Kitabı oku: «Von nichts kommt niemand», sayfa 2

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1.3 Fachkräftemangel haben diejenigen, die weitermachen wie bisher

Viele Unternehmer, die einen klassischen Handwerksbetrieb leiten, sind sich noch nicht ganz bewusst, wie schnell sich derzeit der Wandel vollzieht. Die wenigen geeigneten Bewerber, die es jetzt noch gibt, suchen sich den Betrieb aus, in dem sie arbeiten möchten.

Vor wenigen Jahren war das noch umgekehrt. Da konnte man aus zahlreichen Bewerbern den passenden wählen und einstellen. Noch ist das Handwerk nicht gewohnt, sich um Nachwuchs kümmern zu müssen. Dr. Christian Wenzler, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Schreinerhandwerk Bayern, hat das auf einer Podiumsdiskussion zum Thema Fachkräftemangel so formuliert: „Das Handwerk hat eine dramatische Umstrukturierung im technischen Bereich erlebt. Jetzt findet diese Umstrukturierung auf dem Fachkräftemarkt statt. Wir sind mittlerweile hochtechnisiert, und hochqualifizierte Arbeitnehmer arbeiten im Schreinerhandwerk mit modernsten CNC-Maschinen. Aber die meisten Menschen haben noch das Pumuckl-Image im Kopf. Ich sehe im Handwerk große Probleme beim Thema ‚Image‘. Handwerker? Mein Kind soll es einmal besser haben! Diese Denkweisen sind für das Handwerk in Zeiten des Fachkräftemangels tödlich. Wir können nicht mehr weitermachen wie bisher. Wer seine Stellenanzeigen formuliert wie bisher, wer unvorbereitet in Vorstellungsgespräche geht oder wer es nicht schafft, Verantwortung auf Mitarbeiter zu übertragen, wird bald ein Schild an die Werkstatttüre hängen müssen: ‚Heute wegen gestern geschlossen.‘“

Info zur Person Prof . Dr . Rainer Strack

Rainer Strack ist Senior Partner und Managing Director im Düsseldorfer Büro der Boston Consulting Group. Er leitet die Praxisgruppe Organisation, Change Management und Human Resources (HR) in Deutschland und Europa und das HR Topic weltweit. Seit 2008 ist er Honorarprofessor an der Universität Witten/​Herdecke.

Prof. Dr. Rainer Strack hat es mit seinem Vortrag zur globalen Entwicklung der Arbeitskräfte auf die renommierte Internetplattform TED.com geschafft. Bei einer Konferenz TED@BCG der Boston Consulting Group mit mehr als 450 Teilnehmern in Berlin im Oktober 2014 stellte er klar: „Wenn 2030 die Babyboomer in Rente gehen, werden wir vor einer globalen Talentknappheit stehen.“ Strack analysierte die 15 größten Volkswirtschaften weltweit – auch drei der vier BRIC-Länder, nämlich Brasilien, Russland und China, sind von diesem demografischen Wandel betroffen. Außerdem werden in dem Vortrag die Auswirkungen von Technologie und Robotern beschrieben. „Wenn Talente die knappe Ressource sind, muss man dieses Talent viel besser verstehen.“ So fokussiert der zweite Teil des Vortrags auf eine aktuelle Studie zu den Vorlieben von 200.000 Jobsuchenden weltweit. Abschließend wird sehr plakativ dargestellt, dass jedes Unternehmen, aber auch jedes Land eine Personal-Strategie benötigt.

Rainer Strack ist damit einer der ganz wenigen Deutschen, die bei TED. com überhaupt aufgenommen wurden. Und sein Vortrag wurde bereits mehr als 340.000-mal aufgerufen. Er ist zwölf Minuten lang und laut TED ein „data-filled and quite charming talk“ (Quelle: www.uni-wh.de).

2. Hände weg – den will ich!

In vielen Städten und Gemeinden unseres Landes werden mittlerweile Ausbildungsmessen veranstaltet. Wo man früher seinem potenziellen Kunden das Waren- und Dienstleistungsangebot präsentiert hat, buhlen die Betriebe heute um Auszubildende. Längst haben mittelständische Unternehmen und größere Handwerksbetriebe erkannt, dass sie nur an geeigneten Nachwuchs kommen, wenn sie selbst aktiv werden. Die mittleren und kleinen Betriebe stehen dabei massiv im Wettbewerb mit der Industrie. Dort arbeiten ganze Abteilungen daran, Schulabgänger für sich zu gewinnen. Mit durchgestylten Hochglanzbroschüren, Kampagnen in Tageszeitungen, Zeitschriften und Radio werden Ausbildungsplätze schmackhaft gemacht.


Große Investition für ein motiviertes Team | Foto: Udo Herrmann

Bei uns im Ort ist ein Sanitärgroßhandel mit 210 Mitarbeitern ansässig. Dieser hat ein neues Betriebsgebäude errichtet. Während der Bauphase war dort ein Großflächenplakat mit der Aufschrift „Wir bauen für unsere Mitarbeiter“ zu sehen. Das Unternehmen hat ca. 6 Mio. Euro investiert, um seinen Mitarbeitern ein angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten. Sie können den Gymnastikraum nutzen, in dem an manchen Tagen auch kostenlose Rückenschulungen angeboten werden. Fitnessgeräte und Leihfahrräder stehen bereit für die sportliche Betätigung in den Pausen oder vor und nach der Arbeitszeit. Tischkicker, Tischtennisplatten und Billard fördern den Teamgeist. In der Cafeteria werden gesunde Gerichte zubereitet. Wer danach müde ist, tankt seinen Körper im eigens eingerichteten Ruheraum beim Power-Napping auf. Stell dir vor, ein Bewerber kommt zu dir und hat vorher bei dem beschriebenen Unternehmen einen Rundgang mit dem Personalchef gemacht. Ich glaube, dann musst du als Chef eines kleinen Handwerkbetriebes ziemlich überzeugende Argumente in der Schublade haben, um diesen potenziellen Mitarbeiter für dich zu gewinnen. Mittlerweile sind die Mitarbeiter in das Gebäude eingezogen. Überall, wo sich Jugendliche treffen, sprechen sie über diesen Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern so vieles bietet. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens wird seit der Einweihung ständig positiv über die Arbeitsplätze berichtet. Für neue Bewerber steht ein Prospekt mit Infos zum Download auf der Webseite bereit. Beide Plattformen sind für die Zielgruppe Jugend ansprechend gestaltet. Das gilt sowohl für die dort gezeigten Bilder als auch für die überlegt formulierten Texte. Die Terminvereinbarung für ein Vorstellungsgespräch ist für die Interessierten nur einen Mausklick entfernt.

Weiteres Beispiel: Im Nachbarort stellt eine Patisserie in handwerklicher Qualität süße Desserts mit über 70 Mitarbeitern her. Diese hat einen besonderen Raum eingerichtet und beschreibt ihn in ihrem Web-Blog mit folgenden Worten: „Je besser die Ausbildung, desto höher die Kompetenz, desto höher die Motivation, desto größer unser aller Erfolg.“ Wir wissen alle, was gerne einmal zu kurz kommt, z. B. Neues sehen, auf neue Ideen kommen, überlegen, experimentieren, über Dinge nachdenken, die nicht in zwei Wochen wichtig sind, sondern vielleicht in zwei Jahren. Wir wissen, dass solche Sachen entscheidend sind. Wir müssen ihnen Raum geben. Im wörtlichen Sinne: die Patisserie-Lehrwerkstatt, ein Raum zum Zaubern, Experimentieren und Lernen. Wer bekommt bei so einem emotionalen Text nicht Lust, diesen Raum anzuschauen?

Praxistipp

Biete etwas für Jugendliche, das es in anderen Handwerksbetrieben nicht gibt.

Beispiel: Leihfahrrad oder Billardtisch. Als persönliches Geschenk kommt ein Gehörschutz mit eingebautem Radio gut an!

Eine Werkstatt zum Zaubern, Experimentieren und Lernen | Foto: Udo Herrmann

2.1 Warten reicht nicht mehr

Zu Beginn dieses Kapitels habe ich die Ausbildungsmesse genannt. Mein Freund ist Firmengründer und Geschäftsführer der Firma Procase. Er ist Jahrgang 1968 und hat im Alter von 19 Jahren alleine begonnen, mobile Transportgehäuse für Musikequipment herzustellen. Mittlerweile beschäftigt sein Unternehmen 55 Mitarbeiter an zwei Produktionsstandorten, davon sind 10 in der Ausbildung. Der Altersdurchschnitt des ganzen Teams beträgt 32 Jahre.

Jugend wirbt Jugend auf Ausbildungsmesse | Foto: T. Schweighart

Regelmäßig präsentiert sich Procase auf Ausbildungsmessen. Doch den Chef sucht man auf dem Messestand vergeblich. Die Auszubildenden selbst entwerfen, organisieren und errichten den Stand. Während des Messebetriebs sind sie diejenigen, die potenziellen Nachwuchs ansprechen und über die verschiedenen Berufsbilder, Anforderungen und Aufstiegschancen informieren. Das kommt gut an und schafft gleichzeitig bei den am Stand aktiven Jugendlichen ein hohes Zugehörigkeitsgefühl zu „ihrem“ Betrieb. Die Ausbildungsbeauftragten und der Chef halten sich ganz bewusst im Hintergrund und stehen ihren jungen Teammitgliedern nur beratend zur Seite. Bisher ist es bei jeder dieser Messen gelungen, junge Messebesucher zur Betriebsbesichtigung in das Unternehmen einzuladen. Bei dieser Betriebsbesichtigung werden dann strategisch diejenigen Talente ausgesucht, die einen Ausbildungsplatz angeboten bekommen. Solche Beispiele aus meiner unmittelbaren Umgebung zeigen mir, wie sehr sich Unternehmen jetzt schon bemühen, für junge Talente attraktiv zu sein.

Praxistipp

Präsentiere deinen Betrieb auf Ausbildungsmessen als besonderen Arbeitgeber im Handwerk.

Setz deine jüngsten Mitarbeiter und Auszubildende als Standpersonal ein.

Die Bundeswehr produziert aufwendige Videoclips, um die offenen Ausbildungsstellen zu besetzen. Die Ansprüche an die Qualität der Bewerber wachsen ständig. Die Regierung investiert viel, um die Attraktivität der Bundeswehr für junge Leute zu erhöhen. Kindertagesplätze abgestimmt auf die Dienstzeiten der Eltern, Unterstützung bei der Pflege von Familienangehörigen, Mithilfe bei Umzug und vieles mehr klingen verlockend. Der Mittelstand und das Handwerk haben diese Mittel nicht bzw. nur sehr begrenzt zur Verfügung, um so intensiv am Ausbildungsmarkt die Werbetrommel zu rühren. Hier ist wieder eine wichtige zusätzliche Aufgabe für den Handwerkschef entstanden. Wer sonst außer ihm kann sich im kleinen Betrieb mit 1 bis 15 Beschäftigten darum kümmern, dass geeignete Arbeitskräfte nachrücken? Je besser er aber diese Aufgabe meistert, umso erfolgreicher wird der Betrieb in Zukunft am Markt agieren können. Er selbst in seiner Person steht hierbei im Wettbewerb mit den Personalentscheidern der größeren Betriebe. Dazu kommt noch der harte Wettbewerb zwischen den einzelnen Gewerken des Handwerks.

2.2 Der Kampf um die Talente

Derzeit gibt es insgesamt 345 anerkannte Ausbildungsberufe. In der Gesellschaft, gerade bei den Schülern, Eltern, aber auch den Lehrkräften, sind folgende zehn Berufe bekannt: Einzelhandelskaufmann, Verkäufer, Bürokaufmann, Kfz-Mechatroniker, Industriekaufmann, Großhandelskaufmann, medizinische Fachangestellte, Industriemechaniker, Bankkaufmann, zahnmedizinische Fachangestellte. Okay, Bäcker und Metzger kennt man auch noch. Aber dann? Welche sind dann die restlichen 333 Berufe? Diese Problematik haben einige Fachverbände erkannt und für ihre Mitgliedsbetriebe Strategien entwickelt, um die Bekanntheit des jeweiligen Gewerkes in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Das Schreinerhandwerk ist mit farbenfrohen Plakaten am Start: „Du hast's drauf? Mach was draus!“ oder „Born-2BSchreiner“. Es werden Events vorbereitet, z. B. der Wettbewerb „Tischler vs. Schreiner“, und aufwendige Werbevideos gedreht.

Praxistipp

Nutz die professionellen Werbemittel, die von den Berufsverbänden entwickelt und für ihre Mitglieder bereitgestellt werden.

Das bodenlegende Handwerk hat nachgezogen und wirbt mit den Slogans „Teamwork und Selbstständigkeit“ und „In welche Fußstapfen willst Du treten? Der Boden macht den Raum“. Kleinstbetriebe können diese Werbemittel über die Verbände beziehen, denen sie angeschlossen sind. Die Plakate, Banner, Flyer und Give aways werden in entsprechend großen Auflagen hergestellt. Damit werden sie für die einzelnen Mitglieder erschwinglich. Für die einzelnen Betriebe ist es oftmals undenkbar, selbst die Kosten für Werbegestalter, Drucksachen oder Image-Videoclips in Kleinauflagen zu finanzieren. Die Anstrengungen der einzelnen Fachverbände verdeutlichen, dass auch die Handwerksgewerke untereinander bereits massiv um Talente kämpfen. Schließlich möchte man nicht einen Lehrling drei Jahre ausbilden, ohne dass er auf lange Sicht auch zum Erfolg des Betriebes beiträgt. Man will deshalb die Besten des Jahrgangs gewinnen und nicht diejenigen, die mehr schlecht als recht einen Hauptschulabschluss hinbekommen.

Im vorigen Kapitel habe ich beschrieben, wie heute im Ausbaugewerbe Baustellenaufmaße erstellt werden. Schon das macht deutlich, dass durch den Einzug von neuer Technik auch der Anspruch an die Qualität der Bewerber gewachsen ist. Bei einer 2014 vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) durchgeführten Online-Unternehmensbefragung gaben 71 % der Betreibe, die keinen Erfolg bei der Besetzung des Ausbildungsplatzes hatten, an, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. „Bewerber“ ist übrigens schon jetzt die falsche Bezeichnung. Eigentlich müsste es die „Interessierten“ heißen. Denn begabte Jugendliche müssen sich nicht mehr bewerben, sondern sie suchen sich die Jobs und Arbeitgeber aus, bei denen sie sich ausbilden lassen wollen.

Im Jahr 2004 habe ich zusammen mit verschiedenen Handwerksmeistern eine Handwerkskooperation gegründet. Wir arbeiten beim Wareneinkauf, der Kundenaquise und Baustellenabwicklung Hand in Hand. Von dieser engen Verzahnung der Betriebe aus den Gewerken Schlosser, Fliesenleger, Maler, Elektriker, Schreiner, Parkettleger, Bodenleger, Sanitär und Heizung und Gartenbauer profitieren wir alle.

Das gilt auch für die Rekrutierung von Auszubildenden oder für gemeinsame Schulungsveranstaltungen, in denen unsere Mitarbeiter trainiert werden.

Mitarbeiterschulung der Kooperation Meister-im-Handwerk e. V. | Foto: A. Balles

Ein Schüler aus der Realschule stellt sich in der Schlosserei vor. Er möchte bei einem Praktikum herausfinden, ob ihm der Beruf im Metallhandwerk liegt und Spaß macht. Nach dem zweiwöchigen Praktikum ist der Chef der Schlosserei begeistert. Der Jugendliche war stets pünktlich und hat die übertragenen Aufgaben zügig und in guter Qualität erledigt. Der Schüler hat sich aber die Bearbeitung des Werkstoffes Metall ganz anders vorgestellt. Er möchte deshalb bei einem weiteren Praktikum in einem anderen Berufszweig noch einmal etwas anderes probieren, um dann eine Entscheidung zu treffen. Nun greift der Vorteil unserer Kooperation. Der Praktikant wird an einen anderen Mitgliedsbetrieb in der Gruppe weiterempfohlen. Letztendlich ist er vom Werkstoff Holz begeistert und beginnt seine Lehre in der Schreinerei. So ist das Talent zwar im ersten Moment nicht für den eigenen Betrieb gewonnen, aber hat seinen Platz bei einem Partnerbetrieb gefunden. Das System funktioniert natürlich auch umgekehrt. So wird aus dem Interessenten für das Schreinerhandwerk später vielleicht ein tüchtiger Maler. Denkbar ist so eine „Weitergabe“ von Talenten z. B. auch in regional aktiven Gewerbevereinen, in denen mehrere verschiedene Unternehmen organisiert sind. Die Plattformen von Kooperationen und Gewerbevereinen lassen sich auch gut nutzen, um gemeinsam Talente zu entdecken. So kann ein ganzer Ort an einem Tag alle Werkstätten für Schulabgänger öffnen. Sie und ihre Eltern könnten so in die verschiedenen Unternehmen und die dort angebotenen Ausbildungsberufe hineinschnuppern und sich einen ersten Eindruck verschaffen. Schließen sich hier mehrere Firmen zusammen, lässt sich auch ein attraktives Rahmenprogramm mit Bewirtung, musikalischer Unterhaltung, Fachvorträgen und Vorführungen organisieren. Noch fehlt es in vielen Kommunen an Wertschätzung gegenüber denen, die etwas unternehmen wollen und bereit sind, dafür finanzielles Risiko zu tragen. Ihnen werden oft mehr Steine in den Weg gelegt als beseitigt. Ich denke hier z. B. an die langwierigen Baugenehmigungsverfahren, wenn eine Betriebserweiterung durch den Bau eines gewerblichen Gebäudes ermöglicht werden soll. Oder an den zermürbenden Kampf der kleinen Betriebe, um an schnelle Datenleitungen angebunden zu werden.

Praxistipp

Schließ dich einem regionalen Netzwerk aus verschiedenen Gewerken an. Such mit ihnen gemeinsam nach Jugendlichen mit handwerklicher Begabung. Talente in der Kooperation halten, untereinander vermitteln!

Bei uns im unterfränkischen Bürgstadt, einem Weinort mit ca. 4.200 Einwohnern, sitzen bereits Bürgermeister, Schuldirektoren und Unternehmer an einem Tisch, um entsprechende Konzepte auszufeilen. Hier wird erkannt, dass leistungsfähige Kommunen auf erfolgreiche Betriebe angewiesen sind. Umgekehrt werden Arbeitgeber interessanter, wenn die ganze Infrastruktur des Ortes für Arbeitnehmer attraktiv ist. Schließlich sollen sich auch die Familien der Fachkräfte in der Region rund um den Arbeitsplatz wohlfühlen. Nicht zuletzt macht dieses Beispiel auch deutlich, dass der bevorstehende Fachkräftemangel eine neue Dimension bekommt. Nur mit vereinten Kräften von Politik, Fachverbänden, Schulen und Unternehmen besteht die Chance, dass Kommunen und Betriebe weiter so funktionieren, wie wir das aus vergangenen Jahren kennen.

3. Zwei linke Hände

Seit einigen Jahren beobachte ich einen Wandel der Werteeinstellung von den Menschen in meinem Umfeld. Früher habe ich öfter in Verbindung mit dem Handwerk gehört: „Wer macht sich schon gerne die Hände schmutzig?“ oder „Ich habe zwei linke Hände, das muss jemand anderes machen.“ Immer mehr habe ich den Eindruck, dass hier ein Umdenken in der Gesellschaft stattgefunden hat und gerade stattfindet. Wohlhabende Kunden verbringen ihre Freizeit im Garten und bauen dort Küchenkräuter und Gemüse an. Sie schrauben selbst an ihrem Oldtimer, polieren ihn mühevoll auf Hochglanz und sind stolz, wenn sie das gleichmäßige Brummen des alten Motors ihren Freunden vorführen können. Mit schmutzigen Fingern kommen sie aus ihrem Garten oder der bestens eingerichteten Hobbywerkstatt. In Facebook habe ich ein Bild mit ungewaschenen Händen entdeckt. Darauf ist folgender Text zu lesen: „Dreckige Hände sind ein Zeichen für sauberes Geld.“ Ich glaube, dass seit der Bankenkrise wieder dem produzierenden Handwerk mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Ich habe von Philipp Riederle in München anlässlich der Branchenveranstaltung „roomy 2014“ einen Vortrag gehört, dessen Titel lautete „Wer wir sind und was wir wollen“. Darüber hat der 19-Jährige ein tolles Buch geschrieben. Er beschrieb bei seinem Referat eindrucksvoll, was die junge Generation, die vor dem Eintritt in das Berufsleben steht, wirklich möchte. „Wir wollen etwas, das uns Sinn gibt und erfüllt. Es ist wichtig, dass wir unsere Talente entfalten können. Die Bezahlung dafür steht bei uns nicht an erster Stelle.“ Seine Aussagen haben auch meine Beobachtungen bestätigt. „Lerne erst einmal einen handwerklichen Beruf. Die Kenntnisse, die du dabei erwirbst, kannst du in deinem ganzen Leben brauchen. Da kann kommen, was will. Eine handwerkliche Ausbildung ist für alles gut. Da sieht man wenigstens, was man tagsüber geschaffen hat, und kann stolz auf sich sein.“ Immer öfter höre ich solche Sätze, im Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch bei Vereinen. Vielleicht tragen dazu auch langsam die Imageprogramme und Kampagnen aus den verschiedenen Handwerksbereichen bei.

In der aktuellen Broschüre einer schwedischen Automarke habe ich folgenden Bericht entdeckt: Supermarkt Stockholm. Zuhause bei Handwerkern. Berichtet wird hier über Hutmacher, Schuster, Uhrmacher und einige andere. Die Reportage (von Ulrika Hammnin und Jens Lorrenson) startet mit folgender Lobeshymne auf das Handwerk: „Lernen Sie Handwerkskünstler kennen, die sich der Massenproduktion verwehren. Es gibt eine Welt der Tradition, in der die Zeit stillzustehen scheint und in der die Qualität der Handwerkskunst die höchste Währung ist.“

Bemerkenswert finde ich, dass diese Beschreibung in einer Kundenzeitschrift der Automobilindustrie zu lesen ist.

Solche Veröffentlichungen tragen dazu bei, dem Ansehen von handwerklichen Tätigkeiten und den Menschen, die solche Berufe ausüben, einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft einzuräumen. Der kann anpacken. „Der verdient gutes Geld mit guter Arbeit“ oder „Von Nichts kommt nichts“. Auch diese Sprüche höre ich immer häufiger.

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23 aralık 2023
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