tun. Tete hat gesagt, ihr sollt tanzen gehen“, erklärte sie ihren Kindern mit teilnahmsloser Stimme.

Chido lehnte höflich ab. „Ist schon in Ordnung, Mutti, ich bin wirklich ein bisschen müde.“ Nyasha schnalzte verächtlich und schaltete ab. Sie tat das auf sehr abrupte Weise. In einem Augenblick war sie für alles empfänglich, im nächsten hörte sie einen selbst dann nicht, wenn man sie ansprach. Ich ging nach draußen und versuchte, mir durch diese Episode nicht den restlichen Abend vermiesen zu lassen. Es war schwierig. Ich hatte mich auf meine Cousins gefreut, auf eine lustige und freundliche und warme Zeit, wie in alten Tagen, aber dem war nicht so. Meine Enttäuschung war so tief, dass ich mich nicht besänftigen ließ, als Nhamo, angelockt von den sorglosen Stimmen und dem Hämmern der Trommeln, sich zu uns gesellte. Ich hielt ihn für launisch und glaubte, er wolle das Huhn und die Eier obendrein.

Babamukuru blieb damals nach seiner Rückkehr nur eine Nacht bei uns, denn er musste sofort seine ehemalige Tätigkeit als Schuldirektor und seine neue Tätigkeit als akademischer Direktor der Kirche in der Manicaland-Region aufnehmen. Es blieb nur wenig Zeit, all die Sachen zu besprechen, die besprochen werden mussten und die auf seine Rückkehr hatten warten müssen. Also redeten Babamukuru und seine Brüder und seine Schwestern bis tief in die Nacht und in die frühen Morgenstunden hinein. Babamukuru machte sich Sorgen um die Entwicklung der Familie, wobei er darauf hinwies, dass er als einzelner alles in seiner Macht Stehende für die Familie getan habe, indem er ein Diplom erworben habe; dass er sich von seinen Kindern genauso viel, wenn nicht sogar mehr erhoffe; dass er froh sei, seinen Kindern zu diesem Weg einen guten Start geben zu können. Sein Familienzweig könne sich überall erhobenen Hauptes sehen lassen, aber, so deutete er zu Recht an, dasselbe lasse sich nicht von den anderen Familienzweigen sagen. Er sei angesichts der Nachrichten, die er von Jeremiah und anderen in England erhalten habe, zu dem Schluss gelangt, dass die Zukunft für die Familie insgesamt nicht gerade vielversprechend aussah. Da er nun zurück sei, sagte er, sei es für die Mitglieder der Familie an der Zeit, gemeinsam Wege zu finden, den Wohlstand jedes einzelnen Familienzweigs zu sichern.

Wenn Babamukuru eine Rede hielt, was er als Oberhaupt der Familie oft tun musste, hatte er eine ruhige, milde und so feinfühlige Art, dass man nicht umhinkonnte, von seinen Worten überwältigt zu sein und sich vorzunehmen, ihnen genau zu folgen, was immer sie besagten. Babamukuru wirkte motivierend. Er erweckte Vertrauen und Gehorsam. Ihn umgab eine Aura von strahlender Weisheit und Voraussicht. Es folgte Seufzen, die beschriebenen Schwierigkeiten bestätigend, sowie zustimmendes Gemurmel zu Babamukurus Analyse.

„Äh – so wie ich es sehe“, sagte Babamukuru, räusperte sich und entfernte mit der schmalen Klinge seines Taschenmessers Fleischfasern aus seinen Zähnen, „muss folgendes getan werden.“ Er lehnte sich in seinen Stuhl am Kopf des Esstisches zurück. „Wir müssen dafür sorgen, dass zumindest einer aus jeder Familie eine Ausbildung erhält, wenigstens bis zur vierten Klasse, weil er dann in der Lage sein wird, sich weiterzubilden. Das soll natürlich nicht heißen, dass derjenige, wenn möglich, nicht bis zur sechsten Klasse und danach sogar zur Universität gehen soll.“

„Das wäre gut“, stimmte Tete Gladys zu. „Ein Absolvent in jeder Familie! Wir wären sehr stolz darauf.“

„Nicht nur einer!“ berauschte sich mein Vater. „Wieso sollten sie nicht alle einen Abschluss machen? Wieso nicht?“

„Jeremiah“, rügte ihn Babamukuru, „das ist kein Beitrag zur Diskussion. Wir müssen nach nützlichen Lösungen suchen. Wir können uns keine Träume erlauben.“

„Ganz richtig, Mukoma, ganz richtig“, stimmte ihm mein Vater umgänglich zu. „Wer kann es sich dieser Tage schon leisten zu träumen? Aiwa! Man kann nicht träumen! Man kann nicht träumen!“

„Wenn ich mir die Familie, so wie sie heute dasteht, anschaue“, fuhr Babamukuru fort, „sehe ich das größte Problem bei Jeremiah. Unserer Tete hier geht es ganz gut – ihr Ehemann kann sie und ihre Kinder versorgen. Auch Thomas hat keine Probleme – zwar hat er keinen akademischen Grad, aber seine Lehrerausbildung ist eine solide Qualifikation. Die Familie muss nicht hungern. Sie wohnen in einem komfortablen Haus, sie tragen ordentliche Kleidung. Wenn die Kinder im schulfähigen Alter sind, werden sie zur Schule gehen können. Die Familien, deren Kinder heute zur Schule gehen können, werden morgen gedeihen. Also sind die Familienzweige von Tete und Thomas abgesichert. Die größte Sorge gilt deinem Familienzweig, Jeremiah.“ Tete schürzte ihre Lippen und nickte bedauernd mit dem Kopf. Babamunini Thomas senkte bescheiden seine Augen und sagte aus Achtung vor seinem unglücklichen älteren Bruder nichts.

„Ich erinnere mich“, fuhr Babamukuru fort, „dass du im Jahr nach unserer Ankunft in England geschrieben hast, Jeremiah – nein, es muss im zweiten Jahr gewesen sein. Ja, im zweiten Jahr nach unserer Ankunft, denn wir sind 1960 weggefahren und diesen Brief, von dem ich jetzt spreche, hast du 1962 geschrieben. Er war vom 16. November 1962. Ich kann mich genau daran erinnern, denn immer wenn ich müde und entmutigt und deprimiert war, habe ich diesen Brief gelesen. Ich habe diesen Brief oft gelesen. Dieser Brief hat mir klargemacht, dass noch mehr als ich selbst meine Familie meine Ausbildung nötig hat. Das ließ mich durchhalten, wenn es besonders schlimm war. Wegen dieses Briefes sagte ich mir: ‚Was immer passieren mag, ich werde es schaffen.‘ Ja, Jeremiah, ich kann mich erinnern, wie wir Nachricht von dir erhielten, dass es kein Geld für die Schulgebühren gäbe. Wir haben dir geschickt, was wir konnten. Wir wussten, es ist nicht viel, aber wir freuten uns zu hören, dass du nach Erhalt des Geldes beide Kinder wieder zur Schule schicken konntest.“

„Es war schlimm, Mukoma, es war schlimm“, stimmte mein Vater unter heftigen Grimassen zu, um zu unterstreichen, wie schlimm es gewesen war. „Hätten wir ohne deine Hilfe überlebt? Aiwa, wir hätten es nicht. Niemals!“

„Das ist wahr, Mukoma“, pflichtete Tete bei. „Unser Jeremiah hätte sterben können. Er und seine ganze Familie. So schlimm stand es. Wahrlich, muera bonga, du hast eine große Wohltat vollbracht.“

„Eine große Wohltat, eine sehr große Wohltat“, murmelte Babamunini Thomas.

„Meine Frau und ich waren sehr überrascht“, sagte Babamukuru, „dass die Ernte schlecht ausgefallen war, denn andere Leute sagten uns, es habe sehr gute Ernten gegeben. Aber das ist eine andere Angelegenheit. Als wir hörten, dass Nhamo und heyo – das Mädchen hier – äh, Tambudzai, wieder zur Schule gingen, waren wir sehr erfreut, dass du das Geld sinnvoll verwendet hast, Jeremiah.“ Babamukuru legte sein Taschenmesser weg und setzte sich in seinem Stuhl auf. Seine Gegenwart war nun würdevoll und bedeutsam. So als würden sie unter diesem Gewicht nachgeben, beugten sich mein Vater, Babamunini Thomas und Tete aufmerksam zu ihrem Bruder hin.

„Ich habe mir überlegt“, fuhr Babamukuru nach einer längeren Pause fort, die verdeutlichte, dass er wirklich tief und erfolgreich über die Sache nachgedacht hatte. „Ich habe mir überlegt: Es reicht nicht aus, das Geld für die Schulgebühren aufzubringen, um den Schulerfolg eines Kindes zu sichern. Ein Kind muss in der richtigen Atmosphäre aufwachsen, in einer Atmosphäre der geistigen Anregung, auch außerhalb des Klassenzimmers.“

„Richtig, Mukoma, was du sagst, ist richtig“, seufzte mein Vater, der die Absicht der Rede Babamukurus erkannt und gutgeheißen hatte. „Schau dir unseren Nhamo an. Ich habe noch nie ein Kind gesehen, das seine Bücher so liebt wie er, unser Nhamo. Aber wie soll er lernen, wenn es keinen Strom gibt? Wie soll er lesen, wenn es keine Bücher gibt? Oder zur Schule gehen – wie kann er das, wenn es täglich zu Hause soviel Arbeit gibt? Der Junge tut mir leid, aber er – beschwert er sich? – Nein. Er schweigt einfach und arbeitet hart, hier und in der Schule. Mit so einem Sohn bin ich gesegnet. Wahrlich, ich bin gesegnet.“ Er schüttelte den Kopf, voller Trauer und Mitgefühl für das Leiden seines Sohnes.

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