Kitabı oku: «Der Autofetischist»

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Der Autofetischist

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Der Autofetischist

Urs De Plierer

KURZGESCHICHTE

FÜR VERONIKA

IMPRESSUM
Autor:

Urs De Plierer

Herausgeber, Selbstverleger, Satz und Layout:

Wolfgang Schulz-Binz, Elbinger Straße 2, 31515 Wunstorf

©2019 Die Rechte der Vervielfältigung obliegen dem Autor.

Der Morgenwind wogte nur noch schwach in den kargen Wipfeln der Koniferen am Straßenrand, nahe Krüters Haus. Die Sonne strahlte ihr gleißendes Goldorange durch den wolkenlosen Azur. Ein Teil der von den Fichten gefilterten Lichtbalken schrägte durch das Schlafzimmerfenster von Hedi und Benjamin.

Noch ein wenig schlaftrunken stand Benjamin vor dem Französischen Bett, reckte sich und schaute zufrieden aus dem Fenster. Die Gardine zur Seite gezogen, das Fenster weit geöffnet, lehnte er sich gähnend hinaus und holte anschließend tief Luft durch Mund und Nase, so als wollte er die ganze Kraft des Tages samt den lieblichen, sommerlichen Düften in sich aufsaugen.

Nach der gestrigen Party war sein Blick etwas rotglasig, zumal er am Vorabend viel zu tief ins Glas geschaut und nicht nur hineingeschaut hatte. Als er schließlich vor das Garagentor blickte, stutzte er abrupt, fuhr dabei ein Stückchen in die Höhe, dass sein Schädel an den Fensterrahmen stieß und einen empfindlichen Laut über seine Lippen presste.

Hedi erwachte und rekelte sich. Mit zusammengekniffenen Augen, den Kopf seitlich auf ihre Knie gelegt, plierte sie zu Benjamin herüber, der anhaltend etwas grimmig dreinguckte, schmiss ihren schlanken Oberkörper in die Liegeposition zurück, drehte sich wieder auf die Seite und schien von diesem schönen Tag überhaupt nichts wissen zu wollen. Außerdem schien ihr die Art und Weise des Weckens kaum behagt zu haben.

»Hedi!« gemahnte Benjamin lauthals seine Gattin, die ihrerseits keine Anstalten machte, auch bloß an ein Aufstehen zu denken. Benjamins kapriziöses Gemüt wurde auf eine harte Probe gestellt, doch er wollte partout nicht ablassen von der Frau, die in ihrer Übernächtigung vor Erschöpfung kein Auge aufkriegen konnte. Er war einfach nicht in der richtigen Laune, in solch einer prekären Situation den Kavalier zu spielen, und für ihn war die Situation prekär. Sicherlich hätte er leise auf den Pantoffeln kehrt machen und genauso geräuscharm das Zimmer verlassen können, aber das schien nicht nach seinem Sinne.

Ihn foppte zu gravierend, dass seine liebe Frau Gemahlin, sei es aus Mangel an bedingungsloser Fürsorge oder aus romantischer Versonnenheit, was bei Benjamin ebensowenig auf Verständnis gestoßen wär, das Auto vor statt in der Garage abgestellt hatte. Ein Kind täte man ja auch nicht über Nacht alleine da draußen stehen lassen, dachte Benjamin bei sich.

Das Auto könne doch Rost ansetzen. Und wo der Rost erstmal fresse, da lauere bereits die Schrottpresse, pflegte Benjamin oft seiner Frau vorzuhalten, wenn eine ähnliche Situation wie diese eintrat oder er einen Grund benötigte, seine übertriebene Liebe zum vierrädrigen Gefährt vor anderen zu rechtfertigen.

Für Benjamin glich jeder Sonntagmorgen dem anderen. Früh morgens verließ er das Haus für den sonntäglichen Autoputz, wonach er die folgenden vier Stunden, so ziemlich den ganzen Vormittag also, gänzlich von der Bildfläche verschwunden war. Sein bronzefarbener Audi war ihm das Holdeste und Heiligste auf Erden, und er war naiv genug, damit auch vor anderen nicht hinter den Berg zu halten. Denen er es nicht durch die Schwärmerei über die Vorzüge akkurater Autopflege mitteilte, teilte es sich ganz von allein mit, sobald jemand am Sonntagmorgen an Krüters Grundstück vorbeiflanierte und Benjamin bei seiner übereifrigen und gründlichen Wagenwäsche zusah.

Einige Nachbarn aus der Gegend spotteten schon über ihn, vonwegen, dass sein Auto seine Zweitfrau sei sowie derartiges mehr. Sicherlich, hohles Geplänkel, wie es vielerorts in Nachbarschaften bourgeoiser Siedlungen gang und gäbe war, dennoch – zur Gänze unbegründet war dieser Spott keineswegs, tatsächlich war es noch wesentlich schlimmer, als es die anderen vermutet hatten, denn seine Frau, Hedi, war es, die für ihn erst an zwoter Stelle von Bedeutung war.

In seinem chicen, graupinkfarbenem Jogginganzug aus feinst gewirktem Jersey jumpte Benjamin die Treppe von den oberen Räumen des Hauses hinunter in die Wohndiele.

Wuppdich stand er vor einem alten Schrank aus Kirschholz, entnahm diesem in flinken Bewegungen die Waschutensilien für den Autoputz (Schwamm, Lederlappen, Gummiwischer und diverse Tuben mit Paste fürs Reinigen und Polieren, eine Blechflasche mit übelst riechendem Flüssigwachs, ferner eine Bürste, die an ein Schlauchende aufgesteckt werden kann), schnappte mit der noch einzig freien Hand den roten Plastikeimer und wieselte, ein bisschen wie ein Gehbehinderter, weil er rechtsseitig seine Schulter etwas steif nachzog, was sich irgendwie auf seine Gangart auswirkte, und zwar wegen der Putzmittel, die er sich unter den Arm geklemmt hatte.

In der Küche entledigte er sich kurz der Dinge, füllte den Eimer mit lauwarmem Wasser, klaubte wieder alles zusammen, griff den Eimer am Bügel und machte sich davon.

Er stellte alles vor dem Auto ab und machte erstmal drei Kniebeugen, bevor er daranging, die Waschprozedur einzuläuten. Ebenso diese flüchtige Leibesertüchtigung, die sich geradezu lächerlich ausnahm, zählte zu seiner sonntäglichen Gewohnheit.

Mit aller Hingabe und Sanftheit wusch er das Auto, als streichelte er über die zarten Fesseln einer Frau. Sein fürsorglicher Blick wanderte auf dem Lack des Audi entlang. In langsam kreisenden Bewegungen wusch er mit dem Schwamm erst das Dach, dann Heck und Motorhaube; zuletzt kamen dann stets die Seiten und die Räder an die Reihe; für die Räder allerdings benutzte er den Gartenschlauch mit der aufgepflanzten Bürste. Jene Prozedur hatte durchaus System, ein System, welches sich Sonntag für Sonntag aufs neue wiederholte und sich bereits seit einigen Jahren bewährt hatte.

Hedi streifte ihr Négligé über und wollte sich soeben ins Bad begeben, als sie unvermittelt von einem eigenartigen Gefühl heimgesucht wurde, ein Gefühl, als berührte jemand mit tausend unsichtbaren Händen mehrere ihrer erogenen Zonen zugleich. Sie verspürte unversehens ein Verlangen, sich hinzulegen und hinzugeben. Warf sich aufs Bett, wand sich lustvoll auf dem Rücken hin und her und rieb sich sanft ihren Bauch. Streichelte zärtlich vom Bauch hinauf zur Brust, wieder über den Bauch und tiefer herab bis zur Scham. Augenblicke später setzte ein stoßweises Gestöhn ein, das irgendwie gepresst und doch befreiend klang. Geschmeidige, fast schlangenartige Bewegungen sowie die Laute, die Hedi von sich gab, der ganze schöne, schlanke Körper, das alles schwelgte miteinander in einem geradezu harmonischen Rhythmus.

Ungefähr zur selben Zeit trieben die beiden Ungestüme, Ines und Piet, ihren ersten Unfug für diesen Tag, und zwar im Badezimmer. Sie beschmierten nämlich gerade den Spiegel über dem Waschbecken mit Zahncreme und Rasierschaum.

Dicke, weiße und rotblau gestreifte Würste, die sich in rasant geschwungenen Linien über den ganzen Spiegel verzweigten und überkreuzten, wo sie sich zu einer bunten breiigen Masse vermengten.

Die Zwillinge betrachteten ihr kleines Kunstwerk, hatten absolut nichts daran auszusetzen, gaben sich letztlich damit zufrieden und flitzten beide hinunter in die Küche, um für ihre Mami ein Frühstück zu bereiten, dass sie so rasch nicht vergessen sollte.

Dass ihr beider Papa bereits aufgestanden war und mit dem allsonntäglichen Autoputz begonnen hatte, hatten sie mitbekommen und wollten nun zumindest ihrer Mutter eine kolossale Freude machen, sie mit etwas nettem überraschen, sie verwöhnen, wie es sonst immer umgekehrt geschah.

Sie toasteten Weißbrot, bis es schwarz war und vollends verkokelt dampfte und stank; sie kochten ein Ei, bis es von einem Stein kaum zu unterscheiden war, und fabrizierten einen Kaffee vom gestrigen Aufguss, weil die Blechdose mit dem frischen Kaffee oben auf dem Regal stand und für beide nicht zu erreichen war.

Als der zweite Aufguss fertig war, hatte Piet plötzlich einen Gedankenblitz. Mit Ines’ Hilfe stellte er einen Stuhl auf den Küchentisch und bestieg diesen, grabschte nun bequem nach der mit afrikanischen Motiven bedruckten Kaffeedose, fingerte eine handvoll brauner Bohnen heraus, stellte die Dose genauso wieder an ihren Platz zurück, beratschlagte mit Ines, wieviel dieser braunen Dinger wohl noch in die Tasse müssten, damit der alte Kaffee wie frisch aufgebrühter schmecken würde. Sie einigten sich darauf, drei Bohnen in die Tasse und drei daneben auf den Teller zu legen.

Hernach nahmen sich beide der kolkrabenschwarzen Toastscheiben an, belegten die eine Scheibe mit einer dicken Lage Butter, stapelten darauf den Käse, Salami und was ihnen noch so alles zwischen die Finger geriet. Nachher war es eine Klappstulle von sage und schreibe sechs Zentimeter Dicke. Da wären selbst die sogenannten Hamburger einer Fastfoodkette neidisch erbleicht.

Ines meinte, das sei ein prima Sandwich geworden, besser als eines, das man irgendwo kaufen könne. Und beide waren absolut davon überzeugt, dass ihre Mami sich riesig darüber freuen würde. Das würde sie sicher – aber würde sie es auch mögen?

Der dreijährige, etwas mopsige Piet trug das Tablett, und die pferdeschwänzige Ines peste voraus. Neugierig, ob Hedi noch immer schliefe, öffnete sie behutsam die Türe einen Spalt breit, dann etwas mehr, dass sie geradeso ihr Köpfchen ins Zimmer stecken konnte, und lugte verstohlen dahinter hervor. Was sie daraufhin jedoch wahrnahm, ließ sie augenblicklich zurückschrecken. Piet wunderte sich über das merkwürdige Verhalten seiner Schwester und fragte, was sie denn auf einmal habe.

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