Kitabı oku: «Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt», sayfa 2

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Einleitung

1. Früher war die Universität nur für eine Elite da. Es besuchten sie nur die Kinder von Leuten, die selber studiert hatten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, konnte jeder, der studierte, über seine Zeit frei verfügen. Die Universitätsausbildung war so angelegt, daß man sie in Ruhe absolvieren konnte – mit ein wenig Zeit zum Studieren und ein wenig für die »gesunden« Ablenkungen des Studentenlebens, vielleicht auch für Aktivitäten in Vertretungsorganen.

Die Vorlesungen waren anspruchsvolle Vorträge. Waren sie absolviert, so zogen sich die interessierten Studenten mit Professoren und Assistenten in ausgedehnte Seminare zurück, zehn bis fünfzehn Personen höchstens.

Noch heute nehmen an vielen amerikanischen Universitäten nicht mehr als zehn oder zwanzig Studenten an den Veranstaltungen teil (sie zahlen einen üppigen Preis und haben darum das Recht, den Unterrichtenden zu »gebrauchen«, wenn sie mit ihm diskutieren wollen). An einer Universität wie Oxford kümmert sich ein Dozent, Tutor genannt, um die Forschungsarbeit einer ganz kleinen Gruppe von Studenten (es kann vorkommen, daß er nur einen oder zwei im Jahr betreut) und verfolgt ihre Arbeit Tag für Tag.

Wäre die Lage heute so, es wäre nicht nötig, dieses Buch zu schreiben – auch wenn einige der in ihm enthaltenen Ratschläge für den oben beschriebenen »idealen« Studenten nützlich sein könnten.

Aber die Universität von heute ist eine Massenuniversität. An ihr studieren Studenten aller Bevölkerungsgruppen, mit Abschlüssen der verschiedensten Art höherer Schulen. Sie wollen [2] vielleicht Philosophie oder klassische Literatur studieren, kommen aber von einer technischen Fachschule, wo sie kein Griechisch und vielleicht nicht einmal Latein gelernt haben. Und so richtig es sein mag, daß Latein für viele Tätigkeiten kaum gebraucht wird – für ein geisteswissenschaftliches Studium ist es sehr nützlich.

In manchen Lehrveranstaltungen sind Tausende eingeschrieben. Der Professor kennt vielleicht dreißig von ihnen, die interessiert mitarbeiten, mehr oder weniger gut. Mit Hilfe seiner Mitarbeiter (Stipendiaten, Zeitangestellten, Übungsassistenten) gelingt es ihm vielleicht, hundert zu einem gewissen Engagement zu bewegen. Unter ihnen sind viele, die in guten Verhältnissen leben, in einer gebildeten Familie aufgewachsen sind, mit einer kulturell lebendigen Umgebung Kontakt haben, sich Bildungsreisen leisten können, künstlerische Veranstaltungen und Theaterfestspiele besuchen, fremde Länder besuchen. Dann sind da noch die anderen Studenten, die vielleicht gleichzeitig einer Arbeit nachgehen, die auf dem Einwohnermeldeamt einer Stadt mit zehntausend Einwohnern arbeiten, in der es statt einer Buchhandlung nur Schreibwarengeschäfte gibt, die auch Bücher führen. Studenten, die, enttäuscht von der Universität, sich der Politik zugewandt haben und sich auf andere Weise ausbilden wollen, die sich aber dennoch früher oder später der Abschlußarbeit stellen müssen. Sehr arme Studenten, die sich ihre Examensfächer nach dem Preis der vorgeschriebenen Bücher und Unterlagen auswählen müssen und die sagen: dieses Examen kostet 12.000 Lire und die, wenn sie die Wahl haben, das billigere Examen wählen. Studenten, die manchmal zur Vorlesung kommen und sich abmühen müssen, im total überfüllten Hörsaal einen Platz zu finden; und die am Ende der Vorlesung gerne mit dem Dozenten sprechen würden, aber es warten schon dreißig, und sie müssen auf den Zug, weil das Geld für eine Übernachtung nicht reicht. Studenten, denen kein Mensch je erklärt hat, wie man ein Buch in der Bibliothek sucht und in welcher Bibliothek; oft wissen sie nicht, daß sie [3] Bücher auch in der Bibliothek ihrer Heimatstadt finden können und wie man einen Leihschein ausfüllt.

Die Ratschläge dieses Buches sind vor allem für solche Studenten bestimmt. Ferner auch für solche, die nach dem Abitur auf die Universität kommen und in die Geheimwissenschaft der vorgeschriebenen Abschlußarbeit eindringen wollen.

Ihnen allen will es zumindest zwei Dinge deutlich machen:

– daß man eine anständige Doktorarbeit (oder sonstige Abschlußarbeit) schreiben kann, obwohl man sich in einer schwierigen Situation befindet, in der alte oder neue Benachteiligungen eine Rolle spielen.

– daß man das Schreiben der Doktorarbeit – mag auch im übrigen die Zeit des Studiums enttäuschend oder frustrierend gewesen sein – dazu benutzen kann, die positiven und weiterführenden Seiten des Studiums kennenzulernen – nicht im Sinne einer Anhäufung von Wissen, sondern im Sinne der kritischen Verarbeitung einer selbstgemachten Erfahrung, der Aneignung der für das künftige Leben nützlichen Fähigkeit, sie nach bestimmten Regeln darzustellen.

2. Aus alledem ergibt sich: Dieses Buch will nicht erläutern, »wie man wissenschaftlich arbeitet«, und sich auch nicht mit dem Wert des Studiums auf theoretische Weise befassen. Es stellt nur einige Überlegungen zu der Frage an, wie man einer Prüfungskommission eine vom Gesetz vorgeschriebene Arbeit vorlegen kann, die eine bestimmte Zahl maschinengeschriebener Seiten umfaßt, von der man erwartet, daß sie mit dem vorgesehenen Promotionsfach zu tun hat und daß sie den Doktorvater nicht in einen allzu traurigen Zustand versetzt.

Natürlich kann euch das Buch nicht sagen, was man in die Arbeit einbringen soll. Das bleibt eure Sache. Das Buch gibt Auskunft darüber, (1) was man unter einer Abschlußarbeit versteht; (2) wie man das Thema sucht und die Zeit für seine Bearbeitung einteilt; (3) wie man bei der Literatursuche vorgeht; (4) wie man das gefundene Material auswertet; (5) wie man die Ausarbeitung äußerlich gestaltet. Und es läßt sich nicht vermeiden, [4] daß gerade dieser letzte Teil der genaueste ist, obwohl er doch weniger wichtig erscheinen könnte: gerade er aber ist der einzige, für den es einigermaßen präzise Regeln gibt.

3. In diesem Buch geht es um Abschlußarbeiten an geisteswissenschaftlichen Fakultäten. Da meine Erfahrungen aus philosophischen (und literaturwissenschaftlichen) Fakultäten stammen, sind die meisten Beispiele Bereichen entnommen, die an diesen Fakultäten studiert werden. Aber im Rahmen dessen, was das Buch sich vorgenommen hat, gelten meine Empfehlungen auch für die Arbeiten in den Fächern Politische Wissenschaften, Lehramt, Recht. Soweit es um historische oder allgemein-theoretische und nicht um experimentelle und empirische Arbeiten geht, sollte das Modell auch auf die Bereiche Architektur, Wirtschaftswissenschaften und auf einige naturwissenschaftliche Fakultäten anwendbar sein. Es ist aber Vorsicht am Platz.

4. Während dieses Buch in Druck geht, spricht man viel von Universitätsreform. Und es sind zwei oder drei Abschlüsse von unterschiedlichem Niveau im Gespräch.

Man kann sich fragen, ob diese Änderung nicht die Vorstellung der »Tesi di Laurea« total umkrempeln wird. Dann werden wir Abschlüsse verschiedenen Niveaus haben, und wenn die Lösung der in der Mehrzahl anderer Länder gleicht, stehen wir vor einer Situation, die der im ersten Kapitel beschriebenen nicht unähnlich ist (I.1.). Das heißt wir hätten eine Art Diplom- oder Magisterarbeit (erster Abschluß) und eine Doktorarbeit (zweiter Abschluß).

Die Ratschläge, die wir in diesem Buch geben, betreffen beide, und soweit sich Unterschiede ergeben, wird auf sie hingewiesen.

Was auf den folgenden Seiten gesagt wird, gilt, unserer Meinung nach, auch im Hinblick auf die Reform und insbesondere dann, wenn man die für eine eventuelle Reform nötige Übergangszeit in Betracht zieht.

[5] 5. Cesare Segre hat das Manuskript gelesen und mir Ratschläge gegeben. Da ich viele beherzigt habe, bei anderen hartnäckig an meiner Position festgehalten habe, ist er für das, was herausgekommen ist, in keiner Weise verantwortlich. Natürlich danke ich ihm herzlich.

6. Ein letzter Hinweis: Was im folgenden gesagt wird, gilt natürlich für Studenten und Studentinnen, so wie es für Professoren und Professorinnen gilt. Da das Italienische keinen neutralen Ausdruck hat, der beide Geschlechter umfaßt (in Amerika bürgert sich der Ausdruck »Person« ein, aber es wäre lächerlich, von einer »studentischen Person« oder einer Person, die Kandidat ist, zu sprechen), beschränke ich mich darauf, von Student, Kandidat, Professor oder Berichterstatter zu sprechen. Ich folge dabei grammatikalischem Brauch und bringe keinerlei Diskriminierung wegen des Geschlechts zum Ausdruck. Man kann natürlich fragen, warum ich dann nicht immer von Studentin, Professorin etc. spreche. Dies deshalb, weil ich aus eigener Erinnerung und Erfahrung arbeite und die Darstellung dadurch mehr Unmittelbarkeit vermitteln kann.

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I.Was ist eine wissenschaftliche Abschlußarbeit und wozu dient sie?
I.1. Warum muß man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreiben und was ist sie?

Eine wissenschaftliche Abschlußarbeit ist eine maschinenschriftliche Ausarbeitung, deren durchschnittliche Länge zwischen einhundert und vierhundert Seiten schwankt und in der der Student ein Problem abhandelt, das aus demjenigen Studienfach stammt, in dem er den Abschluß erwerben will. Nach italienischem Recht ist eine solche Arbeit für den Studienabschluß unerläßlich. Nach Abschluß aller vorgeschriebenen Prüfungen legt der Student die Arbeit einer Prüfungskommission vor, die einen zusammenfassenden Bericht des Referenten (desjenigen Professors, »bei dem man die Arbeit schreibt«) und des oder der Korreferenten, die dem Bewerber gegenüber auch Einwände vorbringen (können), anhört. Daraus entwickelt sich eine Diskussion, an der sich auch die anderen Kommissionsmitglieder beteiligen. Das Urteil der Kommission stützt sich auf die Aussage der beiden Referenten über die Qualität (oder die Mängel) der schriftlichen Arbeit und auf die Fähigkeiten, die der Kandidat bei der Verteidigung seiner schriftlich vorgetragenen Thesen beweist. Unter Einbeziehung des Notendurchschnitts aus den einzelnen Prüfungen setzt die Kommission die Note für die Arbeit fest. So wird es jedenfalls in Italien an den meisten geisteswissenschaftlichen Fakultäten gehandhabt.

[7] Mit der Beschreibung der Äußerlichkeiten der Arbeit und des Rituals, in das sie eingebettet ist, ist noch wenig über ihre Natur gesagt. Vor allem darüber, warum die italienische Universität für den Studienabschluß eine wissenschaftliche Abschlußarbeit (»tesi di laurea«) zwingend vorschreibt.

Es ist bemerkenswert, daß die meisten ausländischen Universitäten diese Anforderung nicht stellen. In einer Reihe von ihnen gibt es unterschiedliche Abschlüsse, für die keinerlei wissenschaftliche Arbeit erforderlich ist. In anderen gibt es einen ersten Abschluß, der in etwa dem unseren entspricht, der aber nicht das Recht gibt, den Doktortitel zu führen und den man allein mit Prüfungen oder mit einer Arbeit erreichen kann, die geringen Anforderungen entspricht. In anderen wiederum gibt es verschiedene Stufen der Promotion mit Anforderungen unterschiedlichen Umfangs. Normalerweise ist die wirkliche und eigentliche Doktorarbeit einer Art Super-Abschluß, der Promotion, vorbehalten, zu der nur Zugang hat, wer sich für die wissenschaftliche Forschung weiterbilden und spezialisieren will. Diese Art von Promotion hat verschiedene Bezeichnungen, aber wir nennen sie von jetzt ab mit einem allgemein gebräuchlichen angelsächsischen Ausdruck PhD (was eigentlich so viel wie Philosophy Doctor, Doktor der Philosophie, bedeutet, aber jede Art von Doktor der Geisteswissenschaften bezeichnet, vom Soziologen bis zum Griechischprofessor. In anderen als geisteswissenschaftlichen Fächern werden andere Bezeichnungen verwendet, z.B. MD, Medicine Doctor).

Vom PhD zu unterscheiden ist ein Abschluß, der unserer »Laurea« sehr ähnlich ist und den wir in Zukunft Diplomierung nennen.

Die Diplomierung führt in ihren verschiedenen Formen zur praktischen Berufstätigkeit. Der PhD dagegen qualifiziert zu einer Tätigkeit im akademischen Bereich; wer diesen Titel also erwirbt, schlägt fast immer die akademische Laufbahn ein.

Eine »echte PhD-Arbeit« beruht immer auf eigenständiger Forschung; der Kandidat muß beweisen, daß er in der Lage ist, das gewählte Gebiet voranzubringen. Darum schreibt man auch [8] diese Arbeit nicht, wie unsere Abschlußarbeit, mit zweiundzwanzig Jahren, sondern in einem höheren Alter, manchmal auch erst mit vierzig oder fünfzig Jahren (auch wenn es sehr junge PhD gibt). Warum soviel Zeitaufwand? Eben weil es sich um eigenständige Forschung handelt, bei der man sicher auch wissen muß, was andere über den gleichen Gegenstand gesagt haben, bei der es aber vor allem etwas zu entdecken gilt, was andere noch nicht gesagt haben. Wenn man, speziell in den Geisteswissenschaften, von »Entdeckung« spricht, dann denkt man nicht an umwälzend neue Entdeckungen wie die Atomspaltung, an die Relativitätstheorie oder an ein Mittel gegen Krebs: es kann sich auch um bescheidenere Entdeckungen handeln, und man betrachtet als »wissenschaftlich« auch eine neue Art und Weise, einen klassischen Text zu lesen und zu verstehen, das Ausgraben eines Manuskripts, das ein neues Licht auf einen Autor wirft, oder die Neubewertung und die Neuinterpretation schon vorhandener Arbeiten, wenn dadurch Gedanken weitergebracht und in eine systematische Ordnung eingefügt werden, die bisher über verschiedene andere Texte verstreut waren. Jedenfalls muß eine Arbeit entstehen (zumindest ist das die Idee), die andere Forscher, die sich mit dem Gegenstand beschäftigen, nicht außer acht lassen dürfen, weil in ihr etwas Neues gesagt wird (vgl. II.6.1.).

Entspricht die Abschlußarbeit, mit der wir uns hier beschäftigen, diesen gleichen Anforderungen? Nicht zwangsläufig. Da sie meist zwischen zweiundzwanzig und vierundzwanzig Jahren und in einem Alter, in dem man noch Universitätsexamina ablegt, geschrieben wird, kann sie nicht das Ergebnis langer und ausgefeilter Überlegungen sein, die völlige Reife beweisen. Und so kommt es, daß es Abschlußarbeiten (geschrieben von besonders begabten Studenten) gibt, die wirkliche PhD-Doktorarbeiten sind, und andere, die dieses Niveau nicht erreichen. Auch die Universität verlangt dies nicht um jeden Preis: Eine gute Abschlußarbeit muß nicht unbedingt auf eigenständiger Forschung beruhen, sie kann auch kompilatorisch sein. In einer kompilatorischen Arbeit zeigt der Student immerhin, daß er [9] kritisch vom Großteil der vorhandenen »Literatur« Kenntnis genommen hat (d.h. von den Veröffentlichungen über den Gegenstand) und daß er in der Lage ist, sie auf eine übersichtliche Weise darzustellen, dabei die verschiedenen Ansichten zueinander in Beziehung zu setzen und so einen guten Gesamtüberblick zu geben, der vielleicht auch einem Spezialisten zur Information nützlich sein kann, der sich gerade mit diesem Detailproblem nie eingehender beschäftigt hatte.

Daraus ergibt sich ein erster Hinweis: Man kann eine kompilatorische oder eine Forschungsarbeit schreiben – eine »Diplom-, Magisterarbeit« oder eine »PhD«, d.h. »Doktorarbeit« (Dissertation).

Eine Forschungsarbeit dauert immer länger, sie ist anstrengender und stellt höhere Anforderungen; auch eine kompilatorische Arbeit kann lange dauern und anstrengend sein (es gibt kompilatorische Arbeiten, die viele Jahre in Anspruch genommen haben), aber normalerweise kann sie in kürzerer Zeit fertiggestellt werden und birgt ein geringeres Risiko in sich.

Es ist auch keineswegs gesagt, daß man sich mit einer kompilatorischen Arbeit die Forschungslaufbahn verbaut. Das Zusammentragen von Material kann darin seinen Grund haben, daß sich der junge Forscher vor Beginn der eigentlichen Forschungsarbeit über einige Gedanken durch umfassende Dokumentation Klarheit verschaffen will.

Andererseits gibt es Abschlußarbeiten, die mit dem Anspruch auftreten, Forschungsarbeiten zu sein, die aber schnell heruntergeschrieben sind. Dabei handelt es sich um schlechte Arbeiten, die denjenigen verärgern, der sie liest und die dem, der sie schreibt, überhaupt nicht von Nutzen sind.

Die Wahl zwischen einer Forschungsarbeit und einer kompilatorischen Arbeit hängt also von der Reife und von der Arbeitskraft des Kandidaten ab. Oft – und unglücklicherweise – hängt sie auch von den finanziellen Umständen ab, weil sicher ein Student, der nebenbei arbeiten muß, weniger Zeit, weniger Kraft und oft auch weniger Geld für langwierige Untersuchungen hat (die häufig mit dem Erwerb seltener und teuerer Bücher [10] verbunden sind, mit Reisen zu ausländischen Forschungsstätten oder Bibliotheken etc.).

Leider kann dieses Buch keine wirtschaftlichen Ratschläge geben. Bis vor kurzem war es in aller Welt ein Privileg der reichen Studenten zu forschen. Man kann auch nicht behaupten, daß dieses Problem heute durch Stipendien, Reisebeihilfen, Mittel für den Aufenthalt an ausländischen Universitäten für alle ganz gelöst wäre. Das Ideal wäre eine gerechtere Gesellschaft, in der Studieren als vom Staat bezahlte Arbeit angesehen würde, in der eine Bezahlung erhielte, wer zum Studium berufen ist und in der es nicht notwendig wäre, um jeden Preis ein »Stück Papier« zu erwerben, um einen Arbeitsplatz zu finden, um befördert zu werden, um bei einer öffentlichen Stellenausschreibung gegenüber anderen erfolgreicher zu sein.

Aber die italienische Universität und die Gesellschaft, für die sie steht, sind so wie sie sind. Wir können uns nur wünschen, daß Studenten jedweder Gesellschaftsschicht sie ohne übergroße Opfer besuchen können, und wir wollen im folgenden versuchen darzulegen, wie man – unter Berücksichtigung der verfügbaren Zeit und Energie sowie der eigenen Berufung – eine anständige Abschlußarbeit schreiben kann.

I.2. Für wen dieses Buch von Interesse ist

Wenn die Dinge so stehen, müssen wir davon ausgehen, daß viele Studenten gezwungen sind, eine Abschlußarbeit zu schreiben, um möglichst schnell mit dem Studium fertig zu werden und den Titel zu erwerben, der dem berufstätigen Studenten aufgrund des Hochschulabschlusses das Vorwärtskommen ermöglicht. Einige dieser Studenten sind vielleicht schon vierzig. Gerade solche Studenten erwarten von uns praktische Ratschläge, wie man eine Abschlußarbeit in einem Monat schreibt, um die Universität hinter sich zu bringen, gleichgültig mit welcher Note. Für sie ist, um es nachdrücklich klarzustellen, dieses Buch nicht bestimmt. Wer solche Ansprüche stellt, wen die geltende [11] paradoxe Rechtslage zwingt, eine schwierige wirtschaftliche Lage dadurch zu lösen, daß er die Universität so schnell wie möglich abschließt, für den bieten sich zwei Lösungen an: 1. Eine vernünftige Summe investieren und sich die Arbeit von einem anderen schreiben lassen. 2. Eine an einer anderen Universität schon einige Jahre früher geschriebene Arbeit abschreiben (es ist unzweckmäßig, eine schon gedruckte Arbeit, auch wenn sie aus dem Ausland stammt, zu nehmen, weil ein auch nur einigermaßen informierter Dozent von ihrer Existenz weiß; aber in Mailand eine Arbeit abzuschreiben, die in Catania angefertigt wurde, bietet die begründete Chance, daß man unentdeckt bleibt; natürlich muß man sich darüber informieren, ob der Doktorvater nicht, bevor er nach Mailand kam, in Catania als Dozent tätig war. Auch das Abschreiben einer Arbeit setzt also Forschungsarbeit voraus, die Intelligenz verlangt).

Es versteht sich, daß die soeben gegebenen Ratschläge rechtswidrig sind. Es ist, als würde man sagen: »Wenn Du verletzt zur Notaufnahme kommst und der Arzt dich nicht untersuchen will, so setze ihm das Messer an den Hals.« In beiden Fällen handelt es sich um Verzweiflungstaten. Unser Rat wurde gegeben, um die Ausweglosigkeit der Situation klarzumachen und zu bekräftigen, daß das Buch nicht den Anspruch erhebt, die schwierigen sozialen Probleme zu lösen, die die gegenwärtige Rechtsordnung mit sich bringt.

Dieses Buch wendet sich also an Studenten, die (auch ohne Millionär zu sein und ohne 10 Jahre Zeit für den Abschluß zu haben und dafür in der ganzen Welt herumzureisen) einige Stunden am Tag ihren Studien widmen können und die eine Abschlußarbeit machen wollen, die ihnen eine gewisse geistige Befriedigung gibt und die ihnen auch nach dem Universitätsabschluß Nutzen bringt. Und die im Rahmen des gesteckten Zieles – mag es auch bescheiden sein – ernsthafte Arbeit leisten wollen. Man kann auch eine Sammlung von Einklebe-Bildchen ernsthaft angehen: Man muß nur den Gegenstand der Sammlung festlegen, die Grundsätze für die Katalogisierung, die zeitliche Begrenzung der Sammlung. Wenn man sich dafür entscheidet, [12] nicht weiter als bis 1960 zurückzugehen: bestens, vorausgesetzt, daß alle Bilder seit 1960 vorhanden sind. Diese Sammlung wird sich immer noch vom Louvre unterscheiden. Aber es ist besser, eine Sammlung von Fußballer-Bildchen von 1960 bis 1970 zu machen als ein unseriöses Museum. Dieser Grundsatz gilt auch für die Abschlußarbeit.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
340 s. 135 illüstrasyon
ISBN:
9783846353776
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