Kitabı oku: «Menschengesichter», sayfa 2

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4. Philipp II. als Hegemon Griechenlands


Alexander III., König der Makedonen (336–323 v. Chr.). Goldstater vom Typus der unter seinem Vater Philipp II. (359–336 v. Chr.) eingeführten Goldstatere, Kolophon (Ionien), 324 v. Chr. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r. Rs. Zweigespann, getrieben vom Wagenlenker n. r. galoppierend, unter den Vorderbeinen der Pferde Münzstättenzeichen: Dreifuss.

Delphi, wo der Gott Apollon den Menschen durch die Pythia den Willen der Götter verkündete, war eines der reichsten Heiligtümer Griechenlands. Unzählige Städte hatten dort wertvolle Weihegaben deponiert. Dieser Reichtum verlockte im Jahre 355 v. Chr. die Phoker, das Heiligtum zu erobern. Bis dahin hatte eine Vielzahl von Städten, zusammengefasst in der so genannten Delphischen Amphiktyonie, über das Schicksal des Orakels bestimmt. Sie erklärte den Phokern den «Heiligen Krieg». Doch da die neuen Herren Delphis über die schier unbegrenzten Mittel des Tempelschatzes verfügten, konnten sie ein riesiges Söldnerheer bezahlen, an dem die Streitkräfte ihrer Gegner immer wieder scheiterten. Erst das Eingreifen Philipps II., König der Makedonen in den Jahren 359 bis 336 v. Chr., brachte die Wende. Auf der Seite der Amphiktyonen trat er in den Kampf ein und zwang die Phoker im Jahre 346 v. Chr. zu kapitulieren.

Natürlich nutzte der ehrgeizige König seinen Sieg. Nicht nur, dass er die strategisch wichtigen Festungen der Phoker mit seinen eigenen Soldaten besetzte und für sich selbst gleich eine Vielzahl an Stimmen im Rat der Amphiktyonen reservierte, was ihm einen enormen Zuwachs an Einfluss brachte. Er nutzte seinen Sieg auch propagandistisch. Hortfunde bestätigen, dass Philipp kurz nach seinem Sieg wohl schon im Jahre 345 v. Chr. einen neuen Münztyp einführte, der auf der Vorderseite das Bild des Herren von Delphi zeigte: Apollon. Bereits im Jahre 357 v. Chr. hatte Philipp die Herrschaft über das Pangeiongebirge im Norden Griechenlands gewonnen, wo ergiebige Goldlagerstätten ausgebeutet wurden. Die Gewinne aus dem Bergbau galt es nun auszumünzen, um mit deren Hilfe die Anhänger der Makedonen in Griechenland zu stärken, und natürlich, um Söldner anzuwerben. Als Münztyp für die Vorderseite wählte Philipp nicht Zeus, der als besonderer Schutzgott der Makedonen galt, oder Herakles, den Stammvater der Argeaden, zu deren Geschlecht Philipp gehörte. Er entschied sich für Apollon, dessen Kopf allen Griechen verkündete, dass Philipp gegen die frevelnden Phoker in den Kampf gezogen war und dass die Götter ihm und der gerechten Sache zum Sieg verholfen hatten.

Dieser Münztyp wurde in der ganzen antiken Welt so beliebt, dass auch der Nachfolger und Sohn Philipps, Alexander der Grosse, ihn weiter prägte. Ja, als Lohn keltischer Söldner gelangten einzelne Stücke sogar bis weit ins Innere Europas, wo zahlreiche keltische Prägungen die Münzen Philipps imitieren.

5. Griechische Kunst – keltische Kunst


Parisii (keltischer Stamm in Frankreich, in der Gegend des heutigen Paris). Goldstater, Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. Stilisierter Kopf n. r., davor Volute, unter dem Kinn Keule (?). Rs. Stilisiertes Pferd n. l., darüber dreieckiges Netz aus Rauten mit Mittelpunkt, darunter Rosette.

Auf den ersten Blick haben sie nicht viel miteinander gemeinsam, die Münze mit dem Antlitz des Gottes Apollon auf der Vorderseite, die wir bei Münztext 4 abgebildet haben, und dieser Goldstater der Parisii, der mehr als ein Jahrhundert später geprägt wurde. Und doch hat sich das an ein abstraktes Kunstwerk erinnernde, schwungvolle Münzbild der Kelten aus den Stateren nach dem von Philipp II. eingeführten Typus entwickelt.

Kennen gelernt haben die Kelten die Münzen durch den Dienst, den sie als Söldner leisteten. Sie waren bekannt als tüchtige Krieger, abgehärtet und zäh, denen der Kampf Freude bereitete. Und so war es für beide Seiten ein guter Handel, wenn Philipp II. oder Alexander der Grosse oder einer seiner Nachfolger einen Trupp dieser geschulten Kämpfer engagierte. Lange vorbei war die Zeit, in der ein griechisches Heer aus dem Aufgebot der waffenfähigen Bürger einer Stadt bestand. Im Soldatenhandwerk hatte eine Spezialisierung eingesetzt und so fanden viele Kelten Sold und Brot in griechischen Diensten.

Und sie trugen – zumindest, wenn sie den Feldzug überlebten – ihren Lohn und damit das Wissen um die Münze überall hin, wo sie zuhause waren. Und bald begann eine eigene Prägung.

Wir wissen nicht viel darüber. Wir können nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob einzelne Stämme für bestimmte Stücke verantwortlich zeichneten oder ob Privatpersonen aus uns unbekannten Gründen ihr Gold in Münzen umprägen liessen. Unser Stück wird dem Stamm der Parisii zugeschrieben, weil ein Grossteil der bekannten Exemplare auf dem Gebiet gefunden wurde, wo die Parisii zur Zeit Caesars lebten. Ausserdem ist es doch eine schöne Vorstellung, dass ein Zentrum der Kunst, wie es Paris ist, schon vor mehr als 2000 Jahren eines der bedeutendsten Kunstwerke der keltischen Numismatik hervorbrachte.

Was sich der Stempelschneider aber beim kreativen Akt dachte, warum er die geordnete Haartracht des griechischen Gottes zu einer wilden Lockenpracht umformte, weshalb er in einer Art Horror Vacui jede noch so kleine Fläche des Münzbildes mit Schmuckelementen ausfüllte, wir wissen es nicht – auch wenn natürlich jede Menge Hypothesen darüber umlaufen.

So bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Münze als ein Kunstwerk zu betrachten, dessen Botschaft uns heute verloren ist, dessen Schönheit nach über 2000 Jahren aber immer noch zu uns spricht.

6. Die 30 Silberlinge


Tyros (Phönikien). Tetradrachmon, 106 v. Chr. Kopf des Melkarth mit Lorbeerkranz n. r. Rs. Adler auf Schiffsbug n. l. stehend, über seiner Schulter Palmzweig.

Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohepriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreissig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.

Mt. 26,14–16

Natürlich können wir nicht mit letzter Sicherheit sagen, wie die 30 Münzen aussahen, die Judas für die Auslieferung Christi erhielt. Die Wahrscheinlichkeit aber spricht dafür, dass es sich um Münzen aus Tyros handelte; mit diesen Münzen nämlich wurde die jüdische Tempelsteuer jahrhundertelang bezahlt.

Melkarth, der auf der Vorderseite unserer Münze abgebildet ist, war die wichtigste Gottheit der phönikischen Stadt Tyros. Er besass einen bedeutenden Tempel dort und erhielt von seinen Gläubigen all die Ehren, die das jüdische Volk als Götzendienst empfand. Ursprünglich war Melkarth ein Sonnengott, der gleichzeitig über die Unterwelt und die Fruchtbarkeit wachte. Die Griechen setzten ihn mit Zeus gleich, oder – fast noch häufiger – mit Herakles. Auf jeden Fall war auch Melkarth ein «Baal», denn diesen Namen, der eigentlich nichts anderes als «Herr» bedeutet, pflegten die Phönikier all ihren Göttern beizulegen. Und mit dem Baal hatten die Juden ja ihre ganz eigenen Erfahrungen, wie uns im Buch der Könige die Geschichte von Jezabel und Elias berichtet.

Trotzdem bestanden die Verantwortlichen im Tempel zu Jerusalem darauf, für die Tempelsteuer nichts anderes als tyrische Münzen anzunehmen, und dies aus einem einfachen Grund: Der Silbergehalt der Stücke schwankte praktisch nicht. Ihr Wert war trotz der langen Prägedauer gleich bleibend und damit leicht kalkulierbar. So musste jeder Jude, der die Tempelsteuer in Höhe einer tyrischen Didrachme entrichten wollte, im Hof des Tempels sein Geld in tyrische Währung wechseln, ein Vorgang, der einen Mann namens Jesus so aufbringen sollte, dass er gewalttätig wurde gegen die allgegenwärtigen Geldwechsler.

Als die Stadt Tyros aufhörte, ihre Münzen herauszugeben, geriet die Finanzverwaltung des Tempels in arge Verlegenheit. Herodes der Grosse, dem die spätere Überlieferung den Kindermord von Bethlehem zuschreiben sollte, war es, der von Rom für die jüdischen Autoritäten das Recht erwirkte, nun selbst Schekel nach tyrischem Vorbild zu prägen. Bis zum Beginn des ersten jüdischen Krieges, bis 66 n. Chr., entstanden also Münzen mit dem Bild eines Baal im gelobten Land des Volkes Israel.

Wie der Mensch ins Münzbild kam

Im Jahre 546 v. Chr. eroberten die Perser das lydische Reich des Königs Kroisos, wo zum Zeitpunkt der Eroberung schon ein funktionierendes Münzsystem existierte. Auch wenn die persische Wirtschaft nicht auf die Münze als Hilfsmittel zum Warenaustausch angewiesen war, so erkannten die Verantwortlichen doch, was für ein nützliches Werkzeug Münzen waren. Mit ihnen konnte man ohne allzu grosse eigene Belastung Politik betreiben: Man konnte griechische Söldner bezahlen, die im Auftrag des persischen Reiches Kriege führten, man konnte aber auch direkt Einfluss nehmen auf die Politik der zerstrittenen Städte in Griechenland. Und indem der persische Hof der in einem Kampf gerade unterlegenen Stadt die Geldmittel zur Verfügung stellte, um neue Söldner, neue Schiffe zu bezahlen, war er in der Lage, jede Auseinandersetzung bis zur völligen Erschöpfung beider Kontrahenten zu verlängern.

Die Münzen, mit denen die Perser Griechenland unterwanderten, sahen allerdings ganz anders aus als alles, was man damals in der griechischen Welt kannte. Auf ihnen war kein Gott dargestellt, sondern der persische König – nicht als Person mit individuellen Zügen, sondern als Grosskönig schlechthin, mit all den Eigenschaften versehen, die nach persischer Überzeugung ein Grosskönig besitzen sollte.

Als «Gebieter des Bogens» – wie einer seiner offiziellen Titel lautete – bereitet sich der König im Münzbild im schnellen Lauf darauf vor, im Kampf zunächst seinen Speer zu schleudern, um dann einen Pfeil aus seinem Köcher zu ziehen und ihn auf den Feind abzuschiessen. Ein Porträt darf man diese Darstellung freilich noch nicht nennen. Die realistische Darstellung eines lebenden Menschen war nicht vereinbar mit den persischen Vorstellungen.

Persisches Reich. Siklos, zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Persischer Grosskönig mit Bogen, Köcher und Speer in schneller Bewegung n. r. laufend. Rs. Unregelmässig vertieftes Quadratum incusum.

In Kleinasien, wo sich die Perser durch ihre kluge Politik trotz der Niederlagen bei Marathon und Salamis durchgesetzt hatten, blühten die Poleis unter der Herrschaft der vom Grosskönig eingesetzten Satrapen. Hier war es, wo die griechische Entdeckung des Individuums mit der persischen Auffassung von der Machtverteilung innerhalb einer politischen Gemeinschaft zusammentraf. Die Griechen verstanden ihre Polis als eine Gemeinschaft aller Bürger, deren Geld mit einem Motiv versehen wurde, in dem sich alle wiederfinden konnten. Das persische Reich dagegen verkörperte sich in seinem Grosskönig, der – wie wir gesehen haben – in idealtypischer Form im Münzbild bereits seit mehr als einem Jahrhundert gegenwärtig war. Seine Macht färbte ab auf seine Vertreter, die Satrapen, die deshalb nichts dabei fanden, das von ihnen herausgegebene Geld mit ihrem eigenen Bild zu kennzeichnen.

Inwieweit diese Bilder bereits Porträts in unserem heutigen Sinne sind, darüber wird von klassischen Archäologen noch debattiert. Einige behaupten, dass es den ersten Stempelschneidern mehr darum ging, die typischen Kennzeichen des «Persers» im Münzbild festzuhalten, als die persönlichen Züge des Porträtierten zu erfassen. Namensbeischriften machen es aber eindeutig, dass – typisiert oder realistisch – der Kopf eines lebenden Menschen auf diesen Münzen dargestellt ist.

Bereits 412/11 v. Chr. liess Tissaphernes, der als entscheidende Persönlichkeit im Peloponnesischen Krieg auf persischer Seite wirkte, Münzen prägen, die sein Porträt zeigen. Er war damit der erste Mensch, den wir kennen, dessen Antlitz auf einer Münze erschien. Andere Satrapen und die so genannten Dynasten in Lykien folgten seinem Beispiel. Am Schnittpunkt zwischen Ost und West, Persern und Griechen gab es also bereits vor dem Alexanderzug eine reiche Tradition von Porträts im Münzbild.

Wir zeigen hier ein relativ spätes Exemplar. Spithridates, der Satrap von Lydien und Ionien, liess sich zu einem uns unbekannten Zeitpunkt von einem griechischen Stempelschneider porträtieren. Wir erkennen deutlich die Tiara, Kopfbedeckung der Perser, die aus einem spitz zulaufenden Ledersack bestand, der in seinem oberen Drittel nach vorne umklappte und zum Vorbild werden sollte für die so genannte phrygische Mütze. Spithridates war einer der wichtigsten Gegner Alexanders des Grossen, der sich ihm mit seiner Streitmacht am Granikos entgegenstellte. Der Ausgang der Schlacht ist bekannt: Alexander siegte, Spithridates verlor sein Leben.

Spithridates, persischer Satrap von Lydien und Ionien († 334 v. Chr. in der Schlacht am Granikos). Bronzemünze. Kopf des Spithridates mit Tiara n. r. Rs. Pferdevorderteil n. r.

Alexander eroberte das persische Reich. Elf Jahre dauerte sein Feldzug durch den Osten, wo seine Soldaten und ihre Anführer Dinge kennen lernten, von denen sie in ihren heimatlichen Bergen nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Natürlich veränderte dieser Feldzug die Menschen, die an ihm teilgenommen hatten, natürlich drangen auf diesem Wege Vorstellungen in die Köpfe der Soldaten ein, wie sie noch vor einer Generation in Griechenland undenkbar gewesen wären.

Es lag nach dem Tode Alexanders im fernen Babylon am 13. Juni 323 v. Chr. nahe, dass dieser junge Mann mehr als nur ein gewöhnlicher Sterblicher gewesen sein musste. Wie sonst hätte er solch ein grosses Reich erobern können? Und dass man Menschen nach ihrem Tode als göttliche Wesen, als Heroen verehrte, war weder neu noch merkwürdig in Griechenland. Bereits in archaischer Zeit wählten einige Städte Heroen, um auf ihren Münzen die Gemeinschaft zu vertreten. Welches andere Motiv, wenn nicht das Porträt Alexanders, war also geeignet, um es auf eine Münze zu setzen, die im grossen, neuen Reich des Alexander zirkulieren sollte? Jeder Soldat, der mit so einer Münze bezahlte, identifizierte sich mit seinem Feldherrn. Sie alle hatten unter ihm gekämpft, wussten um seine besonderen Eigenschaften, sie liebten ihn und würden demjenigen folgen, der am ehesten versprach, wie ein neuer Alexander zu sein. So wurde das Bild Alexanders zu einem propagandistischen Mittel, das die verschiedenen Heerführer, die um die Macht im herrscherlos gewordenen Reich kämpften, gerne benutzten. Natürlich stellten sie Alexander dabei nicht als Mensch dar, sondern als Gott. Lysimachos zum Beispiel, der 323 v. Chr. die Verwaltung von Thrakien übernommen hatte, zeigte Alexander auf seinen Münzen als Sohn des Zeus-Ammon.

Er griff damit auf ein Ereignis zurück, das uns bei Strabon 17, 1, 43 überliefert ist: Anfang des Jahres 331 v. Chr. besuchte Alexander auf seinem Feldzug durch Ägypten die Oase Siwa, wo sich ein bedeutendes Orakel befand. Die Priester begrüssten den siegreichen Feldherrn als Sohn des Ammon, den die Ägypter Amun nannten und die Griechen Zeus. Was auf uns heute wie Opportunismus wirken mag, war tief in der ägyptischen Seele verankert: Jeder Pharao galt als Sohn des Amun. Der Gott selbst – so berichtet ein ägyptischer Mythos – stieg stets aufs neue herab zur Königin, um mit ihr den Pharao zu zeugen.

Lysimachos, Nachfolger des Alexander und König (305–281 v. Chr.). Tetradrachmon, Magnesia, 297 v. Chr. Kopf des vergöttlichten Alexander mit Ammonshorn n. r. Rs. Athena mit Helm, Schild und Speer n. l. sitzend, auf ihrer rechten Hand eine Nike tragend, die den Namen des Lysimachos bekränzt.

Wie Alexander zu sein, sich also an der Spitze eines Heeres sein eigenes Reich zu erobern, das sollte fortan höchstes Ideal all der Machtmenschen sein, die nach dem Tod der letzten Angehörigen des makedonischen Königshauses um die Herrschaft über das riesige Reich kämpften.

Die Erfahrung der schier unbegrenzten Macht, die ein zum widerspruchslosen Gehorsam verpflichtetes Söldnerheer verlieh, veränderte die Weltsicht von Befehlsgebern, Befehlsempfängern und Opfern. In Athen zum Beispiel sangen die Bürger der Stadt anlässlich des Festes, das sie zu Ehren des «Gottes» Demetrios Poliorketes abhielten, folgenden Hymnus: «Oh Sohn des allmächtigen Gottes Poseidon und der Aphrodite, heil dir! Denn andere Götter sind entweder weit fort oder sie haben kein Gehör oder es gibt sie gar nicht oder sie beachten uns überhaupt nicht, dich aber können wir sehen in voller Gegenwart, nicht in Holz und nicht in Stein, sondern in Wahrheit. Und so preisen wir dich.»

Wenn sie nun schon wie Götter verehrt wurden und sich gleichzeitig als Rechtsnachfolger der persischen Satrapen fühlen durften, deren Porträtmünzen schon lange im persischen Reich zirkuliert hatten, was sollte die mächtigsten der Heerführer davon abhalten, ihr eigenes Porträt auf die Münze zu setzen? Um die Wende vom 4. zum 3. Jahrhundert v. Chr. jedenfalls erscheinen die Köpfe von Ptolemaios, Seleukos und Demetrios Poliorketes auf den von ihnen herausgegebenen Münzen fast gleichzeitig.

Demetrios, der den Beinamen «Poliorketes», also «Städtezertrümmerer» trug, war ein typischer Vertreter der Alexandernachfolger. Wir sehen hier sein Porträt, das stark an den idealisierten Alexanderdarstellungen orientiert ist. Ein einfaches Stoffband, das Diadem, Zeichen des absoluten Herrschers, ist um seinen Kopf gewunden. Er reklamiert für sich im Münzbild die Abstammung von einem Gott, von Poseidon, um genau zu sein. Ein Stierhorn wächst aus seinem Kopf. Poseidon galt als Herr der Stiere, und ein Stierhorn auf Münzen hatte seit Jahrhunderten die Flussgötter charakterisiert, die ein Grieche als Abkömmlinge von Poseidon empfand.

Demetrios Poliorketes, Nachfolger des Alexander und König (305–284 v. Chr.). Tetradrachmon, Chalkis, um 297–280 v. Chr. Kopf des Demetrios mit Stierhorn und Diadem n. r. Rs. Poseidon mit Dreizack n. l. stehend, das linke Bein auf einen Felsen gestützt.

Hatten sich die Porträtierten der ersten Generation noch als Götter «verkleiden» müssen, verzichteten die meisten ihrer Nachfolger auf göttliche Attribute. Das Diadem als Zeichen der Macht genügte völlig, um den absoluten Herrscher zu charakterisieren, der das Recht besass, sein Bild auf eine Münze zu setzen.

Bald waren es nicht nur die Nachfolger Alexanders des Grossen, die Münzen mit ihrem Porträt kennzeichneten, auch im griechischen Mutterland und in Sizilien stellten sich diejenigen, die über vergleichbare Macht verfügten, im Münzbild dar. Und nicht nur sich selbst. Auch Angehörige wie Ehefrau, Ahnen oder Thronfolger wurden im Münzbild präsentiert, um den Benutzern des Geldes die eigenen dynastischen Pläne schmackhaft zu machen.

Wir sehen hier ein Beispiel aus Sizilien. Auf der Vorderseite der Prägung ist ein Mann abgebildet, der nie zur Herrschaft gelangen sollte: Gelon II. von Syrakus, dessen Vater Hieron II. 60 Jahre lang regierte. Als dieser Hieron im Jahre 275 v. Chr. in Syrakus die Herrschaft übernahm, waren weniger als 50 Jahre seit dem Tode Alexanders verstrichen. Und doch hatte sich das Porträt im Münzbild, das noch eine Generation zuvor den Griechen als Frevel galt, in eine Selbstverständlichkeit verwandelt.

Gelon II., Thronfolger in Syrakus. 4 Litren, geprägt unter seinem Vater Hieron II., 218–214 v. Chr. Kopf des Gelon mit Diadem n. l. Rs. Adler auf einem Blitz n. r. stehend.

7. Alexander der Grosse


Alexander III., König der Makedonen (336–323 v. Chr.). Drachme, Sardeis, 333–323 v. Chr. Kopf des Herakles mit Löwenskalp n. r. Rs. Zeus n. l. thronend, auf der ausgestreckten rechten Hand Adler; im Feld links Münzzeichen Kantharos.

Als Alexander, den man später den Grossen nennen sollte, aufbrach, um das Reich der Perser zu erobern, standen den 70 Talenten Silber in seiner Schatzkammer 200 Talente Schulden gegenüber. Er hatte mit diesem Geld Vorräte für sein Heer beschafft. 30 Tage würden sie reichen, eine knappe Zeitspanne, um ein Weltreich zu erobern! Alexander war also zum Erfolg verdammt. Und tatsächlich verschaffte ihm sein Sieg beim Granikos im Mai 334 v. Chr. die Mittel, um seinen Feldzug fortan mit Hilfe der Beute problemlos zu finanzieren.

Dieser erste Sieg ermöglichte Alexander den Zugriff auf die reichen Städte des bisher von den Persern kontrollierten Kleinasien. Nach der Eroberung von Sardeis und Tarsos im Jahre 333 v. Chr. dürfte es gewesen sein, dass Alexander ein eigenes Bild für seine Silbermünzen einführte und damit eine Münzprägung initiierte, die alles bisher Gewesene in den Schatten stellte. Er wählte für die Vorderseite Herakles, den Stammvater seines Geschlechts, der als Vorkämpfer des Guten gegen das Böse galt und von Alexander persönlich verehrt wurde.

Alexander sollte noch mehr als genug Silber für seine Münzen erbeuten: Susa brachte 50 000, Persepolis 120 000 und Ekbatana 180 000 Talente Silber.

Hätte Alexander allein den letzten Betrag ausgemünzt, so hätte er damit – ein Talent zu 6000 Drachmen gerechnet – 1080 Millionen Drachmen wie die hier abgebildete oder 270 Millionen Tetradrachmen prägen können. Stellen wir diesen Summen die Kosten gegenüber, die heutige Forscher für den Feldzug berechnen: Man schätzt, das Heer Alexanders habe am Tag 20 Talente Silber benötigt, also aufs Jahr gerechnet 7500 Talente. Die Kosten des gesamten Feldzuges gegen die Perser schätzt man auf 80 000 Talente.

Mit Alexanders Soldaten verteilten sich seine Münzen in der ganzen damals bekannten Welt. Ihr Bekanntheitsgrad und ihr gleich bleibendes Gewicht machten sie zu einem beliebten Zahlungsmittel im Fernhandel. Bald gaben «freie» Städte solche Münzen sogar ohne königlichen Auftrag im Namen Alexanders heraus.

Bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. prägte man Münzen nach dem Vorbild der Tetradrachmen und Drachmen Alexanders. Das heisst, Stempelschneider schnitten neue Stempel zu einer Zeit, als sich bereits niemand mehr vorstellen konnte, dass ein Herrscher nicht sein Porträt auf eine Münze setzen wollte. Und so statteten viele Künstler den Herakles mit den Zügen Alexanders aus. Damit entstand die paradoxe Situation, dass Münzen, die zu Alexanders Lebzeiten herausgegeben wurden, nicht sein Porträt zeigen, während spätere Stücke zum Teil Porträtähnlichkeit aufweisen.

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